Am Mittwoch um 7:00 Uhr wurde eine 39-jährige Radfahrerin an der Kreuzung Karl-Marx-Allee und Straße der Pariser Commune von einem rechtsabbiegenden LKW überfahren und starb an der Unfallstelle.
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Kommentare
- 29 Kommentare zu "Münchens Bürgermeister Monatzeder über Radverkehrsförderung"
- Michael S: @ reclaim: Der Punkt kam bei dem Spruch auch schon als berechtigte Kritik zum Tragen. Wie jeder Vergleich, hinkt er…
- reclaim: Wie hier mal jemand sagte, es ist nicht die Schuld der Wölfe wenn sie Schafe reißen, sobald man sie in…
- Michael S: @ hamburgize: Das Klingelding ist der Klassiker. Man kanns nicht jedem recht machen, weil die Menschen das auch unterschiedlich wahrnehmen.…
- berlinradler: Was bei Fußgängern oft vergessen wird: Es gibt keinerlei Voraussetzungen, damit sie am Straßenverkehr teilnehmen können. Sie dürfen blind sein,…
- hamburgize: @reclaim / Michael S.: Aber das ist es doch: Herkömmliche deutsche Radwege funktionieren nicht. Nur bei Radfahrern Nachsicht einzufordern kann…
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- 8 Kommentare zu "Neuer Nabendynamo von SON"
- jan von der radspannerei: Der Nabendynamo heißt SON 29 und ist ab September lieferbar. Ein Vorderrad kostet je nach Felge ca. 550 €. Es…
- SuSanne: Auf der VeloBerlin konnte man ihn schon bewundern. Da stand er auch eingespeicht fast unscheinbar neben dem SON-Stand. Angesprochen darauf,…
- jan Ungerer: Vermutlich wird das irgendwann im nächsten Jahr sein.
- Christoph: Das klingt sehr interessant. Ab wann wird man das gute Stück kaufen können?
- jan Ungerer: Daten aus dem Teststand liegen uns leider noch nicht vor. Wir sind aber auch sehr gespannt.
Timeline Radspannerei-Blog
Leider ereigneten sich am Mittwoch Morgen laut einer Meldung der Mopo nicht nur dieser Unfall, sondern innerhalb einer Stunde danach zwei weitere Unfälle , bei denen jeweils eine weitere Radfahrerin ebenfalls durch einen rechtsabbiegenden LKW lebensgefährlich verletzt wurden.
Tragisch, besonders, wenn man dazu das Bild der verstorbenen Dame sieht, andererseits aber auch wütend machend, denn wie man weiss, ist an solchen Unfällen oft eben nicht ein lediglich unaufmerksamer LKW-Fahrer schuld, sondern auch das Fehlen von ein bißchen Technik, die den Raum neben dem LKW scannt und bei Annäherung eines Objektes z.B. von rechts hinten im toten Winkel Signal gibt.
In einer Zeit, in der die Autos mit Technik vollgestopft werden, die für den Lenkraddreher Verkehrsschilder deuten, ihm sagen, daß es regnet oder daß er zu dicht hinter dem Behälter vor ihm fährt oder auch, wo die Straßenbegrenzung endet, muss endlich mal (besonders für LKW’s) ein Radarkasten (oder was auch immer) Pflicht werden, der diese, mit trauriger Gewissheit immer wieder auftretenden, Rechtsabbiegerunfälle zu verhindern hilft!
Mich macht das auch bei jedem Unfall dieser Art traurig, fassungslos und wütend. Es passiert nichts, um diese Unfälle zu verhindern. Wie wäre es, einen Beifahrer für LKW zu verpflichten? Nein, das kostet Geld, da nehmen wir doch lieber den „Kollateralschaden“ in Kauf und alles geht weiter seinen gewohnten Gang. Wirklich bitter.
… bitte keine Beifahrer. In der guten alten Zeit mit Beifahrer erlebte Deutschland ein wahres Blutbad auf Radwegen. Damals, also Mitte der 1970 Jahre starben auf deutschen Radwegen noch fast 1.800 Radfahrer pro Jahr. Im letzten Jahr waren es bundesweit bei vervielfachtem Fahrradverkehr noch 362.
Das aktuelle Problem ist, das die bestehende Gesetzeslage weder bekannt, noch überprüft wird. Mit den in der StVZO seit einigen Jahren vorgeschriebenen Sichtwinkeln aus den veränderten Krümmungsradien der normalen Außenspiegel, ist der Tote Winkel praktisch nicht mehr vorhanden.
Leider wird selbst nach tödlichen Verkehrsunfällen wie diesem weder der Lkw beschlagnahmt, noch die Sichtwinkel vermessen – zumindest offenbar im Regelfall nicht.
Es gibt offensichtlich keine Einstellpunkte für die vorhandenen Spiegel, so wie sie mal an Tankstellen geplant waren.
Insofern kann man über weitergehende technische Entwicklungen durchaus diskutieren, aber auf der einen Seite muss erst einmal die Überprüfung der StVZO offenbar mit ein paar Schulungen bei der Polizei geregelt werden.
Auf der anderen Seite müssen die vorhandenen Regelpläne für die Anlage von Radverkehrsanlagen umgesetzt werden. In Berlin gibt es bisher weder die um fünf Meter vorgezogenen Haltelinien für Radfahrer. Noch die ASL – also die über die gesamte Fahrbahnbreite markierte Aufstellspuren für Radfahrer bei Radspuren. Beides ist in den Regelplänen des Landes Berlin seit vielen Jahren vorgesehen. Es interessiert offenbar niemanden.
In London gab es Proteste wegen toter Radfahrer, in Berlin geht man nur zur Fanmeile oder den Wahnmachen auf die Straße…
In der „fahrradfreundlichen“ Stadt Hamm, sind mehrfach Radwege, die offen im Sichtbereich auf Kreuzungen geführt wurden, incl. vorgelagerter Aufstellflächen vor Ampeln, RÜCKGEBAUT worden, MIT Wissen und offenkundiger Duldung des örtlichen ADFC. Die Radwege verlaufen dort nun tlw. krass in der Wahrnehmung durch Kfztis versteckt neben Rechtsabbiegerspuren.
