Helmpflichtbefürworter lassen nicht locker

Eigentlich sollte man annehmen, dass das Thema Helmpflicht bei aufgeklärten Menschen längst ad acta gelegt ist, weil sich ein obligatorisches Helmtragen als kontraproduktiv für den Radverkehr erwiesen hat. Aber die Helmlobby gibt so leicht nicht auf.

In Österreich wurde die Radhelmpflicht für Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr auf allen Straßen ab Juni 2011 beschlossen. Im Einzelnen werden damit auch Personen, die ein Kind beim Radfahren beaufsichtigen, verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass das Kind einen Sturzhelm trägt. Trotz heftiger Einwände von Fahrradverbänden ist damit eine Kinderhelmpflicht durchgeboxt.

In Deutschland ist eine Helmpflicht für Radfahrer vom Tisch – allerdings nur vorerst. Die in Potsdam tagende Konferenz bundesdeutscher Verkehrsminister sprach sich lediglich für eine allgemeine Empfehlung zum Helmtragen aus und bat das Bundesverkehrsministerium, Maßnahmen zu ergreifen, um die Helm-Quote unter den Radfahrern deutlich zu erhöhen. Bundesverkehrsminister Ramsauer wurde ebenfalls aufgefordert, die juristischen Voraussetzungen sowie haftungs- und versicherungsrechtliche Fragen einer Fahrradhelmpflicht für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre zu prüfen.

Der Thüringer Verkehrsminister Christian Carius (CDU) hatte das Thema auf die Tagesordnung gesetzt. Erst kürzlich hatte der Thüringer CDU-Europaabgeordnete Dieter-Lebrecht Koch eine Warnwestenpflicht für Radfahrer gefordert.

Interessengemeinschaft Fahrrad: Kinderhelmpflicht bis 12 trotz heftiger Einwände beschlossen
Hamburger Abendblatt: Helmpflicht für Radfahrer ist vom Tisch – vorerst
ADFC Sachsen-Anhalt: Bekleidungsvorschriften statt Verkehrssicherheit

38 thoughts on “Helmpflichtbefürworter lassen nicht locker

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  1. Pfff… CDU… Suchen die noch mehr Themen, um sich unbeliebt und unglaubwürdig zu machen?

  2. Ich denke, der Zug ist abgefahren, dafür gibt es schon zuviele Radfahrer in Deutschland. Mal sehen, was jetzt an Kampagnen kommt, ob das noch mal was ändert. In dem Fall sollte der ADFC mal eine Helmpflicht für Autofahrer bewerben, abgesehen von dem beeinträchtigten Denkvermögen gibt es eine ganze Reihe von Kopfverletzungen bei Unfällen, die man damit sicher vermeiden könnte.

  3. Ich wusste es ja, aber hier nochmal ein Nachweis (Australien):

    „However, an even greater level of protection would be provided by the use of protective headwear. The total benefits associated with headwear in the form of a soft shell bicycle helmet were estimated to be $380 million (assuming a fully airbag equipped fleet), or $476 per car ($626 for cars without airbags).“

    http://www.monash.edu.au/muarc/reports/atsb160.html

  4. Lederkombi für alle Fußgänger, Integralhelme für Laufradfahrer und Boxhandschuhe für Blumenhändler!

  5. …Rechtsabbiegeverbot für KFZ!

  6. Hallo,

    wir möchten einen neuen Bereich auf unserer Webseite schaffen – WIKI rund ums Fahrrad. Mehr Infos unter: http://www.fahrradanzeiger.de/static/img_man/WIKI_project.jpg Wir würden uns auf gegenseitige Verlinkung freuen. Schreiben Sie uns an.

    Mit sportlichem Gruss

    Fahrradanzeiger.de

  7. @Fahrradanzeiger: IMHO ist das Spam, da es keinen Bezug zum Thema hat. Lasst das bitte. Danke 🙁

  8. @ 3x links:

    Kraftfahrer nach rechts bitte so abbiegen: ← ← ←

    (Ich hoffe, das Pfeilsymbol wird angezeigt. 🙂 )

  9. Bei dieser ganzen Helmdebatte geht es doch nicht zuletzt um wirtschaftliche Interessen. Die Aktivitäten der Pro-Helm-Lobby sind letztlich Marketingausgaben, inklusive der vermutlich damit verbundenen Spenden an Parteien und sonstigen „Annehmlichkeiten“ für Abgeordnete.

