Prozess gegen einen LKW-Fahrer wegen fahrlässiger Tötung vor dem Amtsgericht Tiergarten

Polizeimeldung Nr. 1823 vom 06.08.2014
Friedrichshain – Kreuzberg

„Heute Morgen kam es in Friedrichshain zu einem Verkehrsunfall, bei dem eine Radfahrerin tödliche Verletzungen erlitt. Nach bisherigen Erkenntnissen fuhr ein 31-Jähriger gegen 7 Uhr mit einem Lkw die Karl-Marx-Allee stadteinwärts entlang. Als er nach rechts in die Straße der Pariser Kommune abbog, erfasste er eine Radfahrerin, die in gleicher Richtung unterwegs war und die Karl-Marx-Allee weiter geradeaus befahren wollte. Die 39-Jährige erlitt so schwere Verletzungen, dass sie noch am Unfallort verstarb. Der Kreuzungsbereich war stadteinwärts für die Dauer von etwa drei Stunden für den Fahrzeugverkehr gesperrt.“

Der Prozess gegen den LKW-Fahrer Maik H. fand heute im Amtsgericht Tiergarten in der Kirchstraße statt. Der Angeklagte fuhr mit einem 40-Tonner der Marke Renault auf der Karl-Marx-Allee in Richtung Westen. Der Lastkraftwagen hat eine Besonderheit: die Beifahrertür besitzt neben dem normalen Fenster ein zweites kleines Fenster im unteren Bereich. Die Sicht auf die rechten Außenspiegel war durch Wimpel teilweise verdeckt. Der Angeklagte gibt an, erst seit zwei Tagen auf diesem Fahrzeug zu fahren und die Wimpel nicht selbst angebracht zu haben. Er sagt, er habe zwei mal in die Spiegel gesehen und sei dann bei grünem Ampellicht nach rechts abgebogen. Dann habe er plötzlich eine Hand im unteren Beifahrerfenster gesehen und sei auf die Bremse getreten. Der Angeklagte wurde nach seinem Unfall von seiner Firma entlassen und wehrte sich gegen die Kündigung nicht. Nach neun Monaten Arbeitslosigkeit fährt er nun wieder LKW.

Anschließend werden zwei Zeugen gehört. Zeuge R. sitzt in seinem Auto auf der Straße der Pariser Kommune Richtung Norden vor einer roten Fußgängerampel und beobachtet nur zwanzig Meter entfernt den Unfall im Rückspiegel. Er beobachtet, wie die Radfahrerin vor der Kollision versucht, sich mit der Hand vom LKW wegzudrücken. Und weiter: „Es hat ewig gedauert zwischen dem Erstkontakt, bis der LKW angehalten hat.“ Zeuge M. sitzt ebenfalls im Auto auf der Straße der Pariser Kommune Richtung Norden vor einer roten Ampel, allerdings südlich der Karl-Marx-Allee, seine Sicht auf den Unfall wird durch den LKW verdeckt. Dennoch bemerkt er, wie die Radfahrerin unter den Lastkraftwagen kommt.

Der Sachverständige Dr. W. kommt gegen 8:10 Uhr zur Unfallstelle. Nach seiner Aussage ist der LKW nicht bewegt worden, er befand sich in der Unfallendstellung. Auch er bestätigt einen Handabdruck der linken Hand auf der unteren Scheibe der Beifahrertür. Er schlägt der Rechtsmedizin vor, einen Handabdruck der toten Radfahrerin machen zu lassen, was aber unterbleibt. Nach den Aufzeichnungen des Fahrtenschreibers hatte der LKW eine Geschwindigkeit zwischen 10 und 17 km/h, als er abbog. Weiter: „Wenn der Fahrer Schrittgeschwindigkeit gefahren wäre, hätte es zwar möglicherweise eine Kollision zwischen LKW und Radfahrerin gegeben, aber er wäre in einem Meter zum Stehen gekommen.“ Einige Minuten später ebenfalls wörtlich: „Der LKW-Fahrer fährt fünf bis sechs Sekunden weiter, nachdem er die Hand gesehen hat. Er hat die Hand nicht mit einer Kollisionsgefahr assoziiert“.

Nach der Beweisaufnahme werden Staatsanwältin, Nebenklägerin und Verteidiger gehört. Die Staatsanwältin plädiert für eine Verurteilung nach §222 StGB zu 160 Tagessätzen a 50,- €. Sie plädiert ausdrücklich nicht für ein Fahrverbot. Die Nebenklägerin schließt sich der Forderung der Staatsanwältin an. Die Verteidigung plädiert auf Freispruch. Das Urteil des Richters: 150 Tagessätze a 40,- Euro. „Wir haben kein Fahrverbot angeordnet. Dafür liegen die Voraussetzungen nicht vor.“

YouTube: Friedrichshain: Radlerin stirbt unter Lkw (06. August 2014)
Rad-Spannerei Blog: Trauer um getötete Radfahrerin (07. August 2014)
Berliner Zeitung: Radfahrerin überrollt – 6000 Euro Strafe für Lastwagenfahrer (26. Oktober 2015)
Tagesspiegel: Fahrlässige Tötung: Geldstrafe für LKW-Fahrer (26. Oktober 2015)

36 thoughts on “Prozess gegen einen LKW-Fahrer wegen fahrlässiger Tötung vor dem Amtsgericht Tiergarten

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  1. Großen Dank an Kalle für diese ausführlichen Berichte aus dem Gericht. Dass hier sogar Geschwindigkeiten angesprochen werden, finde ich gut, denn auf einen in Schrittgeschwindigkeit abbiegenden Lkw könnte man tatsächlich besser reagieren als auf solche die, wie üblich, so schnell abbiegen, dass man aus dem Gefahrenbereich nicht mehr flüchten kann. An so einer Stelle MUSS doch jedem Abbiegenden klar sein, dass da mit hoher Wahrscheinlichkeit Radfahrer auftauchen – anders als dass das aus Bequemlichkeit ausgeblendet wird, kann ich mir ein so unvorsichtiges Verhalten nicht erklären.

