Wie kann eine Kommune den Radverkehr fördern? Für Hep Monatzeder, dritter Bürgermeister von München, ist die Antwort klar: man muss Geld in die Hand nehmen. Damit kann man Fahrradinfrastruktur bauen und Werbung für das Radfahren betreiben. Ein Beispiel für eine Kampagne zur Förderung des Radfahrens ist der Münchener Radlstar.
Monatzeder: „In München liegt das Verhältnis zwischen der „weichen“ Fahrradförderung und den Infrastrukturmaßnahmen bei eins zu vier. Besser wäre noch ein Verhältnis von eins zu drei, da sind wir nahe dran. Das bedeutet, dass wir 20 Prozent des verfügbaren Geldes für Propaganda verwenden und den Rest für bauliche Maßnahmen zur Förderung des Radfahrens.“
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Die Münchner Radfahrer tun mir jetzt schon leid.
Wenn angekündigt wird die baulichen Massnahmen für den Radverkehr zu verbesseren klingt das für mich immer wie eine Drohung.
Die Münchner werden wohl auch bald Kölner Radverkehrsverhältnisse haben. In Köln gab und gibt sehr sehr viel bauliche Massnahmen „für“ den Radverkehr.
In einer Pressemitteilung der Fraktion der Grünen in München liest sich das ganz anders:
http://www.gruene-muenchen-stadtrat.de/seiten/texte/presse_htm/P11/pm1112/pm111122.htmlhttp://www.gruene-muenchen-stadtrat.de/seiten/texte/presse_htm/P11/pm1112/pm111122.html
Schlimm finde ich Politiker, die mit Prozentangaben jonglieren, ohne die zugrunde gelegte Summe zu nennen. So wie es aussieht, werden derzeit pro Jahr insgesamt 8 – 10 Millionen für den Radverkehr ausgegeben, davon 500 – 600.000 für Fahrradkampagnen. Wenn nun der Grüne Monatzeder mehr Geld für PR-Maßnahmen fordert, hat er vermutlich ein Vetterchen mit einer Werbeagentur. Rausgeschmissenes Geld, schließlich betreiben ADFC, Naturschützer, Ärzte und nicht zuletzt die Fahrradwirtschaft schon genug Werbung für das Radeln.
Sorry, habe den obigen Link doppelt einkopiert, also nochmal.
http://www.gruene-muenchen-stadtrat.de/seiten/texte/presse_htm/P11/pm1112/pm111122.html
in der „Radlhauptstadt“ ist gestern Morgen eine junge Radfahrerin von einem LKW-Fahrer überrollt und getötet worden. Mir tut es so unendlich Leid für ihre Eltern und anderen Angehörigen. Das ist so fürchterlich. Ich kenne die Hintergründe nicht genau, anscheinend war der Radweg plötzlich zuende und dann kam der LKW. In der Zeitung stand, dass die Stadt diese Stelle bislang nicht entschärfen konnte weil das mit Wegfall von Parkplätzen und Fahrspuren verbunden sei. Heute Morgen hat die Polizei dort eine spontane Aufklärungsaktion für Radler gemacht.
Es ist einfach unfassbar.
@siggi: Bauliche Maßnahmen „für“ den Münchner Radverkehr sehen so aus, und das finde ich nicht schlecht!
„““““““““““““““““““““““““““““““““““““““““““““
hamburgize schreibt:
Mittwoch, 07.12.2011 um 11:12
@siggi: Bauliche Maßnahmen “für” den Münchner Radverkehr sehen so aus, und das finde ich nicht schlecht!
„“““““““““““““““““““““““““““““““““““““““““““““““
Bis auf die „Kleinigkeit“, dass weiterhin Geradeausfahrer rechts neben Rechtsabbiegern fahren.
Das kostet zwar immer wieder mal ein paar Menschenleben.
Aber den meisten Radfahrern reichte es ja wenn sie sich sicher fühlen. Immerhin ein kleiner Trost wenn einen dann der rechtsabbiegende LKW überrollt.
@siggi: das mit den Rechtsabbiegern erlebe ich hier in Frankfurt am Main ebenfalls. Da wird noch schnell überholt, um mich dann beim Rechtsabbiegen zu schneiden. Das ist wie Autoscooter oder Ballerspiel. Andererseits sind die markierten Radstreifen die billigste Lösung, um mit den schlappen 10 Millionen Etat noch einen wirklichen Effekt zu erreichen. Leider fahren aber weder Autos noch Fahrräder auf Schienen, so dass es jede Menge Szenarien gibt, bei denen ein Radler auch auf dem Radstreifen überrollt werden kann. Übrigens würde sich die Deutsche Bahn bedanken, wenn jemand auf die Idee käme, Radschnellwege entlang der Bahntrassen auf Gleishöhe in 1 m Abstand ohne Absperrung zu bauen.