  10. Inwieweit ist Helmtragen kontraproduktiv für den Radverkehr? Bis zum Lesen dieses Artikels wäre ich auch für die Einführung einer Helmpflicht gewesen aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen. Laut den bisherigen Statistiken die ich zum Thema gesehen habe, senkt ein Helm das Verletzungsrisiko deutlich. Gibt es hier andere Zahlen?

    Ich fahre seit Jahren nur noch mit Helm und ich habe immer ein Gefühl mir fehlt etwas wenn ich ihn mal vergessen haben. Als Rennradamateur bei Radsportveranstaltungen geht sowieso nichts ohne Helm.

  11. @metap3r: soweit ich weiß (korrigiert mich!), gibt es einerseits untersuchungen, daß eine helmpflicht die radfahrerquote generell senkt, was kontraproduktiv ist (einerseits wird die hemmschwelle zum radln dadurch größer, andererseits weckt es den anschein radln wäre gefährlicher als andere arten der fortbewegung, und dadurch anfänger abschreckt). und das ist nicht nur für die umwelt schlecht, sondern mehr radfahrer auf den straßen macht radfahren insgesamt sicherer, da sich autofahrer an den anblick mehr gewöhnen.
    außerdem scheint es wohl untersuchungen zu geben, daß autofahrer helmträger mit weniger abstand überholen und helmträger risikoreicher fahren. im durschnitt natürlich.
    daher raten viele experten von der helmpflicht ab, ob du selber einen helm trägst ist natürlich dir überlassen. im falle eines unfalls hilft er dir mit sicherheit.

  12. Ob eine Helmpflicht wirklich vom radfahren abhält kann ich zwar nicht beurteilen aber wirklich vorstellen kann ich mir das nicht. Beim Motorrad besteht sie ja auch und ich glaube nicht, dass das hier jemanden davon abschreckt. Und die Lichtpflicht bei Fahrrädern hält auch nicht viele ab doch ohne Licht zu fahren.

    Wenn ich als Autofahrer unterwegs bin achte ich beim Überholen von Radfahrern nicht darauf ob sie einen Helm tragen. Ich versuche immer die 1,5m Seitenabstand einzuhalten und wenn das nicht geht tuckere ich lieber hinterher.

    Ich glaube was die meistens Radfahrer brauchen ist mehr Selbstbewusstsein, damit sie Ihr Recht auf die aktive Teilnahme am Straßenverkehr auch einfordern und nicht im Zweifel lieber auf dem Fußweg fahren. Die subjektive Sonderrolle des Radfahrens in den Köpfen muss abgebaut werden.

  13. und gerade hier in österreich ist die helmpflicht für kinder ziemlich unsinnig, da sowieso ca. 90% der kinder unter 10 mit helm fahren. also werden praktisch wenige zusätzlich geschützt, sondern potentiell ein paar kinder vom radfahren abgehalten…

  14. so weit ich weiß waren das eben ergebnisse repräsentativer studien, die einen auf anhieb natürlich erstmal überraschen. diese erkenntnisse scheinen aber recht gesichert zusein. vielleicht kann ja da noch jemand details nennen… aber aus diesen gründen sind eigentlich alle radlobbies gegen helmpflicht, was ja nicht heißt, gegen helme zu sein…

    aber natürlich hast du völlig recht, daß vielen das selbstbewußtsein zu fehlen scheint, sich den platz auf der straße zu nehmen, der für sicheres fahren notwendig ist.

