„Ein 85-jähriger Radfahrer ist in der vergangenen Nacht nach einem Verkehrsunfall verstorben. Er war gestern gegen 12 Uhr 40 auf der Fischerhüttenstraße in Zehlendorf in Richtung Argentinische Allee unterwegs. Kurz hinter der Sven-Hedin-Straße fuhr eine 26-jährige Frau in einem „Opel“ an ihm vorbei und streifte ihn. Der Senior stürzte und verletzte sich dabei schwer. Er wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht, wo er gegen 23 Uhr 15 verstarb.
Der 85-Jährige ist der 29. Verkehrsunfalltote in diesem Jahr.“
Pressemeldung der Berliner Polizei Nummer 2722 vom 25.10.2013 – 10:20 Uhr
Der tragische Tod des betagten Radfahrers, Nummer acht der in diesem Jahr in Berlin bei einem Verkehrsunfall getöteten Radfahrer, ist deshalb schwer erklärbar, weil auf der Fischerhüttenstraße zwischen Sven-Hedin-Straße und Argentinischer Allee ein Hochbordradweg angelegt ist. Hier die Streetviewperspektive des Unfallortes:
Wie Radfahrer richtig überholt werden, zeigt das Video aus einer Fahrstunde. Der Hinweis auf das Video stammmt aus einem Kommentar der Dienstlichen Currywurst.
Werte Autofahrer,
wenn ihr einen Radler vor euch seht und ihr Gegenverkehr habt, dann bleibt bitte hinter dem Radler, solange bis ihr gefahrlos überholen könnt.
Gefahrlos heißt, voller Spurwechsel – 2 m Abstand. + angemessene Geschwindigkeit. Soviel Zeit muß sein.
Und wenn ihr Gegenverkehr habt, dann wartet halt und haltet min. 6 m Abstand zum Radler, damit ihr auch bremsen könnt falls der Radler stürzt (Fremdkörper auf der Straße, techn. Versagen). Die Straße ist breit genug.
Es spielt absolut keine Rolle, das da ein Radweg ist!
base51, Radler + Kfz-Nutzer (Transporter)
Man sieht ja dort auch sehr gut, dass es einen nicht benutzungspflichtigen Radweg gibt.
Daher muss man wohl auch über das Thema „Erziehungsmaßnahmen“ nachdenken. Hoffentlich war es hier nicht so.
Meinen Respekt vor so betagten Menschen, die sich noch aktiv bewegen, scheinen viele nicht zu teilen – wie kann man überhaupt jemanden dermaßen nah überholen, dass man ihn letztendlich berührt? Für mich geht das nur mit völligem Desinteresse an der Sicherheit seiner Mitmenschen.
Nehmen wir doch mal an, dass der getötete Radfahrer einfach der
vom ADFC, VCD usw. gebetsmühlenartig verbreiteten Erkenntnis gefolgt ist, dass Radfahren auf der Fahrbahn allemal sicherer sei, als auf dem Hochbordradweg. Nehmen wir weiter an, dass sich dem Opfer die Situation
ähnlich, wie auf dem Google-Bild dargestellt hat. Dass nämlich der Hochbordradweg, wie im Hintergrund des Bildes zu erkennen,z.B. durch einen geparkten LKW versperrt war und das Opfer allen Grund hatte, den Radweg nicht zu benutzen. So kann ich die Feststellung von kalle nicht verstehen, dass der Unfall wegen des hier angelegten Hochbordradweges schwer erklärbar sei. Dem Wortlaut der Polizeimeldung nach kann doch nur ein durch die Autofahrerin nicht beachteter Sicherheitsabbstand ursächlich für die Tötung gewesen sein. Ich habe mir in letzter Zeit auich angewöhnt
Gedankenlosigkeit?
ich nehme an, dass bei der 26 jährigen auch ein Fahrrad zu Hause steht.
Sie wird es auch möglicherweise öfter benutzen. Zu mindestens während der Schulzeit wird sie Rad gefahren sein.
Sie wird allerdings sehr sicher auf dem Rad sein und ihr kam es nicht in den Sinn, mit einem großem Bogen um den alten Mann zu fahren.
Ich halte das für eine mangelnde Erfahrung, Unwissenheit (selbst noch nicht in einer bedrohlichen Situation gewesen), vielleicht abgelenkt oder es gab gar eine verkehrsbedingte Situation mit dem Gegenverkehr, die sie nicht meistern konnte.
Das wird ein Richter schon feststellen und richten.
Den Angehörigen des Radlers wünsche mein herzliches Beileid. Der Frau wünsche ich, das sie kein psychisches Trauma erlebt und das Geschehene gut verarbeiten kann.
base51
@berlinradler
>>Daher muss man wohl auch über das Thema “Erziehungsmaßnahmen” >>nachdenken. Hoffentlich war es hier nicht so.
warum denken sie so negativ?
Ihr Kommentar im Tagesspiegel ist herausgenommen worden.
Warum wohl?
Der Beitrag (und die 12 anderen auch von Ihnen und von mir) ist/sind herausgenommen worden!? Das halte ich fuer ein Geruecht. Ich war von einem Softwarefehler ausgegangen, der im Kommentarberich des Tagesspiegels haeufiger I’m Zusammenhang mit Artikelupdates avorkommt, ausgegangen.
Oder wissen Sie da mehr?
In jedem Fall ist es wirklich „lustig“, wie sie sich dort und auch hier nun wieder ueber @berlinradlers Hinweis, auf die verbreitete Art von „Radfahrerverkehrserziehung“ durch vorsaetzlich dicht ueberholende Autofahrer empoeren, gleichzeitig aber just in Ihrem ersten Beitrag hier oben, exakt dieselbe Andeutung machen, wenn Sie schreiben „es spielt ueberhaupt keine Rolle, dass da ein Radweg ist“
Sollte da jetzt Ihr erster Beitrag hier vielleicht besser auch „rausgenommen“ werden? 😉
Darueberhinaus hatten Sie im TSP doch ihre scharfe Reaktion doch mit Hinweis auf ein Artikelupdate, nach dem Zeitpunkt ihrer Reaktion doch extra wieder zurueckgenommen. Warum schiessen sie da jetzt Im gleichen Zusammenhang ploetzlich wieder so scharf?
Nehmen wir doch mal an, dass der getötete Radfahrer einfach der
vom ADFC, VCD usw. gebetsmühlenartig verbreiteten Erkenntnis gefolgt ist, dass Radfahren auf der Fahrbahn allemal sicherer sei, als auf dem Hochbordradweg. Nehmen wir weiter an, dass sich dem Opfer die Situation
ähnlich, wie auf dem Google-Bild dargestellt hat. Dass nämlich der Hochbordradweg, wie im Hintergrund des Bildes zu erkennen,z.B. durch einen geparkten LKW versperrt war und das Opfer allen Grund hatte, den Radweg nicht zu benutzen. So kann ich die Feststellung von kalle nicht verstehen, dass der Unfall wegen des hier angelegten Hochbordradweges schwer erklärbar sei. Dem Wortlaut der Polizeimeldung nach kann doch nur ein durch die Autofahrerin nicht beachteter Sicherheitsabbstand ursächlich für die Tötung gewesen sein. Ich habe mir in letzter Zeit auch angewöhnt,
nicht benutzungspflichtige Radwege zu ignorieren. Meine Erfahrungen
sind sehr zwiespältig. Schon sehr häufig wurde ich von Autofahrern angehupt, durch geöffnete Seitenscheiben verbal beschimpft und beleidigt,
bei gewagten Überholmanövern abgedrängt oder gar zur Entgegennahme einer persönlichen Belehrung zum Anhalten gezwungen . Von solchen
Kreaturen wird man wohl kaum regelgerechtes Verhalten wie z.B. die Einhaltung eines Sicherheitsabstandes erwarten können. Entspanntes Radfahren sieht anders aus. Deshalb läuft auch die Diskussion über die Benutzungspflicht in eine völllig falsche Richtung. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass jedes abgeschraubte blaue Schild der verfehlten Radverkehrspolitik in die Hände arbeitet. Wie fein, muss man sich doch
nun um den maroden Radweg gar nicht mehr kümmern. Sehr kostengünstig diese Lösung. Die in Folge einer Einzelinitiative erfolgte
weitreichende Aufhebung der Benutzungspflicht am Kaiserdamm – Bismarckstraße ist beredtes Beispiel dafür. Meines Erachtens hätte
diese Maßnahme zwingend mit der Einrichtung einer Fahrradspur einhergehen müssen. Denn hier alle Radfahrer, also auch die, die sich
auf dieser stark verkehrsbelasteten Straße nicht wohlfühlen, in den Autowahnsinn zu treiben, ist unverantwortlich. Die Aufhebung der Benutzungspflicht ist grundsätzlich begrüßenswert, muss aber von anderen Maßnahmen begleitet werden, die eine sichere Radfahrt gewährleisten.
Das 3. und schwerste Berliner Opfer der Fahrbahnführung (Mischverkehr/Radstreifen) allein in dieser Woche im TS.
Nur weil für die Fittesten gilt „Die Fahrbahn ist sicher“ (ADFC), gilt das noch lange nicht für Alltagsradler.
