Erneut wurde heute eine Radfahrerin Opfer eines rechtsabbiegenden Lastkraftwagens. Die Polizei teilt mit, dass gegen 12:15 Uhr eine 28-jährige Radfahrerin auf der Radspur der Greifswalder Straße in Pankow fuhr. Ein 25-jähriger LKW-Fahrer, der mit seinem Auflieger von der Greifswalder Straße in die Grellstraße abbiegen wollte, übersah die Radfahrerin. Die Radfahrerin kam unter den LKW und wurde lebensgefährlich verletzt. Kurze Zeit später starb sie in einem nahegelegenen Krankenhaus an ihren Verletzungen.
Pressemeldung der Berliner Polizei Nummer 3308 vom 14.12.2009 – 18:05 Uhr.
Von den neun Radfahrerinnen und Radfahrern, die bisher in Berlin im Jahr 2009 ums Leben gekommen sind, waren allein drei Fälle, bei denen die Unfallursache lautet: rechtssabbiegender LKW.
Einfach: Scheiße. Vor kurzem hat Benno Koch noch die Unfallstatistik 2009 hervorgehoben, die für Radfahrer einen positiven Trend zu zeigen schien. Und dann diese beiden vermeidbaren tödlichen Unfälle innerhalb einer Woche.
Mein Mitgefühl an die Hinterbliebenen.
„Radwege“ sind fahrlässige Tötung.
Die Meldung allerdings wirft Fragen auf, dem Luftbild* von Google zufolge hat die Greifswalder Straße an der Kreuzung mit Grell- und Storkower Straße keinen Radweg und auch keine Radspur.
Die befindet sich nur in Grell- bzw. Storkower Straße.
Wie also sah nun der Unfallhergang tatsächlich aus?
*) Bei bing sieht’s nicht ander aus.
Die Luftbilder sind wohl schon etwas älter, den Radstreifen gibts noch nicht so lange, so in etwa ein Jahr vielleicht.
Das ist ’ne Radspur auf der Straße, mit gestrichelter Begrenzungslinie?
Sollte dem ADFC ein Denkzettel sein, der fordert die Dinger ja.
Übersah, übersah, übersah! ich kann es echt nicht mehr lesen. Diese Typen missachten schlichtweg die Vorschrift, sich ausreichend beim Rechtsabbiegen zu versichern, dass da niemand kommt!
In jeder Pressmeldung, wenn mal wieder ein Radfahrer die Schuld trägt, heißt es, er habe die Regeln missachtet. Auto- oder LKW-Fahrer übersehen Radfahrer. Ja, man muss aber auch hingucken -und genau das zun viele eben nicht.
Auf einer Strecke von 10km durch Berlin würde ich ca. 3-5 Mal von Rechtsabbiegern überfahren werden, wenn ich mich dann nicht entpsrechend defensiv verhalten würde. Ich meine, es ist doch die Regel, dass die Leute nicht gucken.
Na ich bin ja mal gespannt, wie lange sich der Senat das angucken möchte, bevor konsequent etwas getan wird. Es ist einfach unerträglich, dass sowas wieder mit 2000€ abgegessen wird, die dann in die Landeskasse fleißen und der Kerl in ein paar Wochen wieder am Steuer sitzt.
An der Kreuzung werden in Richtung Mitte gerade die Radstreifen bzw. Wege angepasst bzw. erst gebaut.
Die Ausschilderung dort ist mehr als verwirrend. Sucht Frau Hämmerling nicht gerade nach Negativbeispielen?
Würde mich nicht wundern, wenn die – wie üblich – liederlich angelegte, abgesicherte und ausgeschilderte Behelfverkehrsführung an dieser Stelle ihren Beitrag zum Unfall geleistet hat.
An besagter Kreuzung – wie an mehreren anderen Kreuzungen im Verlauf der Greifswalder Str. – werden seit einigen Monaten bauliche Radwege angelegt bzw. Radwege auf dem Gehweg markiert aber die Arbeiten gehen nicht recht vorran.
An der Kreuzung Greifswalder/ Grellstr. wird der Radfahrstreifen Rtg. Mitte vor der Krzg. auf den Gehweg geführt und erst hinter der S-Bahn-Unterführung soll’s wieder runter vom Gehweg auf einen anschließenden Radfahrsteifen. Die Rampen sind fertig, statt Radfahrerfurten sind aber im Kreuzungsbereich gelbe Sperrflächen vor den Rampen aufgebracht. Auf dem Gehweg sind Vormarkierungen aufgebracht aber die dauerhaften Markierungen sind bisher nicht gefolgt.
Radwegebenutzungspflicht gibts teilweise auch noch nicht.
Meiner Erinnerung nach steht hinter der Kreuzung FR. Mitte sogar ein Z.254 (Verkehrsverbot für Radfahrer).
Bin das letzte Mal vor ca. 2 Wochen da lang gekommen.
Furchtbar, diese Unfälle. Wenn sie wenigstens in die öffentliche Wahrnehmung kämen. Die Zeitungen schreiben sowas allenfalls in den Polizeimeldungen, große Artikel gibts fast nur, wenn man über die Fehler der Radfahrer berichtet. Ohne eine öffentliche Wahrnehmung dieser Unfallart wird sich aber nichts daran ändern. Die Schuld verteilt sich hier auf sicherheitstechnisch wenig ambitionierte Fahrzeugbauer und Gesetzgeber sowie auf eine unwissenschaftliche, Unfallursachen verkennende Verkehrsplanung. Es ist ja eine unausgesprochene Tatsache, dass im Straßenverkehr in einem Kosten-Nutzen-Verhältnis von Unfalltoten und Leichtigkeit des Vorankommens gerechnet wird.
Oli fragt, wie lange sich der Senat das ansehen möchte. Er sieht das doch schon seit Jahren. Warum sollte sich da je etwas ändern. Im Gegenteil, nächstes Jahr sind Wahlen in Berlin – da steht für uns Radfahrer viel auf dem Spiel.
Peter beschreibt eine Situation, die mich besonders ärgert – oft darf man auf der Fahrbahn fahren, wird aber spätestens an der Kreuzung auf den Radweg gezwungen. Nicht selten endet gleich hinter der Kreuzung wieder die Benutzungspflicht.
Ich habe viel darüber nachgedacht, wie man das Problem angehen kann. Eine meiner Erkenntnisse dabei war, dass es meist schlichtweg unmöglich ist, vielbefahrene Hauptstraßen fahrradfreundlich zu gestalten. Radstreifen bergen die Gefahr, dass man sie viel zu eng gestaltet, über Bürgersteigradwege braucht man gar nicht nachzudenken. Sofern es nutzbare Nebenstraßen gibt, sollte man Hauptstraßen doch einfach ohne Radverkehrsinfrastruktur belassen. Wo notwendig, sollten wirklich breite Radstreifen her, und im Kreuzungsbereich sollte man den Verkehr so führen, dass entweder Radfahrer und Rechtsabbieger hintereinander fahren, oder dass Radfahrer links von den Rechtsabbiegern fahren. Mit der Ausschilderung der Radrouten durch Berlin erreicht man wesentlich mehr als mit dem zwanghaften Fahrradkompatibelmachen von Hauptstraßen.
Herzliches Beileid an die Hinterbliebenen, Freunde und Familie.
Berlinradler: Du hast Recht, ökonomischer / effizienter wäre natürlich dieses Konzept des Nebenstraßen-Ausbaues zu Fahrrad-tauglichen Achsen. Wohne in Kreuzberg und bin viel auch Richtung West oder Südwest unterwegs, da ersetzen beispielsweise Südwestkorso und Brümmerstraße u.s.w. die Achse Hauptstraße, Rheinstraße, Unter den Eichen. Oder man fährt die Prinzregentenstraße statt der Bundesallee.
Dennoch wird „Lieschen Müller“ (und damit ist natürlich nicht explizit eine der totgefahrenen Radfahrerinnen gemeint) weiter zum Einkaufen u.s.w. die Hauptstraßen entlang fahren. Ich selbst fahre viel, es kommen mal 20 und mal auch 40-50km am Tag zusammen (im Sommer), daher denke ich mich oft durch die Stadt „in Achsen“. Aber auch mir fällt es nicht immer leicht konsequente Umgehungen der Autoadern zu denken – man hat diese einfach zu sehr drin.
