Der Schweizer Fahrradhersteller bedovelo hat ein Fixed Bike mit zwei Gängen präsentiert. Das twin fixed besitzt einen im letzten Jahr auf der Friedrichshafener Eurobike vorgestellten, riemengetriebenen Schlumpf-Zweigangantrieb. Schlumpf baut das berühmte Zweigang-Getriebe welches im Tretlager integriert ist, beziehungsweise den Platz des vorderen Kettenblattes einnimmt. Anders als die meisten Räder mit Riemenantrieb ist der Rahmen von bedevelo nicht am Ausfallende zu öffnen sondern im oberen Bereich der Sattelstrebe. Dazu wird eine solide Kupplung der Firma S and S verwendet. Vorteil laut Homepage des Kupplungsherstellers: „Für Rahmenbauer ist es einfacher, einen neuen Rahmen aufzubauen, weil sie die Kupplungen vorher in die Rohre einbauen und danach die Rohre für den Rahmen zuschneiden können.“
So weit so gut. Stutzig macht nur die Angabe von bedovelo, dass sie keine speziell für Fahrräder entworfene Carbonriemen verbauen sondern Industrieriemen mit größerer Zahnung, wie sie für Harley Davidson Motorräder verwendet werden. Durch die größere Zahnung braucht der Riemen nach Herstellerangabe keine Vorspannung. Meines Erachtens sind riemengetriebene Fixies ohne Vorspannung schwierig, gerade wegen der häufigen Lastwechsel. Ob der Schlumpf-Antrieb allen Belastungen eines fixen Hinterrades dauerhaft standhält bleibt auch offen…
Das handgemachte twin fixed von bedovelo kommt in drei Größen und kostet 2.650 Schweizer Franken, in Euro sind das knapp über 2.000,-.
Was soll eigentlich in den letzten 1-2 Jahren ständig dieser Humbug mit den Riemenantrieben?
Das Zeugs ist doch gnadenlos serviceunfreundlich. Reparaturen „on the road“ faktisch unmöglich, keine flächige Ersatzteilverfügbarkeit, und dann auch noch sündhaft teuer. Ist das nur eine neue Masche, Spezialrahmen teurer verkaufen zu können und bei den Ersatzteilen Kundenbindung mit Pattex zu betreiben?
Warum Serviceunfreundlich? Dosenreperaturschuppen finden sich doch flächendeckend an jeder Ecke. Wer von denen keine Keilriemen auf Lager hat ist dann höchstens Landmaschinenhändler.
Aber drei Vorteile, die jeden Hipster vom Drehstuhl reißen, hat das ganze:
1. Das ganze ist viel viel leichter als eine Metallkette
2. Das ganze braucht garkein Öl das die Hipsterhose verschmieren kann
3. Quietscht nie
Aber mal Butter bei die Fische. Wenn das ganze gut gemacht ist, ich denke hier an TEflonbeschichtete Trieb- und abtriebsscheiben oder ähnliches und geringe Walkwiederstände des Riemens, dann ist das schon eine kleine Alternative zum Kettentrieb. Nicht das ich mit meinen diversen Kettenfahrzeugen nicht zufrieden bin aber eigentlich sollte die Frage eher lauten: Was soll eigentlich in den letzten 3-4 Jahren ständig dieser Humbug mit den Fixies?
Zum Thema Ersatzteile und Kundenbindung: Gibt es doch heute schon. Wie heißen noch mal die drei verdächtigen? Shimano, Shram und andere Kleinstserien. Rohloff gibts auch schon fast an jeder Ecke. Die einzige Frage ist und bleibt: Bekomme ich für mein Pedelec in 5 bis 10 Jahren noch ein Ersatzakku, ha ha ha ha ha ha ha…
ps. Wenn der Kelriemen reißt tuts auch eine Nylonstrumpfhose, wobei Keilriemen oder Riemen generell für ganz andere/größere Belastungen ausgelegt sind.
Der Trick & Hauptvorteil des Aufwands soll doch sein: Du braucht gar keine Ersatzteile mehr. Kettenrisse sind ja schon selten, aber Riemenrisse wohl so ziemlich ausgeschlossen & die Lebenserwartung bei angeblich > 20.000 Kilometer. Wenn das alles stimmt, bin ich für Riemen. Bis jetzt habe ich noch von keinen schlechten Erfahrungen gehört. Aber 20.000 Kilometer wird wohl auch noch kaum ein Riemen geschafft haben…
Der wartungs- und schmierungsfreie Riemen mag ja bei trockenem Sonnenscheinwetter durchaus plausibel klingen. Was aber passiert, wenn Matsch und Sand ins Getriebe kommen? Das Winterstreu vom Vorderrad aufgewirbelt und in den Antriebsstrang gespült wird? Wie lange macht so ein Riemen das mit? Ich würde erstmal erwarten, dass bereits bei normaler Sommernässe aufgewirbelter Dreck nicht einfach so vom Antrieb abfällt, sondern zum Teil haften bleibt. Und dann eben über die Zeit seine zerstörerische Wirkung entfaltet. So wie metallische Ketten ja auch angenagt werden (Ketten halten bei Schönwetter länger als bei Schlechtwetter), dürfte auch ein Riemen leiden.