Die (Radsport-)Maxime „Survival of the fittest“ taugt offensichtlich nicht für den Alltagsradler.
von einem einzelfall auf die gesamtpopulation zu schließen ist ein klassischer trugschluss.
vor einiger zeit ist mal ein LKW fahrer beim überholen mit dem aufbau frontal in eine gruppe renn-radler gedonnert. DIE waren wohl fit genug …
statistisch gesehen ists auf der straße immer noch sicherer. so seltsam sich das auch manchmal anfühlen mag, weil man den heranbrausenden 1-2 tonnern „schutzlos“ ausgeliefert ist und das unmittelbarer spürt als auf dem hochboardweg.
was hier fehlt und was man auch gegen irgendwelche widerstände durchsetzen muss ist eine mentalität der koexistenz. das freie fahrt für freie spinner ding ist in D halt noch nicht raus aus den köpfen. dieses gefühl alleiniges anrecht auf den asphalt zu haben spürt man bei jeder „belehrung“.
Vorallem wie jetzt die anderen 5 Radweg toten hier nicht erwähnt werden…
@base51, ich denke nicht negativ. Ich weiss, dass man neben Radwegen auf der Fahrbahn viel dreistere Manöver erfährt als auf normalen radweglosen Straßen. Ein Grund für mich, mir Routen ohne Radwege zu suchen. Die hohere Häufigkeit der knappen Manöver, oft gepaart mit Huperei, ist kein Zufall sondern Absicht. Wenn das Deiner Meinung nach prinzipiell nicht in einem sogenannten Unfall enden kann, kann ich das nicht nachvollziehen.
@reclaim, zwei Beiträge, auf denen ich meine Meinung zurückhaltend verdeutlichte, kamen tatsächlich nicht durch die Zensur. Das finde ich ärgerlich, weil hier bewusst eine Kausalkette – nämlich absichtliche Gefährdung und daraus zu erwartendere häufigere „Unfälle“ – ausgeschlossen wird.
Aber nochmals, ich weiss nicht wie es beim konkreten Unfall war, meine Äußerungen sind allgemeiner Natur und ich sehe keinen Grund, das Problem vermeintlicher Verkehrserziehung nicht auszusprechen.
@Axel, das Problem mit der Aufhebung der Benutzungspflicht verstehe ich nicht. Radwege dürfen doch weiter benutzt werden.
Ich verstehe auch nicht, warum einige aus diesem Unfall folgern, das Opfer wäre auf dem Radweg sicherer gewesen. Unfälle sind kein Naturgesetz, sondern geschehen aus Fahlverhalten heraus. Eine 26-jährige, die einen Radfahrer im Zentimeterabstand überholt, wird wohl kaum sorgfältig abbiegen.
Der Unfall wäre auch nicht passiert, wenn einer der Beteilogten zuhause geblieben wäre oder einer später losgefahren wäre. Das kann man vorher aber nie wissen. Einem der wenigen getöteten Zuginsassen wird man auch nicht hinterherrufen, dass er mal besser Auto gefahren wäre. Denn letztendlich geht es um die am wenigsten riskante Methode, und die ist beim Radfahren nunmal auf dem Radweg nicht gegeben, auch und gerade in dem Alter nicht. Das Problem sind empathielose bewegungsscheue Egomanen, die die Regeln nicht einhalten wollen und dafür keinerlei Gegenwind zu erwarten haben. Wäre so ein Überholmanöver gutgegangen und von der Polizei beobachtet worden, so hätte diese nicht eingegriffen, da sie das Thema Nahüberholen generell nicht auf dem Schirm hat.
Sorry für die Tippfehler – Tablet ist schuld.
@berlinradler
– aufgrund der Aufhebung der Ben.pflicht gehen Radwege zurück, bzw verlottern. Z.T dürfen sie nicht mehr gebaut werden (30-Zonen). Es ist zynisch, zu sagen, die dürfen doch weiter benutzt werden.
Vor allem aber sind die meisten Radwege kaum benutzungsfähig, sie müssten dringend ausgebaut und optimiert werden. Das geschieht nur noch in den seltensten Fällen, wg Aufhebung der Ben.pflicht gibt es billigere Möglichkeiten.
Aus der Aufhebung der Benutzungspflicht wird so, folgerichtig und vorhersehbar, der Fahrbahnzwang.
– und ja, viele bleiben deshalb jetzt gleich zu Hause, bzw lassen ihr Rad stehen und werden dadurch in ihrem Grundrecht auf Freizügigkeit eingeschränkt. Das trifft besonders Ärmere und Ältere. Die, die die „Aufhebung der Benutzungspflicht“ und ihre Folgen nicht mit Kfz-Benutzung kompensieren können oder wollen.
– Natürlich sind Unfälle ein Naturgesetz. Nobody is perfect. And nobody will ever be. Darauf beruht die gesamte Evolution. Die Autofahrerin kann den Radler auch einfach übersehen haben, das passiert oft genug. Siehe z.B. http://road.cc/content/news/81753-invisible-cyclists-eye-tracking-experiment-finds-drivers-dont-see-more-1-5-riders
Nach dieser eye-tracking Studie werden mehr als 1 von 5 Radlern von Autofahrern übersehen.
– Autofahrer als „bewegungsscheue emphatielose Zeitgenossen“ zu diffamieren ist schlicht empathieloser Blödsinn, sorry dafür. Unter den Umständen des Mischverkehrs/der schlechten Radinfrastruktur ist Autofahren eine logische, weil sicherere Wahl. Autofahren ist auch eine für den Einzelnen wirtschaftliche Wahl, da es in hohem Maße subventioniert wird. Dieser Subventionen geht verlustig, wer nicht Auto fährt. Auch von ca 95% der Verkehrsinvestionen, die gewaltig sind, hat derjenige nichts, der kein Auto fährt.
Bei einem Radverkehrsanteil von z.B. 18% kann man doch wohl vergleichsweise bescheidene 9% des Verkehrs-Investitionsvolumens für den Radverkehr beanspruchen, und nicht nur 2 Eimer farbe und n Pinsel.
Sichere und ausreichend dimensionierte Radinfrastruktur wären damit kein Problem.
Radfahren wäre sicher, egal ob für 8- oder 80jährige.
– Zu guter Letzt: Angemessene, vom MIV separierte Radinfrastruktur ist und bleibt die mit weitem Abstand am wenigsten riskante Form der Radverkehrsführung. Das zeigen Beispiele fahrradfreundlicher Städte. Diese Diskussion sollte auch im Auto- und damit „Mischverkehr“ freundlichen Deutschland zumindest unter Radaktivisten langsam mal gelaufen sein.
Genau das trifft unseren Zeitgeist.
Die Vorstellung auf einer Strasse, ohne jegliche Radverkehrsanlagen, Fahrrad fahren zu können geht mehr und mehr verloren.
Einfach nur krank.
Nicht Zeitgeist, sondern bittere Realität ist es, dass z.B. besonders Alleinerziehende einem hohen Armutsrisiko ausgesetzt sind.
Was ist daran krank, wenn man, und auch noch mit Kind, sich nicht dem Gestank, dem Lärm, bei Regen dem Kot, und überhaupt den Gefahren hoch beschleunigter Stahlmassen und ihrer unberechenbarer Fahrer aussetzen will.
Scheint mir eher vernünftiges und gesundes Denken. Auch, dass man nicht ständig von Leuten in Lebensgefahr gebracht werden will, kann ich nicht krank finden.
Wenn schon „krank“, dann doch wohl andersrum, das man aus dem Ganzen seinen Thrill zieht oder was man sonst für Gründe haben mag.
Tolerant, wie ich bin, würde ich das aber eher unter „Geschmackssache“ fassen.
Wo würdest Du denn lieber fahren: auf einem 1 Meter breiten Radweg der hinter parkenden Autos verläuft, auf dem Fußgänger und Mülltonnen rumstehen und auf dem Du an jeder Kreuzung von Rechtsabbiegern übersehen wird, oder auf einer vierspurigen Fahrbahn, Tempo 30 regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen und Seitenabstandskontrollen durch die Polizei + empfindliche Strafen für Autofahrer, die Radfahrer gefährden oder das Tempo auch nur gerinfügig überschreiten?
Das Problem liegt darin, dass jeder Radweg eine Ausrede ist, sich nicht um Tempo 30 und die Verkehrssicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer kümmern zu müssen. Wie man an der Jensen-Studie sieht, steigen die Unfallzahlen nach der Anlage von Radwegen für alle Verkehrsteilnehmer, unter anderem deshlab, weil Autofahrer dann schneller fahren können und weniger aufpassen.
Nenne es Thrill, oder wie Du möchtest.
Ich nenne selbstverständlich, dass die Fahrbahn zum Fahren da ist.
Heute erst wieder mit meinen beiden Enkeln eine Tour durch das Kölner Umland gemacht.
Herbstlaub bedingt ausnahmslos auf der Fahrbahn.
@vorstadt: Benutzungspflicht ist noetig, damit Radwege in Stand gehalten werden und weil Geld fuer den Radverkehr ja irgendwie verbraten werden muss, wofuer ausschliesslich Radwege auf Buergersteigen in Frage kommen. Und deren Instandhaltung ist nur dann hinreichend teuer, wenn Sie benutzungspflichtig sind?!
