Seit dem Osterwochenende sind auf den Regionalexpresslinien RE3 und RE5 nach Stralsund und Rostock neue Fahrradwaggons im Einsatz. An den normalen Zug wird ein fünfter Wagen angehängt, der auf der unteren Plattform komplett dem Fahrradtransport dient, während sich auf dem Oberdeck eine Normalbestuhlung für Fahrgäste ohne Fahrrad befindet. Offiziell hat der Wagen 36 Abstellplätze, in der Realität lassen sich wohl noch einige Fahrräder mehr in den großräumigen Wagen quetschen. Die eine Seite des Fahrradabteils ist mit Klappsitzen versehen, die gegenüberliegende Seite hat lediglich eine Reling zum Anlehnen respektive Befestigen von Fahrrädern oder anderem sperrigen Gepäck. Ein durchgehendes Abteil für Räder von Tür zu Tür hat den großen Vorteil, dass sich der Stau beim Aus- und Einsteigen verringern kann.
Benno Koch: Berlin-Ostsee: 120 Fahrräder pro Regionalexpress möglich
Das ist gegenüber den üblichen Mehrzweckabteilen, wie ich sie aus Regionalexpressen kenne, ein deutlicher Fortschritt. Das finde ich sehr begrüßenswert. Hoffentlich bewährt sich dieses Konzept in der Praxis und wird dann in anderen Regionen übernommen. Die nächstbeste Mitnahmemöglichkeit im Regionalverkehr, die ich bisher kenne, ist bei Doppeldeckerzügen im Emsland, wo jeder (!) Wagen im unteren Teil ein Mehrzweckabteil hat; das ist auch schon mal ganz gut.
Bei den üblichen Mehrzweckabteilen ist es dennoch immer unpraktisch, weil dort stets Leute auf den Klappsitzen sitzen, die weder sperriges Gepäck noch Fahrräder, Kinderwägen oder Rollstühle dabeihaben, sondern eigentlich nur zu faul sind, sich einen „normalen“ Sitzplatz zu suchen. Natürlich sitzen sie dann auch noch in bester „Wartezimmermanier“ dort (immer einen Platz zu nächsten Patienten freilassen), so dass man auch gar keine Chance hat, mal ein Rad (oder Rollstuhl, …) unterzubringen. Und auf eine freundliche (!) Bitte etwas Platz zu machen bekommt man dann häufig auch nur eine pampige Antwort. Von der Fähigkeit, die entsprechenden Hinweisschilder in den Mehrzweckabteilen zu lesen, fange ich erst gar nicht an …
Wir hatten den Waggon letzten Freitag auf dem Weg nach Elsterwerda. Zeitweise waren 12 Räder im Wagen, trotzdem war noch genug Platz zum durchgehen. und es hätten bestimmt locker nochmal so viele Räder reingepasst. Ich hatte auch das Gefühl, dass die Klappsitze diesmal nicht so sehr von anderen Leuten belegt waren, vielleicht weil es eindeutiger ein Transportabteil ist?
Insgesamt jedenfalls die entspannteste Zugfahrt mit Rad seit langem.
Hinter die Reling kriegt man übrigens auch noch wunderbar Fahrradtaschen geklemmt, so dass diese auch aus dem Weg sind.
Mehr davon!
Hallo,
eine erfreuliche Entwicklung, was die Fahrradmitnahme in Regionalzügen betrifft. Hoffentlich gibt es diese Möglichkeit auch bald in anderen Linien des Regionalverkehrs. Ich nutze oft den RE1 und hier ist es zeitweise schwierig, sein Rad abzustellen, da die Sitze meist von normalen Reisenden belegt werden. Eine Seite ohne Sitze, wie auf dem Bild zu sehen, wäre für die Radfahrer eine tolle Geschichte.
Grüße
Marc
@Jens 2, Du sprichst mir aus der Seele. Ich musste jahrelang ein Rad in der S-Bahn mitnehmen und bekomme heute noch Herzflimmern, wenn ich sehe, dass viele sich prinzipiell ins Lastenabteil setzen 😉 Andererseits nerven auch die Leute, die ihr Fahrrad in ungeeignete Bereiche der S-Bahn nehmen. Das klingt spießig und obrigkeitshörig, aber in dem Falle wäre es total hilfreich, wenn einfach jeder in „seinen“ Bereich ginge. Die Erfahrung, dass freundliche Fragen am Ende nur Stress bedeuten, habe ich auch gemacht und irgendwann drauf verzichtet.
Und @Marc, die Entwicklung ist teilweise widersprüchlich. Auf dem RE1 hat man wenigstens Doppelstockwagen mit Lastenabteilen in jedem Wagen, gut ist auch das Angebot in den ODEG-Doppelstockzügen. Eine Katastrophe sind hingegen Linien wie der RE7, die mit Talent-2-Zügen bedient werden. Deren Mehrzweckabteile kann man vergessen, und die Züge sind so neu, dass sie über Jahrzehnte hinweg nerven werden. In so einem Zug (den ich auch schon auf der RE5 gesehen habe!) will man jedenfalls sicher nicht mit Rad an die Ostsee fahren 😉