Die Bezirke Pankow und Mitte haben in der Choriner Straße keine Kosten und Mühen gespart, um eine neue Fahrradstraße einzurichten. Diese ist wichtig, um dem zunehmendem Fahrradverkehr eine Alternative zu der, aufgrund der Gleise äußerst gefährlichen, Kastanienallee anzubieten. Nun sind Fahrradstraßen ja eher ein Witz, da sich Autofahrer erfahrungsgemäß eine Teufel darum scheren, aber dennoch wurde die neue Fahrradstraße gut angenommen. Nun aber zeigt der Bezirk Pankow mal wieder seine wahren Prioritäten im Straßenverkehr. Fährt man die Choriner Straße Richtung Schönhauser Allee, so ist etwa 50 Meter vor Beginn der Schönhauser Schluß. Eine Baustelle verengt die Fahrbahn, und anstatt Autos die Durchfahrt komplett zu verbieten, müssen Radfahrer nun absteigen und das letzte Stück schieben, damit es die Autofahrer schön bequem haben. Es wäre ja zu viel verlangt, dass ein motorisierter Anlieger (nur solchen ist die Befahrung der Fahrradstraße gestattet) den Umweg über die Schwedter Straße nehmen müsste. Eine ähnliche Farce hatte der Bezirk Mitte ja bereits in der Linienstraße veranstaltet.
Aus reiner Verwunderung über diesen Treppenwitz, habe ich heute gleich Fotos davon gemacht. Und siehe da, es dauerte nur zehn Minuten, bis ich einen Transporter dabei fotografierte, wie er zwei Radfahrer abdrängte, und einen Taxifahrer, der entgegen der Einbahnstraße fuhr. Ersteres wird hoffentlich angezeigt (ich habe die Adressen mit den Radfahrern ausgetauscht) – bei letzterem weiß ich nicht, ob es die Mühe Wert ist.
(Dank an Sven für Gastbeitrag und Foto.)
Wenn es in Berlin zur Nagelprobe kommt, geht das immer zuungunsten der Radler aus. Wen wundert das, wenn sogar B90/Grüne nur mehr Rad will, wenns nicht auf Kosten des Autos geht.
Gut zu sehen auch an der ewig langen (zeitlich und räumlich) Baustelle Treskowallee/Am Tierpark. Jedesmal wenn sich da baulich was tat, waren die Radler mit betroffen, indem sie irgendwohin gequetscht wurden, am liebsten auf einen engen Streifen mit den Fußgängern.
Fahrradstadt Berlin. Pah. Dieser Senat wird da gar nichts signifikantes bewegen. Erst wenn ein Generationswechsel stattfindet, mit Leuten, die Radfahren nicht nur als Sonntagsvergnügen betrachten, wird man die Radfahr“politik“ ernst nehmen können.
Ich glaube sogar, dass unser Verkehrssenator wirkliches Interesse an besserer Fahrradinfrastruktur hat, aber der hat halt nicht alleine den Hut auf.
Schilder an Baustellen sind ja eh immer nochmal eine ganz andere Baustelle (pun intended) die Leute die sowas aufstellen haben idR. keinerlei Ahnung von Legalität oder Sinn der aufgestellten Zeichen.
Das Zusatzschild mit dem Absteigen ist iirc. offiziell nonexistent, aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren.
Zum Zusatzschild „Radfahrer absteigen“ Bernd Sluka:
„Zeichen 1012-32 kommt nicht in der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) vor. Es ist aber im Verkehrszeichenkatalog aufgeführt und damit ein amtliches Verkehrszeichen. Die Bedeutung des Zeichens bleibt jedoch unbestimmt. “
http://bernd.sluka.de/Radfahren/absteigen.html
An Baustellen wird fast nie wirklich an Radfahrer gedacht. Die temporären Einbahnstraßenregelungen sind in den meisten Fällen nur wegen der Breite von Kfz nötig, Radfahrer könnte man locker ausnehmen.
Ich versuche, mich an die Regeln zu halten, wo immer es geht. Aber es gibt zwei Dinge, die ich nicht mitmache:
– Schieben,
– auf gefährliche Routen ausweichen.
Gerade bei Baustellen merkt man, dass die Mischung aus Pedanterie bei Teilen der STVO sowie der Laissez-faire bei der Ausgestaltung von Verkehrswegen ein absurdes Trauerspiel ist.
