„Berlin: Reinventing the Wheel“

Bevor die Überschrift holprig mit Die Wiedererfindung des Rades in Berlin übersetzt wird, belassen wir es lieber im englischen Original. Die Videojournalistin Sonia Gil veröffentlicht in der Reihe Sonia’s Travels jeden Donnerstag ein kurzes Reisevideo. Motto: „Every Place Has a Secret Code. I Get a Kick Out of Finding It.“ Jeder Ort hat sein Geheimnis. Mir macht es höllischen Spaß, das herauszufinden.

In der neuen Folge von Sonia geht es um das Radfahren in Berlin.

Sonia’s Travels

22 thoughts on “„Berlin: Reinventing the Wheel“

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  1. SUUUUUPER! Warum muss eigtl. jemand aus England kommen, um so ein Video zu drehen?

  2. Ja, „Tourists are not so aware of you“….für US-Amerikaner sind wir nach den Niederlanden und Dänemark tatsächlich ein Paradies. Sehr hübsch auch diese (schon ein paar Jahre alte) Beobachtung eines Kaliforniers in Amsterdam: http://www.ski-epic.com/amsterdam_bicycles/

    Wir denken immer, dass alles überall so ist, wie bei uns…ich stimmt Tim zu, super!

  3. Nettes Video. Trotzdem problematisch. Es wird das Rowdytum von Touristen verstärken. Das ist schlecht für Radfahrer, die ein Interesse daran haben, das Rad als ernsthafte Alternative zum PKW zu etablieren.

  4. @Nörgler: Und wodurch genau wird sich das Rowdytum von Touristen verstärken? Ich vermute, wenn man will, kann man wohl überall etwas negatives entdecken, oder?

    Ich denke, dass durch so ein Video noch mehr Leute ggf. die Idee bekommen (viell. auch weitere Berliner), diese Stadt gelegentlich oder regelmäßig (oder eben auch nur bei einem Besuch) per Rad zu entdecken, was zunächst einmal eine ausgesprochen positive Sache ist. Wie diese Menschen sich dabei verhalten ist m.E. eher eine charakterliche Frage, als die der Kategorie Tourist oder Nicht-Tourist.

    Die Außenperspektive dieses Videos finde ich ausgesprochen spannend, auch weil sie meinen persönlichen Eindruck bestätigt. Das was sich hier in den letzten paar Jahren in der Innenstadt abspielt, speziell wenn es wärmer wird, ist enorm und alles andere als eine vollkommen normale Entwicklung, die überall so ausgeprägt stattfindet… (z. B. hilft ein Besuch in Prag um die Perspektive zu wechseln). Meines Erachtens findet in der Berliner Innenstadt eine kleine Revolution auf zwei Rädern statt, von der die Politik und Planung gerade vollkommen überrollt wird… Nach meinem Eindruck realisieren das viele Berliner ab nicht so richtig oder wollen nur die (zweifelsohne) noch vorhandenen Missstände kritisieren… [In der Hinsicht ist Kopenhagen nämlich leider tatsächlich mind. 1,5 Jahrzehnte voraus, insbesondere was den politischen Umsetzungswillen angeht].

  5. @Nörgler: Rowdytum würde ich das nicht nennen, wenn die Touris auf Rädern durch Mitte wackeln. Im Pulk sind sie gut zu erkennen und man kann sich auf sie einstellen. Einzelne Fahrradtouristen fahren langsam, aber auch die Slow-Biker haben ein Recht auf die Straße. Touristen auf Fahrrädern sind mir allemal lieber als die, die aus Bussen auf die Einheimischen herunterglotzen.

  6. mhh einzelfahrer lassen sich gut überholen udn machen im zweifel die straße schön zu, so das keine zum drängeln vorpreschen kann 😉
    wenn man einmal die selbstverständlichkeit erlebt hat, mit der bei den Niederländern dem Rad im Zentrum vorrang eingeräumt wird, dann hält man alle deutschen Verkehrsplaner für völlig gestört (ausnahme vlt Münster, aber selbst dort ists an vielen Stellen eher manifestierung von lokalkultur denn aktiver radinfrastrukturpolitik)

    die sollen ruhig mal hier herumgurken!

