Wenn Film-Kritiker Fahrräder sehen, ist man nicht unbedingt: „Hin und weg“

Die letzte Fahrradtour-Premiere des deutschen Kino-Films fand vor  56 Jahren statt. Heinz Erhardt, Hans-Joachim Kulenkampff und Wolf Albach-Retty ließen es noch mal so richtig krachen und wiederholten den Trip ihrer Jugend durch Kärnten. Da es in den fünfziger Jahren reichlich zu verdrängen gab, diente ein Kino-Besuch vornehmlich der völlig sinnfreien Unterhaltung: Hauptsache es gab was zu Lachen! Nicht zuletzt deshalb wird „Immer die Radfahrer“ von 1958 immer wieder gerne von Fahrradfreunden angeschaut.
Heute kommt mit „Hin und weg“ der Nachfolger in die deutschen  Lichtspielhäuser und statt Quatsch mit Soße serviert er Radspaß mit Sterben und Tod.  Schon der Trailer (hier unten im Blog) warnte vor und hielt mich davon ab, mir den Film anzuschauen und den vielen Kritiken eine weitere hinzu zu fügen.  Umso interessanter (aus Fahrradsicht), was den Schreibern zum  Rad auf der Leinwand einfiel:

Ein letztes Mal in die Pedale treten (quotenmeter.de)
Roadmovie mit Drahteseln (StuttgarterZeitung.de)
Alle Jahre wieder unternehmen Hannes und seine Kumpel eine Radtour.  (echo-online.de)
Wie jedes Jahr … mit seiner Frau, mit Freunden und seinem Bruder …. Das Paar drängt diesmal auf Belgien, und alle stöhnen: Muss das sein? Belgien ist doch unsexy. (abendblatt.de)
… eine Radtour. Diesmal 548 Kilometer von Frankfurt zum Exitus. (echo-online.de)
Eine Radtour in den Tod (kulturnews.de)
Eine Radtour in den Suizid (krone.at)
Regisseur Christian Zübert weicht dem dunklen Kern seiner Geschichte aus wie der Radler dem Schlagloch. (DasErste.de)  Er umkurvt gekonnt den Kitsch. (bild.de)
Über Strecken aber kommt die Fahrradtour ans Sterbebett gehörig in Fahrt … (dpa)
Das Ende aber ist so sicher wie der Fahrradplatten auf der Strecke. (morgenpost.de)
(Denn es schließlich geht es…)
mit dem Rad ins Grab. (bild.de)

Der einzige Fahrrad-Kenner unter den Kritikern, den ich aufspüren konnte, ist Manfred Riepe von der Badischen Zeitung.  Er schaute tatsächlich genauer hin:
„Eine Fahrradtour ist eigentlich etwas Schönes. Wie jedes Jahr treten Hannes (Florian David Fitz) und seine Frau Kiki (Julia Koschitz) mit Dominik (Johannes Allmayer) und Mareike (Victoria Mayer) sowie dem Frauenheld Michael (Jürgen Vogel) und Hannes’ Bruder frohgemut in die Pedale. Im Vorbeifahren spiegelt sich die sonnenbeschienene Frankfurter Skyline im Main. Dass die Gruppe schnurstracks nach Südosten radelt, obwohl das von Hannes ausgesuchte Reiseziel Belgien im Nordwesten liegt, ist wohl künstlerische Freiheit. Der Vintage-Ghettoblaster auf dem Anhänger zuckert das Idyll mit Gute-Laune-Musik…
Die Stationen in den idyllischen Städtchen auf dem Weg sind auch ausnehmend schön. Obwohl der Film kaum originelle Anknüpfungspunkte mit der Reiseroute herstellt, radelt man als Betrachter eine Weile entspannt mit.“

Guny

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert