Radfahrer sind ein Phänomen. Ständig verursachen sie neue Riesenprobleme, von denen man vorher noch nie gehört hat, die nach Bekanntwerden aber umgehend gelöst werden müssen. Wer erinnert sich nicht an die Zeit, in der VerkehrsAutominister Ramsauer das Wort „Kopfhörer“ in den Raum rief und dieses Thema monatelang die Diskussion beherrschte. Die Bild-Zeitung hat nun das Problem Zweite-Reihe-Radfahrer ausgemacht. Tenor: Auf manchen Straßen fahren so viele Radfahrer, dass sie nicht mehr auf den Radweg passen oder auf der Fahrbahn in zwei Reihen fahren. Das wiederum ist verboten, so lange dadurch „der Verkehr“ behindert wird – also in solchen Straßen eine Minderheit an Autofahrern, die genötigt werden, die rechte Spur zu verlassen oder mal etwas langsamer zu fahren.
Tatsächlich hat der Gesetzgeber bei der Regelung, Radfahrer dürften nur so lange nebeneinanderfahren, wie „der Verkehr“ dadurch nicht behindert würde, wohl eher eine damals übliche Situation im Auge gehabt, nämlich eine geringe Anzahl an Radfahrern, die nebeneinanderfahrend den Autoverkehr aufhalten würden. Das Verbot passt aber nicht in Straßen, in denen so viele Radfahrer unterwegs sind, dass sie schon rein physisch nicht mehr hintereinanderpassen. Und es ist ungerecht gegenüber Radfahrern, die genau wie Autofahrer von A nach B kommen wollen, ohne dabei kriminalisiert zu werden. Die Bildzeitung schreibt von „Riesenradwegen“ in Berlin, die nicht ausreichen, um allen Radfahrern Platz zu bieten, übersieht dabei aber, dass es wohl keinen einzigen straßenbegleitenden Radweg gibt, der auch nur die Breite einer Fahrspur hat. Und in vielen Straßen stehen den Autos davon sogar mehrere zur Verfügung.
Und, was darf nicht fehlen, nachdem man so über die Radfahrer gemeckert hat? Genau – ans Ende eines solchen Artikels stellt man dann die Unfall- und Totenzahlen. Der aufmerksame Leser wird es sich schon so zurechtreimen, wie es gemeint ist – nämlich dass Radfahrer durch Fehlverhalten oder Zweite-Reihe-Fahren all ihre Unfälle selbst verschulden.