Ich habe gegen beides nicht, wenn es ernsthaft betrieben wird – entweder, alle halten sich gut an die Regeln, oder man findet eine andere, „chaotische“ Art des Miteinanders. Diese Mischung aus „diese 3 Regeln sind wichtig, der Rest interessiert keinen“ wundert mich jedoch immer wieder.
ein schönes Beispiel sieht man derzeit auch um die Köpenicker Str. herum, ich denke wegen der Sperrung der Oberbaum Brücke wurde dort eifrig gepinselt, für die KFZ gibts eine zweite Spur die Radspuren fallen weg, und Blauschild für den Gehweg, besonders haarig ist das an der Brücke Ibis Hotel/ Verdi zu sehen, dort werde ich direkt vor den Haupteingang des Hotels gezwungen.
Ein Glück das sich kaum ein Radfahrer daran hält.
sehr schön ist auch die baustelle auf der greifswalder richtung mitte unter der ringbahn…
inzwischen ist das blauschild verschwunden, mit dem man radfahrer auf einen schmalen streifen zwischen bordsteinkante und leitbaken zwingen wollte, und die baken ebenso. allerdings endet der schmale gelbe angebotsstreifen immer noch auf einer abenteuerlichen auffahrt zum hochbordradweg. ein paar meter weiter hätte man ihn ohne probleme in einen streifen auf der fahrbahn münden lassen können…
Fotos machen und im Netz zeigen 😉
@qx87:
An der Schillingbrücke zeigt sich neben der idiotischen und inpraktikablen Radverkehrtführung auch noch an einem weiterer Punkt, dass die Verkehrtplaner in den Amtsstuben nicht von zwölf bis mittag denken.
Es ist ja jetzt gerade mal wenige Tage her, dass vom Ostbahnhof Richtung Engeldamm über die Brücke zwei Richtungsfahrstreifen existieren. Der Fahrbahn-Fließverkehr braucht die z. Zt. eigentlich nicht wirklich. Blöderweise hat sich das bei den Kutschern von diesen scheiß Tourischaukeln schon rumgesprochen. Mit dem Ergebnis, dass ich da bereits mehrfach 2-3 Busse habe parken sehen.
Was kommt also unterm Strich dabei raus? Platz, der vorher für den Radverkehr vorgesehen war, ist nun zu de-facto-Parkplätzen umgewidmet worden.
@dan, was wurde auf der Schillingbrücke genau geändert? Der Fahrradstreifen ist erhalten geblieben und der Rest der Fahrbahn in zwei Streifen geteilt worden?
An der Brücke fand ich es immer interessant, wie selbstverständlich Radwege von Kfz mitgenutzt wurden, so dass der böse Radfahrer auch ja nicht bis zur Ampel vorrollen konnte. Bin aber schon länger da nicht mehr gefahren.
berlinradler:
hier nun: irrsinn greifswalder in farbe.
der alte zustand mit den baken:
http://imageshack.us/photo/my-images/256/100d3107.jpg/
so sah es heute früh aus:
http://imageshack.us/photo/my-images/688/100d3169.jpg/
im hintergrund sieht man, wie der hochbordradweg in einen angebotsstreifen auf der fahrbahn mündet. da dadurch die fahrbahn verengt wird, nehme ich mein „problemlos“ zurück und frage mich stattdessen einmal mehr, was sich die leute davon erhoffen, situationen im verkehr unnötig kompliziert zu gestalten…:
http://imageshack.us/photo/my-images/827/100d3170.jpg/
die auffahrt kommt nun im vegleich zum vorherigen zustand eine weile später. was aber an der abenteuerlichkeit nichts ändert….
viele radfahrer nehmen sie nicht. als die baken noch standen wurde ich ich nur ein einziges mal angehupt für die dreistigkeit, dieses gebilde nicht zu nutzen. aber bei dieser auffahrt kann es dennoch in gefährliches geeier ausarten.
@berlinradler:
Zustand Schillingbrücke (wie zuletzt am Donnerstag gesehen):
Aus Richtung Kreuzberg/Bethaniendamm zum Stralauer Platz alles ganz normal.
Vom Stralauer Platz rüber nach Kreuzberg kurz hinter der Kreuzung in der ersten Kopfstein-Parkbucht kleine Teeraufschüttung und beim Ibis dann ein Z. 240. Radverkehr soll hier wohl auf dem Gehweg über die Brücke. Auf der Fahrbahn dann Radstreifen gelb weggekreuzt und zwei Richtungsfahrstreifen. In der Anfahrt auf die Kreuzung Köpenicker Str. Aufweitung auf drei Fahrstreifen. Ampelschaltung an der Kreuzung etwas verändert, die Grünphase für den über die Brücke nach Kreuzberg kommenden Verkehr wurde verlängert.