@ kl
Radstreifen sind nicht die billigste Lösung, sie sind die zweit Schlechteste.
Die billigste Lösung wäre diesen ganzen Mist wegzulassen.
Dann hätten sich auch deine beschriebenen Situationen erledigt.
So was wird von den Münchner Pkw-Fahrern gern zum Rechtsabbiegen verwendet. Außer es steht grad ein Lieferwagen drauf.
Abgesehen davon sind ausreichend breite Streifen extrem selten.
Üblich sind die Hochbordradwege, natürlich mit Benutzungspflicht.
Die Priorität beim Entschildern liegt nicht daran, ob ein Radweg, schlecht, gefährlich, zu schmal usw ist, sondern einzig allein daran, ob man Radfahrer auf der Fahrbahn haben will oder nicht (siehe oben: lieber ein Toter, als einen Stellplatz verlieren).
mgka schrieb hier einen Kommentar, der die Absichten „der Stadt“ widergibt:
Eine halbe Million pro Jahr nur für die Marketingkampagne… oha. Naja, Marketingkampagnen gehen ja auch leichter durch als bauliche Maßnahmen, wo im Zweifelsfalle der motorisierte Verkehr zu „leiden“ hätte.
Wo ist der Kotzsmiley?
Marketing ist wichtiger als man denkt. Man hat nur bis jetzt keine Erfahrung damit und keine konkreten Untersuchungsergebnisse.
Nur mit Werbung und Image kann man Verlangen nach Produkten oder Lebensweisen etc. generieren. Für ein Noname-Produkt zahl ich viel weniger als für ein Markenprodukt. Fahrräder und alles drumherum sind bis jetzt völlig imagefrei gewesen gewesen. Autofirmen geben seit Jahren Milliarden/Jahr für Werbung aus, um dem Käufer zu suggerieren, ein Auto würde Freiheit und Status erzeugen. Es wirkt ja anscheinend bei den meisten.
Wenn Fahrradfahren ein cooles Image bekommt, ist das für viele ein besseres Argument es zu nutzen als hier und da ein Radweg.
@ Christoph: Stimmt schon. Noch lieber wär’s mir aber, das Marketing-Geld würde in Kraftfahrer-Aufklärung bezüglich Seitenabstand gesteckt. Das würde nach einiger Zeit zu konkreter Sicherheit und zu Sicherheitsgefühl beitragen. Kann man ja intelligent verbinden.
@siggi, etc.: Wer weder Radwege noch Radfahrstreifen haben will, sondern ausschließlich alle Radfahrer auf den Fahrbahnen mit Kfz führen will, der wird kaum die Leute weg vlom Autolenker rauf auf den Sattel bringen. Und diejenigen Radfahrer, die bislang immer noch gern den für sie „sicheren“ Radweg nutzten, werden dann nicht mehr radeln.
In den Städten, die ohne Radverkehrsanlagen auskommen wie Gelsenkirchen, Hagen, Wuppertal, usw. fährt eben auchfats niemand Rad. Das Radeln auf der Fahrbahn wird offensichtlich nicht als angenehm empfunden. Und der Autoverkehr lässt sich nicht einfach so überall flächendeckend innerstädtisch ausschlueßlich auf Fahrradstraßen führen.
@Michael S: Warum sollte sich ein „aufgeklärter“ Autofahrer an den vorgeschriebenen Seitenabstand halten, wenn doch beim Rechtsabbiegen immer wieder die Vorfahrtsregel vergessen wird?
Verkehrsteilnehmer (auch Radfahrer) tendieren dazu, nicht das zu machen was vorgeschrieben ist sondern das was geht.
In der Regel hilft dabei ordentliche Infrastruktur. Ich fahre auch lieber auf dem Radweg, wenn ich dort schneller voran komme als auf der Strasse. Ordentliche Infrastruktur bereitzustellen heisst aber auch dem motorisierten Verkehr etwas wegzunehmen.
Das wird aber nicht gemacht. Obwohl ein massenhafter Umstieg auf das Fahrrad den motorisierten Verkehr deutlich entlasten würde.