  15. Ich habe diesen Artikel des ADFC ausgegraben:

    http://www.adfc.de/Verkehr–Recht/Sicher-unterwegs/Helme/Seite-1-Die-Position-des-ADFC

    „Der ADFC weist Forderungen nach einer Helmpflicht als untauglich zurück.“

    „So wurde beispielsweise 1991 in Australien eine landesweite Helmpflicht für Radfahrer gesetzlich verordnet. Dies führte zu einem dramatischen Einbruch des seit Jahren anhaltenden australischen Fahrradbooms.“

    Wie es aussieht werde ich meine Position zu dem Thema nochmal überdenken. Ich würde natürlich trotzdem jedem einen Helm empfehlen. Zusammen mit einer passenden Fahrradbrille hat es auch einen gewissen Coolnessfaktor 🙂

  16. Hallo zusammen,

    aus meiner Bookmarksammlung:

    http://www.adfc-bw.de/texte/helm/helm.htm – Informationen zu Helmtragequote und Verletzungen (Australien)

    http://www.fahrrad-helm.de/IANWALKER/ – Überholabstand

    http://iolfree.ie/~hardshell/sven.html – Artikel eines ehemaligen Helmträgers, dort wird auch die bekannte und mittlerweile als statistisch untauglich befundene Thompson/Rivera/Thompson-Studie angesprochen, deren „85 %“ auch heute noch gern in Medien herumgeistern.

    http://www.egms.de/static/de/meetings/dgnc2004/04dgnc0134.shtml – Spezifische Unfallmechanismen von Fahrradverkehrsunfällen – Analyse der Korrelation zwischen dem Unfallmechanismus und dem Schweregrad des Schädel-Hirn-Traumas

    http://www.ingokeck.de/publikationen/radhelm/rhwirkungslos/index.html – Kopfverletzungen Neuseeland 1980 bis 1992

    Es gibt noch weitere Kritikpunkte, Stichwort Radiusvergrößerung des Kopfes und deren Wirkungen, Risikokompensation, Helmpflicht für Aktivitäten mit vergleichbarem oder höherem Kopfverletzungsrisiko (Auto, Haushalt?)…

    Alles in allem ist die Wirksamkeit von Fahrradhelmen bei weitem nicht so fern jeden Zweifels wissenschaftlich bewiesen wie gern behauptet wird. Und dass man sich von subjektivem Sicherheitsgefühl leicht leiten lässt, sehen wir beim Thema Radweg…

    HTH

  17. Ich hatte mit 10 Jahren einen Unfall als Radfahrer versus Auto und wenn mein Kopf knapp 5cm weiter aufgekommen wäre, könnte ich diesen Beitrag aus dem Erdreich verfassen. Also mir alleine ist das Radfahren mit Helm lieber, allein meiner Gesundheit zuliebe. Das durch eine Verordnung einen Helm zu tragen, der Radverkehr abnimmt, spricht für mich eigentlich eher für eine Leichtsinnigkeit der Radfahrer. Ein Sturz kann sehr schnell passieren auch ohne fremde Einwirkung, sei es durch Baumwurzeln oder gar eine Katze nachts, und da falle ich doch lieber mit Helm auf dem Kopf.

  18. „““““metaph3r schreibt:
    Montag, 11.04.2011 um 12:04

    Ob eine Helmpflicht wirklich vom radfahren abhält kann ich zwar nicht beurteilen aber wirklich vorstellen kann ich mir das nicht. „““““

    Meinst Du „Oma Elfriede“ oder „Opa Willi“ setzen dann einen Helm auf wenn sie morgens ihre Brötchen holen? Die fahren dann ganz einfach kein Rad mehr. Um nur mal EIN Beispiel zu nennen.

    Das Du als Rennradamateur einen Helm trägst ist, zumindest bei Radrennen oder Training, sinnvoll bis egal. Immerhin geht man bei Rennen an seine Grenzen, an die Grenzen das Rades und ist von Leuten umgeben die das Gleiche tun. Ist aber ein Sonderfall. Bei Autorennen gibt es die Helmpflicht übrigens schon viel länger.
    Trotzdem ist mir aus der über 200 jährigen Geschichte des Fahrrades nicht bekannt, dass es dadurch zu einem Massensterben gekommen ist.
    Radfahren ist eben schlicht und einfach sicher, auch wenn es viele heute nicht mehr glauben können.

