In de.rec.fahrrad gefunden:
Der Städte- und Gemeindebund Brandenburg nimmt das Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes, das eine Radweg-Benutzungspflicht nur in Ausnahmefällen als rechtmäßig ansieht, „mit Bedenken“ zur Kenntnis. Schließlich habe man „hohe Investitionen in den Radwegebau auch im Sinne der Sicherheit der Radfahrer vorgenommen“. Daher seine Empfehlung: „Bei Vorhandensein von Radwegen sollten Radfahrer diese auch uneingeschränkt nutzen.“
In Brandenburg scheint das Aufstellen der blauen Schilder an Radwegen absolut Pflicht zu sein. Selbst an verträumten Landstraßen gibt es kombinierte Fuß- und Radwege (für beide Richtungen, klar) mit uneinsehbaren Kurven, in denen man Reitwege kreuzt.
Außerhalb geschlossener Ortschaften ist ein Radweg anders zu bewerten als innerhalb geschlossener Ortschaften.
Zudem … Brandenburg. Die einheimischen Autofahrer fahren so gnadenlos schlecht, daß es tatsächlich die Überlebenschancen steigert, wenn man auf einem Radweg fährt, selbst wenn der total unübersichtlich, bidirektional und reitwegkreuzend ist.
Der Brandenburger an sich ist beim plötzlichen Auftauchen eines Radfahrers auf „seiner“ Straße so überfordert, daß der Radfahrer i.d.R. umgefahren wird, bevor dem Brandenburger überhaupt klar ist, was er da sieht.
Vergleichbares ist auch über die Insassen von Sachsen-Anstalt und Mecklenburg-Vorpommern zu sagen, auch die anstaltfreien Sachsen sind nicht besser.
In Thüringen gibt es mehr Hügel, ob das was ändert, weiß ich nicht.
@Prokrastes:
Auch außerhalb geschlossener Ortschaften dürfen Verkehrsbschränkungen wie z.B. Radwegschilder nur aufgestellt werden, wenn aufgrund besonderer örtlicher Gegebenheiten eine Gefahrenlage besteht, die das allgemeine Risiko erheblich übersteigt (siehe §45(9) STVO). Das Fehlverhalten mancher Autofahrer beim Überholen ist keine besondere örtliche Gegebenheit und kann allein deshalb nicht als Rechtfertigung für eine Benutzungspflicht eines Radwegs dienen. Auch die Tatsachen, dass auf einer Strecken 100 km/h gefahren werden darf, ist außerorts der Normalfall und keine besondere örtliche Gegebenheit. Da braucht es aber wahrscheinlich noch ein paar Widersprüche und Musterprozesse, bis die Straßenverkehrsbehörden das auch verstanden und umgesetzt haben.
Natürlich ist das Fahren auf Hauptverkehrsstraßen außerorts nicht besonders angenehm. Die meisten Radfahrer werden daher auch ohne die Benutzungspflicht freiwillig auf dem Radweg fahren, wenn dieser in einem vernünftigen Zustand ist.
Viel sinnvoller als das Bauen von straßenbegleitende Radwege ist es meiner Meinung nach, ein vernünftiges Alternativnetz über verkehrsarme Straßen sowie einzelne (noch zu bauende) nicht straßenbegleitende Radwege zu schaffen. Wenn diese Strecken dann auch noch ordentlich beschildert und instandgehalten werden, dann werden die meisten Radfahrer dies gerne nutzen.
Brandenburg hat auch innerorts viele Radwege, teilweise katastrophalster Art. In Fürstenwalde habe ich eine Bedarfsampel für Radfahrer erlebt, die absteigefrei überhaupt nicht zu erreichen ist (Steinhöfeler Chausee). Der benutzungspflichtige Radweg an der Ernst-Thälmann-Straße ist auch ein ganz wunderbares Exemplar, das benutzt man sehr gerne, nur weil es die Stadt „viel Geld“ gekostet hat.
Zeitweise hatte ich überlegt, hier mal zu Spenden aufzurufen, damit die Verkehrsbehörden in Brandenburg Verwaltungsvorschriften zur STVO zur Verfügung bekommen. Klingt zwar polemisch, wär aber zum Wachrütteln gar nicht so schlecht.