Außerdem ärgert mich noch was sehr Grundsätzliches an der Problematik. Zu Recht schreibst Du dass eine Risiko- / Nutzen-Bewertung des Straßenverkehrs stattfindet. Nimmt man die reine Zehl der Verkehrstoten pro Jahr und betrachtet man dazu noch alle Verkehrsteilnehmer-Gruppen dann könnte man bei einer Millionenstadt schnell zu dem Schluss kommen, dass ein gewisser „Todeszoll“ unabwendbar ist.
Im Detail sieht es aber so aus, dass es schon ein Kunststück ist innerstädtisch als Autofahrer tödlich zu verunglücken wenn man einen halbwegs modernen PKW fährt und sich an die Verkehrsregeln hält. Zumindest bei den innnerstädtisch realistischen 30 bis 50km/h. Das heißt aber, dass bei PKW-Unfalltoten, die es natürlich auch gibt, nicht selten überhöhte Geschwindigkeit, Alkohol und vielleicht auch, Entschuldigung, Dummheit im Spiel sind.
Totgefahrene Radfahrer dagegen laufen scheinbar „bei besten persönlichen Voraussetzungen“ ins Messer. Sehr trauriger Gedanke, dass dann jemand einfach nicht mehr nach Hause kommt, Unfälle wie aus dem Nichts passieren. Das würde bei PKW Fahrern, in der Stadt wie gesagt, eher nicht passieren. Als Fußgänger sieht das natürlich schon anders aus.
Komischerweise haben die Leute bei Kindern die unverschuldet in Gefahrensituationen kommen großes Mitleid. Allenfalls die Eltern werden mangelnder Beaufsichtigung bezichtigt. Der Schrecken über einen Unfall entlädt sich dann ggfls.: das hätte man nicht zulassen dürfen. Bei Radfahrer-Unfällen gibt es natürlich auch diesen paternalistischen Ansatz: das sei ja sowieso Wahnsinn bei dem Verkehr hier noch Rad zu fahren – am besten man baut uns noch Stützräder an und schickt uns in den Verkehrskindergarten.
Noch öfter aber wird geurteilt nach dem Motto: Bittesehr, wer sich in Gefahr begibt muss doch wissen was passieren kann. Ich sehe da eine große Ignoranz, nicht nur bei der Politik und Polizei, vor allem auch in der Bevölkerung. Ein notwendiges Umdenken erfordert also auch eine zivilere Gesellschaft. Die in einem vorangehenden thread angeführten Beispiele einer Verrohung, zugegebenermassen auch von Seiten einiger Radfahrer, hier in der Stadt sprechen da Bände. Mehr Achtsamkeit – nicht obwohl, sondern gerade weil wir in einer Großstadt leben.
Ich weiß allerdings auch nicht wie man eine liebenswürdige Grundeistellung zum Leben wie sie den Holländern und Engländern eigen zu sein scheint hierher importieren könnte. Das Schnauze mit Herz Argument gilt nur bedingt, denke als selbst Berliner darf ich da urteilen.
Habe an der Unfallstelle gestern abend gestanden, nachdem in den Radio-Nachrichten abends vom tödlichen Unfall berichtet wurde (mit Nennung der Greifswalder Straße, ich wohne dort).
Es ließ mir keine Ruhe. In dem Gebiet sind in letzter Zeit schon mehrere tödliche Radunfälle passiert. Ich bin selber ganzjähriger Radler, oft sogar quer durch Berlin bis Spandau und zurück, darum sehr aufmerksam auf das Thema.
Also nochmal raus und auf Spuren geachtet. An der Danziger Str./Greifswalder Str. war nichts zu sehen, an der Kreuzung Greifswalder Str./Storkower Str. dagegen schon von weitem: viele orange Markierungen auf der Fahrbahn an der Ecke vorm Kaisers-Geschäft, stadtauswärts, mit Standortmarkierung des vorderen und hinteren Wagens eines LKW’s sowie einer doppelt gezogenen Spur des Weges der Radfahrerin (etwas makaberweise erst breit mit Kreide gezogen, ab dem Erfassen durch den LKW eng mit Kreide gezogen, in einem Kreis vorne unterm Führerstand auslaufend).
Der Hergang des Unfalls ist in der Polizeimeldung allerdings mißverständlich beschrieben. Die Radfahrerin wollte die Greifswalder Str. wohl überqueren, als sie auf der Storkower Str. in Richtung Grellstraße unterwegs war.
Auf der Greifswalder Str. verläuft an dieser Stelle eine weiß gestrichelte Radspur, die in Richtung Grellstraße quer über die Greifswalder Str. führt.
Der LKW scheint von der Storkower Str. aus in die Greifswalder Str. stadtauswärts eingebogen zu sein und ist dort hinter dem Fußgängerüberweg zum Stehen gekommen. Der LKW ist demnach noch komplett um die Ecke gebogen. Den Spuren nach könnte die Radfahrerin ihr Rad auch auf dem Fußgängerweg geschoben haben, der Punkt des Erfassens war wohl etwas vor der Mittelinsel, also schon recht weit Richtung Straßenmitte, wo die Straßenbahnlinie verläuft.
Oder sie wurde abgedrängt und hat durch eine weite Rechtskurve noch versucht, sich vor dem Unfall zu schützen. Gegenüber ist übrigens noch der zerstörte Imbiß zu sehen, in den im Spätsommer ein Auto geradezu hineingeschossen war. Seitdem wurde der Laden nicht mehr in Betrieb genommen, dieser Autofahrer war genau wie der LKW aus der Storkower Str. gekommen, aber geradeaus weitergefahren und in einen Abbiegeunfall verwickelt gewesen.
Meines Erachtens fahren die Autos und LKW’s an dieser Kreuzung einfach zu schnell, der Bereich ist absolut nicht verkehrsberuhigt. Weitere tote Radfahrer oder Fußgänger sind nach meinem Eindruck vorprogrammiert, wenn man dies nicht ändert. Es ist für mich schockierend, daß aus allen diesen Unfällen so gut wie keine Folgen gezogen werden. Der Unfall hätte avielleicht auch durch einen rot markierten Überquerungsradweg anstelle der weißen Strichellinie verhindert werden können.
@Joshua, Du beschreibst sehr gut die Verkehrsethik, die sich mit dem Aufkommen des Autos herausgebildet hat. In dieser Ethik kommen Tote oft nicht als Opfer, sondern als Täter vor. Die vorherrschende Verkehrsethik akzeptiert Tote als Teil des Verkehrs.
Dabei sind andere Sichtweisen durchaus denkbar. In der Naturwissenschaft arbeitet man gerne mit Unendlichkeits-Rechnungen. Im Verkehr kann man das auch: Was, wenn man eine Autobahn direkt an ein Wohnaus baut und auf der anderen Straßenseite der Supermarkt steht? Der Bewohner hat die Autobahn so zu überqueren, dass er nicht von einem Auto erfasst wird, so steht es in den Verkehrsregeln. Trägt er die moralische Alleinschuld an einem etwaigen Unfall?
Der Verkehr ist zu schnell, zu unübersichtlich. Wenn wir jeden Verletzten und jeden Toten als Opfer sehen würden, auch wenn er sich nicht regelkonform verhalten hat, hätten wir vielleicht mehr Anlass, darüber nachzudenken, wie man die Opferzahlen reduzieren kann.
Praktisch kann das bedeuten: Nicht benachteiligende Ampelschaltungen, geringere Geschwindigkeiten, Herstellung von Sichtbarkeit und Akzeptanz des Unveränderbaren: der Fehlbarkeit des Menschen in seinem Verkehrsverhalten.
Wenn in einem so kleinen Forum so geballt Reflexion, Debatte und Lösungsssuche stattfinden frage ich mich wirklich was denn demgegenüber der ärmliche Beitrag der Politik ist? Gefühlt nahe Null. Es sind immerhin Leute die wir für Problemdenken und Lösungssuche gewählt haben und bezahlen. Ich nehme an, dass Berlinradler so wie ich sein Geld nicht mit / in der Politik verdient. Sollte der Teufel am Ende dochin jenem Detail stecken, dass ein humaner geplanter Verkehr einen „wirtschaftlichen Nachteil für den Standort Berlin“ darstellt?
Tjo nachdem mir ungelogen an einem Tag 2 Leute aufn Radweg ins Fahrrad gelaufen sind und mich 2 rechtsabbiegende Autos fast umgekarrt haben, fahre ich nun nur noch auf der Straße. Radwege sind Todesstreifen!