@ Hein Bloed: Weil jeder Autofahrer weiß, dass er beim Rechtsabbiegen auf den Radverkehr achten muss, auch wenn er es nicht tut. Mit dem Seitenabstand ist das ganz anders. Das weiß keine Sau.
@Hamburgize: Stimmt.
Ja, was Hamburgize schreibt, stimmt durchaus.
Dennoch sind gut gemachte Radwege und -streifen doch eher die Seltenheit. Ausreichende Breite haben wir in Berlin meines Erachtens oft. Aber bei der einen oder anderen Verschwenkung wird mir Angst und Bange. Wenn mal jemand die Begrenzungslinien des Radstreifens nicht mitbekommt, hab ich keine Chance, dann fahre ich dem in Schlangenlinien vor die Motorhaube – brav den kuriosen Verschwenkungen folgend. Da fahr ich doch lieber geradlinig und verzichte auf künstliche Kurvenfahrten in Kreuzungsbereichen.
was bei den Radfahrstreifen immer bedacht werden muss: Das ist zwar was für schnelle Radfahrer und funktioniert für sehr viele, aber eben nicht für alle. Es funktioniert nicht für sehr ängstliche Menschen, es funktioniert nicht so für sehr geräuschempfindliche Menschen etc. – Es lohnt sich, darüber sich mal mit Nicht-Radfahrern zu unterhalten…
Und @Ulrike, bzgl. „Marketing macht keinen Sinn“…: Warum fahren wohl so viele Leute Auto und warum glauben so viele Leute felsenfest daran, dass sie das einzig richtige damit machen? Mal darauf geachtet, wie häufig du mit Autowerbung konfrontiert wirst? Beim Frühstücksradio, in der Zeitung, beim Fernsehen, auf Plakatwänden etc. etc. etc…. Wenn in dem Maße Fahrradwerbung gemacht würde, wie das mit Autowerbung tagtäglich passiert, dann würden die Städte hier schon ganz anders aussehen…
und ums nochmal deutlich auf das Video / die Kampagne bezogen zu sagen: Ich bin überzeugt davon, dass München mit der Kampagne sehr viel richtig macht. Die Evaluationsergebnisse der Kampagne zeigen, wie gut die angekommen ist. In zehn Jahren wird das wesentlich normaler sein, dass ne Stadt professionelles Marketing für den Radverkehr macht. Das machen doch jetzt schon immer mehr Städte.
@Tim: Zu Radfahrstreifen und den Nichtradfahrern: Nichtradfahrer gehen ja auch zu Fuß, und da regen sich Nichtradfahrer besonders gern über die Radfahrer bei den klassischen deutschen Bordsteinradwegen auf. Radfahrer seien ihnen zu schnell, Rüpen, Rambos, usw. . . Dagegen gehen oder stehen Fußgänger in Deutschland regelmäßig auf Radwegen, an Kreuzungen nutzen sie bevorzugt die Radfurten statt der Fußgängerfurten – alles bedingt durch die schlechte Anlage, die den Autoverkehr bevorzugt (fehlende Aufstellflächen für Fußgänger und Radfahrer, kürzestmögliche Räumzeiten für den nicht motorisierten Verkehr, „Dreistrichfurten“). Auf die Radfahrer wird dann gern gepöbelt als Rowdies, Rüpel, Kämpfer, usw. Gegen die Fußgänger, die regelmäßig gegenüber dem Radverkehr sich nicht regelkonform verhalten, wird ich glaube in keiner einzigen deutschen Kommune eingeschritten (z.B. wegen Benutzung falscher Fahrbahnteile). Das ist ein absolutes Tabu . . . Erst wenn das ernst genommen würde gäbe es bessere Verkehrsräume und Aufenthaltsräume für Radverkehr und Fußgängerverkehr.
Auch in Kopenhagen gibt es Radfahrstreifen, z.B. auf den großen Brücken (Langebro, Knippelsbro). Ich habe dort noch niemanden auf den Gehwegen radeln gesehen. Dort fährt jeder, jeden Alters, mit der jeweils entsprechenden Geschwindigkeit. Die Radfahrstreifen haben dort die Breite einer ganzen Fahrspur, wodurch Radfahrer drei- bis vierspurig fahren können und langsame Radfahrer überholt werden können, Erwachsene Kinder nebeneinander begleiten können, andere nebeneinander fahren können und sich dabei unterhalten.
Der wesentliche Unterschied zu Deutschland: Dänemarks Radfahrer müssen an Kreuzungen indirekt links abbiegen. Dadurch brauchen sie beim Abbiegen nach links nicht Fahrstreifen wechseln. Das kommt den ängstlichen Radfahrern entgegen.