Halbwegs richtig wiedergegeben?
Ehrlich. Ich versteh garnix. Es sei denn, ich denke 25 mal irgendwie schraeg ueber Bande, 3 mal im Zirkelschluss und dann zum Abschluss nochmal von hinten durch die Brust genau in die Stirn.
Hier kann ich, hurrahurra, einen meiner liebsten Sprüche mal wieder loswerden, biddeschön:
„Der Radweg ist gewissermaßen der Zuhälter des Straßenverkehrs, so glaubt ja die Mehrheit der Huren auch, ihr Lude würde sie beschützen.“
Und numa bissi sachlicher. Also, Strizzi, laß ma eben an diesem Deinem Punkt Ursache und Wirkung sortieren: daß man „sich nicht … den Gefahren hoch beschleunigter Stahlmassen und ihrer unberechenbarer Fahrer aussetzen will“ ist an sich sonnenklar.
Davon ausgehend stellt sich nun die Frage, warum eigentlich es sein kann daß ständige Lebensgefahr und ubiquitäre Niederwalzung schwächerer Verkehrsteilnehmer der Alltag sind, wo doch ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht erstes Gebot des Straßenverkehrs ist?
Ich rate mal superwild, völlig überzogen, verallgemeinernd und irreführend drauflos, vergleiche multiple Obstsorten und verbreite Verschönerungstheorien: Ein Mensch der eine schwere Kindheit hatte, ein ‚Autoritärer Charakter‘ (Adorno) bzw. ein ‚Untertan‘ (H. Mann) besteigt ein Kraftfahrzeug und läßt den Allmachtsphantasien ihren Lauf. (das Nähere klärt der Klick auf mein Pseudonym) Die Polizei tut nichts (obwohl, doch: sie schaut angestrengt weg). Die Verkehrsbehörde tut nichts (obwohl, doch, sie ignoriert mit großem Fleiße die Verwaltungsvorschrift). Die Staatsanwaltschaft tut nichts (obwohl, doch, sie wird (Überraschung!) immer öfter mit Klageerzwingungsverfahren befaßt). Der Verkehrsfachanwält tut nichts (obwohl, doch, er meidet gefühlte Prävarikation an seiner Mandantenmehrheit), und der Richter … och ja … na der Richter … na der ist unabhängig!
Merke: wo ein Kläger da noch lange keine Rechtspflege.
Als wäre dieser Zustand nicht schlimm genug betreibt der Radfahrer auch noch Appeasement wie Chamberlain selig. (Scharf beobachtet, Watson, ich habe diesen Vergleich schon des öfteren bemüht und er gefällt mir nachwievor bestens.) Anders gesagt: geht der Radfahrer auf den Radweg dann geht er auf die Knie, und zwar vor der Aggression der Autofahrer. Das ist je nach den Umständen nicht oder nur teilweise vorwerfbar, aber eine Tatsache bleibt es.
Der Radfahrer als Einzelner kümmert sich zunächst um sein individualverkehrtes Fortkommen statt um die faschistoiden Zustände auf den Straßen – eine klassische [de.wikipedia.org/wiki/] Allmendeklemme. (Äh, habe ich da etwa gerade faschistoid gesagt? Oh ja, habe ich.)
Nun fragt man sich vielleicht: Warum wurde die Zwang zum Radweg überhaupt erfunden? Gute Radwege brauchen ja keine Benutzungspflicht!
Nichts leichter als das. Piggeldy folgte Frederik. Straßen im neunzehnten Jahrhundert dienten vorrangig Fußgängern, Reitern und Ochsenfuhrwerken und waren darauf ausgelegt. Mit Fahrrädern waren sie nur beschwerlich zu bewältigen, sie führten laufend zu Reifenpannen und Stürzen. (Kollisionen waren die Ausnahme). Die damals schon erhobene Forderung Radwege anzulegen wollte genaugenommen eine bessere Fahrbahnbeschaffenheit, Wege die nicht zertrampelt würden. Radfahrwegevereine finanzierten das überwiegend selbst, obwohl Ende der 20er Jahre 12 Millionen Radfahrer aber nichtmal eine Million Autos auf den Straßen unterwegs waren.
Im ersten Weltkrieg sollten tausende französischer Soldaten um die Stadt zu retten eiligst aus Paris an die rasch herannahende Front verlegt werden. Kurzerhand konfiszierte die Armee die „Taxis de la Marne“, mit allergrößtem Erfolg, denn der deutsche Vormarsch kam zum Stillstand, es bedeutete die Kriegswende und -entscheidung.
Zwanzig Jahre später wünschte unter diesem Eindruck dann militärstrategisch durchaus folgerichtig ein sogenannter „Führer“ eine -wörtlich!- „größtmögliche Durchdringung des Volkskörpers mit Kraftwagen“. Bloß hätte, um den kostspieligen Erwerb derer Wagen diesem Körper schmackhaft zu machen unter anderem gute Infrastruktur hergemußt. Bloß geht der Bau befestigter Straßen nun mal nicht von heute auf morgen. Was hingegen unverzüglich geht: den Radfahrern die Fahrbahn zu verbieten. Und schwupp, erfunden war die „Radwegbenutzungspflicht“, und damit war das Rad weg. (Für Oberlehrer: andeutungsweise formal ab 1926, propagiert und durchgesetzt aber nicht vor 1934) In diesem Lichte erweist sich der Begriff nun auch als das was er nämlich ist: ein zynischer Euphemismus. Der Begriff ‚Schutzhaft‘ klingt zunächst auch erstmal positiv. Was sich aber dahinter verbirgt ist menschenverachtende Perfidie. Auch Autobahnen werden von manchen als segensreiche Erfindung erachtet. (Soso. Interessant.) Beide dienten jedenfalls dem selben Zweck, entsprangen der selben Geisteshaltung. Ob dieser baulichen Ermunterung und geschichtlichen Kontinuität wundert die Geisteshaltung des gemeinen Autofahrers jedenfalls schon weniger.
Ach und zur Entspannung, sachma, „Der Lärm, der Regen und der Kot“, war das nicht von Rainer Werner Fassbinder?
base51, sag mal, Dein Idol ist wahrscheinlich Sir John Franklin? Oder hast Du mit Barbitursäure rumgespielt? Oder warum forderst Du hier sechs Meter Abstand? Oder soll das nur für Senioren 85+ gelten?
Es würde ja bedeuten daß ein gesetzestreuer Autofahrer Dir mit höchstens 12 km/h folgt. Das Gros der Radfahrer dürfte mit 20-35kmh unterwegs sein. In den Abstand zwischen Fahrrad und nachfolgendem Auto sollte dann ein kompletter Bus reinpassen, und oft sogar eine Gelenkbus.
Dazu gits sogar ein Lied, nach alter Volksweise vorzutragen:
Hoch auf dem gel-ben Waa-haa-gen //
fährt grau‘ste The-o-rie!
…weil sich natürlich kein Schwein dran hält, bzw weil der Hund was drauf schweißt.
Dennoch, sechs Meter, das gibt dann bald die nächste sogenannte Drei-Sterne-Meldung.
Hach, schuljung, habschmich verschriem, doch nicht „eine Gelenkbus“. Dann schon eher eine Gelenkbussin. Oder so. Whatever.
@Vorstadt Strizzi, also es tut mir leid, aber diesmal scheint es gar keinen Punkt zu geben, in dem wir übereinstimmen.
– Nicht benutzungspflichtige Radwege können weiter benutzt werden, das ist nicht zynisch sondern eine Tatsache.
– Radwege wurden noch nie gepflegt, das Verlottern hängt von keiner Benutzungspflicht ab.
– Bürgersteigradwege werden auch heute noch neu gebaut, nicht selten vollkommen regelwidrig. Zudem kommen sehr viele Radstreifen dazu. Der Trend zu mehr Radverkehrsanlagen, die Du dir wünschst, ist eindeutig vorhanden.
– Dass die Autofahrerin einen vor sich befindlichen Radfahrer übersehen könnte, glaube ich nicht. Es widerspricht dem gesunden Menschenverstand, dass man jemanden nicht sieht, in dessen Richtung man fährt. Das wäre für mich auch keine Entschuldigung, denn wer nicht hinsieht, wo er hinfährt, der darf kein Fahrzeug führen.
– Ich bezeichne Autofahrer nicht als “bewegungsscheue emphatielose Zeitgenossen”. So bezeichne ich Leute, die andere Menschen im Zentimeterabstand überholen. Aber ich habe kein Verständnis für eine junge Frau, die dermaßen respektlos mit einem alten Mann auf der Straße umgeht, dass er am Ende tot ist. Das IST empathielos und etwa vergleichbar damit, einen „störenden“ Alten auf dem Gehweg einfach wegzuschubsen. Ja, es fehlt mir jedes Verständnis dafür. Dass gerade eine Fahrerin mit solch ekelhaftem Sozialverhalten hier ihre Anwälte findet, erstaunt mich.
