Die „Berliner Zeitung“ hat heute ein besonderes Schmankerl parat: Einer ihrer Autoren ist mit Frontscheibenkamera Auto gefahren und hat dabei einen Fahrradunfall beobachtet und fotografiert. Der begleitende Text liest sich erst einmal, als handele es sich bei dem Verunglückten um einen lebensmüden Chaoten:
Ein Radfahrer fährt rechts neben der Fahrbahn. Plötzlich entschließt er sich, zwischen den Autos hindurch die Fahrbahn von rechts nach links zu überqueren.
Der Artikel vergisst aber zu erwähnen, was man aus den Fotos eindeutig ersehen kann (nach Sichtung des Videos am 5.3. wurde die Ablaufdarstellung angepasst):
- Der Radfahrer kommt von rechts aus der Winterfeldtstraße und will die Martin-Luther-Straße überqueren.
- Der Radfahrer nutzt eine kleine Standphase, um die Fahrbahn zu überqueren. In dem Moment fließt der Verkehr langsam wieder los. Das Auto vor dem Fotografen muss kurz auf den Radfahrer warten und kann nicht gleich anfahren.
- Der Radfahrer passiert das Auto und kommt nun in die dritte Fahrspur. Hier wird er von einem Mercedes erfasst.
Eine böse Fehleinschätzung des Radfahrers, keine Frage. Aber eben auch kein suizidales Fehlverhalten, das einen schadenfrohen Selbst-Schuld-Fingerzeig rechtfertigt.
In einem Böse-Radfahrer-Artikel darf die 50%-Angabe nicht fehlen, schließlich verursachen ca. 50% der Radfahrer ihre Unfälle selbst. So steht es jährlich in der polizeilichen Unfallstatistik für Berlin. Diese Zahl wird von Medien gerne in einem Kontext genutzt, der Radfahrer als Rowdies darstellt. Dabei würde sie nüchtern betrachtet nur aussagen, dass Radfahrer sich nicht besser oder schlechter benehmen als andere Verkehrsteilnehmer auch. Die Angabe hat einige Schönheitsfehler: So fließen Alleinunfälle und Unfälle zwischen Radfahrern dort mit ein und ziehen die Zahl nach oben. Folglich steigt der Unfallverursacheranteil mit der Verkehrsbeteiligung.
Übrigens wird die Zahl seit einigen Jahren auch für Kfz und Lkw angegeben. So verursachten laut Berliner Polizei im letzten Jahr 70,91% der Kfz-Fahrer ihre Unfälle selbst. Streng genommen sind es noch einige mehr, weil hier auch Unfälle ohne Kfz-Beteiligung mit einfließen. Die Zahl klingt dramatisch, ist aber genauso unbrauchbar wie die 50%-Angabe für Radfahrer. Wäre der Kfz-Anteil (oder der Fahrradanteil) geringer, so würden auch die jeweiligen Verursachungswerte fallen.
Noch eine kleine Beruhigung: Dem Radfahrer ist auf den ersten Blick nichts weiteres passiert.
Berliner Zeitung (Fotos): Wie ein Radfahrer einen Unfall verursacht, 4.3.2014
Berliner Morgenpost (Video): Wie Radfahrer sich und andere im Straßenverkehr gefährden, 5.3.2014
und so wie der Kamerawinkel aussieht, schein der Redakteur ein höheres Fahrzeug zu fahren, welches wohl dem Radler die Sicht auf die dritte Spur verwehrte und dieser dadurch den Mercedes übersah. Das macht es nicht besser, der Radler hat definitiv gegen das Sichtfahrgebot verstoßen, bezieht den Redakteur aber auf der selben Grundlage in das Unfallgeschehen ein, wie es gerade Radfahrern jeden Tag vorgeworfen wird: „Was fahrn sie hier auch lang! Sie haben Schuld!“
Und was die Statistik angeht – das nur die Fakten so selektiert werden, wie es einem in den Kram passt ist ja wohl nix neues. Man denke nur mal an Statistiken zur Unfällen mit Helmen bzw. ohne.
