Die allgemeine Radwegbenutzungspflicht wurde im Jahre 1997 aufgehoben, ab diesem Zeitpunkt sollten Benutzungspflichten nur noch im Falle besonderer Gefahren angeordnet werden. Ist keine Benutzungspflicht angeordnet, so haben Radfahrer nun freie Wahl zwischen Radweg und Fahrbahn. Dieses Recht wird Radfahrern von anderen Verkehrsteilnehmern gerne streitig gemacht. Selbst der Berliner Polizei ist dies bekannt, und so schreibt sie:
Leider erreichen uns auch noch nach über 10 Jahren nach Aufhebung der generellen Benutzungspflicht immer wieder Beschwerden von Radfahrern, die von Autofahrern zur Benutzung der Radwege aufgefordert werden, obwohl die Benutzungspflicht dort nicht mehr besteht. Die „Belehrungen“ beschränken sich manchmal nicht nur auf Worte, sondern schließen auch aggressives Hupen und sogar Gefährdungen der rechtmäßig auf der Fahrbahn fahrenden Radfahrer durch zu dichtes Vorbeifahren und Abklemmen am Fahrbahnrand ein.
Einen Einfluss auf die alljährlichen Schwerpunktkontrollen Radverkehr hat dies freilich nicht, diese beschränken sich im Wesentlichen auf die Ampelbeachtung und den technischen Zustand des Fahrrads. Schlimmer noch, selbst manche Polizisten gehen immer noch von einer allgemeinen Benutzungspflicht aus und ermahnen korrekt fahrende Radfahrer.
In der Fahrradzukunft vom 2.6.2006 fand sich ein Artikel von Dr. Basler, der auf seinem Arbeitsweg 5,5 km Strecke mit und 3,5 km Strecke ohne Radwege vorfindet, und die Radwege mangels Benutzungspflicht nicht nutzte. Zwischen dem 14.5.2004 und 13.5.2005 fuhr er im Berliner Stadtverkehr eine Strecke von etwa 3186 km. Dabei wurde er in Zusammenhang mit der Nichtbenutzung von Radwegen 143x angehupt und 44x abgedrängt.
Auch in den Kommentaren hier in der Rad-Spannerei finden sich immer wieder abenteuerliche Schilderungen, was einem so alles passieren kann, wenn man einen Radweg nicht benutzt. Mit durchgedrückter Hupe hinterherfahren oder eben mittels riskanter – absichtlicher – Manöver zeigen, wie „unsicher“ es auf der Fahrbahn ist.
In diesem Zusammenhang habe ich die These aufgestellt, dass es sich insbesondere beim absichtlichen Abdrängen nicht mehr um Verkehrsverstöße, sondern um körperliche Gewalt – also Straftaten – handelt, bei der das Auto als Waffe missbraucht wird. Nur scheint das unter der gesellschaftlichen Wahrnehmungsschwelle zu liegen. Wird ein Fahrgast in der Bahn mit dem Messer bedroht, findet diese Schlagzeile Eingang in alle Nachrichten. Wird ein Radfahrer von der Fahrbahn abgedrängt, so kann er froh sein, wenn er von der Polizei überhaupt ernstgenommen wird, eine Schlagzeile wird daraus nicht.
Analoge Beobachtungen mache ich regelmäßig mit Fußgängern, die die Fahrbahn queren – entweder an einer Stelle, wo sie es vermeintlich nicht dürfen, bei roter Ampel oder in sonstiger Weise, die dem Verkehrsverständnis widersprechen. Insbesondere wer bei roter Ampel über die Kreuzung geht, darf sich nicht auf eine Reaktion anderer Verkehrsteilnehmer verlassen – nicht selten wird noch extra beschleunigt, um es dem Regelbrecher so richtig zu zeigen.