– Ich bezeichne normale Autofahrer (in Unterscheidung zu solchen wie der Unfallverursacherin) als „bewegungsscheu“. Das ist verallgemeinernd, überheblich und trifft auch nicht immer zu. Generell beobachte ich aber doch einen starken Überschonungsdrang in unserer Gesellschaft, viele Leute – auch mit 26 – bewegen sich tatsächlich nicht mehr. Selbst Leute, die sich nach außen als „harte Männer“ geben, erzählen einem doch heute schon, dass man bei Regen oder Kälte doch nicht ausserhalb geschlossener Räume sein könnte und man zu Fuß ja auch keine Getränke kaufen könne. Nimms einfach als kleine Übertreibung und Stichelei.
Was viele verdrängen: Die Segregation in Holland besteht im wesentlichen nur auf der Strecke, nicht aber an den Knotenpunkten:
http://www.youtube.com/watch?v=GCklq8JvF-g
Zweitens werden nur Motorräder, LKW und PKW auf der Strecke segregiert. Mofas und Roller müssen ebenfalls die Radwege benutzen. Da diese über keine Katalysatoren verfügen, sind deren Abgase besonders gesund:
http://youtu.be/nzcPyTHhSRw
@Dienstliche Currywurst: „Das Gros der Radfahrer dürfte mit 20-35 km/h unterwegs sein“. Da liegst du aber voll daneben. Die Mehrheit, ich schätze mal 60 – 70 %, liegt eher zwischen 12 und 19 km/h. Und diese Mehrheit ist in einem schnell und dicht befahrenen Mischverkehr (>30 km/h) oftmals überfordert, fühlt sich gefährdet und gestresst. Die anderen 30 Prozent kommen auf der Straßenfahrbahn am schnellsten und sichersten voran. Man sollte einfach berücksichtigen, dass „Radfahrer“ keine homogene Gruppe mit gleichen Eigenschaften und Fähigkeiten sind. Die einen sind schutzbedürftig oder fahren auch einmal gerne langsam, die anderen sind normale Verkehrsteilnehmer, die zügig von A nach B gelangen wollen. Den einen Tempo 30 oder eine geeignete Separation. Den anderen Aufhebung der für sie diskriminierenden Radwegbenutzungspflicht.
Bis jetzt habe ich mich aus der Grundsatzdebatte „Radwege oder nicht“, die hier mitschwingt, rausgehalten. Da @faxe aber nun von „geeigneter Separation“ schreibt, will ich doch nochmal meine 5 Pfennige dazulegen.
Vorab: Ich fahre gerne über 25 km/h, fühle mich in den meisten Mischverkehren sicher, ab einer bestimmten Verkehrsbelastung oder bei bestimmten Straßensituationen, die zu ständigem Nahüberholen ermutigen, trifft das aber nicht zu. Auf Fahrbahnen neben Radwegen fahre ich ungerne, weil man dort sehr häufig angefeindet wird. Daher versuche ich, mir Routen ohne Radwege zusammenzustellen. Es gibt sogar nicht benutzungspflichtige Radwege, die ich aus bestimmten Gründen benutze.
Wie sieht nun die „geeignete Separation“ aus? Wenn ich mir die genaue Unfallstelle (nahe der Sven-Hedin-Straße Richtung Argentinische Allee) in Google Maps ansehe, sehe ich an der Stelle nur einen groben Baufehler. Die Fahrbahn ist künstlich eingeengt, um auf der rechten Seite einen Radweg bereitzustellen, der so abgesetzt ist, dass ein Wechsel auf die Fahrbahn und zurück nicht möglich ist. Selbst mit 12 km/h hätte ich, wenn die Straße tatsächlich so befahren ist wie in Google Maps zu sehen, ja nun wirklich überhaupt keine Angst auf der Straße. Der dort befindliche Radweg ist kontraproduktiv – die Fahrbahn müsste einfach um seine Breite erweitert werden, so dass man in seinem Bereich fahren und bei Bedarf trotzdem weiter nach links ausweichen kann. Ich wüsste wirklich beim besten Willen nicht, warum jemand, selbst in dem Alter, hier einen Radweg brauchen sollte – der in Gegenrichtung dann auch noch durch eine BVG-Haltestelle führt und offensichtlich eine extrem minderwertige Oberfläche hat. Man kann in Streetview sehen, wie breit ein Pkw ist, selbst bei Gegenverkehr KANN hier einfach kein Unfall passieren. Dazu ist die Straße an der Stelle zu breit – kein Handlungsbedarf (bis auf Rückbau der Radwege).
Etwas schwieriger wird es dann, wenn ich dem Straßenverlauf folge und die Argentinische Allee überquere. Hier parken nun auf beiden Seiten Fahrzeuge, Verkehr von Hinten, Gegenverkehr und ein Radfahrer können dann problematisch werden. So richtig schlimm sieht es dort dennoch nicht aus, wenn es Probleme gäbe, dann wäre die Lösung eher das Verschieben oder Abschaffen der Parkplätze. Allerdings ist die dort verbleibende Breite in meinen Augen optimal – wenn man nur etwas Abstand zu parkenden Fahrzeugen hält, kann man nicht überholt werden und wird dennoch nicht als Provokateur wahrgenommen.
Schaue ich mir nun exemplarisch die Argentinische Allee an, dann finde ich hier eine Straße vor, bei der das Thema Radverkehr tatsächlich schon schwierig werden kann. Hier sind hohe Geschwindigkeiten und Verkehrsdirchten zu erwarten und ein langsamer oder unsicherer Radfahrer wird sich hier unwohl fühlen. Im Gegensatz zu Nebenstraßen wie der Fischerhüttenstraße kann ich hier durchaus verstehen, dass Radfahrer auf solchen Hauptstraßen ungerne fahren. Auch hier wird wieder eine Fahrspur dem Parken geopfert, Baumreihen geben die maximale Fahrbahnbreite vor, eine künstliche Verengung besteht durch einen Mittelstreifen. Dennoch wäre es auch hier sinnvoller, die verfügbare Fahrbahnbreite noch etwas zu erweitern und z.B. rechts eine Spur nur für Fahrräder zu belassen. Wenn hier Parkplätze nötig sind, können die zwischen die Bäume verschoben werden. Die Radfahrer hier rechts von parkenden Autos zu verstecken ist und bleibt die schlechteste Lösung, auch wenn jemand nur 12 km/h schafft!
Um etwas genereller zu werden: Eine echte Separation halte ich für sinnvoll und erstrebenswert. Die Aussage klingt nach Stammtisch, aber sie stimmt trotzdem: Wo Autos fahren, da passieren die schweren Unfälle – egal ob Radweg oder Fahrbahn. Ein Radweg ist keine Separation, da er ja viele besonders ungünstige Kreuzungspunkte mit dem unfallanfälligen MIV bietet. Eine echte Separation sind eigene Wege, die nicht ständig den MIV kreuzen, oder wenn dann im 90°-Winkel (normale Straßenüberquerung). Darunter verstehe ich solche Wege wie große Teile des Mauerradwegs, grüne Wege durch Parks oder – was es ja nicht gibt – echte Fahrradstraßen. Wenn man den Mischverkehr nicht will, dann ist der Radweg eine Scheinlösung – eine echte Lösung wäre ein Straßennetz, das unfallafine Fahrzeuge (also MIV) einfach außen vorlässt. Auf einer echten Fahrradstraße könnten Bewegungseingeschränkte ebenso fahren wie Kleinkinder.
Und warum macht mans nicht? In den Straßen, die ich „auseinandergenommen“ habe, gibt es immer einen fahrbahnverjüngenden Faktor, nämlich die Parkplätze, die meist schon eine Fahrspur wegnehmen. Allein wegen des Parkens muss derzeit jede, aber auch wirklich jede Straße für den Autoverkehr zur Verfügung stehen, das wäre sonst gar nicht nötig! Und da man das erstmal nicht ändern kann, wären realistische Zwischenschritte solche, die den notwendigen Park-Straßen wenigstens den Durchgangsverkehr wegnehmen. Den Bestand an rumstehenden Fahrzeugen könnte man mittelfristig durch attraktive Carsharing-Angebote verringern – wenn das Leute dazu bewegt, die Straßen wieder dem Verkehr zurückzugeben, könnte das meinetwegen sogar gerne steuerfinanziert begünstigt werden. Ebenso muss der ÖPNV gestärkt werden, um Kfz-Unfälle zu verringern. Und, das geht nach solch schrecklichen Unfällen unter – gleiches gilt natürlich für den prinzipiell wenig unfallanfälligen Radverkehr. Mehr Radfahrer = weniger Unfälle!
Und da es immer Verknüpfungspunkte geben wird, kommt man auch nicht umhin, die Verkehrsdisziplin zu erhöhen. Die Autobehörde Polizei muss, z.B. dadurch dass sie ihre Mitarbeiter eben nicht NUR mit dem Auto, sondern auch mal zu Fuß oder mit dem Rad durch die Gegend schickt, wieder ein besseres Gespür für Verkehrsverstöße erlangen. Das völlige Ignorieren der Radfahrerprobleme kann so nicht mehr weitergehen. Wen interessieren irgendwelche Falschparker, wenn man ständig von Rechtsabbiegern geschnitten und von Nahüberholern genervt wird? DAS sind die Probleme.
