In den nächsten drei Jahren entsteht in Göttingen ein vier Kilometer langer und mindestens vier Meter breiter innerstädtischer Schnellradweg. Er beginnt beim von vielen Pendlern genutzten Göttinger Bahnhof, führt an Hauptcampus und Universitätsklinikum vorbei bis zum Nordcampus mit vielen Forschungseinrichtungen. Auf dem Schnellradweg können 14.400 Beschäftigte und 25.000 Studierende ihre Arbeitsplätze erreichen.
Als eRadschnellweg wird die neue Fahrradstraße vermutlich deshalb vermarktet, weil sich damit Fördergelder abgreifen lassen. An verschiedenen Stellen wird es Ladestationen für Elektroräder geben, das ist es auch schon, das das „e“ im eRadschnellweg begründet. Der Radweg soll auf verkehrsarmen Straßen als Fahrradstraße geführt werden, bei stärkerem Kfz-Aufkommen wird er straßenbegleitend geführt mit baulicher Trennung sowohl zum Fußgänger- als auch zum Kfz-Verkehr.
In den nächsten Monaten läuft zunächst ein Feldversuch. Ausgewählte Testpersonen geben einen Teil ihrer Privatsphäre auf und lassen sich per GPS-Tracking verfolgen, um die Fahrradrouten in Göttingen zu analysieren. Danach ist die bauliche Realisierung des Schnellradwegs vorgesehen. Erprobt werden sollen verkehrstechnische Maßnahmen zur Reduzierung von Wartezeiten für den Radverkehr an sechs Knotenpunkten.
Die Kosten des Projektes, das in der Trägerschaft der Stadt Göttingen steht, werden auf rund 1,8 Millionen Euro beziffert. Davon trägt die Stadt Göttingen 600.000 Euro, der Landkreis 120.000 Euro, der Rest in Höhe von gut einer Million Euro wird vom Bundesverkehrsministerium finanziert.
Oberbürgermeister Wolfgang Meyer: „Bei uns fahren ohnehin fast 30% mit dem Fahrrad. Das kann man noch steigern und wenn wir dann die Fahrradhochburg in Deutschland sind, ist es auch nicht schlecht.“
Stadt Göttingen: eRadschnellweg Göttingen
klasse idee!
und dann hätte ich gern eine verbindung adlershof-HU-Hbf-FU für Berlin, bitte!
Wenn ich gleichzeitig an die Schnarchnasenpolitik bei uns denke … Naja, aber als Korinthenkacker würde ich darauf hinweisen, dass Fahrradstraßen von e-Bikes nicht benutzt werden dürfen, sondern nur von Pedelecs 🙂
Wenn eine Stadt mit solchen innerstädtischen guten Trassen anfängt, und sei es unter dem Deckmantel der Elektromobilität, haben andere Städte immer weniger Argumente fürs Schlafen. Insofern: Daumen hoch.
Drei Jahre für einen vier Meter breiten und vier Kilometer langen Weg.
Da geht ja richtig die Post ab.
Alles, was ich in den Plänen sehe, ist ein etwas breiterer Zweirichtungsradweg der üblichen Ausführung. Führung über freilaufende Rechtsabbiegespuren mit großzügiger Trassierung, auf der Autofahrer beim Abbiegen minimal das Gas lupfen müssen…
Hier sind Tote und Schwerverletzte Radfahrer vorprogrammiert.
Wetten, der „Schnellweg“ wird benutzungspflichtig?
Ich habe diese Woche in Hamburg eine Fahrradstraße (Uferstraße) am schönen Eilbekkanal entdeckt. Die lässt sich wunderbar befahren. Als ich da lang gefahren bin dachte ich nur: Warum nicht mehr davon. Toll für Anwohner (die hier trotzdem noch mit KFZ zur Wohnung kommen) und für Radfahrer.
Zwei Mankos gibt es:
1. Alle 1000 m kommt eine Querstraße an der die Autos wieder Vorrang haben.
2. Von der Stadt kommend kommt man relativ schlecht auf diese Querverbindung durch Einbahnstraßen etc. Hier wird man zum Kampfradeln verführt um dort hinzugelangen.
Aber das ist schon Jammern auf hohem Niveau.
Auf Street View ist die Straße übrigens noch Autostraße.
Sorry, wenn ich gleich nochmal poste, aber ich finde das eine so unglaubliche Frecheit, das Projekt als „Radschnellweg“ zu verkaufen.