Eine in meinen Augen naheliegende Frage findet scheinbar keinen Eingang in die Medien oder Unfallstatistiken: Was, wenns mal schiefgeht? Also was ist, wenn ein absichtlich Abgedrängter so ungünstig stürzt, dass er sich schwer verletzt oder gar stirbt? Es macht doch einen erheblichen Unterschied, ob jemand versehentlich übersehen und deshalb angefahren wird (Unfall) oder absichtlich gefährdet und dabei angefahren wird (Straftat). Man wird davon ausgehen müssen, dass ein Teil der in den Unfallstatistiken auftauchenden „Unfälle“ eher Resultate unbeherrschter Wutanfälle sind, die durch Bremsen oder Ausweichen hätten verhindert werden können. Eine Ausnahme gibt es natürlich – fingierte Unfälle mit Sachschäden zu Ungunsten von Versicherungen sind ein Thema, das es ab und zu in die öffentliche Wahrnehmung schafft.
Ist das Unglück erst einmal geschehen, so wird schwer herauszufinden sein, ob es sich um einen Unfall oder um einen Angriff handelte. Der Verursacher wird natürlich nicht zugeben, jemanden absichtlich angefahren zu haben – aufgrund der hohen Toleranz gegenüber Verkehrsunfällen wird er sich nicht einmal dieser Fragestellung ausgesetzt sehen.
Mir ist klar, dass die Dunkelziffer schwer herauszufinden sein wird, dennoch möchte ich mit meinen Gedanken zu einer Diskussion anregen. Wie sind Eure Erfahrungen – hattet Ihr mal einen Unfall, der offenbar nicht ganz unbeabsichtigt war? Was sagt die Polizei, wenn Ihr Radwege nicht benutzt? Was sagen andere Verkehrsteilnehmer? Bessert sich die Lage?
Huch, da bin ich ja mal mit siggi einer Meinung 😉
während 1 in erster linie nervig ist, so können leute mit aktionen wie in 3 und 2 durchaus andere radfahrer in kritische -und u.u. lebensgefährliche- situationen bringen. zwar könnte man argumentieren, dass es ohne autos nicht annähernd so gefährlich wäre (aber lass mal einen unglücklich mit dem kopf auf die bordsteinkante knallen…), aber ich stürze trotzdem nur ungern wegen der gedankenlosigkeit anderer.
„in der saison“ fühle ich mich wesentlich öfter durch dumme rad- als durch dumme autofahrer bedroht. dreht sich mit saisonende aber i.d.r. um.
@ sascha: Ausser von Freihandhirnis und Geisterfahrern habe ich mich noch seltenst von anderen Radfahrern gefährdet gefühlt – behindert schon öfter. Schon strange welche Gewichtungen hier so kursieren. Wir leben wohl alle in verschiedenen Welten oder nehmen sie unterschiedlich wahr…
Als Radfahrer fühle ich mich von Radfahrern sehr selten genervt. Gegenüber Formfehlern bin ich aber auch sehr tolerant, mich stören im Straßenverkehr eher Gefährdungen – und ja, in meinem Universum gibt es die fast ausschließlich vom Autoverkehr. Als Fußgänger fühle ich mich von Radfahrern oft genervt und bedroht. Auch da will ich kein Regelhirni sein, wenn eine Omi mit 10 km/h auf dem Gehweg langschleicht, störe ich mich nicht daran, wenn es echte Radfahrer mit höherer Geschwindigkeit tun, dann schon. Fassungslos bin ich, wenn ich sehe, wie manche Rotlichtfahrer durchsausen, obwohl die Fußgänger gerade grün bekommen.
Es gibt leider überaus aggressive, gemeingefährliche Autofahrer auf Berlins und Brandenburgs Straßen. Es wäre toll wenn die Polizei sich mal um die kümmern würde. Da die Polzei keinerlei Präsenz zeigt (angeblich wurden die nötigen Mittel gestrichen) meinen einige PKW Lenker ganz offensichtlich dass das Recht des Stärkeren gilt.
