In der Wochensendung quer des Bayrischen Rundfunks wurde gestern Abend die Alkoholdebatte beim Radfahren noch einmal aufgewärmt. Es geht um den Vorstoß auf dem Deutschen Verkehrsgerichtstag, das Radfahren ab 1,1 Promille strafbar zu machen. Zur Unterstützung der Initiative, den Grenzwert für Radfahrer von 1,6 auf 1,1 Promille zu senken, hatte die Unfallforschung der Versicherer eine Studie in Auftrag gegeben. Die kam, aber nicht mit dem gewünschten Ergebnis, sie belegte nämlich, dass viele selbst im Vollrausch korrekt und unfallfrei Radfahren können.
quer fasst die Ergebnisse der Studie zusammen, blickt aufs bayrische Land, dort ist der Kneipenbesuch mit dem Rad eine Art Kulturgut, und begleitet schließlich Wolfram Hell in die Rechtsmedizin der Uni München, wo die Unfallopfer eintreffen. Alles nur Alkoholleichen von Radlern auf den Seziertischen? Im Gegenteil, die Probleme liegen woanders.
quer: Sendung vom 05.03.2015
Unfallforschung der Versicherer: Radfahren und Alkohol
via daniel pöhler
Wie schön, dass die Studie nicht das vom Auftraggeber gewünschte Ergebnis geliefert hat.
Ich will betrunkenes Radfahrern gar nicht gutheißen. Aber wenn ich mir vorstelle, mit betrunkenen Verkehrsteilnehmern konfrontiert zu werden, bevorzuge ich betrunkene Radfahrer im Vergleich zu Autofahrern bei weitem!
Das schöne ist ja, dass die Untersuchung so ein bisschen prominenter wird 🙂
Außerdem unnötiges gegeneinander Aufwiegeln von quer. Nicht nur der ADAC und „die Autofahrer“ fordern einen niedrigeren Grenzwert für Radfahrer, sondern leider auch der ADFC…
Immer diese Regelwut hierzulande, es nervt langsam. Wenn es nur halb so viele Verkehregeln gäbe und diese wirklich eingehalten würden, wäre schon viel gewonnen. Was soll überhaupt diese Promillediskussion, es gibt doch gar keinen Anlass dafür. Oder habe ich einen neuen Trend in der Unfallstatistik nicht mitbekommen?
@ hvhasel: Ich hab den Eindruck, diese Diskussion, die in der Tat auch vom adFc mit initiiert ist, folgt der Einstellung „Wenn Radfahrer ernst genommen werden wollen, müssen sie sich auch stärker an Regeln wie alle anderen Verkehrsteilnehmer (vulgo: Autofahrer) halten“. Ob die Regeln passen, oder ob da nicht manchmal viel zu viel Energie in Randthmen fließt, ist da nun wirklich nicht mehr wichtig. Hauptsache Aufmerksamkeit.
Weil für die Meisten das Auto das Maß aller Dinge im Strassenverkehr ist.
Grundsätzlich darf aber jeder erst mal am Strassenverkehr teilnehmen.
Erst wenn seine Teilnahme eine besondere Gefahr darstellt, z.B. wenn er ein Auto oder LKW führt, sind besondere Bedingungen erforderlich. Wie z.B. der Nachweis einer Prüfung, oder eben erhöhte Anforderungen an die Fahrtauglichkeit.
@hvhasel
Anderswo sind die Regeln noch viel krasser – sie werden höchstens noch viel weniger befolgt. In den meisten Ländern gibt es gar keine Unterschiedliche Grenze für Rad- und Autofahrer. Also hier über „hierzulande“ zu klagen, ist klagen auf hohem Niveau.
Jo, das eigentlich wirklich ärgerliche, ist doch, daß mit diesem bzw. „solchen“ Themen permament von tatsächlich unmittelbar brennenden Problemen abgelenkt wird. Und dies jetzt so zu sagen, wird dann gerne auch wieder von Manchen – in den politischen Diskussionen, damit meine ich jetzt nicht hier – dazu benutzt zu behaupten, man wolle da etwas hinterlistig relativieren, um die Radfahrer aus der Schusslinie zu nehmen, o.ä.