Nehemn wir doch einfach mal die beiden Präsentationen, die Machbarkeitsstudie von der PGV: http://www.goettingen.de/pics/medien/1_1302507021/Machbarkeitsstudie_Radschnellwege.pdf
und den Vortrag über die Infrastruktur: http://www.goettingen.de/pics/medien/1_1369232119/Vortrag_%C3%8Enfrastruktur_22052013___Kompatibilitaetsmodus__.pdf
PGV: Freie Rechtsabbiegfahrstreifen aus Sicherheitsgründen mit schnellem (>12 km/h) Radverkehr nicht veträglich: daher Rückbau unbedingt notwendig (Seite 20)
Infrastruktur: Zweirichtungsradweg über freien Rechtsabbieger! (Seite 14,15)
Am besten finde ich aber den Trick in der PGV-Präsentation auf den Seiten 23 und 25. Da man aufgrund der absoluten Unverträglichkeit von Radverkehr und Fußgängerverkehr einen gemeinsamen Rad/Gehweg schlecht als Radschnellweg verkaufen kann und man für so einen Murks auch keine Fördergelder bekommt, schildert man das Ganze als Radweg mit dem Zusatzschild „Fußgänger erlaubt“ aus. Dreister geht es gar nicht mehr.
Ich hab das Teil gerade mal überflogen. Naja, „Radschnellweg“ hört sich eben am Anfang doch besser an als am Ende das Resultat. Letztendlich sollen wohl hauptsächlich Radwege verbessert werden und möglichst Zweirichtungsradwege genutzt werden (und das mit der Zielvorgabe, 25-30 km/h schnellen Radverkehr zu ermöglichen).
@ Nordsee:
Die Fahrradstraße an der Uferstraße (auch Lortzingstraße, von-Essen-Straße) ist ein Teilstück der geplanten und noch nicht eröffneten Veloroute 6 vom Rathaus über Dulsberg nach Volksdorf. Es werden derzeit immer nur Teilstückchen an verschiedenen Velorouten hergestellt, eine zusammenhängende Route nach neuzeitlichen Standards hat es in Hamburg derzeit noch nicht. Gerade wird z.B. auch noch an einem Teilstück der Veloroute 8 in Hamm gebastelt. Dies und wie breite Radwege auszusehen haben . . .
unter hamburgize.com
Radweg verbessert? Beispiel Göttinger Straße: Istzustand Mischverkehr auf der Fahrbahn, Gehweg mit „Radfahrer frei“.
Sollzustand: Gemeinsamer Geh/Radweg, Zweirichtungverkehr, Benutzungspflichtig.
Ergebnis: Konflikte mit Fußgängern, 12-fach erhöhte Unfallgefahr für den Linksverkehr an Kreuzungen und Einmündungen.
Die Zielsetzung spricht ausdrücklich davon, Wege für den Berufsverkehr mit einer Entwurfsgeschwindigkeit von 30 km/h zu schaffen und nicht für Freizeitradler.
Wie wäre es, wenn wir eine der Hauptrouten des Frankfurter MIV durch die Fußgängerzone leiten und von einer Entwurfsgeschwindigkeit von 50 km/h sprechen?
@Jeremy, na gut, „verändert“ 🙂
Realsatire (Leuchtturmprojekt!) oder wie man aus einer Mücke einen Elefanten macht. Nicht viel mehr als das Ausmarkieren einer Veloroute. Dazu ein bisschen teeren, wo ohnehin überfällig oder verbreitern, paar zusätzliche Ampeln und das war’s dann auch schon. Aber 1,8 Mio. reichen halt nicht für ein eigenständiges Fahrradstraßenbauwerk. Auch wenn es nur lächerliche 4 km lang wird.
Aufhebung der Radwegpflicht und Ausweitung von Tempo 30 wäre bei so einer kleinen Großstadt wohl effektiver.
Jeremy, “ schildert man das Ganze als Radweg mit dem Zusatzschild “Fußgänger erlaubt” aus. Dreister geht es gar nicht mehr.“ – klingt wirklich nach nem „dicken Hund“.
Mir ist die Existenz eines solchen Schildes „Fußgänger erlaubt“ auf einem Radweg, noch überhaupt nicht bekannt.
Würde mich interessieren, ob so etwas mit der StVO überhaupt zu vereinbaren ist. Weiß jemand mehr? Vielleicht ja der Dietmar „Rad-Recht“?