    Der Fahrer ist hier nicht als Einziger Schuld. Immerhin hat man einen Radweg rechts neben ihm platziert und beide Streifen gleichzeitig mit grün signalisiert – würde hier ein Verkehrsplaner vor Gericht stehen, wären diese Unfälle schnell Vergangenheit.

  2. Was einem dabei jedenfalls klar wird: Die Verfahren laufen immer mit dem gleichen Verständnis von „kann was dafür/kann nichts dafür“ und einem ausgesprochenen/nicht ausgesprochenen Fahrverbot ab.

    Eigentlich darf einen das auch nicht weiter verwundern. Denn mal ehrlich, wenn die Eignung zum Führen eines Kraftfahrzeugs wirklich eine notwendige Voraussetzung wäre, dürften sehr sehr aktuelle Fahrer nicht mehr am Steuer sitzen, Berufskraftfahrer nicht, aber auch private Fahrer.

  3. Mist. „sehr sehr viele aktuelle Fahrer“ muss es heißen.

  4. Wie üblich, enorm traurig das ganze.
    Gefühlt, will sich Wut breit machen, auch wie üblich … .

    Nur hilft das keinen mehr.

    Was muss man nur machen, dass es sich einfach durchsetzt mehr (wesentlich mehr) Aufmerksamkeit im Straßenverkehr walten zu lassen ?!
    Klar ist das ‚anstrengend‘ – aber wenn nicht, gibts Tote, immer (wieder).

    Vermutlich erreicht man nur wieder mehr Aufmerksamkeit im KFZ, wenn man die Sicherheitsvorkehrungen wieder zurück dreht, nicht das sich mehr Verletzen (sollen), sondern das mehr Aufmerksamkeit aufgezwungen wird.

    Das Moderne Sicherheitspaket der KFZ dient letztlich NUR den Insassen, nie der Umwelt in der sich bewegt wird – und den passiert dank dessen auch immer weniger.

    Weniger Notwendigkeit sich besonders zu konzentrieren … „mir passiert ja nix“

    Das ist keine Anklage, das ist Tatsache.

  5. Viele Sicherheitssysteme helfen auch umstehenden. Auf mich und mein Fahrrad ist mal ein abbiegendes Auto im Schnee zugerutscht, das nach wenigen Metern durch eine unsichtbare Hand Namens ESP geradegerückt wurde und an mir vorbei abbiegen konnte. Ohne ESP hätte ich in der Situation wohl den kürzeren gezogen.

    Es gibt nur eine Lehre, die ein jeder von uns kurzfristig aus solchen Unfällen ziehen kann: NIEMALS rechts neben Rechtsabbiegern geradeaus fahren. Nie und nirgendwo. Auch wenn das Radfahrstreifen, Radwege oder ähnliches uns glauben machen wollten: Das Leben ist wichtiger als das Einhalten von Verkehrsregeln.

    Tobi

  6. Ach was, natürlich kann man auch rechts neben Rechtsabbiegern als Radfahrer weiter geradeaus fahren.
    Allerdings, und deswegen lebe ich noch, muss man sich als Radfahrer überzeugen, daß der KFZ-Beweger einen wahrgenommen hat, vorzugsweise durch Blickkontakt.

    Ein erstes Zeichen, daß man nicht getötet werden soll, ist ohnehin das deutlich sichtbare Abbremsen des Maschinenführers links neben einem. Radfahrern, die direkt neben einem KFZ, welches auf der Rechtsabbiegerspur fährt, mit gleicher Geschwindigkeit auf eine Kreuzung zurollen, um dann „elegant“ kurz vor der Stossstange des Rechtsabbiegers weiter geradeaus zu sausen, fehlt meiner Meinung nach irgend etwas im Schädel.

    Schrittgeschwindigkeit beim Rechtsabbiegen für KFZ ist für mich eigentlich selbstverständlich, wenn ich mal in einer Dose sitze. Aber gut, ich kann ja auch als Radfahrer denken und staune oft, wie schlecht schnell fahrende Radler, die von diesen gemeingefährlichen Radwegen zur Kreuzung sausen, erkennbar sind.

    Oft denke ich in solchen Situationen daran, welches Risikopotential für uns edle Muskelkraftritter ältere Leute OHNE Radfahrerdenken aber mit steifem Genick, eingeschränktem Gehör und Tunnelblick in schallgedämmten, übermotorisierten Kisten sind.
    So einer ist mir persönlich zwar noch nicht beim Rechtsabbiegen gefährlich geworden, aber sehr wohl schon mehrere Male beim Rückwärtsausparken.

    Aber noch mal zum rechtsabbiegenden KFZ-Beweger.
    Kürzlich wollte ich mit so einem Teil nachmittags von der Karl-Marx-Allee rechts in die Warschauer abbiegen. Ich hatte Grün, aber es ging nichts, denn es kamen immer neue Radfahrer in kurzen, unregelmäßigen Abständen. Ich verrenkte mir fast den Hals, konnte aber einfach nicht sicher sein, daß keiner mehr kommt. Schließlich bewegte ich mich im Zeitlupentempo in die Rechtskurve, denn das war meine einzige Möglichkeit, irgendwie mal voranzukommen, ohne einen Radfahrer zu gefährden. Das sahen natürlich die, prompt wieder neu auftauchenden Radfahrer, die an mir ebenso prompt wieder auf der Bremse Stehenden vorbeirollten, anders – ein paar brüllten mich an . . ..

    Man muss vielleicht die Probleme beider Parteien erlebt haben, um als Radfahrer in der Stadt mit diesem beschissenen Radwegesystem trotzdem sicher voranzukommen.
    Ich fahre schon seit Jahrzehnten ausschließlich in der Großstadt und kenne die Risiken mittlerweile, aber ich würde mich als Anfänger oder alter Mensch trotz einiger kleiner Verbesserungen für den Radverkehr in der Stadt nach wie vor ziemlich unsicher fühlen.
    Und der Winter kommt erst noch . …

  7. Tobi, mit dem gleichen Recht könnte man auch die Lehre ziehen, dass Kraftfahrzeuge nicht mehr rechts abbiegen dürfen. Das Leben ist wichtiger als Autofahren.