Berlin ist überall.
War wahrscheinlich in Sachen Verkehrssicherheit wiede ein schwarzer Tag für Berlin, aber ist meines Erachtens systemisch bedingt. Wenn man sich mal die Straßen allgemein anschaut, in welchem erbärmlichen Zustand alles ist und dann noch die Ignoranz, mit denen die Bezirke auf teilweise angeordnete Entwidmungen von benutzungspflichtigen Radwegen ignorieren, dann passt das ins Gesamtbild. Der Radweg an der Ff Allee / Karl-Marx-Allee ist eigentlich ein Unding. Überall kaputt, von parkenden Autos verdeckt, teilweise mit Fußweg zusammengequetscht.
In der rechten Fahrspur teilweise chaotische Zustände durch Falschparker. Scheint im grünen Bezirk keinen zu interessieren.
Die rechte Fahrspur könnte man gut für einen ordentlichen Radfahrstreifen aufgeben, das kostet kaum Geld außer Fahrbahnmarkierungen, ebenso die vorgezogene aufstellinie. Die KM-Allee ist erst gemacht worden. Radfreundlich? Fehlanzeige. Stattdessen wird permanent von Kampfradlern etc. umhergeschwallt.
Der LKW-Fahrer ist zwar Schuld, aber ne arme Sau, dr muss sein Leben lang als Todfahrer leben. Die Schuldigen im Bezirk verschanzen sich hinter ihrem Schreibtisch auf ihren Beamtenärschen. Für jeden toten Radfahrer aus solchen Gründen, würde ich bei den Bauverwaltungen un in der Verkehrsverwaltung die Gehälter kürzen. Dann täte sich vielleicht endlich was.
@kohl: m.w. gab es gestern oder vorgestern 19:00h sowas wie eine Demonstration an der Unfallstelle. So zumindest der Plan, den ich einem Nutzerbeitrag auf der facebookseite der critical mass berlin entnahm. Dort allerdings etwas unglücklich als „flashmob“ bezeichnet. Aber immerhin.
Nicht alles, was man nicht mitbekommt, passiert nicht.
Eine ganz normale, sympathisch wirkende Frau – schrecklich. Es kann jeden treffen, daher ist es weiterhin wichtig, auf diese Unfallursache aufmerksam zu machen und Druck auszuüben.
So etwas macht Angst und das hier geschehene Leid kann man nicht relativieren – aber ich werde weiterhin aufs Rad steigen, so wie es Hunderttausende in Berlin täglich tun, ohne große Unfallangst zu haben.
Dennoch, es ist ärgerlich und brutal, wenn man dann die ganzen Abwäger aus der Politik hört, die meinen, man könne eben so schnell nichts ändern (und währenddessen Paradekreuzungen wie in Alt-Stralau / Stralauer Allee bauen lassen). Oder gar behaupten, solche Kreuzungen würden heute gar nicht mehr so angelegt – und genau das beispielsweise am Kottbusser Tor tun!
Auf den Lkw-Fahrer bin ich nicht wütend – er hätte sicher besser schauen oder einfach langsamer abbiegen können, der Fehler lag bei ihm, aber Fehler macht jeder von uns! Der vermeidbare Fehler und das, was mich sauer macht, ist aber die Verkehrsplanung, die solche auf Unfälle angelegte Kreuzungen bis in alle Ewigkeiten so belässt wie sie sind, um den Autoverkehr nicht zu sehr gegen sich aufzubringen. Wenn es keine Patentlösung gibt, die den Verkehrsfluss beibehält und Radfahren sicher macht (und die gibt es wohl nicht) – dann muss der Verkehrsfluss eben eingeschränkt werden. Welches Recht hat die Politik denn, die im Bild zu sehende Bürgerin – und so viele, die dank entsprechender politischer Planungen totsicher folgen werden – des guten Autofriedens zuliebe zu opfern? Ich bin richtig sauer.
@Reclaim:
Ohne Medienpräsenz ist es so gut wie nicht passiert, schau dir ein paar Bilder von dem Londoner protest an.
http://www.dailymail.co.uk/news/article-2516002/Cyclists-stage-mass-die-safety-protest-riders-killed-London-month.html
Ich glaube als Gesellschaft haben wir uns mit den Kollateralschäden des motorisierten Individualverkehrs unserer Ausprägung einfach ziemlich abgefunden. Leider.
@Kohl, manche Unfälle werden stärker wahrgenommen, so wie der der getöteten Radfahrerin oder des kürzlich getöteten Motorradfahrers. Das stimmt die Menschen schon nachdenklich – wenngleich sie meistens die falschen Schlüsse ziehen (Schuldfrage klären, mehr Disziplin einfordern, auf STVO vertrauen – alles für die Katz, denn der Mensch ist und bleibt fehlerhaft und benötigt daran angepasste Verkehrsverhältnisse).
Andere schaffen es in die kleinsten Beitragsspalten der Zeitungen – insbesondere, wenn es Fußgänger trifft. Da gibt es dann auch keine Onlinediskussion – zahlreiche bei grüner Ampel umgefahrene Fußgänger werden den breiten Massen gar nicht bekannt, die dann ihren Kindern das Ammenmärchen der sicheren grünen Ampel weitervererben, so dass es möglichst im kollektiven Bewusstsein eingebrannt bleibt.
Alles in allem ist die Situation natürlich unbefriedigend. Vision Zero, also Null Verkehrstote, ist ein ambitioniertes Ziel. Da man nicht mal an die häufigsten Unfallarten rangehen will, bleibt es vorerst unerreichbar.
