Am kommenden Mittwoch, dem 11. Februar, findet in Berlin und anderswo der 1. Internationale Falschparker-Tag statt. Anlass ist die Gewohnheit von Motorisierten, auf Rad- und Gehwegen zu parken, ihr Fahrzeug mal eben in der zweiten Reihe abzustellen, um was auszuladen, einen Kaffee zu trinken – oder auch ganz selbstverständlich über Nacht, ohne Warnblink und jedes Unrechtsbewusstsein.
Nun wollen Radfahrer in der Kreuzberger Oranienstraße testen, ob für sie das Gleiche gilt. In-der-zweiten-Reihe-Parken mit (Lasten-)Rad. Um mal kurz was abzuladen, eine Besorgung zu machen oder eine Briefsendung einzuwerfen. Eine Idee der Initiative Clevere Städte.
Zeit: Mittwoch, 11. Februar 2015 ab 13:00 Uhr
Ort: Oranienstraße 14A in Kreuzberg vor dem Buchladen “Müßiggang”
Facebook: Erster Internationaler Falschparker-Tag
Initiative Clevere Städte
Gute Idee !!!
Man sollte dafür aber irgend eine alte Möhre benutzen und nicht das schöne
neue Rad von der Radspannerei.
Ich träume schon lange davon, die Analogie auszutesten.
Wenn jemand ohne Zeugen und Rechtsbeistand sein Fahrrad auf analoge Weise so abstellt, dass die entsprechende Fahrspur blockiert ist, riskiert er wahrscheinlich eine Anzeige wegen „gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr“.
Andererseits muss man verhindern, dass „wohlmeinende“ Verkehrsteilnehmer das Fahrrad einfach wegtragen.
Deshalb muss man es wahrscheinlich mit zwei anderen gemeinsam abschließen.
Es würde schon reichen, das Fahrrad auf einen legalen Parkplatz abzustellen. Ich weiß nicht mehr, ob ich es hier oder im Tagesspiegel berichtet habe, aber ein entsprechender Versuch von mir mit zwei Rädern mit Anhängern resultierte in Gewaltandrohung, Diebstahlversuchen, Tritten gegen das Rad, Beleidigungen und der Androhung, die Polizei zu rufen. Alles innerhalb einer Stunde.
Anderseits wurde ich auch schon angegangen, weil ich mein Auto als Einziger nicht auf den Radstreifen, sondern daneben abstellte.
@Martin
Das bestätigt die These, dass der gemeine (nicht im Sinne von bösartig) Autofahrer die Straße eher als zu verteidigendes Territorium ansieht und weniger als gemeinsam zu nutzenden Raum, der gewissen (mehr oder weniger) sinnvollen Regeln unterliegt.
kurz zum warnblinker: der ist beim zweite-reihe-parken nicht zulässig und stellt eine ordnungswidrigkeit dar. trotzdem bleibt das blockieren natürlich scheiße.
@Martin
Das habe ich schon vor zwanzig Jahren bei uns in Düsseldorf ausprobiert ebenfalls mit einem Anhänger.
Ich war eine Stunde in einer Buchhandlung auf einer unserer beliebtesten Einkaufs-Straßen und fand anschließend das Fahrrad samt Anhänger mit verbogener Kupplung wieder. Seitdem habe ich mich nicht mehr getraut auf vermeintlichen Auto-Parkplätzen zu parken, obwohl ich mir sonst wenig gefallen lasse als Fahrradfahrer.
Nach Deinem Bericht zu urteilen hat sich wohl an der Territoriums-Mentalität, wie auch CGast schreibt, nichts geändert.
Zumindest bestätigt es wohl, dass es denen, die laut „Verkehrsregeln“ rufen, selten wirklich um diese geht. Dafür habe ich auch zahlreiche Beispiele in Erinnerung.
Ich saß mit einem Freund und zwei Kindern mit den Rädern im Blick im Café, wir hatten beide Parkscheine geholt und uns auf einen einzigen Parkplatz gestellt. Legaler ging es nicht.
Und natürlich ist es, wie oft, Territorialverhalten. Denn, wie fast jeder Alltagsradler bestätigen kann, von Verkehrsregeln haben die meisten Verkehrsteilnehmer keine Ahnung.
Ein Fahrrad extra falsch parken muss man garnicht, finde ich auch nicht gut.