Ja, ich hatte vor einigen Jahren einen schweren Unfall mit einem PKW. Es gab vorher eine verbale Auseinandersetzung an einer Engstelle. Engstelle vorbei (wieder 50 erlaubt), Ich fahre fast 40, er überholt, schert ein und macht eine Vollbremsung bis zum Stillstand. Die Straße war feucht, und meine Felgen nass, kaum Bremswirkung. Bin ihm mit Schmackes hinten rein gekracht und war nah an einem Genickbruch. Der PKW Fahrer hat sich mit einem anderen abgesprochen und gemeinsam falsch ausgesagt: Er hätte nicht überholt, ich sei zu dicht aufgefahren. Blut Abnahme – bei den Anderen natürlich nicht. Ein Polizisten hat mich auf der Intensivstation bezichtigt in der 30 Zone (erfunden) zu schnell gefahren zu sein und selbst Schuld zu haben usw. Anwalt eingeschaltet. aber irgendwann hab ich einfach keine Lust mehr gehabt, weiter Kraft in das Thema zu stecken. Habe auch einen Arzt erlebt, der mich sehr schlecht behandelt hat. Was in Berlin auf der Straße Radfahrern gegenüber statt findet hat was von Rassismus.
Und was noch nervt – das ist mir erst vor etwas über einem Jahr aufgefallen und seitdem öfters passiert: Ich will nach rechts abbiegen, stehe beim Warten an der Kreuzung auf der Fahrbahn aber etwas vom rechten Rand entfernt. Selbst wenns nur eine Lenkerbreite ist, manchmal steht auf einmal rechts noch ein Radfahrer neben mir 🙂
Könnte ich gewesen sein.
Ob Ampelmast oder Borsteinkante. Ich nutze so etwas immer gern um, bequem auf dem Rad sitzend, warten zu können.
naja – sowas ist ja vielleicht nervig, genauso wie die langsamradler, die sich dann als letzte ankommend noch in die erste Reihe schieben, um dann bei Grün im größten Gang mit Schulterschwung in Zeitlupe anzutreten. Aber nerven ist doch eine andere Kategorie als gefährden. Man kann die Leute ja immer noch anquatschen, wenns einem nicht passt. Das kann man mit Autofahrern in ihren hermetisch abgeschlossenen Boxen nicht.
Volle Zustimmung, ihr beiden 🙂 Über solche Nervereien sehe ich hinweg, genauso über Falschparker oder Radwegfußgänger. Aber es fällt halt trotzdem auf und unser Verkehrsverständnis ist so „Meine Rechte“-orientiert, dass man wirklich an sich die Feile ansetzen muss, um nicht auch wegen irgendwelchem Kleinkram in Verärgerung zu verfallen.
@Siggi, wo ich letztendlich warte, mach ich recht intuitiv. Festhalten ist natürlich optimal, wenns geht. Manchmal ist etwas Raum nach rechts hingegen ganz gut, um sicher anfahren zu können.
soso, der typ, der meinte, sich durch die wartenden radler durchschlängeln zu müssen, gegen mein rad fuhr als ich anfahren wollte und uns beide im berufsverkehr auf der greifswalder fast zu fall brachte, hat mich überhaupt nicht gefährdet, wenn ich es recht überlege. mal ganz ohne gewichtungen betrachtet, die irgendwie strange sind, hat er mich nur ein bisschen behindert… der typ, der auf einem wanderweg unbedingt in der kurve überholen musste, ohne gegenverkehr (= mich) wahrnehmen zu können, der hat mich auch nur ein bisschen behindert, und die trulla, die einfach so direkt vor meiner nase vom geh- auf den radweg rauffährt und mich zu einer knackigen bremsung zwang: ja, was soll die aufregung…
und geisterradler, die kommen soooo oft nun wirklich nicht vor, das muss man ja nun wirklich nicht erwähnen, das wären komische gewichtungen…
(aber beruhigt euch, das „saisonende“ liegt hinter uns , heute waren es ausschließlich die nahüberholer und deren hohe zahl, die mich ankotzten.)
Naja @sascha, es ist doch wie immer – natürlich gibt es immer Gegenbeispiele. Ich kenne auch solche wie Deine. Das kann auch nur jeder für sich selbst empfinden, denn die Menschen nehmen den Straßenverkehr ganz unterschiedlich wahr. Wir Radfahrer haben ganz unterschiedliche Ansätze und fahren ganz unterschiedliche Wege. Der eine fühlt sich durch Falschparker oder träumende Abbieger gefährdet, der nächste durch Nahüberholer … oder eben durch chaotische Radfahrer.