Durch sie wird dem Autofahrer suggeriert die Straße gehöre ihm allein. Dementsprechend verhalten sie sich auch.
Mein Beleileid den Angehörigen.
„Meines Erachtens fahren die Autos und LKW’s an dieser Kreuzung einfach zu schnell, der Bereich ist absolut nicht verkehrsberuhigt.“
@Ewald:
Grell- und Storkower Str., vorallem aber die Greifswalder Str. sind Hauptverkehrsstraßen mit teilweise hoher Verkehrsbelastung. Es macht keinen Sinn und scheint auch ziemlich unmöglich hier den Verkehr zu beruhigen. Sorry aber Verkehr beruhigen erinnert mich immer gleich an „Verkehrsberuhigter Bereich“.
„Der Unfall hätte avielleicht auch durch einen rot markierten Überquerungsradweg anstelle der weißen Strichellinie verhindert werden können.“
@Ewald:
Zwar ist der optische Reiz einer roten Markierung höher als der bei nur weißen Markierungen, dass schaltet aber den „Toten Winkel“ nicht aus.
Der LKW-Fahrer sieht deshalb im Zweifelsfall auch nicht mehr.
@ Joshua:
das betrifft doch sogar die Medien. Mit gewissem Frust stelle ich fest, daß hier nur noch von Sitzredakteuren abgeschrieben wird.
Bei diesem Falle bzw. besser Unfalle heißt das, alle Redaktionen plappern nun die Polizeimeldung nach, daß die Radfahrerin die Greifswalder Straße entlang gefahren sei. Vor Ort wird da überhaupt nicht mehr recherchiert, wie ein Pressevergleich zeigt.
Außerdem gehört das Verkehrsopfer-Thema zweifellos zu den Tabu-Themen. Die Gesellschaft hat sich in gewisser Weise mit diesem Blutzoll eingerichtet, der Jahr für Jahr von tausenden Menschen für den schnellen Autoverkehr erbracht wird. 47 Millionen Autos in unserem Land fordern eben ihren Tribut. Man will auch nicht täglich von überrollten Radfahrern oder ähnlichem hören.
Da ich nun schon einige hundert mal die Strecke Prenzlauer Berg – Spandau per Rad gefahren bin in den letzten Jahren, muß ich grundsätzlich folgendes sagen: es ist jedes einzelne Mal wieder eine Tour, die viel Konzentration und Vorsicht erfordert. Wenn ich an jeder Kreuzung auf meinem Vorfahrtsrecht bestehen würde, wäre ich pro Hin- und Rücktour wohl ca. 3 bis 5 mal überfahren worden.
Unzählige Male muß man wegen Rechtsabbiegern abbremsen oder Bögen schlagen, weil sie sich weigern, wirklich anzuhalten. An Ein- und Ausfahrten dasselbe Problem, gerade nachts kommen viele an einsamen Stellen geradezu herausgeschossen an diesen Stellen.
Ich habe viel mit gelber und oranger Warnweste herumexperimentiert, am besten scheint interessanterweise die orange Weste zu helfen, gerade bei Dunkelheit. Die gelbe auch recht gut. Aber selbst darauf sollte man sich nicht verlassen, insofern ist auch das wieder tückisch, wenn einen dann 9 Autofahrer sehen und der 10.te doch wieder mit Vollgas abbiegt.
Leider sind auch die Beschleunigungswerte der Fahrzeuge heutzutage so hoch, daß sie aus dem Stand heraus in ein, zwei Sekunden eine Fließgeschwindigkeit haben, die für einen schweren Aufprall bereits ausreicht.
Wie oben im Thread schon geschrieben wurde, ist es völlig illusorisch, Kreuzungen wie Greifswalder/Storkower, Greifswalder/Ostseestr. oder Greifswalder/Danziger wirklich unfallfrei für Radfahrer zu machen. Die Geschwindigkeiten der Autolawine sind viel zu schnell, man kommt selbst als Fußgänger oft nur noch durch aufrechtes und beherztes Gehen bei grün über die Überwege. Sobald man etwas langsamer oder weniger aufrecht unterwegs ist, versuchen viele Autofahrer, noch schnell vor einem vorbei zu kommen, ziehen dann wieder andere Autofahrer nach. Es gibt einen unvermeidlichen Moment, wo es dann für den Fußgänger rot wird, und danach ist es leider ganz aus, man muß dann sehen, daß man nicht wie Ungeziefer behandelt wird.
Ich habe mich damit zwar nicht abgefunden und werde das auch nie. Aber das Verhältnis an Geld, Aufmerksamkeit und Vorrang ist doch ungefähr so: 85% für Autos und LKW’s, 10% für Radfahrer, 5% für Fußgänger. Vielleicht sogar eher 90% für Autos etc.
Solange das so bleibt, wird es immer weitere Opfer geben, wobei das Wort „Opfer“ es dabei schon sehr gut trifft.
Peter schrieb:
„Grell- und Storkower Str., vorallem aber die Greifswalder Str. sind Hauptverkehrsstraßen mit teilweise hoher Verkehrsbelastung. Es macht keinen Sinn und scheint auch ziemlich unmöglich hier den Verkehr zu beruhigen. Sorry aber Verkehr beruhigen erinnert mich immer gleich an “Verkehrsberuhigter Bereich”.“
Sicher, deshalb ist im Spätsommer dort auch ein Auto direkt in einen Grillimbiß hineingeschossen, ebenfalls aus der Storkower Straße kommend. Es stand mit Vor- und Hinterrädern komplett in dem Bistro drin. Weil das Fahrezug abgehoben hatte, durchschlug es direkt die große Schaufensterscheibe (die jetzt immer noch mit Brettern zugenagelt ist). Die Außenterasse war regelrecht zerschmettert (hätte da zu dem Zeitpunkt wer gesessen, wäre er tod gewesen, innen gab es einen Verletzten).
Das zeigt, daß die Fahrzeuge dort langsam und verkehrsgerecht unterwegs sind, oder? Das ist doch dort mehr eine Rennbahn.
Das Problem mit den abbiegenden LKW’s wird aber auch brisanter, je näher der Radfahrer neben dem LKW steht. Insofern sind Radfahrer direkt auf der Straße auch keine Lösung, dort sind sie vom erhöht sitzenden LKW-Fahrer noch schlechter zu sehen.
Nachträglich habe ich noch ein Bild der Unfallkreuzung eingefügt. Ewald hat in seinem Kommentar bereits gesagt, dass die Darstellung der Polizei nicht zutrifft. Der LKW ist aus der Storkower Strasse gekommen und wollte nach rechts in die Greifswalder Straße stadtauswärts einbiegen.
Aus den Markierungen der Polizei geht nicht hervor, ob sich die Radfahrerin auf der Radspur befand oder auf dem Fußgängerweg die Greifswalder Straße überqueren wollte. Ewald schreibt: „Den Spuren nach könnte die Radfahrerin ihr Rad auch auf dem Fußgängerweg geschoben haben.“
Als ich den Unfallort fotografierte, sprach mich eine ältere Frau an, die den Unfall gestern erlebt hat. Sie sagte, dass der LKW-Fahrer den Unfall zuerst nicht bemerkt habe und von Passanten durch Winken aufmerksam gemacht worden sei.
Hoffentlich nicht zu sehr Off Topic: Wo kann man eine Klingel oder besser Hupe bekommen, die leicht nachrüstbar ist, der StVO entspricht und aber wirklich auch gehört wird vom Blechschachtelbewohner? Möglichst robust, ohne Elektrik. Sind „Sturmklingeln“ verboten?
… P’Berg-Spandau: schon klar, mache ständig solche Erfahrungen bei ähnlichen Routen / Distanzen.
Das oben eingestellte Foto ist jetzt übrigens korrekt, es zeigt die Situation aus der Sicht der Storkower Straße, wenn man die Greifswalder Straße überqueren will. Hinter der Kreuzung heißt die Storkower Straße dann Grellstraße.
Wenn man genau hinschaut, sieht man übrigens noch die mit Brettern zugenagelte Scheibe des Dönerladens auf der gegenüberliegenden Seite der Greifwalder Straße. In diesen Laden war im Sommer ein anderes Auto hineingerast. Die Inhaber haben danach wohl aufgegeben.