Das ist aber nen tolle Steilvorlage. Mit der Begründung des Göttinger Bauausschusses, könnte man nun für jede Kraftfahrstraße ein Zusatzschild „Radfahrer erlaubt“ fordern, da durch geringes Fahrrad-Aufkommen die Durchmischung kein Problem darstelle. Wie sich der Bauausschuss wohl dazu verhalten würde?
Weshalb nur wurde jüngst die erlaubte Höchstgeschwindigkeit für „Radfahrer frei“ auf entsprechend freigegebenen Gehwegen auf Schrittgeschwindigkeit begrenzt?
Welches Verhalten soll man dann den Fußgängern auf reinen Radwegen vorgeben? Schutzhelm- und Schutzwestenpflicht?
Solch ein Vorschlag von einem Bauausschuss ist eine Farce und zwar eine bitterböse.
Verwette mein linkes Ei, dass man auf diesem „Schnell“weg nicht durchgehend Vorrang haben wird.
„Fußgänger erlaubt“
Schwierig, etwas zu finden, was es bisher m.W. nicht gibt. Zunächst müsste ein solches Schild die Verkehrsregeln sinnvoll ergänzen, was m.E. nicht der Fall ist. Angestrebt kann mit einer solchen Beschilderung wohl nur sein, dass Fußgänger bei erlaubter Benutzung Rücksicht auf Radverkehr nehmen müssten. Gemeinsame Geh- und Radwege setzen das Erfordernis entgegengesetzt und widersprächen dem Gedanken des Radschnellweges. „Getrennte“ Geh- und Radwege benötigten eine wesentlich breitere Verkehrsfläche, wollte man einen Radschnellweg für beide Richtungen des Verkehrs.
Solch ein Zusatzschild kann schon wegen unklaren Regelungsinhalts nicht sinnvoll sein. Da es keine Festlegung auf den zu nutzenden Raum für Fußgänger gibt, kann ihn sich dieser aussuchen. Unabhängig davon wieviel Rücksichtnahmepflichten aus dem „Gastrecht“ des Fußgängers abgeleitet werden sollen, dürften bei Konflikten von der Rechtsprechung Sicherheitsabstand und ggf. Geschwindigkeitsreduktion von Radfahrern verlangt werden, die denen auf gemeinsamen Wegen sehr ähnelten. Zur Unfallvermeidung wäre jedenfalls die Rücksicht der Radfahrer geboten, unfallursächlich dürfte im Normafall das von hinten Herannahen sein, wo sich eine Rücksichtnahme durch Fußgänger auch schlecht realisieren lässt.
Außerdem widerspräche ein solches Zusatzschild den VwV-StVO auch in spezielleren Regelungen. Zu §§ 39-43 heißt es (noch spezieller als in III Nr. 1) unter III Nr. 16a unter anderem: „Abweichungen von dem in diesem Verzeichnis [amtlicher Katalog der Verkehrszeichen (VzKat)] aufgeführten Zusatzzeichen sind nicht zulässig; andere Zusatzzeichen bedürfen der Zustimmung der zuständigen obersten Landesbehörde oder der von ihr bestimmten Stelle.
Rein rechtlich ließe sich noch viel mehr und bessere Argumentation bei entsprechender Auseinandersetzung finden, indes sehe ich keine reale Chance der Verwirklichung dieses Unfugs. Zu offensichtlich ist m.E., dass eine unzulässige rechtliche Regelung als Feigenblatt für den mangelnden Willen für einen echten Radschnellweg dienen soll. Ich halte die Anordnung von Zeichen 240 für wahrscheinlicher. Ein „richtiger“ Radschnellweg wird dies ohnehin nicht, auch wenn die meisten Verkehrsteilnehmer (auch Radfahrer) dies als bestens ausgebauten breiten Radweg wahrnehmen werden.
Ob die höheren Konflikte durch höhere Geschwindigkeiten und Verdrängung von der Fahrbahn geringer wiegen, als die Verringerung von Konflikten wegen der (legalen) Gehwegradelei auf zu geringer Breite, weiß ich nicht. Das indes Fußgänger sich bei beidseitigem Hochbord auf nur eine Seite verdrängen lassen, glaubt scheinbar auch nicht der Erfinder des Schildes.