Mich kotzen z.B. die Gehwegradler an und ich könnte besonders den erwachsenen, behelmten, lycraverkleideten Chaoten, die Fußgänger als Slalomhütchen sehen, gerne jedesmal einen netten Puff von der Seite geben. Dennoch wirst du wohl kaum hier die Hauptgefahr im Verkehr sehen, oder? Idioten gibt es überall, aber richtig spaßig ist es eben, wenn sie mit 1,5 t und entsprechender Geschwindigkeit unterwegs sind.
Ich behaupte ja mal, dass Radaffes Punkte 1,2,3 alle nur von Schönwetterradlern kommen (Wölfen im Schafspelz), die ab jetzt für die nächsten 6 Monate wieder im Auto sitzen und andere Radfahrer nahüberhohlen, schneiden etc.
Scherz beiseite – Manchmal frage ich mich ob der Perspektivenwechsel und das erhoffte Verständnis bei allen eintritt, oder ob nicht vielleicht doch einige normalerweise Autofahrer das Rad nur mal nutzen um auch endlich mal bei roter Ampel durch die querenden Fussgänger zu schiessen „zu dürfen“.
Ja, gibt es wohl, aber ich fürchte, die Masse derartiger Deppen ist einfach nur deppert. Da hülfe es schon, wenn man solche Leute auch mal so nennte. ich bemühe mich manchmal drum und muss dann als Oberlehrer und Spießer weiterfahren, mach ich halt auch nicht so gerne (Einen Spaten einen Spaten und eine Schaufel eine Schaufel nennen, wie der Däne so sagt).
@Michael + Siggi
Wenn ich `lebensbedrohliche Situationen` schreibe, meine ich tatsächlich Erlebnisse mit ALLEN anderen Verkehrsteilnehmern. BESONDERS ärgere ich mich deshalb über (bestimmte) Radfahrer, weil sie die Gefährdung ja selber erkennen müssten – sie sind ja genauso ungeschützt. Von Autofahrern erwarte ich grundsätzlich kein Verständnis und zwar vor allem, weil ich selbst mit zackigen 35 Sachen immer noch als lächerlich langsam wahrgenommen werde. Das ist nun mal so. Man muss auf sich selbst aufpassen.
Mein bisher einziger Sturz in diesem Jahr ist von einer Radlerin verursacht worden und WAR potentiell lebensbedrohlich.
Auf der Linienstraße in Richtung Osten unterwegs, wollte ich am Koppenplatz nach links in die Ackerstr. abbiegen. Einige Radlängen voraus für eine Radfahrerin mit unbesetztem Kindersitz am Rad. Noch nach passieren der Großen Hamburger Straße (da schon Koppenplatz) fuhr sie ganz rechts am Bordstein. Ich hielt die linke Hand ´raus, machte den Schulterblick nach hinten und als ich wieder nach vorne schaue, ist sie schon mitten im Abbiegevorgang nach links in die Ackerstraße – völlig unvermittelt. Ich erschrak dermaßen, dass ich, noch bevor ich wieder beide Hände am Lenker hatte, rechts die Bremse durchzog, prompt hinten wegrutschte und mit dem Oberkörper auf die Gegenfahrbahn fiel. Ein rechtsabbiegender Daimler bremste und sein linkes Vorderrad kam zwei Meter vor meinem Gesicht zum stehen. Der Clou war, dass Trulla trotz Anruf ungerührt weiterfuhr. Wahrscheinlich P-Berg-Mutti! http://www.taz.de/!79576/ 🙂
mich hat vor ’nen paar Tagen einer dermaßen heftig in den Oberarm geboxt, dass ich heute noch einen fetten blauen Fleck habe – ein Radfahrer…
Hatte ihn an der Ampel freundlich und interessiert gefragt, warum er mich beim Überholen dermaßen anbrüllt, dass ich meine Fresse halten soll, was ich denn falsch gemacht habe. Ich glaube, er konnte es nicht vertragen, dass ich ihn überholt hatte, denn falsch gemacht hatte ich definitiv nix.
Ansonsten denke ich aber auch, dass die weitaus größere Gefährdung von AutofahrerInnen ausgeht – und nur größte Aufmerksamkeit, ein dickes Fell und im wesentlichen Moment auf sein Recht verzichten die Gesundheit sichern…
@Radaffe
Die Hauptschuld an diesem Unfall trägst aber wahrscheinlich du. Das ist dir hoffentlich bewusst.