Ich hatte mal ein Bäckerfahrrad, so ein Ding mit einem riesigen „Kofferraum“ vorm Lenker.
Damit bin ich öfters durch Köln gefahren habe ab und zu ein paar Verhaltensexperimente gemacht.
Ich stelle mein Rad auf dem Fussweg ab und schliesse es an. Der Fussweg ist ausreichend breit. Der Haken an der Sache ist nur, ich stelle das Rad direkt neben einem, auf dem Fussweg falsch parkendem, Auto. So kommt dort kaum noch Jemand durch.
Dann gehe ich etwas beiseite und warte was passiert. So gut wie jeder regt sich über mein Fahrrad auf und einmal wurde sogar die Polizei gerufen die dann mein Schloss öffnen lassen wollte. Den Falschparker abschleppen zu lassen, der den weitaus grössten Teil des Fussweges blockiert, kommt grundsätzlich Niemandem in den Sinn.
Als Radfahrer beschwert man sich über die bösen, bösen Autofahrer.
Aber wie oft wird man als Fußgänger von Radfahrern angefahren und vom Gehweg verscheucht? Wie oft steht man an der grünen Ampel und kommt als Fußgänger nicht rüber, nur weil sich die armen Radfahrer nicht an rote Ampeln und Haltelinien halten?
Es gibt bei allen Verkehrsteilnehmern solche und solche.
Gegenseitige Rücksichtnahme von allen und allen gegenüber ist das beste damit keiner im Straßenverkehr nich unter die Räder kommt.
Ich bin sowohl als Fußgänger, Radfahrer und im Auto unterwegs.
@Engel ein klassischer Whataboutism, die Tatsache, dass Falschparken und zweite Reihe parken scheinbar anstandslos nur bei Autos hingenommen wird, kannst du mit keinem Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer wegargumentieren. Lenk also doch bitte jemand anderen mit dem Quark ab. Es geht hier nicht um XY sind böse, sondern um „Falschparken und zweite Reihe parken ist ein mächtiges Problem für alle, wird aber komplett ignoriert“.
Sehr tolle Aktion!
Trotzdem muss man zur Oranienstraße sagen, dass hier die Zweite-Reihe-Parker auch nichts dafür können, sondern die Erste-Reihe-Parker die Egoisten sind. Die ganze Straße ist im zentralen Teil nur zum Ein-/Ausladen zugelassen, das kümmert nur niemanden und schon garnicht das in wirklich allen Dingen überforderte Kreuzberger Bezirksamt, was ausschließlich für den stehenden Verkehr zuständig ist. Ich habe keine Auto, wohne da aber, und muss dann eben einige Male im Jahre zum transportieren in der zweiten Reihe halten, sonst könnte ich gleich alles den ganzen Weg schleppen; genauso geht es den ganzen Lieferwagen.
Von der Polizei könnte man manchmal den Eindruck haben, dass sie beweisen will, zu wenig Personal zu haben, und deshalb nichts tut, oder aber den Bezirk hier kollabieren lassen möchte, damit endlich die Partei des Innensenators mehr Stimmen bekommt. Mir haben Polizisten beim Ermahnen zum Zwei-Reihe-Halten schon gesagt, ich müsste dann eben beim Bezirksamts rechtzeitig beantragen, dass der Parkplatz vor meinem Haus gesperrt würde, wenn ich mal einen Umzug machen wolle. Während überall Dauerparker stehen und am O-Platz mehrere Wannen gelangweilter Beamter mit anderen Aufgaben.
@Engel, also ich wurde noch nie von einem Radfahrer angefahren. Auch sind die knappen Situationen, die ich erlebe, mit Radfahrern eher selten, während ich schon Autofahrer erlebt habe, die sogar extra draufgehalten haben, so dass ich teilweise gefährlich ausweichen musste. Der Druck wird eben vom Stärksten zum Schwächsten durchgereicht: Auf der Straße fühlt sich der Radfahrer aufgrund des dort ausgeprägten Fehlverhaltens der Autofahrer nicht sicher. Auf dem Gehweg fühlt sich der Fußgänger aufgrund des dort ausgeprägten Fehlverhaltens der Radfahrer nicht sicher. Ich hoffe, als multimodaler Verkehrsteilnehmer – sofern Du das wirklich bist und das Radfahrern nicht nur ein alle 6 Monate eintretendes Alibi ist – hältst Du Dich, so wie wir hier, an die Regeln.
@erik:
Es gibt immer eine Alternative zum Parken in zweiter Reihe. Im Zweifelsfall muss man eben erst ein paar Runden drehen, bis irgendwo in der Nähe ein Parkplatz frei wird. Eine allgemeine Ladezone bietet nun mal keine Garantie, dass tatsächlich zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Parkplatz direkt am Zielort frei ist. Wenn man das braucht, dann muss man sich eben ein temporäres Halteverbot beantragen. Ich habe überhaupt kein Verständnis für Leute, die in zweiter Reihe halten und damit den ganzen Verkehr (inklusive Bussen und Radfahrern) blockieren.
@jakob:
Ich habe auch für vieles kein Verständnis, aber schon für Leute, die ihre Fahrzeuge dann nutzen, wenn es nicht anders geht. Und da fallen Transporte von schweren Sachen darunter. Es ist doch wirklich ärgerlich, auf solchen Leuten herumzuhacken.
Deine Einstellung dazu ist zwar schön und gut, hat aber mit der Realität herzlich wenig zu tun. Diese Ladezone ist nun mal eingerichtet, weil die Straße in diesem Bereich eng und stark genutzt ist. Ein temporäres Halteverbot zu beantragen, um mal ein paar Möbel auszuladen, halte ich für die Idee für einen Schildbürgerstreich. Vor allem, weil dass dann ja auch wieder zugeparkt wäre, ich in der zweiten Reihe parken müsste, um die Polizei zu rufen (die dann auch in der zweiten Reihe parkt, oder noch besser direkt auf der Bushaltestelle, damit dann alle BVG-Busse in der zweiten Reihe halten müssen), eine halbe Stunde warten, bis sie kommt, die dann den Abschlepper holt etc. Und wie sollen das die ganzen Lieferfahrzeuge machen, die hier minütlich in der zweiten Reihen stehen, während die GANZE Straße vollgeparkt ist? Auch alle temporäre Halteverbote beantragen? Das liebe Bezirksamt wird sich bedanken.
@erik:
Der bürokratische Aufwand für die ganzen temporären Halteverbote würde wahrscheinlich sehr schnell dafür sorgen, dass das Bezirksamt sich doch mal um die Freihaltung der Ladezonen kümmert. In dieser Hinsicht wäre das also schon mal ein Schritt zur Lösung des Problems. Zusätzlich wäre natürlich auch Lobbyarbeit von der BVG und den gewerbetreibenden vor Ort hilfreich.
Deine Argumentation ist ja, dass du dich nicht an die Regeln halten musst und einfach in zweiter Reihe halten kannst, nur weil sich andere auch nicht an die Regeln halten. Wenn alle so denken, dann ändert sich an der Situation nichts.
@Jakob, und was ist mit dem BVG-Bus, der in zweiter Reihe hält, weil das an der zugeparkten Bushaltestelle nicht mehr möglich ist?
Ich denke, man muss schon zugestehen, dass Liefern an manchen Stellen einfach Vorrang vor dem Parken haben muss, und wenn es an diesen Stellen durch Falschparker unmöglich wird, geht es nicht ohne Pragmatismus.
Kein Verständnis habe ich hingegen für Umzugsfahrzeuge (meist nur geliehene, die Umzugsdienste machen das eher nicht), die Gehwege voll blockieren.
@Berlinradler:
Ich habe ebenfalls volles Verständnis für den Vorrang des Lieferverkehrs vor dem Parken. Aber das ist für mich keine Rechtfertigung dafür, andere Verkehrsteilnehmer zu blockieren und zu gefährden. Im Zweifelsfall kann ein Lieferant ja auch erst mal weiterfahren und es später (wenn nötig nach Einrichtung eines temporären Halteverbots) noch mal versuchen.
Bei einem BVG-Bus habe ich noch ein gewisses Verständnis (ähnlich wie bei Taxen, die legal in zweiter Reihe halten dürfen). Der Bus ist aber auch im Vergleich zu Lieferanten wesentlich schneller wieder weg. Außerdem hat sich die BVG (durch die Einrichtung der Haltestelle) immerhin um einen reservierten Bereich für die Busse gekümmert. Die meisten Lieferanten sparen sich dagegen den Aufwand für ein temporäres Halteverbot, obwohl sie genau wissen, dass die Ladezonen meistens schon voll sind.