Die teuren, exzellenten und sicheren Radwege in Brandenburg, von denen der Städte- und Gemeindebund da schreibt, habe ich größtenteils nicht erlebt. Einerseits hat man nach eigenen Angaben also gute tolle Radwege geschaffen – andererseits hat man Angst, dass Radfahrer sie nicht benutzen wollen, sobald sie die Wahlfreiheit haben. Warum sollten Radfahrer wirklich gute Radwege denn nicht benutzen wollen?
Prokrastes: Vergleichbares ist auch über die Insassen von Sachsen-Anstalt und Mecklenburg-Vorpommern zu sagen
Kann ich für MVP 100%ig unterschreiben; dort ist es extrem unangehm, auf Landstraßen zu fahren, weil man gerne mit 100 Sachen und viel zu wenig Abstand überholt wird.
Berlinradler: Viel sinnvoller als das Bauen von straßenbegleitende Radwege ist es meiner Meinung nach, ein vernünftiges Alternativnetz über verkehrsarme Straßen sowie einzelne (noch zu bauende) nicht straßenbegleitende Radwege zu schaffen. Wenn diese Strecken dann auch noch ordentlich beschildert und instandgehalten werden, dann werden die meisten Radfahrer dies gerne nutzen.
Ja, das wäre optimal. Hier in Bella Bavaria gehen sie erst seit in paar Jahren dazu über, an den Landstraßen nebendran Radwege zu bauen (die übrigens auch von Traktoren „mit“benutzt werden). Und dann wird immer stolz darauf hingewiesen und wieviel Kohle das verschlungen hat… ;-(
Immerhin was, aber Nebenrouten sind viel, viel angenehmer zu fahren.
kenn nur ein paar gemeinsame fuß und radwege in potsdam. die sind ne katasrophe. teuer angelegt wurde da nix.
die aussage bezieht sich wohl auf die ausserorts liegenden radwege.
könnte auch als eingeständnis, dass die BB nicht autofahren können, interpretieren
Vielleicht ist es hilfreich, den gesamten Wortlaut zu kennen. So verkürzt dargestellt wird es der (dennoch diskussions- bzw. kritikwürdigen) Stellungnahme des Städte- und Gemeindebundes Brandenburg nicht gerecht.
Hier der Link mit dem kompletten Text: http://www.stgb-brandenburg.de/541.html
Den Link hatte ich vergessen einzufügen – danke BikeBlogger.
Zum Vergleich mal die selbe Meldung vom STGB NRW:
http://www.kommunen-in-nrw.de/mitgliederbereich/mitteilungen/detailansicht/dokument/radwegebenutzungspflicht-nur-bei-qualifizierter-gefahrenlage.html
Wer es nicht lesen möchte: Der Text ist im Prinzip gleich, nur der letzte Abschnitt, der oben in der Meldung zitiert wird, fehlt in NRW. Ich finde, im Vergleich wirkt das noch mehr wie Fussaufstampfen eines trotzigen Kindes.
Denen ist schlichtweg peinlich, dass sie ertappt worden sind beim Geldverschwenden und Betreiben von allgemeiner Auto-Lobby-Politik.
JETZT BLAUSCHILDER ANZEIGEN!
Aktuell kann ich nur empfehlen, rechtswidrige Blauschilder zu fotografieren , zu dokumentieren und bei der VLB Einzelfallpruefung zu beantragen. Die sind im Moment am Rotieren: Schoenhauser wird bereinigt. Nuernberger wird demontiert. Steglitzer Damm wurden zwei Kreuzungen komplett bereinigt. Gesamte Tagesspiegelstrecke Volle Fahrt in den Frust (Ostkreuz, Kotti, Potsd Platz, Potsd Strasse, Yorck, Katzbach bis Tempelh. Damm) wird komplett in jedem Einzelfall neu ueberprueft. Das VerwG Urteil macht Druck. Ich empfehle unbedingt Eingangsbestaetigungen der Briefe zu verlangen, sowie bei nicht ausreichender Bearbeitungsgeschwindigkeit Fristen zu setzte. Bei konkret dokumentierten Gefahrenstellen durch Blauschilder kann man bei Untaetigkeit der Behoerde, im Falle von Unfaellen, die Moeglichkeit einer Strafanzeige wegen fahrlaessiger Koerperverletzung bzw Toetung durch Unterlassung im Amt in Betracht ziehen. Es ist bedauerlich, aber seit ich den Amtsinhabern drohe, laeufts wesentlich besser.