    Es tut mir leid, aber dieses ewige Einknicken bedeutet, dass wir auf unseren Straßen das Recht des Stärkeren akzeptieren. Das geht nicht.

    Kfzfahrer müssen ihre Verantwortung tragen (so wie andere auch), nicht darauf hoffen, dass andere ihren Mist schon ausbügeln und Gerichte Pillepalle-Urteile sprechen.

    Der Radfahrerzermatscher hätte für Jahre nicht mehr hinter ein Lenkrad gehört, so offensichtlich ungeeignet wie er dafür ist.

  8. @Tobi: Du meinst also, Du hälst immer an jeder grünen Anpel an, bis keiner mehr kommt? Tut mir leid aber Dein Argument ist das altbekannte „Auf dem Grabstein steht er hatte Vorrang“ und das ist menschenverachtend.
    Warum?
    Weil es impliziert die Radfahrer wären sich zu dem Zeitpunkt ihrer Gefährdung bewusst gewesen und hätten trotzdem versucht ihren Vorrang zu erzwingen, zur Not unter Einsatz ihres Lebens. Und dies kann ich nicht glauben. Ich glaube einfach, dass die Dame bei einem Lkw der mit ca. 25 Km/h an ihr vorbeifährt, dann kaum merklich verzögert und mit 10-17 Km/h abbiegt einfach nicht von einem Abbieger ausging und sich der Gefahr bis kurz vor dem Ausstrecken des Armes zum Wegdrücken nicht bewusst war.
    Wie oft habe ich so etwas schon erlebt, Kraftfahrzeuge biegen kaum verzögert mit maximal möglicher Kurvengeschwindigkeit ab, oftmals ohne vorher zu blinken.
    Das Einzige was dabei hilft ist auf der Fahrbahn im Sichtfeld fahren! Dies trauen sich leider wegen der gefühlten Unsicherheit zu wenige und/oder es ist wegen einer Radwegebenutzungspflicht nicht erlaubt und/oder die Radfahrer werden wirksam von den Kraftfahrzeugführern von der Fahrbahn vergrämt.

  9. Es gibt sicher nur wenige die sich der Wirkung des Rauschgiftes „Kraftfahrzeug“ entziehen können, wenn sie erstmal drinsitzen. Die Reklame nutzt diesen Umstand ja weißriesig gehirnwaschend aus, gießt Öl in die brennenden bzw. verkohlten Hirnruinen der Damen und Herren gewohnheits- und bandenmäßigen Kraftwagenlenker. Gerade die Schwerstabhängigen (jene also, die das Autogefahre denn auch noch im Rahmen und als Wesen ihres Broterwerb betreiben, also der gemeinhin höchsten Entfaltung und Darstellung des Persönlichkeitchens), gerade jene die kaschieren hinter ihrem wirtschaftlich doch ach so mehrwertvollen Schaffen sehr erfolgreich die animalische Berauschung durch die große Maschine, die der Triebgesteuerte da steuern und treiben darf, in perfekter Weise. Doch einen mächtigen Wagen zu lenken ist nicht der Zweck und nicht genügend, sondern erst, wenn man andere Verkehrsteilnehmer des eigenen Wagens Mächtigkeit gar (zu) deutlich hat spüren lassen, erst dann ist der Rausch voll und der Kraftfahrwicht prall – und zwar in aller Regel ungestraft. Oder, wenn man sich, hups!, wie hier, ein bißchen verschätzt hat, in einem (Straf-) Maß, das eine wirksame Subvention, ein Lob, einen Anreiz für das Verhalten solch pervertierter Tiere am Steuer bedeutet.

    Oder eben schlicht: Rechtsbeugung.

    Wer schon mal selbst in nem großen LKW saß und diesen gefahren hat der weiß wie die Sichtverhältnisse dort sind. Linksseitig geht es eigentlich recht gut, und ohne Verrenkung kann man den Kopp zum Fenster raushängen, dann sieht man ohnehin besser als jeder andere was auf der Straße los ist. Nach rechts jedoch ist es das glatte Gegenteil. Der Spiegel ist der einzige Kontakt zur Außenwelt, er ist weit weit weg, nämlich fast zweieinhalb Meter, und die Dinge die er darstellt sind verdammt klein. Selbst wenn die Spiegel vorhanden, intakt, eingestellt, trocken, eisfrei, sauber und auch die Fensterscheibe durchsichtig sein sollten, was in der Praxis eher als eine glückliche Verkettung angesehen werden kann, ist es überaus knifflig bis grenzwertig in diesem winzigen Wimmelbild einen Radfahrer auszumachen. Bei Regen, Nacht oder niedrigem Sonnenstand wird aus dem Ratespiel dann schnell eine Lotterie reinsten Wassers. Schon die „normale“ Sicht nach rechts ist also stets mehr oder weniger problematisch.

    Und jetzt kommts. Die den rechten Außenspiegel „teilweise“ verdeckenden Wimpel „nicht selbst angebracht“ hat er, der Maik. Soll heißen: er hat sie drangelassen. Zwei geschlagene Tage lang ist der Maik umhergefahren, mit nem tonnenschweren Laster durch dichtest besiedeltes Gebiet, hat beim Abbiegen die Ecken schön sportlich genommen und sich nen Dreck um Sicht nach rechts gekümmert. Einfach so. Ich bin der Fetteste, mir doch egal, mir kann nichts passieren, oußerdem binnick hier uff Arbeit, machste ehm ma Platz wa! (Zeugenaussage: „Es hat ewig gedauert zwischen dem Erstkontakt, bis der LKW angehalten hat.“ — Klar, anhalten ist ja auch lästig, und woher ist gesagt daß an dieser Hand noch was dranhängt, für das anzuhalten sich lohnte?!) Den unter diesen Vorraussetzungen todsicher eintretenden Tod von Menschen hat er billigend in Kauf genommen, ganz egal, Hauptsache war, die feschen Wimpel dranzulassen, dafür darfs gern bißchen Blindflug sein. Nichtmal im Traum kann ich soviel fressen wie ich kotzen möchte wenn ich versuche mir ein so widerwärtiges Ekelstück wie diese Type vorzustellen.