Ja es tut mir leid, in meinen Gedanken zum Thema kommen keine Radwege raus und ich verstehe nach wie vor nicht, wofür man sie gerade in solchen Nebenstraßen wie der Fischerhüttenstraße brauchen sollte.
Zur Situation im Fischerhüttenweg:
Die Fahrbahn dort ist ausreichend, aber nicht übermäßig breit für den Zweirichtungsverkehr. Das Verkehrsaufkommen ist nicht sonderlich hoch. Auf halber Höhe des Fischerhüttenweges, nicht allzu weit vom vermutlichen Unfallort entfernt, besteht eine Baustelle, die sich nur einspurig passieren lässt. Ich vermute sehr stark, dass bei dem Unfall eine Kombination aus Fehleinschätzung Geschwindigkeiten und Baustellenlage ursächlich war und dazu geführt hat, dass der Pkw dem Radfahrer tödlich nahe gekommen ist. Irgendwelche „Erziehungsmaßnahmen“ oder Aggressivität ggü. dem Radfahrer würde ich nicht unterstellen wollen. Eher folgenschwere Fehleinschätzung des Verkehrsgeschehens.
Ja, diese 60-70% sie fühlen sich im Mischverkehr gefährdet und gestresst.
Auf Radwegen fühlen sie sich dann sicher. Genau dieser trügerischen Sicherheit fallen sie dann zum Opfer.
Ein Radfahrer der auf der Fahrbahn gut zurecht kommt, wird wohl auch auf einem Radweg nicht so schnell verunglücken.
Denn er hat den Vorteil, dass er die Gefahren realistisch einschätzt und nicht nach Bauchgefühl.
Das Schlimme daran ist, dass man wegen dieser Verhaltenstörung, die ein Grossteil der Radfahrer besitzt, versucht den Rest der Radfahrer dieser Störung unterzuordnen.
@faxe
Es gibt keine „geeignete Separation“.
Warum ? Der größere Anteil der Unfälle findet an Kreuzungen mit querendem Verkehr statt. Dort sind Radverkehrsanlagen aber immer dort, wohin andere Verkehrsteilnehmer nicht ihr Aufmerksamkeitsmaximum richten. Dadurch ist an Kreuzungen immer mit einem erhöhten Unfallrisko für die Benutzer von Radverkehrsanlagen zu rechnen.
Und zwischen den Knotenpunkten . Bei Hochbordanlagen ist der Sicherheitsgewinn gering, weil es zu mehr Konflikten mit Fußgängern kommt. Und Radstreifen sind in der Regel so schmal, daß sich unsichere Radfahrer dort nicht wohl fühlen wegen des geringen Seitenabstandes des KFZ-Verkehrs. Oft sind auch noch die Sicherheitsabstände zu parkenden KFZ zu gering.
Dan schrieb:
>Ich vermute sehr stark, dass bei dem Unfall eine Kombination aus >Fehleinschätzung Geschwindigkeiten und Baustellenlage ursächlich war und >dazu geführt hat, dass der Pkw dem Radfahrer tödlich nahe gekommen ist. >Irgendwelche “Erziehungsmaßnahmen” oder Aggressivität ggü. dem >Radfahrer würde ich nicht unterstellen wollen. Eher folgenschwere >Fehleinschätzung des Verkehrsgeschehens.
Da kann ich ihnen folgen!
Wir Radler müssen mehr auf die PKWs aufpassen. Auch uns hilft der Schulterblick an der Kreuzung, an der Stelle wo der Hochbordradweg auf die Straße mündet. Und ein deutliches Handzeichen und Augenkontakt zu anderen Verkehrsteilnehmern hilft oft brezlige Situationen zu entschärfen.
PKWs verletzen oft nur. Hier hilft oft ein Fahrradhelm um das schlimmste zu verhüten (Sturz). Ob er hier geholfen hätte weis ich nicht. Ich trage ihn, da ich sicherlich auch irgendwann mal stürze (Baumwurzel) und als 60jähriger nicht so behände falle wie ein 20 jähriger. Schwere LKWs töten – vor denen nehmt euch in Acht ! Fahrt nicht rechts an diesen vorbei, auch nicht auf dem Radweg! Bleibt hinter ihnen. Stellt euch nicht vor die Fahrzeuge. Wenn euch der Fahrer nicht in die Augen sehen kann, steht ihr falsch.
Ich bin ein langsamer Radler -10-20 km/h – , altes schweres Rennrad, nutze gerne Hochbordradwege, das mich die KFZ nicht bedrängen. An der Kreuzung schau ich genau nach, ob die KFZler mich auch wahrgenommen haben.
Ich bin ein langsamer Radler -10-20 km/h – , altes schweres Rennrad, nutze gerne Hochbordradwege, das mich die KFZ nicht bedrängen. An der Kreuzung schau ich genau nach, ob die KFZler mich auch wahrgenommen haben. Auf dem Fußweg roller ich bis zur nächsten Kreuzung und kann dann auf der richtigen Seite weiterfahren.
base51, der auch ein KFZ fährt
Gut, das war wohl zu elaboriert formuliert. Hier nochmal die Variante gemäß /wiki/Leichte_Sprache. Es ist doch wirklich nicht schwer:
1) Autofahrer erkennt Auto als Waffe und verhält sich entsprechend
2) Autofahrer belästigt(Sperrigkeit, Lärm, Gift), gefährdet(Drohung) und tötet(Kollision):
-mehr als den Umständen nach vermeidbar
-Gefährdung typischerweise Absicht,
-Töten typischerweise eventualvorsätzlich oder grob fahrlässig
[Fußnote: http://de.wikipedia.org/wiki/Vorsatz_%28Deutschland%29#Eventualvorsatz_.28dolus_eventualis.29_und_bewusste_Fahrl.C3.A4ssigkeit_.28luxuria.29%5D
3) Radfahrer bekommt logischerweise Angst.
[Gabelung bzw. zwei Spalten]
A) Guter Weg der Problembehebung: Ursache beseitigen, konkret:
Autofahrer an Gewaltanwendung hindern
-dann Friede auf der Straße.
B) Schlechter Weg der Problemlösung: Symptombehandlung, konkret:
Autofahrer verdrängt Radfahrer von Straße, Radfahrer ins Reservat. -Oberflächenqualität dort minderwertig.
-Ruhig: keine Drohungen
-Gefährlich: vielmal mehr Tötungen! (Russisch‘ Radroulette)
-Autofahrer lernt: Gewaltanwendung erfolgreich!
-Obendrein decken Polizei und Justiz das Verhalten, also weitere Bekräftigung.
Ihr wollt also nicht daß den Monstermenschen in den Monstermaschinen das kriminelle Handwerk gelegt wird?
Ihr wollt immernoch Radwege?
Ihr bezahlt mit eurem Leben den Preis von DEREN Mobilität?
Schulterzucken meinerseits. Das Bemühen, altpreußische Toleranztugenden hervorzukramen. Nach seiner Façon, ein jeder. Dann macht halt.
Was soll man da noch sagen, wenn selbst die Grünundblau-Fraktion es mittlerweile kapiert hat. Und sie dürften ja nun wirklich zu den Hütern des Grals gehört haben:
http://www.berlin.de/polizei/verkehr/liste/archiv/28671/index.html
Ebenso VEB Staub und Arroganz:
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/verkehr/politik_planung/rad/strategie/de/m_qualitaeten.shtml
(Daß sie Wasser predigen und weiterhin unverdrossen Wein saufen* stehe auf nem anderen Blatt. Jedenfalls dämmert es.)
*Reiseziele neuerlicher Meisterleistungen:
-Unterführung von Alt-Stralau vor der Wilden Renate.
(Ein Monument der Idiotie. Atomare Dummheit zum Neutronenstern verdichtet!)
-Frankfurter Allee von U-Samariter ostwärts
(Ein Brüller! Zeichen 237 angeordnet – mit Zusatz „Radwegschäden“!!
Bitte fürs Archiv festhalten, die Enkel werden’s sonst nicht glauben)
Neben dem für viele offenbar schlagenden semantischen sog. Zitronenfalter-Argument (Fahrzeug-Fahrrad-Fahrbahn/S-Bahn-Fahrbahn/Mein Favorit: Achterbahn- …) darf in keiner Diskussion um Radinfrastruktur das „NS-Vermächtnis“ – Argument fehlen, wonach getrennte Radinfrastruktur die Ausgeburt, wenn nicht der Hölle, so doch kranker Nazi-Hirne ist und es selbstverständliche antifaschistische Pflicht eines jeden aufgeklärten Radlers ist, gegen derartige Umtriebe zu Felde zu ziehen.
Nach diesem „Argument“ haben, seit ca den 80ern, in NL und DK, neuerdings selbst im solange unbesiegten London, die Nazis zumindest in der Verkehrspolitik die Vormacht erlangt. Und, ohgottogott, das Schlimme ist, die merken das gar nicht.
Aber: Tarantammtamm-tarantammtamm (Radetzky-Marsch) – zum Glück halten Deutschlands Radler tapfer dagegen. Allerhöchste Zeit jedoch, dass mal ein paar von uns Deutschen, deren antifaschistische Kompetenz bekanntlich weltberühmt ist, denen mal erzählen, was Sache ist.
