Auto-Reporter ärgert sich über Fahrradkongress

Gestern wurde in Berlin der Fahrradbranchenkongress vivavelo eröffnet. Zur Eröffnung sprach der Parlamentarische Staatsekretär beim Bundesverkehrsminister Jan Mücke und sagte: „Radverkehr ist ein wichtiger Bestandteil der städtischen Mobilität. Die Bedeutung des Fahrrades steigt. Deshalb werden wir den Nationalen Radverkehrsplan konsequent weiterentwickeln.“

Diese eher unspekatulären Sätze bringen den Auto-Reporter auf die Palme. Nach seiner Meinung ist es Zeit, die Legenden, die sich um das Fahrrad ranken, endlich einzureißen:

„Die Verkünder neuer Fahrradfreiheiten wollen partout nicht zur Kenntnis nehmen, dass das Rad einen Nachteil immer behalten wird: Sein Einsatz – wenn er denn vernünftig bleiben soll – bleibt wetterabhängig. Davon ist in den Lobpreisungen des Rades nie die Rede. Auch nicht davon, dass ein Drahtesel nur sehr eingeschränkt als Transportgefährt taugt. Kurzsichtige Nachhaltigkeitsfanatiker scheinen etwa die meist vollen Einkaufswagen nicht wahrzunehmen, die heutzutage aus Supermärkten geschoben werden. In der Stadt, auf dem Land, überall.

Der Eindruck verstärkt sich, als säßen diejenigen, die ganze Regierungsprogramme für die „nationale Förderung des Radverkehrs“ entwerfen, persönlich bestenfalls in der Freizeit oder im Urlaub mal im Fahrradsattel, haben aber keine Ahnung vom Fahrradalltag, der politisch motivierten Mobilitätsplanern vorschwebt.“

Das musste mal gesagt werden.

Auto-Reporter: Kommentar: Radfahren! – Prima „vivavelo“-Empfehlung

20 thoughts on “Auto-Reporter ärgert sich über Fahrradkongress

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  1. muahaha… das man mit einem Fahrrad nicht bei Regen fahren kann ist genauso wahr wie ein Motorrad sich nicht im Regen bewegen lässt, der Herr hat wohl noch nichts von Regenjacken und dergleichen gehört.

    Tschja und was die Transportkapazitäten anbelangt, da kann man doch einfach mal auf das Yuba Muno verweisen, aber auch ein normales Trekkingrad mit 2 Backrollern von Ortlieb schafft ne Menge weg und im zweifelsfall kann man ja auch 2mal die Woche einkaufen fahren 😉

    Nunja, es wirdimmer ewig gestrige geben..

    So long

  2. der autor hat aber vom fahrradalltag auch nich so die ahnung.
    nicht wert, sich drüber aufzuregen

  3. Finde ich durchaus nicht unrepräsentativ, was der so von sich gibt. Ähnliches hat mir eine überzeugte Autofahrerin auch schon entgegnet, als ich dafür plädierte Parkplätze in was Sinnvolleres (Fahrradabstellplätze, Carsharingparkplätze, breiterer Fußweg) umzuwandeln. Und dabei wohnt die in einer Gegend, wo in Laufweite mehrere Hundert Quadratmeter Einzelhandelsfläche sind.
    Als ich ihr die Vorteile eines „Hackenporsches“ (http://www.zeit.de/2009/48/TS-Hackenporsche?page=all) für den Wocheneinkauf erläuterte, wurde sie zumindest etwas zurückhaltender.
    Ich glaube man sollte die Probleme nicht wegzureden versuchen. Es muß immer darum gehen, Alternativen aufzuzeigen (und auch ein bißchen darum, diese vorzuleben). Und zwar Alternativen, die auch für nicht mehr ganz so rüstige Menschen oder für Familien mit Kindern praktikabel sind.
    Es gibt übrigens gerade einen richtigen Boom an Hackenporsches in der
    Gegend, in der ich wohne, und dies auch bei jüngeren Leuten.

  4. Auf der Webseite dieser schlauen Auto-Reporter steht auch:

    „Einigermaßen Überraschendes gab der Staatssekretär ebenfalls kund: „Fahrräder verursachen weniger Emissionen und weniger Lärm als Autos.“ Wir hätten das nicht glauben wollen, wäre uns die entsprechende Pressemitteilung mit dem bedeutenden Zitat nicht gleich zweimal gefaxt worden. Innerhalb von zwölf Minuten. Wisse: Wiederholung ist die Mutter der Weisheit.“

    Das ist ja man wirklich eine große Überraschung und eine ganz neue Erkenntnis! Man sollte diesen Herren mal den Auspuff in die Fahrerkabine umleiten, damit sie an ihren eigenen, ganz sauberen Abgasen schnüffeln können. Und am besten auch gleich noch die Autohupe im Innenraum montieren, damit sie mal mit eigenen Ohren erfahren was man als Fußgeher so ertragen muss wenn sie aufs Horn drücken.

