In Berlin sind zur Zeit etwas mehr als 1,2 Millionen Kraftfahrzeuge registriert. Ein Großteil dieser Fahrzeuge wird im öffentlichen Straßenland geparkt. Die große Masse dieser Autos kann in Berlin kostenlos geparkt werden. Lediglich in der westlichen und östlichen City sowie in Spandau wird Parkraumbewirtschaftung betrieben. Wer als Autobesitzer in einer der 44 Parkzonen gemeldet ist oder auch nur einen Zweitwohnsitz dort hat, hat Anspruch auf einen Bewohnerparkausweis. Dieser Ausweis wird für zwei Jahre erteilt und kostet 20,40 €. Ein Kfz-Besitzer muss also am Tag 2,79 Cent zahlen für das Recht, vor der eigenen Haustür zu parken. Da diese Summe aber lediglich den Verwaltungsaufwand für Bewohnerparkausweise abdeckt, müssen die Bereitstellungskosten für Parkplätze von allen Berlinern gezahlt werden, egal, ob sie ein Auto besitzen oder nicht.
Was kostet es für die Gesellschaft, einen Parkplatrz zu schaffen? Da an Brandenburger Pendlerbahnhöfen in den vergangenen Jahren große Parkareale entstanden sind, um den Berufspendlern die Möglichkeit zu geben, vom Auto direkt in den Regionalzug nach Berlin zu steigen, kann man recht genau abschätzen, wieviel eine Kommune für einen neu erstellten Standplatz zahlen muss. Je nach Standort liegen diese Kosten zwischen 8.000,- und 10.000,- € je Stellplatz.
Die Agora Verkehrswende hat errechnet, dass die Bereitstellungskosten für einen bewirtschafteten Stellplatz am Straßenrand in Berlin sich auf circa 220,- € pro Jahr belaufen. In dieser Summe sind folgende Kostengruppen enthalten:
99,00 € für öffentliche Sicherheit und Ordnung (Überwachung und Ahndung von Regelverstößen),
59,40 € für allgemeine Verwaltung (Planung, Regulierung, Management von Parkraum),
61,40 € für die tatsächliche bauliche Herstellung, Entwässerung, Reinigung und Beleuchtung .
Wenn man die ersten beiden Kostengruppen weglässt, weil nur in einem geringen Teil Berlins Parkraumbewirtschaftung betrieben wird, bleiben also gut 60,- Euro pro Parkplatz, die die Berliner zu zahlen haben. Und wie viel Parkplätze braucht man für ein Auto? Verkehrsforscher gehen von etwa drei Parkplätzen aus, ein Parkplatz vor der Haustür, ein weiterer am Arbeitsplatz und ein dritter virtueller Parkplatz, der alle weiteren benötigten Parkplätze zusammenfasst, etwa wenn man einen Einkauf macht, ins Kino geht oder den Arzt besucht.
Selbst wenn man von der völlig unrealistischen Annahme ausgeht, dass ein Kfz nur einen Parkplatz benötigt, muss das Land Berlin für die bauliche Unterhaltung aller Parkplätze mehr als 70 Millionen Euro pro Jahr zahlen.
Agora Verkehrswende: Umparken – den öffentlichen Raum gerechter verteilen (pdf-Dokument)