Und wenn die dann sagen:
Wir lassen uns, unsere Städte und unsere Atmosphäre (Klima) nicht weiter von BigCar töten, verwüsten und vergasen. Schließlich verdienen wir da, im Gegensatz zu euch, noch nicht einmal dran. Sucht euch eure Dummen woanders.
Ja dann weiß ich auch nicht …
Für die die nicht umhinkönnen mir Verallgemeinerung zu unterstellen hier prophylaktisch der Disclaimer:
-Lies einfach nochmal.
-Sollte das nicht helfen dann gehe zurück zum vorigen Satz.
Strizzi! Freut mich daß die Sachbotschaft angekommen zu sein scheint. Daß die Tatsachen Dir mißfallen, das tut mir leid. Mir gefallen die Zustände auch nicht. Machen wir das beste draus, nicht wahr?
faxe, die meisten fahren neunzehn, nicht aber zwanzig? Ok, stattgegeben! Es ging mir um Verbildlichung des Abstandes. Meterweise angegebene Strecken sind erfahrungsgemäß manchem Straßenbenutzer zu abstrakt, so kam ich darauf. Um vielleicht zu einer Schnittmenge zu finden ergänzen wir für die Nordic Radler: wenn nicht eine Buslänge dann dennoch eine Müllwagenlänge an Abstand ist Anstand. Wär das konsensfähig?
Jo, ich geb zu, S-Bahn war gerade für Berlin als Fahrzeug n doofes Beispiel, die steht bei euch ja immer.
@Berlinradler
Das wir in keinem Punkt übereinstimmen, überrascht mich nicht. Würde ich mit Siegfried „undercover“ Brockmann von der UDV (Kfz-Lobby), der überhaupt nicht dumm, aber ganz ähnlich wie du argumentiert, auch nicht.
„Aufhebung der Benutzungspflicht“ ist Orwellsches Zwiesprech für „Fahrbahnzwang“, so wie „Entsorgungspark“ für „Atommüllhalde“. Von den Befürwortern wie Undercover-Brocki, ADFC usw wird, kaum ist der Coup mit der StVo gelungen, der Rückbau der Radinfrastruktur gefordert.
Nicht das ich die Hochbordradwege verteidige. Die als getrennte Radinfrastruktur zu bezeichnen, wie es hier viele, nicht nur du, wider besseres Wissen tun, ist völliger Quatsch.
Es handelt sich zumeist um vom MIV übrig gelassene Restflächen, auf denen Fußgänger und Radler zusammengepfercht werden, von baulich getrennt, wie in Kopenhagen etwa, kann man nicht reden.
Trotzdem bedeutet ihr Rückbau, der nicht selten noch mehr Platz für den MIV schafft, das Kind mit dem Bade auszuschütten.
Aber das ist ja auch der Sinn des Unternehmens. Die StVO-Änderung, die zum Fahrbahnzwang führen soll, hat zum Ziel: Sehr hohe Hürden für die Radbenutzung aufzubauen, die in den Städten der Autonutzung den Rang abzulaufen droht, und mehr Platz für den MIV.
Auch deine Argumentation zur „asozialen“ Autofahrerin folgt einem bekannten Muster.
Niemand kann beim Autofahren immer dahin gucken, wo er/sie hinfährt. Rückspiegel, Seitenspiegel, Seitenstrassen, man denkt an etwas und ist kurz nicht 100% dabei, man schätzt eine Situation/einen Vorausfahrenden falsch ein und 1000 andere Sachen.
Es gibt natürlich auch empathielose Zeitgenossen, rücksichtslose Fahrer und die, die Radler mit Absicht aufs Korn nehmen. Die Letzgenannten sind die wenigsten.
Indem man, wie du, alle zusammenschmeißt und jeden Autofahrer, der Radler anfährt oder behindert als empathie- und rücksichtslos bezeichnet, unterschlägt man, dass der Betrieb der unterschiedlichen Systeme, nämlich einerseits der gepanzerte Autofahrer und andererseits der verletzliche Radler im gleichzeitigen Betrieb auf gleichem Raum unausweichlich Schäden produziert. Wie die Axt im Wald.
Und zwar auf Seiten der verletzlichen Radler, unvermeidlich.
Die Schäden werden umso geringer, je mehr der Radler in der Lage ist, dem bei Menschen nicht auszuschaltenden Fehlverhalten durch Reaktionsschnelligkeit, Erfahrung, Ausweichen und Antizipieren zu begegnen.
Survival of the fittest. Ältere, Jüngere, Leute mit Kindern, Unerfahrene, körperlich nicht voll Fitte müssen sich fernhalten oder geschützt im Kfz mobil sein. Ade Radfahren.
Das weiß auch jeder. Deshalb ist Mischverkehr für die genannten Gruppen No Go.
Durch die Betonung des angeblich moralisch verwerflichen persönlichen Fehlverhaltens der Unfallverursacher soll die Unvereinbarkeit der unterschiedlichen Mobilitätsarten – hier tonnenschweres Blech, dort ungeschützte Körper – nicht zur Sprache kommen.
Die Individualschuld, die es immer in jedem Einzelfall auch gibt, wird betont, damit die strukturelle Unvereinbarkeit nicht zur Sprache kommt.
Man kann die Antagonisten Autofahrer und Radler im Schimpfen auf „asoziale“ Einzelne vereinen und mit Hinweis auf einen „Einzelfall“ beruhigen. Ein alter Trick, Berlinradler.
„Die dürften gar nicht Autofahren.“ „Die müssten den Schulterblick anwenden.“
Seit mehr als 50 Jahren ebenso nutzlos wie lächerlich: „Alle müssten mehr Rücksicht nehmen.“ Dann irrt der Mensch nicht mehr. Dann gibt es keine Fehler, keine Verletzten, keine Toten mehr. Halleluja! Was’n Blödsinn.
Dänemark und Niederlande zeigen, wie das geht. Nicht nur die Radinfrastruktur, und das weißt du ebenso wie ich, ist dort vom MIV getrennt. Es muss auch nicht jeder zum Parken überall hin. Aber ein witziges Argument, man hört ja gern mal was Neues.
In vielen Städten hat der MIV nur begrenzt Zugang zu den Quartieren und keine Verbindungsrouten zwischen den Quartieren. Die Verkehrsflüsse Rad/Auto verlaufen dadurch getrennt. Die MIV-Verkehrsflüsse ganzer Viertel sind als „Sackgassen“ konzipiert. Siehe z.B. Groningen http://www.youtube.com/watch?v=fv38J7SKH_g Schön zu sehen bei 2:14 bis 2:225 und 2:55ff.
„Vorstadt Strizzi“ ist übrigens „Günther“ aus dem ADFC Hamburg Blog. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht dazu sagen. Solange der hier ist, bin ich aus der Diskussion raus.
Da kannst du Zetern wie du willst, Strizzi, es ist nun mal belegt daß diese Art von Trennverkehr ein vielfach höheres Unfall, Verletzungs- und Todesrisiko bedeutet. Signifikanz, Wissenschaftlichkeit, es ist alles da. An diesem Punkt kommst Du nicht vorbei, und wenn du Dich auf den Kopf stellst. Und genau auf diese vermehrt tödlichen Wege willst Du die allerschwächsten schicken?
Das verstehe ich nicht.
Da ich es so nicht verstehe habe sollten vielleicht grundlegende Punkte geklärt sein.
Du sagst: „Niemand kann beim Autofahren immer dahin gucken, wo er/sie hinfährt.“
Wie gut kennst Du die Kategorie ‚Eignung zur Teilnahme am Straßenverkehr?‘
Hälst Du sie für verzichtbar?
Du sagst: „Survival of the fittest. Ältere, Jüngere, Leute mit Kindern, Unerfahrene, körperlich nicht voll Fitte müssen sich fernhalten oder geschützt im Kfz mobil sein.“
Kennst Du den Begriff Sozialdarwinismus?
Kannst Du helfen diese Deine Aussage davon abzugrenzen? (bzw. möchtest Du das überhaupt?)
Was hälst Du von Verursacherprinzip als Element abendländischer Kultur? Spezieller, wen sollte man Deiner Meinung nach im Fall von Aggression maßregeln, die Täter oder die Opfer?
Besten Dank!
Kai: Danke.
Ne Sockenpuppe also!
Ich stutzte bei diesem Ding zur S-Bahn.