Das ist dann z.T. insofern richtig, als es tatsächlich um Relativierung geht, aber nicht darum so zu tun, als wären „die Radfahrer“ gar kein Teil aller Probleme des öffentlichen Verkehrsgeschehens. ABER! Sie sind eben im Vergleich zu seeeehr vielen anderen Problemen, ein sehr kleines und wenig bedeutendes. Nur wird auf dieses unverhältnismäßig viel Energie und Druck in Richtung *mehr Regelung* verwendet und deswegen sind es vielmehr die Betreiber dieser Diskussionen, hier nun mal wieder die CSU/die Schwatten, die hier relativieren!
die meisten grübeln ein wenig am alltagsverhalten vorbei.
1. ein brauchbares und zuverlässig funktionierendes unauffälliges damenrad mit zu tief eingestelltem sattel (ein- und abstieg) und hinterradschutzblech (feuchtigkeit im dammbereich).
2. aufgeladene usb-lichter (nicht die aggroversion einschalten).
3. möglichst schon auf dem hinweg einen „idiotensicheren“ heimweg testen (und einprägen).
ps. als radfahrer hat mich noch keiner nach was anderem als promille „befragt“.
@commonman, wer hat Dich denn befragt?
Ich hatte als Radfahrer, soweit ich mich erinnere, zweimal mit der Polizei zu tun. Einmal eine eher lockere Kontrolle in den 90ern, bei der ich auf eine fehlende Klingel hingewiesen wurde. Einmal war ich so dreist, an einer Geschwindigkeitskontrolle vorbeizufahren und dabei den (nicht benutzungspflichtigen) Radweg nicht nutzte.
Und @Jochen, nach meinem Empfinden werden Radfahrer benutzt, um Verkehrsprobleme wie ‚zigtausende Verletzte und ‚zig Verletzte zu relativieren. Ich kenne den Vorwurf der Relativierung, wenn ich auf meine Probleme aufmerksam mache, nehme ihn aber nicht für voll. Die gerade herausgekommene Unfallstatistik spricht ihre eigene Sprache, verursacht aber nicht so einen Wirbel wie irgendein Radfahrer, der etwas falsch gemacht hat. Das ist – muss ich offen zugeben – frustrierend.
Was für Idioten, – alle Jahrzehnte die selbe dämliche Diskusion.
Kein Autofahrer will seine Papiere als besoffener Radfahrer losweden, daher wird er natürlich mit seiner Suffbirne nicht das Fahrrad nehmen, um damit dann doppelt auffällig zu werden, als ungeübt.- besoffener Seltenfahrer, sondern gewohnt routiniert auch mit 3 Vollt unauffällig mit dem Wagen durch die Gegend ballern.
Wenn er schon straffällig wird, wird er natürlich den Weg des, für ihn, geringsten Risikos nehmen.
Wann begreift man endlich, besonders beim ADFC, dass Fahrrad kein Fahrzeug für eine Sondergruppe ist, schon gar keines welches den motorisch betriebenen gleichgestellt gehört, sondern ein einfaches und zukunftsweisendes Massen-Fortbewegungsmittel, dessen Betrieb bestenfalls überhaupt nicht reguliert wird.
Am Ende dieses unterwürfigen Irrweges steht unweigerlich der Fahrradberechtigungsschein für den behelmten , warnwestigen, weihnachtlich blinkernden und nummerierten Pedalkraftfahrzeugführer. Man sieht förmlich schon die leuchtenden Gesichter der Sondergruppe, bar der Gewissheit, letztlendlich doch noch als ganz und gar vollwertige Autos anerkannt und geachtet worden zu sein: Wir sind auch Autos!