Immer wieder derselbe Unfalltyp. Kann man denn gar nichts dagegen machen? Aus meiner Sicht doch:
Das Problem ist doch, wenn der LKW-Fahrer fahrlässig oder nicht fahrlässig den Radfahrer übersehen hat, kann der Radfahrer nicht mehr reagieren. Von dem Zeitpunkt, an dem der Radfahrer erkennt „Hilfe, der biegt ja ab!“ bleiben nicht die nötigen zwei Sekunden Reaktionszeit und Bremsweg, um der Gefahr auszuweichen. Kein Wunder, wenn abbiegende Fahrzeuge mit 10 bis 20 km/h, d.h. 2,5 bis 6 Meter pro Sekunde unterwegs sind und der Abstand zwischen Fahrbahn und Radweg gerade mal die typische Parkplatzbreite oder weniger beträgt.
Was hier helfen würde wäre eine zusätzliche Haltelinie wie in den Niederlanden und eine Haltepflicht beim Rechtsabbiegen vor Überqueren des Radwegs. Das gäbe den Radfahrern genügend Zeit zu reagieren und die abbiegenden Fahrzeuge wären langsamer. Und die Polizei könnte sich eine goldene Nase beim Strafzettelverteilen verdienen.
Leide würde das die Abbiegevorgänge verlangsamen und damit den Verkehr behindern. Undenkbar, bloß wegen ein paar toter Radfahrer langsamer fahren zu müssen …
Ich stelle mal die ketzerische Frage, kann ein Fahradfahrer so einen schrecklichen Unfall nicht vermeiden? Ich erlebe so oft, wie blind die meisten durch die Gegend fahren/laufen (alle Verkehrsteilnehmer mich mit eingeschlossen). Aber an einer Kreuzung gehe ich immer davon aus, irgendeiner pennt und daher versuche ich besonders bei LKWs deren Vorhaben abzuschätzen, um nicht unter die Räder zu kommen.
Wenn ich mich auf Technik, vorbildliches Verhalten aller oder ordentlich eingestellte Spiegel verlasse, dann bin ich verlassen.
Ich frage mich immer, kann mir das selber passieren oder bin ich so umsichtig und reaktionsschnell, um solchen Situationen aus dem Weg zu gehen.
Es wird leider nie herauskommen, wie bei den meisten diese unnötigen Unfälle, ob der Radfahrer eine Chance gehabt hätte mit mehr Umsicht die Situation lebend zu überstehen. Darauf zu warten, dass der Staat Gesetze erlässt, Straßen anpasst o.ä. dauert zu lange. Unser Verhalten muss sich ändern. Und damit meine ich alle Verkehrsteilnehmer!
klar doch, immer mit fehlern anderen rechnen, und wenn man doch selbst einen macht, sich glücklich schätzen, dass andere damit rechneten – das funktioniert meistens ganz gut.
aber wie willst du in diesem system verhindern, dass beide „pennen“? – wenn du den einen zugestehst, mal aus versehen sich nicht an regeln zu halten, musst du den anderen dann nicht erst recht zugestehen, mal aus versehen nicht damit zu rechnen?
Das ist ja meine Fragen, pennen bei dieser Art der Unfälle beide oder komme ich in die Situation und kann das Desaster nicht mehr abwenden, weil es so unvorhergesehen passiert. Das letztere bezweifle ich.
fährt einer auf die kreuzung zu und sieht vor ihm ein kfz, das abbiegen will, bezweifelst du richtig. aber die situation ist nicht immer so.
da gibt es nichtsblickende zweite-reihe-rechtsabbieger, leute, die auf die tube drücken, um noch vor den radlern rum zu sein (und ihre eigenen 12,75 fahrrad-km/h als grundlage für ihre fehlschätzung nehmen), für beide parteien sichterschwerendes standblech, leute, die prinzipiell dazu neigen, eine spur zu sportlich abzubiegen, weil sie glauben, sie würden es können oder weil ihnen der tüp von der dekra ihnen nach der ersten prüfung die zögerlichkeit um die ohren haute…
ich habe auch schon oft situationen gesehen, wo kraftfahrer (gott sei dank nur) kurz davor waren, einen vorfahrtberechtigten radler auf die haube zu nehmen, der schon mitten auf dem zu kreuzenden weg war.
Mir tut nicht nur die verstorbene Frau leid, auch der LKW-Fahrer hat sicher noch Jahre daran zu arbeiten. Die beste Lösung fände ich wenn an den LKWs die schon vorhandenen Abweisvorrichtungen (die so wie sie sind wenig Sicherheit bringen) weiter verbessert werden. In den Autos werden doch auch immer perfektere Sicherheitstechniken (ABS, ESP usw.) entwickelt und eingebaut. Warum wäre es nicht möglich an einem LKW für solche Unfälle bessere Schutzabdeckungen zu integrieren? Hier wäre sicher der Gesetzgeber mehr gefordert.
Weil das oder vorgeschriebene Kameras oder welche technischen Verbesserungen oder gar Lösungen auch immer, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft um 0,000121% reduzieren würde. Sowas geht also gar nicht. Vielleicht sollte der Bundespräsident jeden von rechtsabbiegenden LKW getöteten Radfahrer ob seines Märtyrertodes im Dienste der deutschen Wettbewerbsfähigkeit posthum mit dem Bundesverdienstkreuz auszeichnen… :-/
Wie wäre es wenn ein Rechtssabbieger nicht den Geradeausfahrenden kreuzen müsste?
Das ist doch das Gründübel, das weder durch irgendwelche Winkelspiegel, vorgezogene Haltelinien oder gar Radspuren beseitigt werden kann.
Tja, es gibt zwar auf manchen breiten Straßen Berlins Radspuren, die links an der rechten KFZ-Spur vorbeiführen (Beispiel: https://www.google.de/maps/place/Berlin+Jannowitzbr%C3%BCcke/@52.508248,13.4353,3a,75y,90t/data=!3m4!1e1!3m2!1s785j_SyHCb_IYdnhdWp5Sg!2e0!4m2!3m1!1s0x47a84e3b55e71347:0xb26894174e4c0aef) und das funktioniert dann auch wunderbar, aber für diese Lösung fehlt meiner Meinung nach fast überall schlicht der Platz.
