Masterplan Radverkehr der Partei „Bündnis 90 / Die Grünen“

Im Wahlprogramm der Grünen zu den Abgeordnetenhauswahlen sind die Aussagen zum Radverkehr relativ allgemein und unkonkret. „Fahrradfahren im Alltag muss einfacher werden“, forderte die Grüne Partei. „Wir benötigen dazu ein attraktives Netz von Haupt- und Nebenrouten und Radfernwegen in ganz Berlin.“ Wie das von den Grünen favorisierte attraktive Netz von Radfahrrouten im Detail aussehen sollte, darüber konnte man im Wahlprogramm nichts lesen.

Sechs Tage vor der Wahl legen die Grünen noch einmal nach und stellen einen „Masterplan Radverkehr“ mit fünf Punkten vor:

Hauptverkehrsstraßen: Die Grünen haben ausgerechnet, dass nur „200 km von insgesamt 1500 km Hauptverkehrsstraßen über Fahrradspuren“ verfügen. Der Rest hat entweder gar keine Radverkehrsanlagen oder es handelt sich um „ganz überwiegend völlig marode und unsichere Radwege aus den 1960er – 1980er Jahren“. Die Grünen möchten auf der einen Seite dafür sorgen, dass auf Hauptstraßen wie Sonnenallee, Leipziger Straße, Tempelhofer Damm oder Potsdamer Chaussee Radstreifen angelegt werden. Andererseits betont die Partei, dass „der motorisierte Individualverkehr (MIV) durch diese Maßnahmen nicht eingeschränkt“ wird.

Lichtsignalanlagen: Hier schlagen die Grünen vor, die Umlaufzeiten an Lichtsignalanlagen wieder deutlich zu senken, Anforderungszeiten bei Bettelampeln sollen 20 Sekunden nicht überschreiten.

Fahrrad und ÖPNV: Um Konflikte zwischen FahrradfahrerInnen und ÖPNV wie z.B. auf Busspuren und in Haltestellenbereichen zu vermeiden, sollen Busspuren eine Regelbreite von 4,75 Metern erhalten. „3,0m breite Busspuren sind für Rad- und Busverkehr nur für kurze Streckenabschnitte geeignet, sofern keine Haltestelle vorhanden ist und die Strecke nicht länger als 100 Meter ist“.

Intermodale Verknüpfung mit ÖPNV: Die Grünen wollen S- und U-Bahn-Wagen mit besser handhabbaren Fahrradstellplätzen ausstatten. „Die Möglichkeit der Fahrradmitnahme soll auf das Omnibus-Nachtnetz ausgeweitet werden. Die tarifliche Gestaltung der Fahrradmitnahme ist auf Jahres- und Halbjahreskarten (Saisonkarten) auszudehnen. Die Zahl der Fahrradständer reicht an R-, U-, S- und Straßenbahnhaltestellen und öffentlichen Gebäuden bei weitem nicht aus und ist deutlich zu erhöhen.“

Kosten und Finanzierung: Das Fahrradabstellkonzept und die Sanierung im Hauptverkehrsstraßennetz soll nach dem Willen der Grünen über EU-Förderprogramme und über Finanzhilfen des Bundes zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden finanziert werden.

Die Grünen: Masterplan Radverkehr

50 thoughts on “Masterplan Radverkehr der Partei „Bündnis 90 / Die Grünen“

Comments-Feed
  1. „dass auf Hauptstraßen wie Sonnenallee […]Tempelhofer Damm Radstreifen angelegt werden.“
    Ähm, wie denn? Ich kenne beide Straßen ganz gut und Stau ist dort sehr normal zur Rush Hour, sprich ein Radstreifen wird dann zugestellt und zweckentfremdet. Oder halt noch mehr Parken in der zweiten Reihe, zur Freude aller. Man müsste sich dann auch Gedanken machen, wie der motorisierte Verkehr auf diesen Straßen reduziert werden könnte. Aber man möchte ja den Individualautofahrer nicht einschränken.
    Da fahr ich dann lieber Seitenstraßen, wie die Weserstraße, zwar miserabler Belag/Huckel ohne Ende, aber gefühlt sicherer und weniger stressig.

  2. @Pwing: Radfahrer sind extrem umwegresistent und brauchen deshalb Platz auf Hauptstraßen, weil diese die kürzesten Verbindungen bieten. Und auf T-Damm und Sonnenallee ließen sich allemal Radstreifen anlegen. Erste Möglichkeit: Man macht aus zwei Autospuren je Richtung eine, dann bleibt genügend Platz für Radfahrer. Zweite Möglichkeit: Man löst die Parkstreifen ersatzlos auf.

    Die Grünen wollen mehr Raum für Radfahrer und gleichzeitig nicht weniger Raum für Autos, das ist der Widerspruch, aus dem sie nicht herauskönnen.

    Insgesamt ist der „Masterplan“ kein großer Wurf. Unter so einem Plan stelle ich mir das Gesamtpaket von Maßnahmen vor, die aus einer autogerechten Stadt eine menschengerechte macht. Das fängt bei dem Marketing an und geht bis zu Leuchtturmprojekten wie unterbrechungsfreie Fahrradschnellverbindungen.

  3. Aber aber Kalle, du vergisst das Menschenrecht auf Parkspuren! Das geht doch nicht, die armen Autisten, erst müssen sie alleine für alle Straßen bezahlen und dann kriegen sie nichtmal 20% der Fläche der Stadt als kostenlose Parkplätze…tsis 😉

  4. mhh die strecke sonnenallee und tdamm kenn ich auch nur zu gut … da lassen sich für die einen keine gewinne ohne verluste der anderen realisieren. diese wir wollen keinen wehtun mentalität der grünen geht an der realität leider kilometerweit vorbei.

  5. Gerade beim Tempelhofer Damm sind Ausweichstrecken rar, insbesondere das Gleisdreieck verhindert durchgängiges Parallelfahren, wenngleich die Situation sich ja eines Tages durch eine Route durch den Park verbessern soll. Dazu muss aber noch eine Brücke über die Fernbahnstrecke gebaut werden.

    Wenn man ernsthaft die Interessen abwägt, dann werden Radfahrer an solchen Straßen ungerecht behandelt. Denn in einer Stunde fahren mehr Radfahrer, als Autos auf der Straße parken. Am Tempelhofer Damm sind sie ständig dem Fehlverhalten der Kraftfahrer ausgesetzt, nämlich überhöhter Geschwindigkeit und zu geringem Überholabstand.