  7. Als mir ein Bekannter das Video zeigte war meine erste reaktion: Ui eine Amerikanerin die nichts über Helme sagt, voll gut. Dann wurde Berlin immer mehr zum Fahrradparadies verklärt und mir kamen Zweifel auf ob dem wirklich so ist und man es als Berliner Radfahrer einfach nicht mehr sieht, oder ob es nur so paradiesisch ist, wenn man es mit den USA vergleicht. Kurzum, vielleicht ist man selbst nur zu zynisch geworden um die wunderbaren Seiten des Radfahrens in der Stadt zu sehen. Ab und zu mal reality check und dann wieder gepflegt über engüberholende, telefonierende Autofahrer ärgern können 😉

  8. klingt doch sehr nett das artikelchen …

  9. Ja, etwas radweglastig, aber nicht unbedingt negativ. Die Kommentare sind immer ganz interessant, das meinte ich mit kloppen.

  10. @Ze Kohl: Es ist vollkommen klar, dass hier in Berlin längst nicht alles paradiesisch ist und planerisch ganz viel noch gemacht werden muss. In den Köpfen muss sich noch einiges ändern, politisch kommt viel zu wenig Unterstützung. ABER: Im Vergleich sind das hier in der Innenstadt wirklich schon ziemlich gute Zustände, sogar, was das Verhalten des MIV angeht. M. E. kommt das durch die schiere Masse an Radfahrern, die hier mittlerweile unterwegs ist. Ich empfehle daher dringend eine Überprüfung des Zynismus sowie einen Blick woandershin 😉

    Denn den Unterschied merkt man am allerdeutlichsten, wenn man mal aus der Innenstadt raus fährt (war erst heute morgen in Wittenau, uuuuuh). Ich war letztes Jahr sowohl in Prag, als auch in London für mehrere Stunden auf dem Rad unterwegs. Da hätte ich mich über jeden einzelnen Berliner Autofahrer gefreut, auch über die Nahüberholer… ;-). Teilweise wurden wir in einer Gruppe von mehreren Leuten ohne jede Rücksicht und mit voller Absicht von abbiegenden LKWs geschnitten. Das habe ich SO krass in Berlin fast noch nie erlebt.

  11. @Tim So meine ich das ja, vor lauter Zynismus über die schlechten Sachen darf man halt nicht vergessen, dass es doch schon ziemlich gut läuft, gerade wenn man die Autodichte in Berlin mit ein kalkuliert 🙂 Bin gespannt was dieses Jahr so als Bilanz bringen wird.

  12. ah gut, dann hab ich das ein bisschen falsch verstanden. Ich bin auch sehr gespannt auf dieses Jahr. Durch den milden Winter ist das Rad-Niveau ja nie so runter gegangen, wie das in den letzten Jahren der Fall war. Außerdem plant der Senat eine Kommunikationskampagne, wo es wohl um den „Blickwechsel“ zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern geht. Vielleicht trägt das ja mal ein bisschen zur Entspannung der z.T. etwas erhitzten Gemüter bei (sowohl auf der Straße, als auch in den Medien und diversen Kommentarforen…)

  13. @ berlinradler: Die Diskussion im TSP ist doch wieder mal eher radpositiv, wie ich auch den gesamten Trend in den Diskussionen immer mehr als autokritisch wahrnehme. Die paar Macs sind doch nur noch Meinungszombies, eher traurig, was die sich da zusammenschwafeln.

  14. Berlin kenne ich auch nur als Tourist. Einmal haben wir dort 2 Tage mit den gemütlichen Bahnbikes die Stadt erkundet (die Viertel, die man so als Touri besucht). Es war wahrlich paradiesisch: breite Strassen, in den Innenstadt wenige Ampeln, diese wunderbaren Busspuren, sehr wenige Hochbordradwege, an gefühlt vielen Strassen in der Innenstadt herrscht Parkverbot. Es waren auch gar nicht so viele Kfz unterwegs. Fazit: Weltweit verglichen liegt Berlin eher weit vorne im „Man kann entspannt und einfach durch Stadt biken“-Ranking.