  5. So ist das halt wenn man aus Zucker ist und am Fahrrad weder Gepäckträger noch Schutzbleche sind…da kann man dann nur bei trockenheit radfahren und keine Einkäufe mitnehmen.
    Auf dem Land ist das Auto sicherlich angebracht wenn die Einkaufsstrecken >10km sind, aber in Ballungsräumen sehe ich keinen grund warum ein Fahrrad für Regelmäßige Einkäufe ungeeignet sein sollte.

  6. Ich weiß nicht, was ihr habt, der Artikel hat mir die Augen geöffnet. Wie konnte ich nur denken meinen Alltag mit dem Rad lösen zu können?
    Ausgerechnet heute habe ich also so ziemlich alles falsch gemacht, was ich falsch machen konnte – bei Nieselregen den Wocheneinkauf besorgt und in der einen Hand noch die Blumen für einen runden Geburtstag. Das nächste Mal hole ich mir einen Mietwagen, damit ich wenigstens trocken bin, wenn ich aller zehn Minuten einen Parkplatz suchen darf.

  7. Mobiltät und Mobilitätskonzepte sind immer politisch.
    Und die Politik des Autoverkehrs ist die:
    Lebensgefahr; Einschränkung der Bewegungsfreiheit für Nicht-Autofahrer, gigantische Umweltzerstörung und -Verschmutzung, Begünstigung der privilegierten Klassen (d.h. von der Verkehrspolitik des Autoverkehrs profitieren nur die, die sich ein Auto leisten können.)

  8. Über den Fahrradalltag zu schreiben oder ihn zu leben sind zwei paar Schuhe. Er weiss nicht was ihm entgeht. Die erste Spur im frischen Schnee zu ziehen, nach einem stressigen Arbeitstag den erfrischenden Sommerregen auf der Haut zu spüren und das Gefühl zu Leben zu geniessen. Ich habe Mitleid mit ihm, dass sich ihm die schönen Seiten des Fahrradalltags noch nicht erschlossen haben.

  9. Was soll denn dieses Chinesen-Ding am Ende? Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger verstehe ich es. Kann mir da jemand helfen?

    @ahab und Kohl
    er sagt nicht, man könne bei Regen nicht radfahren. Er sagt, der Einsatz eines Fahrrades sei bei Regen unvernünftig. Das finde ich eigentlich viel schlimmer, als wenn er dem Fahrrad nur die wettertauglichkeit abspricht, unterstellt er doch dem kurzsichtigen Nachhaltigkeitsfanatiker pauschal einen Mangel an Geisteskraft.
    Dieses Thema jedoch wurde schon an anderer Stelle diskutiert und ist ein ernstes: Radfahrer sind aus Sicht von Kraftfahrzeugführern am eigenen Tode selber Schuld, vernüftige Menschen stehen nicht neben nem Truck an der Ampel!

  10. Lustig finde ich auch immer diese „Alles oder nichts“ Rhethorik:

    Nur weil man nicht IMMER ALLES mit dem Rad erledigen kann(in den Augen dieser Leute), muss man natürlich immer mit dem Auto fahren, bei jedem Wetter in jeder Jahreszeit. Und Jeder hat natürlich auch immer 3 Kästen Bier oder Wasser zu transportieren, und wohnt in mindestens 10 min. Fahrentfernung.

    Wär ja auch schon ok, wenn sie es wenigstens im Hochsommer tun würden. Bzw immer dann, wenn man nur 3 Teile fürs Abendessen einkaufen will. Aber es wird noch nicht mal drüber nachgedacht.

  11. @GreenHU: „vernüftige Menschen stehen nicht neben nem Truck an der Ampel!“

    Ist wohl etwas anders gemeint, aber stimmt leider, man sollte niemals neben einem LKW stehen,immer davor oder dahinter. Wissen die meisten Radfahrer leider nicht. Vor allem, wenn da ein Radweg oder eine Radspur ist, wird das natürlich leicht vergessen.

  12. Ich habe das jetzt mit den Chinesen begriffen: Der selbe Autor hat vor ein paar Tagen einen Kommentar zum Thema China verfasst. Tenor: Man solle sich trotz des Fortschritts der automobilen Zukunft in China (10mio Neuautos 2009) nicht blenden lassen. Das seien immer noch Kommunisten ohne Menschenrechte, und überhaupt sei das alles nur dank westlicher Technologie möglich.

  13. der reporter ist ein spinner…
    und kai..na um solche berichte zu schreibern wie dieser reporter..da braucht man mindestens 3 kästen bier…

  14. @ zeevil Kohl:
    Das ist genau das, was ich meinte: 10 km Entfernung für einen Wocheneinkauf mit dem Fahrrad können mobile kräftige Menschen wegstecken. Keine Frage. Aber wenn man gleichzeitig, einen zeitraubenden Job oder Kinder hat und/oder die Kinder mit zum Einkauf nehmen muß oder eine leichte Arthrose oder oder oder dann funktioniert das nicht. Wir brauchen Lösungen für alle Menschen und nicht nur für die fitten, mobilen, Alleinstehenden.