    Aber eine Politik, die es ernst meint mit Radfahrern, muss von der Wurzel auf ihr Denken überarbeiten. Wenn ich an den partiellen Radstreifen auf der Treskowallee denke oder an den in der Heinrich-Heine-Straße, dann sehe ich, dass der Radstreifen sofort weg ist, sobald es eine Baustelle gibt. Bei der Baustellenhäufigkeit in manchen Straßen kann man sich den Streifen damit völlig sparen – überwiegend fahren Radfahrer im fließenden Verkehr mit. Teilweise verbietet man Radfahren im Baustellenbereich gleich ganz, soll ja in der Treskowallee auch der Fall gewesen sein. Eine Baustelle, an der Radfahrer bevorzugt behandelt werden, gibt es selten.

    Dass es keine Partei gibt, die sich traut, offen den MIV einzuschränken, ist schade. In Berlin würde das den einen oder anderen Wähler sicher ansprechen.

  6. @kalle:
    Klar kann man 2 Streifen so aufteilen, aber als regelmäßiger Nutzer des M41 sehe ich da große Probleme allein für die Sonnenallee. Es gibt jetzt schon Verspätungen ohne Ende, Rückstau bis auf Kreuzungen, Autofahrer, die Busse schneiden etc. Mit so einer Lösung würde man diese Problemstrecken eher verschlimmern. Und der ÖPNV hat genauso Berechtigung wie eine vernünftige Lösung für Radfahrer.
    Und Parkstreifen abschaffen: ich erinnere mich, wie vollgeparkt jede Nebenstraße hier war, als es das Sonnenalleefest noch gab, da wurden auch Bürgersteige missbraucht, Radwege sowieso wie auch Einfahrten. Sprich, egal wie man es löst, Probleme wird es sowieso geben, weil die meisten Autofahrer halt doch lernresistent und faul sind.
    Eine vernünftige Lösung müsste auch Verkehrserziehung beinhalten und/oder mehr Alternativen, um den Autoverkehr zu reduzieren.

  7. Also die Sonnenallee kenn ich zufällig auch sehr gut, weil ich da eine Zeitlang jeden Tag die ganze Strecke zwischen Herrmannplatz und Dammweg gefahren bin. Zwischen Herrmannplatz und Ringbahn wäre genug Platz für einen Radstreifen – die Spur hat ein ungünstiges Maß, denn sie ist eigentlich zu schmal für zwei Fahrspuren, wird aber dennoch von PKWs mitunter zweispurig genutzt – so kommt man als Radfahrer oft nicht durch. Für Busse bringt das nix, denn Bus+PKW passt hier nicht mehr nebeneinander. Insofern wär so ein Streifen hier durchaus mal gut für Radfahrer. Ab dem Ring südwärts ist eh mehr als genug Platz, weil es da mindestens zwei Spuren pro Fahrtrichtung gibt und relativ wenig Verkehr, dazu kommt noch der sich in unsäglichem Zustand befindliche Hochbordradweg, dessen Platz man ja durch Rückbau auch problemlos dazunehmen könnte.

    Der M41 und Verspätung? Das ist wohl jammern auf höchstem Niveau. Der fährt doch in Stoßzeiten alle 5 Minuten und sonst alle 10.

  8. @pwing: Flächendeckende Parkraumbewirtschaftung, erstmal kommt Geldin die Kassen, zugeparkte Straßen dürften sich erledigen, dann halt irgendwann auch das Geld, aber das Problem ist dan aus der Welt 🙂

  9. Also bis auf wenige Verengungen ist die Sonnenallee, auf der von Ihnen genannten Strecke, durchaus 2-spurig fahrbar. Außer es wird gerade wieder irgendein Markt beliefert oder Pakete verteilt und wenn ich mir dann angucke, wie weit es sich rückstaut, sehe ich da schon schwarz. Da kann ich mir auch nur schwer vorstellen, dass eine Radspur noch befahrbar bleibt, denn einem Autofahrer ist es ja nicht zuzumuten, 3sec zu warten, besonders wenn da ne Fahrspur ist. Und ab Ring stimme ich Ihnen zu, da wäre eine Radspur sinnvoll und leicht realisierbar.
    Der M41 mag ja alle 5min losfahren, aber man steht auch schon mal 10-20min an der Bushaltestelle, wenn auf der Strecke wieder die halbe Anstalt losgelassen wurde und dann kommen plötzlich 3 Busse auf einmal. Das Vergnügen habe ich regelmäßig, wenn ich zum Potsdamer Platz will. [Gibt es auch mit anderen Linien und ist einfach ärgerlich. Sie als Radfahrer wollen auch schnell von A nach B oder?]
    Der Autoverkehr ist einfach schon am Limit auf der Sonnenallee und dem T-Damm. Das ist das Hauptproblem auf allen von den Grünen genannten Straßen und da muss dran arbeiten, bevor man einfach ne Radspur hinklatscht. Zum Beispiel diesen Unsinn zu unterbinden, allein in einem dicken Kombi zu fahren oder mehr Park & Ride für die Tagestouris aus jwd.

  10. Ich finds erbärmlich, dass nicht mal die Grünen sich trauen auszusprechen, dass mehr Platz für andere nicht ohne weniger Platz für die Autos zu haben ist. Es sind schlicht zuviele Autos in der Stadt, mindestens aber sind zu viele stehende Autos auf öffentlichem Grund in der Stadt. Wenn man die loswürde, z.B. in Parkhäuser abdrängen, dann wäre viel gewonnen. Ich denke wir haben Marktwirtschaft, da muss es sich doch machen lassen, ein knappes, stark nachgefragtes Gut (Platz) angemesse am Markt zu platzieren, statt es umsonst zu verteilen.

  11. Wenn man es schafft, deutlich mehr Leute aufs Fahrrad zu bringen, muss man auch weniger Autoverkehr bewältigen.

    Das ist allerdings nicht durch ein Fingerschnippen zu erreichen – es dauert eben, ein entsprechendes Netz von Fahrradrouten aufzubauen.

    Es ist nicht möglich eine Veränderung herbeizuführen, wenn man Fußgängern, Fahrradfahrern und ÖPNV in der Innenstadt nicht Vorrang vor dem Autoverkehr gewährt.