Man sieht außerdem rechts an der Ecke den Kaisers Markt und die Führung des Radweges geradeaus über die Greifswalder Straße. Der Tanklastzug war den Markierungen nach noch komplett rechts um die Ecke gebogen, Bremsspuren sind keine zu sehen. Das Rad muß wohl vorn vom Führerhaus erfaßt worden sein, was auch gegen die heutige Technik der LKW’s mit ihren hohen Kanzeln und dem toten Winkel vorne spricht. Warum werden keine Sensoren für die Frontpartie entwickelt? Jedenfalls ragte die Radfahrerin am Unfallort noch etwas unterm Führerstand nach vorn hinaus.
Ich schreibe das so ausführlich, weil man sonst denken könnte, sie wäre mitten unter dem Anhänger gelegen, dem war aber wohl nicht so, die LKW’s kriegen es offenbar auch nicht mit, wenn sie direkt vorm Führerhaus ein Rad erfaßt haben. Jeder einzelne solche Fall ist ein Fall zu viel.
Stellt jemand „Weiße Fahrräder“ auf für die zwei diesen Monat gestorbenen Radfahrerinnen? Wer organisiert das, privat?
Noch was: kann man neben Öffentlichkeitsarbeit, „critical mass“ Fahren, Brandmarken von Unfallschwerpunkten und Verursachern nicht mal Folgendes versuchen:
Vordruck für eine Erklärung (auszufüllen und zu schicken an Senat / BVG / S-Bahn), dass man:
– Steuerzahler ist;
– aus Gemeinschafts-fördernden, ökologischen u.s.w. Gründen auf das Auto verzichtet und den Stadtraum bzw. seinen ideelen Anteil davon den verbleibenden Autofahrern abtritt;
– das Radfahren aber aus guten Gründen teilweise und auf bestimmten Strecken für lebensgefährlich, unzumutbar und auch scheinbar nicht geduldet hält;
– dennoch ein verkehrssicheres Kosten-verursachendes Fahrrad vorhält, für die anderen Strecken und halt generell;
– und daher, jetzt kommt’s, hiermit ankündigt den ÖPNV so lange als Schwarzfahrer zu benutzen bis die Stadt das sichere Radfahren ermöglicht.
Man verstehe angekündigtes Schwarzfahren nicht als Erschleichung der Beförderung, u.s.f..
Wäre mal eine schöne Aktion von Herrn B. Koch.
Ewald:
„Das Problem mit den abbiegenden LKW’s wird aber auch brisanter, je näher der Radfahrer neben dem LKW steht. Insofern sind Radfahrer direkt auf der Straße auch keine Lösung, dort sind sie vom erhöht sitzenden LKW-Fahrer noch schlechter zu sehen.“
Da bin ich aber schon der Meinung, dass ein Radfahrer auf der Straße sichtbarer für den Rechtsabbiegeverkehr ist – als auf dem Radweg wie auch immer er angelegt sein soll. Natürlich sollte man sich als Radler dann nicht bei Roter Ampelstellung rechts am LKW nach vorne durchwurschteln. Im fließenden Verkehr gerade wenn man nicht 5cm an der Bordsteinkante entlang fährt, sondern ruhig ein wenig mittiger auf der FAhrspur wird man von der Kfz-Zunft (ein-)gesehen – denn von hinten wird man als Radler wohl kaum angefahren.
In der Greifswalder Straße hat es in der Vergangenheit einige sehr schwere Fahrradunfälle gegeben.
16. April 2007: Greifswalder Ecke Ostsee-Straße, rechtsabbiegender LKW tötet 92-jährigen Radfahrer.
03. August 2007: Greifswalder Ecke Ostsee-Straße, rechtsabbiegender LKW tötet 21-jährige Radfahrerin.
24. September 2007: Greifswalder Ecke Ostsee-Straße, rechtsabbiegender LKW verletzt 26-jährige Radfahrerin schwer.
In dem letzten Beitrag habe ich zu den Unfällen ein Interview mit Stadtrat Kirchner gemacht.
Weiterer Beitrag dazu: Fahrradmarkierung an Ostsee Ecke Greifswalder
@Joshua: Du schreibst: „Wenn in einem so kleinen Forum so geballt Reflexion, Debatte und Lösungsssuche stattfinden frage ich mich wirklich was denn demgegenüber der ärmliche Beitrag der Politik ist?“
Der Bundesvorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, will ab 2010 Elektroautos mit je 5000 Euro fördern. Ein Technologiewandel in der 1-Tonnen-Fahrzeugwelt bedeutet natürlich, dass die sozialen Probleme und die eingeschränkte innerstädtische Lebensqualität manifestiert werden. Über Fahrräder hört man bei den Grünen wenig, allenfalls ein paar Alltagsradler wie Michael Cramer oder Herr Ströbele sind bekannt. Zu den konkreten Forderungen von Radfahrern hört man aber selbst aus dieser Partei eigentlich nichts, allenfalls Lippenbekenntnisse zum Radfahren. Die sonstige Parteienlandschaft ist mit Blick aufs Radfahren noch trostloser.
Woran es liegt? Es gibt eben noch Kreise, offenbar besonders bei höheren Posten in der Politik, bei denen das Thema Radfahren noch gar nicht angekommen ist. Wer selbst nicht radfährt und die Forderungen der Radfahrer nicht kennt, kann keine Politik für Radfahrer machen. Und selbst Menschen ohne Auto akzeptieren unhinterfragt die derzeitige Stadtgestaltung zu ihren Lasten. Wenn mal ein Auto wegen ihnen am Zebrastreifen bremsen muss, haben sie ein schlechtes Gewissen. Sie haben noch nie darüber nachgedacht, dass sie zugunsten des „schnellen“ (effizient sieht anders aus) Verkehrs benachteiligt werden.
@berlinradler: Ganz Deiner Meinung.
Das verrückte ist dabei, dass ich mir all dessen bewusst bin und dennoch gerne Rad fahre. Und, schlimmer noch, ein innerfamiliär recht häufig angebotenes kleines Auto quasi nie nutze, und wenn 1x im Jahr, dann nicht innerstädtisch.
Ein weiterer Gefangener des Systems sitzt meiner Meinung nach nämlich im Auto. Ich kriege in der Blechkiste ständig Gedanken wie: „hier würde ich gerne mal aussteigen und was erledigen – aber erst muss ein Parkplatz her, dann benötige ich Geld für Kurzzeitparken, der Hintermann drängelt schon wenn ich nur den Blinker setze zum Suchen, etc.“. Eigentlich sehr bedauernswert.
Insofern hat „die Politik“ natürlich schon versucht über Abgaben und Einschränkungen das Autofahren zu verknappen, nur bei der Mehrheit der Leute ist das anders angekommen, so als sei es eben wertvoller und daher noch schützenswerter geworden. Als kaufe man sich mit Benzinsteuer und Parkgebühren von ökologischer, sozialer und städtebaulicher Verantwortung komplett frei. Sei im Gegenteil sogar ständig Opfer.
Wahrscheinlich gelingt eine Wende nur, wenn Radfahren sicherer, aber auch zuweilen schick und dann wieder selbstverständlich wird. Mir ist ein Verantwortungsträger / Politiker / Promi der mit leicht zerknitterter und vielleicht „angeregneter“ Kleidung vom Rad steigt viel lieber als ein geschniegelter Mensch der aus dem Fond eines VW Phaeton krabbelt.
Es hat was menschlich-liebenswürdiges, wie das Radfahren überhaupt, wenn man zu Wetter, Weg und mangelnder Perfektion des Alltags steht.
Natürlich sind Radfahrer keine besseren Menschen, aber ein bisschen mehr Radverkehr statt des Auto-Monotheismus kann eine Gesellschaft humaner machen, da bin ich sicher.
> Wo kann man eine Klingel oder besser Hupe bekommen, die
> leicht nachrüstbar ist, der StVO entspricht und aber wirklich
> auch gehört wird vom Blechschachtelbewohner?
Gar nicht. Jede Signaleinrichtung, die laut genug ist, um von Autofahrern wahrgenommen zu werden, verstößt gegen die StVZO:
§64a:
———————————————-
Fahrräder und Schlitten müssen mit mindestens einer helltönenden Glocke ausgerüstet sein; ausgenommen sind Handschlitten. Andere Einrichtungen für Schallzeichen dürfen an diesen Fahrzeugen nicht angebracht sein. An Fahrrädern sind auch Radlaufglocken nicht zulässig.