Und das alles nur, weil die Radfahrer sich immer noch nicht auf die Fahrbahn trauen. Mannmannmann…
Kann man endlich mal das Pferd von der richtigen Seite besteigen und den Radfahrern mal beibringen, dass es bequem, sicher und schnell ist, wenn man einfach auf normalen Fahrbahnen mitfährt und nicht auf kurvigen unübersichtlichen Radwegelchen?
Ich dachte, mit dem E-Bike-Hype wird es langsam besser und nicht immer schlimmer. Warum traut sich jeder mit einem 25 km/h-Mofa am Verkehr teilzunehmen auf mehrspurigen vielbefahrenen Strassen, mit dem gleich schnellen Fahrrad oder Pedelec aber plötzlich nicht mehr? Warum gibt es keine Inititative, die den Radfahrern das „vehicular cycling“ beibringt, aber mehrere Organisationen, die dem kollektiven Wahn verfallen sind, man könne ohne „Infrastruktur“ nicht Rad fahren? Beim E-Bike noch absurder, da es sich hier um ein Kfz (Leichtmofa) handelt. Und Kfz-Infrastruktur gibt es mehr als genügend.
@ Kai:
Ja, bring doch mal bei…
Wenn du den Dreh dazu raus hast, bringste’s den Autofahrern auch gleich noch mit bei.
Danke Dietmar!
Hoffen wir mal, dass die richtigen Leute es lesen, ich verlinke den Beitrag jetzt noch ins Radreise-Forum, wo sich ja in der Sache im Mai auch bereits eine irgendwie indirekt involvierte Studentin dazu geäußert hatte und .. schaun wa ma. 😉
Dietmar? 😀
SCHEISS RADLER.
ZAHLT ERST MAL FAHRRADSTEUER, DANN SEHEN WIR WEITER.
PLATTMACHEN, DIESES PACK.
@Michael S: Ich hatte ja gehofft, dass die „Iihh-Baiker“ selbst drauf kommen, wenn sie aufgrund erhöhter Geschwindigkeit dauernd Unfälle haben auf den engen Radwegen. Aber es wird wieder nur wie üblich „bessere Radwege“ gefordert, was auch immer das ist. Hat ja schon in den beiden letzten Jahrzehnten so gut geklappt. Ich warte immer noch auf den ersten „guten“ Radweg. Ich habe noch keinen einzigen gesehen. Deshalb benutze ich nun fast immer die Fahrbahn daneben.
@ Kai:
Yep, mach ich auch so. Aber du sprachst doch von „den“ Radfahrern, denen „man“ etwas beibringen sollte. Man kann sich die Menschen zwar auf eine bestimmte Art wünschen, mach ich auch manchmal, aber zu erwarten, dass sie dann so würden, ist doch etwas unrealistisch. Daher wird man wohl Lösungen finden müssen, die diese Menschen irgendwie auch so berücksichtigen, wie sie sind, z.B. mit ihren Vorbehalten gegen die von dir favorisierten Lösungen oder mit dem Fehlverhalten bei der Bedienung von Maschinen (Rad wie KFZ).
Mir persönlich ist es mit meinem jetzigen Fahrverhalten z.B. viel wichtiger, schnell voranzukommen und deshalb fahre ich Fahrbahn. Sicher fühle ich mich da nicht, allerdings auch nicht unsicherer als auf einem gehweggebundenen Radweg oder einem Radstreifen mit seitlichen Parkbuchten – weshalb also soll ich mich ausbremsen lassen, wenn ich mich noch nicht mal sicherer fühle, geschweige denn sicherer bin. Es kann mir aber keiner erzählen, dass das das Nonplusultra sein soll, das Ziel, das ich fordern soll. Radfahren ohne LKWs auf der Nebenspur oder hinter mir ist für mich tausendmal angenehmer. Wenns aber ein paar Leute gibt, die das unbedingt brauchen oder die sich damit zufrieden geben wollen, bitte sehr. Ich finde das halt eine sehr beschränkte Utopie, ich verlange mehr.
@Jochen, das ist nicht Dietmar 🙂 Rad-Recht verlinkt ja auf seine Anwalts-Webseite.
@Kai, gute Radwege kenne ich einige. Fahrbahnbegleitende sind nicht darunter.
@Datenschutz
Den Fotografier ich mir ab und häng ihn übers Bett, so traumhaft Zielsicher sich selbst zerlegt.
Eigentlich kann man nur Hoffen, dass Leute wie du, die andere Platt machen wollen, kein schweres Gerät bewegen dürfen.