  12. Eine Möglichkeit z.B. auf der Sonnenallee Angebotsstreifen zu markieren, gleichzeitig die Fahrgasse für die Kfz noch so breit zu lassen, dass zwei PKW nebeneinanderfahren können und zumindest einen Teil der Parkplätze zu erhalten, wäre es Parkstände ganz oder größtenteils auf den Gehweg (zwischen die Baumscheiben) zu verlegen. Diese Parkflächen dürften aber nur noch für Kurzzeitparken – am besten mit Parkschein – zugelassen sein. Um zusätzlichen Platz zu schaffen könnte man auch teilw. die Mittelstreifen verschmälern

    Parkplätze ganz weg ist unrealistisch, weil z.B. der Lieferverkehr ein unabweisbares Bedürfnis nach Parkplätzen hat und man auch Kurzzeitparkern Plätze zur Verfügung stellen muss (gegen Parkgebühren), sonst Parken die in der zeiten Reihe oder auf der Radspur.

    Ich frag‘ mich wie in der Sonnenallee eigtl. noch ne Straßenbahn untergebracht werden soll??? Dazu gibts ja wohl zumindest mittelfristige Planungen des Senats. Das geht meiner Ansicht nach nur, wenn die Mittelstreifen komplett abgeholzt werden und für Autos nur noch eine normalbreite Spur pro Rtg. bleibt.

  13. @Pwing:
    Es stimmt zwar, dass Fahrradstreifen und Busspuren oft von Autofahrern benutzt werden oder durch Zweite-Reihe-Parker zugestellt werden. Die meisten Autofahrer bleiben jedoch auf der normalen Fahrspur (übrigens auch dann, wenn die Busspur aufgrund der zeitlichen Beschränkung überhaupt nicht gilt). Insgesamt kommt man mit dem Fahrrad auf solchen Spuren doch meist relativ gut am Stau vorbei (z.B. Kurfürstendamm oder Schlossstraße).

    @Ze Kohl:
    Statt der flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung könnte man auch über eine City-Maut von z.B. 5 Euro pro Tag innerhalb des S-Bahn Rings nachdenken. Diese Maut müsste für alle Autos gelten, die in dem Bereich fahren oder dort auf öffentlichem Parkraum stehen. Dadurch würden viele Leute auf das eigene Auto (das sowieso 23 Stunden pro Tag steht) verzichten und auf ÖPNV, Fahrrad oder Carsharing umsteigen. Damit hätte man auch gleich genug Parkplätze für Lieferanten, so dass diese nicht ständig in zweiter Reihe parken.

    @Michael S:
    Parkhäuser sind auch keine Lösung, da es nur ein begrenztes Angebot an bebaubaren Flächen in der Stadt gibt und diese angesichts der steigenden Mieten besser für den Bau neuer Wohnungen verwendet werden sollten.

  14. @ Jakob: Warum nicht? Wenn ich das Geld für ein Auto habe, wird mir der Parkplatz dazu geschenkt. Ist das einzusehen? Soll die Diskussion jetzt auch die Frage klären, ob eine Spritpreiserhöhung unsozial ist?

    Die Kacke an unserem Wirtschaftssystem ist doch wohl, dass einige Sachen da nicht richtig eingepreist sind, weil sie Probleme anderer Leute sind. In diesem Fall sind es nicht irgendwelche zerstörten Regenwälder sondern einfach nur der Platz, den wir alle zum Leben brauchen. Nicht zuletzt entzündet sich die ganze Diskussion ja in den Städten. Auf dem Land versteht das keiner. Da hast Du einen Carport stehen, dadrunter 2 Wagen, 2 Fahrradsätze für die Familie, nebenan noch nen Hänger, vielleicht noch nen Wohnwagen und alles ist gut. In der Stadt ist jetzt aber mal Schluß mit jedem Fahrzeug sein Verkehrsraum. Soviel Platz gibts gar nicht und die schlimmsten Platzverschwender sind nun mal die Autos. Permanent umhegter Raum für 4-5 Personen, obwohl der Schnitt immer noch bei 1,3 Personen bei stundenweiser Nutzung liegt. Das funktioniert nicht und es ist ja nun auch nicht so schwer einzusehen, wenn man nicht gerade macthepirate heisst. Sowas gehört abgeschafft und wers behalten will, soll sich halt nen Platz dafür mieten – am besten im Parkhaus.

  15. > Statt der flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung könnte
    > man auch über eine City-Maut von z.B. 5 Euro pro Tag innerhalb
    > des S-Bahn Rings nachdenken. Diese Maut müsste für alle Autos
    > gelten, die in dem Bereich fahren oder dort auf öffentlichem
    > Parkraum stehen.

    Da werden sich diejenigen, die dort wohnen, aber freuen. Warum nur innerhalb des S-Bahn-Ringes? Sind die Leute in Friedenau (um nur ein völlig willkürliches Beispiel zu nehmen) mehr oder weniger wert, daß sie sich quasi „umsonst“ ein Auto halten dürfen bzw. nicht dafür bestraft werden? Wennschon, dann überall im Umkreis von 5 Kilometern um U- und S-Bahn-Stationen.

    Mir scheint, die Diskussion geht in eine abstruse Richtung.

  16. Fakt ist, dass von einer „gleichberechtigten Nutzung“ des Verkehrsraumes über alle Verkehrsteilnehmer derzeit keine Rede sein kann. Die Wagschale hat sich seit den 50er und 60er Jahren deutlich in Richtung PKW gesenkt.

    Es wäre an der Zeit diesen Trend umzukehren.

  17. „Andererseits betont die Partei, dass “der motorisierte Individualverkehr (MIV) durch diese Maßnahmen nicht eingeschränkt” wird.“

    Ist halt auch eine Verräterpartei, um mit fefe zu sprechen.

  18. Die Grünen sind vielleicht die falsche Generation, um gedanklich schon so weit zu sein, dass das Auto neben seinen Vorteilen eben auch eine Menge Probleme bereitet. Vielleicht haben sie auch Angst vor einer blutigen Nase, wie sie sie sich schon mit der Tempo-30-Diskussion eingefangen haben.

