Anfang dieser Woche erhielten die Niederlande ein neues Staatsoberhaupt. Nach der Abdankung von Königin Beatrix wurde ihr ältester Sohn Willem-Alexander König der Niederlande. Wenn man eine Bildersuche mit den Suchbegriffen „Willem-Alexander“ und „fiets“ startet, erhält man eine endlose Liste von Fotos, auf denen der neue König auf dem Fahrrad zu sehen ist, vom fünfjährigen Prinzen auf dem Kinderrad bis zum Bakfietsfahrer, der seine eigenen Kinder auf dem Lastenrad zu einem Picknick radelt. Auf den vielen Fotos wird deutlich, dass Willem-Alexander nicht nur bei königlichen Fototerminen mit dem Rad posiert, sondern aktiver Radfahrer ist.
Das Radfahren hat eine lange Tradition im niederländischen Königshaus. Bereits im Jahre 1897 lernte die damalige Kronprinzessin Wilhelmina auf einem Urlaub in Österreich das Fahrrad kennen und lieben. Sie kaufte gegen den Willen ihrer Mutter Königin Emma ein Velo und ließ sich nicht davon abbringen, selbst Rad zu fahren. Das tat sie natürlich erst recht, als Wilhelmina ein Jahr später selbst Königin wurde. Seitdem sind alle Generationen der königlichen holländischen Familie als aktive Radfahrer bekannt. Willem-Alexander setzt diesen Brauch nun fort.
In Deutschland ist es schlicht undenkbar, dass die Kanzlerin einmal die zwei Kilometer von ihrem Wohnort am Kupfergraben zum Kanzeleramt radelt. Wie schwer es ist, Prominente als Fahrradpropagandisten zu gewinnen, zeigt der Deutsche Fahrradpreis. Regelmäßig zeichnet der Fahrradpreis auch eine „fahrradfreundlichste Persönlichkeit“ aus. In diesem Jahr 2013 wird die Seriendarstellerin Michaela May mit dem Preis geehrt, die kannte ich ehrlich gesagt noch nicht. In den vergangenen Jahren wurde unter anderem Wigald Boning, Wolke Hegenbarth, Leonard Lansink und Heike Götz als „fahrradfreundlichste Persönlichkeiten“ ausgezeichnet, allesamt allenfalls B-Promis.
Immerhin hat sich die Kanzlerin sich dazu durchgerungen, am 28. August die Eurobike in Friedrichshafen zu eröffnen. Frau Merkel will sich rund zwei Stunden Zeit nehmen, um bei einem Rundgang die neuesten Trends und Neuheiten aus der großen Fahrradwelt kennenzulernen. Vermutlich macht sie das aber nicht aus Fahrradbegeisterung, sondern weil sie bei der Bundestagswahl am 22. September 2013 wiedergewählt werden möchte.
Bicycle Dutch: The new King of the Netherlands on a bicycle
Deutscher Fahrradpreis
Schwäbische Zeitung: Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt am ersten Messetag auf die Eurobike
Foto: Bicycle Dutch
Als Gauck Präsi wurde, war zu lesen, dass seine Lebensgefährten Daniela Schadt passionierte Radfahrerin wäre. Ich hatte dann ja die Hoffnung und diese hier auch mal geäußert, dies könnte sich ja mal nutzen lassen.
Aber irgendwie scheint sich das bislang noch nicht ausgewirkt zu haben und dennoch, oder gerade deswegen, sollte sie hier auch erwähnt werden.
Vielleicht findet ja doch nochmal jemand einen Anlass sie für die Radfahrerlobby einzuspannen?
Merkel … tse, die hat doch alternativlos viel zu tun, daher sicherlich keine Zeit für Sport. Gut, der Clinton ging ja immerhin Joggen und an Unterbeschäftigung hat der nicht gelitten. 😉
In Deutschland ist die „Führung“ traditionell der unterbelichteteste Teil der Bevölkerung. Es ist also nicht zu befürchten, dass sich in absehbarer Zeit ein Kanzler oder Präsident auf ein Rad setzt.
Es ist wohl eher eine Frage dessen, was man unter „Repräsentativität“ versteht. Das ist doch recht stark an materielle Statussymbole geknüpft, zu denen ein hochwertiges Auto gehört.
Leider ist damit natürlich auch eine ziemliche Entfernung vom normalen Bürger verknüpft, zumindest zu dem, der nicht „mobil“ (im Verständnisbild des Dosistentums) ist.