Im letzten Okktober hatte Bundesverkehrsminister Ramsauer eine Kampagne für das Tragen von Helmen angekündigt. Der Minister erhofft sich durch den Propagandafeldzug eine Verfünffachung der Helmtragequote. Für den Fall, dass die Werbeaktion nicht den gewünschten Erfolg bringt, droht Ramsauer eine Helmpflicht an. An der Kreuzung Unter den Linden und Glinkastraße kann man nun ein erstes Großplakat der Kampagne besichtigen.
Dank an Gerrit für das Foto.
Oh, auf die emotionale Tour. Zum Glück bin ich nicht „Papi“ und falle damit nicht in die Zielgruppe dieses Spam.
Haha… das habe ich gestern auch fotografiert, auf dem Rückweg von der Diskussion in den Nordischen Botschaften. 🙂 Toll. Da sage nochmal einer, für Marketing sei kein Geld da.
Unglaublich!
Wow, sogar mit korrekter Kommasetzung – das Kind beherrscht die Rechtschreibung.
Dann setzt Papi bestimmt den Helm auf, der ist ja immer so vergesslich.
„Pass auf den Radfahrer auf, Papi“ wäre sicherlich sinnvoller.
Unfassbar dass man mit so verlogenem quark politik machen kann. Der Preis eines durchschnittlichen Radhelms entspricht ca. 10 jahren Radbudget fuer einen berliner (bundes und landesbudget pro kopf gerechnet). Damit koennte man so viel mehr für die sicherheit von papi und kind und allen tun…
Hr. Ramsauer plant schon für die Zeit nach seiner „Flensburger Punkte Revolution“, wenn Autofahrer nur noch einen Punkt bekommen für das umnieten einen Fahrradfahrers.
Die Kampagne an sich finde ich gelungen, keine Ahnung warum Fahrradhelme für so viele Radfreunde ungefähr so schlimm sind wie Kondome für den Papst. Dass eine Helmpflicht Quark ist, geschenkt, und dass gleichzeitig viel zu wenig Geld für die Rad-Infrastruktur ausgegeben wird ist sowieso ein Skandal. Aber wenigstens werden mit der Kampagne mal diejenigen angesprochen, die ihren Kindern Helme aufstopfen und gegenüber eben jenen dann behaupten, ihr eigener sei „gerade kaputt“.
Wer sagt denn, das sei ein Fahrradhelm? Das Plakat spricht an der Stelle und in der Grösse doch eher Autofahrer an und die brauchen ihn ja auch viel dringender. Der zweite Teil der Serie heißt dann „Mach das Handy aus, Mutti“.
@ Nils: Ich kann deine Geschenke nicht so toll finden. Ramsauers Kampagne hat zum Ziel, die Helmtragequote von jetzt ca. 10 auf über 50% zu heben, sonst Beule. Sie ist also nicht losgelöst von der Forderung nach einer Helmpflicht zu betrachten.
Immer wieder: es gibt keinen Nachweis, dass Helme unter dem Strich etwas helfen. Es gibt aber Nachweise, dass eine vernünftige Radinfrastruktur etwas hilft und es gibt Nachweise, dass eine geringere Geschwindigkeit im Straßenverkehr etwas hilft. Da sehe ich keinerlei Initiativen von uns Minister.
@Michael S: Wo ist denn diese „vernünftige Radinfrastruktur“? Ich habe so eine in den letzten 25 Jahren noch nicht gesehen. Und eine Quelle für den Nachweis, dass Radwege auf einmal sicherer sein sollen als Fahrbahnfahren, hätte ich auch gerne. Danke. Ich kann dir auf Anhieb 3 Untersuchungen nennen, die das Gegenteil zeigen.
@ Kai: in den Niederlanden. Keine Sorge, so einen Dreck wie das was hier unter Radwegen läuft, braucht keiner.
…ach, bin vorhin (mit m Stadtbus) dran vorbeigefahren, und es so im Halbunterbewusstsein wahrgenommen. Dachte, es richtet sich an Bauarbeiter…
@ Michael S: Und genau das mit den fehlenden Nachweisen weiß man im Verkehrsministerium auch. Und die Juristen dort wissen auch, dass so ein Gesetz deswegen wegen Unverhältnismäßigkeit nicht den Anforderungen eines Gesetz stand halten würde
@Michael S: In den Niederlanden ist auch nicht unendlich Platz zwischen den Häusern. Die spezielle Radweginfrastruktur findet sich da vor allem ausserorts. Innerorts gibt es eine ganze Menge Massnahmen, den Radverkehr wirklich separat zu führen, indem bestimmte Hauptstrassen nur für Fahrzeuge reserviert werden, dafür die direkteren, aber langsameren Wege durch die Wohngebiete nur für Radfahrer durchgängig zu befahren sind. Strassenbegleitende Radwege werden da im Prinzip auch schon als veraltet angesehen.
@Kai: … und das findest du dann keine „vernünftige Radinfrastruktur“?