    Dennoch, mit „harten Maßnahmen“ bekommt man den Wandel nicht hin. Autofahrer kann man nicht übermäßig und willkürlich „bestrafen“. Man muss sie in die Kompromisse mit einbeziehen – was in einer nur auf den Autoverkehr optimierten Welt natürlich bedeutet, liebgewonnene Privilegien loszuwerden.

    Wenn man beispielsweise Nebenstraßen vorrangig für sonstige Verkehrsteilnehmer öffnet, in der Mitte aber für Kfz undurchlässig macht und den motorisierten Verkehr eher auf den Hauptstraßen bündelt, dann sind Autofahrer nicht benachteiligt. Sie können immer noch von A nach B fahren. Wer sich „anders“ fortbewegen möchte, findet auf einmal attraktive Routen vor, auf denen der Straßenstress weitgehend entfällt. Wichtig finde ich die Durchgängigkeit und Verständlichkeit stresstfreier Routen. Erst wenn ich gerne mit Kind und Kegel von einem Bezirk in den anderen radle, statt in vielen Situationen lieber auf den ÖPNV auszuweichen, lebe ich in einer Stadt, die auch für mich geschaffen ist, und nicht nur für „die anderen“.

    Diese ganze Denkweise entspringt einem Lebensgefühl, nicht nur spröden Argumenten. Derzeit kenne ich keine Partei, die ernsthaft die autofreie Fortbewegung und Lebensweise vertritt.

  19. man sollte auch nicht vergessen, dass ein großer teil der grünwähler gut situierte mittelstandsdeutsche sind. die würden vermutlich sofort zustimmen, wenn man gegen SUVs und sportwagen hetzen würde. ihr eigenes autochen (volvo, toyota) wäre aber mit sicherheit keine verhandlungsmasse.
    .

  20. @rbt: Ich denke nicht, dass die traditionellen Grünwähler ein Problem mit Tempo 30 oder Parkraumbewirtschaftung hätten. Das Problem ist in meinen Augen eher, dass man sich auf Krampf neue Wählergruppen erschließen will, die man aber gleichzeitig nicht mit den traditionellen grünen Themen verunsichern will. Das finde ich einen Fehler. Was ist denn grüne Kernthematik in Berlin? Wohl kaum die Atomdebatte. Sich da in der Mobilitätsfrage nicht authentisch zu verhalten und zum Umweltverbund zu bekennen, wird sich nicht auszahlen. Deshalb ist wenigstens das klare Bekenntnis zu einer Ablehnung der A100 ein wichtiger Schritt gewesen.

  21. „Wohl kaum die Atomdebatte“

    Leider:

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/geschieht-die-katastrophe-wird-die-taxi-zentrale-angefunkt/4314686.html

    „Bei einem Reaktorunfall sieht der Notfallplan im Umkreis von 500 Metern, vier und acht Kilometern drei Sicherheitszonen vor, deren Bewohner aufgefordert werden können, ihre Häuser nicht zu verlassen. Das Gebiet schließt Babelsberg ein, Kleinmachnow, den Spandauer Ortsteil Kladow auf der anderen Seite der Havel sowie das Wohngebiet bis etwa zum S-Bahnhof Zehlendorf.“

    […]

    „Im Fall einer kompletten trockenen Kernschmelze, dem maximal physikalisch möglichen Unfall, sieht der Katastrophenplan einen möglichen Evakuierungsradius von 2,5 Kilometern um den Reaktor vor, heißt es in einer Erklärung des Helmholtz-Zentrums.“

    Das Helmholtz-Zentrum sind übrigens die, die die Asse verbockt haben: http://www.taz.de/!39833/

  22. Die Konkurrenz um den Platz zwischen Kfz und Fahrrad ist ja tatsächlich nicht vorhanden — das Gegenteil ist doch der Fall.

    Fahrräder benötigen viel weniger Platz als Kfz. Jeder Weg, der mit dem Fahrrad statt mit dem Kfz zurückgelegt wird, entlastet den Verkehrsraum insgesamt. Man kann also dem Radverkehr einen komfortablen Raum in der Stadt geben, ohne dass notwendigerweise der Kfz-Verkehr zusammenbricht. Warum der ADAC das nicht längst verinnerlicht hat, und endlich auch die Förderung des Fahrradverkehrs anstrebt, ist mir unbegreiflich. Besser als mit viel Fahrradverkehr kann man doch gar nicht mehr Platz für Kfz schaffen.

    In den Niederlanden kann man sich ansehen, dass das auch funktioniert: Tolle Fahrrad-Infrastruktur und gleichzeitig flüssiger Kfz-Verkehr. Aber eben viel weniger Kfz als bei uns (weil ja alle Radfahren) und daher auch weniger Platzbedarf für den Kfz-Verkehr. Dort wird das Autofahren auch nicht vorrangig behindert, sondern vorrangig die Infrastruktur so ausgebaut, dass Radfahren bequemer und schneller ist, als Autofahren.

    Die Entwicklung der Verkehrs-Infrastruktur verläuft in den Niederlanden auch viel weitgehender im Konsens als bei uns, weil eben nicht die Konkurrenz zwischen den Verkehrsmitteln im Vordergrund steht.

    In Kopenhagen gibt es etwa 320 Pkw pro Einwohner. In Berlin ist es fast genau so. Der Radverkehrsanteil ist in Kopenhagen aber viel höher als bei uns. Einen Pkw haben und einen Pkw benutzen sind eben verschiedene Dinge, die auch unabhängig voneinander sein können. Auch das zeigt, dass die Konkurrenz zwischen Kfz und Fahrrad nicht sein muss.

    Der aus heutiger Sicht zusätzliche Platz für den Radverkehr darf nicht von den Flächen für den ruhenden Verkehr abgezwackt werden, sondern es müssen Fahrbahnen umgewidmet werden. Wenn Parkraum Mangelware ist, wird wild geparkt, und das häufig auf den Radverkehrsanlagen. Das ist ja heute leider genau so.

    Der Lieferverkehr findet auch statt, ob es nun Lieferzonen gibt, oder nicht. Wenn Lieferfahrzeuge nicht zum Be- oder Entladen die Radverkehrsanlagen nutzen sollen, dann muss es dafür alternativen Platz geben. Es ist notwendig, dass die Radverkehrsanlagen nicht zum Parken benutzt werden, damit Radfahren auch ‚gefühlt‘ sicher und komfortabel ist. Nur unter solchen Bedingungen werden Wege vom Kfz auf das Fahrrad verlagert.

