Ride of Silence am 20. Mai 2015

Der Ride of Silence ist eine jährlich am 20. Mai durchgeführte stille Gedenkfahrt an die Radfahrer, die im Straßenverkehr getötet oder verletzt wurden. Der erste Ride of Silence fand im Jahre 2003 in Dallas in Texas/USA statt. Ursprünglich war er nur als einmalige Aktion geplant, aber er wurde in den darauffolgenden Jahren wiederholt und in immer mehr Städten durchgeführt. Im letzten Jahr beteiligten sich Radfahrer aus 319 Städten weltweit an der Mahnfahrt.

In Deutschland sind in diesem Jahr erstmals Radfahrer aus fünf Städten dabei. In Berlin sowie in Stuttgart, Oldenburg, Osnabrück und Wiesbaden treffen sich um 19:00 Uhr Radfahrer, um der Getöteten zu gedenken. Der Berliner Ride „beginnt am Brandenburger Tor, führt durchs Kanzlerviertel nach Moabit und nach Süden durch den Tiergarten. Am Landwehrkanal entlang geht es über den Potsdamer Platz und die Kochstraße nach Kreuzberg. Über die Oranienstraße führt die Strecke zur Adalbertstraße und zum Bethaniendamm, am Ostbahnhof vorbei und zur Karl-Marx-Allee. Enden wird der Ride of Silence am Roten Rathaus, vor dem Bürozimmer unseres Bürgermeisters, der es in der Hand hätte, mehr für unsere Sicherheit zu tun.“ (aus dem Aufruf)

Zeit: Mittwoch, 20. Mai 2015 um 19:00 Uhr
Ort: Brandenburger Tor

Ride of Silence
it started with a fight: Ride of Silence 2015
Facebook-Veranstaltung: Ride of Silence 2015 Berlin

9 thoughts on “Ride of Silence am 20. Mai 2015

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  1. Ich finde es beeindruckend, dass nach nur einem Tag schon deutlich mehr als 1000 Menschen bei Facebook zugesagt haben. Auf der spontanen Mahnwache am vergangenen Mittwoch waren ca 50 Leute, vor drei Jahren waren wir froh, so viele für eine CM zu aktivieren. Auf dieser waren weit über 3000 Leute Ende April. Nennt mich Optimist, aber der Stein einer Bewegung kommt gerade rasant schnell ins Rollen.

  2. Gerade dieser Tage wird allenthalben des Kriegsendes in Berlin gedacht.
    In dieser fürchterlichen Zeit, die ich gottlob nicht miterleben musste, ist Tag für Tag, Nacht für Nacht eine Welle kriegerischer Gewalt über diese geschundene Stadt und ihre Menschen gerollt. Wenn ich mir die damaligen Bilder anschaue tut sich mir ein Gleichnis auf. Auch heute rollt Tag für Tag, Nacht für Nacht scheinbar unausweichlich und unabänderlich eine Welle blecherner Gewalt über die geschundene Stadt. Und wie damals wird diese menschenverachtende Gewalt von den süßlichen Tönen einer perfiden Propaganda angetrieben. Die Propaganda hieß damals Josef Göbbels, heißt heute Werbung und prägt das Weltbild von Millionen bemitleidenswerter, verführter Menschen.Die Waffen waren dazumal Sturmgewehr, MG 42, Kalaschnikow oder Eierhandgranate, gefertigt aus todbringendem Stahl. Heute heißen die Waffen Porsche Cayenne, Mercedes GL, VW Touareg usw.,gefertigt aus todbringendem Stahl. Damals hieß das Ende des Infernos Kapitulation, heute heißt es manchmal Verkehrsstau,besser sollte es aber Schrottpresse heißen. Damals waren es schlussendlich greise Volkssturmmänner oder Pimpfe, die ihr MG 42 kaum wagerecht halten konnten. Heute sind es häufig genug untergroße Menschen,die mit den 570 (!) PS ihres Porsche Cayenne kaum geradeaus fahren können (Panzer T 34 = 500 PS). Menschen die, während ihre 570 PS auf den nächsten Radler zurollen, ein Bisschen mit dem Handy rumspielen, sich die Lippen schminken, ´ne Fluppe ausdrücken, etwas bekifft sind oder vielleicht gar keinen Führerschein haben. Einer VW-Werbung für den VW-Touareg zufolge befindet sich der glückliche Fahrer dieses Kastens in einem immerwährenden Kampf gegen Dinosaurier, in dem er natürlich dank seines Touareg obsiegen wird. Sollte in diesem Existenzkampf ein dummer Radler dazwischen kommen, ist das wohl ein hinzunehmender Kollateralschaden. Wenn indessen Radfahrer zu Opfern dieser zivilen Kriegsmaschinerie werden muss ihrer auch in würdigem Rahmen gedacht werden. Und das hat konsequenterweise auf dem Kriegsschauplatz Straße zu geschehen.