Du achtest nicht auf den Verkehr vor dir. Du warst anscheinend um einiges schneller als die Radfahrerin. Wenn du jemanden überholst, kannst du nicht einfach den rückwärtigen Verkehr beobachten.
Hallo Martin,
da muss ich mal widersprechen. So, wie das beschrieben ist, hat sich Radaffe nach bestem Wissen und Gewissen darum bemüht, den Verkehr um sich herum zu beobachten und einzuschätzen. Manche bewegen sich aber so unvorhersehbar, dass auch bestes Bemühen so einen Vorfall nicht ausschließt.
Ich hatte vor Jahren eine ähnliche Geschichte, fahre mit Freund und dessen zwei Kindern zur Pfaueninsel herunter. Die Tochter überholt mich, fährt danach zum rechten Rand. Was mir nicht klar war, sie hielt an, und während ich mich zu den restlichen beiden umdrehte, um Sorge zu tragen, dass die auch hinterher kommen, schiebt sie ihr Rad ein Stück rückwärts, um sich besser umdrehen zu können, weil sie sich ebenso nach uns umsehen wollte.
Ich bekomme es nicht mit, sehe plötzlich das Rad quer vor mir und bin eben mit ca. 30km/h da rein gebrettert. Abflug.
Natürlich hat man mir hinterher auch die Schuld gegeben, weil ich mich umgedreht habe.
Meine Erfahrungen im Laufe der letzten drei Jahre, dem Zeitraum in dem ich mich theoretisch und praktisch um sichere Verkehrsteilnahme bemüht habe.
Fahrbahn im Mischverkehr: kein Unfall, kein Hupen, keine Pöbeleien, keine Nötigung. Nur selten etwas zu dicht aber nicht gefährdend überholt. Einmal akute und vorsätzliche Gefährdung durch hinter mir fahrenden und überholenden Rechtsabbieger.
Radwege und Radwegübergänge:
Zwei leichte Unfälle mit Radfahrer-Beteiligung. Ein Zusammenstoß mit einem auf der falschen Seite eines Zweirichtungsradwegs entgegenkommenden Radfahrer. Leichte Verletzung am linken Fuß.
Eine Touchierung am Hinterrad durch einen eiligen Fahrer auf dem Radüberweg. Radfahrer scheinen also neuerdings ebenfalls ein Problem zu werden.
Drei Unfälle mit Kfz-Beteiligung. Einmal Kollision mit Taxifahrer, der an Überweg bei Rot anfuhr. Verletzung keine. Kratzer am Taxi.
Einmal Abflug nach Kollision mit Kfz, das zunächst am Überweg hielt und dann doch anfuhr. Fuß verstaucht, Schienbein angeschlagen.
Einmal schwerer Unfall mit einem über den Radweg in eine Einfahrt einbiegenden Kfz. Das Gesamtprogramm. Rettungsdienst, Polizei, Zeugenaussagen. Eine Woche Krankenhaus, drei Wochen krank geschrieben. Noch in ärztlicher Behandlung. Rechtsanwalt, Kfz-Versticherung, Krankenkasse usw. Zahlungspflicht durch die Versicherung bereits anerkannt. Vorschuss gezahlt. Aber jetzt geht es um die Höhe von Entschädigung und Schmerzensgeld. Auf Anzeige habe ich verzichtet, weil die Verursacherin sich kooperativ gezeigt hat und weil es mir auch keinen Vorteil bringt. Auch über das Verhalten der Polizei kann ich mich nicht beschweren. Alles sachlich und ohne Versuch einer Schuldunterstellung. Der entscheidende Pluspunkt waren allerdings zwei Zeugen, die meine Version bestätigt haben und auch äußerst hilfsbereit waren.