    Wenn Wege vom Kfz auf das Fahrrad verlagert werden sollen, dann muss das Abstellen des Autos einfach sein, das Radfahren aber bequemer, einfacher und zügiger als das Fahren mit dem Auto.

  23. „Der aus heutiger Sicht zusätzliche Platz für den Radverkehr darf nicht von den Flächen für den ruhenden Verkehr abgezwackt werden“

    „Wenn Wege vom Kfz auf das Fahrrad verlagert werden sollen, dann muss das Abstellen des Autos einfach sein“

    Mit Verlaub: Kann es sein, dass Du persönlich in einer Gegend mit Parkplatznot wohnst und selbst häufig Schwierigkeiten hast, ohne langes Kurven einen Parkplatz zu finden? 😉

    Im Ernst. Ich finde es auch gut, wenn Autos einfach abgestellt werden können: In Parkhäusern am Stadtrand, in Tiefgaragen in Wohngegenden und der Innenstadt oder auch von mir in so einem Carloft-Teil, das da in Kreuzberg gebaut wurde, wo die Leute ihr Auto mit in die Wohnung nehmen.
    Aber fast lückenlos 25% der freien Flächen einer Stadt für rumstehende Blechkisten zu belegen so wie es weltweit heute der Fall ist geht m.E. garnicht. Es ist ein völlig absurder Zustand

  24. reclaim schreibt: „Aber fast lückenlos 25% der freien Flächen einer Stadt für rumstehende Blechkisten zu belegen so wie es weltweit heute der Fall ist geht m.E. garnicht. Es ist ein völlig absurder Zustand“

    Alles eine Frage der Gewöhnung. Ich war bis vor einigen Jahren familienbedingt oft in Rom. Da gehen die Leute teilweise auf der Straße, weil sie wegen zugeparkter Ecken nicht mehr auf die Gehwege können. Merken die gar nicht.

  25. Sonnenallee: Die Tram fuhr da früher auch. Früher ist aber echt viiiel früher, als sich eben nicht die Masse an Autos zwischen Hermannplatz und S-Bahn-Ring quetschte, wie heute. Und ja, genau auf diesen Kilometern ist der Fahrdamm zu eng für drei Autos direkt nebeneinander, von denen sich nur zwei fortbewegen. Daher ist wohlweißlich auch keine Fahrbahnmarkierung angebracht. Wenn man dort vernünftig mit dem Rad unterwegs ist (also nicht mit den parkenden Autos kuschelt), dann bleibt jedem Autofahrer, der einen überholen will, nichts anderes übrig, als ordentlich ganz nach links zu fahren. Der Vorteil dieses Teils der Sonnenallee ist, wenn man so will, ihre Enge. Auf Straßen mit zwei normal breiten markierten Fahrspuren ist die Chance viel größer, eng überholt zu werden, da die Autofahrer hier viel mehr Platz wahrnehmen und nicht so sehr merken, dass sie den überholten Radfahrer gefährden. Wenn man also einen Angebotsstreifen markiert, erhöht das die gefühlte Sicherheit für Radfahrer, und damit hoffentlich auch die Nutzung selbiger eben auf diesem Stück der schönen Allee. Denn obwohl ich weiß, dass die Sonnenallee mich nicht beißt, empfinde ich sie dort auch als sehr gefährlich. Ich denke, durch die Enge sinkt auch die Geschwindigkeit der Autos enorm. Und bevor man den Fehler wie in der Friedrichstraße macht, wo auf eine Spur nur noch Autos und keine Räder mehr hinpassen, sollte man hier die Chance ergreifen und eben eine vernünftige Autospur haben, und einen schön breiten Angebotsstreifen, aus oben genannten Gründen.

    Die Tram übrigens, die Fuhr genau da, wo jetzt die schönen Bäume stehen und munter wild Autos kreuz und quer stehen. Der M41 ist der Horror eines Busses, eben auch auf dieser Teilstrecke. Unglaublich, wieviele Kinderwagen da rein passen und wie gleichgültig und gelassen die Busfahrer auf alle Regelverstöße reagieren. Was sollen sie auch tun? Also ja, her mit der Tram! Die Leute, die auf diesem Stück mit dem Auto unterwegs sind, können sehr gerne in die Tram miteinsteigen oder aufs Rad umsteigen. Vom Gefühl her würde ich sagen, dass die wenigsten tatsächlich weiter fahren, sondern eben nur bis zum Hermannplatz oder bis zum Arbeitsamt. 😀 Ich weiß, ich bewege mich auch so auf der Straße. Und bisher sind Bus (voll und unregelmäßig fahrend) und Rad (Unsicherheitsgefühl) sicher überhaupt keine Alternative für die meisten.

  26. TEXT DER GRÜNEN GANZ LESEN!

    Die Aussage zur Nichteinschränkung des MIV bezog sich NICHT auf die Fahrradstreifen. Es wird klar gesagt, dass TEILWEISE weiterhin zwei Fahrspuren möglich sind. Das heißt an vielen Stellen wird es nur noch eine Fahrspur für die Autos geben!
    Und die Aussage dass der MIV nicht eingeschränkt werden soll bezieht sich allein auf die Maßnahmen der Verlagerung der Stellflärchen für Autos. Ich habe unten den ganzen Text mal reinkopiert.

    „Teilweise ist sogar die Beibehaltung von zwei Fahrspuren möglich.
    In vielen Fällen ist es sinnvoll, Park- und Ladezonen auf die bestehenden Radwege zu verschieben und den heutigen Parkraum mit Fahrradstreifen zu versehen. Vor Knotenpunkten ist in der Regel eine Aufweitung der Stellflächen für Pkws möglich, so dass sich die Fahrzeuge nebeneinander aufstellen können. Da die Durchlassfähigkeit der Verkehrsknoten über die Leistungsfähigkeit von Straßen entscheidet, wird der motorisierte Individualverkehr (MIV) durch diese Maßnahmen nicht eingeschränkt.“

  27. “Teilweise ist sogar die Beibehaltung von zwei Fahrspuren möglich.“

    Hä? Sind Fahrradstreifen etwa keine Fahrspuren? Oder wie ist das gemeint? Ach klar, wir fahren ja nicht, wir strampeln ja. (Wie konnte ich das vergessen.)