Und weisste was, ich schreib dir mal morgen was zu den Fahrradsteuern 😉
@Michael S: Und ich finde es eine sehr beschränkte Utopie, sich darauf zu beschränken, die Symptome einer Krankheit zu behandeln, statt endlich mal die Ursache anzugehen. Warum verlangen denn die Menschen ständig Radwege und akzeptieren diese auch ohne Murren, obwohl diese in der Regel eine viel schlechtere Oberfläche haben als die Fahrbahn, verschwenkt und eng sind? Weil sie Angst vor den Gewalttätern hinter dem Steuer haben. Das Problem muss endlich mal wenigstens benannt und an die Öffentlichkeit gebracht werden, da es den meisten nur unterbewusst klar ist. Und das Verlangen nach Radschnellwegen ist für mich ein Symptom davon. Frag mal jemanden, der tausende km Rennraderfahrung hat und einen, der nur Radwege fährt, nach Radschnellwegen. Inzwischen kommen mir die meisten Radfahrerorganisationen vor wie Achtjährige, die darum betteln, einmal bis 22 Uhr aufbleiben zu dürfen. ICH bin aber schon Erwachsen. Ich kann mit den Erwachsenen mitfahren (auf der Fahrbahn) und viele Andere könnten das auch lernen. Dazu müsste man aber erstmal überhaupt das Ziel haben, gleichberechtigt mit den Kfz zu werden. Das schliesst ja nicht aus, dass man *zusätzlich* noch Radschnellwege baut. Aber *alleine* die Bitte nach irgendwelchen Infrastrukturen (Anbetteln der „Großen“, dass man noch länger Fernsehen darf) statt selbstbewusst zu fordern (z.B. Tempo 30 flächendeckend), halte ich nicht für utopisch. Das ist einfach das Gleiche, was man schon seit 30 Jahren macht. Du siehst ja auch hier beim Artikel, was dann „tolles“ dabei herauskommt.
Nochmal @Michael S: Solche Aktionen hier z.B. meine ich:
http://www.niendorfer-wochenblatt.de/nachrichten/artikel/260/Gewoehnt+Euch+aneinander
Sowas, regelmässig und flächendeckend durchgeführt, mit empfindlichen Bußgeldern gekoppelt und großer Medienbegleitung, würde *wesentlich* mehr für die Förderung des Radverkehrs tun als jeder Radschnellweg.
@Kai: beides.
fahrbahnradfahren ist OK, spaß macht es mir auf hauptverkehrsstrecken nicht. und je langsamer du fährst, desto schlechter klappte es. es sind ja auch nicht alle fitte männer 20-39 wie hier in diesem blog (-;
heute morgen auf der urbanstr. war ich der einzige auf der fahrbahn, kolonne auf dem radweg, zweite-reihe-parker. war nicht angenehm. ich fuhr dort, wo das kfz sein rechtes rad hat und stell dir vor, ein smart passt immer noch mit in die spur.
dann auf der zossener str. ampelstau von der gitschiner bis runter zur urbanstr. – gut dass es da radstreifen gibt! die hat dann sogar auch ein kombi gleich mitbenutzt, der hatte auch keine lust mehr, im blechkistenstau zu warten und wollte „ja nur 50m weiter rechts abbiegen“ wie er mir signalisierte, nachdem ich mit bremsen fertig war und zeit hatte, ihm fröhlich zuzuwinken.
zu kais link:
klasse aktion! radpolizisten in zivil – super idee. so ein perspektivwechsel nützt sicher in vielfacher hinsicht.
was allerdings den hinweis auf kopfhörer bei radfahren betrifft: es scheint wirklich nicht allgemein bekannt, dass es kopfhörer in komplett offener bauweise gibt.
http://www.areadvd.de/hardware/2007/sennheiser_px_100.shtml
mit den dingern hört man absolut alles, natürlich nur, solange man nicht zu laut musik hört. bei dem thema wünsche ich mir mehr differenzierung, unabhängig davon, ob das nun formal verboten ist oder nicht. mit geschlossenen in-ears oder noise-canceling reisekopfhörern würde ich auch nicht fahren.
