Wenn man am letzten Freitag eines Monats kurz vor der Tagesschauzeit mit einem Berliner in der Hand auf dem Heinrichplatz steht und darauf wartet, dass der Platz mit Radfahrern geflutet wird, dann riecht es manchmal so komisch. Cannabis auf der CM, dürfen die das und was bewirkt das eigentlich?
Die letzte Frage haben sich Forscher am Institut für Rechtsmedizin an der Universität Düsseldorf gestellt und Anfang des Jahres die Studie „The effect of cannabis on regular cannabis consumers’ ability to ride a bicycle“ veröffentlicht. In einem Cannabis-Praxis-Test rauchten Versuchspersonen Marihuana und absolvierten dann mit dem Fahrrad einen Hindernisparkour. Die Forscher nahmen an, dass der Genuss eines Joints die Fahrleistung ähnlich reduziert wie 0,5 Promille Alkohol im Blut.
Insgesamt 14 Radfahrer fuhren die Teststrecke mehrfach ab. Nach einer nüchternen Eingangsrunde wurde ein kleiner Jount geraucht und die Strecke erneut abgefahren, bevor es wieder einen Joint gab und die Probanden ein drittes Mal auf das Fahrrad stiegen. Auch nach drei Joints und deutlich erhöhtem Cannabis-Influence-Faktor erlaubte sich keiner der Probanden größere Fahrfehler als zuvor im nüchternen Zustand. Versuchsleiter Dr. Benno Hartung: „Der Versuch hat mir gezeigt, dass es gar nicht so einfach zu bestimmen ist, welchen Einfluss Cannabis auf das Fahrvermögen tatsächlich hat. Aus der THC-Konzentration allein – und sei sie noch so hoch – ist jedenfalls kein Rückschluss auf eine Fahrunsicherheit eines Radfahrers möglich.“
Springer: The effect of cannabis on regular cannabis consumers’ ability to ride a bicycle
ze.tt: Nüchtern oder bekifft: Fahrradfahren bleibt immer gleich leicht
In Hindernisparkour-Situation auf Dope gut klar zu kommen, kann ich mir vorstellen. Ich seh die Gefahr eher darin, in langweiliger Fahrsituation etwas wegzuträumen um dann (im besten Falle) von quietschenden Bremsen wieder in die Realität zurückgeholt zu werden.
Ich denke das der Straßenverkehr in den letzten Jahren sehr gefährlich geworden ist, da unsere Gesellschaft unter einen ständigen Druck steht. Die Verkehrsteilnehmer werden eh schon durch viele Faktoren abgelenkt. Jeder hört Musik , ständige Information wie Mail , News und SMS. Und dann auch noch Cannabis ????? Haben wir nicht genug Verkehrsprobleme?
@ ole
Die Studie will ja herausfinden, inwiefern Cannabis ein Problem darstellt… Ergebnisoffen und so. Wissenschaftlich halt. Undogmatisch, vastehste? 😉
@Kalle
Warum eine Studie???? Der Drogenkonsum ist in allen Bereichen ein Problem.
Spar die Zeit und Geld.
Verglichen mit anderen sicherheitsrelevanten Bereichen kann man beim Straßenverkehr ja recht direkt sagen, ob er sicherer geworden ist oder nicht, denn man hat alljährlich eine aussagekraftige Unfallstatistik. Er ist nicht unsicherer geworden, erlebt in den letzten Jahren aber auch keinen Aufwärtstrend mehr in der Sicherheit.
Da die Leute jenseits von Appellen ja weiterhin auch berauscht fahren werden, finde ich es auch interessant, die Auswirkungen zu untersuchen. Inwieweit dann ein Hindernisparcour mit dem realen Straßenverkehr zu vergleichen ist, wäre ja wieder eine andere Frage.
@ ole
„Warum eine Studie???? Der Drogenkonsum ist in allen Bereichen ein Problem.
Spar die Zeit und Geld.“
Weil nicht klar ist, wie groß das Problem nun real ist und nicht nur vermutet bzw. angenommen. Ich glaube, man könnte das unter dem Begriff „Differenzierung“ zusammenfassen.
DEN Drogenkonsum gibt es nicht.
