Radfahrerin bei Verkehrsunfall mit rechtsabbiegendem Lastwagen tödlich verletzt

Zwischen einem Drittel und der Hälfte aller tödlichen Unfälle mit Radfahrern in Berlin werden durch rechtsabbiegende Fahrzeuge verursacht. Hinzu kommen Dutzende schwerverletzter Radfahrerinnen und Radfahrer. Gestern traf es eine Radfahrerin in Treptow-Köpenick.

„Tödliche Verletzungen erlitt gestern Mittag eine Radfahrerin bei einem Verkehrsunfall in Niederschöneweide. Bisherigen Ermittlungen zufolge fuhr der 50-jährige Fahrer eines Lkw die Karlshorster Straße in Richtung Siemensstraße. Als der Mann kurz vor 13 Uhr mit seinem Lkw nach rechts in die Schnellerstraße abbog, erfasste er mit seinem Fahrzeug die 67-jährige Radfahrerin, die ebenfalls auf der Karlshorster in Richtung Siemenstraße unterwegs war. Die Radlerin verstarb noch am Unfallort. Der 50-Jährige kam mit einem Schock zur Beobachtung in ein Krankenhaus. Der Verkehrsermittlungsdienst der Polizeidirektion 6 führt die Ermittlungen. Aufgrund der Unfallaufnahme- und Rettungsarbeiten war der Kreuzungsbereich Karlshorster-/Schnellerstraße für mehrere Stunden gesperrt. Betroffen von der Sperrung war auch die Buslinie 167.“

Pressemeldung der Berliner Polizei Nummer 3338 vom 18.10.2012 – 08:50 Uhr

Nach Angaben der Berliner Zeitung handelte es sich bei dem Lastwagen um einen mit Schüttgut beladenen 30-Tonnen-Lkw. Die tote Radfahrerin wurde bis zur Unkenntlichkeit entstellt, sodass die Polizei  ihre Identität bisher noch nicht klären konnte.

126 thoughts on “Radfahrerin bei Verkehrsunfall mit rechtsabbiegendem Lastwagen tödlich verletzt

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  1. @markus, Du stellst Dir die Frage.

    Der Großteil der Leser solcher Pressemitteilungen nicht.

  2. wenn da steht, dass der unfallverursacher “grün” hatte, impliziert das, dass die überfahrene “rot” hatte

    Das impliziert es. Trifft aber mit beinahe an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht zu. Die Radfahrerin wird ebenfalls Grün gehabt haben – wie das bei Fahren „in derselben Richtung“ weitgehend üblich ist. Streetview zeigt dort auch Haupt- und Radfahrampel zur selben Zeit grün leuchtend.

    Wahrscheinlich einfach eine Neues Highlight beim „Opfer zu Tätern“-Wettbewerb der Pressestelle der Berliner Polizei.

  3. Da kann ich euch, glaube ich, beruhigen. Das „grün“ ist nur so geschrieben, weil es nicht korektes Amtsdeutsch ist und die „“ sollen darstellen, dass das dem Verfasser bekannt ist und er nur zum besseren Verständnis die Umgangssprache wählt.
    Man hätte es aber trotzdem „glücklicher“ ausdrücken können.

  4. @Klemmi: Niemand hat irgendwas über die Schreibweise von Grün geschrieben oder sich über irgendwelche Anführungszeichen gewundert. Wie kommst Du auf das Thema?

  5. @Jom&Terry

    Die dapd-Meldung ist glaube ich Quatsch: Laut Polizeimeldung fuhr die Frau auf dem Gehweg (nicht Radweg wie die dapd schreibt) und wurde von einem nach links auf einen Parkplatz abbiegenden PKW angefahren. Maps sieht da auch keine Radwege bei irgendwelchen Parkplätzen. Da dürfte die Radfahrerin einen erheblichen Schuldanteil tragen.

  6. @Klemmi, wenn die monierte Pressemitteilung nur mal ein Ausrutscher wäre, könnte man sicher damit leben. Bei den Pressemeldungen der Berliner Polizei fällt aber auf, dass die Formulierungen in allen (!) Fällen so gewählt werden, dass die Unfallverursachung seitens von (Kraft-) Fahrzeugführern als unabsichtliches Versehen erscheinen, während von Fußgängern oder Radfahrern verursachte Unfälle immer den Beigeschmack einer groben Fahrlässigkeit haben.