@ Berlinradler
Das war ja wohl nichts. Ganz ehrlich, als Motorradfahrer ärgere ich mich auch immer über unreflektierte Berichterstattung, aber was Du hier ablieferst, ist ja vollkommen niveaulos. Hättest Du Dir die Mühe gemacht und mal das Bild vergrößert, hättest Du gesehen, daß der Radfahren NICHT steht, sondern den rechten Fuß auf der Pedale hat! Und Dir wäre aufgefallen, das er nach rechts geneigt ist, weil er eine Kurve fährt. Du entwickelst eine phantasievolle Rekonstruktion des Unfallhergangs aus lediglich 6 Standbildern einer Onboardkamera, wobei dem Redakteur aber ein kompletter Film vorliegt! Wer macht denn hier nun unseriöse Stimmungsmache? Dazu kommt noch, das Du eine falsche Ortsangabe auf Google Maps verlinkt hast, denn tatsächlich hat der Vorfall an der Einmündung Winterfeldstraße stattgefunden (sehr gut an der Shelltankstelle und dem Bordstein zu erkennen), und nicht auf Höhe der Martin-Luther-Str. 31. Höchstwahrscheinlich hat sich aber der Unfall folgendermaßen abgespielt. Der Radfahrer kam aus der Winterfeldstraße gefahren und hat sich durch den Rückstau auf der Martin-Luther-Str. geschlängelt. Ohne sich zu versichern, ob auf der linken Spur kein Fahrzeug naht, hat er trotz Sichtbehinderung durch ein Fahrzeug, den Durchgang auf dem Mittelstreifenn angesteuert….der zudem auch noch Gehweg ist. Und wenn Du nun noch einen genaueren Blick dorthin wirfst, siehst Du einen Kinderwagen! Hätte sein Unfallgegner aus Schreck nach links verissen, wären noch Unbeteiligte in diesen Unfall verwickelt worden!
Ich würde also an Deiner Stelle lieber mal ein bisschen tieferstapeln und auch mich mit Deinem Urteil bezüglich Augenblicksversagen von KFZ-Fahrern zurückhalten. Denn wenn Du Dich so aufmerksam im Straßenverkehr bewegst, wie Du für Deine Blogartikel recherchierst….dann Gute Nacht!
Und im Übrigen finde ich die Solidarisierung mit diesem Radfahrer vollkommen unangebracht, er hat nachhaltig das Ansehen der vernünftigen Radler beschädigt, und nur noch Wasser auf die Mühlen derer geschüttet, die Animositäten gegen dieses schöne Fortbewegungsmittel schüren. Für mich ist der Typ ein klarer Fall von „natürlicher Auslese“.
@ Moppedfahrer: Tja, deine Berichtigung kann ich nachvollziehen, deinen Ton nicht. berlinradler hat sich auch über den Beitrag geärgert, weil wieder mal das Radfahrer-sind-überwiegend-Verursacher-Argument der Polizei weitergetratscht wird. Das nimmt 2/3 seines Beitrags ein. Die Berliner Zeitung ist bezüglich Radverkehr eine echte Nullnummer und wenn, dann kommt so eine Meldung, frei nach dem Motto „Ich war dabei, ich war dabei!“
@Moppedfahrer: Also wenn ich von der gesetzten Google-Maps-Position auf Streetview schalte (einen Direktlink auf Streetview kann man offenbar nicht mehr setzten?), dann sehe ich ziemlich genau die Kameraperspektive, wie sie in der Berliner Zeitung zu sehen ist. Die Diskussion, ob man den Kamera- oder den Unfallstandort als Bezug nimmt, kann man natürlich führen. Dazu darf dann ruhig der Ton stimmen.
Bezüglich des Durchbruchs der Mittellinie: Ich bin durchaus der Meinung, dass dieser auch mit dem Rad befahren werden darf.
Einen Fehler des Radfahrers habe ich gar nicht abgestritten, man kann die Beschreibung aber – so wie ich es dem Autor des Zeitungsartikels vorwerfe – so verdrehen, dass es eben nicht wie ein Augenblicksversagen, sondern wie ein völlig durchgeknalltes Selbstmordmanöver aussieht.
