Sitzblockade auf der Berliner Critical Mass

„Mit einer schweren Beinverletzung musste eine Radfahrerin gestern Abend in einem Krankenhaus stationär aufgenommen werden. Bisherigen Ermittlungen zufolge fuhr die 29-Jährige in der Friedrichstraße in Richtung Puttkammer Straße. Als die Radlerin kurz nach 18 Uhr den Kreuzungsbereich Kochstraße/Rudi-Dutschke-Straße/Friedrichstraße erreichte, wurde sie von dem 60-jährigen Lkw-Fahrer erfasst, der zu diesem Zeitpunkt von der Friedrichstraße aus kommend nach rechts in die Kochstraße einbiegen wollte. Aufgrund der Unfallermittlungen und Rettungsmaßnahmen war der Kreuzungsbereich für rund zwei Stunden gesperrt. Der Verkehrsermittlungsdienst der Polizeidirektion 5 führt die Untersuchungen zum Unfallhergang.“

Meldung der Berliner Polizei Nummer 0748 vom 26.03.2015

Einige Aktivisten der Critical Mass schlagen deshalb vor, die CM am morgigen Freitag zu nutzen, vom Mariannen- beziehungsweise vom Heinrichplatz direkt zur Unfallstelle zu fahren und dort ein Sit-in abzuhalten. Nach einigen Minuten der Stille soll die Critical Mass fortgeführt werden, wie immer mit offener Route und offenem Ziel.

 

Critical Mass Berlin: Sit-in bei der CM
Fotos der Unfallstelle auf der Facebook-Seite von Polizeireporter Th. Schröder

16 thoughts on “Sitzblockade auf der Berliner Critical Mass

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  1. das ist doch die kreuzung mit dem mies implementierten rundum-grün als pilotprojekt:

    http://www.taz.de/!118687/

    und schon mindestens der dritte sehr schwere unfall.

    das ist auch klar: außer ein bisschen abgefahrener und verblasster straßenmalerei weist dort nichts auf die besondere ampelschaltung hin. und vor allem: sie gilt nur für fußgänger – nicht wie in den niederlanden auch für radfahrer.

    das heißt: der LKW-fahrer sieht, dass er grün hat und die fußgänger in gleicher richtung jetzt zeit rot. er denkt vielleicht gar nicht daran, dass radfahrer jetzt – wie er – grün haben könnten und geradeaus fahren wollen. katastrophalste nicht-infrastruktur plus verwirrung durch schlecht gemachtes pilotprojekt.

    gut wäre, wenn baulich und eindeutig klar wäre, dass es hier
    – simultangrün gibt
    – das dann auch die radfahrer gilt.
    dafür bräuchte man natürlich genug platz für radfahrer, v.a. auch genügend aufstellflächen und eine spur, an der man an den ampelwartern vorbeifährt.

    sonst bleibt nur striktes hintereinanderfahren. ist aber auf der eigentlich immer dicht befahrenen friedrichstr. auf dauer überhaupt kein spaß, die spur dichtzumachen. ich meide sie wenn es geht, geht aber natürlich nicht immer.

  2. Ich erkenne bei diesem Unfall keinen Zusammenhang mit dem Simaultangrün für den Fußgängerverkehr. Das ist der klassische Rechtsabbiegerunfall. Rechts neben einem rechtsabbiegeneden LKW geradeaus fahren. Niemals machen.

  3. der zusammenhang mit simultangrün ist: der LKW-fahrer rechnet womöglich noch weniger mit verkehrsteilnehmern rechts von ihm, die sich in geradeausrichtung bewegen. die fußgänger haben ja rot.

    deine handlungsanweisung beruht auf der mutmaßung, die radfahrerin sei rechts neben dem abbiegenden LKW geradeaus gefahren. das wissen wir doch gar nicht. vielleicht stand sie zuerst an der ampel und der lkw hielt dann neben ihr und hat sie mit in seine schleppkurve genommen. vielleicht wurde sie auch beim (los)fahren erst überholt.