    So wird ein Kfz, das einen Unfall verursacht hat, in einer Pressemitteilung der Polizei stets den Unfallgegner „übersehen“ haben. Ein Fußgänger, der angefahren wurde – gleich welchen Alters und welcher körperlichen Anstrengungen – wird „nicht auf den Fahrzeugverkehr“ geachtet haben.

    In diesem Kontext erscheint die Erwähnung der grünen Ampel NUR für den Unfallverursacher, nicht aber für das Unfallopfer, durchaus perfide.

    Einerseits mit lustigen Christopherus-Plakaten die Verkehrsteilnehmer zu gegenseitiger Rücksicht aufzufordern und andererseits über die Behörden Bilder zu verbreiten, die den Fußgänger und Radfahrer als Täter darstellen, ist eine verwirrende Strategie.

  7. Im zweiten Absatz: Anstrengungen soll natürlich durch Einschränkungen ersetzt werden.

  8. @ Philip: hatten wir schon…

  9. „@Klemmi: Niemand hat irgendwas über die Schreibweise von Grün geschrieben oder sich über irgendwelche Anführungszeichen gewundert. Wie kommst Du auf das Thema?“

    Dachte, dass das der Stein des Anstoßes war.

    Wen dem nicht so ist, dann eben nicht.

  10. Ich habe gestern etwas interessantes gesehen. Auf der Fahrt durch Hagen, kam ich an einer Ampelanlage vorbei, wo neben dem Grün (auch gültig für Rechtsabbieger) ein gelb blinkendes Achtungsymbol mit Fußgänger und Radfahrer drauf, angebracht ist.
    Die Straße ist stark befahren, auch von Schwerlastverkehr.

    Etwas derartiges oder vergleichbares, hab ich für Rechtsabbieger meiner Wissens nach, noch nicht gesehen.

    Könnte dieser Abzweig von der Schwerter Str. gewesen sein.
    http://maps.google.de/maps?q=hagen&hl=de&ll=51.386854,7.456831&spn=0.002002,0.003449&hnear=Hagen,+Arnsberg,+Nordrhein-Westfalen&t=h&z=18
    Knipse hatte ich keine dabei und ob ich dort nochmal vorbeifahren … die Strecke war keine gute Alternative für meine sonstige Route.

  11. ein gelb blinkendes Achtungsymbol mit Fußgänger und Radfahrer drauf, angebracht ist

    So etwas gibt es in Berlin häufiger, wie z.B. hier: http://goo.gl/maps/HZLUy

  12. Wenn man von der Oranienburger Str. nach links in die Friedrichstraße abbiegt, hat man auch sowas. Dort würde ich aufgrund der besonderen Kreuzungssituation allerdings als Abbiegender sonst auch wirklich nicht auf die Idee kommen, dass Fußgänger grün haben könnten. Bis man das bemerkt, kann man bei der Strecke bis zur Fußgängerampel brutal hohe Geschwindigkeiten aufgebaut haben. Fußgänger möchte ich dort nicht sein.

  13. @berlinradler

    Bin genau dort öfter und gehe immer über Rot, sobald keiner mehr von Norden aus der Friedrichstraße kommt. Die Autofahrer können einen da nichtmal sehen, weil die Sicht durch den Ubahnfahrstuhl versperrt wird. Blöd gemacht.

    Ich kenne diese orangenen Blinkeampeln eigentlich nur bei Linksabbiegeverkehr.. Aber da öfter mal.

  14. Wenn man Fußgängern und Radwegnutzern keine sichere Ampelquerung anbieten will, warum lässt man die Ampeln dann nicht gleich ganz weg? Jeder sieht halt selbst, wann und wie er am besten über die Straße kommt, anstatt mit einem trügerischen Grün genarrt zu werden.

  15. @rolf, es ist meine persönliche Einschätzung, dass die dort gewählte Ampelschaltung unsicher ist, weil die Kreuzung baulich eben besonders ist. Behörden haben andere Herangehens- und Denkweisen.