@karsten, radaffe: auch mit dem rad kann man situationsbedingt vorsichtshalber mal langsamer werden, oder? verlangen wir das von den kfz nicht eigentlich auch?
die polemik gegen frauen mit kindern (auch wenn sie nicht dabei sind) gefällt mir übrigends überhaupt nicht, egal aus welchem stadbezirk sie möglicherweise (oder auch nicht) stammen. passt aber, muss ich an dieser stelle mal sagen, zu einem selbstverständnis als radikalradler von der harten truppe.
und @faxe: bei einer solchen häufung von unfällen auf radwegen bist du für die wahrscheinlich zu schnell. sinnvollerweise fährst du jetzt konsequent fahrbahn, wozu du sicherlich auch gut vorbereitet bist. wenn jemand aber viel langsamer fährt (schlenkern und mit kindersitz fahren ist erlaubt…) und dazu – leider nicht immer die regel- sehr vorsichtig bis devot bei einfahrten und kreuzungen kann die persönliche abwägung selbst bei der heutigen schlechten infrastruktur anders ausfallen.
deine erfahrung „kein hupen, kein pöbeln“ usw. auf der fahrbahn ist nicht meine bzw. gibts da einen erheblichen unterschied. bin ich sehr schnell unterwegs, passiert das weniger oft. mit dem longjohn-bakfiets aber ständig, denn da hat man normal nur ungefährt jogging-tempo.
@Martin
Hauptschuld sicher nicht. Ich war nicht erheblich schneller, schon weil man kurz vorher am Koppenplatz Vorfahrt gewähren und deshalb die Geschwindigkeit verringern muss. Es ist dann auch kein weiter Weg bis zur Ackerstraße. Man kann auch erwarten, dass die Abbiegeabsicht durch einordnen in der Fahrspur deutlich gemacht wird. Von ganz rechts nach links abzubiegen ist gefährlich. Nichtdestoweniger stimme ich einer Mitverantwortung zu. Deshalb habe ich seitdem einen Seitenspiegel und nehme nur dann für ein Handzeichen die Hände vom Lenker, wenn ich hinter mir jemanden sehe.
Btw. Seitenspiegel am Fahrrad sind meist so grottenhäßlich und eine echte Auswahl gibt es auch nicht. Hat jemand vielleich diesbezüglich einen Link? Gerne auch Ausland.
@fab: wollte meine Erfahrung ganz bestimmt nicht verallgemeinern. War nur einfach so. Vielleicht regionaler Unterschied Frankfurt a. M. vs. Berlin? Zu schnell auf Radwegen – auch. Eher aber noch nicht paranoid genug. Und natürlich viele Kilometer, was die Wahrscheinlichkeit für Unfälle eben steigen lässt.
Guck an, ich hatte gerade einen Sturz, wo ich mich ūber einen anderen RF aufregte, nur um dann mit etwas Ruhe festzustellen, dass ich eigentlich selbst schuld war:
Ich war an einer verengten Unterfūhrung mit Tramgleisen so wie immer zwischen die Gleise gefahren, um nach der Verengung wieder auf die rechte Spur zu wechseln. Wegen der vorauszuckelnden Tram dauerte das etwas. Rechts hinter mir war dann inzwischen ein Radler aufgetaucht, der sich anders als ich zwischen rechter Schiene und Fahbahnkante durchwuselte. Beim Einscheren mit Schulterblick, aber wegen der Schiene und der Tram ohne Handzeichen, bemerkte ich den RF und brach mein Manöver ab, geriet dabei aber prompt in die Schiene. Erst habe ich mich beschwert, dass er dort fuhr, aber andererseits habe ich selbst kein Handzeichen gegeben und bin zu früh eingebogen, ohne mich vorher ausreichend vergewissert zu haben. Manchmal läuft es eben dumm, besonders wenn mehrere Faktoren eine eigentlich bekannte Situation verändern. Gut wenn dann eben alles bei moderatem Tempo verläuft und kein KFZ beteiligt ist.
Re: Rückspiegel
Ich gabe den Spin von Zefal. Sehr klein eigentlich für Rennradlenker, aber auch problemlos für alle anderen Lenker justierbar. Anfangs muss mann sich an das kleine Spiegelbild gewöhnen, aber inzwischen möchte ich das Teil nicht mehr missen. Gibt es auch beim einschlägigen Internetversandhändler.