  19. Das individuelle Risiko, sich im Straßenverkehr zu bewegen und dabei zu Schaden zu kommen, muss jeder selbst bewerten und sich entsprechend verhalten. Das kann auch einen Helmkauf bedeuten. Anders als beim Auto mit dem anfangs ungeliebten Sicherheitsgurt ist aber der Nachweis der positiven Wirkung des Helmtragens für die Sicherheit der Radfahrer insgesamt eben nicht gegeben. Es ist ja irgendwie verständlich, dass man sich einer zunehmend größeren GEfahr aussetzt, je schneller man sich fortbewegt und ggf. auch mehr Schutzaufwand betreiben will, allein, das ist nicht der einzige Parameter, der für die Wirkung unter dem STrich eine Rolle spielt, das hat Anke ja oben aufgelistet.

    Auf der einen Seite der Mobilitäts-Skala steht der Fußgänger als grundlegendes Fortbewegungsmodell, auf der anderen Seite die glorreiche Errungenschaft der Verbrennostehbile, dazwischen gibt es noch Radfahrer und Benutzer des ÖPNV.

    Bei den Verbrennostehbilen sind in den kurzen Nutzungsphasen so hohe Geschwindigkeiten möglich, dass in Kombination mit der bewegten Masse erhebliche Gefahren für die Benutzer und alle anderen entstehen. Die Gefahren für die Benutzer hat man in jahrzehntelanger Arbeit mit diversen Sicherheitsveranstaltungen reduzieren können, ohne dass ein nennenswerter Nachteil für die Benutzer daraus entstanden wäre (ein Griff am Anfang der Fahrt, ein Tastendruck am Ende, Mehrkosten für Technik). Die Gefahren für alle anderen konnte man aber bisher nicht reduzieren.

    Die Gefahren beim Radfahren sind wegen der geringeren Geschwindigkeiten, der geringeren Masse und des noch vorhandenen Gefühls für die Geschwindigkeit auf die Eigengefährdung bezogen moderat. Stürze, auch tödliche (gerade für ältere) sind möglich, sie scheinen aber nicht so häufig aufzutreten, dass der Wunsch nach mehr Schutz des Kopfes allgegenwärtig wäre.

    Eine Gefahr, die über einen „normalen“, gefährlichen Sturz hinausgeht ist allerdings die Kollision mit einem Verbrennostehbil in dessen kurzen Nutzungszeitfenster. Dieser Gefahr sind auch alle anderen Verkehrsteilnehmer ausgesetzt und ich sehe nicht, dass deshalb daran gedacht würde, alle Fußgänger mit Helmen auszustatten. Die Geschwindigkeit von Fußgängern und Radfahrern und ihre bewegte Masse sind in Bezug auf die ungleich höheren Massen und Geschwindigkeiten des Verbrennostehmobils mit dem sie zusammenprallen ähnlich vernachlässigbar. Den einzig plausiblen Grund für die Forderung nach einer Helmpflicht für Radfahrer sehe ich in dem zunehmenden Auftreten von Radfahrern in dem Verkehrsraum, der für einige wenige Jahrzehnte dem Verbrennostehbilbenutzer fast allein zur Verfügung stand und damit einhergehend vermehrte Konfliktsituationen. Weiterhin ist die konsequente Forderung nach Verwendung von Helmen für Verbrennostehmobilbenutzer und Fußgänger gesellschaftlich nicht durchsetzbar, sie wird als absurd empfunden. Nur dem Radfahrer gegenüber glaubt man, diese Forderung durchsetzen zu können.

    Radfahrer lassen sich sicherheitstechnisch nicht so aufrüsten wie Verbrennostehbile, Helm hin oder her. Das haben wir mit den Fußgängern gemein und das ist auch gut so. Deshalb sollten wir als einzig wirksame Sicherheitsverbesserung nach einer Entschleunigung des MIV verlangen. Auch deshalb sollten wir uns Fußgängern gegenüber rücksichtsvoll benehmen und nicht dem Vorbild der MI(e)Ver folgen. Sonst sehen wir uns eines Tages mit Warnweste und Helm ausgestattet zusammen mit den Autofahrern tatsächlich nach Helmen für Fußgänger schreien. Spätestens dann wandere ich nach Holland aus, falls die dann nicht schon ihre Räder durch Tretboote ersetzt haben.