    Fahrlässige Tötung, ja? Daß ich nicht lache. Diese wimpelverhangenen Spiegel braucht man im Stadtverkehr deutlich öfter als einmal pro Minute, er *kann* das nicht übersehen haben, es muß ihn mehroderweniger permanent behindert haben, es sei denn es war ihm ohnehin wurscht was er so alles umäht.

    Wir haben es hier mit Vorsatz zu tun! Und sei es nur der Dolus Eventualis.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Vorsatz_%28Deutschland%29#Eventualvorsatz_.28dolus_eventualis.29_und_bewusste_Fahrl.C3.A4ssigkeit_.28luxuria.29

    Demnach ist es Totschlag und der Maik muß mindestens fünf Jahre in den Knast.

    Das käme meinem Rechtsempfinden wesentlich näher statt nun genau zu wissen: der Killer ist weiterhin unter uns. Morgen schon walzt er vielleicht dir die Därme platt. Und nicht nur vielleicht sondern sogar ziemlich sicher lacht er sich über diese Taschengeldstrafe täglich tot.

    Möge Marcellus Wallace sich seiner annehmen.

  10. Das Einzige was dabei hilft ist auf der Fahrbahn im Sichtfeld fahren! Dies trauen sich leider wegen der gefühlten Unsicherheit zu wenige

    Dazu:
    Vom letzten September und
    vom Juli. Besonders heftig war auch ein Vorfall im Juni 2013. Das Verfahren wurde eingestellt, da angeblich kein Vorsatz nachgewiesen werden konnte. Den vom Juli hat die Polizei, obwohl ich explizit eine Straftat angezeigt habe, zu einer Ordnungswidrigkeit herabgestuft, und den vom September habe ich direkt nur als OWi geschrieben.

    Nur gefühlt ist die Unsicherheit nicht! Man wird einfach aus Unkenntnis der Verkehrsregeln immer wieder aktiv angegriffen.

    Ein erstes Zeichen, daß man nicht getötet werden soll, ist ohnehin das deutlich sichtbare Abbremsen des Maschinenführers links neben einem.

    Aber bloß nicht darauf verlassen! Ich kann mich an einen Bus erinnern, der bis zum Stillstand abbremste um dann sofort wieder anzufahren, gerade, als ich des Radweges kam.
    Eine Golf-Fahrerin stand sogar bereits, um einen 10 m vor mir fahrenden Radler passieren zu lassen, hatte aber leider mich nicht gesehen und fuhr ebenfalls an, als ich gerade vom Radweg auf die Fahrbahn der abzweigenden Straße fuhr. Bin damals über den Lenker abgestiegen, da ich vor Schreck die Bremshebel durchgezogen habe.

    Weil es impliziert, die Radfahrer wären sich zu dem Zeitpunkt ihrer Gefährdung bewusst gewesen und hätten trotzdem versucht ihren Vorrang zu erzwingen

    Nein, tut es nicht. So einen habe ich allerdings im letzten Jahr erst erlebt, der unbedingt bei schon roter Fahrradampel und schon angefahrenem rechtsabbiegenden Sattelschlepper noch vor demselben vorbei wollte. Der Fahrer des LKW stand rechtzeitig wieder auf der Bremse (leider).
    Es geht vielmehr darum, dass man immer mit Fehlern Anderer rechnen sollte, da kein Mensch perfekt ist.

  11. Zum Glueck lese ich in dieser Blogkommentare auch vernueftiges. Es gibt naemlich zwei Seiten: LKW und Fahrrad. Der Verlierer ist immer der Radfahrer, ob er recht hat oder nicht. Ich bin Radfahrer, habe kein Auto und wohne in den Niederlanden. Ab und zu fahre ich in Berlin. Letztes Jahr wollte ich mein LKW Fuehrerschein machen und habe zwei Stunden Probe gefahren. Fantastisch, denn ich mag auch motorisierte Fahrzeuge. Jedoch war ich so erschrocken von dem fehlenden Rundumsicht, zum Beispiel beim rechtsabbiegen. Ich habe nicht sehen koennen, ob ein Rad kam oder nicht und beschloss, dass ich diese Verantwortung nicht tragen wollte. Dabei ist die Infrakstruktur in den Niederlanden TOP. Die Loesung von Konflikte unter den verschiedenen Verkehrsteilnehmer wird entschaerft durch die hochwertige Infrastruktur. Ein Restrisiko bleibt aber immer. Bald bin ich wieder in Berlin und wuensche Euch sichere Wege.

  12. An der Stelle käme ich jedenfalls auch nicht auf die Idee, auf der Fahrbahn zu fahren. Denn ich wäre so ziemlich der einzige, der das dort tut. Rebell auf der Fahrbahn, das geht über meine Intention (Fahrt von A nach B oder Freizeitfahrt) hinaus. @Tobi macht es sich etwas einfach, wenn er schreibt, man solle nicht rechts von Rechtsabbiegern fahren – oft kann man das verhindern, aber manchmal geht es eben nicht anders, als den Radweg zu benutzen. Dort tut das jeder und es wird dort von jedem erwartet. Wenn man sowohl bei grün als auch bei rot warten soll, braucht man gar nicht erst radfahren.

    @Currywurst, ich weiss nicht, ob Dein Denken wirklich hilfreich ist. Denn es ist ja nicht so, dass Lkw aus Spaß bewegt werden. Anders als viele Pkw-Fahrten sind Lkw-Fahrten meist notwendige Nutzfahrten. Es kann also nicht darum gehen, den Lkw-Verkehr oder -fahrer ansich zu verteufeln, sondern endlich ein Verkehrssystem zu schaffen, das solche Unfälle von der Regel zur Ausnahme macht. Würden z.B. eher die Radfahrer getroffen, die bei Rot gefahren sind, wäre die Situation eine ganz andere, denn dann könnten Radfahrer tatsächlich durch Wohlverhalten ihr Risiko senken.