Spiegel:
Wenn du dich auf den Spiegel verlässt bist du nicht viel anders als die Trullas und Onkels, die mit 10km/h ohne Handzeichen und Schauen vom rechten Fahrbahnrad nach links abbiegen.
Radwege:
Hochbordradwege sind definitiv extrem gefährlich, auch für Langsamfahrer. Kann man von mir aus abschaffen.
Radfahrstreifen auf der Fahrbahn sind schon besser, werden aber oft zu geparkt (Hallo Ordnungsamt) oder sind zu nah an den parkenden Wagen. Wenn man versucht, von rechts nicht gedoort zu werden, wird man links extrem knapp überholt. Sicherheit sieht anders aus.
Mit Radsymbolen auf der Fahrbahn habe ich gut Erfahrungen gemacht. Quasi als Reminder für ihr wisst schon wen.
zwischen „hochbord“ vor allem in der heute üblichen miesen form, und gepinselten radstreifen gibt es doch noch mehr an hauptstraßenbegleitender infrastruktur:
den von kfz UND fußgängern baulich getrennten, breiten radweg mit guten sichtbeziehungen, überlegter gestaltung der kreuzungen und klarer abgrenzung nachrangiger einmündungen. den will ich haben.
fahrradbildchen auf der fahrbahn sind mir völlig egal. bestenfalls schaden die nicht, solange autofahrer nicht den umkehrschluss ziehen, dass da wo keine symbole sind auch keine räder sein dürfen. sie dürften maximal soviel nützen, wie die netten dreieckigen: achtung kinder! schildchen: ganz wohlwollende gucken da bei unvermindert tempo 70 vielleicht nochmal an den straßenrand. der effekt ist aber auch weg, wenn die bildchen eh überall sind.
aber gut, es dreht sich alles im kreis, solange sich eine kleine aber laute gruppe von nutzern weigert, wahrzunehmen, dass es andere (gleichberechtigte!) nutzergruppen gibt und außerdem geben könnte. meine kinder fahren jedenfalls die nächsten 12 jahre nicht auf vierspurigen fahrbahnen mit real tempo 70, vielen dank.
Da schreibt wer, „Selbstjustiz sollte nicht die Lösung sein.“, und meint damit die des Radfahrers, nicht etwa Autofahrer. So beschränkt ist die Sicht. Passenderweise folgen eine Menge Fallbeispiele. Es ist offensichtlich: Der Staat kann und vor allem will das Recht von Radfahrern nicht schützen. Bei einer solch massiven Einschränkung des Gewaltmonopols bleiben nur 2 Möglichkeiten: Fahrrad fahren aufgeben (inklusive Fußgänger auf Rädern), oder eben Selbstjustiz.
reclaim meint zu Radfahrern gegen Fußgänger „Aber so agiert halt jeder Arsch nach seinen Möglichkeiten.“ Radfahrers Verhalten mit dem von Autofahrern gleichzustellen, ist echt Dreist. Erstens: Bei Autofahrern ist es immer Vorsatz. Zweitens haben Autofahrer nie ein „berechtigtes“ Motiv. Drittens werden sie nicht wie Radfahrer erzogen. Was das Motiv angeht, ist es ja so, das Autofahrer nicht oder kaum im Fortkommen behindert werden, ganz im Gegensatz zu Radfahrern auf Radwegen. Die Erziehung findet ja vor allem durch Behörden, Ampeln, Fußgänger, Wegelchen, Medien und Autofahrer (Parken, Vorfahrt nehmen usw) statt, während gleichzeitig Autofahrern offensichtlich nicht einmal das reicht, was man ihnen zugesteht, was bereits deutlich mehr ist, als ihnen zusteht. Ständige Knüppel in den Speichen wirken auf Dauer natürlich, da braucht man sich gar nicht beschweren, und wenn, dann gefälligst in Richtung Behörde und Justiz. Im Gegenteil finde ich, das Radfahrer sich im Vergleich fast wie Engel benehmen. Eine Autofahrerschaft, die ebenso beständig ähnlicher Behandlung ausgesetzt wäre, will ich mir lieber nicht vorstellen.