———————————————-
Es ist also vom „Gesetzgeber“ GEWOLLT, daß Radfahrer sich nicht bemerkbar machen können.
Radfahrer müssen ausgemerzt werden, oder was?
Eine Fußballfan-Fanfare wäre manches Mal gerade eben so ausreichend gewesen 🙁
So, jetzt extrem offtopic. Ich philosophiere über die Wahrnehmung und Vorbildfunktion von Radfahrern.
Ich habe beruflich das Glück, viele Geschäftsführer gut laufender mittelständischer Unternehmen zu kennen, die selbst auch Rad fahren. Das wäre vor 20 Jahren wohl undenkbar gewesen und ist ein zartes, wachsendes Pflänzchen, das sich vielleicht irgendwann bis in die politische Ebene ausbreitet. Dass das noch nicht geschehen ist, ist traurig und irgendwie auch peinlich. In meiner subjektiven Wahrnehmung sind genau diese Leute Erfolgsmenschen, „die anderen“ nehme ich – erster Eindruck – als eher konservativ und gedanklich unflexibel wahr. Und oft ist das ja auch so – das, was wir weiter oben als etablierte Denkweise festgestellt haben, ist ja Teil des unhinterfragten Übernehmens „alter“ (2-3 Generationen) Werte.
Die Entscheidung zum Verkehrsverhalten findet aber oft früher statt. Da sind die Vorbilder natürlich andere, und zum Coolsein gehört ein Auto irgendwie dazu – selbst wenn es zu einem Bewegungsverhalten führt, das nicht mal im Rentenalter empfehlenswert ist. Der Couchpotato ist zwar out, aber aufi der mobilen Couch gilt das nicht. Der Radler hingegen sitzt zwar nicht faul rum, ist aber eigentlich nur zu arm, um sich ein Auto zu leisten. Radelnde Vorbilder kann man schwer künstlich erzeugen, und so freue ich mich über jeden Fernsehhelden, der auch mal etwas radelt. Die bisherigen Schweriner Kommissare sind in früheren Folgen sogar öfters mit der Straßenbahn gefahren 🙂
@berlinradler: stimmt.
Meine Vorbilder sind recht greifbar. Der Vater ohne Führerschein, untypisch für dreifachen Familienvater in den Sechszigern, nutzte das Rad, die S-Bahn und nicht zuletzt die eigenen Bein weidlich. Auch mit uns Kindern war das in meiner Erinnerung nie ein Problem. Es gab mal einen Familienurlaub in Spanien, und ich habe die erinnerte Strecke Flughafen zur Finca die wir mit Rädern (!) zurücklegten nachvollzogen (als Kind war mir das egal, es war eben „ein Tag“ oder „Nachmittag“ — es waren gut 40 ,50km. Das wäre heute Kinderschänderei, oder? Der jüngste war auf dem Kindersitz, das Gepäck auf den Trägern. Ging.
Andere Erinnerung, frühes Studium, Achtziger Jahre, Berlin. Wir coolen Westberliner Bengel mit ollen dicken Rostlauben zu einer Prüfung gefahren, sehr beliebt die /8er Mercedesse. Der Prof., bisschen verspätet, kommt total verschwitzt und aber gut gelaunt direkt vom Rad gestiegen rein. Ach ja, es hatte noch geregnet. Wir waren etwas betreten, dachten dass er eine Pause bräuchte, sich vielleicht umziehen wolle. Stattdessen fing er einfach freundlich mit der Prüfung an, wunderte sich nur warum wir so blass wären – bisschen Rad fahren täte uns auch ganz gut.
Ich wollte nur mal meine Zustimmung zu Joshuas Vorschlag einer Erklärung der Rahrradfahrer bekunden. Vielleicht aber doch ohne den Punkt mit dem Schwarzfahren.
@Neuköllner: Ohne Drohen, etwa des Schwarzfahrens, fehlt evtl. der Druck. Es ist auch die einzige realistische Alternative für mich.
Aber klar, ginge auch so. Eine öffentliche Überlassungserklärung – bestimmt Straßen werden genannt – von ehedem öffentlichem Raum an die Autofahrer. Bitte sehr, da habt ihr was ihr wollt. Sehr lustig wäre noch eine gleichsinnige Fußgängererklärung, Anwohner natürlich ausgenommen. Frage wäre dann, wie kommt man vom Autoparkplatz noch weg, in einer Fußgänger- und Rad-freien, bzw. -entrechteten Zone?
topse schrieb:
„Da bin ich aber schon der Meinung, dass ein Radfahrer auf der Straße sichtbarer für den Rechtsabbiegeverkehr ist – als auf dem Radweg wie auch immer er angelegt sein soll. Natürlich sollte man sich als Radler dann nicht bei Roter Ampelstellung rechts am LKW nach vorne durchwurschteln.“
soll man dann eine Grünphase auslassen, oder weiter hinten stehen bleiben?
„Im fließenden Verkehr gerade wenn man nicht 5cm an der Bordsteinkante entlang fährt, sondern ruhig ein wenig mittiger auf der FAhrspur wird man von der Kfz-Zunft (ein-)gesehen – denn von hinten wird man als Radler wohl kaum angefahren.“
Schau Dir das Foto oben noch einmal genau an. Das IST doch bereits ein auf die Straßenfahrbahn verlegter, bis zur Ampel sogar rot markierter Radwegestreifen auf der Storkower Straße.
Es handelt sich dort eben nicht um einen dieser Radwege, die auf dem Fußgängerweg ausgewiesen sind und von der Straße aus wegen geparkter Autos, Bäumen usw. schlecht einzusehen sind.
Der Effekt auf der Storkower Straße ist auf Kalle’s Foto (danke dafür!) deutlich zu sehen: man hat ein Nadelöhr erzeugt. Wie viel Platz kann hier physikalisch zwischen einem Radfahrer und einem LKW eingehalten werden, wenn beide auf der Storkower Straße vor der Ampel auf grün warten, der Radfahrer auf dem roten Radweg-Streifen, der LKW auf der rechten Fahrbahnspur?
Nach meiner Schätzung vielleicht ein Meter, aber auch das nur, wenn der Radfahrer sich noch so weit wie möglich nach rechts neben den Bordstein drückt. Vom Winkel her ist der Radfaher aus dem Führerhaus (vom links sitzenden Fahrer!) noch schwerer zu sehen, als wenn der Radfahrer 5 m weiter rechts stehen würde (dann sieht der LKW-Fahrer den Radler bereits per Schulterblick, was hier völlig unmöglich ist).
Deshalb bin ich selber nicht von diesen Straßenradwegen überzeugt, solange einfach nur ein Teil von den zwei Auto-Spuren abgeknapst und seitlich rechts als Radweg markiert. Man es aber sonst so beläßt wie zuvor, weiterhin mit zwei Autospuren. Das ist doch von vornherein unlogisch und mehr Alibi als wirkliche Hilfe.
Auch falls die Radfahrerin hier beim Schieben auf dem Fußgängerüberweg erfaßt worden wäre, macht es die beengte Situation dort nicht wirklich besser. Ein LKW-Fahrer hat es hier durch die zwei verengten Autospuren sehr schwierig, einen LKW mitsamt Anhänger um diese Ecke zu lenken, ohne mit der linken Nachbarspur zu kollidieren. Das zieht eine Menge Konzentration ab, die sonst nach rechts gewendet sein könnte. Wer solche Unfälleverhindern will, kommt nicht umhin, sich sämtliche Perspektiven vorzustellen, auch diese Schwierigkeit zu bedenken! Und auch für den LKW-Fahrer ist so ein Ereignis ein lebenslanger Einschnitt in seinem Leben (er war übrigens laut Meldung 25 Jahre alt).
Für mich ist das dort eine klassische Verkehrsfehlplanung, zu ostdeutscher Zeit mag die Kreuzung verkehrsgerecht gewesen sein, heute ist der ganze Bereich dort ein ständiger Gefahrenpunkt. Und wenn man hier keine verkehrsberuhigenden Maßnahmen ergreift, wird es leider so bleiben. Das ist dort keine Ausfallstraße am Rande der Stadt, sondern mitten im Kiez!