VIDEO SCHOENHAUSER vor der erreichten Bereinigung auf YOUTUBE: Radweg versus Fahrbahn. Einfach Fahrradinfoberlin bei Youtube eingeben.
Nicht vergessen: Die Stadt Berlin hat die Einzelfallpreufung fraglicher Blauschilder in JEDEM EINZELFALL fest ZUGESAGT.
Echt, das bringt was? Paar Kandidaten hätte ich da ja auch.
Sind im Zug von Hohenstaufen- und Nachodstraße nicht auch ein paar Blausiegel an teilweise nur 60cm breiten Schamstreigen aufgestellt?
@Nullbock-Horst:
Nee, da nicht. Aber nebenan an der Lietze stehen noch etliche Blauschilder rum, die eigentlich auch weg müßten.
@Fahrradinfoberlin: danke für den Hinweis!
Ich habe auch schon einen Gehweg auf meinem Arbeitsweg entdeckt, an dem das blaue Schild durch ein „Radfahrer frei“ ersetzt wurde.
Jetzt liegt es also u.a. auch an unserer eigenen Trägheit, wenn nix passiert. Geht mir ja auch so: ich fahre täglich an einem unsinnigen Schild (Zeichen 240) vorbei, ohne tätig zu werden.
Also: ran an die Tasten – nur rummeckern hilft uns allen nicht weiter 😉
„““““““““““
# BikeBloggerBerlin schreibt:
Sonntag, 30.01.2011 um 15:01
Jetzt liegt es also u.a. auch an unserer eigenen Trägheit, wenn nix passiert. Geht mir ja auch so: ich fahre täglich an einem unsinnigen Schild (Zeichen 240) vorbei, ohne tätig zu werden.
Also: ran an die Tasten – nur rummeckern hilft uns allen nicht weiter 😉
„““““““““““““
Machen wir genau so weiter wie schon seit 15 Jahren. Wir schreiben fleissig Widerspruchsklagen und Radfahrerfreundliche Juristen unterstützen uns dabei indem sie Beispielformulare ins Netz stellen.
Wenn dann mal ein Radwegschild weggeklagt wird jubelt die fast ganze Radszene.
Dumm daran nur, dass in der gleichen Zeit 10 neue benutzungspflichtige Radwege, oder andere lebensgefährliche Radverkehrsanlagen, entstehen.
Aber Hauptsache wir sind beschäftigt und glauben sogar noch, dass wir etwas erreichen.
Die Verantwortlichen für illegale, lebensgefährliche Radverkehrsanlagen müssen endlich zur Verantwortung gezogen werden.
Widerspruchklagen gegen Radwege sind nur vergeudete Lobbyarbeit.
@siggi: falls du es nicht bemerkt haben solltest – es geht um Berliner Zustände. Und da stimmt das, was du schreibst, definitiv nicht. Zu den Verhältnissen in anderen Orten kann ich nichts sagen.
@BikeBloggerBerlin
Die Berliner Zustände sind nur im Vergleich zum Rest des Landes besser.
Davon, dass die Radwegbenutzungspflicht der absolute Ausnahmefall ist, ist auch Berlin noch meilenweit entfernt.
@siggi
Wenn Du lebensgefährliche, illegale Pflichtradwege kennst und die Verantwortlichen zur Verantwortung ziehen willst, dann musst Du den Weg erst dokumentieren und anzeigen, um nach einer angemessenen Frist im Falle von Unfällen, Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung, bzw. Tötung durch Unterlassung im Amt zu erstatten.
Das kannst Du dem Amtsinhaber ja fairerweise vorher mitteilen.
Wenn es Denen selber an den Kragen geht, läufts wesentliche besser, erheblich schneller, konstruktiver.
Im Moment ist die VLB am Rotieren.