  15. @Dirk: „Wir brauchen Lösungen für alle Menschen und nicht nur für die fitten, mobilen, Alleinstehenden.“

    Und deshalb dürfen die fitten unter uns nicht das Fahrrad nehmen(Warum nur Alleinstehende)?

    Es wäre ja schon gut, wenn NUR die von Dir oben genannten Personengruppen das Auto nehmen würden. Dann wären die Innenstadtstrassen deutlich leerer. Du argumentierst genauso, wie ich oben bereits geschrieben habe. Nur weil eine Gruppe etwas so macht, sollen alle anderen es genauso machen. Damit spielst du der Automobillobby in die Hände.

  16. „Kurzsichtige Nachhaltigkeitsfanatiker“ – cool ausgedrückt. Den Begriff der Nachhaltigkeit hat der gute Mann doch gar nicht verstanden, es geht dabei auch um die Unmöglichkeit, den heutigen Lebensstil noch über viele Generationen aufrecht zu erhalten.

  17. Outdoor…

    Habe bislang nur wenige gute Seiten zu dem Thema gefunden. Zu suchen kann sich aber scheinbar durchaus lohnen. Dann lassen sich sogar noch solch nette Seiten wie diese hier finden. Finde ich echt klasse beschrieben….

  18. @ Kai:
    Im Gegenteil: Ich bin sogar RADikaler als Du.
    Es geht mir darum, dass auch diejenigen, die eben nicht so jung, fit und alleinstehend sind, nicht auf das Auto angewiesen sind. Deswegen müssen wir nach meiner Meinung in diesem von jungen, fitten, fahrradfahrenden Männern dominierten Blog (wozu ich mich auch zähle) viel stärker darauf achten, dass z.B. die Infrastruktur so ausgebaut wird, dass auch Kinder sicher Fahrrad fahren können etc. etc.
    Wenn man mit Kindern mit dem Fahrrad durch die Stadt fährt, sieht man manches eben anders. So gab es hier z.B. mal eine Diskussion zu Mittelinseln, die von vielen negativ gesehen wurden. Aber gerade wenn man mit Kindern unterwegs ist und länger braucht um über die Straße zu kommen, sind diese superwichtig.

  19. @Dirk, da kann ich Dir zu 100% zustimmen.

    Manche wünschen ja hier einen Mischverkehr ohne Wenn und Aber. Auf Nebenstraßen kein Ding, auf Hauptstraßen aber mit Kindern oder sehr geringer Geschwindigkeit (gesundheits- oder altersbedingt) in meinen Augen problematisch.

    Da Radwege dieses Problem nicht lösen, sondern die Gefahren nur verstecken und verschärfen, müssten also andere Lösungen gesucht werden. In meinen Augen heissen diese: echte Fahrradstraßen, und zwar berlinweit, vernetzt und ohne Parkplätze.

    Eine Umgestaltung des Verkehrsverhaltens würde auch eine starke Förderung des ÖPNV bedeuten. Nicht alle wollen oder können Radfahren. Die Erfahrung, dass trotz S-Bahn-Notverkehrs alleine wegen der Entschädigungsregelungen im Jahr 2009 mehr Leute ÖPNV genutzt haben als im Jahr davor, zeigt, dass insbesondere die Preisschraube ein geeignetes Mittel ist. Solange man aber fast alles Geld in den Straßenverkehr steckt, wird man sich das eben nicht „leisten“ können.

  20. @Dirk: Ich hatte das oben so betont, weil du die Ausreden der Autofahrer benutzt hast, warum sie unbedingt und immer das Auto nehmen müssen. Dass du Alternativen zum Auto meintest, kam nicht raus.

    Zur angeblich fehlenden Radverkehrsinfrastruktur: Wenn man sich mal die Unfälle und Toten der letzten Jahre anguckt, ist es zumindest hier im Ruhrgebiet so, dass vor allem ältere Frauen und Kinder betroffen sind. Hauptursache: Sich auf die Sicherheit des Radwegs verlassen + mangelhafte Radwegführung. Mit anderen Worten: Unter dem rechts abbiegenden LKW begraben. Wo sind da die jungen, fitten Männer?

    Wenn ausgebaute Infrastruktur dazu führt, dass die Leute sich auf Strassen trauen, wo sie sonst niemals gefahren wären, ist das doch das Gegenteil von Sicherheit.

    Ich weiss, dass du das anders meinst, aber du weisst ja sicher, was die zuständigen Verwaltungsbeamten und Politiker aus solchen Forderungen machen.

    Besser wäre doch sicher, z.B. das fahren auf Nebenstrassen zu propagieren und zu üben.

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