Massenhaft Bilder zu Fehlverhalten von Fußgängern: Köln – Hamburg1 – Hamburg2 – Hamburg3 – sowie andere Hamburger Spezialitäten
@ hamburgize: teils, teils.
In Kopenhagen sind die Radwege schon immer deutlicher mit halbhohen Kanten abgesetzt. In Deutschland reicht meist ein Strich auf dem Asphalt oder gar nur ein Blauschild irgendwo, ohne Markierung. Vielfach sind die Radwege auch einfach nur auf den Gehweg gequetscht worden und nehmen Fußgängern den Raum, den sie benötigen und auch verdienen (sind die meisten, wenn nicht alle deine „massenhaft Bilder zu Fehlverhalten von Fußgängern“). Wie hier mal jemand sagte, es ist nicht die Schuld der Wölfe wenn sie Schafe reißen, sobald man sie in den Schafstall sperrt, sondern derjenigen, die sie da einsperren (Autor melde dich…). Ich ergänze: Es ist auch nicht die Schuld der Schafe. Ausserdem sollten wir als Radfahrer nicht den Fehler machen, das Autofahrergehabe zu übernehmen. Da sind vielleicht viele in der Realität auf ein anderes Gefährt umgestiegen, mental aber noch als Autofahrer unterwegs. Priorität hat in meinen Augen immer der Fußgängerverkehr. Als solche sind wir alle unterwegs, und sei es auch nur lebensphasenweise. Es kann nicht sein, dass wir von den Fußgängern diszipliniertes Verhalten erwarten, wie wir es von Autofahrern an der roten Ampel verlangen. Zu Fuß gehen muss soweit als möglich frei bleiben. Frei von Helmen, frei von Warnwesten, frei von „bitte den abgeblätterten weißen Streifen nicht übertreten“. Wie sollen sich denn sonst all die Kinder benehmen, die etwas wahrnehmungseingeschränkten Alten, die verträumten Paare, die streitenden Kollegen, die nervös zum Bus hetzenden Geschäftsleute? Sollen wir alle im Alltag, sobald wir aus der Tür treten einen StVO-Chip aktivieren? Nein, Danke. Das ist billiges Fußgängerbashing a la „die Radfahrer“. Rüpel gibt es überall, im Auto sind sie tödlich, auf dem Rad gefährlich, zu Fuß nervig.
In meinen Augen ist die Sache sehr einfach: Je schneller und eckiger, kantiger, schwerer, desto mehr Restriktionen.
Fußgänger: quasi Null, bitte aufpassen beim Überqueren gesonderter Fahrwege für schnellere Verkehrsteilnehmer.
Radfahrer: Für schnellere Verkehrsteilnehmer kalkulierbar fahren, Rücksicht besonders auf Fußgänger und striktes Beachten der Regeln, die diese schützen sollen.
Autofahrer: Absolute Beachtung der Geschwindigkeitsbegrenzungen, Akzeptanz von geringeren Geschwindigkeiten im gemeinsamen Raum mit Radfahrern. Rücksicht besonders auf Fußgänger und Radfahrer und striktes Beachten der Regeln die diese schützen sollen.
@Michael S.: Und solange Radfahrer auf Deutschlands üblen Radwegen eingesperrt bleiben haben dann Radfahrer die absolut schlechtesten Bedingungen (auch unter „striktem Beachten der Regeln und besonderer Rücksicht auf Fußgänger“), weil Fußgänger ja immer alles dürfen . . .
Sorry, auch Fußgänger sollten Rücksicht nehmen auf Radfahrer, wenn Radfahrer auf Radwegen zu fahren haben (gemäß StVO). Übrigens sind Radfahrer beizeiten ohnehin auch Fußgänger, und nicht nur Radfahrer.
An der vermurksten Planung lässt sich heute noch nicht viel ändern, vielleicht ein wenig mit Freigabe der B-Pflicht. Aber die unsicheren Radfahrer werden weiterhin auf „ihren“ liebgewonnenen Radwegen balancieren oder Gehwege vorziehen, solange der Autoverkehr weiterhin die Straßenräume als Auto-Verkehrsräume degradiert.