  16. Erneut ein Radfahrer von einem rechtsabbiegenden LKW getötet („erfasst“) – in Hermsdorf:

    http://www.berlin.de/polizei/presse-fahndung/archiv/377158/index.html

    Sic! Joshua

  17. Zu joshuas Meldung der entsprechende Streetview-Link:

    http://goo.gl/maps/Pgp4z

    Radweg offenbar nicht benutzungspflichtig, weit vor der Kreuzung Parkverbot und daher – wenn da keiner parkt – „gute“ Sichtverhältnisse. Aber die reichen eben nicht aus.

  18. Ist es nicht eher hier http://goo.gl/maps/xbn1F ?

    ..und wieder grün für alle. Das muss ja unheimlich Zeit und Geld sparen, dass man dafür ein gefühltes Todesopfer pro Woche in Kauf nimmt

  19. @rolf, stimmt – Dein Streetviewlink ist richtig, meiner zeigt die falsche Ecke.

  20. Und schon wieder ein toter Radfahrer durch rechtsabbiegenden LKW! Polizeimeldung 3443 vom 26.10.12:

    „Heute Vormittag endete ein Unfall mit einem Lkw für einen 58-jährigen Radfahrer in Hermsdorf tödlich. Ein 43-jähriger Lkw-Fahrer fuhr gegen 10 Uhr auf der Berliner Straße und bog nach rechts in den Hermsdorfer Damm ab. Dabei erfasste er den 58-Jährigen, der auf dem Radweg in Richtung Waldseestraße fuhr. Eine Reanimation durch Rettungskräfte der Berliner Feuerwehr blieb erfolglos. Der Hermsdorfer Damm war aufgrund der Unfallaufnahme zwischen Berliner Straße und Hohefeldstraße für mehrere Stunden gesperrt.“

  21. Leute, lest doch wenigstens auch mal ein paar posts rückwärts…

  22. Mein Beileid den Angehörigen. Das Schlimme an den meisten Unfällen der letzten Wochen ist, dass sie erfahreneren Radfahrern wohl nicht passiert wären. Das hat nichts mit Schuldzuweisung zu tun, es ist nur Realität.
    Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich in den letzten Monaten ernsthaft gefährdet worden wäre – eben weil ich mit dem Fehlverhalten von PKW- oder LKW-Fahrern rechne, nicht benutzungspflichtige Radwege meide und auf benutzungspflichtigen Radwegen übervorsichtig fahre. Dabei fahre ich zu 90% NICHT defensiv – halt nur gut sichtbar – und meist um oder über 30 km/h.
    Natürlich müssen die Rahmenbedingungen für Radfahrer verändert werden, natürlich müssen Kraftfahrer intensiver und öfter geschult werden etc. pp. Alles unstrittig. Dass das nicht oder nicht schnell genug passiert sehen wir jedoch auch.
    Gleichzeitig könnte – sozusagen sofort – Leben gerettet werden, wenn es uns gelänge, das Bewusstsein gerade älterer Radfahrer dafür zu sensibilisieren, dass sie nicht dadurch geschützt sind, dass sie „nur“ auf die Ampeln achten oder auf ihre Vorfahrt vertrauen.
    Nur: wie erreichen wir diese Verkehrsteilnehmer? Nicht mit Blogs / Internet. Nicht mit der Fahrradsternfahrt oder der Critical Mass. Auch nicht über den ADFC – aber meist wohl auch nicht über den ADAC, den man in solch einer Thematik durchaus als Kooperationspartner in die Pflicht nehmen könnte.
    Also wohl eher über die Massenmedien – und da nicht über die bereits recht sensibilisierten Medien wie Tagesspiegel oder Berliner Zeitung – sondern wohl eher über die Boulevardpresse.
    Wie wäre es mit einer Serie in Berliner Kurier und BZ: „Sicher zum Bäcker mit dem Rad“? Nur – wer hat zu diesen Redakionen gute Kontakte, um so etwas anregen zu können?
    Wo kann man noch ansetzen? Ideen sind gefragt…

  23. […] Personen > 50 Jahre, mehr als die Hälfte > 65 Jahre, also “ältere” Menschen.Im Blog der Radspannerei gibt es eine sehr ausführliche Diskussion der Ursachen der Unfälle und der Altersstruktur. Zu […]