Fehler machen alle, ich übrigens auch, und wer das für sich weit von sich weist und dann noch von „natürlicher Auslese“ spricht, argumentiert unmenschlich. Es ist ein großer Unterschied, ob man sich mal irrt oder verschätzt (wie ich es in diesem Falle sehe) oder absichtlich gegen Regeln verstößt, wie es sowohl Rotlichtradler als auch Nahüberholer oder Abbiege-Nichtgucker tun.
Das Video ist jetzt auf der Morgenpost zu sehen:
http://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/article125453075/Wie-Radfahrer-sich-und-andere-im-Strassenverkehr-gefaehrden.html
Daraus ergibt sich: Der Verkehr stand und war gerade im Begriff, wieder anzufahren.
Der Radfahrer kommt von der Winterfeldstraße und schlängelt sich noch vor den VW, der gerade anfährt. Anfahren und vorschlängeln geschehen ziemlich gleichzeitig, kann man so oder so auslegen. Bis hierher m.E. völlig alltäglich.
Nun macht er den oben beschriebenen Fehler, nicht mit Verkehr auf der linken Fahrspur zu rechnen, und wird angefahren.
Ich bleib dabei: Augenblicksversagen statt absichtlichem STVO-Verstoß.
google maps sucks
Was ich sehe ist eventuell ein unerlaubtes Entfernen vom Unfallort.
Im Video kann man bei sec. 19 erahnen wie der Fahrer das schwarzen VW dem Radfahrer in Zeichen gibt. Zwar wird er dadurch nicht zum Unfallverursacher zumindest aber ist er Unfallbeteiligter und hätte nicht davon fahren dürfen.
Ich frage mich gerade, ob ich einen Knick in der Optik habe, da ein Umstand, der mir offensichtlich erscheint, noch nicht erwähnt wurde:
In meiner Betrachtung sieht es so aus, als ob der Radfahrer, bevor er zum Überqueren der linken Spur ansetzt, Blickkontakt mit dem heranfahrenden Autofahrer aufnimmt und auch das Heben der Hand diesem gilt und nicht dem Golf-Fahrer, sozusagen als Dank im Voraus. Er schaut ja über den Golf hinüber und hat sich meiner Meinung nach so vergewissert, dass er gesehen wird, auch wenn er mit dem Auftauchen des Mercedes initial zu Beginn des kompletten Manövers wohl nicht gerechnet hatte.
In diesem Fall wäre die Situation wohl völlig anders zu bewerten, denn dann hätte der Autofahrer auf seiner Vorfahrt beharrend den Unfall sehenden Auges in Kauf genommen. Die Reaktion des Radlers nach der Kollision würde dazu auch ganz gut passen.
Die Berliner Morgenpost hat meineserachtens sehr objektiv den Sachverhalt dargestellt, hier der Link:
http://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/article125453075/Wie-Radfahrer-sich-und-andere-im-Strassenverkehr-gefaehrden.html
@ Moppedfahrer: äh… hast du mal die URL genauer entziffert?
Ich bin froh, dass die Sache wohl glimpflich für den Radfahrer verlaufen ist. Meines Erachtens hat er einfach die 3. Spur vergessen zu beachten.
Interessant aber auch, dass er ja keinen Helm trug und wohl über die Motorhaube abgerollt ist. Man kann also auch einen solchen Unfall unbehelmt ohne matschbirne überstehen. Natürlich kann man anhand des Videos eventuelle Verletzungen nicht beurteilen.
Am Morgenpost-Artikel habe ich auch wenig auszusetzen, hier und da könnte man noch etwas schleifen und entschärfen. Die allgemeine Unfallsituation wird dort aber stimmig wiedergegeben.
Es bleibt auffällig, dass es keine Zeitung schafft, den Zeigefinger auch mal gegenüber anderen Verkehrsarten zu erheben. Gingen die Artikel mal in die, mal in die andere Richtung, fände ich auch einseitige Anti-Radfahrer-Artikel weniger schlimm.
Beim Tagesspiegel merkt man, dass einige von denen regelmäßig radfahren. Dadurch wird zwar immer noch kein Artikel über Autorambos geschrieben, aber meist doch auffällig ausgewogene Verkehrsartikel.
Ich finde gut das hier ordentlich weiter diskutiert wird und sich niemand in ‚persönliches Anmachen‘ einschiesst 🙂 Ehrlich!