@ hamburgize: Ich habe überhaupt kein Problem mit Fußgängern, fühle mich auch nicht ungebührlich behindert. Ich meine nicht, dass Fussgänger alles dürfen dürfen, sondern dass wir uns als Radfahrer nicht über ihr „normales“ Fehlverhalten aufregen sollten. Das gilt gerade auch für die Konflikte auf den Gehwegradwegen. Wenn wir Fußgänger zur Seite schimpfen oder sie knapp überholen, während sie vor sich hinträumen oder wenn wir herumschnauzen, wenn jemand schnell auf den Radweg zusteuert, einfach nur vorausschauend zu fahren, dann ist das Radelrambo-Image vorprogrammiert. Du gehst scheinbar ähnlich wie Autofahrer gegenüber Radfahrern davon aus, dass Fußgänger dich behindern und sich an die Regeln zu halten haben, die für Autos gemacht wurden. Schau dir x-beliebige Videos aus den 50ern an, dann weißt Du, wer das eigentliche Verkehrsproblem darstellt (nagut, weißt Du eh schon 😉 nehme ich an.) Den Konflikt Radfahrer-Fußgänger zusätzlich zum tatsächlichen Konflikt Radfahrer-Auto zu kultivieren, bringt in meinen Augen überhaupt keine Punkte, höchstens den Ruf nach Kennzeichen oder ähnlichen Mist. Insofern, um auf den Beitrag zurückzukommen: Ja, Marketing ist auch wichtig, es kann dazu dienen das Image zu verbessern, Verständnis zu schaffen und auch ein Ziel zu setzen, welches Image man als Radfahrer selbst bedienen möchte. Verstehen, dass was schief läuft, ist der erste Schritt zur Veränderung. Streit ist manchmal notwendig und schafft natürlich auch Veränderung, aber man sollte darauf achten, mit wem man sich streitet.
Der Autor war ich… Wobei ich glaube ich von Wölfen=Autofahrer/Gesetzgeber, die die Schlangen=Radfahrer in den Kaninchen=Fußgängerstall sperren, gesprochen hatte. 😉
Daher kann ich die letzten zwei Beiträge von @Michael S. auch nur von ganzem Herzen und völlig uneingeschränkt unterschreiben. Ich würde es sogar noch drastischer formulieren:
Wer als Radfahrer einen Fußgänger, der unachtsam auf einen bürgersteiggeführten Radweg tritt oder dort rumsteht oder eine Fußgängergruppe, die z.B auf einem gemeinsamen Geh- und Radweg außerorts nebeneinanderläuft anschnauzt, aggresiv wegklingelt oder gar in potenziell gefährdender Art knapp und schnell überholt – vielleicht sogar in erzieherischer Absicht („Da ist doch ein Radweg!“) , der hat in meinen Augen damit sofort jegliche Berechtigung verloren, Autofahrern gefährlich knappes Überholen oder aggressives Gehupe nur um des Vorankommen willens vorzuwerfen.
@reclaim / Michael S.: Aber das ist es doch: Herkömmliche deutsche Radwege funktionieren nicht. Nur bei Radfahrern Nachsicht einzufordern kann es doch aber nicht sein. Die Planer und Politiker müssen lernen umzuschalten und den Konflikt „Fußgänger auf Radwegen“ ernst nehmen. Dazu muss der Konflikt benannt werden, auch dann, wenn es auch um sog. „Rüpelradler“ geht. Der gesamte Konflikt ist schwieirg, ebenso der Umgang miteinander im Konfliktfall. Egal was ein Radfahrer macht, er kann immer der Verlierer sein. Klingelt er bei Fußgängern auf dem Radweg ganz zaghaft und sanft, reagieren manche Fußgänger schon total genervt, klingelt er nicht, weil er vorher angeraunt wurde, und versucht ohne klingeln Fußgänger vorsichtig zu umfahren, wird er ggf. auch angeraunt, weil er nicht geklingelt hat. Die Rüpel wären in meinen Augen die Radfahrer, die auf einem normal schmalem Radweg dann noch unerlaubt entgegenkämen.
Und auf gemeinsamen innerstädtischen Geh- und Radwegen kann es passieren, dass Fußgänger stur mittig gehen, sodass ein Radfahrer nicht überholen kann, weil die Fußgänger nicht wahrgenommen haben, dass Radfahrer dort zu fahren haben, die Fußgänger aber dem „Feind“, weil angeblich wieder diese Rüpel, keinen Platz machen wollen. Diskussion oder absteigen und schieben?
Nebenbei: Ich persönlich fahre oft genug bei von Fußgängern verstopften b-pflichtigen Radwegen auf der Fahrbahn, wurde bislang deswegen allerdings noch nie belangt.