@ Kai: Fabian hat das ja schon soweit beschrieben, aber ich wollte noch etwas zu der Sichtweise sagen
Genau das kommt mir kindisch vor. Sicher KANN ich da mitfahren und bin quasi „erwachsen genug“ dafür. Aber WILL ich das auch? Die Bedingungen des KFZ-Verkehrs als den Standard zu betrachten, den man dann endlich irgendwann erreichen kann, um dann als vollwertiger Verkehrsteilnehmer zu erscheinen, ist nach meiner Meinung ein Irrweg. Ich ordne mich den Bedingungen derzeit unter, weil ich ein Interesse am schnellen Fortkommen habe. Ich bekämpfe sie, weil ich ein Interesse daran habe, das meine Kinder ihre jeweils 4 km Schulweg sicher auch mit dem Rad zurück legen können, und weil ich ein Interesse daran habe, mich in nicht allzu ferner Zukunft als älterer, nicht mehr ganz so schneller, nicht mehr ganz so gut hörender, sehender, nicht mehr ganz so sturztoleranter Fahrer mit dem Rad bewegen zu können. Der KFZ-Verkehr sollte keinesfalls die Norm für alle anderen darstellen. Wenn ich die Norm erfüllen kann, profitiere ich von den Regeln, die für diese Art Verkehr gemacht wurden, andernfalls bin ich halt noch nicht oder nicht mehr für diese Art von Verkehr geeignet und darf absteigen. Umgekehrt wird ein Schuh draus, die Bedingungen müssen stärker an den Bedürfnissen der ungeschützten Verkehrsteilnehmer ausgerichtet werden und da kannst du fast unsere komplette städtische Infrastruktur wegschmeissen und einen gut Teil der StVO. Ein einfaches „Radfahrer sollten sich mal trauen“ und „Autofahrer sollten sich mal benehmen“ ist da einfach zu wenig. Selbst die liebsten Autofahrer bewegen 1,5 Tonnen und machen Fehler.
Da gebe ich dir allerdings recht und in dieser Abschwächung, die aktzeptiert, dass es daneben noch andere gibt, für die das keine Option ist, würde ich auch ergänzen:
Michael, mal eine späte Antwort, weil ich das einfach nicht so stehen lassen kann:
Die Bedingungen, was die unbedingte Vorfahrt der Autofahrer angeht, sind ein Irrweg. Aber nicht, was die Wegeinfrastruktur angeht. Die bestehenden Strassen stellen die beste und bestausgebaute Infrastuktur dar. Nur die viel zu schnellen Autos stören dabei. Allgemeines Tempo runter auf 30 und die Radfahrer auf die Fahrbahn. Dann haben wir die beste Infrastruktur für alle. Irgendwelche E-Rad-Weg-E verschieben die Lösung des Problems nur in die Zukunft. Das Benzin wird in absehbarer Zeit *richtig* teuer. Das scheint aber jeder immer zu vergessen, sogar die Radfahrer. Da die Elektroautos in absehbarer Zeit auch nicht kommen, werden wir also richtig viele neue Radfahrer (oder Pedelecs) bekommen.
Ja, aber das liegt wie gesagt zuallerletzt am Strassennetz, sondern an den gefahrenen Geschwindigkeiten. Ich sag nur, beschränkte Utopie. Du scheinst dir nichts anderes vorstellen zu können als den jetzigen Zustand, wo die Autos die Oberhand haben und sich oft mit Gewalt durchsetzen. Und dem willst du dann ausweichen auf neue Wegelchen.
Der E-Radweg in Göttingen ist ein Schildbürgerstreich. Schlimm nur, dass der ADF vor Ort ideologisch statt realpolitisch agiert und somit für Göttinger Radfahrer im Alltag nichts erreicht, sondern solche Projekte auch noch mitträgt: Es werden hundertausende Euro für einen E-Radweg ausgegeben, der letztlich nur wenigen dient. Ein bestehender Radweg wurde verbreitert, dafür aber im Kreuzungsbereich Weender Tor Bäume gefällt und die bestehende Verkehrsführung zerstört. Ein unkompliziertes Einbiegen in die Weender Straße vom Nikolausberger Weg kommend ist nicht mehr möglich. Die Masse der Fahrradfahrer kommt aber ohnehin vom Campus und möchte in die Innenstadt. Dies ist von den Planern überhaupt nicht mehr vorgesehen, man soll nun erst Richtung Bahnhof fahren und dann Richtung Weender Straße.
Ich frage mich in Göttingen immer öfter: haben die Planer im Rathaus noch einen Blick für die tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort oder wird nur nach Reißbrett geplant?