Anderes Beispiel: https://www.google.de/maps/place/Bahnhofstra%C3%9Fe,+12555+Berlin/@52.452599,13.574175,3a,75y,90h,90t/data=!3m4!1e1!3m2!1sE9oos1Q-xnig2PUGTizvNA!2e0!4m2!3m1!1s0x47a8486883f57221:0xac68550a65274068
Dort gibt es eine Grünphase nur für Rechtsabbieger, während der für Fussgänger und Radfahrer rot ist. Danach ist für alle, die geradeaus wollen UND für die Rechtsabbieger grün. Hier kann man sich schon fragen, warum jetzt für die Rechtsabbieger die Ampel nicht auf Rot geschaltet werden kann, damit Fussgänger und Radfahrer in dieser Phase mal ausnahmsweise entspannt, ohne Gefahr von links überfahren zu werden, die Straße überqueren können.
Natürlich würden durch diese Regelung die Passierzeiten an Kreuzungen länger werden, wenn diese Extrahaltphase für Rechtsabbieger dazu kommt und der heilige Blechverkehr würde etwas verzögert werden. Allerdings würde das mit Sicherheit viele Menschenleben retten.
Sorry, ich merke gerade, daß man diese Verlinkungen vergessen kann.
Erstes Beispiel ist Mühlenstraße/Ecke Straße der Pariser Kommune.
Zweites Beispiel: Bahnhofstraße/Ecke Friedrichshagener Straße
@Thomas, ich denke, man kann die Frage, ob der verunfallte Radfahrer (oder im konkreten Fall die Radfahrerin) den Unfall hätte vermeiden können, schwer beantworten. Und ja, grundsätzlich denke ich, dass es jeden von uns treffen kann. Manchmal mag das vermeidbar sein, vielleicht sogar meistens – ich weiss es nicht, glücklicherweise habe ich so einen Unfall noch nicht miterlebt und kann auch gerne darauf verzichten.
Aber was machst Du, wenn Du an der roten Ampel stehst und neben Dir kommt ein Lkw zum Stehen? Um Dich herum ein Pulk von Radfahrern ( an der Unfallstelle nicht unwahrscheinlich) und alle fahren bei grüner Ampel los. Bleibst Du als einziger stehen?
Ich habe das kürzlich gemacht – fuhr auf einem Fahrradstreifen auf einen bei roter Ampel wartenden, blinkenden Lastwagen zu und blieb gleich dahinter auf dem Radstreifen stehen. Damit habe ich, wenn er mich gesehen hat, den Lkw-Fahrer verwirrt, den Abbiegevorgang verzögert und – hätten sich andere Radfahrer bis zur Haltelinie vorgetraut, eine völlig chaotische unklare Situation geschaffen. Das hinter dem Lkw befindliche Fahrzeug hatte dadurch auch eine extra Wartezeit und hätte herumpöbeln können – alles in allem keine Situation, der man sich gerne aussetzt. Allerdings hätte ich in der Situation nicht den Mut gehabt, nach STVO zu fahren.
Die Verwirrung ist genau der Punkt! Würde z.B. der rechtsabbiegende LKW erst bei Grün anfahren, nach einem Meter aber wieder stehen bleiben, signalisiert der Fahrer damit, dass er wartet.
Daher finde ich es extrem wichtig, dass sich alle Verkehrsteilnehmer vorhersehbar verhalten. Leider tun dies viele Autofahrer und extrem viele Radfahrer genau nicht.
Ich hatte mal den Fall, dass ich eine einmündende Straße querte, ein aus der Gegenrichtung kommender Linksabbieger, der sogar noch auf der Mittelinsel den Gegenverkehr abgewartet hat, fuhr mich leider über den Haufen.
Es gibt dort (Tegeler Weg) zwei reguläre Fahrspuren, die Busspur und dann noch den Hochbordradweg, den ich damals noch benutzt hatte.
Regelmäßig fuhren die Autos von der Mittelinsel dann los, querten die Fahrbahn und bremsten vor dem Radweg (Radfurt) dann nochmal ab. DER hier tat eben das erwartete NICHT.
Eine rechtsabbiegende Golf-Fahrerin wartete mal auf den 10 m vor mir fahrenden Radler, weshalb ich zügig weiterfuhr. Sie hatte mich aber nicht gesehen und fuhr an. Ergebnis: Wir beide stiegen in die Bremsen. Ich so, dass mich das Fahrrad über den Lenker abwarf.
Manchmal ist man aber auch aus der anderen Richtung abgelenkt. Fahrzeuge, die aus einmündenden Straßen herauskommen, schneiden einem auch schon mal den Weg ab, da der Fahrer den Radweg missachtet und vor dem Einfahren in die Kreuzung zum Warten dann darauf statt davor steht.
Wenn man dann nach rechts schaut, um dessen Verhalten zu beobachten, kann man nicht gleichzeitig nach links schauen, um auf Rechtsabbieger in die einmündende Straße zu achten.
@berlinradler:
Hmm, seltsames Verhalten, das du da beschreibst, kann ich eigentlich nicht nachvollziehen. Ich fahre schon ein paar Jahrzehnte in Berlin mit dem Rad herum (auch ca. 1,5 Jahre als Kurier) und denke nicht im Traum daran, mich dem Rudelverhalten anderer Radfahrer anzuschließen.
Im Gegenteil, in so einer Situation an einer roten Ampel mit anderen Radfahrern vor mir und einem LKW links (möglicherweise mit Rechtsabbiegeabsicht) ist es mir sehr willkommen, andere Radfahrer vor mir starten zu lassen und dann gemütlich hinterher zu rollen, wenn die Situation an der Kreuzung keine Überraschungen mehr birgt. (Auf Radwegen, die durch Haltezonen von Bushaltestellen führen, fahre ich zeitweilig auch gern hinter anderen Radfahrern her.)