Man sieht ja auch noch ganz deutlich, dass der Radfahrer die Hand hebt um sich bei dem Fahrer im schwarzen PKW zu bedanken, dass er ihn vorbeigelassen hat.
Leider hat dann der Radfahrer überhaupt nicht auf den Verkehr in der nächsten Spur geachtet.
Ja, doof gelaufen. Weiß der verunfallte sicher selber. Gute Besserung.
Ich hatte als Radfahrer schön ähnliche Situationen und Beinahe-Unfälle in der Katzbachstraße. Allerdings war ich derjenige, dem vor’s Rad gelaufen oder gefahren wurde.
Wenn man da die Radspur entlangfährt und es ist Stau, dann sind mir schon öfter Fußgänger vor’s Fahrrad gelaufen, die zwischen den stehenden Autos durch sind, aber bei der Radspur weder gestopt noch geschaut haben. Einmal ist ein Auto 15 Meter vor mir zwischen den im Stau stehenden Atos durchgeschossen, weil er in eine Parklücke wollte. Wäre ich 15 Meter weiter vorne gewesen, vemutlich hätte es gekracht.
Seit dem fahre ich mit angezogener Handbremse und/oder deutlich aufmerksamer an solchen Stellen.
Bzgl. „Augenblicksversagen und kein absichtlicher Verstoß gegen die StVO“.
Es KEIN Augenblicksversagen und es ist ein Verstoß gegen die StVO. Damit Du ein Gefühl bekommst wo schon die Schwelle zum Augenblicksversagen in der Rechtsprechung gesetzt wird hier ein paar Urteile:
http://www.verkehrslexikon.de/Module/Fahrverbot_und_Augenblicksversagen.php
Ich weiß nicht, wie mittlerweile die zugepollerten ehemaligen Wendestellen in Berlin gewertet werden (Gehweg oder Straße), aber das fahrende Queren der drei Spuren und die Kollision mit dem Autofahrer ist ganz klar ein Vorfahrtsverstoß, wäre es anstatt eines Autos ein Zweiradfahrer gewesen, müßte man sogar von einer Straftat ausgehen, weil dann mit Sicherheit eine Körperverletzung im Raume steht. Augenblicksversagen muß ausgeschlossen werden, da mehr als genügend Zeit war, die gefährlichekeit der Situation zu erkennen.
@Moppedfahrer, wenn Du die Schwelle so hoch anlegst, kannst Du Dich unmöglich daran stören, dass ich sie auch für Kraftfahrer relativ hoch anlege. Wobei ich mich nach Deinem Beitrag gefragt hatte, auf welche Äußerungen meinerseits Du Dich konkret bezogst.
Wer über sein Verkehrsverhalten nachdenkt und dabei niemals auf eigene – vielleicht sehr dumme – Fahrfehler kommt, ist ein Wunder. Besonders, wenn man dann aus dem Fenster schaut und das Fortbewegungsverhalten der Menschen, das nunmal im Sinne der STVO grob fehlerhaft ist, beobachtet. Die meisten Menschen erlernen Fähigkeiten, indem sie sie zunächst fehlerhaft ausführen und dann immer besser werden. Auch jemand, der einen Führerschein in der Tasche hat, muss noch viel Praxis erwerben – u.a. durch Fehler.
Ich akzeptiere aber, dass Du fehlerfrei fährst – für Dich ist das praktisch, weil es Deine Unfallgefahr nochmals drastisch senkt. Für andere ist das angenehm, weil Du sie nicht behinderst oder gefährdest. In dem Sinne: Glückwunsch.
Ich kenne die Stelle recht gut, da sie nicht weit von zuhause ist und komme entsprechend oft daher, eben auch, um die Martin-Luther-Straße dort mit dem Rad zu queren.
Die Winterfeldtstraße ist durch die Mittelinsel der Martin-Luther-Straße unterbrochen, doch gibt es auf jeder Straßenseite der W.-straße einen Durchbruch, der keine markante Bordsteinkante aufweist, eben auch für Rollstuhlfahrer geeignet. Ich habe mich auch durchaus schon gefragt, ob ich dort fahrenderweise durch darf und nicht schieben müsste. Aber das nur am Rande. Die M.L.-Straße hat eine leichte Linkskurve, bevor man die Stelle erreicht. Das Fahrzeug mit der Kamera, wurde schon festgestellt, war ein hohes Fahrzeug.