  24. @BikeBlogger, vielleicht doch lieber an die Verursacher herantreten. Man könnte entsprechend drastisch gestaltete Flyer zu diesem Thema beispielsweise über TÜV und Dekra an Lkw-Fahrer verteilen.
    Oder im Stadtgebiet Schilder mit entsprechenden Hinweisen aufstellen, kennt man leider nur von der Autobahn, wg. Abstand und rasen.
    Oder man verwendet die Anzeigentafeln der VMZ, die sonst auf Staus hinweisen. So eine Anzeigentafel befindet sich an der Berliner Straße auch in der Nähe der Kreuzung Hermsdorfer Damm, wo dieser schreckliche Unfall passierte.
    Aber vielleicht sollte die Presse, die tagelang wegen Keimen an der Charité berichten kann, mal aus dem Knick kommen und anstatt einfach nur die Polizeimeldung abzuschreiben mal einen Bericht mit Bildern und Hintergrundinformationen (Radwegbenutzungspflicht) liefern.

  25. Auch wenn ich mich wiederhole: Meiner MNeinung nach dürfte es kein Grün für Fußgänger und Radfahrer auf Sonderwegen geben, wenn gleichzeitig schwere Fahrzeuge abbiegen dürfen.
    Entweder man passt die Ampelschaltung an und spendiert eine effizienzraubende Zusatzphase, oder man macht die schwachen Verkehrsteilnehmer auf die Gefahr aufmerksam indem man durch z.B Rot/Grün durch Rot/Gelb ersetzt. Eine sichere Grünquerung könnte man auch durch eine Anforderung auslösen (Bedarfsampel)

  26. @alltagsradlers Ansatz, Hinweise zum Verhalten im Straßenverkehr zu verbreiten, mag ich sehr.

    Das wird manchmal auch gemacht, öfters sieht man z.B. verbale Hinweise zur Schrittgeschwindigkeit in verkehrsberuhigten Straßen. Parkverbote mit dem Zusatz „auch auf dem Gehweg“ habe ich auch schon gesehen – eine redundante, nicht notwendige aber gut verständliche Information.

    In Fürstenwalde gibt es in einer Hauptstraße sogar den Hinweis für Kraftfahrer, dass Radfahrer auf der Fahrbahn fahren – sicher wird der eine oder andere mit gestörtem Aggressionsverhalten bis dahin davon ausgegangen sein, dass Radfahrer auf der falschen Seite auf dem „Radweg“ fahren müssen.

    Wenn man die wichtigen Regeln, die im Straßenverkehr völlig untergehen, zumindest mal publik machen würde, wäre das echt hilfreich.

  27. Entweder man passt die Ampelschaltung an und spendiert eine effizienzraubende Zusatzphase,

    Na Super. Also dürfen Fußgänger & Co. noch länger vor der roten Ampel stehen und warten. Haben ja nichts anderes zu tun. Hast Du Dir schon mal angesehen, in welchem Verhältnis die Dauer von Rot- und Grünphasen an Fußgängerampeln sind? Und Du wunderst Dich darüber, warum Fußgänger rote Ampeln ignorieren?

    oder man macht die schwachen Verkehrsteilnehmer auf die Gefahr aufmerksam indem man durch z.B Rot/Grün durch Rot/Gelb ersetzt.

    Wie wäre es einfach mit Dauerrot?

    Eine sichere Grünquerung könnte man auch durch eine Anforderung auslösen (Bedarfsampel)

    Das wird ja immer besser. Eine Bettelampel, also eine Vorrichtung, wo man auf den Knopf drückt, damit die nächsten x Minuten lang nichts passiert. Ganz toll.

  28. Wir haben schon an einigen Stellen in Berlin Ampeln, wo für die Radfahrer so ein Anforderungssensor in der Fahrbahn ist. Und davon sind es so einige, wo genau dieser Sensor nicht funktioniert, z.B. Jakob-Kaiser-Platz vor der Querung des Kurt-Schumacher-Damms. Jom&Terry, da hast du doch dann dein Dauerrot! 😉

  29. Wenn man die wichtigen Regeln, die im Straßenverkehr völlig untergehen, zumindest mal publik machen würde, wäre das echt hilfreich.

