Fahrraddemo „1,5° statt A100“

Changing Cities e.V., Ende Gelände Potsdam, IL Berlin und Aktionsbündnis A100 stoppen! rufen gemeinsam zur Demo am 12. Dezember auf.

Vor fünf Jahren, am 12. Dezember 2015, beschlossen die Staaten der Welt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen und so die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern. Die Bürgerinnen und Bürger haben das Signal verstanden. Aber die Zivilgesellschaft kann nicht von sich aus eine Klimawende herbeiführen. Sie fordert deshalb am 5-Jahres-Tag, dass die bisher viel zu zögerliche Politik ihre Klimaziele und -maßnahmen sofort in Einklang bringt mit dem von ihnen unterschriebenen Abkommen.

Nur mit einer radikalen Energie-, Ernährungs- und Verkehrswende kann die heranziehende Katastrophe noch gemildert werden. Doch eine Umkehr in der autozentrierten Politik ist in Berlin nicht in Sicht, die Regierung baut weiterhin Autobahnen, investiert somit in die Vergangenheit, zerstört Natur- und Agrarflächen, Wohn- und Lebensraum – sogar vor der eigenen Haustür, siehe A100 – und verhindert damit eine echte Verkehrswende.

Mit dem nicht-motorisierten, sicheren und ökologischen Verkehrsmittel der Zukunft, dem Fahrrad, radeln wir für die Lösung: Für ein lebenswertes Berlin, für eine echte Verkehrswende und für den Dannenröder Wald!

Wir fordern von den Politiker*innen im Bund, in den Ländern und den Kommunen einen Stopp des bisherigen Kurses und verantwortungsvolle Entscheidungen für eine klimagerechte Zukunft unseres Planeten. Dafür treffen sich Berliner und Brandenburger Bürger*innen an einem anachronistischen Autobahnkreuz und zeigen, dass eine ökologische Verkehrswende selbst gemacht werden muss – und kann!

Route Potsdam: 
10 Uhr Glienicker Brücke; 11 Uhr Wannsee S-Bahn; 11:30 Uhr weiter über Kreuz Zehlendorf auf die AVUS (A115); um ca. 12:30 – 12:45 Zwischenkundgebung mit  Berliner Demo (an Kreuzung AVUS/A100, Abfahrt 10 “Funkturm”, Halenseestraße; Abschlusskundgebung am Kraftwerk, Motardstraße

Route Berlin:
10:30 Uhr Hermannplatz, Abfahrt 10:50 Uhr.
Hermannstraße bis Auffahrt Britzer Damm A100 bis Abfahrt Tempelhofer Damm – Tempelhofer Damm bis Platz der Luftbrücke – Dudenstraße – Kolonnenstraße – Hauptstraße bis Bülowstraße – Kleiststraße – Tauentzienstraße – Kurfürstendamm bis Rathenauplatz – 12.30 Uhr Zwischenkundgebung mit der Demo A115/Avus: Halenseestraße /Abfahrt 10 “Funkturm” – 13.30 Uhr Abschlusskundgebung am Heizkraftwerk Reuter West (Motardstraße) 

Bitte tragt während der gesamten Veranstaltung Eure Masken und haltet Abstand!

Changing Cities

Fahrradanhänger von frei adventure

Ein Anhänger in zeitlosem Design und so simpel, dass du ihn sogar selber zusammenbauen kannst. Zu einem fairen Preis, damit jeder eine umweltfreundliche Transport-Alternative leisten kann. Das ist das Chameleon, ein Fahrradanhänger, der an jede Situation angepasst werden kann. Die vielen Befestigungspunkte machen es möglich, verschiedenes Gepäck zu transportieren. Außerdem kannst du das Chameleon problemlos in deiner Wohnung verstauen, ohne dass es viel Platz wegnimmt. Sollte es dich mal in die Natur ziehen, verwandelt das Chameleon dein Fahrrad in ein Abenteuer-Gefährt. Das Chameleon ist einfach reparierbar, kompatibel für die meisten Fahrräder und später in unterschiedlichen Breiten und Längen erhältlich.