Wichtig ist:
BLAUSCHILDER IN BERLIN J E T Z T ANZEIGEN !
Die wollen das über die Wahlen durchschummeln. Alles was wir jetzt erreichen, senkt die Hürde für die Grünen nach denen Wahlen dieses politisch undankbare und unpopuläre Thema in der REALpolitik anzugehen.
Und wenn die Hauptstadt die Radwegpflicht komplett aufhebt, hat diese Signalwirkung für das Bundesgebiet.
BITTE,
POPO J E T Z T HOCHKRIEGEN!
BLAUSCHILDER JETZT ANZEIGEN!
NICHT WARTEN, HANDELN.
Danke Euch allen!
BLAUSCHILDER AN BAUSTELLEN
Funktionierte auch (Schild nach 2 (!) Tagen demontiert):
Ordnungsamt Bescheid geben, man hätte an der Baustelle VERGESSEN, das offensichtlich rechtswidrige Schild zu demontieren. Auf die entsprechenden Paragraphen in der StVO und auf Gefahr im Verzuge hinweisen.
Hat funktioniert (Nordbhf. Juli 2009).
„““““““
Fahrradinfoberlin schreibt:
Montag, 31.01.2011 um 18:01
@siggi
Wenn Du lebensgefährliche, illegale Pflichtradwege kennst und die Verantwortlichen zur Verantwortung ziehen willst, dann musst Du den Weg erst dokumentieren und anzeigen, um nach einer angemessenen Frist im Falle von Unfällen, Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung, bzw. Tötung durch Unterlassung im Amt zu erstatten.
„““““““
Wenn ich in meinem Beruf gegen Bau- und Sicherheitsvorschriften verstosse, dann bin ich dran. Kommt noch Jemand dadurch zu schaden bin ich noch „dranner“. Zwinge ich noch Menschen dazu meine illegalen Sachen zu benutzen bin ich am „drannsten“
Da kann ich mich auch nicht damit rausreden man hätte vorher klagen müssen. Denn ich bin der „Experte“ ich muss wissen was ich baue und nicht der Laie der durch meinen Pfusch zu Schaden kommt.
Warum soll das Radverkehrsanlagen alles anders sein?
Die, die so etwas bauen sind die Experten. Sie haben es gelernt und werden dafür bezahlt. Wenn sie illegale Radverkehrsanlagen bauen und auch noch gegen Bauvorschriften verstossen und dann noch Menschen zwingen so etwas zu benutzen – dann müssen sie auch die Veantwortung tragen wenn dadurch Unfälle passieren.
@siggi
wenn Du nichts machst, wird auch nichts passieren.
Fahrradinfoberlin schreibt:
Donnerstag, 27.01.2011 um 16:01
„VIDEO SCHOENHAUSER vor der erreichten Bereinigung auf YOUTUBE: Radweg versus Fahrbahn. Einfach Fahrradinfoberlin bei Youtube eingeben.“
Mal ehrlich, du traust dich, so einen Mist einzustellen? Ich hab mit dem zweiten Video (Straßenbenutzung) angefangen und viel Himmel und Hochbahn gesehen, bevor ich aufgegeben habe. Dann hab ich das erste, wohl von dir gemeinte, angesehen bis mir der Kragen platzte. Wäre ich an einer der Bushaltestellen gewesen, ich hätte dich vom Rad geholt. Was willst du mit diesem Film zeigen? Dass du der rücksichtslose Hardcorebiker bist, der sich nicht auf die Straße traut? Dass der Weg absolute Oberscheisse ist und als Vorbildlösung für allerhand andere Wege gedient haben mag kannst du doch nicht den Fußgängern überhelfen. Einfach nur dumm.
@michael
Danke für Deine Kritik.
Die Kamera ist leider nach oben gerutscht. Sorry.
Beim Fahren auf dem Radweg bin ich mit beiden Händen fest an meinen sehr gut eingestellten Bremsen gefahren und habe bei gefahren für Fussgänger zusätzlich rechtzeitig laut geklingelt (leider). Eine Gefahr bestand für mich am Anfang durch den Rechtsabbieger.