Ich gehe mal davon aus, dass sich der Radfahrer bereits, als er aus der W.-Straße heraus kam, einen Überblick verschafft hat, wie ich es üblicherweise auch mache, was aber durch Kurve und hohes Fahrzeug in diesem Fall nur eingeschränkt möglich war.
Der VW-Fahrer scheint ihn durchgewunken zu haben, und die linke Spur wähnte er womöglich aufgrund seiner vorherigen Einschätzung frei. Eine ähnliche Fehleinschätzung ist mir selbst vor nur wenigen Tagen gelungen. Hier haben es nur zwei Personen geschafft, ein Auto komplett zu überdecken, was ich aber eigentlich hätte wahrnehmen müssen, bevor es in den Blickschatten fuhr. So war jedenfalls meine Annahme. War falsch. Sowas, denke ich zumindest, kann man sehr wohl als Augenblicksversagen bezeichnen.
Wenn ich dort vorbei komme, muss ich normalerweise nur abwarten, bis der ganze Pulk an Fahrzeugen aus der letzten Grünphase der zurückliegenden Kreuzung durch ist. Dann ist die Straße frei.
Wenn aber viel Verkehr ist, und die Uhrzeit sieht dafür sehr verdächtig aus, dann ist der Verkehr oft gar nicht abgeflossen, bevor der nächste Pulk kommt, und man ist gezwungen, sich zwischen den (fast) stehenden Fahrzeugen durchzuschlängeln. Hier ist dann einfach Rücksichtnahme zwischen allen Verkehrsteilnehmern gefragt. Der VW-Fahrer hat sich wohl entsprechend verhalten, der Mercedes-Fahrer nicht.
Allerdings hat er möglicherweise den Radfahrer durch das hohe Fahrzeug auch gar nicht rechtzeitig sehen können. Es scheint aber auch recht schnell unterwegs gewesen zu sein, was der Radfahrer bei seiner Einschätzung, dass die Spur frei ist, nicht bedacht haben wird, wenn er den Mercedes vielleicht sehr wohl, aber eben weit hinter dem hohen Fahrzeug gesehen hat.
Wer mit dem Fahrrad drei Spuren ohne ausreichende Sicht quert, stresst und gefährdet alle anwesenden Verkehrsteilnehmer. Daher ist das verboten. Aber wen kümmert ein Verbot oder das Gebot der Rücksichtnahme? Hier macht doch jeder was er will. Wer sich dann noch umfahren lässt, ist ein Depp. Und wenn dann darüber berichtet wird, beanstandet berlinradler den Zeigefinger auf den Depp-Radler.
Auf der anderen Seite steht natürlich, dass die Verkehrsplaner unserer Stadtverwaltung solche Situationen provozieren und zu wenig an Radfahrer und Fußgänger denken, die queren wollen. Aber ich wette, dass dieser Typ auch dann an dieser Stelle drüber wär, wenn zehn Meter weiter eine Querstraße mit Ampel und grüner Welle gewesen wäre.
es gibt in der stadt viele solcher kleinen inselquerungen an großen straßen. zebrastreifen sind dort übrigens nicht erlaubt, weil die nicht über zwei spuren gehen dürfen – ich nehme an, um genau diese risiken dadurch zu vermeiden, dass die fußgänger sich so unsicher fühlen wie die querung auch ist und deshalb besser aufpassen.
wenn diese überwege dann bis auf den überweg heran (oder darauf) noch von lieferwagen oder SUV zugeparkt sind oder wie hier ein soches fahrzeug auf der spur die sicht nimmt, dann muss man vorher schauen, an der sichtlinie halten, nochmal schauen. da kann schonmal was schiefgehen. ist mir auch schon oft passiert, dass ich ein fahrzeug erst beim zweiten halt gesehen habe.