Mit rechts abbiegenden PKW/LKW gehe ich, wenn ich der einzige Radfahrer bin, meist individuell um: Grundsätzlich immer in der Annahme, daß im KFZ ein seh- und hörbehinderter Trottel oder ein potentieller Radfahrerkiller sitzt, fahre ich vorsichtig und bremsbereit heran und würde nie vorbeifahren, ohne in das Gehäuse, in dem der (möglicherweise telefonierende) Typ sitzt, genau hineingeschaut zu haben. Bei LKW’s geht das aufgrund der Höhe des Chauffeurssitzes nicht, weswegen ich, wenn das Teil nicht demonstrativ quietschend und zischend beim Abbiegen hält, auch schon oft lieber stehengeblieben bin. Meist aus gutem Grund, denn schon oft wurde ich übersehen und die Riesenkiste bog vor meiner Nase ab, ohne daß ich das Gefühl hatte, daß mich der Fahrer bemerkt oder gar böswillig Gas gegeben hätte.
Würde ich mich so verhalten, wie ich das oft bei Muttis auf dem Einkaufsradel oder lederhäutigen Opis auf Rennrädern sehe, die an abbiegenden LKW’s entschlossen, offenbar in der festen Überzeugung, daß ihr Vorfahrtsrecht und ihre Styropormütze sie schützt, knapp vorbeischlenkern, wäre ich gewiss schon lange nicht mehr in der Lage, dies zu schreiben.
@figurenwerk-berlin, es war kein anderer Radfahrer in der Nähe (ich hatte diese Möglichkeit nur theoretisch erörtert). D.h. ich hatte die Wahl, auf dem Radstreifen von hinten zum wartenden Lkw vorzurollen und dort zu warten. Das wollte ich nicht.
In Deinem letzten Absatz machst Du das, was auch Radfahr-Gegner gerne machen: Den Radfahrer, der genau nach STVO fährt, als lächerlichen Trottel hinstellen, der auf irgendeinem „Recht“ beharrt. Tatsächlich will auch der „lederhäutige Opi“ und die „Mutti auf dem Einkaufsradel“ nur von A nach B, ohne im Hinterkopf ständig Risikoberechnungen durchzuführen.
Zudem wird der lederhäutige Opi wohl einiges mehr auf dem Kasten haben als manch verweichlichter autofahrender Couchpotato 🙂
@berlinradler:
Oh bitte jetzt keine Argumentation nach dem Motto: Ich bin bereit, für mein Recht nach StVO zu sterben. Diese Rechthaberei, die ja besonders unter deutschen KFZ-Bewegern für jede Menge Unfälle sorgt (Ich sah ihn zwar kommen, aber ich hatte doch Vorfahrt!) gelassen zu ignorieren, ist für mich als Radfahrer lebenswichtig.
Radfahrer, die sich fein nach StVO vor der Schnauze eines abbiegenden 12-Tonners, in dem vielleicht ein Typ sitzt, der übermüdet ist und tatsächlich nichts sieht (http://blog.zeit.de/fahrrad/2014/08/18/toter-winkel-lkw/) vorbeifädeln, ohne sich eines gewissen systembedingten Risikos bewusst zu sein, sind jedenfalls die, vor deren Einfältigkeit ich meine Kinder warne.
@figurenwerk, ich denke, wir reden aneinander vorbei. Mir geht es nicht um Rechthaberei, und natürlich erwarte ich, dass jeder auf Fehler anderer reagiert. Dennoch lenke ich meine Wut nicht auf Radfahrer, die – vielleicht naiverweise – auf die Sicherheit von Radwegen und Ampeln vertrauen. Meine Wut gilt einer Verkehrsplanung, die sehenden Auges immer wieder die Art von Kreuzungen baut, an denen solche Unfälle früher oder später passieren müssen.
Du erklärst Deinen Kindern die Verkehrsgefahren vielleicht differenziert, weil Du Dich mit dem Thema beschäftigst. In den meisten Haushalten werden Ampeln und Radwege mit Sicherheit gleichgesetzt und das den Kindern auch so erzählt. Nicht alle beschäftigen sich mit dem Verkehrsgeschehen – auch die müssen verdammt noch mal geeignete und sichere Wege vorfinden, statt im Gefahrenfall auch noch Häme anderer Radfahrer ertragen zu müssen.
Ich will, auch wenn das auf einen Streit hinausläuft, mal noch einiges ergänzen:
– Du schreibst, dass es Dir lieb ist, wenn in der Situation, bei der Du auf einem „Radweg“ rechts neben einem abbiegebereiten Lkw wartest, Radfahrer vor Dir sind und vorfahren. Du setzt also darauf, dass diese sich einer Gefahr aussetzen und gleichzeitig auf ihr „Recht bestehen“, damit Du ebendieses auch tun kannst. D.h. Du wirfst dem „lederhäutigen Opa“ vor, rechts von rechtsabbiegenden Lkw zu fahren, tust dies aber selbst scheinbar auch und schickst gar noch andere vor! Das soll keine Korinthenkackerei sein, aber ich verstehe es wirklich nicht – meinst Du denn, anders als andere reagieren zu können, wenn der Lkw plötzlich dochlosfährt?
– Du schreibst, dass Du schön öfters stehengeblieben bist, wenn ein Lkw nicht vor dem Abbiegen angehalten hat. D.h. wenn er anhält, würdest Du u.U. rechts vorbeifahren. Was, wenn er wegen etwas anderem angehalten hat und plötzlich losfährt? Hast Du dann nicht, deiner eigenen Sichtweise folgend, schlichtweg auf den „Recht“ bestanden, denn Du hättest ihn doch auch generell vorlassen können?
Diese Beispiele und Fragen sollen folgendes verdeutlichen:
Es gibt überhaupt keine Situation, in der man sich beim rechtsseitigen Vorbeifahren sicher sein kann, dass der Lkw-Fahrer einen gesehen hat. Die logische Schlussfolgerung daraus ist, dass JEDES rechtsseitige Vorbeifahren eine Selbstgefährdung oder, pseudomoralisch betrachtet, ein „Bestehen auf dem eigenen ‚Recht'“ ist.
