Radfahrer in Baden-Württemberg sagen „Ja“

ja-zum-ausstieg-aus-stuttgart-21.jpgWenige Tage vor der landesweiten Volksabstimmung über den Stopp der Mitfinanzierung durch das Land am Projekt „Stuttgart 21“ hat sich der ADFC im südwestlichen Bundesland noch einmal zu Wort gemeldet und für Ja-Simmen zum Austieg aus dem Milliardenloch geworben:

„Aus Sicht der Radfahrer-Lobby bringt der geplante Tiefbahnhof „Stuttgart 21“ für reisende Radfahrer deutlich mehr Nachteile als der bisherige Kopfbahnhof. Der ADFC Baden-Württemberg rät daher, mit JA für den Ausstieg des Landes aus dem milliardenteuren Projekt bei der Volksabstimmung am kommenden Sonntag zu stimmen. Radfahrer müssten künftig jeden Bahnsteig über Aufzüge oder Rolltreppen erreichen – nicht mehr ebenerdig wie bisher im Kopfbahnhof. Zudem könnten die Züge nicht mehr auf einem von 16 Bahnsteigen frühzeitig bereitgestellt werden. Die kurzen Haltezeiten im Tiefbahnhof zwingen vor allem bahnfahrende Radgruppen beim Umsteigen zum echten „Stresstest“. Die relativ schmalen Bahnsteige im Tiefbahnhof bedeuten für reisende Radfahrer eine weitere Komfort-Einschränkung.“

ADFC Baden-Württemberg: Stuttgart 21 ist kein Projekt für Radfahrer

11 thoughts on “Radfahrer in Baden-Württemberg sagen „Ja“

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  1. Ist der ADFC dann auch dafür, das alle anderen Bahnhöfe in Kopfbahnhöfe verwandelt werden? Oder gibt es bald die deutschlandweite Karte mit Fahrradfahrer freundlichen Kopfbahnhöfen? Nicht dass ein Stuttgarter ADFC Mitglied im tollen Stuttgarter Kopfbahnhof einsteigt und dann in Hintertupflingen beim Aussteigen nicht mehr weiter weiss weil er da eine Rolltreppe oder Fahrstuhl oder vielleicht auch nur eine Treppe vorfindet?

    Also ein dämlicheres Argument gibt es nicht. Erst bewirbt man das Radfahren als etwas gesundheitsförderndes was der Beweglichkeit der Menschen zuträglich ist und dann ist plötzlich die Nutzung einer Treppe/Rolltreppe/Fahrstuhls nicht zumutbar…

  2. Nun ja, wer in Berlin schon mal den sogenannten Hauptbahnhof mit Rad benutzen durfte (oder allein schon mit Gepäck), kann diese Argumentation verstehen. Ich mag z.B. genau deshalb den Leipziger Bahnhof sehr gern. Klar muss man auch mal nach dem Zug rennen beim Umsteigen, aber wenigstens muss man keine Ebenen überwinden, was bei einer Radreise dann doch mal etwas schwer werden kann.
    Sicher, kann das nicht das einzige Argument sein. Die „Beliebtheit“ des Berliner Hauptbahnhofs sollte aber zeigen, dass teuer nicht gut sein muss. Das Ding ist noch immer ein Ufo. Wo geht nutzt der Berliner möglichst andere Bahnhöfe.

  3. Das Problem am Berliner Hbf sind viel zu wenige Aufzüge, die dann meist von Leuten belegt sind, die auch ohne Probleme die Rolltreppen benutzen könnten oder sogar die Treppen
    Frau mit Kinderwagen oder Radreisende schauen dann dumm aus der Wäsche. Ich bin ein großer Freund des Treppensteigens, auch mit dem Rad, aber es ist nicht immer möglich sein vollgepacktes Fahrrad mit taschen dran mal eben die Treppen rauf und runter zu schleppen.

  4. Madriz, wieso soll die Feststellung das mit S21 aus einem radfahrerfreundlichem Bahnhof, einer entstehen würde, der weitaus weniger freundlich den Belangen der Radfahrer gegenübersteht, dämlich sein?
    Um nichts anderes geht es hierbei.

    Als dämlich sehe ich im Zusammenhang mit der S21-Kontroverse etwas ganz anderes. Das öffentliche Gebahren der S21-Lobbyisten, durch die systematische Kaputtrederei von Aufrufen wie diesen.

    Ich hab sowas schonmal erlebt, im Vorfeld eines kleineren Projekt, wie systematisch dort gelogen wurde und in den Medien jede Gelegenheit gennutzt wurde, um mit aggressiver Unsachlichkeit Stimmung gegen sachlich argumentierende Projektgegner zu machen.

    Als dann damals über das Projekt abgestimmt wurde, war eine erstaunliche Mehrheit der Bevölkerung übrigens dagegen. Es war den Leuten zu teuer.
    Und das war gut so, denn auf die Art ist die Kommune auch heute noch nicht pleite.

  5. Madriz: Das alle Bahnhöfe in Kopfbahnhöfe umgebaut werden müssen ist ja auch nicht notwendig. Es würde genügen die Bahnhöfe erst einmal mit Fahrstühlen auszustatten. Das würde nicht nur den Radfahrern, Leute mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer sehr freuen. Nur geschieht dieses nicht, da das Geld für Protz-Projekte wie Stuttgart 21 im wahrsten Sinne des Wortes „versenkt“ werden.