    Mich wundert immer, dass diese tollen HiTech Hinweisschilder an größeren Ausfallstrecken zwar auf Staus hinweisen, bei freier Fahrt aber nur einen schönen Gruß entbieten. Dort ab und an mal ein „Radfahrer mit 1,5m Seitenabstand überholen“ oder ein „Kreuzung dicht? Fußgängerfurt freihalten.“ würde schon einiges zur Aufklärung beitragen können.

  30. >Das wird ja immer besser. Eine Bettelampel, also eine Vorrichtung, wo man >auf den Knopf drückt, damit die nächsten x Minuten lang nichts passiert. >Ganz toll.

    Du hast offenbar nicht verstanden, dass es mir um eine sichere Grünquerungsmöglichkeit geht – für Ältere, Kinder, Landeier – aber wenn die aus Berliner Checkersicht im Strassenverkehr nichts zu suchen haben..

  31. … „sichere Querung“ 😉

    Dass sich aufgrund der Bettelampeln am Berliner Hauptbahnhof noch niemand an der so genannten Verkehrsmanagementzentrale (VMZ) angekettet hat, ist mir ein Rätsel.

    Hier an einer der wichtigsten Fußgängerquerungen werden täglich 300.000 überwiegend ohne Auto rumlaufende Bahnkunden gegenüber ein paar tausend Autofahrern als Verkehrsteilnehmer letzter Klasse deklassiert.

    Es geht dabei um die Fußgängerampeln ohne Abbiegeverkehre. Mit einem gleichberechtigen 60 Sekundenumlauf auch für Fußgänger ohne Betteln würde hier tatsächlich eine „sichere Grünquerungsmöglichkeit“ für die Mehrheit geschaffen werden. Noch schöner wäre hier eine legale Querungsmöglichkeit auch für Radfahrer.

    Ich hatte die ganze Sache mal nach 2006 als Auftrag an die VMZ gegeben – ohne Weisung machen die Kollegen da nix.

  32. Bedarfsampeln/Bettelampeln sind mir auch immer suspekt, aber wenn Rolf anregt, über sichere Querungen nachzudenken, ist das per se erstmal nichts schlechtes. Ich fürchte nur, ohne das Mantra der Effizienz des Durchflusses im Sinne von KFZ-Durchfluss aufzugeben, wird das nichts.

  33. Es muss ja nicht zwingend eine Bedarfsampel sein, denke ich.

    Aber man muss sich auch mal von Dogmen befreien. Die grüne Ampel bedeutet KEINE Kreuzungsfreiheit. Wer grün hat, MUSS teilweise trotzdem anderen Verkehr vorlassen. Der Rechtsabbieger die Fußgänger und Radfahrer. Der Linksabbieger den Gegenverkehr. Und die Fußgänger und Radfahrer sind damit auch nicht wirklich vor dem fließenden Verkehr gesichert.

    Das heisst, selbst wenn man Phasen findet, in denen sich weniger gefährlicher Verkehr „feindlich“ begegnet, kann das ja schon ein Vorteil sein. An manchen Stellen könnten Rechtsabbieger eigenverantwortlich in den querenden Verkehr einfahren – wie das ja mit dem grünen Pfeil gemacht wird. Sie müssen dann ebenso aufpassen wie in den Rechtsabbiegesitationen mit den Fußgängern und Radfahrern, nur eben auf eine andere Verkehrsrichtung.

    Das ist zur Zeit eine Denkblockade, weil man dann ja grün hätte und trotzdem anderen Verkehr kreuzt. Aber das ist zur Zeit ja auch der Fall, nur eben dass die schwächsten Verkehrsteilnehmer dabei die Leidtragenden sind.

    Echtes grün für Fußgänger und Radfahrer auf „Radwegen“ – bedingtes grün für Fahrzeuge auf der Fahrbahn. So würde ich anfangen zu denken, wenn ich eine Ampel umgestalten müsste. Ist alles sehr theoretisch, nicht von der STVO gedeckt und vielleicht im Einzelnen auch nicht möglich.