    „niemals machen“ sagt sich auch so einfach. wenn nämlich der LKW ganz normal geradeaus fährt – was du bei einem fahrzeug dieser länge erst sicher weißt, wenn er die kreuzung praktisch schon überquert hat – du bleibst aber stehen und hältst hinter dir 5-10 andere radfahrer auf, sagen die dir höchstwahrscheinlich nicht: „gut gemacht vielen dank ist sicherer so.“

    auch schön: du lässt einen abbiegenden LKW vorfahren. der hält an und wartet auf dich. und jetzt? er winkt. du fährst immer noch nicht. er fährt auch nicht. jetzt fährst du schließlich doch, er auch…

    und außerdem hilft deine erkenntnis auch nur weiter, wenn man großflächig darüber informiert, dass man als radfahrer jedenfalls den LKW eine faktische, eingebaute vorfahrt zu gewähren hat. entgegen der StVO. und immer dann, wenn es irgendwie noch möglich ist. worauf sich dann – dank der informationskampagne- wieder die LKW-fahrer verlassen, dann auch beim kombinierten zügigen überhol- und abbiegemanöver.

    das ist einfach eine absolut unzureichend und darum gefährlich angelegte kreuzung. die unfallvermeidung ist nicht aufgabe eines rechtmäßig handelnden unfallopfers, sondern planungsaufgabe.

  4. Die Frau wurde wohl von den hinteren Rädern des Lkw überfahren – insofern hätte ihr die Erlaubnis, mit den Fußgängern bei grün fahren zu dürfen, in dem Fall vielleicht nichts genutzt, weil sie ungünstig weit hinten neben dem Lkw fuhr. Wobei nur aufgrund des Unfallbildes extrem schwer zu bewerten ist, an welcher Stelle die Frau erfasst wurde.

    Eigentlich müsste die Kreuzung so, wie sie umgesetzt ist, recht vorbildlich sein – bin bisher nur selten rübergefahren und kann das daher schwer einschätzen. Aber von der Theorie her werden Fußgänger von Abbiegern getrennt, und Radfahrer sind Fahrzeuge die vor oder hinter den Abbiegern fahren und daher nur den allgemeinen Verkehrsrisiken ausgesetzt sein dürften.

    Interessant fände ich, wie schnell der Lkw abgebogen ist. Ich würde behaupten, dass man bei einem langsamen Abbiegevorgang ein Missverständnis durch eigene Reaktion noch beheben könnte – aber auch das wieder lageabhängig, weil manchmal kein Fluchtweg nach rechts mehr frei ist.

  5. Ich werd wohl heute auch endlich mal dabei sein 😉

  6. Ich hatte auch bereits einen Rechtsabbiegerunfall (ohne Feindberührung), da der Fahrer des abbiegenden PKW davon ausging, dass ich als geradeaus fahrender Radfahrer mich nach der gerade auf Rot gesprungenen Fußgängerampel richten würde.

  7. @Karsten Strupp: Das ist halt das Problem, wenn Verkehrsteilnehmer nach Gefühl oder Gewohnheit abbiegt, an sich sind wir Menschen denkbar ungeeignet uns in derart Komplexen Systemen zu bewegen :/

  8. Wenn ein Rechtsabbieger einen Fußgänger erwischt, der bei Rot gelaufen ist, wird das ja gerne gesondert erwähnt (während die häufigere grüne Ampel fast immer ausgelassen wird). Also schauen Rechtsabbieger doch auf die Fußgängerampeln 🙂

  9. „Die Frau wurde wohl von den hinteren Rädern des Lkw überfahren – insofern hätte ihr die Erlaubnis, mit den Fußgängern bei grün fahren zu dürfen, in dem Fall vielleicht nichts genutzt, weil sie ungünstig weit hinten neben dem Lkw fuhr. “

    in den niederlanden werden die verkehrsarten (idealerweise) vollkommen getrennt. d.h. auf separaten wegen geführt und zeitlich. radfahrer und fußgänger sind nur bei simultangrün unterwegs. dann kann so ein unfall eigentlich nicht passieren. es setzt aber eine komplett separierte infrastruktur voraus, damit es funktioniert.

    „Eigentlich müsste die Kreuzung so, wie sie umgesetzt ist, recht vorbildlich sein – bin bisher nur selten rübergefahren und kann das daher schwer einschätzen. Aber von der Theorie her werden Fußgänger von Abbiegern getrennt, und Radfahrer sind Fahrzeuge die vor oder hinter den Abbiegern fahren und daher nur den allgemeinen Verkehrsrisiken ausgesetzt sein dürften.“

    in der praxis gibt es dort immer wieder schwere unfälle, weil rad- und kraftfahrer dieses hier im blog immer beschworene „hintereinanderherfahren“ nicht praktizieren. schon gar nicht, wenn die verkehrsbelastung so hoch ist wie dort. kfz und lkw erdrängeln sich ihren raum, radfahrer weichen an den rand aus und schon ist der schöne „mischverkehr“ perdü.