Ich musste beim Lesen des Textes eben spontan an den gräßlichen Unfall vom letzten Jahr da auf der Deichstraße in Hamburg denken, wo vor wenigen Monaten die Verhandlung war und der Täter, der schon wiederholt durch deutliches Verdrängungsverhalten der Straßenverkehrsordnung aufgefallen war, zu einer, in Anbetracht des Ablaufs des Unfall und seiner erheblichen Folgen (Toter + Schwerverletzte) und v.a. wenn man seine Rechtfertigung für das angeblich nur fahrlässige Verhalten, zu einer dreist minimalistischen Strafe, die nach „Du!Du!Du!“ klingt, wohl nur deshalb verurteilt wurde, weil ein Freispruch einfach nicht ging und das Gericht massiv überarbeitet war und keine Berufungsverhalnung (=wieder Arbeit mit etwas, wo es ja eh nur um nen toten Radfahrer ging) riskieren wollte. Der skrupellose Autofahrer nahm das Urteil noch im Gericht an.
Oder noch besser, wenn die Polente verkündet, solange es nicht zu einem Unfall kommt, kann das überholende Kfz ja nicht zu dicht dran gewesen sein…
Gibts nicht? Doch gibts. Lest das hier und haltet ne Kotztüte bereit. http://stadtmobil.wordpress.com/2012/02/29/die-polizei-des-autofahrers-freund-und-helfer/
Bei solchen Krachern wundern sich Leute weshalb man immer weniger auf „den Staat“ vertraut? Geschweige denn ihn und seine Institutionen ernst nimmt.
Gerade über urbanvelo.org (die, die zu Schrottschlössern stehen) einen lesenswerten Beitrag gefunden, der zum Thema passt, aber auch wieder bei einem Apell stehen bleibt:
http://www.nytimes.com/2013/11/10/opinion/sunday/is-it-ok-to-kill-cyclists.html?pagewanted=all&_r=1
Udo, du schreibst meine Sicht sei so (=dermaßen?) beschränkt. Das habe ich nun nicht verstanden.
Mich wundern, vektoriell betrachtet, nicht nur der Betrag sondern auch der Angriffspunkt und die Richtung deiner Worte. Vielleicht liegt es an meiner Beschränktheit (aus der intrinsischen Perspektive kann ich das naturgemäß nicht beurteilen) daß ich noch nicht verstanden habe was du mir im einzelnen vorzuwerfen suchst ,aber bestimmt kannst Du das Wesen deines Vorwurfs konstruktiv und hinreichend differenziert dartun. Dafür schon jetzt recht herzlichen.
@udo: Was bist Du denn fuer einer? Meister des aus dem voellig aus dem Zusammenhang gerissenen Zitierens? Koenig der haltlosesten Unterstellungen? Schwarzgurtbesitzer im Scheuklappentragen?
…Leg die Scheuklappen doch mal kurz ab – dann ist Deine Sicht nicht mehr „derart beschraenkt“ – lies meinen Beitrag nochmal in Ruhe und schaem Dich anschliessend fuer die freihdrehende Beissattacke.
Meine Guete.
Oder haeltst Du es wirklich fuer legitim, Fussgaenger auf Radwegen durch gefaehrdend knappes Ueberholen zu „erziehen“? Dann waere Dir allerdings garnicht mehr zu helfen. Auch nicht durch Ablegen der ganzen oben genannten „Auszeichnungen“.
Internetplattform für potenzielle Unfallstellen.
http://www.neues-deutschland.de/artikel/914750.html
https://radsicherheit.berlin.de/
@Currywurst: Du hast Selbstjustiz nur für die Seite aufgeführt, der man auch (Not)wehr unterstellen kann, aber nicht für die, von der sie tatsächlich ausgeht.
@reclaim darf ich also so verstehen, daß er seine ausdrückliche Gleichstellung des Verhaltens von Auto- und Radfahrern nicht so meinte. Na dann… Da gebe ich den Rest doch gerne als „freihdrehende Beissattacke“ zurück.
[…] gäbe es genug Dinge, über die man sich wirklich mal aufregen sollte, wie z. B. die Überlegung von berlinradler auf dem Blog Rad Spannerei anregen könnte. In diesem Zusammenhang habe ich die These aufgestellt, dass es sich insbesondere […]