Das Chameleon wurde von zwei Leuten aus Wismar entwickelt und geht gerade als Crowdfunding-Projekt an den Start. Von den angestrebten 10.000,- € sind bereits 6.216,- € eingesammelt. Die günstigste Möglichkeit, zu einem Chamaleon-Fahrradanhänger zu kommen, ist der Selbstbaukit mit allen Metallteilen, Schrauben, einer Anleitung und einer Fahrradbefestigung für 147,- €. Ein gut ausgedachter Anhänger finden wir.

frei adventure

Crowdfunding-Kampagne für den Chameleon Fahrradanhänger

Anne Hidalgo als Bürgermeisterin von Paris wiedergewählt

In der zweiten Runde der französischen Kommunalwahlen setze sich in Paris die sozialistische Politikerin Anne Hidalgo mit 50,2 Prozent der Stimmen gegen ihre Mitbewerber durch. Damit ist Hidalgo für weitere sechs Jahre als Bürgermeisterin von Paris in ihrem Amt bestätigt.

Ihr Programm bis 2026 ist ambitioniert. Sie will von den 83.500 Parkplätzen im öffentlichen Straßenraum etwa 60.000 ersatzlos streichen. Auf den dadurch entstandenen Flächen sollen Radwege angelegt, Bürgersteige verbreitert und 170.000 neue Bäume gepflanzt werden. Der Verkehr in Paris soll auch langsamer werden, mit Ausnahme weniger Hauptverkehrsstraßen soll eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h gelten. Bis zum Jahr 2024 sollen alle Hauptstraßen von Paris Radwege erhalten. Bereits in ihrer ersten Amtszeit hatte Hidalgo Zeichen gesetzt, als sie eine Uferstraße der Seine vom Autoverkehr befreite und zu einer Fußgängerzone umgestaltete.

Paris wird also auf Grün geschaltet. Wann folgt Berlin?

Forbes: Anne Hidalgo Reelected As Mayor Of Paris Vowing To Remove Cars And Boost Bicycling And Walking

Welcome to (S)Hell

Morgen findet in Den Haag die Hauptversammlung von Shell statt, wo die Aktionär*innen beschließen, wie sie sich weiter auf Kosten unseres Planeten bereichern können. Das wollen wir nicht ungesehen geschehen lassen und tragen deshalb unsere Wut über den fossilen Großkonzern auf Berlins Straßen.

Wir treffen uns am 19. Mai um 8h (morgens!) im Carl-von-Ossietzky-Park (Ecke Alt-Moabit/Paulstraße) und fahren mit einer angemeldeten Fahrraddemo an Shell-Tankstellen vorbei. Dabei sind wir kreativ, geben aufeinander Acht und halten die Hygieneregeln ein, indem wir Masken tragen und 1,5m Abstand einhalten. Die Demo endet gegen 10h im Görli.

Kommt mit Plakaten, Transparenten und Sprüchen gegen Shell und tragt gelben Mundschutz mit „Shell Must Fall“ damit der Protest eine klare Message aussendet: Ein »Weiter so« der zerstörerischen Fossilindustrie wird es mit uns nicht geben!

Mailand plant neue Verkehrskonzepte zur Wiederbelebung der Stadt nach Corona

Mailand ist eine Großstadt 1,4 Millionen Einwohner in der Lombardei in Italien. Die Stadt ist flach und hat mit 182 km² eine relativ kleine Fläche, nur 15 Kilometer sind es von einem Ende der Stadt zum anderen. Die durchschnittliche Pendlerstrecke ist knapp vier Kilometer lang. Nach dem lockdown im Zuge der Coronakrise nahm der Autoverkehr zwischen 30 und 75 % ab, die Luftverschmutzung hat sich ähnlich positiv entwickelt.

Vor zwei Tagen hat die Stadt den Strade Aperte Plan vorgestellt. Er sieht vor, dass die Stadt in den kommenden Monaten 35 Kilometer Straßen zu Fahrradstraßen umgewandelt werden. Das heißt, dass Bürgersteige verbreitert und Popup-Bikelanes abgepollert werden und dass die Geschwindigkeit auf diesen Straßen auf 30 km/h beschränkt ist.