    PS: Liebe Grünen! Fahrradspuren müssen mindestens 3,10m breit sein (1,50m Überholabstand links + 0,60m Lenkerbreite + 1,00m Abstand zum Straßenrand rechts). Wird neben der Radspur in Längsrichtung geparkt, sogar 3.60m (rechts 1.50m Doorzone statt 1,00m). Alles darunter sind völlig marode und unsichere Radspuren aus den 1990er – 2010er Jahren und würde nur unnötige Rückbaukosten verursachen. Auf 4,75m breiten Busspuren können wir übrigens StVO-konform nur von maximal 1,25m breiten Bussen überholt werden. (Aber eine Flottenumstellung wäre ja sicher auch eine super Wirtschaftsförderungsmaßnahme.)

    (Und wenn dann noch genug Platz ist, können wir meinetwegen auch zwei Fahrspuren beibehalten. Wobei noch zu verhandeln wäre, ob unsere Überholspur wirklich unbedingt für KFZs freigegeben werden muss.)

  28. @Bicycle Driver: Pardon, dein Kommentar ist im Spam-Ordner hängengeblieben.

  29. @ BicycleDriver: Naja, da wird die ganze Absurdität der unterschiedlichen Wegekonzepte deutlich. Wir brauchen also für unsere Hauptstraßen pro Richtung: einen breiten Fußweg, einen Parkstreifen, einen breiten Radstreifen, eine Busspur, ein bis zwei Autospuren, eine Tramspur. Und das alles, weil wir die gefährlichen Autos nicht in den Griff bekommen? Wir können nicht alles zupflastern, weder für Autos wie in der Vergangenheit, noch für Busse, Tramlinien oder Radfahrer. Weniger, deutlich kleinere und langsamere Autos sind die Lösung für die meisten Probleme im Stadtverkehr. Alles andere ist Illusion.

  30. @Dirk: ja, hast Recht.

    Im kompletten Text liest sich das entschärfter, in der Tendenz ist aber die Aussage wohl doch die: „Wir tun keinem weh, wir haben nur die besseren Konzepte als die anderen“. An dieser Stelle bezweifele ich das. Ohne die Autos zu benachteiligen wird es keine Verbesserung für den Umweltverbund geben. Das ist keine Bösartigkeit sondern einfach eine Notwendigkeit. Dazu schreibt auch berlinradler:

    „Dennoch, mit “harten Maßnahmen” bekommt man den Wandel nicht hin. Autofahrer kann man nicht übermäßig und willkürlich “bestrafen”. Man muss sie in die Kompromisse mit einbeziehen – was in einer nur auf den Autoverkehr optimierten Welt natürlich bedeutet, liebgewonnene Privilegien loszuwerden.“

    Reinen Autofahrern „liebgewonnene Privilegien“ wegnehmen, wird von ihnen immer als „Bestrafung“, als Abzocke, Schikane usw. wahrgenommen werden und wie soll man die denn einbeziehen? Hoffnung kann man nur auf diejenigen setzen, die oft das Auto nutzen, weil sie keine Alternativen angeboten bekommen oder sich durch den Autoverkehr paradoxerweise nicht aufs Rad trauen oder Kinder nicht zu Fuß zur Schule lassen.

    Umbau der Mobilität ist möglich, aber bitte mit möglichst wenig Bau von neuer Verkehrsinfrastruktur.

  31. > PS: Liebe Grünen! Fahrradspuren müssen mindestens 3,10m breit sein
    > (1,50m Überholabstand links + 0,60m Lenkerbreite + 1,00m Abstand
    > zum Straßenrand rechts).

    Daß solche „Forderungen“ bei Autofahrern auf völliges Unverständnis stoßen, wird einem klar, wenn man mal (im Auto (mit-)fahrend) eine Autobahnbaustelle gesehen hat, bei der die linke von zwei Fahrspuren auf 2m Breite verengt wird – und dort trotzdem 80 km/h als zulässige Höchstgeschwindigkeit ausgeschildert sind.

    WIe sollen die auch nur den 1.50m-Überholabstand verstehen lernen?

  32. @Nullbock-Horst:
    Die Autobahnspuren mit 2m-Begrenzung sind normalerweise ca. 2.5m breit und daneben ist kein Parkstreifen, von dem aus sich plötzlich eine Autotür öffnen könnte.

    Die meisten Fahrradspuren wurden bisher leider viel zu schmal angelegt, was dazu führt, dass man dauernd knapp überholt wird, wenn man einen angemessenen Abstand zu den parkenden Fahrzeugen daneben hält. Auf normalen Fahrspuren (ca. 3m Breite) klappt das wesentlich besser. Daher sollte man besser gleich eine normale Fahrspur ohne Änderung der Breite in einen Angebotsstreifen umwandeln, wenn man denn unbedingt den Fahrradverkehr fördern will. Das wäre insbesondere dort sinnvoll, wo man heute die Wahl zwischen einem gefährlichen Radweg und Stau auf der Fahrbahn hat.

  33. Bemerkenswert finde ich, wie die Grünen hier von den Piraten überholt werden: die sind frech genug, kostenlose Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zu fordern. Ältere Grüne werden sich ganz schwach erinnern: gabs da 4 Jahrzehnten schon etwas in der gleichen Richtung: „Roter Punkt“ hieß die Aktion. Mir scheint, die Grünen haben das Thema „Verkehr“ in der Vergangenheit vernachlässigt.
    Ich hab mich damals nicht an den Demos beteiligt: Demos mit „USA-SS“-Rufen waren mir suspekt und außerdem fuhr ich Fahrrad statt Straßenbahn.

  34. Buschkowsky hat gestern vorgeschlagen, die Piraten könnten ja den Finanzsenator stellen – in einer Rot-Rot-Piraten-Koalition würde das ja gehen. Dann können sie ja mal ihren Vorschlag durchrechnen. Bei 69 Milliarden Schulden des Landes Berlin wird das nicht einfach – aber vielleicht ist es noch billiger als der ganze Aufwand mit Automaten, Personal, Vertrieb, Marketing, Kontrollen von S-Bahn und BVG …

  35. Wenn die Piraten ihre Vorstellung von Transparenz bei bei Auftragsvergaben und Verträgen durchsetzen könnten, wären die 69 Milliarden schnell wieder reingeholt durch die entstehenden Einsparungen durch erschwerte Korruption und Vetternwirtschaft. Wer weiss, ob es den Berliner Bankenskandal mit starken Piraten je gegeben hätte… 🙂

    Und wenn das allein doch noch nicht ganz reichen sollte, wird der fehlende Rest durch Einsparungen beim Krieg gegen die Drogen reingeholt: Legalisierung des Anbaus und Konsums weicher Drogen –> Die Polizei hat nur noch halb soviel zu tun, die Gefängnisse sind nicht mal mehr halb so voll. Und vielleicht noch ein paar Steuereinnahmen obendrauf z.B bei Abgabe an Volljährige über Apotheken oder zertifizierte Headshops.