Ich denke das Hauptproblem beim Vergleich Niederlande-Deutschland ist der, dass man hierzulande nicht willens ist den Verkehrsraum generell umzugestalten. Das ist in den Niederlanden iirc im folge der Ölkrise in den 70ern geschehen, es wurde Geld in die Hand genommen und ein in sich schlüssiges funktionierendes System gebaut. Nur ist das halt schlecht auf andere Länder/Regionen übertragbar ohne massiv Geld in die Hand zu nehmen, daher bleibt uns hier in Berlin z.B. nur die Flickschusterei die wir alle erleben. Alles andere kostet halt zuviel, oder ist zu sehr vom Status quo entfernt, das will ja auch keiner, freie fahrt und kostenlose Parkplätze für freie Bürger, oder so :/
@ Ze Kohl: Ja, sehe ich auch so. Es ist keine Frage der Möglichkeiten, sondern eine des politischen Willens (der Grundhaltung in der Wählerschaft). Auch eine Autobahn ist eine Investition, die sich erst im Laufe von Jahrzehnten rechnet (höhö). Das hält in D niemanden davon ab, auch in Zeiten exorbitanter Staatsverschuldung hierfür noch Geld auszugeben.
Ein weiteres Problem beim Vergleich Niederlande-Deutschland ist neben der unterschiedlich ausgerichteten Verkehrspolitik die Tatsache, daß das auf der einen Seite halt Niederländer und auf der anderen Deutsche sind. Und Deutsche haben, vor allem, wenn sie sich im Verkehr bewegen, in erster Linie Recht, und Rücksicht nehmen sie allerfrühestens an zweiter Stelle.
Diese spezifische EInstellung ist es, was das Deutschsein ausmacht, und was es praktisch vollkommen illusorisch macht, in anderen Ländern funktionierende Verkehrslösungen nach Deutschland zu importieren.
Hier wird gerne auf die Verhältnisse in Kopenhagen oder Amsterdam hingewiesen, wie toll die doch wären — aber würden die entsprechenden Regeln in Deutschland umgesetzt, liefe der Hase in eine ganz andere Richtung.
Die Rechthaberei ist übrigens kein auf Autofahrer beschränktes Phänomen, sondern auch sehr deutlich bei Radfahrern anzutreffen, die dann nicht nur Recht haben, sondern auch noch das Moralische Recht der Richtigkeit für sich in Anspruch nehmen.
@ Nullbock-Horst: Ja, da mag was dran sein. Jedes Land muss halt seinen eigenen Weg finden, aber wenn man den ohne Kosten erreichen will, wirds wohl nix mit der schönen neuen Radwelt.
Mit der dem moralischen Recht hast Du natürlich einen kleinen Fehler in der Formulierung „… auch noch das Moralische REcht der Richtigkeit haben“ muss es heißen 😉
Um nochmal auf Nils einzugehen: Die allergische Reaktion auf das Helm-Thema rührt daher, dass es in der öffentlichen und politischen Wahrnehmung die einzige Maßnahme zur Verbesserung der Fahrradsicherheit ist. Und das ist doch bitte etwas dünn.
Setz dein Hirn ein, Ramsi
@Nils
Die Proklation von Radhelm als wichtiges oder gar wichtigstes Instrument zur Vermeidung von Verletzungen und die Forderunge nach Helmpflicht traten immer kombiniert auf. Der ADFC-Kompromiss „Radhelm Ja – Helmpflicht – Nein“ war immer eine schwache Position – auch wenn er sich am Ende durchgesetzt hat. Denn sie mussten sich inmer vorwerfen lassen, nicht konsequent zu sein, wenn es doch so grosse Vorteile gibt. Nur die massive und meinetwegen auch einseitige Anti-Helm-Fraktion bewirkte, dass die phantasierten Erfolgsmeldungen in Zweifel gezogen wurden.
Selbst „freiwilliges“ Helmtragen ist häufig erzwungen, beispielsweise bei Kindern. Das Plakat kann man auch so auffassen: sie gibt die kesse Umkehrung des moralischen Drucks wieder, den Kindern ausgesetzt sind.
Also ich setze keinen Helm mehr auf. Neulich hat mich die Polizei rausgezogen und mich eingehend kontrolliert. Ständig haben sie gefragt, warum ich zum Fahren einen Helm trage. Jetzt muß ich zum Verkehrspsychologen, weil meine Eignung zum Führen eines Kraftfahrzeuges in Frage gestellt wird.Die Polizisten haben angegeben, ich hätte einen verwirrten Eindruck gemacht, dabei habe ich doch nur versucht zu erklären, warum das Risiko schwerer Kopfverletzungen beim Autofahren wesentlich höher ist, als beim Radfahren…
@Jeremy, und da gab es keine weiteren Gründe? 😉
@berlinradler, Nein, wieso? Der Polizist meinte, es sei verdächtig mit einem Fahradhelm Auto zu fahren. Sonst wurde mir nicht vorgeworfen.
@ Jeremy: Du bist vollkommen berechtigt rausgezogen worden, weil Du das falsche Modell getragen hast. Schon für das Tragen beim Radfahren kann man nur wirre Begründungen liefern. Für Autofahrer gibt es aber tatsächlich funktionierende Ausführungen, mit denen du bei jeder Kontrolle einen anerkennenden Blick des Polizisten erhoffen darfst.
Und wie soll er das tun, wo er doch offensichtlich keins hat? Musst Du den armen Mann auch noch damit triezen?
@Jeremy, ach Du bist mit Helm Auto gefahren. Na gut. Trotzdem eine etwas schräge Story 😉
@Prokrastes, aber der ist doch ’n Doktor. Da könnte man ja fast den nächsten Skandal wittern. Stammtischprolet und Doktortitel … ein Schelm, der böses dabei denkt 😉