Das Dilemma ist nur zu lösen durch konsequentes Vorlassen des wartepflichtigen Lkw, die STVO ist an dieser Stelle letztendlich durch pure, immer wieder tödliche Gewalt ausgehebelt. Wenn das Deine Lösung ist, dann torpedierst Du sie allerdings selbst durch die Schilderungen Deines eigenen Verhaltens. Du könntest genausogut Opfer eines solchen Unfalls – und der darauffolgenden Selbst-Schuld-Zuweisungen werden. Könnten wir übrigens alle …
… das wirklich Schlimme ist, dass Radwege dieser lebensgefährlichen Art bräsigerweise immer und immer wieder neu gebaut werden. Mein Bezirk ist da vermutlich Spitzenreiter im boykottieren der AV Geh- und Radwege und der entsprechenden Regelpläne für Radverkehrsanlagen:
– an der Alten Hellersdorfer Straße wird gerade ein neuer Gehweg-Radweg gebaut
– in den Schleppkurven der Ein- und Ausfahrten sind die Auffahrten für den Radweg nicht etwa geradlinig quer zum Radweg wie es die ERA und die entsprechenden Regelpläne in Berlin seit Jahren vorschreiben, sondern in einem schönen Bogen mit ordentlichen Fugen
– statt dem in der AV Geh- und Radwege als Regelbelag vorgesehenen Asphalt in Straßenqualtität werden natürlich gefaste kleine Betonsteine verbaut, die in den Überfahrten in Längstrichtung verlegt sind, damit man wie auf Eiern fährt
– dass sich die Rechtsabbiegeproblematik insbesondere an den Kreuzungen Zossener Straße und Gothaer Straße nun vollkommen neu verschärft, interessierte hier noch nie jemanden
– und das die ausreichend breite Alte Hellersdorfer Straße im Ortskern Alt Hellersdorf wegen der Baustelle außerhalb des Ortskerns als Einbahnstraße ohne Freigabe für Radfahrer ausgeschildert wurde, passt ins Bild
Dieser Bezirk Marzahn-Hellersdorf ist vermutlich der ignoranteste, wenn es auch nur um Brosamen für die paar Radfahrer geht. Deshalb ist in diesem eigentlich grünen und ehemals jüngsten Bezirk der Radverkehrsanteil im Berliner Vergleich auch am geringsten.
@figurenwerk
Die Vorstellung, Radfahrer wollten sich die Vorfahrt erzwingen, ensteht vor allem in den Köpfen von Autofahren, die ja oftmals sich die Vorfahrt erzwingen. Beispielsweise bei unübersichtlichen Ausfahrten wird bis zur „Sichtlinie“ vorgefahren und dabei Geh- und/oder Radweg blockiert. Dabei besteht laut StVO absoluter Nachrang und es wäre eigentlich ein Einweiser notwendig um sich ordnungsgemäß zu verhalten.
Tatsächlich gibt es nur eine Fehleinschätzung der Lage durch den Radfahrer. Z.B Der Radfahrer bemerkt: Der LKW bremst und schließt daraus : Der LKW-Fahrer gewährt ihm Vorfahrt. Der LKW-Fahrer bremst aber nur deswegen, weil sonst nicht um die Kurve käme.
Kommt mir sehr bekannt vor. Ich kann mich da an so einen Ausflugs-Doppeldecker-Bus erinnern, der vor dem Rechtsabbiegen praktisch zum Stillstand kam. Ich also zügig weiter, dann fuhr der doch wieder an und zog um die Kurve. Ich voll in die Eisen.
Der Radweg ist dort übrigens immer noch benutzungspflichtig.
Oder eben wie bei der oben schon erwähnten Golf-Fahrerin, die ja schon stand und den vorausfahrenden Radler passieren ließ, aber anfuhr, als ich dahinter noch des Weges kam.
Übrigens bei der Bemerkung von figurenwerk-berlin, dass es ihm ganz lieb ist, wenn andere Radler erst mal vorfahren, habe ich mir ganz Ähnliches gedacht wie berlinradler. Ich muss aber auch eingestehen, dass ich es auch als für mich entschärfend empfinde, wenn eben vor mir bereits Radler stehen, damit auch vor mir losfahren und ich dann davon ausgehen kann, dass der rechtsabbiegende Autofahrer durch diese an die Situation erinnert wird.
Diejenigen, die zuerst in den Kreuzungsbereich einfahren, haben nun mal das größere Risiko. Nachzügler, die zu dem wartenden Pulk eine größere Lücke haben, dann aber auch wieder (wie erwähnt ja auch meine eigene Erfahrung).
Was soll man da sagen? Da ich den Einzelfall nicht kenne, bitte nicht falsch verstehen: Ich beneide entspannt und genussvoll stadtradelnde Radfahrer, aber ich frage mich schon, warum die nicht ständig wie ich Sicherheitsabstände einhalten, Schleppkurven abschätzen und Ausweichräume prüfen oder hinter abbiegenden Lkw bleiben. Städtischer Strassenverkehr ist Arbeit, das verschweigt die gewöhnliche Fitness-, Spass- und Equipmentpropaganda der diversen Fahrradlobbyisten.
„warum die nicht ständig wie ich Sicherheitsabstände einhalten, Schleppkurven abschätzen und Ausweichräume prüfen oder hinter abbiegenden Lkw bleiben. “
weil sie noch ein leben haben ? d.h. nicht tag und nacht über verkehrssicherheit sinnieren?
und vor allem: vorher willst du wissen, dass die radfahrerin das nicht getan hat? hast du die anderen kommentare gelesen und verstanden? es gibt situationen, da gibt es eben kein perfektes allesrichtigmachen. und manchmal macht man auch fehler.
„Städtischer Strassenverkehr ist Arbeit“
muss das so? und wer die arbeit nicht perfekt erledigt soll zu hause bleiben oder wird umgemangelt?
@Paella – also wenn Radfahren so schlimm wäre, wie Du schreibst, würde das ja keiner machen. In Onlinekommentaren äußern sich immer nur die Leute, die alles richtig machen und jeder Situation gewachsen sins. Das ist gerade mit Blick auf rechtsabbiegende Lkw in meinen Augen pure Illusion, es sei denn, man lässt diese immee, ohne Wenn und Aber, vor.