    Ja und der kostenlose ÖPNV: Ich halte das für ziemlich wahrscheinlich, dass kostenloser ÖPNV billiger zu haben ist, als die von Benno genannten Kostenpunkte. Vor allem wenn das ganze dann auch noch zu weniger kfz-Verkehr führt, was in Sachen Verkehrsinfrastruktur auch nochmal einen Haufen Geld spart.

  36. Kostenloser ÖPNV: Was man da alles einsparen könnte!

    – Die irrwitzig überteuerten und unglaublich schlechten Fahrkartenautomaten, die mit einer Geschwindigkeit dahinschleichen, daß man meinen könnte, sie wären gewerkschaftlich organisiert und im öffentlichen Dienst angestellt.
    Dazu gehört auch die komplette Zeitkartenabrechnungsverarschungsinfrastruktur

    – Die unfreundlichen und manchmal sehr offensichtlich aus dem MfS-Objektschutz stammenden Fahrkartenkontrolleure

    – Die BVG/VBB-Verwaltungsabteilung, die für die ach so kreative „Kalkulation“ der Ticketpreise zuständig ist

    – Die Reklame-Abteilung der BVG. Eigenreklame für den ÖPNV ist vollkommen unnötig

    Stattdessen müssen allerdings mehr „Fahrgastbegleiter“, also Leute, die auf den Bahnsteigen und in den Bussen/Bahnen Fahrgästen helfen und Präsenz zeigen, nach dem Motto: „Da ist jemand, der aufpasst: Du bist hier nicht alleine“. Anstelle von den allgegenwärtigen Überwachungskameras, die einem nur klar sagen: „Du bist hier allein.“

  37. Beim Thema Personal auf den Bahnhöfen gibt es ja aktuell nur zwei Anwendungsbeispiele:

    – die Aufsichten, die sich im Halbdunkel der Abfertigerhäuschen rumdrücken und die mit Sicherheit keinerlei Blick vor die Tür wagen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist

    – der Überhang der Bahn in Form von DB Sicherheits-Mitarbeitern, die wahlweise mit Händen in den Taschen, beeindruckenden Bäuchen, gerne auch rauchend über ihr Schicksal klagend sich blöderweise in der Kälte rumdrücken müssen und null Lust haben (alternativ auch die Ex-MfS-ler, die es nicht schaffen, die nötige Zurückhaltung zu üben)

    Ganz offensichtlich ist (wie man ja eigentlich aus den aufgeklärten Fällen der letzten Monate weiß) die Videoüberwachung wesentlich neutraler und perfekter.

    Zum Thema Haushalt wäre vielleicht interessant zu erwähnen, dass dieser komplett transpartent seit Jahren im Netz steht – da haben mich die Piraten mit ihrer Unwissenheit doch enttäuscht. Das Problem ist auch nicht diese Dinger zu finden, man muss sie ja auch noch verstehen. Und wenn man das geschafft hat, ist die Welt schon nicht mehr ganz so einfach …

  38. > Ganz offensichtlich ist (wie man ja eigentlich aus den aufgeklärten
    > Fällen der letzten Monate weiß) die Videoüberwachung wesentlich
    > neutraler und perfekter.

    Ist mir Dein bizarrer Humor nicht aufgefallen? Die Videoüberwachung hat gerade mal etwas geholfen, nachträglich aufzuklären. Es geht aber nicht um nachträgliches Aufklären, es geht um Verhindern von Gewalt.

    Ja, dafür muss man dann vielleicht anderes Personal als die von Dir geschilderten Leute einstellen, und die werden besser geschult sein müssen und auch besser bezahlt werden müssen. Dafür wird ihnen aber auch eine andere Art von Verantwortung auferlegt werden müssen, damit sie aus der „ich mach hier nur meinen Job und steh rum, bis die Schicht zuende ist“-Mentalität rauskommen.

  39. > Das Problem ist auch nicht diese Dinger zu finden, man muss sie
    > ja auch noch verstehen. Und wenn man das geschafft hat, ist die
    > Welt schon nicht mehr ganz so einfach …

    Ja, wenn man als normaler gesunder Mensch das erste mal damit konfrontiert wird, daß da das Prinzip der Kameralistik verwandt wird, dann ist das ein ganz schöner Tiefschlag in die Magengrube.
    Da wird einem so recht klar, warum Ödis eigentlich nur schwerstdepressiv oder drogenabhängig sein können.

  40. Mit den Piraten scheint’s mir noch ein bisschen wie bei Pipi: Widewidewitt, ich mache mir die Welt, Widewidewitt, wie sie mir gefällt.

    Das ist halt ein wenig dünne für ne reale Erwachsenenwelt, denn diese komplizierte Welt kennt noch viel mehr als die eigenen Ansichten und Bedürfnisse. Unser System erhebt den Anspruch, diese auszugleichen. Dass das nicht immer gut funktioniert, sehen wir z.B. am Verkehr. Deshalb hat Pipi ja auch nicht ganz Unrecht und ich bin gespannt, ob nicht ein paar Piratenideen jenseits von Sachzwangdenken etwas bewirken können und Eingang in eine bessere Politik finden. Hauptsache, die betreiben das nicht als Riesenjux und schwänzen schon die 3. öde Ausschusssitzung.

  41. Ich finde das Herumhacken auf dem Sicherheitspersonal ziemlich unfair. Das ist sicher kein Traumjob – bisher habe ich 2 Fälle beobachtet, wo der Wachschutz einschreiten musste – in beiden Fällen hat er dies getan. Wirklich negativ sind mir diese Leute (abgesehen von einer Ausnahme) noch nie aufgefallen – als normaler Fahrgast wird man wohl kaum belästigt. Und letztendlich wird bei denen, die sich unsicher in der Bahn fühlen, das Sicherheitsgefühl etwas erhöht. Was soll man auch anderes machen, die paar Polizisten, die es noch gibt, können nicht so eingesetzt werden, dass sie präsent sind – ein Problem, das Bahn und BVG nicht anzulasten ist.

