Alte und neue Planung

Das untenstehende Foto wurde gestern von Twitternutzer @Radelflieger veröffentlicht. Es zeigt den Schutzstreifen auf der Spandauer Straße in den vergangenen Jahren und den neu aufgepinselten Streifen, mit dem sich Radfahrer in Zukunft begnügen müssen. Statt einer lichten Breite von zwei Metern ist der neue Schutzstreifen an seiner engsten Stelle nur noch 71 Zentimeter breit.

Die Straßenmalerei in der Spandauer Straße zeigt, wie die Verkehrsplanung des „alten“ SPD/CDU-Senats mit den Radfahrern umspringt. Wenn eine Straße genügend breit ist, bekommt der Radverkehr einen Schutzstreifen von höchstens zwei Metern Breite, aber keinen Zentimeter mehr. Wenn es eng wird für allerlei Richtungsfahrbahnen und Parkstreifen, dann müssen Radfahrer zurückstecken und mit einem lenkerbreiten Streifen vorlieb nehmen. Und dass es zur Not noch enger geht, beweisen die vielen neuen Baustellenmarkierungen in der Stadt.

Alle Straßenbauprojekte, die noch in diesem Jahr gebaut werden oder gebaut werden sollen, werden nach alter Planung errichtet. Einzige Ausnahme scheint der Umbau der Karl-Marx-Allee zwischen Alex und Strausberger Platz zu sein. Melanie Henneberger, Referentin des Verkehrsstaatssekretärs: „Die Umplanung des Projekts im letzten Jahr hat sich gelohnt!“ Besonders grotesk äußert sich die Aufteilung des Straßenraums am Beispiel Holzmarktstraße, die für vier Millionen Euro gerade umgebaut wird. Auf einem Straßenquerschnitt von großzügigen 44 Metern sollte der Radverkehr zwei mickrige Schutzstreifen a zwei Metern plus Sicherheitsstreifen von 50 Zentimetern erhalten.

Doch nun zieht die Verkehrsverwaltung bei der Holzmarktstraße die Notbremse. Gestern veröffentlichte die Senatsverwaltung für Verkehr diesen Tweet:

Auch auf Nachfrage wollte SenUVK keine Details nennen. Stattdessen heißt es: „Weitere Infos folgen.“ Da der Umbau der Holzmarktstraße bereits in vollem Gange ist, wird sich grundsätzlich nichts mehr ändern. Mein Tipp: die Richtungsfahrbahnen werden zehn Zentimeter schmaler, dafür werden die Radwege zwanzig Zentimeter breiter.

6 thoughts on “Alte und neue Planung

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  1. Verarsche. Was soll man sonst noch dazu sagen.

  2. Eine Fahrbahn die Platz für einen regelkonformen Schutzstreifen hat muss mindestens so breit sein, dass sie letztendlich auch ohne auskommen würde.
    Daher gibt es bei diesen Dingern nur zwei Kategorien.
    Entweder überflüssig oder illegal.

    1. Prinzipiell kann ein Schutzstreifen schon sinnvoll sein, wenn der Streifen ausreichend breit ist und man damit am Stau vorbeifahren kann. Aber in Berlin wird das leider viel zu selten richtig gemacht und die Behördern versuchen oft, unbedingt einen Parkstreifen und zwei Spuren pro Richtung zu behalten, auch wenn man das zu engem Überholen und Fahren in der Dooring-Zone führt. Und wenn es doch mal zu eng für zwei Spuren ist, dann wird dennoch ein schmaler Schutzstreifen und daneben ein sehr breiter Fahrstreifen markiert, auf dem dann doch wieder zwei Autos nebeneinander fahren und Radfahrer eng überholen.

  3. @Jakob
    Wenn der Schutzstreifen ausreichend breit ist, dass man rechts am Stau vorbei fahren kann, dann war die Fahrbahn vorher auch ohne Schutzstreifen breit genug, dass Radfahrer das konnten.
    Die StVO erlaub das ja sogar wenn ausreichend Platz ist.
    Man müsste eben nur mal dieses asiozale Verhalten von Autofahrern unter Strafe stellen, wenn sie diesen ausreichenden Platz absichtlich verstellen (rechts dicht machen).
    So könnte man sich das ganze Geld für diese Unsinnigen Streifen sparen. Wie man sich in Fahrspuren zu verhalten hat ist, auch ohne Schutzstreifen, in der StVO ausreichend geregelt.

    1. Nun ja es kann durchaus sein, dass man ohne Schutztreifen eine normale Fahrspur mehr hätte und die Autofahrer völlig legal auf allen Spuren im Stau stehen. Wenn man jetzt die rechte Spur in einen Schutzstreifen umwandelt, kann das die Situation für Radfahrer auf jeden Fall verbessern.

      Einfach einen Schutzstreifen dazwischenquetschen und dennoch um jeden Preis den Parkstreifen und alle Fahrspuren behalten ist in der Tat eine schlechte Idee.

  4. Mittlerweile weiß man mehr: Laut zuletzt veröffentlichter Presseberichte wird die Holzmarktstraße in dem sanierten Abschnitt mit geschützten Radfahrstreifen (Protected Bike Lanes) ausgestattet. Dies wäre wirklich ein enorm großer Erfolg und würde die gewünschte Sicherheit für Radfahrer auf diesem Abschnitt bringen.
    Ich vermute bzw. wünsche mir sehr, dass die bisher geplanten Parkstreifen in beiden Richtungen entfallen, um in diesem Bereich die schützenden Poller zu platzieren und um gleichzeitig die nun nach außen verlagerten Fahrradspuren auf 2,5 m zu verbreitern. So können weiterhin zwei Fahrspuren für Autos erhalten bleiben und für Fahrradfahrer ergeben sich erhebliche Verbesserungen.

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