  34. Vielleicht würde es ja helfen, dem Verkehr auf der Fahrbahn (insbesondere den Abbiegern) statt „Grün“ gar nichts anzuzeigen (bei manchen Fußgängerbettelampeln habe ich sowas schon gesehen). Dann würde nicht „freie Fahrt“ signalisiert sondern nur das Weiterfahrverbot aufgehoben.

  35. Auch wenn es jetzt Plakativ klingt, ich weiss nicht, ob der durchschnittliche Verkehrsteilnehmer mit „bedingt grün“ überhaupt umgehen kann, ich habe eine Zeit lang regelmäßig eine Strecke mit grünem Pfeil befahren und aus: An der Haltelinie stoppen und gucken ob Verkehr kreuzt, dann abbiegen. Wurde meistens, vor der Ampel kurz langsamer werden (von 50 auf 30 vielleicht) und rum, ich wage zu bezweifeln, das da ausreichend nach dem Verkehr geguckt wurde. Ich weiss nicht ob es daran lag das es sowas „früher“ im Westen nicht gab (die Strecke war in Westberlin) oder ob es einfach für Ottonormal einfach zu viele Verkehrsregeln gibt und 99% der Regeln nach dem Führerscheinerwerb eh vergessen werden.

  36. Wer grün hat, MUSS teilweise trotzdem anderen Verkehr vorlassen. Der Rechtsabbieger die Fußgänger und Radfahrer. Der Linksabbieger den Gegenverkehr. Und die Fußgänger und Radfahrer sind damit auch nicht wirklich vor dem fließenden Verkehr gesichert.

    Du vermengst hier zwei Dinge:

    a) Es gibt „Grünverkehr“, der Vorrang hat
    b) Es gibt „Grünverkehr“, der keinen Vorrang hat

    In die erste Kategorie fällt alles, was die Fahrtrichtung nicht ändert, also der geradeausfahrende Radfahrer, der geradeausfahrende LKW und die (qua Definition sowieso) geradeausgehenden Fußgänger. Fußgänger können nicht abbiegen, da für deren Richtungsbetrachtung nur die Verweildauer in der „Fußgängerfurt“ zu berücksichtigen ist.

    In die zweite Kategorie fallen Abbieger, also diejenigen, die Verkehr der ersten Kategorie kreuzen.

    Nein, nicht der Fußgänger kreuzt den Verkehr des rechtsabbiegenden LKW (analretentive Spinner könnten sich das jetzt so zurechtreimen, deswegen erwähne ich das nochmal explizit).

    Damit ist eigentlich ganz eindeutig geregelt, wer wen vorzulassen hat.
    Gefordert wird aber merkwürdigerweise ein Verzicht der Vorranghabenden gegenüber den Abbiegern etc.

    Der Fußgänger, der nur vielleicht 10% des Ampelphasenzyklus zur Verfügung stehen hat, um die Straße zu überqueren, soll also von diesen 10% auch noch Zeit an rechtsabbiegende LKW verschenken, sich also servil in seine Rolle als Pariah des Verkehrswesens ducken.

    Und der geradeausfahrende Radfahrer soll sich ebenso verhalten, „dient ja nur der Sicherheit“.

    Das ist kaputt. Das ist krank.

  37. @Johann: japp. guter Vorschlag. „grün“ wird anscheinen in vielen Hirnen doch irgendwie mit „augen zu und durch“ übersetzt.

    Vielleicht ein anderes Thema, aber an einigen Stellen frage ich mich manchmal ob da jetzt wirklich eine Ampel nötig ist. Ich bin auch bekennender Kreisverkehrfan sowohl als Fahrradfahrer als auch als Kraftfahrzeugführer. Es bereitet mir in beiden Situationen große Freude möglichst effizient durch die „kreuzungsfreie Kreuzung“ zu kommen. Mit den meisten Verkehrsteilnehmern lässt sich „das Reissverschlussen“ ganz gut verhandeln. Vor allem aber erlebe ich dort selten unaufmerksame Fahrer. Wenn jemand meint undbedingt noch vor mir reinzuschlüpfen nehm ich ein bisschen Druck vom (Gas)Pedal und habe wenig bis keinen Nachteil. Dummerweise lässt sich das an den meisten Stellen innerorts schlecht umsetzten, und ich weiß auch nicht ob ich wirklich alle paar Meter durch einen Kreisverkehr möchte.