Ich versuche, solche Strecken zu vermeiden – was natürlich nicht immer funktionieren kann, den Unfallort habe ich in meinem Leben schon unzählige Male passiert. Fährt man aber auf ruhigen Nebenstraßen – die es in der Gegend wirklich gibt – so ist Radfahren alles andere als Arbeit. Klar, aufmerksam muss man immer sein, keine Frage. Ich fahr meistens so oder ähnlich: http://www.gps-tracks24.eu/bild/radtouren~deutschland~berlin/45/alternative-zur-stralauer-allee–muehlenstrasse.html
Und da erst gestern wieder eine ältere Radfahrerin von einem rechtsabbiegenden Lkw getötet wurde, sollte man wirklich mal darüber nachdenken, ob diese Straßenverkehr-ist-Arbeit-Philosophie wirklich so toll ist. Denn je älter man wird und je kränker man ist, umso weniger kann man ausweichen und reagieren. Daher muss der Regelfall werden, dass wenigstens grüne Ampeln einen Schutzraum für alle darstellen – nicht nur für die, die in der Lage sind, schnell beiseite zu springen.
@berlinradler
den weg bin ich jahrelang gefahren als ich in friedrichshain wohnte. ich stelle aber fest, dass sich diese art zu fahren für mich nur bei wiederholung lohnt. will ich einmalig zb von weißensee nach grunewald, dann würde ich mit solchen strecken ewig brauchen oder bräuchte ein top-fahrrad-navi.
automatisch gibt es solche strecken auch noch nicht so richtig, bbbike, ist nett gedacht aber meilenweit entfernt davon. das kennt zB noch nicht mal den mauerradweg mit lärmschutzwand neben der schönefelder autobahn. das nokia autonavi fürs smartphone dagegen schon. vielleicht sind die präferenzen verschiedener radfahrer auch einfach zu unterschiedlich für ein perfektes fahrradnavi für die stadt.
wie dem auch seit, gute radverkehrsführung an hauptverkehrsstraßen hat auch ihre berechtigung: kürzeste und einfachste verbindung zwischen zwei punkten. da kommen meiner meinung nach nur kopenhagen-style-radwege in frage – dass ich jetzt mal (jedenfalls oberflächlich) mit dem adac übereinstimme
( http://www.tagesspiegel.de/berlin/fahrrad/vergleich-des-adac-berlin-ist-fahrradunfreundlich/10620408.html )
ist schockierend aber nicht zu ändern.
@figurenwerk-berlin: Die Führung des Radverkehrs mitten zwischen der Rechtsabbieger- und Geradeaus-KFZ-Spur wie an der Jannowitzer Brücke halte ich auch nicht für ideal, im Gegenteil. Im Grunde wird dabei nur der Punkt, an dem sich Rad- und Kfz-Verkehr kreuzen, um eine gewisse Strecke vor die Kreunzung geschoben. Dort findet er dann aber
weiterhin in spitzem Winkel und somit im Tot-Winkel-Bereich eines Lkw statt wie sonst direkt an der Kreuzung. Rad und Kfz sind zudem bei höherer Geschwindigkeit unterwegs, was dem Rad zwar mehr Stabilität bringt, für beide Verkehrsteilnehmer aber die mögliche Reaktionszeit verringert.
Im Grund ist diese Art der Radführung eine hochriskante Selbsttäuschung von Verkehrsplanern, die sich nur für radfahrerfreundlich halten: Sicherer wird damit gar nichts. An der Jannowitzer gibt es eine Ampel. Wo Ampeln sind, kann man Abbieger-Todesfälle praktisch vollkommen ausschließen durch eine entspechende Schaltung, zum Beispiel Simultangrün für Radfahrer. Da braucht es keine riskanten Mittelspurradwege.
mit verlaub, ich halte das für eine schlächte idee! da gibt es leute, für die 25 km/h unvorstellbar schnell sind, aber eben auch leute, für die das ein äußerst gemütliches tempo darstellt.
grün heißt: freie bahn! – es sei denn, du willst abbiegen. und da düst dann einer mit 40 sachen auf die kreuzung zu, denn er hat ja grün und die bahn scheint frei und zack! es knallt, weil jemand aus einer anderen richtung auch grün hatte.
ein rund-um-radfahrerfrei jenseits von grün und rot, das aussagt: „du darfst fahren, aber denk dran: da sind andere, ihr müsst aufeinander aufpassen“ (etwas, dessen funktionieren ich mir bei zweiradfahrern eher vorstellen kann als bei autos) wär vielleicht etwas, was die probleme einer (eben nur teil-)getrennten radinfrastruktur verringern könnte.
aber das wäre weit weg von eingefahrenen mustern…
@sascha: Ich will an dieser Stelle nicht allzu sehr auf Simulatangrün eingehen, das ich nur als ein mögliches Beispiel für ein sicheres und bequemes Kreuzungsdesign genannt hatte und das vielleicht einen eigenen Post verdient hätte, aber doch ganz kurz: Bei Simultangrün für Radfahrer kommt es nach den Erfahrungen aus den Niederlanden nicht zu Konflikten zwischen den Radfahrern selbst. Dabei spielt wohl auch eine Rolle, dass sich ihre Fahrtlinien nicht zur gleichen Zeit kreuzen, was David Hembrow in seinem Blog schön illustriert hat. Mehr dazu ebenda:
http://www.aviewfromthecyclepath.com/2014/05/the-best-traffic-light-solution-for.html
Als Modelle für solche Überlegungen sind viele Strecken geeignet, z.B. im Tiergarten. Hier gibt es teils stark frequentierte, sich kreuzende Fahrradrouten, auf denen jeder eine andere Regel einhält. Der eine rechts vor links, der nächste das Wer-zuerst-da-ist-Prinzip … klingt chaotisch, funktioniert aber ohne weitere Unfälle.