  13. Es gibt ja offenbar neue Designs für LKW-Kabinen:
    https://twitter.com/BenPBradshaw/status/657145763160588288
    Genau wie Fahrassistenzsysteme. Ich verstehe nicht, wieso Ihr in Berlin nicht mal 1000 Leute zusammenbekommt, um einfach mal ein „die in“ wie in London zu machen – zur Not jede Woche, bis diese Scheiße aufhört.

  14. @Karsten

    Der Vorfall aus Juni 2013 mit dem Taxi wurde eingestellt, da kein Vorsatz nachgewiesen werden konnte? Bei einem Berufskraftfahrer, der die Dauerhupe betätigt? Soll er eingschlafen sein, eine Ablagefläche für seinen Kopf auf dem Lenkrad gefunden und dabei das Steuer verrissen haben?

    Das ist doch alles lächerlich. Wenn nicht mal sowas geahndet wird, dann können wir doch gleich das Recht des Stärkeren einführen. Und vielen Taxi-Chauffeuren tut man meiner Erfahrung nach kein Unrecht, wenn man ihnen Absicht bei ihrem Verhalten gegenüber Radfahrern unterstellt.

    Die Gegenrichtung ist meines Wissens aber nicht für Radfahrer freigegeben. Ich bin da auch mal auf der Busspur gefahren und wunderte mich über die ruppige Art, vor allem der dort nicht fahrberichtigten PKW.

    Zum Thema „Gefahren beim Rechtsabbiegen von Kfz“ hatte ich gerade heute ein erhellendes Erlebnis, das mich etwas sprachlos zurück ließ:

    Ich bin auf einer Straße ohne Radweg an einer Kreuzung bei roter Ampel angekommen. Ab Kreuzungsbereich beginnt eine Radwegsführung, nach der Kreuzung geht es ohne Benutzungspflicht, aber mit Radweg weiter. Neben einen rechts blinkenden Sattelschlepper stelle ich mich links auf, trotz (imaginärer, die kommende Radwegsführung andeutender,) gestrichelter Linie am rechten Rand. Ich fahre ja schließlich geradeaus und muss es nicht drauf ankommen lassen. Zumal der LKW praktischerweise ziemlich mittig steht, so dass kein PKW mehr links von ihm Platz hat. Sonst werden eigentlich immer zwei Spuren gebildet.

    Allerdings fährt nach Umschalten der Ampel auf Grün ein linksabbiegender Ford Fiesta im Gegenverkehr auf einmal mit aufheulenden Motor und vollem Karacho um die Ecke, dass er mich fast mitgenommen hätte. Dank besserer Reaktion auf dem Rad war ich natürlich schon gestartet. Aber der gute Ford-Fahrer dachte sich wohl, auf einen zögerlich abbiegenden LKW (vorbildlich!) nicht warten zu müssen/wollen. Und hat wohl – optimistisch gesehen – schlichtweg nicht damit gerechnet, dass es noch Geradeausverkehr gibt!

  15. #AutoJustiz halt…

    https://twitter.com/SecretCoAuthor/status/658954869026508800

    Mit LKW Radfahrer töten: 5000 Euro https://t.co/7lYn884572 Mit LKW Autofahrer töten: 2 Jahre Bewährung https://t.co/VRHJcDLp15 #AutoJustiz— Daniel (@SecretCoAuthor) 27. Oktober 2015

  16. Daß Vorbeugen besser als angemessen Bestrafen ist, lieber berlinradler, nuja, da simmer uns einig, das bedarf vielleicht kaum der Erwähnung. Notwendigkeit ist meiner Erfahrung nach hinsichtlich Lastwagenbewegungen ein einigermaßen relativer Begriff. Ich arbeitete selber einige Jahre hauptberuflich als Lastwagenfahrer.

    ‚Ansich verteufeln‘? Ich finde den Vorwurf, falls es einer sein soll, bissi komisch. Es gibt durchaus verantwortungsvolle unter ihnen, mir scheint daß deren Anteil im zweistelligen Prozentbereich ist; unter denen die klassischen Fernverkehr fahren, also auch mal über EU-Grenzen hinauskommen, oder bei denen die Schwertransport fahren dürfte der Anteil überwiegen, das ist meine Empfindung. Hingegen begegneten mir unter den Kollegen die Gefahrgut (abgesehen von ‚Harmlosigkeiten‘ wie etwa Dünger, Kraftstoffen, Heizöl,…) oder Schlachtvieh fahren, ums mal freundlich zu sagen, vorrangig auffallend robuste Charaktere. Unter den Nahverkehrskutschern erlebe ich ein sehr weites, diffuses Spektrum, da trau ich mir keine Aussage zu. Ich hoffe das ist differenziert genug.

    Wie können Radfahrer ihr Risiko durch eigenes Verhalten senken? Ich kann sagen was ich mache: erstens, mir darüber klar sein, daß der Fahrer eines (größeren) LKW oder gar Lastzuges einen Radfahrer auf der rechten Seite oft nur mit einer Kombination aus guten Sichtbedingungen, Geduld, Mühe und Glück wahrnehmen kann. Streng theoretisch wäre also an vielen Kreuzungen gerade bei schlechten Sichtverhältnissen vom LKWfahrer gefordert, sich mit weit weniger als Schrittgeschwindigkeit in die Kreuzung hineinzutasten, oder sogar anzuhalten, zum gucken ob ein Radfahrer kommt auszusteigen, bzw sich nen Einweiser zu suchen. Grauestens ist sie, diese Theorie. Ich kann aber versichern: den Lastafahri ist diese Situation, sich über nen Radweg hinwegzu‚raten‘ auch nicht gerade angenehm. Rechts vom rechtsabbiegenden LKW ist Todeszone, in der Praxis hilft glaubich nur, sich konsequent fernzuhalten, scheiß auf Vorfahrt, Überleben ist wichtiger. Zum Glück sind die Dinger ja recht gut hörbar. Hinsichtlich Verkehrsregeln, besonders der Vorfahrt, ist das natürlich absolut unbefriedigend, gar keine Frage. Andererseits sollte ein Radfahrer mal erleben welche Mühen er dem Fahrer eines beladenen Lasters macht wenn er diesen in der Kurve zum stehen bringen muß. Schon aus Umweltschutzgründen (so nen Klotz neu zu beschleunigen kostet reichlich Sprit!) sollte die Bereitschaft zu häufigem Vorfahrtverzicht nicht gänzlich undenkbar sein. Vor allem aber aus Überlebenstrieb.