@berlinradler: Das finde ich einen interessanten Gedanken. Verkehrsopferzahlen werden schon ab und an thematisiert, meistens dann im Zusammenhang mit Geschwindigkeitsüberschreitungen. Aber das meiste Medienecho finden auch nach meinem Empfinden Radlerthemen, die zwar nur marginale Auswirkungen haben, die sich aber gut für eine polarisierende Darstellung eignen, so wie jetzt diese Promillegeschichte, Radhelmdebatten, Warnwestenpflichten etc.
@401
+ stützräder
ich hab 2 monate gebraucht, um meine ex (ist 20 jahre her) zu überzeugen, dass unser sohnemann ohne diese „hilfskonstruktion“ besser zurechtkommt. dieser ansatz in richtung infantilität lässt sich allgemein und zunehmend beobachten.
@erlinradler
sorry für die ungenaue aussage.
die abfrage bezog sich natürlich nur auf den“drogen“miss(ge)brauch.
fehlende klingeln erzeugen (nicht regelmässig) 15€ tickets, fehlende reflektoren werden fast nie bemerkt und damit auch nicht bemängelt und anstecklichter (die berliner rennleitung hat noch nie was von prüfzeichen gehört und unterscheidet damit auch nicht) habe ich (meist mehrfach) immer dabei.
verbale entspannungsrhetorik hilft auch.
ansonsten zügig und mittig fahren.
Da ich keine Drogen gebrauche, kann ich da nicht mitreden. Beim Alkohol bin ich auch eher konservativ und steig dann lieber in die S-Bahn. Und wie gesagt, mich kontrolliert irgendwie keiner.
@berlinradler
Kontrolliert wirst Du nur, wenn Du dem motorisierten Individualverkehr
irgendwie in die Quere kommst. Ansonsten sind Wohl und Wehe des
radelnden Teiles der Bevölkerung der Berliner Ordnungsbehördlichkeit
scheißegal. Kannst ja mal nachts im Zickzackkurs über die Stadtautobahn fahren – solches würde garantiert eine Kontrolle provozieren.
@401 „Wann begreift man endlich, besonders beim ADFC, dass Fahrrad kein Fahrzeug für eine Sondergruppe ist, schon gar keines welches den motorisch betriebenen gleichgestellt gehört, sondern ein einfaches und zukunftsweisendes Massen-Fortbewegungsmittel, dessen Betrieb bestenfalls überhaupt nicht reguliert wird“
Genau so. Schon allein die Existenz des den ADAC imitierenden ADFC ist kontraproduktiv.
@401 @faxe
In meinen Augen ist das österreichische Pendant zum ADAC, der ÖAMTC, hier meilenweit voraus. Die vertreten die Fahrradfahrer gleich mit und führen eigene Tests und Rechtsberatung sowie Pannenhilfe etc. durch. Besser kann es in meinen Augen nicht laufen.
Ein Gesinnungswandel beim ADAC erscheint mir aber nicht vollkommen ausgeschlossen, in letzter Zeit sind die Aussagen zum Fahrradverkehr auffällig positiver geworden. Es ist aber wohl noch ein weiter Weg zur Interessenvertretung der Fahrradfahrer. Allerdings wird ein nischenbetonender ADFC nie die Lobbymöglichkeiten eines 19-Mio.-Mitglieder-Verbandes haben, das ist klar.
Ich komme vom Land und da war es immer ganz natürlich, dass man als Jugendlicher per Fahrrad zu Schützenfesten gefahren ist und dann nicht selten betrunken wieder nach Hause. Ich weiß auch noch, wie viele in Straßengräben gelandet sind, was aber zum Glück alles harmlos geendet ist und keine ernsthaften Verletzungen nach sich gezogen hat. In Städten mit gleichzeitig viel Autoverkehr in unmittelbarer Nähe gibt es aber bestimmt noch ein größeres Gefahrenpotential und ich kann den Wunsch einer Reduzierung schon gut verstehen, denn bei 1,6 Promille ist die Reaktionsfähigkeit schon stark reduziert. Die Gefährdung durch einen alkoholisierten Autofahrer ist aber natürlich ungleich höher und deshalb ist es ganz in Ordnung, dass es einen Unterschied in der Bewertung der Alkoholgrenze gibt.