> > Im fließenden Verkehr gerade wenn man nicht 5cm an der Bordsteinkante
> > entlang fährt, sondern ruhig ein wenig mittiger auf der FAhrspur wird man
> > von der Kfz-Zunft (ein-)gesehen – denn von hinten wird man als Radler
> > wohl kaum angefahren.”
>
> Schau Dir das Foto oben noch einmal genau an. Das IST doch bereits ein
> auf die Straßenfahrbahn verlegter, bis zur Ampel sogar rot markierter
> Radwegestreifen auf der Storkower Straße.
Eben. Das ist etwas ganz anderes als das von topse beschriebene Fahren AUF der Fahrspur.
Topse geht es darum, daß man mit dem Fahrrad genau dort langfährt, wo auch die Autos langfahren. Nicht neben ihnen, sondern vor bzw. hinter ihnen. Die 10 Gebote des sicheren Radfahrens von Bernd Sluka* beschreiben das genau:
> Radfahrer haben rechts zu fahren. Das heißt aber nicht, dass du dich an
> den äußersten rechten Rand verziehen sollst. Zulässig ist bis zu einem
> Meter Abstand vom rechten Fahrbahnrand. Diesen Platz sollst du der
> jeweiligen Situation angepasst ausnutzen.
# Die richtige Position auf der Fahrbahn ist oft die Stelle,
# wo Autos mit den rechten Rädern entlang fahren.
> Zu parkenden Fahrzeugen ist ein Mindestabstand von einem Meter vorgeschrieben.
Weil es so wichtig ist, wiederhole ich es hier nochmal:
# Die richtige Position auf der Fahrbahn ist oft die Stelle,
# wo Autos mit den rechten Rädern entlang fahren.
Und das schließt eben auch das Halten an einer Ampel mit ein, das macht man ebenfalls an dieser Stelle.
Das bedeutet natürlich auch, daß man an einer roten Ampel hinter den Autos stehen bleibt, die vor einem an der Ampel halten.
Dieser rote Radwegestreifen aber setzt die Separation von Fahrrad- und Autoverkehr fort, die auch der Hochbordradweg auf dem Bürgersteig verfolgt.
Genau diese Separation ist aber die Ursache des Übels, denn die verdrängt Radfahrer aus dem Sichtbereich von Autofahrern und oft auch aus dem Bewusstsein.
*) http://bernd.sluka.de/Radfahren/10Gebote.html
@ Prokastes (zur Hupe am Rad)
Die StVO ist richtig zitiert: „Andere Einrichtungen für Schallzeichen dürfen an diesen Fahrzeugen nicht angebracht sein.“ Das Wort „angebracht“ ist der Knackpunkt und die Lücke im Text. Ich benutze seit einiger Zeit eine Drucklufthupe am Rad, die aus Schallgeber und Druckluftspeicher besteht. Der Speicher passt in den Flaschenhalter am Rahmen und der Schallgeber wird in eine Halterung am Lenker eingeklickt. Keines der Teile ist fest montiert („angebracht“) was man im Fall der Kontrolle auch sofort demonstrieren könnte. Das Bügelschloss, das in der Halterung am Rahmen transportiert wird, würde man ja auch nicht als am Fahrrad angebracht bezeichnen. Ich „freue“ mich schon auf die Gelegenheit, meine Auffassung der StVO mit der Obrigkeit zu diskutieren, den Ausschnitt der StVO habe ich zu dem Zweck immer dabei.
Aber noch etwas zum Sinn der Hupe: Sie ist so laut, dass man wirklich bis zum Autofahrer durchkommt. Die Reaktion ist zum Teil die gewünschte, man wird beachtet und bekommt nicht die Vorfahrt genommen. Häufig wird das Geräusch nicht einem selbst als Radfahrer zugeordnet, da Radfahrer klingeln und nicht hupen. Autofahrer setzen aber i.d.R. Ihre begonnene Aktion einfach fort, wenn Sie nicht eindeutig wissen, was gerade los ist. Man wird in dieser Situation also weiterhin nicht beachtet und benötigt gute Bremsen. Na ja, und viele bemerken nicht einmal mehr die Hupe. Insgesamt ein interessantes und erschreckendes Experiment das zeigt, dass nur der kleinere Teil der Autofahrer überhaupt andere Verkehrsteilnehmer wahrnehmen und ungewohnten Geräuschen eine Bedeutung zuordnen können.
Die (negative) Wirkung der Hupe auf die eigene Sicherheit sollte nicht unterschätzt werden. Man hat das Teil ja, um in größerer Anzahl der Fälle die Vorfahrt tatsächlich eingeräumt zu bekommen. Die eigene Fahrweise wird also tendenziell weniger defensiv und damit gefährlicher. Dazu kommt, dass man eigentlich beide Hände zum Lenken und Bremsen benötigt, wenn einem die Vorfahrt genommen wird. Beim Betätigen der Hupe kann man aber beides schlechter, was im Endeffekt ebenfalls gefährlicher ist. Fazit: Es wird mit einer Hupe nicht wirklich sicherer.
Noch etwas zur Diskussion, ob Radstreifen nun sinnvoll sind, oder nicht. Es ist doch so, dass ein Radfahrer auf einer Radspur grundsätzlich sichtbar ist. Kraftfahrer „übersehen“ daher einen Radfahrer nicht, sondern sie verletzen ihre Sorgfaltspflicht, wenn sie den radfahrer nicht beachten. Das gilt auch dann, wenn der Radfahrer im toten Winkel ist, denn dem Kraftfahrer ist grundsätzlich bekannt, dass es den toten Winkel gibt. Dies ist insbesondere bei LKW-Fahrern der Fall, da sie häufig mit dem LKW rangieren müssen und daher recht genau wissen, welche Bereiche sie um das Fahrzeug herum noch einsehen können und welche nicht. Man kann nun durch bauliche Maßnahmen die Sichtbarkeit von Radfahrern erhöhen und auch darüber diskutieren, welche baulichen Maßnahmen dafür am besten geeignet sind. Bauliche Maßnahmen verhindern aber die Unfälle nicht, bei denen die Kraftfahrer sich schlicht nicht vergewissert haben, ob sie anderen Verkehrsteilnehmern die Vorfahrt nehmen. Ich bin kein Jurist, aber aus meiner Sicht muss ein Unfall wie der hier in Pankow als fahrlässige Tötung angesehen werden: Da die Radfahrerin auf dem Radstreifen grundsätzlich sichtbar ist, muss der LKW-Fahrer es unterlassen haben, nach ihr zu schauen, anderenfalls hätte es nicht zu dem Unfall kommen können. Fahrlässige Tötung durch Kraftfahrer sollte endlich die entsprechenden Konsequenzen nach sich ziehen. Dies zu fordern und durchzusetzen hätte aus meiner Sicht größere Wirkung auf die Sicherheit von Radfahrern als der Unterschied zwischen baulichen Maßnahmen.
Die Diskussion hier im Forum, ob eine gelbe oder orange Warnweste besser ist, zeigt doch schlussendlich, dass Radfahrer sogar dann noch in großem Umfang übersehen werden, wenn sie alles für ihre Sichtbarkeit tun und sich regelkonform verhalten. Die Schlussfolgerung ist, das die Zahl der durch Kraftfahrer verschuldeten Unfälle letztlich nur verringert werden kann, wenn die negativen Konsequenzen aus solchen Unfällen für den Kraftfahrer in erheblich größerem Umfang spürbar werden. Bei allen Detailfragen, die im Alltag richtig und wichtig sind, sollte diese Forderung immer wieder ganz oben auf der Liste stehen.
Letztens habe ich von einem Unfall erfahren, bei dem ein Radfahrer von einem rückwärts ausparkenden Auto angefahren wurde. Der Radfahrer hatte das Licht eingeschaltet, eine Warnweste an und sogar ein Ausweichmanöver hingelegt – gebracht hat es ihm nichts, er musste mit diversen Verletzungen ins Krankenhaus. Autofahrer gucken vielleicht mal kurz, wenn sie Lust haben – mit Wahrnehmung der Sorgfaltspflicht hat das aber nichts zu tun.
@Hupdoch, Du schreibst, dass höhere Strafen nach erfolgten Unfällen das Verhalten von Kraftfahrern verändern würden. Nun werden aber die meisten Kraftfahrer glücklicherweise keine Unfälle mit Radfahrern erleben.