@Kardanwelle:
Ersatzteile für Shimano-/SRAM-Schaltungen bzw. damit ausgestattete Antriebsstränge bekommt man in jedem Fahrradladen. Vielleicht nicht immer die exakte Type, die zur verbauten Gruppe paßt. Aber zumindest irgendwas, was kompatibel ist. Bei den Riemen kommt es ja insbesondere auch auf die richtige Länge, Breite und den „Zahnabstand“ an. Die lassen sich ja nicht wie eine Fahrradkette passend ablängen. Insofern hege ich schon meine Zweifel, ob der nächstbeste Autokrauter einen passenden Fahrrad(!)riemen hat. Für die geeigneten Zähnezahlen, mit der jeweiligen Hinterbaulänge usw., woraus sich die konkret benötigten Abmessungen ergeben.
Dann zum Thema Fixed-Gear-Räder: Für Vielfahrer hat dieser Fahrradtyp reale Vorteile, was Verschleißarmut und Minimierung der zu wartenden Teile angeht. Das, was als „Kult“ daraus geworden ist, hat damit allerdings nicht mehr viel zu tun.
Ich würde mich sehr freuen wenn robustere Technik aus dem Automobilbereich Einzug hielte in die Fahrradwelt.
Der Riemen läuft ja immer über Naben- oder Tretlagerschaltungen, daher kann man gekapselte Schutzvorrichtungen verbauen, ähnlich dem Kettenschutz beim Hollandrad oder dem Chainglider.
Bei der Ersatzteilversorgung sehe ich auch kein Problem. Längere Haltdauer wird auch bedeuten, dass ein teureres Teil verkauft wird (so ist das in der Industrie ja immer) und daran kann der Händler dann verdienen.
Geschützt laufende Riemen sollten aber sowieso viel aushalten. Die Kräfte beim Automotor von Block zu den Aggregaten (inkl. der viel höheren Drehzahl) dürften ggü dem Betrieb am Fahrrad eine viel höhere Belastung darstellen.
Vor einigen Jahren bin ich einmal einen Riemenantrieb Probe gefahren. Ein etwas kautziger Bekannter (Selbstständiger) kaufte sich damals aus Firmenmitteln („wegen der Steuer war noch was zur Abschreibung übrig“) ein Firmenrad von Mercedes Benz (!).
Vorweg: Die Radkonstruktion als solche war dem Hersteller entsprechend völlig überkandidelt, schwer, zu viele unnütze Teile.
Der Riemenanstrieb aber war duchaus angenehm, das Anfahrverhalten viel weicher als bei Kette, der Lauf nicht störend, kaum Widerstand, geräuschfrei.
Natürlich mag ich als langjähriger Kettenfahrer das leise Sirren einer gut (hinreichend) geölten Kette. Aber ein gut gemachter Riemenantrieb wäre für mich eine echte Alternative. Am liebsten in Kombination mit einer Alfine-9, Scheibenbremsen und einem schön federnden simplen Stahlrahmen mit gerade mal dem nötigsten sonst daran. Wer baut einem so etwas? Hbat ihr Tipps?
Übrigens, noch zuletzt: Bezüglich der Lebensdauer eines Riemenantriebes in Berlin würde ich mir eher Sorgen um Vandalismus-Schäden machen, oder dass, weil exotisch, die Klaugefahr steigt.
Schönes Wochenende allseits, vlt bis später auf der Radmesse am Gleisdreieck 12 bis 18 Uhr …
Bei der Diskussion Ketten- vs. Riementrieb wird von einen unterschiedlichen technischen Niveaus ausgegangen. Der Zahnriementrieb setzt vergleichsweise sehr hohe Ansprüche an die Ferigungsgenauigkeit des Rahmens voraus. Er würde unproblematisch auch einen völlig geschlossenen Kettenkasten ermöglichen, ohne jegliches schleifen. Eine genau fluchtende Kette, die völlig geschützt ist, dürfte die Lebensdauer drastisch erhöhen. Des weiteren ist das Material noch nicht völlig ausgereizt: Wolfram- und Silziumkarbidbeschichtungen erhöhen ebenfalls sehr stark Lebensdauer und die Notlaufeigenschaften.