auch das durchschlängeln beim queren einer stehenden / stp-and-go-kolonne hat immer die gefahr, jemand auf der nebenspur zu übersehen. da sind auch viele radfahrer nicht eben schlau oder rücksichtsvoll, wenn sie an einem stau rechts vorbeibrettern. irgendwann muss der querverkehr ja mal durch…und dann kann halt schnell mal ein fehler passieren, ein depp ist man deshalb sicher nicht.
ich verstehe auch nicht, vorher dieses dringende bedürfnis kommt, einem radfahrer der unvorsichtig ist und dabei selbst pech hat, mit moralischen vorhalten vom hohen ross zu kommen.
einem verwandten reflex enstammen offenbar die „aber-immer-schön-helm-tragen“-vorträge, die ich mir regelmäßig von freunden anhören darf (die übrigens selbst gern mit durchaus ernsthaften aber weniger plakativen sicherheitsmängeln auf dem rad unterwegs sind oder waren). küchenpsychologische erklärungen spare ich mir hier aber lieber.
@ Berlinradler, Du wolltest Dein Zitat wissen, auf welches ich mich bezogen hatte „Ich bleib dabei: Augenblicksversagen statt absichtlichem STVO-Verstoß.“
@Siggi, Dein Zitat: „Was ich sehe ist eventuell ein unerlaubtes Entfernen vom Unfallort.
Im Video kann man bei sec. 19 erahnen wie der Fahrer das schwarzen VW dem Radfahrer in Zeichen gibt. Zwar wird er dadurch nicht zum Unfallverursacher zumindest aber ist er Unfallbeteiligter und hätte nicht davon fahren dürfen.“
Das ist nicht korrekt, der Fahrer des Polos ist nicht Unfallbeteiligter, sondern nur Zeuge. Das er dem Radfahrer das Queren ermöglicht hat, ändert nichts an der Tatsache, das der Radler vollkommen selber für den Unfall verantwortlich ist. Es hat hier schon einige Urteile dazu gegeben.
Ich finde es sehr befremdlich, die Tendenz in den Kommentaren zu sehen, das Fehlverhalten des Fahrradfahres zu bagatellisieren und sogar den anderen Beteiligten direkt oder indirekt zuzuweisen. Ja, die Straße verläuft in einer Kurve, ja, der Wagen mit der Videokamera war ein VW Bus…und gerade wegen dieser massiven Sichteinschränkung obliegt es der Verantwortung des Radfahrers sich wegen der Sichtbehinderung nochmal zu versichern, das die linke Spur gefahrlos passiert werden kann.
Als Krankenpfleger bin ich gewohnt Situationen auf Probleme und Ressourcen zu bewerten. Und konzeptionelle Nachteile des Fahrrads können auch Vorteile sein. Defensives und sicheres Fahren bedeutet, daß ich mir dessen bewußt werde und diese nutze. Anderen die Schuld für eine Situation zu geben ist nur ein Zeichen mangelnder Compliance, und die 50/50 Situation bei der Schuldfrage heißt, daß man die Anzahl von 50% der Unfälle eigenverantwortlich und nachhaltig reduzieren kann. Deswegen kannst auch Du – Berlinradler – als Blogger Einfluß auf die Entwicklung nehmen, in dem Du objektiv auch das Fehlverhalten von Fahrradfahrern darstellst, und es nicht versuchst für Deine Zwecke zu deuten, um Politik gegen, die Deiner Meinung nach einseitiger Berichterstattung, der Berliner Zeitung zu machen. Damit bedienst Du Dich nur der selben Mittel, die Du ja anprangern willst.
Das riskante Fehlverhalten von Motorradfahrern führt zu Streckensperrungen, solche Fahrer sind „Kameradenschweine“, sie beschmutzen mein Ansehen in der Öffentlichkeit und schränken mich in meiner Freiheit ein. Vielleicht solltet Ihr unter diesem Aspekt mal die filmisch festgehaltene Leistung dieses Radlers betrachten.
@Moppedfahrer, Du meintest sinngemäß, ich würde bei Autofahrern ein strengeres Maß anlegen. Dies ist der Punkt, bei dem ich mir unklar war, worauf Du Dich konkret beziehst. Ich will aber auch keine Endlosdiskussion daraus machen, wir beide haben unsere Standpunkte ja klar gemacht.