  3. Eine drastische Einschätzung, @Komfortradler. Bedenkt man allerdings, dass nach Kriegsende in Deutschland (Ost + West) ca. 1.000.000 Menschen im Straßenverkehr gestorben sind, ist der Vergleich mit einem Krieg nicht völlig von der Hand zu weisen.

    Ich lebe ebenfalls in einer Welt, die ich als unbefriedigend empfinde. Da aber die meisten Menschen Autofahrer sind und diejenigen, die es nicht sind, das System nie in Frage gestellt haben, kann ich das gar nicht so deutlich ausdrücken, ohne als Spinner dazustehen.

    Als Jugendlicher bin ich mit Freunden radgefahren und viele der Familien hatten noch kein Auto. Das war kurz nach der Wende in (Ost)Berlin. Da gab es durchaus mal kritische Stimmen zum System Auto. Sobald die Freunde dann ein Auto hatten, stand das Rad im Keller und es dauerte 1-2 Jahre, bis sie eine vollkommen radfahrerfeindliche Haltung eingenommen haben.

    Besonders mag ich, das habe ich schon oft geschrieben, die Familientreffen bei den Schwiegereltern. Die schaffen es tatsächlich, kurz hintereinander über die schlimmen Radfahrer und dann über ihre Bußgelder zu fabulieren. Wenn sie mal auf dem Rasen parken und die Polizei kommt, ärgert man sich über den Spinner, der sie gerufen hat. Wenn ich dann – schon aus Prinzip – mit dem Rad komme, wird mir entschuldigend entgegengeworfen, dass ich ja nicht „so ein Radfahrer“ sei. Dass ich sie aufgrund ihrer Schilderungen für Autorowdies halte, können sie sich gar nicht vorstellen.

    Das Auto baut scheinbar ein schützendes Zerrbild um seine Besitzer auf. Egal was man macht, Schuld sind immer die anderen. Man hupt Kinder auf dem Supermarktparkplatz an, statt sich eine Parknische weiter hinzustellen. Wenn ein Radfahrer vollbremsen musste oder gestürzt ist, dann hat man ihm ja nur versehentlich die Vorfahrt genommen, weil der zu schnell war und überhaupt, wo ist der Helm? Außerdem muss man doch wissen, was die Radfahrer sonst immer so machen und da kann man als Autofahrer nun wirklich nicht jeden Unfall vermeiden …

    Immer wieder liest man von Unfällen, bei denen Fußgänger und Radfahrer bei grüner Ampel (die überwiegend nicht erwähnt wird) von Abbiegern umgekarrt werden – eine innerstädtische Hauptunfallursache! Aber die Kopfhörer! Und die dunkle Kleidung! Die sind dann Thema in den Medien.

    Fährt ein Autofahrer so schnell auf eine Brücke zu, dass er am Ende im Wasser landet und die Beifahrer tot sind, so sind die Medienberichte auf einmal ganz anders. Die Stelle sei unübersichtlich und es fehle ein „Raum für Fehler“ (eine Redewendung, die ich vorher noch nie in Bezug auf den Straßenverkehr vernommen habe). Die Zeitungen berichten tagelang und jeder und alles ist schuld, nur der Raser selbst nicht.