Dementgegen das Prinzip Ampel am Großen Ster mit vergleichbarer Autobelastung: Hauptunfallpunkt.
Sascha hat mit den eingefahrenen Denkmustern Recht: Selbst wenn etwas nachweislich immer wieder zu Unfällen führt, macht man es weiter, weil’s eben so ist.
Und @fab, jeder hat so seine Strategie, keine Frage. Was vielleicht ein wenig den Nachteil meines Weichei-Streckenverhaltens ausgleicht ist die Tatsache, dass in Nebenstraßen tendenziell weniger Ampeln installiert sind. So quert man manche Hauptstraße doch recht schnell, während man auf diese ständig an Ampeln stünde.
..was mich ja doch fasziniert ist: NIEMAND, aber wirklich niemand hier scheint auf die Idee zu kommen, dass ein Verkehrssystem, in dem fehleranfaellige Individuen, und jedes Individuum ist das, fehleranfaellig, 12- oder 20-Tonner durch dichtestbesiedeltes Gebiet kutschieren, immer vorbei an tausenden und zehntausenden wiederum von fehleraenfelligen Individuen gesteuerten Eintonnern mit einer kinetischen Energie des Aequivalents von jeweils etwa 70 olympischen Hundertmeterlaeufern und dazwischen dann Lenker-schlenkernde Muttis mit Kindern und Einkaeufen auf dem Rad, lederhaeutige Opis, Sportsmaenner und -frauen auf ihren ultraleicht-Fahrraedern, Oekos auf Liegeraedern, besoffene Studenten auf fixies und skateboards, dann mal wieder mal ein Sattelschlepper, eine Strassenbahn, Krankenwagen, SUVs en masse in denen Leute am Steuer sitzen, die gerade in irgendwelchen Multiplayergames virtuelle Omis im Dutzend auf der Strasse plaetteten, also ich meine, hat irgendwer hier eine WIRKLICHE und ich meine wirkliche Vorstellung davon, wie hoch der Komplexitaets- und Gefahrengrad eines zeitgenoessischen Individualverkehrssystems fuer ungeschuetze Individuen ist? Jemals jene Statistiken gelesen, die klarerweise belegen, dass die relative Anzahl der Getoeteten im Strassenverkehr ab einem gewissen Level der Motorisierung nur noch dann abnimmt, wenn praktisch ALLE im Strassenverkehr gleichermassen gefaehrdend agieren, also die schwachen Teilnehmer einfach verschwinden? Jemals bemerkt, dass die Anzahl der getoeteten Radfahrer in Berlin immer weiter steigt, exakt WEIL es mehr davon gibt, WEIL alle glauben, irgendwann wuerde schon die relative Praesenz der Radfahrer den Autofahrern zeigen, ‚wo es lang geht‘? Dem ist NICHT so. DIESES Verkehrssystem ist vielleicht ‚machbar‘, aber es wird NIEMALS *beherrschbar* sein, in keinster Weise, es wird IMMER tausende und zehntausende Tote in Deutschland im Autoverkehr geben und die Tendenz ist im Moment wieder klar steigend, aus vielerlei Gruenden.
Dass NIEMAND in diesen Diskussionen hier diese grundlegende Einsicht aufbringt ist traurig, bezeichnend und tief beschaemend und ist gerade das Moment, das noch auf Jahrzehnte hinaus in Deutschland Europa und anderswo NICHTS an dem grotesken Blutzoll, den der motorisierte Individualverkehr überall auf der Welt fordert, aendern wird.
Es gibt Alternativen zum motorisierten Individual- oder Lastverkehr, seit Jahrzehnten, nur jede dieser Alternativen wird frueher oder spaeter und man kann sich exakt fragen warum, aus politischen oder angeblichen finanziellen Gruenden verworfen, etwa ‚Personal rapid transit systems‘. Der Grundgedanke ist zunaechst: Menschen sind hoch fehleraenfaellig, die Kultur des motorisierten Transports als Kultur eines gefaehrlichen Spielzeuges fuer Erwachsene schafft einen hohen Blutzoll, sowie: die vollstaendige Entkopplung von Motorisierung und ungeschuetzten Fussgaengern/Radfahrern usw. ist DIE Grundvoraussetzung fuer Sicherheit. Alternativkonzepte wurden schon vor Jahrzehnten überall auf der Welt bis ins Detail durchdacht und immer wieder vor allem wegen ihrer mangelnden Kompatibilitaet naemlich exakt mit dem AUTO verworfen. Soll das aber ewig so weitergehen? Wie lange noch jene Tausende von Toten allein in Deutschland, jedes Jahr, jede Woche, als Blutzoll einer grotesk veralteten, mangelhaft durchdachten, im Grunde fuer den Krieg geschaffenen Technologie?
Die Deutschen waren einmal die Avantgarde des internationalen Erfindergeistes, diese Zeiten sind LANG vorbei, das zeigt nicht zuletzt diese Diskussion hier, keine Visionen, keine Ideen, nur Kleingeistigkeit, engstirnige Loesungen, Geklecker, falsche Detailversessenheit, Makulatur. Wie hoch muss der Leidensdruck werden, wieviele Menschen muessen noch auf dem Altar des ‚freien Buergers und seiner freien Fahrt‘ sterben, wieviele, damit irgendjemand eine Idee entwickelte wie eine menschengemaesse Zukunft aussehen koennte?
Danke für diesen Beitrag, du sprichst mir aus der Seele. Das ganze Verkehrssystem ist zu ändern. Auto, Auto, Auto… daran muss sich alles messen lassen. Das ist das Problem!
@monodromie, ich stimme Dir durchaus zu, allerdings nicht in der Feststellung, dass das hier niemand ähnlich sieht. Ich weiss nicht, ob Du hin und wieder im Blog mitliest.
Sehr viele hier äußern immer wieder verschieden weitgehende Änderungswünsche im Verkehrswesen, weil sie unter der Überpräsenz des Autos im Lebensumfeld und der Unfallstatistik leiden.
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