Die Länder Berlin und Brandenburg haben erstmals eine Gesamtverkehrsprognose erarbeiten lassen. Ausgehend vom Bezugsjahr 2006 gibt die Prognose Auskunft zu den wahrscheinlichen verkehrlichen Entwicklungen bis zum Jahr 2025. Eine der Gesamtverkehrsprognose 2025 zu Grunde gelegte Annahme ist, dass sich die bisher verfolgte Verkehrspolitik in beiden Ländern nicht grundsätzlich ändert. Ausgehend von weiteren demographischen Faktoren wurden verschiedene Szenarien entwickelt, in denen die Entwicklungstendenzen in Berlin und Brandenburg abgebildet werden.
Für das Prognosejahr 2025 erwarten die Planer, dass die Motorisierung in Berlin weiter ansteigt. Der Motorisierungsgrad wird von 314 Fahrzeugen im Jahre 2006 auf 325 im Jahre 2025 steigen, bezogen jeweils auf eintausend Personen. Dies entspricht einer Steigerung gegenüber dem Bezugsjahr um ca. 3,5%.
Nach der Prognose wird sich die Verkehrsmittelwahl der Berliner bis zum Jahr 2025 verändern. Die Grafik zeigt die erwarteten Veränderungen des Modal Split innerhalb des S-Bahn-Rings. Dunkelgrün abgebildet ist der Fußgängerverkehr, der leicht zurückgehen soll von 26,2% auf 24,6%. Der hellgrüne Bereich sind die Radfahrer, deren Anteil von 12,1% auf 15,7% steigen soll. Ebenfalls ansteigen wird der öffentliche Nahverkehr (gelb) von 33,0% auf 33,6%. Nach Ansicht der Forscher wird sich der Autoverkehr (rot) von 28,7% auf 26,1% vermindern.
Beispielhaft für den ansteigenden Fahrradverkehr wird in der 117 Seiten starken Gesamtverkehrsprognose der zu erwartende Radverkehr in den Zentrumsbezirken gezeigt. Hier werden Straßen mit gegenüber dem Bezugsjahr steigenden Radverkehrsbelastungen mit roten Balken, Straßenabschnitte mit rückläufigen Verkehrsbelastungen hingegen mit grünen Balken dargestellt, wobei die Stärke der Balken die Differenz der Belastungen zwischen 2006 und 2025 widerspiegelt. Die Grafik enthält keine einzige Straße mit grünem Balken. Besonders ausgeprägt wird die Zunahme des Fahrradverkehrs entlang der Hauptachsen mit Radverkehrsanlagen sein.
Grafiken: Senat für Stadtentwicklung
Senat für Stadtentwicklung: Gesamtverkehrsprognose 2025 für die Länder Berlin und Brandenburg
wenn sich nichts ändert in der Administration wirds wohl so kommen wie prognostiziert. Obwohl leise Ansätze ja da sind. Wenn allerdings der politische Wille sich konsequent dafür ausspr., den Radverkehr zu fördern, kann der modal split in einem Jahrzehnt ganz anders aussehen. Bleibt realistisch, wählt das Unmögliche: Radspuren auf der Strasse mindestens mit 2 m breite, Tempo 30 für Autofahrer auch auf den grossen Strassen, parken verteuern etc., grüne Welle für Radler u.s.w.
Was in 15 Jahren ist, kann niemand wissen. Geld für solche Prognosen auszugeben ist eine ziemliche Verschwendung. Wie wär’s denn zur Abwechslung mal mit einer Investition in den Radverkehr.
Man stelle sich das mal vor – die Politik will den CO2-Ausstoß in erheblichem Maße senken und spart den Verkehrssektor dabei weitgehend aus. Die Prognose zeigt, dass sich von allein nicht viel tun wird.
Dabei sind meines Erachtens viele Autofahrer Pragmatiker. Sie würden Alternativen nutzen, wenn diese angst- und hindernisfrei gestaltet sind. Man muss das Angebot nur verbessern. Wenn man den Radverkehr sinnvoll ausbaut, spart die Stadt am Ende Geld. Das gesparte Geld könnte man in einen Ausbau des ÖPNV stecken.
Mein Traum fürs Jahr 2025: Auf einem stadtweiten Netz echter Fahrradstraßen (ohne Parkverkehr) gleitet man von Bezirk zu Bezirk. Als Fußgänger kann man große Kreuzungen in nur einer Ampelphase überqueren und muss keine großen Umwege laufen. Der ÖPNV hat so hohe Taktdichten, dass man fast immer einen Sitzplatz kriegt und auch die Mitnahme eines Fahrrads oder Kinderwagens keine Herausforderung darstellt. Wer dann noch Auto fährt, ist selbst Schuld.
Solche Studien sind ja immer problematisch. Mehr als eine qualifizierte Daumenpeilung ist das letztlich nicht. In der Studie wird ja sogar von einigen Verbesserungen für Radfahrer ausgegangen, die die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit erhöhen würden. Ohne die genauen Annahmen zu kennen, glaube ich jedoch aus dem Report herauszulesen, dass im Modell eine Zunahme des Radverkehrs vor allem eine Folge steigender Kosten für den motorisierten Verkehr sei.
Eine typische Autofahreridee.
Die Annahme, dass die Zahl der Autos in Berlin zunähme wird in der Studie übrigens nur zitiert, d.h. diese Zahl stammt aus einer anderen Studie. Ein Report zur Bevölkerungsentwicklung geht davon aus, dass Berlin wohlhabender wird und sich daher mehr Menschen ein Auto kaufen.
Auch ne Autofahreridee.
Wenn man auch die Prognosen für den Radverkehr getrost als aus der Luft gegriffen bezeichnen kann, ein Punkt der Studie bereitet mir wirklich Sorge. Es wird davon ausgegangen, dass SÄMTLICHE Autoverkehrsprojekte in Berlin-Brandenburg umgesetzt werden. Dies wird dann in Zusammenhang gesetzt mit einer Zersiedelung des direkten Berliner Umlandes. Was dabei Ursache und Wirkung sein soll, konnte ich nicht erkennen, bin jedoch ein Freund der Theorie, dass mehr Straßen zu mehr Autoverkehr führt.
Schaut man sich also die Prognose des Motorverkehrsaufkommens auf den Straßen an, eine Grafik ähnlich der im Blog abgebildeten, sieht man, dass die A100 um jeden Preis verhindert werden muss. Wenn die Annahmen einigermaßen stimmen, wird sich der Verkehr im Bereich Neukölln/Treptow verdrillionenfachen (vgl. S.87).
Diese Idee finden dann wirklich nur nach Autofahrer gut.
Bin nicht so der große Analytiker. Daher kann ich einfach nur immer und überall hinradeln und hoffen, daß es in Analogie zu Amsterdamize (http://www.candycranks.com/archives/5798) und Kopenhagenize (http://vimeo.com/8597651) irgendwann in der Welt auch heißen wird: Berlinize! 🙂
bei dem video von copenhagensize wird einem janz warm ums herz 😀