Im Augenblick kann man seine Fahrerlaubnis für das Auto verlieren, selbst wenn der letzte Cannabiskonsum Tage zurück liegt und der Fahrer stofftechnisch „clean“ ist, da nicht die Wirkstoffkonzentration, sondern „Marker“ getestet werden. Man argumentiert, dass, wer „Drogen“ nimmt, generell nicht das erforderliche Verantwortungsbewusstsein zum Führen eines Kraftfahrzeugs besitzt. Diese Annahme zB. kostet viel Geld für Untersuchung, Prüfung, Kurse etc und entspricht nicht mehr dem wissenschaftlichen Bild von Cannabis. Die Einteilung in „gute“ Drogen (Alkohol, Nikotin, alles was der Arzt verschreibt) und „böse“ Drogen (Cannabis, Pilze, Amphetamine, Opiate etc, alles, was illegalisiert wird) ist halt nicht mehr Stand der Forschung, sondern Dogmatismus mit dem Wunsch nach einer einfach strukturierten Welt in schwarz und weiß. So einfach ist das aber nicht und das kommt halt auch langsam bei den Verantwortlichen an. Und dann muss man eben forschen, um den Menschen gerecht zu werden und sie nicht einfach durch Unwissenheit und Vorurteile an den Rand der Mehrheitsgesellschaft zu stellen. Das kostet nämlich auch wieder Geld. Obwohl ich diese Kategorie eigentlich für nebensächlich halte.
Naja, eine wirkliche Studie ist das ja nicht…Ganz abgesehen davon, wie stark Cannabiskonsum die Fahrtauglichkeit einschränkt, Fakt ist: Sicherer ist es definitiv komplett ohne Drogen 🙂
@ Berlinradler
Ich scrolle hier grad so durch und sorry, ich muss mich noch mal an dir abarbeiten.
„Verglichen mit anderen sicherheitsrelevanten Bereichen kann man beim Straßenverkehr ja recht direkt sagen, ob er sicherer geworden ist oder nicht, denn man hat alljährlich eine aussagekraftige Unfallstatistik.“
Die Unfallstatistik zeigt, dass Schwächere überproportional gefährdet sind. Sie zeigt nicht, wie die Schwächeren auf diese Gefährdung reagieren.
Senioren sind im real existierenden Verkehr hoch unfallbelastet. Die noch schwächeren Senioren auf Rädern sind unter Schwerverletzten und Getöteten weit überproportional vertreten.
Es erscheint logisch, dass sich viele durch Verkehrsvermeidung (zu Hause bleiben) diesem Risiko entziehen. Dies Phänomen ist auch schon lange bei Kindern zu beobachten, deren Mobilitätsradius in den letzten 20 Jahren dramatisch zusammengeschmolzen ist. Das bildet die Unfallstatistik nicht ab, sondern dieser Trend schönt sie.
Auch der Trend zum SUV rührt wohl zumindest teilweise aus einer zunehmenden Angst vor dem Verkehr.
Die absoluten Unfallzahlen können sinken oder stabil bleiben, obwohl der Verkehr unsicherer geworden ist: Durch „Ausgliederung“ der besonders unfallträchtigen schwächeren Verkehrsteilnehmer.
Sicherheit, das zeigen auch die unsäglichen Sylvesterereignisse, ist mehr als reines Überleben. Sicherheit ist mehr als Unfallstatistik.
Sicherheit ist Aufenthaltsqualität. Sie misst sich am besten an der Bewegungsfreiheit (bzw an der Belastung), an dem Mobilitätsverhalten der Schwächeren.
Dem kann ich nicht widersprechen, Strizzi – ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein Teil des Unfallrückgangs auf Vermeidungsverhalten zurückgeht. Ich denke aber, dass auch Maßnahmen wie Tempo 30 einen erheblichen Anteil hatten. Viele Deiner Vermutungen können stimmen, sind aber sicher schwer nachzuweisen.
[…] Studie „Fahrsicherheit von Fahrradfahrern unter Cannabiseinfluss” (Rad-Spannerei blog) […]
[…] Radl-Sicherheit hat – allerdings wurde das mit „geübten Kiffern“ ausprobiert. (rad-spannerei.de, […]
Falls es doch legalisiert wird, sollte das auf jeden Fall genauso geahndet werden wie Fahren unter Alkoholeinfluss. Alle die trotzdem den Weg zum Fahrrad finden, werden früher oder später feststellen, dass Zahnersatz teuer ist…
Also ich denke es ist so ähnlich wie bei Alkohol das es auf die Menge ankommt nur ein kleiner Joint würd da einen nicht umwerfen die Reaktion ist halt langsamer, aber ein Fahrradhelm wäre vorteilhaft 😉
@Chris, wer fährt denn heute noch ohne Zahnschutz Rad? 🙂
Oh, Denis hat ja einen ähnlichen Witz gemacht.