    Worüber also habe ich mich also so aufgeregt? Nun, über die Sache mit den Wimpeln. Es kann sich ja jeder sein Fahrerhaus-Zuhause einrichten wie er will und die Geschmäcker sind verschieden. Und es mag Stellen an den Scheiben geben wo man ohne garsogroße Sichtverluste irgendwelches persönlichkeitsverlängernde Dekogeraffel anbringen kann. Aber den rechten Außenspiegel zumachen, sorry, da platzt jedem halbwegs normaldenkenden Lkwfahrer der Kopf. Wer hat nicht schon mal in Situationen wie Abbiegen oder Überholen einen unachtsamen Beifahrer wegbrüllen müssen, der unvermittelt was im Fußraum suchte oder die Füße ungeschickt hochlegte? Jeder der schon mal (nicht nur zum Schrippenholen) einen (großen) LKW fuhr wird das bestätigen.

  17. Achso, hab das zweitens dessen was ich als Radfahrer angesichts der Gefahr durch schwere LKW mache vergessen, nämlich (Hochbord-)Radwege unter fast allen Umständen meiden, es sei denn auf dem rechten Fahrstreifen fahren die LKW hintereinander her: da sie zueinander stets zu wenig Abstand halten sehen sie mich zu spät.
    Das Beispiel Karlmarxallee ist in der Tat ein Sonderfall, der nordseitige Radweg wird je westlicher je benutzbarer. Im Bereich Andreas- bis Schillingstr fahr ich dennoch Fahrbahn denn die Radverkehrsführung am Strausberger Platz kommt mir (ähnlich wie an Ernst-Reuter-Platz oder Siegessäule etwas diskriminierend und schikanös vor, reclaim the Kreisel.

  18. Schließlich sollte sich nach Vorbild der Fédération française des motards en colère ein entsprechender Zusammenschluß zur Verbesserung der Sicherheits- und Gesetzeslage bilden. Die haben wirklich großes bewegt und sind anders als der Name vermuten läßt ein sehr freundlicher Haufen.

  19. Was mir in dem Bericht fehlt, ist wie der Totfahrfahrer damit umgeht und ob das Hohe Gericht den Aspekt des Eingeständnisses der Blödheit, wahlweise auch sträflich fahrlässigen Verhaltens des:

    „Die Sicht auf die rechten Außenspiegel war durch Wimpel teilweise verdeckt. Der Angeklagte gibt an, erst seit zwei Tagen auf diesem Fahrzeug zu fahren und die Wimpel nicht selbst angebracht zu haben.“

    Wenn ich ein für mich neues Fahrzeug zwecks Führens besteige, ist das erste was man zu tun hat, was in der Fahrschule vor dem allerersten Mal Gang Einlegen, stets als Erstes macht, ich stelle den Sitz und v.a. alle Hilfsmittel, wie SPIEGEL, so ein, daß ich sie optimal nutzen kann.
    So und dieser Typ nennt sich Berufskraftfahrer, sieht daß der rechte Aussenspiegel z.T. durch Wimpel nicht einsehbar ist, ändert daran aber nichts, weil ja nicht er die Wimpel angebracht hat… und so einer Knalltüte läßt man natürlich auch seinen Lappen.

    Das er im unteren Seitenfenster dann noch ne Hand gesehen hat, EINE HAND und nicht auf die Idee kommt, daß dies etwas zu bedeuten hat … sorry, den hätte ich als „Hohes Gericht“ erstmal zu einem Psychologen gejagt, der den Grad der Bekloppheit und Idiotie bitte feststellen möge, damit man eine saubere Handhabe hat, so Einem die Berufsfahrer Fahrberechtigung auf Lebenszeit zu entziehen.

  20. @Jochen G., zur Sache mit den Wimpeln.

    Den Prozess vor gut zwei Wochen habe ich alleine beobachtet, diesmal waren eine Reihe von weiteren Beobachtern im Saal und haben mitgeschrieben. Die Redakteurin des Tagesspiegels schreibt: „Zudem habe offenbar ein am Spiegel hängender Zierwimpel die Sicht beeinträchtigt.“ Die Prozessbeobachterin des ADFC schreibt: „Wimpel verdeckte Frontspiegel, vorn rechts über der Windschutzscheibe.“ Ich hatte Seitenspiegel verstanden, was wirklich gesagt wurde, kann man wohl nur herauskriegen, wenn man die Gerichtsprotokolle liest.

    Bei dem Angeklagten hatte ich dieses Mal den Eindruck, dass ihn der Unfall ein Stück aus der Bahn geworfen hat. Er ist gelernter Gerüstbauer und arbeitet seit drei Jahren als Fahrer. Maik H. ist nicht vorbestraft und hat auch in Flensburg keine Punkte. Dann kommt der Unfall und er wird wegen eines Schocks von der Feuerwehr, einem Notarzt und einem Seelsorger betreut. In der folgenden Zeit seiner Arbeitslosigkeit benötigt er Hilfe und hat „sechs oder sieben“ Termine beim Psychiater. Jetzt hat er wieder einen Job als LKW-Fahrer und verdient 1.400,- Euro netto im Monat. Bei seinen Antworten spricht der Angeklagte leise und in sehr kurzen Sätzen.