Die Selbstwahrnehmung des Autofahrers als Opfer von unachtsamen Fußgängern und rowdyhaften Radfahrern sorgt im Vorfeld dafür, dass eigenes Fehlverhalten nicht analysiert wird. Oft wird es sogar abgestritten. Ich würde behaupten, dass die meisten unachtsamen Rechtsabbieger, Raser oder Extrem-Nahüberholer der Meinung sind, nichts falsch zu machen – und dass sie meinen, Radfahrer machen mehr Fehler. Diese Haltung kann man ja in jeder Fahrraddiskussion erleben – aus der Nichtwahrnehmung eigener Fehler folgt aber, dass höhere Strafen wohl das Verhalten nicht ändern würden.
Einen Punkt möchte ich aber nochmal ansprechen – hier halte ich hohe Strafen für angemessen. Es gibt ja diverse Verkehrsteilnehmer, die durch absichtliche Gefährdung andere „erziehen“ wollen. Wenn dies verfolgt und generell vor Gericht landen würde, wäre viel getan. Hilfssherrifs haben derzeit nicht viel zu befürchten, ihr Verhalten wird – wenn überhaupt – als kleine OWi im Verkehrssektor wahrgenommen, nicht etwa als Straftat. Hilfreich wäre hier in Härtefällen Haftstrafe und auch der schnellere Einzug des Führerscheins.
Zur Diskussion zweierlei:
1) interessanterweise fand ich die Wirkung der orangen Weste geradezu überragend Habe es bei einer Fahrt im Dunkeln auf der knapp 2-stündigen Strecke Prenzlauer Berg – Spandau ausprobiert.
Das war wohl meine Stadtdurchquerung mit Rad, bei der ich bisher am wenigsten übersehen worden bin. Sonst war ich öfter mit gelber Weste unterwegs, die Wirkung schien mir bei weitem nicht so stark zu seun.
2) Hupdoch schrieb: „Es ist doch so, dass ein Radfahrer auf einer Radspur grundsätzlich sichtbar ist.“ Hier sage ich spontan: nein, nein, nein! So ist es eben grundsätzlich nicht! (von der Wahrnehmungsphysiologie her betrachtet)
Sobald der Radler NACH dem LKW an der Ampel eintrifft, hat der LKW-Fahrer ihn eben noch NICHT auf der Radspur gesehen. Ich argumentiere hier nicht von den Vorschriften her, sondern einfach sinnesphysiologisch. Es ist als Radfahrer extrem wichtig, sich dies klarzumachen (und hat mir bei meinen hunderten Berlin-Durchquerungen sicher geholfen).
Es hilft nur weiter, sich auch in die Perspektive des LKW-Fahrers zu versetzen. Ich würde daraus z.B. die Vorschrift ableiten, daß LKW-Fahrer mit Anhänger immer einen Beifahrer auf der rechten Seite haben müssen, der während der gesamten Fahrt als Verkehrsbeobachter aktiv mit dabei ist. Mit so einem Gesetz hätte man viele Leben retten können.
98% der Radfahrer versetzen sich ja niemals wirklich in den LKW-Fahrer (geht natürlich am besten, wenn man selber mal im Führerstand eines LKW’s mitfährt oder sogar einen Führerschein dafür erwirbt). Dann wird einem augenblicklich klar, daß der Fahrer hier kognitiv ziemlich überlastet ist an so engen Abbiegestellen. Wenn er z.B. von der Storkower Str. stadtauswärts in die Greifswalder Str. biegt, kann er zwar auf der Greifswalder Str. zunächst beide Spuren benutzen (anders kommt er rein physikalisch dort gar nicht um die Ecke!), aber auf der Storkower Straße, wo er vor der Ampel wartet, muß er strikt auf der rechten Fahrbahn bleiben, weil die linke Spur immer mit anderen Fahrzeugen besetzt ist.
Es geht also gar nicht anders, als daß er hier auch viel Aufmerksamkeit auf das Ausschwenken des Anhängers nach links aufwendet, da dieser Anhänger zunächst weit nach links ausschwenkt!
Wie man an dem Foto oben erkennen kann, hat er dazu an dieser Stelle fast keinen Spielraum. Nochmal, das ist nur eine rein physiologische und kognitive Einschätzung, aber man kommt mit dieser Diskussion sonst bis zum St.Nimmerleinstag nicht weiter. Ich betrachte mich als Radler deshalb immer grundsätzlich als „ungesehen“, wenn ich keinen direkten Blickkontakt zum Fahrer aufnehmen kann, und selbst dann beobachte ich weiter.
Ich erwarte hier im Thread, daß meine Argumentation nicht verstanden wird, es kommen garantiert sofort wieder Einwände wie „aber der Fahrer MUß doch den Radfahrer sehen, er SIEHT ihn auch, und alles andere ist eine Straftat“. Das ist die moralische Argumentation, die reine Perspektivübernahme ist es allerdings nicht. Daß Unfälle wie dieser tief tragisch sind, steht dabei außer Zweifel, sonst würde ich dazu auch nicht weiter nachdenken.
Ein Verschärfen der Strafmaße bringt übrigens rein gar nichts, das zeigt sich auch bei diversen anderen Ordnungswidrigkeiten etc. von Autofahrern.
Solange Vergehen welcher Art auch immer nicht verfolgt, nicht kontrolliert und also auch nicht geahndet werden, haben die, die die Vergehen begehen, überhaupt keinen Bezug zur Strafe.
Es gibt in Berlin 15 Blitzampeln. Die sind in ihrem „Beritt“ den Autofahren bekannt, die etlichen tausend anderen aber werden gerne auch bei „kirschgrün“ befahren. Kriegt ja keiner mit; der Fall, daß da tatsächlich mal Personal in noch grün steht und das notiert, ist ja sehr selten.
Und genauso verhält es sich mit Tempolimits. Steht da irgendwo ein Schild rum, das Tempo 30 ansagt, reduziert sich die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit von knapp 70 auf etwas über 50.
Es gibt ja kaum Geschwindigkeitsmessungen, warum die Schilder ernstnehmen? Das eine Knöllchen im Jahr kann man ja als Autofahrer locker verkraften, ist halt Pech.
Ewald hat hier sehr wahres geschrieben:
> Sobald der Radler NACH dem LKW an der Ampel eintrifft,
> hat der LKW-Fahrer ihn eben noch NICHT auf der Radspur
> gesehen.
Und daraus kann man schlussfolgern, daß ein Radfahrer einfach nichts NEBEN einem LKW verloren hat.
Was, wenn es diese Scheiss-Radwege oder Radspuren nicht gäbe, auch nicht eintreten kann, wenn nicht ein Radfahrer darauf besteht, sich rechts zwischen LKW und Straßenrand hindurchzuschlängeln.
Diese beim Autoverkehr angeblich die Sicherheit des Radfahrers erhöhende Maßnahme ist bei LKWs definitiv lethal.
Kommt man als Radfahrer an eine rote Ampel, vor der ein LKW steht, bleibt man HINTER dem LKW stehen.
So ein Verhalten wird übrigens selbstverständlich von anderen einspurigen Verkehrsmitteln wie Motorrädern erwartet und eingehalten.
Rechtsabbiegeunfälle mit Motorradfahrern sind daher auch unüblich.
„Kommt man als Radfahrer an eine rote Ampel, vor der ein LKW steht, bleibt man HINTER dem LKW stehen.“
oder fährt auf der linken Spur vorbei, so denn eine (mit Platz) vorhanden ist, so wie mit nem Motorrad-
ja, so wie Prokrastes und Johannes mache ich es auch meistens, auch bei Bussen.
Noch ein Wort zu den oft geforderten Straßenradwegen: diese sind am ehesten für sportliche, schnelle Radfahrer geeignet – aber auch da halte ich sie für angesichts der fehlenden menschlichen Knautschzone für gefährlich, allein schon wegen linksseitig auffliegender Autotüren, sobald kein Auto im Rückspiegel des Aussteigenden zu sehen ist.
Wenig tauglich sind Straßenradwege für langsame Radfahrer, für Kinder und Senioren, oder für Radler, die ein wenig zum Pendeln neigen.
@Ewald :
Falsche einstellung, mit ausreichend Sicherheitsabstand (und das bedeutet nunmal das ein Radfahrer mithin eine gesamte Fahrbahnbreite einnimmt) ist es auch für pendelnde Senioren oder langsamfahrende Leute sicher auf der Fahrbahn.
