Johannes Hampel ist der Sprecher der ADFC-Stadtteilgruppe Kreuzberg und aktives Mitglied im CDU-Kreisverband Friedrichshain-Kreuzberg. Hampel möchte den Stinkefinger im Straßenverkehr verbannen und will mehr Mitmenschlichkeit im Umgang zwischen Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern. Er freut sich über das Grundsatzpapier der CDU zur Klima- und Umweltpolitik, in dem es heißt: „Das Fahrrad spielt als umweltfreundliches Verkehrsmittel eine Schlüsselrolle.“ Und er behauptet, dass die CDU nicht erst heute das Fahrrad entdeckt sondern bereits früher erfolgreiche Fahrradpolitik betrieben hat.
Einerseits finde ich es ermutigend, dass sich Johannes für einen besseren Verkehr in den Städten ausspricht, zumal er bei vielen Fragen von einem explizit christlichen Standpunkt aus argumentiert. Gleichzeitig ist das aber auch schizophren, denn er blendet manches konsequent aus. Natürlich ist die CDU auch heute noch gegen ein Tempolimit auf den Autobahnen. Stattdessen will sie vermehrten Einsatz von „elektronischen Schilderbrücken“ auf deutschen Autobahnen, die situationsbedingte Geschwindigkeitsbeschränkungen ermöglichen.
CDU-Kanzlerin Merkel setzt sich in Europa vehement dafür ein, dass hierzulande weiter Autos mit riesigem CO2-Ausstoß gebaut werden dürfen. Zum Ausgleich sollen die Deutschen öfter mal in die Pedalen treten. „Dies gilt insbesondere für den Freizeitverkehr, der bislang in Deutschland zwei Drittel des Pkw-Verkehrs ausmacht“ (Grundsatzprogramm).
Es war die CDU, die jahrzehntelang gemeinsam mit Autolobby und Bildzeitung Freie Fahrt für freie Bürger! gefordert hat. Mit dieser Kampagne ist erst eine Autofahrermentalität entstanden, die den Mittelfinger als Wappenzeichen führt. Deshalb wird es vermutlich noch sehr lange dauern, bis aus der Autopartei CDU eine radfahrerfreundliche Partei geworden ist.
Johannes Hampel: Muss die CDU das Fahrrad erst noch entdecken?
taz: Mit Atomkraft und Fahrrad
CDU: Bewahrung der Schöpfung: Klima-, Umwelt- und Verbraucherschutz
Die CDU ist doch die Helmpflicht- und Radwege-auf-Bürgersteigen-Zwangs-Verordnungs-Partei, die *hassen* Fahrräder, weil Fahrradfahren nicht die Interessen der hinter der CDU stehenden Wirtschaft befriedigt.
Außerdem können derzeit noch keine automatisierten Bewegungsprofile von Radfahrern erstellt werden, auch deshalb kann ein CDU-Mitglied gar nicht für die Fahrradbenutzung sein, denn nur ein Radfahrer, bei dem immer bekannt ist, wann er wo war, könnte vielleicht doch ein guter Radfahrer sein …
Danke für Eure Äußerungen! Ich stimme ihnen weitgehend zu, etwa dieser: „Es wird noch dauern, bis die CDU eine wirklich fahrradfreundliche Partei geworden ist.“ (Dies gilt auch für andere Parteien.) Aber wir arbeiten daran! Ihr werdet es noch erleben. In der Zwischenzeit gilt es, zarte Pflänzchen zu fördern. Bitte nicht alles gleich ersticken mit dem Hinweis auf frühere, überholte Positionen.
Und selbstverständlich blende ich manches aus der Vergangenheit konsequent aus – ich verschweige es, und irgendwann wird sich niemand mehr daran erinnern, denn es gehört der Vergangenheit an. Positionen und Argumente sind sterblich! Wer weiß heute denn noch, dass die CDU 1947 im Ahlener Programm planwirtschaftliche und sozialistische Positionen vertrat?
Die Kraft guter Argumente setzt sich durch, und wir Radler haben derzeit alle vernünftigen Argumente auf unserer Seite. Ich fahre Rad, weil es die Lebensqualität für mich und andere verbessert. Es macht Spaß, ist vernünftig und gut für die Stadt.
„CDU-Kanzlerin Merkel setzt sich in Europa vehement dafür ein, dass hierzulande weiter Autos mit riesigem CO2-Ausstoß gebaut werden dürfen.“ Auch ich sah hier einen Widerspruch. Ich habe in dieser Frage eine andere Auffassung als die Kanzlerin Merkel vertreten und dies auch geäußert. Die deutsche Autoindustrie hatte den Anschluss an sparsame Motorenentwicklung verloren, aber die Käufer rissen ihr bis vor kurzem die PS-starken Modelle aus der Hand, vor allem in den USA! Mit einem Porsche Cayenne kann man eben viel mehr Geld verdienen als mit einem Blue motion! Viele umweltfreundliche Kleinwagen aus deutschen Werken verkauften sich schlecht und wurden eingestellt. Jetzt fordert Künast 1 Million Elektroautos. Woher kriegen die denn ihren Strom? Versteht ihr das?
Es ist normal, dass in einer Partei unterschiedliche Meinungen vertreten werden. Es herrscht kein Anpassungszwang.
@ Seppel: „Hassen“ ist keine Antwort. Eine Partei die das „C“ führt, darf nicht auf Hass setzen, sonst wäre sie unglaubwürdig.
Übrigens: „Es war die CDU, die jahrelang …“ Richtig – „WAR“, die Zeiten ändern sich, und zwar gewaltig. Dies galt für die Integrationspolitik, und es wird auch für die Verkehrs- und Energiepolitik gelten. Man sollte Parteien an dem messen, was sie jetzt tun und verlangen, nicht an dem, was sie früher mal gemacht haben. Parteien machen Fehler. Parteien irren. Sie sind auch nicht besser als die Menschen, die in ihnen mitarbeiten. Parteien können aber auch hinzulernen. Gebt der CDU eine Chance. Bitte!
[…] kommen noch schlimmere Vorwürfe: In einem Kreuzberger Blog zum Fahrradverkehr ätzt ein Blogger in seinem Beitrag Die CDU und das Fahrrad: „Es war die CDU, die jahrzehntelang […]