Ich muss aber zugeben, dass ich das Fahren auf Radwegen nicht mehr gewöhnt bin und dann doch immer wieder überrrascht bin, wie extrem unübersichtlich und gefährlich die sind und dass ich hätte noch langsamer fahren müssen.
Was meinst Du damit, Du hättest mich „vom Rad geholt“?
@ Fahrradinfoberlin: Wie fest Du deine beiden Hände am Lenker und an den Bremsen hattest, kannst leider nur Du selbst beurteilen, nicht die Leute, zwischen denen Du durchheizt. Auch die Autofahrer, die mit 20cm an mir vorbeifahren, beherrschen ihr Gefährt perfekt – fast immer. Das ist die allgemeine Ichsicht und vermutlich auch ein ganz normales menschliches Verhalten. Auf der Basis dieses Denkens bräuchten wir keinerlei niedergeschriebene Regeln. Auf der Basis ganz normaler menschlicher Reaktion in einer schnell ablaufenden Bedrohungssituation durch einen einzelnen Aggressor kannst du bitte auch meinen Kommentar zum „vom Rad Holen“ verstehen. Hab ich bisher noch nie gemacht, sicher auch, weil die Leute einfach zu schnell schon wieder weg sind, wenn mein Herzkasper überstanden ist. Vielleicht auch mein Glück, ist vermutlich eher kontraproduktiv, jemandem bei ca. 100kg beschleunigter Masse in den Weg treten zu wollen, der sich so benimmt. Ausserdem gibt es auch dafür niedergeschriebene Regeln.
Das Problem ist doch, dass du auf einem von Dir eindeutig als untauglich erkannten Radweg so gefahren bist, wie es nur auf einem normalen straßenbegleitenden Radweg (und auch da nur mit den bekannten Risiken) möglich wäre. Ich kann da nur erkennen, dass Du etwas demonstrieren wolltest, was ohnehin klar ist und dafür auch Gefährdung anderer in Kauf genommen hast, besonders an den Haltestellen, wo Du jederzeit mit querendem Verkehr rechnen musst. Warum bist Du nicht so gefahren, wie es angebracht gewesen wäre? Langsam, vorsichtig, 10 mal anhalten auf 100m, Passanten vorbeigehen lassen usw? Wäre die Karrikatur einer Fahrradfahrt geworden.
Vielleicht hast Du aber auch gar nicht so unrecht. Ein Video, dass die Gefährdung zahlreicher Fußgänger durch Radrowdies belegt, zeigt natürlich drastischer den Handlungsbedarf, als ein Video, in dem ausgebremste Radfahrer zu sehen sind. Nur die Bösen sind natürlch verschieden. Einmal die Planer, einmal die Radler.
@michael s
Danke für Deine Erklärung. Sinn der Dokumentation (die ich innerhalb von 24h anfertigen musste) war es, zu beweisen, dass der Radweg für zügige Alltagsfahrten ungeeignet ist und dass es auf der Straße entspr. dem BVerwG Urteil 2010 keine qualifizierte Gefahr gibt. Dies war erfolgreich, die Behörden werden die Blauschilder auch auf Grund der Beweisführung durch diese (Amateur)Videoaufnahmen demontieren. Die Staatssekretärin ist gezwungener Maßen konkret auf dieses Video bei Youtube eingegangen.
Statt mit 25-30 wie auf Straßen, bin ich mit 20-25, hochaufmerksam, vorausschauend laut klingelnd und ständig bremsbereit gefahren. Bei den Fußgängern habe ich immer vorher runtergebremst. Wie bereits gesagt, habe die Gefährlichkeit des Radwegs dennoch unterschätzt.
Aber so geht es tausenden von Alltagsradfahrern die diesen Weg, so wie ich vorher nicht kannten und der Verkehrsführung vertrauten.
Sollen Radfahrer die entsprechend Verordung fahren präventiv mit 10-15 km/h fahren? Vielleicht wäre das sogar sinnvoll. Ich persönlich habe wie gesagt kaum Erfahrung mit Radwegen, ich fahre aus Sicherheitsgründen seit Jahren meist auf der Straße.