„Fertigungsgenauigkeit des Rahmens“? Gibt es denn noch Rahmenbauer, mal abgesehen von den Baumarktchinesen, die bei Serienproduktion Toleranzen größer 5mm in der Rahmengeometrie haben? Gespannt wird der Riemen eh mit Exzenterschrauben (schön auf dem zwoten Foto oben zu sehen).
Ich denke die Lebensdauer ist auch nicht das entscheidende Moment für und wieder des Riementriebs und ob man jetzt hartmetallbeschichtete KEtten für 89,- Euro/St. braucht statt Fünf Stück zum normalen Preis?
Silziumcarbid ist übrigens quatsch. Das ist entweder der Affe auf dem Schleifstein oder Gusseisen.
Eine gute BEtrachtung zum Werkstoff Alu versus Stahl gibt es auf Fahrradzukunft:
http://fahrradzukunft.de/10/alu-versus-stahl-2/#nein-alu-ist-haltbarer-als-stahl
Und ja, man kann bestimmt ein Rad mit hoher Lebensdauer und wenigen Verschleißteilen bauen, aber ob das dann alltagstauglich wird und ein gutes Preis/Leistungsverhältnis hat steht auf einem anderen Blatt.
Hier gibt es eine schöne Zusammenfassung der Vor- und Nachteil des Riemenantriebs:
Der Riemen kommt da insgesamt sehr schlecht weg.
@Kardanwelle: 5mm? Das ist ja schlechter als im Landmaschinenbau. Jeder einfache Industriemechaniker stellt dir ein Teil mit <0,1mm Toleranzen her. Wenn du mal in dem idworx-Text nachliest: Da geht es auch darum, dass der Riemen in einer Ebene laufen muss, d.h. Kettenblatt und Ritzel müssen winkelgenau gleich stehen und in einer Ebene sein, sonst verschleisst der Riemen sehr schnell. Und das muss auch im Wiegetritt so bleiben.
Warum erscheinen mein Links nicht mehr? Also Gugl „idworx Riemenantrieb“
5mm sollten auch ein Extremwert sein, deswegen verstehe ich ja auch die hohe Fertigungsgenauigkeit für Rahmen mit Riementrieb nicht.
idworx bezieht sich nur auf einen Hersteller, der irgendwas mit sonem millimeterdünnen Kohlefasergedöns macht. Warum werden hier nicht Riemen genommen die in jedem schnöseligen VW Golf verbaut sind?
Wenn in der Radwelt genau so viele Ingeniure unterwegs wären mit so viel Kapital wie in der Automobilindustrie sehe die Welt anders aus. Ergo: Warum keinen dämlichen Dosenkeilriemen nehmen?
Natürlich ist der Reimentrieb auch nicht wartungsfrei. Schmutzempfindlichkeit ist vielleicht das größte MAnko, aber komisch das, daß beim Motorrad mit höheren Drehzahlen, Umwelteinflüssen und statisch-/dynamischen Belastungen funktioniert, mal abgesehen davon das der Motorradriemen doppel so oft gewechselt werden sollte als eine Kette.
Wers halt wartungsarm haben will soll sich ein Fahrrad mit vollgemantelter Kardanwell zulegen und dann nicht wieder am Wirkungsgrad rummeckern.
@Kardanwelle:
Ich kann da auch nur spekulieren, aber es wird schon seinen Grund haben, dass die anderen Vesuche mit Riemenantrieb gescheitert sind. Ich nehme an, dass der Riemen sich immer leicht dehnt und wieder zusammenzieht. Wenn das beim Treten regelmässig zwei Mal pro Umdrehung vorkommt, käme mir das nicht sehr angenehm vor.
„aber komisch das, daß beim Motorrad mit höheren Drehzahlen, Umwelteinflüssen und statisch-/dynamischen Belastungen funktioniert, “
Das ist eine völlig andere Belastung. Die Kraft ist zwar kleiner, aber der Wirkungsgrad muss man Fahrrad wesentlich besser genutzt werden als am Bike. Wenn der Riemen sich immer dehnt bei Belastung, hast du Verluste, die am Motorrad vernachlässigbar sind, am Fahrrad aber nicht. Deshalb sind normale Riemen wohl eher nicht geeignet.
Dass man Konzepte aus dem Fahrzeugbau aufs Fahrrad überträgt, ist schon oft gescheitert. Hat man auch bei den Federungen gesehen. Da sind lauter Probleme aufgetreten, an die vorher keiner gedacht hat, aus dem Automobilbereich schon mal gar nicht. Z.B das Verhältnis gefederte/ungefederte Masse ist ungünstiger, der Fahrer bleibt nicht die ganze Zeit in einer Position, es gibt einen Pedalrückschlag usw…
Dasselbe wird passieren beim Riemenantrieb.