Hallo Moppedfahrer,
– berlinradler hat zu keinem Zeitpunkt* bezweifelt, dass der Radfahrer den Unfall verursacht hat
– berlinradler hat zu keinem Zeitpunkt* irgendeinen Schuldanteil bei irgendjemand anderem als dem Radfahrer verortet.
– berlinradler hat zu keinem Zeitpunkt* bezweifelt, dass der Radfahrer einen StVO-Verstoß (Vorfahrtnahme) begangen hat.
– berlinradler hat zu keinem Zeitpunkt* irgendeinen StVO-Verstoß bei irgendjemand anderem als dem Radfahrer verortet.
Ja. Offenbar und selbstredend war der Radfahrer an diesem Unfall zwischen Rad- und Autofahrer schuld. Genauso wie in ~70% aller Unfälle zwischen Rad- und Autofahrer ein Autofahrer. Wie gesagt bezweifelt die Schuld des Radfahrers hier niemand. Der Radfahrer hat den Mercedes „übersehen“, „hat nicht hinreichend auf den Verkehr geachtet“, „hat dem Mercedes die Vorfahrt genommen“. StVO-Verstoß. Keine Frage. An Unfällen ist immer jemand schuld. Hier der Radfahrer. Normal, dass einer schuld ist.
Hier wird einfach nur kritisiert, dass ein stinknormaler der laut destatis ~30% Unfälle zwischen Rad- und Autofahrern, an denen der Radfahrer die Hauptschuld trägt, zu einem „Diese Radrowdies mal wieder“-Artikel hochstilisiert wird. Und dass die statistische 50%-Nullnummer – eigentlich trifft „Lüge“ es fast schon besser – nachgeplappert wird – und das auch noch gleich zweimal innerhalb eines kurzen Zeitungsartikels.
Was unterscheidet diesen Unfall von hundert anderen Unfällen täglich in Berlin, bei denen jemand jemand anderem die Vorfahrt nimmt und es dann knallt?
Sicher fände die Berliner-Zeitungs- und Morgenpostredakteure auch schnell ein Video, dass die Kollison zwischen zwi PKW zeigt, bei der einer dem Anderen die Vorfahrt genommen hat.
Aber warum machen sie nicht dauernd Arikel draus wie diesen?:
„Wie Autofahrer sich und andere gefährden […] an über 95% aller PKW-Unfälle werden von PKW-Fahrern verursacht oder mitverursacht“ etc. pp.?
Das ist die Kritik, die hinter berlinradlers Artikel hier steht. Wer meint, hier solle dem VW- oder Mercedesfahrer irgendeine Schuld am Unfall zugeschoben werden, der hat nicht aufmerksam gelesen.
Wenn Du Leute suchst, die tatsächlich auf Teufel komm raus haltlos Radfahrer-Schuld wegdiskutieren wollen, dann schau Dich lieber im Kommentarbereich des Tagesspiegels um. Da gibt es leider Gottes sowas nicht nur vereinzelt. Hier redest Du mit Deiner Kritik gegen ein Phantom an, dass niemand außer Dir sieht. Schon garnicht bei @berlinradler.
Hättest Du Dich mit Deiner Kritik direkt an @rehwald und/oder @ichglaubethackt gewendet, wärs was anderes und kein Phantom. Hast Du aber nicht.
*möglicherweise war das anders vor dem Artikelupdate. Den Originalartikel habe ich nicht gesehen, aber Deine Kritik ging ja auch nach dem Update noch weiter.
p.s:
Und dann noch was zum Thema Diskussionsstil ein Zitat aus Einem Beitrag von Dir:
Berlinradler schreib „kein absichtlicher Verstoß gegen die StVO“
Du antwortetest „doch ein Verstoß gegen die StvO“
…
Dass ist wie „Der Vogel war nicht grau“
„Doch es war ein Vogel“
…
Wer hat nun Recht?
War der Vogel nicht grau, oder war es vielleicht doch ein Vogel?
Wurde der StVO-Verstoß absichtlich begangen oder war es ein StVO-Verstoß?
…
Hä?!