  20. … ich lese ja hier gelegentlich und immer wieder gerne aus dem Handbuch meines „hochwertigen“ Giro-Helms im Wert von meiner Erinnerung nach um die 100 Euro vor:

    – „Kein Helm vermag es, den Träger bei allen vorstellbaren Unfällen zu schützen – einschließlich solchen, bei denen Fahrräder mit Kraftfahrzeugen kollidieren.“

    – „Je nach Aufprall kann es selbst bei Unfällen bei sehr geringen Geschwindigkeiten zu schweren Kopfverletzungen oder gar tödlichen Verletzungen kommen.“

    – „Dieser Helm ist dafür konzipiert, den Kopf zu schützen und bietet keinen Schutz vor Halswirbel-, Wirbelsäulen- oder anderen Verletzungen, die sich aus Unfällen ergeben können.“

    Sei am Rande noch erwähnt:

    – die Zahl der tödlichen Fahrradunfälle hat sich seit dem Höchststand 1978 bundesweit um drei Viertel der Fälle reduziert, also im gleichen Maße wie die Zahl der tödlichen Straßenverkehrsunfälle insgesamt

    – ein Fahrradhelm spielt dabei keine Rolle, da er im Alltag und der Freizeit praktisch nicht genutzt wird

    – entscheidend für den Rückgang der tödlichen Unfälle insgesamt ist ganz offensichtlich die fortschreitende Zivilisierung des Kfz-Verkehrs, von Tempolimits bis hin zu sichtverbessernden Systemen an Lkw

  21. Wer sich umfassend (auf Englisch) informieren möchte zum Thema Helm nutzen empfehle ich
    http://cyclehelmets.org/1209.html

    Interessant die Sammlung an Studien und deren Kommentare.
    Mein Fazit:
    -Offensichtlich gibt es keine Studie mit der bewiesen wird, daß jemand, der einen Helm trug tatsächlich durch diesen vor Gehirnschäden geschützt wurde.

    -Das Zerbrechen eines Helms beim Aufprall ist kein Indikator für den Schutzfaktor, da die derzeitigen Helmkostruktionen sich nicht genügend verformen um die Aufprallenergie teilweise „zu schlucken“. Deshalb die medizinische Empfehlung der Konstruktion eines“soft-helmets“

    -Ein Helm kann eventuell vor den oberflächlichen Verletzungen der Kopfhaut schützen, WENN man direkt oben auf den Kopf oder leicht seitlich fällt

    -Das Risiko im Haushalt an einer Kopfverletzung zu sterben ist höher

    Soll doch jeder selbst entscheiden ob er einen aufsetzt! Hauptsache niemand wird davon abgehalten Rad zu fahren!

  22. Hey Leute,
    wie oben von a! schon gesagt: Helmtragende werden als geschützter wahrgenommen und scheinbar wird dann weniger Rücksicht auf sie genommen.
    Uli Schmucker Unfallchirug von der Uni Greifswald hat darüber mal einen schicken Vortrag gehalten, er sagt zwar dass ein Helm physisch den Kopf schützt, dass die Empirire aber nicht mehr Sicherheit mit Helm beweist. Seine Erklärung war „das könnte was mit Risikotoleranz zu tun haben“ die Risikotoleranz steigt eben bei Auto- und Radfahrenden gleichermaßen, wenn man sich geschützt fühlt, oder den anderen geschützter einschätzt.
    Übringes die Vermutung von Michael S wird auch von der Hanelore Kohl Stiftung gestützt, im Auto ist das Risiko eine schwere Kopfverletzung zu erleiden deutlich höher als auf dem Fahrrad- dazu habe ich vor ner Weile mal einen Blogartikel geschrieben…
    http://www.eradhafen.de/2011/03/adac-helme-fur-autofahrer
    Also meiner Meinung nach sind das Problem tonnen schwerre Autos die mit 50 Sachen durch Wohngebiete fahren. Warum nicht an der Wurzel ansetzten statt sich an Probleme anzupassen?

  23. @e-e-Rad Hafen … hast Du Deine Frage mal der Hannelore Kohl Stiftung gestellt? Ansonsten nette Rechnung, die ich bei Gelegenheit mal überprüfe 🙂

  24. @Raskolnoff, Detailfrage – wieso wäre der Aufprall 5cm weiter gefährlicher gewesen? Wenn dort etwas spitzes oder eine Kante war, wäre das eher nicht des Schutzbereiches des Helms. Dieser verteilt – im Gegensatz zum Motorradhelm – den Stoß nicht auf eine größere Fläche, sondern dämpft einen großflächigen Stoß ab.

    Ohne jede Empirie – ich bin letzte Woche übel gestürzt, involviert war aber mehr die Hand und überhaupt nicht der Kopf. Generell ist die Helmdebatte für mich immer ein ziemliches Trockenschwimmen, weil es zwar Zahlen über verletzte Radfahrer gibt, nicht aber über die Arten der Verletzung. Bei Millionen täglichen Fahrten allein in Berlin sind schon die Zahlen der Schwerverletzten relativ gering, und nur ein Teil dieser dürfte Kopfverletzungen erlitten haben.

    Im Gegensatz zur Gurtdebatte sprechen wir also nicht von zigtausenden Toten und Verletzten, sondern letztendlich von einem vorhandenen, aber nicht herausragenden Risiko.

  25. Ich habe hier mal einen kleinen Beitrag gefunden (http://www.bild.de/video/clip/crashtest/crashtest-elektrofahrrad-17307170.bild.html). Die Quelle bitte ich zu entschuldigen, genauso wie die erlogenen Behauptungen in dem Bericht. Was mir aber aufgefallen ist, der Test wird ohne Helm durchgeführt. Warum? Bei den schnellen E-Rädern mit mehr als 250 Watt wie im Beitrag verwendet, gibt es eine Helmpflicht (und ein Kennzeichen). Also müsste der Test nur mit Helm durchgeführt werden dürfen, Autocrashtest finden ja auch nicht ohne Gurt statt.

    Für mich gibt es hier drei Erklärungsmöglichkeiten:
    1) Die Unfallforschung der Versicherer glaubt nicht an die Wirksamkeit von Radhelmen und hält es daher für unnötig einen (vorgeschriebenen) Helm zu nutzen
    2) Der Helm hätte sehr wohl etwas gebracht. Um das ganze aber möglichst polemisch und drastisch zu zeigen, wird auf ihn verzichtet
    3) Die „Unfallforschung“ besteht aus einem ahnungslosen Haufen nicht erwachsen gewordener Jungs, die gerne Spielzeugautos (und Räder) gegeneinander fahren lassen.

  26. Die Polizei hat als eines ihrer Fachgebiete die Verkehrsunfallvermeidung, dennoch aber große Schwierigkeiten, Unfallursachen richtig einzuschätzen. Warum sollte das bei Unfallforschern anders sein? Wobei das abgebildete Szenario wohl nicht unwahrscheinlich ist. Die Helmpflicht für solche Fahrzeuge schreibt andere Helme als Fahrradhelme vor, wär für unsere Diskussion also ohnehin irrelevant.

    Das Video ist echt „gut“, besonders der Schlussatz – mit Pedelecs wirds mehr Tote und Verletzte im Straßenverkehr geben.

  27. „drei Erklärungsmöglichkeiten:“
    mir fällt eine vierte ein:
    4) Der Helm wäre zu Verpackungschips zerbröselt ohne daß er eine Schutzwirkung entfalltet hätte. Und das will ja keiner zeigen.

    Gibt es überhaupt eine Dummy-Test mit Radhelmen, abgesehen von den Norm-Prüfungungen?

  28. Wie gesagt, Mofafahrer tragen Helme mit einer grundlegend anderen Funktion, nämlich Verteilung des Stoßes auf eine große Fläche. Das ist ein großer Unterschied zu Fahrradhelmen, die Stöße durch Zerknautschen dämpfen-

  29. Das war mir bisher nicht klar. Ich dachte, dass die Helmpflicht bei den schnelleren Pedelecs mit einem Styroporkäppie erfüllt wäre. Wer fährt denn ein 35 km/h-E-Mofa, wenn er dafür einen Integralhelm aufsetzen müsste?