Ich habe mich auch scheiße gefühlt da lang zu fahren (selbst mit reduzierter Geschwindigkeit), aber für die Dokumentation war das wichtig.
Ich habe mir auch mal das Fußwegbefahrungsvideo von Fahrradinfoberlin angeschaut und meine, dass es wirklich rein von der Fremdgefährdung der Fußgänger nur halb so wild ist. Er fährt mit geradezu lächerlich geringer Geschwindigkeit wild klingelnd durch die Gegend, ein Risiko sehe ich da kaum.
Allerdings, was hast du überhaupt auf dem Fußweg zu suchen. Wenn, wie im Video wirklich häufig zu sehen ist, der Radweg auf unverschämte Art und Weise blockiert ist, bleiben genau drei Möglichkeiten:
1. Vor dem Hindernis warten, bis es verschwindet.
2. Absteigen und als Fußgänger weitergehen.
3. Gesetzlich legitimiert auf die Straße und dort weiterfahren.
Alles andere ist eine Erziehung der unbeteiligten Fußgänger und hat als Verhaltensweise im Straßenverkehr nichts zu suchen.
Nichts anderes machen die eng überholenden Autofahrer. Einen Eindringling in ihre Hoheitssphäre wird seine Stellung in der Hackordnung aufgezeigt. Ist mir erst am Donnerstag passiert als ein Kleintransporter mit Berliner Kennzeichen mich auf der Straße ohne Radweg mit dem Seitenspiegel abgedrängt und gerammt hatte, weil ich ihm an der Ampel wirklich friedlich erklärt hatte, dass wir nicht beide an der gleichen Stelle auf Grün warten können. Ähnlich wie Michael S. mit den Worten „vom Rad geholt“ beschreibt, habe ich das Problem … anderweitig geklärt und brauchte ihn nicht anzuzeigen.
Fahrradinfoberlin schreibt:
Montag, 07.02.2011 um 01:02
„Ich habe mich auch scheiße gefühlt da lang zu fahren (selbst mit reduzierter Geschwindigkeit), aber für die Dokumentation war das wichtig.“
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Vor dem Hintergrund verstehe ich das Video jetzt besser und auch dein Verhalten. Ich ärgere mich halt immer darüber, dass wir uns als Radler über die rücksichtlose Verdrängerei und Gefährdung auf der Straße wehren und es den Fussgängern oft nicht besser ergeht. Das eigene Gefährdungspotential schätzt man immer geringer ein. Ich geb mal zwei Beispiele aus meiner eigenen Gehwegfahrerei, beide Male DEUTLICH langsamer als Du unterwegs und mit beiden Händen an den Bremsen:
Beispiel 1: Mir kommt ein älterer Mann mit Krücke entgegengehumpelt. Der Weg ist breit genug, ich langsam und trotzdem will ich noch extra viel Platz machen und ihm signalisieren, dass von mir keine Gefahr ausgeht. Prompt gerate ich durch meinen besonders raumgreifenden Schlenker mit einer Pedale an einen dieser Parkplatzblockierbetonpoller und eiere ihm, aus dem Gleichgewicht geraten, entgegen. ->Volle Aufmerksamkeit und trotzdem eine Gefahr.
Beispiel 2: Vor mir an der einen Seite eine Mauer, an der anderen Seite eine Baumreihe. Hüpft doch glatt 2m vor mir ein Eichhörnchen auf Augenhöhe von einem Mauerpfeiler mit einem Riesensatz über den Gehweg an einen der Baumstämme und wetzt hoch. Ich schwer beeindruckt. Roller noch voller Bewunderung für diese Flugleistung weiter und stehe plötzlich mit quitschenden Bremsen vor einer geöffnenten Pforte zur Kita, die zu der Mauer gehörte. Die aufgerissenen Augen des Jungen sagten mir nicht: Du hast dein Rad im Griff, Danke, dass Du mich nicht erwischt hast. -> Volle Aufmerksamkeit – bis zum Moment der Ablenkung.
Fazit: Radfahrer gehören von Fußgängern getrennt und wenn dein Video geholfen hat, den Radweg jetzt zu entpflichten, ist viel gewonnen. Die gewählte Methode, das zu zeigen, ist aber schon hart.