Zu spät geschalten. (Die Nuvincikrankheit)
Garçon! Champagne! Danceuses! Musique!
http://www.youtu.be/cgvhTl9hh_Y
@Vorstadt Strizzi: Die Tatsache, dass der Radwegebau in Deutschland so verlaufen ist, und (bis heute) diese Ergebnisse hat, die ‚Dienstliche Currywurst‘ so humorig und dennoch zutreffend beschrieben hat, ist aber tatsächlich ein „NS-Vermächtnis“ (ich habe meine seinerzeitige Magisterarbeit über den „Radwegebau in Deutschland in der Zwischenkriegszeit“ geschrieben und daher ausgiebig die entsprechenden Quellen erforscht). Das ist natürlich noch nicht an sich und von vornherein ein Problem, da wir ja weiterhin direkt oder indirekt mit Dingen und Sachverhalten umgehen, die auf diese Zeit zurückgehen, aber in diesem Kontext ist es schon wichtig, zu verstehen, warum dann (abseits einiger „Erholungsradwege“ und einem guten Radwegenetz in und um Magdeburg herum bereits 1927) in der NS-Zeit plötzlich überall (unzusammenhängende und für die Radfahrer nachteilige) Radwege gebaut wurden. Und da muss man schon eindeutig festhalten, dass es wirklich in erster Linie darum ging, „die Straßen von den Radfahrern zu befreien“ (so wurde das intern seinerzeit auch eindeutig formuliert), denn – so stand es in der Präambel zur ersten Reichsstraßenverordnung 1934: „Die Motorisierung ist das vom Führer gewiesene Ziel“ …
Daran hat sich dann in der Nachkriegszeit auch nach dem Wegfall von Führer und Reich überhaupt nichts geändert, im Gegenteil – die zunehmende Motorisierung „zwang“ die Verkehrsverwaltungen sogar zu immer radikaleren Maßnahmen zu Gunsten der Autofahrer, und zu Ungunsten der Radfahrer, die immer mehr als bemitleidenswerte und – in sozialpolitischer Sicht – hoffentlich künftig zum Aussterben verurteilte Minderheit gesehen und behandelt wurden. Diese „Tradition“ der Betrachtung und Bewertung von „Verkehr“ (als prioritär zu behandelndem motorisiertem Individualverkehr) wirkt tatsächlich teilweise in den Verkehrsverwaltungen bis heute fort – darauf kann und sollte man auch aus meiner Sicht ruhig immer mal wieder hinweisen, denn eigentlich beanspruchen wir ja als Staat und Gesellschaft, heute alles anders und besser zu machen als damals, nur sieht die Realität dann oft gar nicht so aus …
Dänemark und Holland wurden übrigens schon seinerzeit in der Fachliteratur als vorbildlich im Radwegebau dargestellt und beschrieben – allerdings vor allem in technischer und gestalterischer Hinsicht. Dass da auch eine ganz andere Idee von Verkehrs-Miteinander und der Optimierung der Wege(zeiten) auch für die schwächeren Verkehrsteilnehmer dahinter standen, nahm man dann lieber nicht so zur Kenntnis (eine weitere „Traditionslinie“, die bis heute fortdauert) …
Und auch in Holland hatte der zunehmende Autoverkehr in den 1950er und 1960er Jahren die üblichen schlimmen Konsequenzen (für die anderen Verkehrsteilnehmer) – erst die sehr aktiven Proteste gegen den Kindermord per Automobil in den frühen 1970er Jahren brachten dann einen allmählichen Umschwung in der öffentlichen Wahrnehmung und – mit einiger Verzögerung – auch in der Verkehrspolitik und dem Straßenbau. Die (aus einer Außenperspektive) scheinbar nahezu „paradiesischen“ heutigen Zustände in den Niederlanden resultieren also aus einer doch etwas anderen Gesellschaftsauffassung, und vor allem aus bewußten Entscheidungen auf Grund breiten bürgerschaftlichen Engagements – davon könnten wir eventuell doch etwas lernen …
Matthias, ist Deine Arbeit abrufbar publiziert? Ich kenne bisher Horn, Briese und bröckchenweise die ‚Radmarkt‘.
Hallo VorstadtStrizzi, was bist Du denn für eine Gurke? Radwege sind nun wirklich eine Art Zwangslager für Radfahrer. Wenn einer entwischt, darf er vom unfähigen Automobilist erlegt werden. Ich staune, mit welchen abwegigen Begründungen man immer noch die Rassentrennung unter den Fahrzeugführern fordern kann. Es sollen sich endlich alle Automobilisten an § 1 der StVO halten, dann passieren auch weniger Unfälle. Für das Überholen gilt, dass es zulässig ist, wenn die Gegebenheiten eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer ausschließen. Wer davon abweicht, den trifft sehr wohl eine Individualschuld, da er oder sie bewiesen hat, dass andere Verkehrsteilnehmer ihm/ihr egal sind.
Ich habe die starke Vermutung, dass der Unfall die typische Summe aus Arroganz, Unfähigkeit und Stress einer typischen Automobilistin dieser Stadt war. Die weibliche Form des Automobilisten umfasst übrigens beide Geschlechter. Mir fällt regelmäßig auf, dass mindestens die Hälfte aller Autofahrer eigentlich unfähig sind, ein Auto zu führen. Sie sind nicht in der Lage, die Abmessungen ihres Fahrzeug einzuschätzen, geschweige denn verstehen sie nicht genügend von Physik, um die Folgen ihres Fahrstils abschätzen zu können, wenn mal was daneben geht. Vermutlich war die Gute sich nicht klar, dass sie nicht am Radler vorbeikommt, ohne ihn zu streifen.
Wie unfähig viele Autofahrer sind, zeigt sich mir regelmäßig an ampeln, wo hirnlos die Kreuzung zugefahren wird, an „Engstellen“, an denen manche sich wie Geisterfahrer bewegen und beim Einparken. Wenn die dann auf den Verkehr mit reichlich Radfahrern losgelassen werden, dann sind derartige Unfälle keine Überraschung. Ich plädiere dafür, abseits von allen arm-reich Neid-Diskussionen nicht mehr jeden hinters Steuer zu lassen.
Ich hoffe, die Gute lässt künftig ihr Auto stehen.
Oh, das tut mir leid für den alten Herrn !
Für mich ist dieser Unfall eine Bestätigung langjähriger Erfahrung, jungen Frauen in Autos gegenüber immer besonders misstrauisch zu bleiben.
Unzählige Male wurde ich schon auf engen Straßen (ohne Radweg) mit gefährlich knappem Abstand überholt und es saß sehr sehr oft eine junge (oder nicht mehr ganz junge) Dame im Auto, dessen Beifahrertürklinke sich bedenklich nahe an meinem Lenker vorbei schob.
Bei solchen Begegnungen kommt schon der Verdacht auf, daß wohl auch die bekanntlich oft mangelhafte weibliche Raumeinschätzung eine Rolle spielt.
Vor einigen Wochen hatte ich sogar mal eine kurze Berührung mit einer Beifahrertür, als mich so eine kecke Fahrerin genau in einer engen Rechtskurve, in der es einen als Radfahrer bekanntlich etwas nach links zur Fahrbahnmitte zieht, überholte.
Auch auf Winkzeichen von Fahrerinnen, welche an gleichberechtigten Kreuzungen von rechts kommend Vorfahrt haben, reagiere ich seit längerer Zeit nicht mehr, seit ich zweimal erlebt habe, wie solche Pilotinnen, denen ich mich daraufhin eher langsam näherte, dann doch Gas gaben.
Ich nenne diese Spezies die Ich-komm-hier-mit-meinem-kleinen-Auto-schon-noch-durch-Damen – ganz besonders gefährlich, wenn sich zu diesem Fahrstil auch noch Telefonieren am Steuer gesellt.
Möglicherweise ist der alte Herr so einem Exemplar zum Opfer gefallen.
@Vorstadt Strizzi, war es nicht Siegfried Brockmann, der im Tagesspiegel andeutete, die durch Rechtsabbieger getöteten Radfahrer seien selbst schuld, weil sie hätten bremsen können? War es nicht Herr Brockmann, der meinte, eine permanente Geschwindigkeitsüberschreitung um 10 km/h sei normal? Wenn Du da Ähnlichkeiten zu mir siehst, ist das schon fast beleidigend.
Ebenso behaupte ich das genaue Gegenteil dessen, dass Radwege eine Separation darstellten. Das tun sie ja eben nicht, vielleicht einfach mal genauer lesen was ich schreibe, und weniger über irgendwelches nicht gesagtes aufregen 🙂
Das, was ich über die Verursacherin schreibe, lasse ich weiterhin so stehen. Wenn ich ihr damit Unrecht tue, kann ich damit leben. Ein mal ebenso totgefahrener Mensch regt mich enorm auf.
Ehrlich gesagt weiss ich gar nicht worüber Du streiten willst. Fahr doch auf Deinen gepflasterten 1-Meter-Nebenstraßenradwegen und gut ist. Da mische ich mich nicht ein, daher musst Du Dich dafür mir gegenüber auch nicht rechtfertigen.
@Matthias
Das sehe ich im Wesentlichen auch so. Rückblickend.
Die Gegenwart stellt sich für mich so dar:
Schreibt man man diesen Blick auf die von den Interessen der Autoindustrie geleiteten deutschen Radverhinderungspolitik fort, so landet man beim Fahrbahnzwang, als an die Zeit angepasstes Mittel, als state of the art, den Radverkehr zu marginalisieren.
Denn eins kann man der Autoindustrie nicht vorwerfen: Das sie nicht mit der Zeit geht und das sie zusammen mit dem jeweiligen Gesetzgeber der Alternative Radmobilität nicht noch immer einen Knüppel zwischen die Speichen stecken konnte.
Ich denke, es wird hier ein grundlegendes Dilemma nicht so recht erkannt:
– Radwege ziehen auch unsichere Radfahrer an, gefährden diese aber.
– Fehlende Radwege halten manche Radfahrer vom Radfahren ab.