    „Ich werd wohl heute auch endlich mal dabei sein ;)“

    ich schaff es mal wieder nicht. )-:

  10. Das waren sooo viele Radfahrer, dass nur ein Bruchteil im Kreuzungsbereich pausieren konnte. Unglaublich!

    Ein Busfahrer (B-V 4400) muss allerdings so sauer gewesen sein, dass er Unter den Linden regelrecht Jagd auf zurückkehrende Radfahrer machte. Extremnahüberholen, Einscheren so, dass man vollbremsen musste, und dass mehrmals bei freier superbreiter Fahrbahn. Werde mich wohl mal wieder mit dem Kundenmonolog in Verbindung setzen , eigentlich ist sowas ja ein Fall für die Polizei … aber ohne Beweise ist schlecht. Solche Leute gehören ins Gefängnis.

  11. @berlinradler: Mich würde interessieren, wie Deine Erfahrungen mit Beschwerden bei Firmen sind. Ich hatte noch nie echte Pobleme mit Bussen, aber schon mal in Erwägung gezogen, mich bei einer LKW-Spedition zu beschweren, was ich dann aber letztlich doch nicht gemacht habe.

  12. @nachtregen, ich habe mich, soweit ich mich erinnere, einmal bei einer Landesvertretung und einmal bei der BVG beschwert. Die Landesvertretung meinte, so ein Fahrzeug gar nicht zu haben – ich kann im Nachhinein nicht mehr sagen, ob ich wirklich falsch lag. Ein sehr schnelles entgegenkommendes Fahrzeug hatte mich damals zum Ausweichen in eine Baustelle genötigt.

    Bei der BVG hatte ich mal nachgefragt, was ein Busfahrer mir mittels Hupe mitteilen wollte – das war nur eine Bagatelle, er dachte wohl, ich müsse einen Radweg benutzen. Die BVG hat nicht geantwortet.

    Das gestern habe ich als so extrem empfunden, dass ich, hätte ich Beweise, eine Anzeige in Betracht ziehen würde. Den Aufwand mache ich mir aber nicht, da das sowieso eingestellt wird. Kann man nur hoffen, dass der nicht absichtlich jemanden verletzt und es ihm dann in die Schuhe schiebt.

  13. die idee mit dem anhalten an den orten frischer verunfallung halte ich für recht gelungen. Feedbakc im TSP war auch recht positiv, solch medialer widerhall kann nicht schaden.

    sollte man öfters machen, gelegenheiten wirds ja noch reichlich geben dieses jahr. die saison (sry benno) hat ja gerade erst angefangen

  14. … die Aufarbeitung kommt: Fahrradunfälle haben keine Saison und wenn man wirklich anfängt zu zählen, dann liegt der Unterschied von „Radsaison“ zu „Nicht -Radsaison“ bei +/- 20 Prozent. Zumindest im Alltagsverkehr. Was für eine Überraschung. Aber in Berlin gibt’s ja immer nur Ankündigungen für automatische Radverkehrszählstellen.

  15. Wie schön, dass auch Autohersteller mitdenken.

    https://www.youtube.com/watch?v=CfWzeGlaFvI

  16. sie wollen halt nich zugeben, dass ihre zeit vorbeigeht…

    http://www.copenhagenize.com/search/label/car%20industry%20strikes%20back

    deswegen sagen sie ganz fürsorglich: hey radfahrer, du opfer!

    ich setz dir narrenkappen auf

    http://www.bakfiets-en-meer.nl/2010/06/09/volvo-introduces-helmet-to-protect-against-volvos/

    und sprüh dich bunt an

    https://www.youtube.com/watch?v=CfWzeGlaFvI

    weil ich dich so gern hab. mit dir hab ich immer was zu lachen im gemütlichen kinosessel

    http://www.volvocars.com/de/all-cars/volvo-xc90/pages/default.aspx

    die antwort ist doch klar: ihr habt bald noch viiiel mehr zeit, euren breiten hintern im breiten sessel plattzusitzen

    http://www.copenhagenize.com/search/label/n%C3%B8rrebrogade

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