  30. Na vielleicht irre ich mich auch, aber sind das nicht versicherungspflichtige Mofas? Bei den bisherigen Mofas hab ich bisher nie jemanden mit Fahrradhelm gesehen.

    Hab wegen der unklaren Wissenslage meinerseits mal genauer geschaut:

    Zitat: http://www.adfc.de/pedelecs/Recht/Rechtliches-fuer-Pedelec-Fahrer

    „Im Bundesverkehrsministerium wird nach ADFC-Informationen darüber nachgedacht, die als Fahrräder geltenden Pedelecs bis 25 km/h von dieser Helmpflicht auszunehmen, aber nicht die schnelleren Zweiräder. Deren Fahrer müssten „geeignete Schutzhelme“ tragen. Dies sind der ECE-Richtlinie Nr. 22 entsprechende Helme, die auch Mofa- und Motorradfahrer tragen müssen.“

    ECE22-Helme sehen so aus:
    http://www.google.de/products?q=ece+22&hl=en&client=firefox-a&hs=p85&rls=org.mozilla:de:official&biw=1920&bih=827&bav=on.2,or.r_gc.r_pw.&um=1&ie=UTF-8&sa=N&tab=wf

  31. Danke Berlinradler für die Recherche. Damit sind meine Unklarheiten beseitigt. Den Helmen traue ich im Zweifelsfall sogar eine Schutzwirkung zu, ich würde sie aber niemals auf einem normalen Rad tragen. Sollte das irgendwann erforderlich sein, hole ich mir einen BMW X5 und fahre alles, was länger als mein Auto ist.

    Ich finde es trotzdem hochgradig lächerlich für die Elektromofas/Pedelces/E-Bikes einen Helm zu verlangen, wenn doch mit dem Rad deutlich höhere Geschwindigkeiten machbar sind. Hoffentlich erkennt der Gesetzgeber diese Disbalance nicht. Ich müsste mit meinen 91 km/h Rekord innerorts (Erzgebirge, 3 km mit 12%) dann wohl mit Vollhelm und Lederkombi unterwegs sein.

    Kurze, einfache Formel für mich: Styroporkäppie ja, Pflicht und blindes Vertrauen nein

  32. > 91 km/h Rekord innerorts

    Weia. Mir reichen meine 66 km/h, allerdings mit Gepäck und damals noch Mittelzugbremsen mit eher lächerlicher Bremswirkung, irgendwo im Allgäu.

  33. Wie schon hier angedeutet, die Helmpflicht für schnelle Pedelecs ist bisher nur angedacht, nicht gesetzlich festgelegt. Von daher ist auch der Crashtest „korrekt“. Bisher wird bloss Versicherungskennzeichen und mindestens Mofaführerschein verlangt. In dem ADFC-Text steht ja auch richtig: „Durch die Begrenzung auf die sogenannte bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit (bbH) von 20 km/h bei den E-Bikes und 6 km/h bei den Pedelecs mit Anfahrhilfe besteht keine Helmpflicht … Das würde für Pedelecs (bis 25 km/h) und schnelle Elektroräder mit Tretunterstützung (bis 45 km/h) bereits nach geltender Rechtslage eine Helmpflicht bedeuten.“

    *Würde* , dass heisst es ist noch nicht umgesetzt. Theoretisch braucht man natürlich keine Extra-Regelung für Pedelecs, da sei einfach eine Sonderform von Kleinkrafträdern darstellen.

    @Martin LE + Prokrastes: Dem Gesetzgeber kommt es nur auf die Geschwindigkeit an, die allein mit Motorkraft erreicht werden kann.

