Der „Copenhagenize Index of Bicycle Friendly Cities“ versteht sich als weltweiter Gradmesser fahrradfreundlicher Städte. In der gerade erschienenen Ausgabe 2013 des Index wurde Berlin auf Platz acht gesetzt, drei Plätze niedriger als in der ersten Ausgabe im Jahre 2011.
In der Begründung für den Abstieg heißt es im Copenhagenize Report: „Berlin scheint die richtige pragmatische Haltung dem Fahrradverkehr gegenüber einzunehmen wie die führenden Radfahrstädte Amsterdam und Kopennhagen. Die Leute setzen sich einfach aufs Rad. Die Offenheit der Berliner zum Radfahren – frei von subkulturellen Einflüssen – ist ein Geschenk an die Stadt. Der Anteil der Radfahrer von 13 Prozent am Gesamtverkehr ist beeindruckend für eine Stadt von der Größe Berlins. Die Tatsache, dass in manchen Vierteln der Anteil auf 20-25% steigt, ist ein Zeichen dafür, dass die Bürger bereit sind, den Radverkehr auf eine neue Stufe zu heben. (…)
Die Fahrradinfrastruktur ist der Schlüssel für jede Stadt, die das Radfahren auf eine neue Ebene bringen möchte. In dieser Hinsicht ist Berlin ein merkwürdiger Fall. Aus der Sicht des Planers ist es sehr interessant, in Berlin mit dem Rad unterwegs zu sein. Sie erleben in Berlin eine fantastische Vielfalt von Infrastrukturlösungen. Dennoch ist es nicht leicht, in Berlin mit dem Rad unterwegs zu sein. Wir möchten ein einheitliches Netzwerk der Radfahrinfrastruktur auf der Basis von Best-Practice-Lösungen. Berlin sagt immer, die Stadt sei pleite, aber dann pumpen sie immer mehr Geld in die Straßeninfrastruktur und einen Flughafen. Berlin hat alle Möglichkeiten, den Radverkehr populär zu machen, aber es auch möglich, dass sie ohne finanzielles Engagement für den Radverkehr zurückfällt.“
Auch interessantes zu München, das von Platz 6 auf 11 gefallen ist: „… but the time is ripe for Munich to roll up their sleeves and aim for overtaking their rival, Berlin, as Germany’s best large city for cycling. „
Und Hamburg gleichauf mit Paris auf Platz 14.
Hä?
Worum gehts bei diesem Index nun wirklich? Objektivität kann es eher nicht sein, denn wenn man als Tourist Paris und HH per Rad erfährt, dürfte der Unterschied direkt derart deutlich sein, dass die Platzierung kurios wirkt.
Und so frage ich mich umso deutlicher, worin die Abstufung Berlins nun genau begründet wird.
Geht es hier um Publicity Marketing um anzufeuern, besser zu werden?
naja, ein bisschen was dazu findet sich ja:
http://copenhagenize.eu/index/criteria.html
Aber hast schon recht, ein wirklich objektives Ranking kann das wohl kaum sein. Wie sollte man das auch hinbekommen angesichts der schon in der Radszene großen Differenzen, was als gut und richtig zu betrachten ist.
Beim Vergleich Paris ./. Hamburg wird offenkundig, dass der copenhagenize index große Ungenauigkeiten hat. Und warum schneidet München so schlechter ab als Berlin, während beim ADFC Klimatest München vor Berlin liegt?
Bei den Kommentaren auf copenhagenize.com gibt es schon Kritik am Index. Aus Rio heißt es es sei äußerst gefährlich dort zu radeln und der 12. Platz (noch vor Hamburg) nicht verdient.
Ich stimme Michael S. zu: Die beteiligten Bewerter hatten wohl zu viele unterschiedliche Einstellungen zur „Fahrradfreundlichkeit“.
Auf jeden Fall eine Ohrfeige für die unfähige Berliner Landesregierung und ein Lob für die Berliner Radfahrer.
Alles schön und gut. aber man kann nur hoffen, dass diese Information auch von den richtigen Leuten gelesen werden wird