  6. Wie Philip richtig anmerkt ist das Problem mit zuwenigen Fahrstühlen nicht nur für Radfahrer (die man bei der Bahn ja seit Mähdorn eh nicht haben will) schlecht, sondern auch für Leute mit Kinderwagen oder schwerem Reisegepäck (wobei auch letzteres bei der Bahn nicht mehr gerne gesehen wird). Wer mal eine Weile mit Baby/Kleinkind im Kinderwagen unterwegs war, versteht, dass es eigentlich immer zuwenig Fahrstühle gibt. Und versteht nebenbei warum die Bugaboos sich trotz hoher Preise größtr Beliebtheit unter ÖPNV-Nutzern erfreuen – die sind nämlich die leichtesten und lassen sich notfalls samt Kind alleine Treppen rauf und runtertragen. Ist leider immer wieder notwendig – speziell in Berlin, wo viele U-Bahnhöfe weder Rolltreppen noch Lifts haben.

    Das Argument von Madriz „braucht man nicht, weils das nicht überall gibt“ ist selten dämlich und lohnt eigentlich gar nicht drüber zu diskutieren.

  7. Warum die Bahn nicht mal am Berliner Hauptbahnhof eine ordentliche Fahrstuhlversorgung hinbekommen hat, ist mir ein Rätsel. Von den Aufzügen an anderen Stationen mit Verfügbarkeitsquoten von bestenfalls 90% ganz zu schweigen. Am Hauptbahnhof wartet man mehrere Minuten auf einen Fahrstuhl, der dann, wie Philip richtig anmerkt, schlimmstenfalls belegt ist.

    Einkaufszentren machen es vor. Parallel mehrere Fahrstühle erhöhen die Verfügbarkeiten und verringern die Wartezeit. Zur aktuellen Hochglanz-Billig-Epoche will das natürlich nicht so recht passen.

    Madriz mag ich zustimmen – für mich liest sich die Argumentation des ADFC-BW etwas vorgeschoben. Motto: Wir sind dagegen und müssen noch paar Argumente erfinden.

  8. >>Warum die Bahn nicht mal am Berliner Hauptbahnhof eine ordentliche Fahrstuhlversorgung hinbekommen hat, ist mir ein Rätsel.< hängen im Schacht.
    Und das Elend kann man auf ständig beobachten, wenn man will.

    Jetzt nun einen wirklich GUTEN Bahnhof dahingehend zu verschlimmbessern, mag zwar nicht als Totschlagargument gegen solch ein Projekt taugen, jedoch durchaus als Entscheidungshilfe nützlich sein. 😉

  9. Ach du dickes Ei. Da fehlt ja 3/4 von dem, was ich geschrieben hatte. Sorry für den kaputten vorhergehenden Kommentar von mir. K.A. was da passiert ist

  10. Was @Madriz gar nicht erwähnt – obwohl er wohl Ortskenntnisse von Stuttgart hat – ist der Nachteil, den nur S 21 hat, nicht Hintertupflingen: Das Gefälle der Bahnsteige. Längs der Bahnsteige, weil im Westen der Durchgangsbahnhof für die S-Bahn und im Osten die U-Bahn unterschiedliche Höhenlagen haben. Also muss die Bahn bergauf bzw. bergab anhalten. Die Neigung ist nicht gering, auf die Bahnsteiglänge von 430 m sind rund 10-15 Meter. Aus diesem Grund haben die Rollstuhlfahrer das Argument vorgebracht, dass sie ins Rollen kommen können. Lokführer warnen vor der Gefahr, dass Züge sich selbständig machen. Radfahrer können bei Gefälle nur sehr instabil ihr Rad hinstellen. Die Kipp- bzw. Rollgefahr ist groß, dass dann öfter ein Rad oder ein Rollstuhlfahrer auf die Gleise rollt, ist einkalkuliert. Dabei fahren in S 21 richtig viele Züge ein und aus, weil man ja nur Platz und Geld für 8 Gleise hat (Kopfbahnhof 17). Zudem sollen kurze Züge auf demselben Gleis halten, weil 8 Gleise ja zu wenig sind (alles Ergebnisse des Schlichtungs-Stresstests).
    Ich habe oben darauf verwiesen, dass Stuttgart bereits unter dem Kopfbahnhof einen in gleicher Richtung verlaufenden Durchgangsbahnhof für die S-Bahn hat (mit Oberleitung für die Regelspur, wie in München, Frankfurt, bald Leipzig). Warum sind die Stuttgarter dagegen, einen Durchgangsbahnhof für die Durchgangszüge drunter oder drüber zu bauen, den Kopfbahnhof aber zu belassen? Nur ein Kopfbahnhof erlaubt das ebenerdige Umsteigen (für Gepäck, Rollstuhl, Rad besser), längere Haltezeiten zum Umsteigen für die Taktverknüpfung, und ist im Fall von Stuttgart einfach schon da.

  11. Ein Festhalten am Kopfbahnhof aber widerspricht den essentiellen wirtschaftlichen Interessen, die durch „Stadtentwicklung“ auf den durch des Kopfbahnhofes freiwerdenden Flächen befriedigt werden können. Stuttgart braucht ganz furchtbar viel Büro- und Gewerbeflächen, Hotels, City-Lofts etc., damit die, die die Dinger planen und bauen, sich daran ’ne goldene Rosette verdienen können.

    Diesem wirtschaftlichen Interesse haben sich logischerweise alle anderen Erwägungen unterzuordnen, ob der neue Bahnhof scheiße wird, ob er überhaupt fertig gebaut werden kann, das ist alles völlig wurscht, wenn denn nur genug Geld in die Taschen der „Stadtentwickler“ und „Investoren“ fließen kann.
    Die würden dafür auch die Wilhelma und den Königsplatz abreißen, wenn sie nur genug Kohle damit machen können.

    Daß menschenwürdiges Leben in Stuttgart sowieso schon sehr schwierig ist (Mietniveau und Verkehr machen das nicht leicht), ist völlig irrelevant.

    Zitronen befragt man auch nicht, ob sie sie wohlfühlen, man quetscht sie aus!

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