Das Blickfeld so einzuengen – also entweder viele Radfahrer auf gefährlichen Wegen oder wenige Radfahrer auf weniger gefährlichen Wegen – ist ein wenig einfach.
Eine unsichere Straße macht man mit einem Radweg nicht sicher. Eine unattraktive Straße macht man mit Radweg nicht attraktiv. Ein Radweg separiert den Radverkehr NICHT vom Autoverkehr, sondern führt beide an den Gefährdungspunkten besonders ungünstig zusammen.
Will man auch Älteren, Unsicheren und Bewungseingeschränkten sowie Kindern eine bessere und sicherere Verkehrswelt schaffen, so werden Radwege nicht die Antwort sein. Das ist für mich so unbefriedigend wie für Euch auch, denn tatsächlich wird ja derzeit wirklich jede Straße dem für Radfahrer problematischen Autoverkehr zur Verfügung gestellt, eigene Wege finden sich vielleicht fernab des Großstadtgetümmels oder partiell an einigen Flüssen, Grünanlagen etc.
Dennoch ist doch diese polarisierende und emotionalisierende Einengung auf dieses Ja-Nein-Thema unter bewusster Weglassung alternativer Gedankenansätze unsinnig.
Das Widerliche an Günters (bzw. seiner aktuellen Sockenpuppe) Politik ist ja, dass er alle Radfahrer für seine Politik in Geiselhaft nehmen will.
Er behauptet, durch den Zwang für Radfahrer, Radwege zu benutzen, würden Radwege besser gemacht. Wieso das plötzlich geschehen soll, obwohl genau das trotz jahrzehntelanger allumfassender Benutzungspflicht nicht geschehen ist, erklärt er nicht.
Das Ergebnis, wenn seine Wünsche umgesetzt werden, ist offensichtlich: Die dann wieder allgemein benutzungspflichtigen Radwege werden total verkommen und der Radfahrer, der diese total miserablen Radwege missachtet, ist an jedem Unfall auf der Fahrbahn selbst schuld, weil er hätte ja nicht auf der Fahrbahn fahren dürfen.
Passiert auf dem Radweg ein Unfall, wird angestrengt weg geguckt, denn laut Günter darf ja nie nicht niemals die Heiligkeit des Radwegs in Frage gestellt werden (oder einfach ein VZ 205 an der Einmündung aufgestellt, damit der Radfahrer in Zukunft gefälligst wieder selbst schuld ist).
Und das ist kein Hirngespinst, sondern ja die aktuelle Verkehrspolitik in Deutschland und es gibt keinen Grund anzunehmen, warum sich das ändern sollte.
Es ist also klar, dass die Politik von Sockenpuppen-Günter niemals aus der Sackgasse herausführen wird, in der die deutsche Radverkehrspolitik zur Zeit steckt.
Notwendige Maßnahmen um diese Sackgasse zu verlassen sind offensichtlich:
– Keine Benutzungspflicht
– Bau geeigneter Radwege für unsichere Radfahrer, gleichzeitig aber eine Aufklärungskampagne, bei der Radwegbenutzern klar gemacht wird, dass sie an *jeder* Kreuzung, Einmündung, Ein- und Ausfahrt anhalten müssen, um Rechtsabbiegerunfällen zu entgehen. Nicht mehr die Leute seelenruhig in der Tod schicken
– Verkehrsberuhigte Straßen, um unsicheren Radfahrer, die nicht an der jeder Einfahrt anhalten wollen, eine Möglichkeit zu geben, einigermaßen zügig voranzukommen.
Nur diese Maßnahmen können aus der Sackgasse führen. Nicht aber Günters Geiselpolitik.
Lieber Peter F. u.a.
Ich möchte bitten, Günther mit h zu schreiben. So viel Zeit muss sein.
Vorstadt-Strizzi ist mir allerdings lieber. Mit meinem richtigen Namen lasse ich mich lieber von Leuten anreden, die ich kenne. Aber wie auch immer, die Auseinandersetzung soll daran nicht scheitern.
Im Übrigen, von dem einen oder anderen Vollhorst angehupt oder angepupt zu werden, kann ich aushalten. Frag @Kay. Als Radfahrer bin ich Einiges an Anpuperei gewohnt.
Würdest du meine Beiträge etwas differenzierter lesen, würdest du einen Refrain erkennen:
:::::::::::::::: Ich will die sog. Radwege nicht! ::::::::::::::::
(Auch für Berlinradler u.a., die Doppelpunkte sind Wiederholungszeichen aus der Musik, für jeden Doppelpunkt eine Wiederholung)
Der hiesige gängige „Radweg“, der für Radfahrer kaum gängig ist, ist eine „Multifunktionsfläche“ und so sollte er auch so heißen.
Er ist mehr für den MIV angelegt, als Park- und Haltefläche, als Fahrgaststeig zum Ein- und Aussteigen, als Ladefläche zum Ein- und Ausladen, als Rampe für Grundstückszufahrten und als Rangierfläche. Zudem dient er als Abstell- und Deponieflächefläche für Müll und Müllbehalter, für Laub und Laubhaufen, Streusplitt, zur Seite geschobenen Schnee, für Strassen- und Bauschilder, sowie für Baumaterial und Baufahrzeuge. Er wird gern als Fußgängerweg, Flaniermeile für Muttis mit Kinderwagen, Spielplatz und als Hundeauslauffläche genutzt.
Was mich als alten, sehr an Botanik interessierten Öko nicht ganz so nervt: Die vielfältige Stadtflora, angefangen von Moosen und Flechten über Kräuter und Farne bis hin zu Büschen und Bäumen und ihren Wurzeln, der er Licht und Platz bietet, unten, oben und an den Seiten.
Ach ja, nicht zu vergessen: Fahrräder dürfen da auch fahren.
Mit getrennter Radinfrastruktur hat er nichts zu tun. Wovon soll der
getrennt sein? Er ist so ne Art „ganzheitlicher“ Shared Space.
Und trotz alledem:
Abbiegeunfälle sind lt der jüngsten UDV-Studie „Abbiegeunfälle LKW/PKW und Fahrrad“ in Münster mit seinen vielen Radwegen um mehr als die Hälfte weniger als in den 3 Vergleichsstädten der Studie. Doppelt so sicher!
Das ist doch ganz beachtlich.
Was die Verfasser der Studie, in Diensten der Kfz-Vers., auf der Payroll der Autolobby, nicht davon abhält, Mischverkehr zu fordern. Na ja, Kfz-Lobby eben. Die müssen mehr an’s Geschäft als an die Sicherheit irgendwelcher Radfahrer denken. Normal. Kann man nicht böse sein. Wir machen alle unseren Job.
P.S.
Eine Nutzung des gängigen/ungängigen Radwegs, der Multifunktionsfläche, habe ich vergessen aufzuzählen.
Er wird, in grotesker Verdehung der Tatsachen, als DAS Beispiel für getrennte Radinfrastruktur bezeichnet.
Immer und immer wieder. Ich kann da ein Lied von singen. Man kann 1000mal sagen: Ey, Leute, HALLO!! Ich will getrennte Infrastruktur und NEIN NEIN NEIN, nicht diese „Radwege“. Nützt nichts.
Siehe hier @ Berlinradler, und, ach, kannst fast alle nehmen.
Kann man mit wesentlich mehr Erfolg 5jährigen höhere Algebra erklären.
Es kann sich dabei natürlich um einen Reflex handeln. Man hört nur: „Getrennte Radinfra …“, denkt reflexartig „Radweg“, macht dicht und hört oder liest über alles weitere hinweg.
Ich glaube aber eher, hier ist die unser weltbild und unsere interessen schützende „demonstrative Ignoranz“ am Werk. Sie schützt uns davor, auf unsere individuellen Interessen zugunsten übergeordneter und eigentlich vernünftiger Gründe zu verzichten. Sie regelt sozusagen den Kant’schen Imperativ ab.
Aber natürlich wird die demonstrative Ignoranz auch als bewusste Strategie zur Durchsetzung eigener, oft minoritärer, Interessen eingesetzt.
Das Gleichsetzen der getrennten Radinfrastruktur mit den hässlichen Radwegen geschieht oft genug absichtlich. Nur im Vergleich mit den hässlichen, real existierenden Radwegen als angeblich einzige Alternative kann der noch viel hässlichere Mischverkehr, aufgebrezelt durch die dicke, leider recht bröckelige Schminke tendenziös interpretierter Statistiken, der Kundschaft als vergleichsweise passabel aussehende Braut angedreht werden.
Mal was zum Thema aus der Provinz:
http://www.rp-online.de/region-duesseldorf/ratingen/nachrichten/unzufriedene-radler-hoffen-auf-schnelles-handeln-der-verwaltung-1.3780812
Hier hagelt es gerade Protest gegen die Radstreifen weil einige Senioren doch lieber auf dem (linksseitigen!) Radweg fahren und sich an jeder Kreuzung umnieten lassen wollen….
Schön wären mal Fotos zu dem von @hardwerkrer verlinkten Bericht. Kann man so ja schwer einschätzen, ob die Radstreifen einfach zu schlecht sind oder die aufgebrachten Bürger zu hasenfüßig.