  15. @ Michael S.
    Man darf dabei aber nie vergessen, wer in solchen Foren unterwegs ist. Das allgemeine Meinungsbild sieht doch oftmals ganz anderes aus, getränkt von Selbst-Schuld- und Vorfahrt-erzwungen-Mentalität. Selbst in meinem Haushalt (Modal Split 39 % ÖPNV, 33 % Rad, 28 % Auto) wird das Fahrrad außer von mir kaum als Fahrzeug akzeptiert, der Blickwinkel bleibt autozentriert. Straßen/Fahrbahnen sind für „Steuerzahler“ da, Radfahrer behindern den Verkehr. Und das trotz dass ich mit fundierten Argumenten immer und immer wieder dagegen steuere. Ohne Menschen, die sich mit dem Thema Radverkehr beschäftigen, sieht es meist richtig düster und ignorant aus. Dies wird nicht in Onlineforen, sondern auf der Straße ausgelebt.

    Von außen betrachtet, ist für mich Berlin wirklich weit vorn dabei. Natürlich kenne ich nicht alle Strecken, aber allein wie einfach das Radfahrern auf der Touristenroute Siegessäule-Alex fällt, wird ersichtlich, was anderen Städten fehlt. Was mir allerdings auch aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass die Verkehrsdisziplin der Berliner Radler sehr, sehr weit unten zu finden ist und gleichzeitig der Autoverkehr doch sehr auf die Fehlverhalten der Radler achtet. Und dass sage ich, dessen Schwester erst vor kurzem von einer Berliner Rechtsabbiegerin relativ glimpflich „übersehen“ wurde. Fahrt einfach mal im Ruhrgebeit (mein Beispiel Dortmund), dann kann man erahnen, wie schlecht es andernorts um Radler bestellt ist.

  16. @ Martin LE: Der TSP ist aber nun mal nicht das Radspannerei-Blog und selbst ausserhalb der Rubrik Fahrrad nehme ich zunehmend autokritische Stimmen und Wertungen wahr. Ist natürlich alles nur gefühlt, aber das ist ja dein Einzelbeispiel auch. Entscheidend dürfte das tägliche Erleben des Radfahrens sein. Mehr Leute auf dem Rad bedeuten mehr Verständnis für das Radfahren, bedeuten bessere Bedingungen, bedeuten mehr Leute auf dem Rad, bedeuten mehr Verständnis für… Radfahren ist trotz aller Gegenpropaganda einfach die schönste Form sich zu bewegen – naja, auch nicht für alle, meine Frau z.B. fühlt sich als absolute Fußgängerin und ÖPNV-Nutzerin, aber doch für einen beträchtlich größeren Teil als den, der jetzt im Moment noch unterwegs ist.

    Ansonsten gebe ich Dir natürlich recht, die Aussenwahrnehmung ist da für Berlin oft eine ganz andere, wenn man aus radfinsteren Städten kommt. Sieht man ja an dem Beitrag hier ganz deutlich. Wie man in einer Stadt wie Dortmund oder selbst D’dorf als RF leben kann, frage ich mich da ernsthaft, kann doch keinen Spaß machen.

  17. Nachdem ich soviel hier kommentiert habe, ein eigener Artikel zum Video mit einem kleinen Realitätscheck: http://www.urbanophil.net/urbane-mobilitat/berliner-radverkehr-in-der-ausenperspektive-und-im-realitatscheck/

  18. @ michel …

    Düsseldorf habe ich nicht als besonders Radfahrunfreundlich empfunden. im Innenstadtbereich gibt es zahlreiche abmarkierte Radstreifen und auch auf den hauptstraßen hatte ich dort weniger stress als in Berlin.

  19. Ich finde solche Foren wie das des Tagesspiegel in vielerlei Hinsicht sehr interessant. Meines Erachtens bekommt man dort einen relativ guten Einblick in die Wahrnehmung der Bevölkerung. Andererseits weiss ich nicht, inwieweit hochwertige Medien sich ins eigene Fleisch schneiden, wenn sie ein offenes Forum anbieten, das doch eher im unteren Intelligenzbereich befüllt wird.