  34. Ne ich habe die Rechung noch nicht an die HKS geschickt. Vermute aber, die wissen das. Peter de Leuw hat das auch schon mal vorgerechnet. Man sollte die HKS auch gleich mal fragen, warum sie diese spezielle Statistik seit Jahren nicht mehr in die Jahresberichte stellen. Ich schätze ja es passt ihnen nicht ins Konzept…

  35. hey,
    wollte auch mal was los werden.
    da hier das interesse zum thema fahrradhelm sehr groß ist…
    momentan sitze ich vor meiner dipl. arbeit, ziel ist es ein kopfschutz zu entwickeln der speziel für radfahrer im städtischen raum gedacht ist.
    ich schreibe kopfschutz weil ich der meinung bin daß ein helm mit seinen eigenschaften (erhötes verletzungsrisiko d. nackenwirbelbereiches, allg. risikokompensation usw.)
    die falsche kopfbekleidung für den radfahrer in der stadt ist.
    der faktor mode wird im bereich kopfschutz gänzlich ausser acht gelassen.
    funktionsklamotten giebt es mit der weile ja schon was für den radfahrer im zivielen bereich. zb. strellson/bianchi oder rapha/paul smith oder ……..
    mein ansatz ist ewtl. eine art sturzhaube zu gestalten die zwar nur begrenzt schutz bietet aber zb. sich besser verstauen lässt.
    für kritik bin ich offen.ihr könnt auch ein von mir erstellten fragebogen ausfüllen, der zu finden ist unter:
    http://save-your-brain.jimdo.com/
    damit würdet ihr mir ein riesen gefallen erweisen.die antworten werden von mir anonym behandelt. und dienen nur dem zweck meiner dip. arbeit.

  36. @stev … meiner Meinung nach manövrierst Du Dich mit Deinem Fragenbogen in die bekannte Falle, in dem Du mehr oder minder und auch noch nicht repräsentativ versuchst Fahrradfahrer in Erklärungszwang zu bringen.

    Die Ausgangssituation aus Unfallsicht ist zunächst die extrem kleine Fallzahl von schweren Kopfverletzungen von Radfahrern im Vergleich zu schweren Kopfverletzungen im Haushalt oder auf/in Kfz (Pkw, Motorrad usw.). Die Zahlen sind ja bekannt und wurden zumindest anfangs von der Hannelore-Kohl-Stiftung veröffentlicht. Also dort einfach mal nach den konkreten aktuellen Fallzahlen fragen.

    In einer Stadt wie Berlin lässt sich die Fallzahl relativ schnell ermitteln:

    – 1,3 Millionen Wege mit dem Fahrrad pro Tag in Berlin
    – 6.182 Fahrradunfälle pro Jahr in Berlin (2010)
    – 477 schwere Fahrradunfälle in Berlin (2010)

    Da wir über Kopfverletzungen sprechen, sind aus meiner Sicht ausschließlich die schweren Verletzungen (also der Polizist am Unfallort macht ein Kreuz in seinem Erfassungsbogen, falls der Radfahrer auf vier Rädern davongefahren wird) relevant, also maximal 7,7 Prozent aller Fahrradunfälle (laut früheren Veröffentlichungen der Medizinischen Hochschule Hannover etwa 50 Prozent davon). Bezogen auf die zurückgelegten Wege also eine extrem kleine Zahl mit vielen Nullen hinter dem Komma – und nicht die immer wieder rumgeisternde Zahl von 80 Prozent von irgendwas.

    Also einfach mal detailliert in der Medizinischen Hochschule Hannover nachfragen und diese Zahlen nach dem gesunden Menschenverstand nochmals hinterfragen.

    Und zum Schluss noch ganz wichtig: Seit dem Höchststand in den 1970er Jahre sind die Zahlen von schweren und tödlichen Fahrradunfällen exakt um die gleiche Prozentzahl von drei Vierteln wie die aller Straßenverkehrsunfälle zurückgegangen. Soll heißen, sie sind durch die fortschreitende Zivilisierung des Kfz-Verkehrs (Tempolimit, Promillegrenze usw.) zurückgegangen. Gleichzeitig hat sich der Fahrradverkehr übrigens vervielfacht. Fahrradhelme haben daran keinen Anteil – sie werden im Alltag und der Freizeit in weniger als zehn Prozent der Fälle genutzt.

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