    Hinzu kommt, dass sich ein Teil des Prozesses mit dem Opfer beschäftigt. Die Radfahrerin hatte ein schulpflichtiges Kind, das vor dem Unfall Halbwaise war. Nun hat das Kind weder Mutter noch Vater und lebt bei einer Pflegefamilie. Die schwierige Situation des Kindes wird von der Nebenklage vorgetragen, sprich Sozialarbeiter als amtlich bestellter Vormund des Kindes mit Anwältin. Die Folgen des Unfalls in der Familie des Opfers können zu zivilrechtlichen Ansprüchen gegen den Angeklagten führen.

  21. > würde hier ein Verkehrsplaner vor Gericht stehen, wären diese Unfälle schnell Vergangenheit

    Und, stellt wer Strafantrag?

  22. @Currywurst, ich stimme ja zu, dass man als Radfahrer in Gefahrensituationen natürlich reagieren muss, auch wenn man sie nicht verursacht hat. Das machen fast alle mehr oder weniger, sonst sähe die Kreuzungs-Unfallstatistik ganz anders aus. Nur kann das doch kein dauerhaftes Sicherheitskonzept sein. Es gibt so viele denkbare Konstellationen, in denen man aus so einer Lkw-Abbiegesituation nicht mehr herauskommt.

    Deinen ersten Kommentar hatte ich als Kritik am Berufs- und Lkw-Verkehr insgesamt wahrgenommen, wenn das so nicht gemeint war, ging meine Antwort etwas daneben.

  23. Nur so am Rande: Weiß jemand, ob an der Unfallstelle aktuell und zum Zeitpunkt des Unfalls eigentlich eine Radwegbenutzungspflicht ausgeschildert war, auf dem ganzen Abschnitt oder, was man ja sehr oft sieht, auf den letzten 20 Metern vor der Kreuzung noch?

    Was mir bei aller Diskussion um Spiegel und sonstige technische Warneinrichtungen immer einfällt: Am meisten fehlt es an Information. Die meisten Radfahrer wissen nicht, dass der Radweg für sie gefährlicher ist als die Fahrbahn und bleiben dort. Und die meisten Autofahrer wissen es ebenfalls nicht, und einige davon reagieren mit Erziehungsmaßnahmen, mit denen sie letztendlich wieder dafür sorgen, dass es auf der Fahrbahn vielleicht dann doch wieder gefährlicher für den Radfahrer wird.

    Ich fürchte allerdings, wenn sich diese Erkenntnis doch mal etwas mehr durchsetzt und vermehrt Radfahrer die Fahrbahn nehmen, werden die wenigen auf dem Radweg verbleibenden Radler dort noch gefährlicher leben, weil man nun noch weniger mit ihnen rechnet.

  24. […] soll ich es aufschreiben, wenn es die Radspannerei schon so schön gemacht hat. Der Sachverständige Dr. W. […] Nach den Aufzeichnungen des Fahrtenschreibers hatte […]

  25. Hi an alle, die die Gegend dort nicht kennen:

    die Karl-Marx-Allee ist die Hölle für Radfahrer und beim Umbau der Straße wurde wieder einmal nur für Autos umgebaut. Die Radwege sind benutzungspflichtig und auf der Fahrbahn fährt man nur einmal. Dort wird Du schneller weggehupt, angefahren etc. als Du „Piep“ sagen kannst. Und die Polizei sieht die Schuld ausschließlich bei den Radfahrern. Und die Geisterradler nicht vergessen. Been there, done that.

    In Richtung Osten wird es noch schlimmer und wer mal so richtig mies fahren will, kann die Frankfurter Allee ausprobieren (Verlängerung der KMA).

    Fazit: KMA/FF-Allee fährst Du nicht mal als hartgesottener Kampfradler auf der Fahrbahn. Ebenfalls: Been there, done that.

    Gruß, Ekkart.

  26. @kalle
    Danke für die Ergänzung, welche ich für wichtig erachte. Relativiert es doch noch einmal ganz erheblich die himmelschreiende Fehljustiz bei dem kürzlich diskutierten Fall mit dem vorbestraften und äußerst kaltblütigem Fahrer. Und zeigt auch die dramatische Konsequenz, die für indirekte Opfer hieraus entstanden ist – das Kind.
    Vor dem Hintergrund ist die Strafbemessung etwas besser zu verstehen. Ich würde daher meine hart gewählten Worte etwas abändern und hätte als vorschlag zusätzliche Sozialstunden, die der Fahrer in Prophylaxeprojekten ableisten sollte. Ob es solche Projekte in Berlin gibt, weiß ich natürlich nicht. Ich denke aber, direkte Schilderungen von hart Betroffenen entfalten eine besonders intensive Wirkung.

    Ich werde nie vergessen, wie ich vor einigen Jahren auf einer kleinen, sehr kurvigen Straße durch ein hübsches Mischwaldgebiet unterwegs war und dann seh ich auf einmal Autos am Straßenrand parken und auf der anderen Straßenseite standen 4 oder 5 junge Menschen an verschiedenen Stellen unbeweglich und sehr schweigsam und schauten von der Straße in das Unterholz. Die Stille hatte etwas gespenstisches, als ich an der Szene vorbeirollte.
    Zuhause habe ich dann die Suchmaschine bemüht und fand einen Zeitungsartikel, der von einem schweren Autounfall Marke „Disco“ etwa ein Jahr vorher berichtete, bei dem 4 junge Menschen auf dieser Straße und in dem Abschnitt bei einem schweren Unfall ums Leben kamen.

    Weshalb werden so viele Menschen immer erst nur durch unkorrigierbaren Schaden klug, oder klüger(?)…
    Das muss ich mich auch selber fragen. Habe letzten Freitag das Titan von meinem linken Jochbein abgeschraubt bekommen.

    ——–

    Aber sich hier immer wieder auch über fragwürdige Entscheidungen von Gerichten aufzuregen, ändert ja leider auch nicht dolle viel, solange sich dadurch an den wirklichen Ursachen rein gar nichts ändert.