    Radfahrer und Radverkehr werden von einem großen Teil der Bevölkerung – vielleicht sogar von der Mehrheit – negativ wahrgenommen. Und selbst wenn die Wahrnehmung neutral ist, findet man immer noch Verständnis für abmarkierte 50-Zentimeter-Radstreifen, „wenn doch die Straße eben nicht breit genug ist“.

    Aber ich merke auch Änderungen. Vor 5-10 Jahren musste man noch erklären, dass Radwege nicht benutzungspflichtig sind. Wenn die entsprechende Regel überhaupt zur Kenntnis genommen wurde, wurde dann eben mit dem Rechtsfahrgebot argumentiert. Es gab tatsächlich viele Diskussionsgegner, die nicht akzeptieren wollten, dass Radwege nicht mehr benutzt werden müssen. Heutzutage sind viele zwar nicht glücklich mit der Regel, bestritten wird sie aber in Onlinediskussionen nur noch selten.

    Generell merke ich große Unterschiede zwischen Bereichen mit vielen und solchen mit wenigen Radfahrern. Auch jahreszeitabhängig finde ich Radfahren im Sommer wesentlich angenehmer, weil ich nicht der einzige bin. Subjektiv führt das zu besserem Überholen und zu etwas mehr Aufmerksamkeit beim Abbiegen. Nervig sind dann natürlich die Leute, die im Winter wie die Chaoten Autogefahren sind. Im Sommer fahren sie so mit dem Rad, das nervt schon. Spätestens, wenn mich beim Rechtsabbiegen ein Radfahrer rechts überholt, weiss ich, dass wieder Frühling ist. An „meinen“ Bürgersteig mag ich gar nicht denken, dort macht es im Sommer keinen Spaß, Fußgänger zu sein. Währenddessen kontrolliert das Ordnungsamt paar Meter weiter, ob auch keiner zum S-Bahn-Fahrradparkplatz radelt …

  20. @ botchjob: Naja, ich war im Januar mal wieder sowohl in Dortmund (wurde da von Verwandten mit dem Auto rumgefahren) als auch in D’dorf, Hauptbahnhofgegend. Tat sich beides nichts. Mag sein, dass man auch gute Strecken findet, aber allein wie sich schmale Radwege da durch die Gegend winden hat mich nicht gefreut. Kommt noch dazu, dass darauf oft geparkt wird, so wie ich das in Berlin (auf Radwegen) schon lange nicht mehr (bzw. überhaupt noch nie, ist ja nicht Hamburg hier) erlebt habe. Nein, wenn ich mich auch oft über die bestehenden Missachtungen aufrege, im Grunde denke, dass es woanders kaum besser, meist schleichter aussieht. Aber dennoch darf man ja träumen, in 10 Jahren vielleicht ein Stück näher an Kopenhagen oder den Niederlanden zu sein. Und nur vom träumen kommt das dann letztlich auch nicht, muss man schon für kämpfen.

  21. @Michael S: Dortmund hat zwar viele schmale Bordsteinradwege, die kannst du aber alle getrost ignorieren. Dann fährt es sich hier (ich bin aus Do) recht entspannt, sicher nicht viel anders als in B. Die Polizei ignoriert Fahrbahnfahrer und die Stadt entschildert zur Zeit fleissig.

    Die Hup- und Nahüberholerquote ist sehr niedrig. Das scheint zum Teil an der stoischen westfälischen Mentalität zu liegen, die Leute gehen weniger schnell auf die Palme als anderswo. Ausserdem ist die Bebauungsdichte für eine Grosstadt relativ niedrig, so auch die Verkehrsdichte für Grosstadtverhältnisse. Man kann gut über Nebenstrassen dem Verkehr ausweichen. Dadurch gibt es aber eben auch überall noch Parkplätze, so dass die Autoquote auch relativ hoch ist und wenige umsteigen aufs Rad. Und dazu kommt noch, dass Umsteiger sich meist strikt an Radwege halten, dann negative Erlebnisse haben und wieder aufs Radfahren verzichten.

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