    Die Piraten geben übrigens folgende Summen an, die beim kostenlosen ÖPNV einzuberechnen wären:

    – Finanzbedarf 1,75-2 Mrd. € / Jahr
    – Fahrgasteinnahmen ca. 1 Mrd. € / Jahr
    – Subventionierung derzeit 650 Mrd. € / Jahr
    Quelle: https://lqpp.de/be/suggestion/show/616.html

    Soweit mir bekannt, kommt ein Teil dieser Mittel aus den Regionalisierungsmitteln des Bundes.

    Gegen die Idee spricht m.E. der immer mehr auf Kante genähte Fuhrpark der am VBB beteiligten Unternehmen. Realistisch muss man leider davon ausgehen, dass der ÖPNV in Berlin und Deutschland auf Fahrgaststeigerungen nicht eingerichtet ist.

  42. @Linda:

    Danke für den Kommentar. Ich fand einige der vorherigen posts zum M41 nämlich völlig unqualifiziert. Genau zwischen Arbeitsagentur und Hermannplatz gibt es tatsächlich ein Verkehrsaufkommen – auch und gerade von Kinderwagen, Menschen mit Gehbehinderung, Alten, Kindern – dass eine Tram sogar alle drei Minuten rechtfertigen würde.

    Die gesammelten Detailprobleme – eine Spur mehr oder weniger, oder doch eine halbe – verblassen im Alltag völlig vor der schockierenden Realität der Sonnenallee.

  43. bisschen OT: habt Ihr verstanden, was jetzt mit der A100 wird? Ist das jetzt so eine Gesichter-wahren-Geschichte der Grünen? Ich hab noch meinen lokalen Grünen eine Woche vor der Wahl im Ohr: „Die A100 muss die SPD mit der CDU machen, mit uns gibts die nicht.“

  44. @Michael: Alles eher noch Wischi-Waschi herumlavieren. Vor Allem auf Seiten der Grünen:

    Grüne und SPD sagen, man werde „aktiv und ernsthaft versuchen“, die für den Autobahnbau vorgesehenen Mittel des Bundes umgewidmet zu bekommen für andere Infrastrukturmaßnahmen.

    Die SPD sagt sinngemäß: „Das wird wohl nicht klappen und wenn es nicht klappt, wird die Autobahn gebaut.“

    Die Grünen sagen: „Es wird klappen“. Und ein „Wenn es nicht klappt, wird die Autobahn gebaut“ ist noch keinem von Ihnen über die Lippen gegangen. Es ist also m.E. noch unklar, ob man sich an diesem letzteren, entscheidenden Punkt einig ist.

  45. Ich habs auch so verstanden, dass der Ball jetzt an den Bund weitergespielt wird, um nicht selbst zu kapitulieren. Als ob man vom Bund ein ernsthaftes Nachdenken über Alternativen zum Autobahnbau erwarten könnte, oder einen Kompromiss, der eine Rot-Grüne Koalition in Berlin erlauben würde… ich lach mich scheckig.

    Fakt ist: wenn das Ding beschlossen wird (obs dann auch kommt, werden wir sehen), sind die Berliner Grünen für mich total unglaubwürdig geworden. Da kann ich das nächste Mal auch Piraten wählen.

  46. … was ich dann nur nicht verstehe: worüber machen sich die ganzen Nasen beim TSP dann nen Kopp, die toben rum, weil die SPD (!) eingeknickt sei. Hab ich da was nicht mitbekommen???

  47. Der rechtliche Rahmen ist bestimmt zu eng, um die Mittel umzuwidmen, und die derzeitige Bundesregierung ist doch sehr autofixiert. Natürlich wird es das Geld nicht für etwas anderes als die A100 geben. Das wissen auch die Grünen. Nur um mitregieren zu können, wollen sie diese Kröte schlucken. Dabei war die Anti-A100-Aussage für viele ein Grund, grün zu wählen.

    Das könnte man mit einer ausgewogenen Verkehrspolitik an anderen Stellen versuchen auszugleichen – ich behalte mir da jedoch eine pessimistische Erwartungshaltung vor.

    Gibt es denn Kenntnisse dazu, ob es autobahnbegleitende und -querende Angebote für Radfahrer geben soll?

  48. berlinradler schreibt: „Gibt es denn Kenntnisse dazu, ob es autobahnbegleitende und -querende Angebote für Radfahrer geben soll?“

    Wovon träumst Du denn nachts? 😀

    Da wird ein Großflughafen ohne vernünftige Bahnanbindung in Betrieb genommen, die S-Bahn jahrelang auf Notbetrieb geschaltet, im Winter die Unbenutzbarkeit aller Wege ausser übergeordneter Straßen in Kauf genommen und Du glaubst, jemand denkt bei so einem Wahnsinnsprojekt an querende oder parallel fahrende (und die verseuchte Luft atmende) Radfahrer?

    Nein, bei dieser Lage kann man seine Hoffnung nur drauf setzen, dass das Geld für solche „Infrastrukturmassnahmen“ bald völlig weg ist und die Leute auch noch schneller als gedacht nicht mehr für jeden Scheiß mit der Karre fahren.

  49. @Michael S: Wie das braucht es noch um die Grünen unglaubwürdig für dich zu machen?`Der Renate packt das Wahlkampf, der Kriegseinsatz in Afghanistan und die Hartz IV Scheisse unter Rpt grün haben dir nicht gereicht? Naja lieber spät gelernt als garnicht. Die SPD ist nicht mehr alleine die Verräterpartei.

  50. @ Berlinradler und Michael S:
    Die A 100 kommt sowieso nicht. Für alle geplanten Bundesbauprojekte gibt es nämlich nicht genug Geld. Und es gibt wohl eine Dringlichkeitsliste. Und die A 100 steht da nicht drauf. Also wird es erstmal nix mit der A 100.
    Es sei denn die CDU bringt die Zusage von Ramsauer mit in die Koalition, dass die A 100 ganz fix ganz weit nach oben auf der Dringlichkeitsliste rutscht. Aber das würde viel Ärger mit anderen Bundesländern bedeuten…

Schreibe einen Kommentar zu reclaim Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert