Im Jahr 2011 wird über den Landwehrkanal in Höhe des Reichpietschufers eine 1,25 Millionen teure Fahrradbrücke in Z-Form gebaut, die die Flottwellstraße und die Linkstraße miteinander verbindet. „Berlin baut für Millionenbetrag eine nutzlose Brücke“ titelt der Tagesspiegel, in den Kommentaren werden die üblichen Reflexe ausgelöst: „Berlin verpulvert Geld“ und „Frechheit von den Kommunisten“.
Allerdings bezahlt das Land Berlin diese Brücke nicht, vielmehr stammen die Mittel aus einem Ausgleichfond, den die Investoren des Potsdamer- und Leipziger Platzes seit den 90er Jahren anlegen mussten. Auch wenn die Fahrradbrücke für die Stadt gewissermaßen kostenlos ist, Sinn macht sie an dieser Stelle nicht. Viel sinnvoller wäre dieses Geld für eine Fahrradbrücke innerhalb des Parks Gleisdreiecks angelegt. Dort würde sie über die Trasse der Bahn hinüberführen und die Bülowstraße in Schöneberg mit der Hornstraße in Kreuzberg verbinden.
Tagesspiegel: Berlin baut für Millionenbetrag eine nutzlose Brücke
B.Z.: Brauchen wir noch eine Fahrradbrücke?
AusgleichsfonD
Danke, korrigiert.
… ich sag’s ja ungern, aber der Tagesspiegel zensiert fleißig Meinungen – sonst wären die Kommentare nicht so eindeutig negativ gegenüber Radfahrern.
Mein Kommentar ist leider auch nicht veröffentlicht worden:
„Herr Kurbjuweit fährt nicht Rad, sonst würde es diesen Artikel nicht geben.
Ist es nicht interessant, wie hier gegen eine lächerlich billige Brücke gehetzt wird, die aus Ausgleichsmaßnahmen – also privat – finanziert wird, nur weil sie auch Radfahrern nützt? Dazu gleich mehr …
Würden die 1,25 Millionen Euro für vergoldete Gullideckel der drei Kilometer kurzen und 420 Millionen teuren A100-Verlängerung in Neukölln ausgegeben werden, wäre dies keine Meldung wert.
Doch was verbindet diese geplante Fahrrad-Brücke eigentlich? Auf kurzem Wege die durchaus gut mit dem Rad befahrbare Linkstraße mit der ebenso gut befahrbaren Flottwellstraße. Also in größeren Netzen gedacht als attraktive Nord-Süd-Verbindung für Radfahrer vom Hauptbahnhof kommend zum Südkreuz – auch wenn da noch andere Lücken sind.
Wenn der Autor Kurbjuweit es mit seinem „nur wenige Meter weiter gibt es bereits eine Querung“ ernst meinen würde, dann hätten wir uns nicht nur die Marshall-Brücke (etwas teurer) am Tiergartentunnel sparen können – schließlich gibt es doch 250 Meter weiter schon seit Jahren die Potsdamer Brücke.
Die „paar Meter“ über die Köthener Brücke bedeuten für Radfahrer einen Umweg von 400 Metern, wobei man vom Potsdamer Platz kommend zwei Mal auf der linken (also falschen) Seite fahren müsste.
Die Frage im Artikel hätte also heißen können, gibt es vor der geplanten Fahrrad-Brücke eine Ampel mit fairen Signalschaltungen auch für Radfahrer? Genau dann wäre die Verbindung auch ohne Rampe „direkt“. Und genau dann wäre der Bericht im Tagesspiegel ausgewogen – und fahrradfreundlich, wenn es wirklich konkret wird.“
Aber heisst es nicht Fonds? Auch in der Einzahl.
Die Lage vor Ort kann ich nicht einschätzen, habe mich aber auch sehr über den negativen Tenor in den Kommentaren gewundert, zumal es hier wirklich um nicht viel Geld geht. Wenn ich überlege, welche Straßen hier in meiner Gegend in den letzten Jahren asphaltiert wurden, damit drei Anwohner pro Stunde besser parken können …
Fonds ist schon richtig, wenn es um Geldanlagen oder sonstige „Reserven“ im weiteren Sinne geht (auch in der Einzahl). Als Fond bezeichnet man Brühe oder den Rücksitz eines Autos.
Ihr seid halt echte Fonzies. *rofl*
Für Verkehr in Nord-Süd-Richtung ist so eine Brücke weitgehend uninteressant: Vom Potsdamer Platz kommend fiktiv über so eine Brücke in die Flottwellstr. und weiter Ri. Bülow südlich fahrend strandet man dann als Radfahrer an der Bülow. Da kommt man nämlich dann legal auch nur mit einem grandiosen Schlenker weiter Richtung Süden. Macht niemand. Und wo will man da auch weiter? Südlich der Yorckstr. durchs Kopfsteinghetto? Da ist vom Potsdamer Platz aus der Weg über Askanischen Platz – Möckern – Katzbach – Kreuzberg/Boelcke attraktiver. Wobei es gerade in südlicher Richtung für zügigen Radverkehr eine Lösung in der Anfahrt auf die Kreuzung mit der Yorckstr. bräuchte. Nachmittags regelmäßig mit Blech zugemüllt, gibt üble Schlängelorgien. Auch dank der unterdimensionierten Grünphase für die Möckernstr. an dieser Kreuzung.
Die Linkstr. wäre als Verkehrsachse für Radverkehr Richtung Südwest unter bestimmten Bedingungen attraktiv. Um diesen Radwegeunsinn auf dem ersten Teil der Potsdamer Straße zu vermeiden. Also den Abschnitt, wo den Radfahrern regelmäßig die Touris vor Rad laufen. Radverkehr von/nach Südwest wird aber an den Ampelkreuzungen Potsdamer Str./Reichpietschufer und der Einfahrt Tiergartentunnel dermaßen unfreundlich abgespeist, dass man als Radfahrer von/nach Südwest die Linkstr. auch nicht nutzen wird. Und wenn es eine „Z-förmige“ Brücke werden soll, dann wird dieses Zickzack genau die letzten entscheidenden paar hundert Meter bedeuten, die den Weg über die Linkstr. auch mit Brücke und unter Umgehung der bisherigen Ampelkatastrophen unattraktiv werden lassen.
Eine schöne Lösung für Radfahrer wäre bei der Planung des Areals südwestlich des Potsdamer Platzes eigentlich gewesen, von der Kreuzung Reichpietschufer/Potsdamer Platz aus eine Diagonaleinfahrt für Radfahrer in das „Kleinstraßengewirr“ zu ermöglichen. Da, wo jetzt diese sinnlosen Wasserbecken sind, hätte man prima eine Zuwegung anlegen können, um echt diagonal fahren (bzw. Fußgänger gehen) zu können. Aber das wird es wohl nie geben.
Fahre da oft. Brücke wäre für mich von großem Vorteil. Genannte Alternativvorschläge, gerade auch der letztere von Dan aus meiner Sicht alle sinnvoll. Anbindung der Flotwell / Dennewitz zur Bülow- hin und weiter an das Nordschöneberger Kleinstraßengewirr, weiter das Südwestschöneberger … das wäre dann eben der nächste Schritt. Grüsse! Joshua