    Gibt es denn sonst keine Alternativen (vielleicht aus dem Ausland) alle Beteiligten zu mehr Rücksicht oder wenigstens Aufmerksamkeit zu motivieren?
    Die typischen nordamerikanischen 4-way Stop Kreuzungen wären z.B. ein Schritt in die falsche Richtung 😉

    Weiß jemand ob es irgendwo eine Aufschlüsselung gibt wie viele der Rechtsabbiegeunfälle an
    – Ampelkreuzungen
    – Vorfahrtsstrassen ohne Ampel
    – Rechts-vor-Links
    passieren?
    Vielleicht ist das ein Ansatzpunkt mittelfristig die Unfallzahlen zu reduzieren?

  38. Hihi, du bist lustig Jom&Terry, Vorrang ist noch mehr Verkehrsvoodoo als Vorfahrt.
    Ich behaupte einfach mal 5-10% Der Verkehrsteilnehmer können dir auf Anhieb erklären was Vorrang ist und worin der sich auswirkt, und selbst wenn mehr Leute wissen was es ist, ist es doch eine Seltenheit, den Vorrang auch gewährt zu bekommen. Abbieger nehmen sich regelmäßig den Vorrang schwächerer Verkehrsteilnehmer und warum sollten sie auch nicht? Es wird idR. nicht bestraft, ach nichtmal aufgeklärt wird diesbezüglich. Manchmal, in schwachen Momenten, da wünschte man sich einen klassischen Polizeistaat mit Polizisten an jeder Ecke und entsprechendem Bestrafungsdruck, aber nur in ganz kurzen, schwachen Momenten eben. So ganz auf laissez-faire funktioniert Straßenverkehr aber leider auch nicht, sieht man an den regelmäßig hier aufgelisteten Verkehrsunfällen mit tödlichem Ausgang.

    Nur Frage ich, wo setzt man an mit der Pädagogen-Keule? Mehr Information und Belehrung über die Konsequenzen(nein, nicht die Strafzahlung) ist sicherlich der Beste Weg um die Probleme Bewusst zu machen, aber da sehe ich wenig beim Senat, oder der Bundesregierung passieren.

    Die „Rücksicht“ Kampagne die momentan läuft (wenn sie denn sichtbar ist 😉 ), scheint mir z.B. hauptsächlich auf Gehwegradler gemünzt zu sein, und die Dose mit dem Fahrradsymbol kann man schnell als „Radfahrer müssen vorsichtiger sein“ Interpretieren.

  39. Gibt es denn sonst keine Alternativen (vielleicht aus dem Ausland) alle Beteiligten zu mehr Rücksicht oder wenigstens Aufmerksamkeit zu motivieren?

    Du müsstest nur die deutschen Verkehrsteilnehmer durch andere ersetzen. Das Problem ist die Mentalität, der deutsche Verkehrsteilnehmer hat zuerst Recht und nimmt dann Rücksicht. Zwischen beidem ist auch noch viel Platz.

  40. apropo Statistik: weiß jemand ob es in USA und/oder Kanada auch so viele Rechtsabbiegeunfälle gibt? In beiden Ländern ist rechtsabbiegen bei Rot erlaubt (vgl. mit unserem grünen Pfeil). Landesweit kann man die Situation sicherlich nicht mit Europa vergleichen, aber es gibt bestimmt Gegenden mit Radverkehrsanlagen und/oder erhöhtem Radverkehrsanteil (Unis?)

  41. Beste Grüsse an Tom&Jerry! Du sprichst mir mit Deinen Beiträgen aus dem Herzen. Joshua

  42. Das was hier diskutiert wird gibt es nur weil es Radverkehrsanlagen gibt.
    Daher ist die einfachste und sicherste Lösung eine ganz normale Strasse ohne jegliche Radverkehrsanlagen.

  43. Dann wird auf dem Bürgersteig geradelt, weil die Straße ja so „gefährlich“ sei. Der letzte Fall ist ja auch gar nicht auf einem benutzungspflichtigen Radweg passiert

  44. @Rolf
    Auch ein Radweg der nicht benutzungspflichtig ist, ist eine Radverkehrsanlage.
    Ob ohne Radverkehrsanlagen auf dem Bürgersteig geradelt wird glaube ich nicht.