    Das Auto verändert das Denken der Menschen. Selbst intelligente Menschen verweigern sich tiefgreifender Unfallursachenbetrachtungen, sobald sie fürchten müssen, dass das Resultat Einschränkungen für den Autoverkehr mit sich führt. Selbst, wer einsieht, dass hohes Tempo und gleichzeitiges grün für querende Verkehrsströme ein Problem ist, hat am Ende den Verkehrsfluss oder zur Not die Steuern als letzte argumentative Fluchthilfe parat.

    Das ist zwar frustrierend, aber ich empfinde es dennoch so, dass sich die Diskussion langsam ändert. Ich empfinde auf den Straßen auch nicht täglich den Krieg sondern eigentlich nur mit einigen wenigen Fahrern. Nur, wenn die natürlich dauerhaft auf den Straßen bleiben dürfen, weil deren Fehlverhalten keinen interessiert, wird das die Weiterentwicklung des Verkehrs hemmen.

  4. @komfortradler: Unterhalte dich mal mit Leuten die im Krieg waren, dann würdest du hier deine bescheuerte Gleichnisdarstellung schnell wieder löschen.

  5. @komfortradler: Wie schön, daß du nicht zu den „Millionen bemitleidenswerter, verführter Menschen“ gehörst, die den teuflischen Einflüssen der Werbung unterliegen.
    Daß du diesen normalen Bestandteil des Marktes mit der Propaganda eines Josef Goebbels vergleichst, zeigt allerdings, daß irgendwelche anderen unschönen Einflüsse auf dich einwirken.
    Bitte lass‘ in dieser Verfassung die Finger von der Tastatur.

  6. Ich würde ein von berlinradler geschriebenes Buch sofort kaufen.

  7. Ich bekomme ja einen Schreck, wenn ich das lese, Linda, denn so ein hohes Ross steht mir gar nicht zu.

  8. Huhu Linda,

    Du kannst ein ganz ähnliches & ganz ganz tolles Buch kaufen:
    Nämlich von einem Österreicher namens Hermann Knoflacher, der sich sehr kritisch, gewitzt und scharf mit dem Stinker (viele Leute sagen auch Auto dazu) auseinandersetzt 🙂

    Eines der wenigen Bücher die ich empfehlen kann, vielleicht gibts über den Herrn Knoflacher auch Videos bei Youtube. Bilder von seinem „Stehzeug“ kann man über Google finden 🙂

  9. Krieg uff da Straße, dit hattnwa aba doch schomma?

    Ich möchte aber doch darauf hinweisen wie pervers der Krieg, den der Straßenverkehr darstellt, ist; daß man sich als ein Nichtmotorisierter in einem stetigen Geschoßhagel aufhält: aus sämtlichen Richtungen prasselt Blechmantelmunition, Kaliber 1850 Millimeter, Mündungsgeschwindigkeit 67km/h, Geschoßenergie 300 Kilojoule (die Großkaliberpistole Magnum kommt auf lediglich 1 kJ). Was der Kraftverkehr da macht heißt beim Militär Sperrfeuerschießen. Die Wikipedia äußert sich dazu, ist ganz interessant deren Definition mal unter diesem Verkehrsaspekt zu lesen. Das Überleben eines Radfahrers in der Stadt ist vom Goodwill jedes einzelnen der herannahenden Autofahrer abhängig und dem Einwirken des Radfahrers entzogen. Natürlich widerspricht das jedem menschlichen Instinkt. Natürlich gibt da ein Gutteil der Radfahrer dem Druck der Straße bzw. der Feuerkraft nach – und pfercht sich, eine Stufe abwärts auf der Nahrungskette, auf dem Reservat zusammen (Radweg), oder fährt in Selbstgefährdung zu nah an den Autotüren, oder reicht den Druck weiter und bedrängt seinerseits (im Schneckentempo und dennoch nur vermeintlich gefahrlos) auf dem Gehweg die Fußgänger. Diese Zustände halte ich für unerträglich.

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