Marco Granelli, Verkehrsbürgermeister von Mailand, begründet die Entscheidung so: „Natürlich möchten wir die Wirtschaft Mailands wieder hochfahren, aber wir machen das auf einer anderen Basis als vorher.“ Die Verkehrswissenschaftlerin Janette Sadik-Khan berät Mailand bei der Umgestaltung. Sie sagt: „So eine Chance wie in der Coronakrise bekommen wir nie wieder im Leben.“

The Guardian: Milan announces ambitious scheme to reduce car use after lockdown

Corona-Epidemie – Fahrradwirtschaft zu den Leitlinien der Bundesregierung

„Die Verbände der Fahrradwirtschaft unterstützen die gestern angekündigten Maßnahmen von Bund- und Ländern. Oberstes Ziel der nächsten Wochen muss es sein, die Verbreitung des Corona-Virus zu bremsen. Wir gehen in der Umsetzung davon aus, dass Fahrradwerkstätten ihre Dienstleistungen weiter anbieten können.
Millionen Menschen werden dem Rat von Gesundheitsminister Spahn folgen und in den nächsten Wochen ihr Fahrrad statt Bus und Bahn nutzen. Das ist genau richtig so! Manche tun es bereits, andere werden ihr Rad aus dem Keller holen und es reparieren müssen. Es wird nicht nur deshalb einen hohen Bedarf in Fahrradwerkstätten geben. Schließlich wird das Fahrrad in den nächsten Wochen, neben dem Auto das wichtigste Verkehrsmittel sein, da es infektionssicher und von jedermann genutzt werden kann.“

Stellungnahme des Bundesverbands Zukunft Fahrrad (BVZF) vom 17.03.2020

BVZF

Update 18.3.2020:

Wie Fahrradmechaniker Wuhan in Bewegung halten

In der Elf-Millionen-Stadt Wuhan in China ist der öffentliche Nahverkehr seit Wochen inexistent, es fahren keine Züge, keine U-Bahnen und keine Busse, manche Straßen sind komplett gesperrt, an anderen Straßen befinden sich Checkpoints, die nur autorisierte Fahrzeuge passieren können. Wege, die die Einwohner Wuhans dennoch machen müssen, können nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigt werden. Private Fahrräder scheint es zwar zu geben, dafür ist das Fahrradverleihsystem Wuhans mit 90.000 Rädern im Jahre 2012 das größte der Welt.

Yang Long arbeitet für den Fahrradverleiher Hellobike und sorgt dafür, dass defekte Leihräder erfasst, abtransportiert, repariert, gewaschen und desinfiziert werden, bevor sie wieder zurück auf die Straßen Wuhans kommen. Er und seine Leute dürfen die Kontrollpunkte durchfahren, um ihrer Arbeit nachzugehen. Damit helfen sie, den öffentlichen Personentransport in Wuhan am Laufen zu halten, soweit das unter den Bedingungen der Corona-Pandemie überhaupt möglich ist.

Hier ein kurzes Video des staatlichen chinesischen Fernsehsenders CGTN über den Job der Fahrradreparateure, die plötzlich zum Rückgrat des ÖPNV in einer Mega-Millionen-Stadt geworden sind.

CGTN: In the Spotlight: Bike mechanics that keep Wuhan in motion

Kerstin E. Finkelstein: Straßenkampf

Im heute erschienenen Buch „Straßenkampf“ untersucht Kerstin Finkelstein den Zustand des Radverkehrs in Deutschland am Beginn der zwanziger Jahre. Von Jahr zu Jahr fluten immer mehr Autos unsere Städte. Nicht nur die schiere Zahl der Kraftfahrzeuge steigt an, auch die Größe, das Gewicht, die PS-Zahl und damit das potenzielle Zerstörungsvermögen. Autos zerstören Leben und Gesundheit der Menschen, Geparkte Autos verwandeln unsere Kieze in lebensfeindliche Orte.

Dass das anders werden kann und muss, dessen ist sich ein großer Teil der Menschen in der Stadt sicher. Zahllose Volksentscheide und Bürgerbegehren zeigen, dass die Bürger eine andere Form unserer Mobilität wünschen, mit mehr Fuß- und Radverkehr, mit besserem und komfortablerem Öffentlichen Nahverkehr und mit deutlich weniger Autos. Dagegen stehen Politik, Rechtsprechung, Verwaltung und Autolobby auf der Seite der beharrenden Kräfte, die das Primat der „Flüssigkeit des Verkehrs“ verteidigen.

Finkelstein zeigt die Fehlentwicklungen in der deutschen Verkehrspolitik auf und belegt mit Beispielen, wie es besser wäre für alle. Die ehemalige Chefredakteurin der radzeit plädiert für mehr entspannten Radverkehr, für eine nachhaltige Form der Mobilität nicht nur in unseren Städten.

Kerstin E. Finkelstein
Straßenkampf – Warum wir eine neue Fahrradpolitik brauchen
Christoph-Links-Verlag
184 Seiten
13 Abbildungen s/w
ISBN: 978-3-96289-081-0
15,00 Euro