„Wers halt wartungsarm haben will soll sich ein Fahrrad mit vollgemantelter Kardanwell zulegen und dann nicht wieder am Wirkungsgrad rummeckern.“
Da sehe ich wenigstens einen Vorteil im Alltagsbetrieb. Beim Riemen sehe ich keine Vorteile, nur Nachteile. Nur weil man mal was „anderes“ fahren will, ist mir das zu teuer.
„der Riemen sich immer leicht dehnt und wieder zusammenzieht.“
Das ist normalerweise gewebeverstärktes Gummi. Da tut sich garnichts. Lastwechsel hab ich am Verbrennungsmotor auch. Die Vorspannkraft ist jetzt auch nicht die größte. Ja, Wirkungsgrad zur Kette ist evtl. schlechter. Aber Standartisierte oder DIN-Genormte Keil-/Riemen gibt es wie Sand am Meer, da muss doch was vernünftiges dabei sein ohne das ganze neu erfinden zu müssen.
@kardanwelle
Zahnriemen für Fahrräder werden schon seit einiger Zeit diskutiert. Seit Zahnriemen für Nockenwellen am Kfz angewandt wurden, hat es entsprechende Versuche gegeben.
So einfach, wie Du es darstellst, scheint es doch nicht zu gehen.
„Silziumcarbid ist übrigens quatsch. Das ist entweder der Affe auf dem Schleifstein oder Gusseisen.“ Du weißt nichts von der entsprechenden Beschichtungstechnik.
Grüße
Ralf
Auch das war diese Geschichte mit dem Plasmaöfen. Ja wenn man sich es leisten will dann attacke.
@kardanwelle
Nichts anderes hab ich gesagt: die angeblichen Verbesserungen der Lebensdauer werden erreicht, indem die Materialqualität und entsprechend Kosten erhöht werden.
Eine Abrechnung mit den Zahnriemen findet sich unter
http://www.idworx-bikes.de/de/vor-und-nachteile-riemenantrieb.php
Idworks ist nicht der einzige Hersteller mit bitteren Erfahrungen.
Grüße
Ralf
hallo zusammen
meine güte, das unser produkt in berlin eine solche unruhe anstiften könnte wusste ich nicht. aber danke für dein eintrag!
ich möchte kurz meine erfahrungen zu unserem twinfix hier erläutern:
5mm toleranz bei einem chinesischen oder taiwanesischen rahmen wäre ein traum, man spricht dort von bis 12mm liege in der toleranz. mit genau diesem problem haben diverse marken zu kämpfen. ihre produktionen können diese toleranzen die gates vorgibt gar nicht einhalten. da wir die rahmen selber in bern bauen haben wir 100% qualitätskontrolle. um einen gates (11er zahnung) zahnriemen zu verbauen muss der rahmen (oder der prototyp für eine serie) bei gates eingeschickt werden und diese machen dann einen test ob der rückbau genügend stark ist um die verformung beim treten aufzufangen. da wir aber eine 14 zahnung verwenden und mit diesen grossen zähnen keine vorspannung mehr brauchen (es ist unmöglich und wirklich absolut unmöglich für den riemen zu springen) dürfen wir den riemen etwas führen. das heisst er kann nicht von den schweiben laufen. die riemen sind mit kohlenfasernsträngen verstärkt und sind kein bischen weich.
ich hoffe euch ein wenig aufklären zu können. wir werden sicher an der bikeexpo in münchen austellen und waren auch an der berlinerfahrradschau. ihr könnte mich gerne weitere sachen fragen. beat@bedovelo.ch
liebe grüsse aus der schweiz
beat
PS: sind in deutschland überall ingnieure der autobranche?
achja check this out:
http://youtu.be/QHeVme8Bmgc
@bedovelo
Letzteres: Nein.
Aber bei uns weiß jede Bäckereifachverkäuferin (nichts gegen diesen Berufsstand) als Expertin auch über Atomkraft mitzureden.
Mich interessiert an dieser Stelle nu, wie sind denn Ihre erfahrungswerte mit Schmutz, Dreck, Halbarkeit und Reperatur während der Tour.
Auch liebe Grüße und weder Rahmen- noch Schienbeinbruch aus Paderborn.
Werner F..
Waren zu viele Fehler drin. Wemm geht korrigiert:
@bedovelo
Letzteres: Nein.
Aber bei uns weiß jede Bäckereifachverkäuferin (nichts gegen diesen Berufsstand) als Expertin auch über Atomkraft mitzureden.
Mich interessiert an dieser Stelle nur, wie sind denn Ihre erfahrungswerte mit Schmutz, Dreck, Halbarkeit und Reperatur während der Tour.
Auch liebe Grüße und weder Rahmen- noch Schienbeinbruch aus Paderborn.
Werner F..
Schad, wo isch mein Kommentar?