Bemerkenswert ist dann auch die Abmarkierung am Kreuzberger Teil der Köpenicker Str., also von besagter Kreuzung aus Richtung Schlesier. Hier ebenfalls in dieser Richtung ein Stück weit gelb zwei Richtungsfahrstreifen abmarkiert (bis Manteuffel oder Eisenbahn? weiß gerade nicht mehr). Um Kreuzung/Einmündung Manteuffel herum ebenfalls ein halbherziger Versuch, Radverkehr auf den Gehweg zu lenken: Blauschild und gelbe Abmarkierung vorhanden, aber so planlos, dass man als Radfahrer nicht mal auf die Idee kommen könnte, das auch zu benutzen. Bzw. wenn man es benutzen würde und sich dabei nicht sofort wegen Gehwegzustand auf die Klappe legen würde, dann wahrscheinlich Fahrtende durch Rechtsabbieger-Abschuß. Mit so einem Nonsens rechnet ja niemand.
Das alles ist wohl ein Versuch, die Verkehrskapazitäten Friedrichshain->Kreuzberg zu erhöhen im Zuge der Sperrung der Oberbaumbrücke.
Schick gemacht @sascha, einmal falsch aufgefahren, schon liegt man schön vor dem fließenden Verkehr.
Bei den sogenannten Angeboten für Radfahrer in Form von Radstreifen fällt mir schon seit langem auf, dass diese nur im Idealfall angeboten werden und sofort zurückgenommen werden, sobald eine Baustelle o.ä. eine Bevorzugung des Autoverkehrs nötig macht. Viele davon, wie der von Michael S. angesprochene Streifen am Tierpark, waren seit ihrer Einrichtung länger ausser Betrieb als in Betrieb. Einen langfristig verlässlich nutzbaren Arbeitsweg kann man sich so nicht einrichten. Da lob ich mir meine Nebenstraßentaktik 😉
Heute bin ich etwas auf dem Mauerradweg langgefahren und war erschüttert – man sichert diesen gegenüber der Fahrbahn teilweise mit Umlaufsperren, die teilweise direkt an der Fahrbahn stehen. Wenns dort Stau gibt oder man umständlich mit Anhänger manövrieren muss, kann man die Fahrbahn nicht verlassen, da die Umlaufsperren den Weg versperren. Aber sicher ist sicher, man traut Radfahrern scheinbar nicht zu, Fahrbahnen und Pseudokreuzungen so zu überqueren, wie man es sonst überall in der Stadt und an jeder echten Kreuzung erwartet.
Baustellen-Monitoring beim ADFC Berlin:
http://www.adfc-berlin.de/aktionenprojekte/baustellen-monitoring.html
Ist bei den Frankfurter „Fahrrad-„Straßen genau das gleiche. Baustelle: Autos dürfen weiter fahren, der Radverkehr wird ohne jegliche Umleitungsempfehlung einfach ausgeschlossen.
@berlinradler: „Die temporären Einbahnstraßenregelungen sind in den meisten Fällen nur wegen der Breite von Kfz nötig“
Streiche „temporären“ dann bin ich zu 100% bei dir…
In Belgien habe ich selbst schmalste Einbahnstraßen gesehen, die für Radfahrer freigegeben waren.
@ micha .. in MS das gleiche.
Wegen des Gehwegradwegs in der Köpenicker Straße, in Richtung Manteuffelstraße, habe ich der Verkehrslenkung Berlin auch schon einen Widerspruch in den Briefkasten geworfen. Bis jetzt gabs keine Reaktion. Denke ich werde mich demnächst mal ranmachen und eine Klage nachschieben. Vllt. reichts ja für ein Eilverfahren od. es gibt im Nachgang eine gerichtliche Klärung.
Achso: hat jemand Geld für einen der guten „Spezialanwälte“?
Diese Verkehrsführung ist echt eine Riesensauerei, zumal man nur ein paar Parkplätze hätte opfern müssen und hätte den Angebotsstreifen auf der Fahrbahn weiterführen können – es ist echt zum kotzen.
Zum Glück sind viele Radfahrer die sonst dort bestehende Fahrbahnführung auf den Schutzstreifen schon so gewohnt, dass sie sich jetzt nicht auf den Gehweg abdrängen lassen.
@Zahlendreher
Danke für den Hinweis, werde ich in Zukunft nutzen. Bin zwar beim ADFC -Mitglied aber das war mir unbekannt. Die Beschilderung der Choriner Strasse ist überigens immer noch so. Das Beste wurde bei der Bescheibung ja vergessen, denn Autofahrer, die von der Schönhauser aus einbiegen werden nicht darauf hingewiesen, dass sie 30 Meter weiter eigentlich gar nicht weiter dürften (nur für Anlieger). Also müssen sie Ordnungswirdrig durch die Fahrradstrasse.
@Jochen, diese Konstellation findet man sehr oft auch mit Fahrradverboten. Die sieht man manchmal erst, wenns schon lange zu spät ist.