Rüpel sind in meinen Augen die, die ganz bewusst unsichtbare Radwege wie z.B. auf Hamburgs Jungfernstieg bauen lassen. Den Radfahrern wird ein Radweg suggeriert, den vor allem die unsicheren nutzen wollen, die Fußgänger nehmen den Radweg nicht wahr, weil er kaum erkennbar ist. Und fertig ist der Konflikt und prägt dann wieder das Bild des bösen Radfahrers.
Was bei Fußgängern oft vergessen wird: Es gibt keinerlei Voraussetzungen, damit sie am Straßenverkehr teilnehmen können. Sie dürfen blind sein, taub, dement, körperlich oder geistig eingeschränkt etc. …
Darauf hat sich ein Fahrzeugführer – theoretisch – einzustellen. Praktisch gibt es dazu kaum eine Möglichkeit, wie will man sich mit Tempo 50+ auf einen orientierungslosen Fußgänger einstellen?
Und auch wir Radfahrer sollten eher von dieser Situation ausgehen und schon aus dem Grunde tolerant sein. Denn im Zusammenspiel Fußgänger-Radfahrer geht von uns die Betriebsgefahr aus, nicht vom Fußgänger.
Dass man sich mal ärgert, ist aber durchaus normal. Geht mir auch so, obwohl ich sowas eigentlich Unerwachsen finde. Man kann aber durchaus an sich arbeiten.
@ hamburgize: Das Klingelding ist der Klassiker. Man kanns nicht jedem recht machen, weil die Menschen das auch unterschiedlich wahrnehmen. Macht aber auch nichts, eine freundliche Antwort/Erklärung wirkt da Wunder und soviel Zeit muss schon sein, kann man auch im Vorbeifahren loswerden. Wir haben als Radfahrer doch gerade den Vorteil, dass wir keinen Kasten um uns herum haben.
Und das hier:
„Und auf gemeinsamen innerstädtischen Fahrbahnen kann es passieren, dass Radfahrer stur mittig fahren, sodass ein Autofahrer nicht überholen kann, weil die Radfahrer nicht wahrgenommen haben, dass Autofahrer dort zu fahren haben, die Radfahrer aber dem “Feind”, weil angeblich wieder diese Umweltsäue, keinen Platz machen wollen. Fenster runter und belehren oder hinterherschleichen?“
… kann man auch anders sehen.
Ich denke nicht, dass Du im Ernst ein rücksichtsloser Radfahrer bist oder dass es keine Fußgänger gibt, die sich daneben benehmen. Aber ich finde, DIESEN Streit sollten wir einfach nicht austragen. Der entschärft sich ohnehin, wenn Radfahrer einen sicheren und bequemen Weg jenseits der Fußgänger bekommen und wer uns diesen Weg frei machen muss, da sind wir uns doch wohl alle einig, oder?
Ich hab nochmal genau gelesen. Der Autor dieser Aussage in dieser Form war ich doch nicht und ich kann sie auch nicht unterschreiben. Denn sie entschuldigt ja sozusagen die Wölfe=Radfahrer, wenn sie in den Schafstall eingesperrt Schaafe reißen. Bei Wölfen wäre das zu entschuldigen. Bei Menschen aber nicht. Denn Menschen haben einen freien Willen und müssen nicht nach Instinkten handeln.
Daher gerade sollte ein Radfahrer, der sinnfreierweise in den „Fußgängerstall“ gesperrt wird sich eben gerade nicht aggressiv gegenüber den Fußgängern verhalten, sondern entweder aus dem Stall ausbrechen („Fahrbahn“) oder sich im „Fußgängerstall“ als (unfreiwilliger) Gast fühlen und verhalten (wobei die Fußgänger nichts aber auch garnichts für die Unfreiwilligkeit können), solange es ihm nicht gelingt auszubrechen, oder denjenigen, der ihn dort eingesperrt hat, zu überzeugen oder zu zwingen, den Radfahrer wieder freizulassen.
@ reclaim: Der Punkt kam bei dem Spruch auch schon als berechtigte Kritik zum Tragen. Wie jeder Vergleich, hinkt er halt. Aber ich finde ihn trotzdem noch ganz passend, weil es um die Unvereinbarkeit von Fahrrad neben Fußgänger geht und wer uns (Radfahrern und Fußgängern) so einen Käse vorschreibt (die Verkehrspolitiker). Ansonsten kann ich deine Aussagen im zweiten Absatz nur unterschreiben.