Rechtsabbiege-Unfall mit Folgen in San Francisco

Die Radfahrervereinigung von San Francisco (SFBC) hatte bei einer Gedenkveranstaltung anläßlich eines tödlichen Rechtsabbiegeunfalls letzte Woche eine Begegnung der außergewöhnlichen Art. Die 24-jährige Radfahrerin war am 14.08. auf dem Radstreifen unterwegs, als sie von einem rechts abbiegenden Lieferwagen tödlich verletzt wurde. Der Fahrer beging Unfallflucht.

Nach Abschluss der bisher ergebnislosen polizeilichen Ermittlungen durch das SFPD hielten Mitglieder des SFBC und Angehörige der Radlerin eine Woche nach dem Unfall eine Mahnwache an der Unfallstelle ab. Gegen 9 Uhr erschien ein Polizist des SFPD, parkte seinen Wagen auf dem Radstreifen, belehrte die Anwesenden und wies im Beisein von Angehörigen des Opfers diesem die Schuld für den tödlichen Unfall zu. Von den Radlern gebeten, seinen Wagen vom Radstreifen zu entfernen und einen nahen freien Parkplatz zu nutzen, weigerte sich der Polizist und betonte, er würde den Wagen nicht eher umparken, als bis die Anwesenden verstanden hätten, dass sie selbst die Mitverantwortung für solche Unfälle trügen und die bisher drei tödlich verletzten Radfahrer in diesem Jahr selbst schuld seien.

Nach diesem Vorfall, zu dem sich die Polizei nicht äussern wollte, entschloss sich ein Mitglied des SFBC, in den umliegenden Geschäften nach Aufnahmen aus Überwachungskameras in der Umgebung des Unfallortes zu fahnden. Er fand in der Tat ein Unternehmen, dessen Kamera auf die Kreuzung gerichtet war, Mitarbeiter teilten mit, die Polizei hätte nicht nach den Aufnahmen gefragt. Die Vorsitzende des SFBC Leah Shahum sagte dazu: „Dieser Polizist fand die Zeit uns hier zu belästigen, aber er hatte keine Zeit, um in der Umgebung danach zu fragen, ob jemand Aufzeichnungen von dem Unfall hätte.“

SFBG: Memorial for cyclist marred by SFPD harassment

Gastbeitrag von Michael Stoß

11 thoughts on “Rechtsabbiege-Unfall mit Folgen in San Francisco

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  1. Ich mag gar nicht glauben, dass es solche Ignoranten gibt.

  2. Hast du auch mal in die Kommentare unter dem Artikel gesehen? Da fällt dir echt nichts mehr zu ein.

  3. Gedenkveranstaltungen zu stören, ist ja ohnehin schon unsensibel. Da kann ja nur ein tief sitzender Hass dahinterstecken, der vor Toten keinen Halt macht.

  4. Ramsauerismus ist halt eine sehr verbreitete asoziale Verhaltensweise.

  5. Nen Bekannter war kürzlich mit Familie in Oregon auf Verwandtenbesuch und was ihm dort und auch in Seattle so in Sachen Radverkehr auffiel, war allerdings schon fast krass andersartig, als das was da aus SF zu hören ist.

    Es hängt wohl auch in den USA seeeehr davon ab, was für eine Art Politik in den Bundesstaaten, Districts und Kommunen „gefahren“ wird.
    Wobei Oregon und dort insbesondere einige Städte ja international auch bekannt für ihre vorbildliche Vorreiterrolle in Sachen Radverkehrspolitik sind. Dort wäre so etwas, wie in SF geschehen, wohl eher unmöglich.

    Aber das in SF so derart dilettantisch in einem Tötungsdelikt „ermittelt“ wird, läßt schon seeeeeehr tief blicken. Das grenzt eigentlich schon an Arbeitsverweigerung.

  6. Ich habe Ähnliches neulich von einem anderen Radfahrer in den USA gelesen. Er wurde von einer links abbiegenden Autofahrerin „übersehen“.

    Die behauptete kackendreist der Radfahrer sei bei „Rot“ gefahren. Die Polizei hat ihr das sofort abgenommen. Dem Radfahrer wurde von der Polizei nicht geglaubt.

    Als er dann das Krankenhaus wieder verlassen konnte, hat er sich ebenfalls auf die Suche nach CCTV-Aufnahmen gemacht und sogar gefunden.

    Aus den Aufnahmen geht hervor, dass er „Grün“ hatte und die Autofahrerin auch noch unerlaubt links abgebogen ist.

    Als Radfahrer in den USA hat man offensichtlich noch mehr verschissen als anderswo.

  7. Wobei Oregon und dort insbesondere einige Städte ja international auch bekannt für ihre vorbildliche Vorreiterrolle in Sachen Radverkehrspolitik sind. Dort wäre so etwas, wie in SF geschehen, wohl eher unmöglich.

    Dort leben nur Kommunisten. Glaube ich.

  8. Ich finde die Richtung der Kommentare zu dem Artikel echt krass.
    Wenn man die Polizei in den USA kritisiert, dann ist man ja schon fast ein Fall für den Staatsschutz. Definitiv kein Land, in das ich reisen möchte….

  9. http://www.berlin.de/polizei/presse-fahndung/archiv/388401/index.html

    „Der Lkw-Fahrer blieb unverletzt.“ ich glaub, man darf da zynistische kackscheisse unterstellen.

  10. Eine weit verbreite Meinung unter Polizisten – auch in Deutschland!

  11. @Madriz:
    Was ist „eine weit verbreitete Meinung unter Polizisten – auch in Deutschland!“? Dass „Der LKW-Fahrer blieb unverletzt.“ zynische (was eigentlich ist zynistisch?) Kackscheiße ist?

    Manchmal gibt es aber auch Fragen über Fragen…

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