Mir fällt in der Wilhelmstr. z.B. auf das wenn ein Radfahrstreifen vorhanden ist, sich sklavisch an diesen gehalten wird, unter missachtung jeder Mindesatabstände, wie oft ich schon Seitenspiegeln etc. ausweichen musste weil der Herr Autist mit dem Reifen genau auf linie fuhr geht auf keine Kuhhaut.
Radwege sind murks, egal wo und wie, die Radfahrstreifen sind vielleicht das kleinere Übel aber das einzige was wirklich hilft ist wenn sich die lieben Autofahrer informieren und endluch lernen der STVO entsprechend, mit rücksicht auf den schwächeren zu fahren.
Wird nur leider nicht passieren solange wir hier weiter so Autozentriert sind.
Egon schrieb:
>Topse geht es darum, daß man mit dem Fahrrad genau dort langfährt, wo >auch die Autos langfahren. Nicht neben ihnen, sondern vor bzw. hinter >ihnen
Ja so meine ich es, solange eine Fahrradspur nicht x-Meter vor die „Auto“-Haltelinie gezogen wird, ist man beim Ampelstart von Rot auf Grün immer auf der Abschussliste, (zumindest hier in Deutschland). Ich nehme mal an, dass von Lkw-Sicht aus auch die in Fahrtrichtung gehenden Fußgänger nicht eingesehen werden können – denn das gleiche Unfallotenzial wie der Radler besitzen auch Jogger die von „Hinten“ angerannt kommen – trotz Ampelgrün.
Wenn ich so recht überlege, halte ich den Radfahrstreifen (ob nun gestrichelt oder durchgezogen abgetrennt wie eine Busspur), nur von Vorteil auf langen geraden Strecken zwischen Ampeln und Straßeneinmündungen / Kreuzungen. Vielleicht wäre es von Vorteil im Ampelbereich gerade diese Trennung von Radler und Kfz-Verkehr auf der Straße eben hier dann auf zu heben. [s. Radstreifen auf der Perleberger Str. : wobei hier anscheinend noch überlegt wird, was man wie und wo im Ampelbereich „hinleitet“]
@ z e Kohl schrieb: „Sicherheitsabstand (und das bedeutet nunmal das ein Radfahrer mithin eine gesamte Fahrbahnbreite einnimmt)“
Das trifft nur leider meistens nicht zu.
An der Unfallstelle (siehe Bild oben) standen ursprünglich zwei Autospuren zur Verfügung. Man hat von den zwei Autospuren jeweils 50 cm weggenommen und den gewonnenen Meter rechts als Fahrradfahrweg drangeklatscht.
Korrekt wäre es gewesen, hier nur noch eine Fahrspur für Autos freizugeben und den Radweg breiter anzulegen. Außerdem hätte man wegen der Rechtsabbieger den Straßenradweg komplett in rot über die Greifswalder durchzuziehen sollen. Gestrichelte Linie bedeutet doch für Autofahrer unbewußt nichts anderes als „aha, hier darf ich drüberfahren“.
Das mit den auffliegenden Autotüren ist im übrigen selbst dann ein Problem, wenn man eine ganze Autofahrspur als Radfahrer auf der Straße einnimmt. Die reißen ihre Autotür auf, sobald auf der Straße kein Auto mehr im Rückspiegel zu sehen ist, das ist doch dauernd so.
Deshalb wundere ich mich stets über diese sehr schnellen Straßenradfahrer: ich würde es niemals machen, es sei denn, man schielt beim Fahren seitlich in jedes rechts parkende Fahrzeug und bremst schon vorsorglich etwas, falls dort jemand auf Fahrerseite drin sitzt. Bei Dunkelheit kann man das auch vergessen.
@ Ewald: Man sieht wgn der Kopfstützen in der Regel auch nicht, ob jemand hinterm Steuer sitzt. Ist auch zu anstrengend; ich achte dann lieber auf den Fließverkehr und fahre einfach etwas weiter links.
Man muss übrigens keinen 18Tonner fahren, um zu merken, dass man in einem hohen Auto mit Kastenaufbau nach rechts einfach nichts sieht. Grausamer Zustand.
@hupdoch: Danke für Deine Erörterung zu meiner Klingelfrage, sehe ich jetzt auch so.
@Linda: Ja, grausam, und wenn es unvermeidbar wäre nur das, so ist es aber auch verkehrspolitisch dumm, richtig dumm.
Heute wieder einen 15km Großstadt-Parcours hinter mir, volles Programm: sich öffnende Autotüren, Fußgänger die bei Autoverkehr am Rand warten und sofort danach den folgenden Fahrradpulk laufend durchqueren wollen (Blick stur nach vorn, Einkaufstüten-Airbags weit ausschwingend), die Spur schneidende Taxen, ein Rückspiegel flitzt links gefühlte 0,5cm am Lenker vorbei, sinnloses angehupt werden weil ich frecherweise die Busspur benutze, Schimpfen aus dem Fenster nach regulärem Einordnen in Einspurverkehr wegen Baustelle, Busfahrer interessiert sich für meinen Gepäckträger und kriecht fast drauf.
(Kreuzberg-Charlottenburg vice versa)
Hupen oder Klingel? Ich wünsche mir Leuchtspurmunition!
@Joshua, was für ne Strecke fährst Du denn? Auf 15 km so viel? Da würd ich ja das Radfahren aufgeben 😉
Das rechts abbiegen in Ortschaften sollte für LKWs aber am besten für alle verboten werden. Wer nach rechts will biegt nach links und fährt einen kleinen Kreis. Ich denke das würde 1000 Tote jährlich in Deutschland sparen.
Außerdem ist es höchste Zeit von den behelfsmäßigen Radwegen auf richtige Fahrradbahnen (ähnlich wie Autobahnen nur für Räder) wie demnächst in Kopenhagen gebaut werden zu setzen.
@berlinradler: Gebe aber nicht auf. War Gräfe-, Hasenheide, Gneisenau-, Yorck-, Bülow-, Kleist-, Tauentzien-, Kant-Straße und zurück. Setze immer wieder mal auf Nebenstraßen, heute nicht, demnächst wieder.
War ja nur so gesagt. Unachtsame Fußgänger, die nach Gehör auf die Fahrbahn treten, hab ich sicher auch alle 10-15 km, das kommt auf die Strecke an. Huper habe ich aber deutlich seltener, und eigentlich so gut wie nie, wenn kein Radweg in der Nähe ist.
@berlinradler: Ja, klar, hört sich immer ein bisschen nach Übertreibung an.
Letztlich ist es so dass es Tage gibt an denen mir das kaum noch auffällt, Tage an denen es sehr nervt und ich mch sogar schon dabei erwischt habe bewusst eine rote Ampel zu nehmen und das im Geiste mit den erfahrenen Ungerechtigkeiten zu verrechnen (gar nicht gut, gar nicht schlau – gebe ich zu), und dann Tage wie heute, wo ich etwas dünnhäutiger durch die hier diskutierten Unfälle noch wachsamer, sensibler, gleichzeitig aber auch defensiver durch die Gegend fahre.
Ich habe heute wirklich KEINE Konfrontation gesucht, möglicherweise aber gerade durch das geordnet-vorsichige Fahren provoziert. Ist mir ein Rätsel. Auch tobt ja gerade die Weihnachtseinkauf-Schlacht.
Es gibt auch Tage ohne Autokrieg, zum Glück ist mein Arbeitsweg etwa ein fast immer konfliktfreier, unter anderem entlang der schönen Skaterbahn neben der S2 / Südgelände, Südkreuz. Das ist wunderbar, gerade auch bei Morgennebel über der Wiese, mit den Krähen und gelegentlich einem Fuchs.
> Das mit den auffliegenden Autotüren ist im übrigen selbst dann ein
> Problem, wenn man eine ganze Autofahrspur als Radfahrer auf der Straße
> einnimmt.
Das Problem existiert nicht, wenn man AUSREICHEND Abstand zu den parkenden Autos hält. Das tut man, wenn man –wie Bernd Sluka beschreibt– dort fährt, wo die rechten Räder fahrender Autos entlangrollen. Dann ist man zwischen einem und anderthalb Metern entfernt von den parkenden Autos – die können also ihre Türen aufreißen, ohne daß es einen kümmern muss.
Fährt man so dicht an parkenden Autos vorbei, daß die Türen ein Risiko sind, dann fährt man ZU DICHT dran vorbei.