  45. Ob ohne Radverkehrsanlagen auf dem Bürgersteig geradelt wird glaube ich nicht.

    … der war gut 😀

  46. Ich habe noch Radfahren gelernt zu einer Zeit und in einer Stadt in der es keine Radverkehrsanlagen gab. Da war das Fahren auf der Fahrbahn der Normalfall und niemand fuhr mit dem Rad auf dem Bürgersteig. Das hat sich erst geändert, als man Radwege angelegt hat. Dadurch ist erst die Meinung entstanden, der Radfahrer hätte auf der Fahrbahn nichts zu suchen. Heute fahren hier auch viele auf dem Gehweg. Erfreulicherweise aber viele immer noch auf der Fahrbahn.

    Ein Umdenken wäre erst möglich, wenn der der Normalfall, nämlich der Mischverkehr wieder an der Mehrzahl der Straßen verwirklicht würde. Dazu müsste aber die ERA grundlegend geändert werden, da sich diese voll auf Separation eingeschossen hat. Meine Meinung: Integration des Radverkehrs statt Separation!

  47. @Klapprad
    Meiner Beobachtung nach fahren die Leute verstärkt auf den Fußwegen seit die an jeder Ecke abgesenkt sind. Versuch mal, dich daran zu erinnern wie Bürgersteige noch vor Jahren auch im Kreuzungsbereich schöne hohe Kanten hatten….

  48. @Jom&Terry, als „Hobby-Experte“ musst Du mir nachsehen, dass ich mich in Teilen etwas unklar ausdrücke. Für mich macht es aber einen Sicherheitsunterschied, ob ein Fahrzeug generell anhalten muss (rote Ampel) oder bei Bedarf warten muss (querende Fußgänger, Radfahrer), denn letzteres funktioniert tendenziell schlechter. Zumal rote Ampel immer vorne im Blickfeld sind, Fußgänger oder Radfahrer aber bestenfalls durchs Seitenfenster, schlechtestenfalls durch einen Blick nach hinten zu sehen sind. Mein „Konzept“ ist auch nicht ausgereift, ich wollte vielmehr auf die festgefahrenen Denkfehler hinweisen, die in Sicherheitsdiskussionen immer zu lesen sind. Da geht es selten über Ampelfarben hinaus – jemand, der bei Rot fährt, ist geradezu kriminell, jemand der unachtsam abbiegt, wird überhaupt nicht als Risiko wahrgenommen.

    Deine Ansicht, „deutsche Verkehrsteilnehmer“ seien besonders rabiat, teile ich so auch nicht. Die sind sogar – bis auf wenige Ausnahmen, die aber leider nie jemand rausfischt – ziemlich entspannt. Stress gibts doch nur in unklaren Situationen, und die entstehen oft durch Unwissenheit. Der Behauptung, dass der typische Verkehrsteilnehmer eher „dumm“ ist, würde ich mehr zustimmen. Viele Regeln sind unbekannt und werden in Diskussionen selbst dann abgestritten, wenn der entsprechende STVO-Paragraph vorgelegt wird. Ich glaube, bei der nächsten „Kennzeichen für Radfahrer“-Debatte werd ich echt mal anregen, den Führerschein nur für Akademiker oder Gymnasiasten auszugeben – das ist die gleiche Argumentationstiefe.

    Zur Bürgersteigradel-Situation: Meiner subjektiven Empfindung nach verbessert sich das langsam, zumindest beobachte ich das hier in Karlshorst. Als ich 2008 herzog, fuhren in meiner Nebenstraße gefühlt 50% der Radfahrer auf dem Gehweg, jetzt sind es – die vielen Extrempflastersteinstraßen mal ausgenommen – wesentlich weniger. Ob das in anderen Stadtteilen auch so ist, weiss ich nicht. Betrüblich finde ich, dass Radwege auch dort genutzt werden, wo Radfahrer in der Mehrheit sind. Da wird dann entweder im Pulk geschlichen oder sehr nah überholt, weil die Wege immer zu eng sind.

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