    Kürzlich fand in Köln ja nach einer Reihe von schweren (auch tödlichen) Unfällen, eine spontane Demonstration „gegen das Töten von Radfahrern“ statt. Und oh Wunder, vor ein paar Tagen kam es zu einem Antrag der Grünen und nun sind sich auf einmal alle Fraktionen einig und haben einstimmig beschlossen der Verwaltung den Auftrag zu geben, die Radwegbenutzungspflichten in Köln aufzuheben.
    http://www.ksta.de/koeln/sote-verkehr-in-koeln-radwege-benutzungs-pflicht%2C15187530%2C32268738.html

  27. @hvhasel — Was wäre wohl geschehen, wenn Du vorschriftsgemäß rechts vom LKW Aufstellung genommen hättest und der LKW dich vorschriftsgemäß zuerst hätte passieren lassen. Der nassforsche Linksabbiegerverkehr hätte dann schon deutlich mehr Schwung drauf gehabt beim Bemühen dem LKW zuvorzukommen.

  28. LKWs raus aus der Stadt!
    Es gibt doch schon Städte in Europa, die große LKWs aus der Innenstadt verbannt haben, oder?
    Noch besser wäre natürlich: Autos raus aus der Stadt. Aber das dauert wohl noch ein paar Jährchen.

  29. @Kampfadler

    Da hast Du vollkommen Recht! Zumal der LKW mich dann zusätzlich verdeckt hätte.

  30. Was mir hier etwas zu kurz kommt ist die Tatsache, dass diese Unfälle ja bereits vorher geplant wurden.
    Mir kann kein Verkehrsplaner erzählen, dass er sich nicht vorstellen kann, dass das Prinzip Radweg
    http://siggis-seiten.de/a/Prinzip_Radweg.htm
    den Grundstein für all diese tödlichen Abbiegeunfälle legt.
    Ich habe bei solchen Gerichtsverhandlungen immer das Gefühl, dass da noch Jemand auf der Anklagbank fehlt.

  31. Wenn du mit dem Rad einen neuen Mercedes verkratzt musst du mehr bezahlen als hier.

  32. […] […]

  33. Das ganze ist furchtbar traurig, aber ich muss jetzt mal eine Lanze für den LKW Fahrer brechen. Ich bin selbst Radfahrer, und ich bin mir bewußt das ich eins der schwächsten Glieder im Verkehr bin. Deswegen bin ich eigentlich immer auf der Hut, vor allen Dingen wenn neben mir ein Brummi an der Ampel steht. Ich würde es da nicht unbedingt auf ein Kräftemessen ankommen lassen.
    Wenn ich aber sehe, wie sich manche Radfahrer im Strassenverkehr bewegen, kommt es mir manchmal so vor, als würden sich manche für „heilige Kühe“ halten, über den Dingen und absolut unverletzlich.
    In Köln gibt es ein Projekt bei dem Radfahrer entgegen der Einbahnstrasse fahren dürfen. Wenn ich sehe mit welchem Selbstbewusstsein da mancher Radfahrer dem PKW Verkehr entgegen fährt…..also manchmal glaube ich die wollen nicht mehr länger leben. Was nützt es einem wenn man tot ist, aber im Recht ist?????

  34. @Udo, ich hoffe, es geht Dir nicht nur ums Unterbringen eines Links.

    Du beziehst Dich ja auf den o.g. Unfall, der hier diskutiert wird. Hast Du nähere Informationen, die darauf hindeuten, dass die tödlich verunglückte, bei grüner Ampel fahrende Radfahrerin absichtlich nicht reagiert hat, als der Lkw-Fahrer sich falsch verhalten hat?

    Du bist nach eigenen Angaben selbst Radfahrer und hältst Dich, so kann man es herauslesen, an die Verkehrsregeln. Das ist gut. Anders als Du denke ich aber, dass ein Radfahrer, der eine grüne Ampel hat, bei Überquerung der Kreuzung sicherer sein sollte als bei roter Ampel.

  35. Udo schreibt:
    Samstag, 30.04.2016 um 12:53

    In Köln gibt es ein Projekt bei dem Radfahrer entgegen der Einbahnstrasse fahren dürfen. Wenn ich sehe mit welchem Selbstbewusstsein da mancher Radfahrer dem PKW Verkehr entgegen fährt…..also manchmal glaube ich die wollen nicht mehr länger leben.

    In Köln ist es auch üblich, dass man dann mit seinem Auto auf diese Radfahrer drauf hält.
    Das machen die Autofahrer dort einfach so. Ohne, dass die Stadt Köln dazu ein Projekt starten musste.
    Ich bin auch so ein „lebensmüder“ Radfahrer der selbstbewusst in Köln durch Einbahnstrassen fährt. Ich wurde in solchen Situationen schon zwei mal „angerempelt“.
    Im Endergebnis war ich dann immer zwischen dem Spiegel eines parkenden Autos und dem Spiegel (oder was davon noch übrig war) des entgegenkommenden Autos eingeklemmt.
    Die entgegenkommenden Autofahrer hatten auf ihrer rechten Seite immer zwischen 1,5 und 2m Platz. Also absichtliches Draufhalten.

    Wenn ich im Auto sitze und einen Radfahrer sehe versuche ich mir immer vorzustellen wie es wohl ist wenn ich den jetzt mal in 10cm Abstand überhole, oder einfach mal draufzuhalten wenn mir ein Radfahrer entgegenkommt.
    Mir fehlt dafür schon die Vorstellungskraft, geschweige denn, dass ich so etwas mache.
    Daher halte ich Leute die so etwas machen für abartig.
    In Köln ist so ein Verhalten von Autofahrern leider schon zum Volkssport geworden.

  36. Ja, das Verständnis für Autofahrer, die (vermeintlich falsch fahrende) Radfahrer in Einbahnstraßen offenbar absichtlich gefährden, ist auch eine interessante Sache.

    Eigengefährdung (hier durch Einhaltung der Verkehrsregeln) wird als verrückt abgetan. Das Draufhalten auf ungeschützte Verkehrsteilnehmer wird als gegeben hingenommen.

    Aber es ging nur ums Unterbringen eines Links, sonst wär Udo schon wieder da 😉

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