@reclaim: Danke dafür, ich kam vor lauter Gesichtspalmieren nicht dazu irgendwas zu sagen 😉
Und ja, man sollte sich mal überlegen, wie man die 50% Lüge aus der Welt Schafft, ich habe das Gefühl sie wird inzwischen fast nurnoch von der Presse propagiert, von der Polizei habe ich die 50% schon lange nicht mehr gehört/gelesen.
Hallo Reclaim,
Deine Zitate: „- berlinradler hat zu keinem Zeitpunkt* bezweifelt, dass der Radfahrer den Unfall verursacht hat
– berlinradler hat zu keinem Zeitpunkt* irgendeinen Schuldanteil bei irgendjemand anderem als dem Radfahrer verortet.
– berlinradler hat zu keinem Zeitpunkt* bezweifelt, dass der Radfahrer einen StVO-Verstoß (Vorfahrtnahme) begangen hat.
– berlinradler hat zu keinem Zeitpunkt* irgendeinen StVO-Verstoß bei irgendjemand anderem als dem Radfahrer verortet.“
Habe ich auch nirgendwo geschrieben.
Da Du aber nicht in der Lage bist mich vollständig und korrekt zu zitieren (Dein Zitat: Berlinradler schreib “kein absichtlicher Verstoß gegen die StVO”
Du antwortetest “doch ein Verstoß gegen die StvO”), hole ich das hier nochmal nach. (Mein Zitat:“Bzgl. “Augenblicksversagen und kein absichtlicher Verstoß gegen die StVO”.
Es KEIN Augenblicksversagen und es ist ein Verstoß gegen die StVO. )
Der Fokus lag auf dem Augenblicksversagen. Darunter versteht man ein verkehrswidriges Verhalten, daß aus einem Impuls heraus begangen wird. Deswegen hatte ich auch eine Link auf Urteile dazu gesetzt, um zu zeigen wie eng dieser Begriff in der aktuellen Rechtssprechung definiert wird. Daraus folgt auch das der Fahrradfahrer nämlich grob fahrlässig gegen die StVO verstoßen hat. Einen „absichtlichen Verstoß“ würde eine Absicht unterstellen, was Blödsinn ist, wer will schon absichtlich in einen Vorfahrtsunfall verwickelt werden. 😀
Nur weil Berlinradler hier Unfug geschrieben hat (mal wieder), muß ich das ja nicht in meine Formulierung übernehmen. Und das er es nicht wirklich genau nimmt, mit dem was er schreibt, weil er eine andere Intension hat (Zitat:“Einen Fehler des Radfahrers habe ich gar nicht abgestritten, man kann die Beschreibung aber – so wie ich es dem Autor des Zeitungsartikels vorwerfe – so verdrehen, dass es eben nicht wie ein Augenblicksversagen, sondern wie ein völlig durchgeknalltes Selbstmordmanöver aussieht.) merkt man an seinem „Update“. Erstmal ist es kein Update gewesen, sondern eine Korrektur, weil er eine falsche Behauptung bezüglich des Hergangs des Unfalls in seinem Blogbeitrag aufgestellt hatte. Anstelle, wie ein guter Blogger es machen sollte, die korrigierten Stellen lesbar zu streichen und dahinter die Korregierten zu stellen, hat er den Text an den betreffenden stellen geändert. Zweitens hat er die neue Formulierung so gewählt um den Radfahrer vorsichtiger erscheinen zu lassen, wie er ist. Zitat: „Der Radfahrer nutzt eine kleine Standphase, um die Fahrbahn zu überqueren. In dem Moment fließt der Verkehr langsam wieder los. Das Auto vor dem Fotografen muss kurz auf den Radfahrer warten und kann nicht gleich anfahren.“
Wer das Video genau angeschaut hat, kann klar sehen, das der Fahrer nicht einmal anhält. Selbst nach den Non-Stop-Regeln beim Motorradtrial, die von einem echten physikalischen Stillstand ausgehen, wäre das kein Stop, geschweige im Verkehrsrecht.
Warum ich eine Tendenz sehe, das hier bagatellisiert und die Verantwortung auf Dritte aufgeteilt wird, bezieht sich auf die Kommentare der anderen Leser.
So behauptet „ichglaubethackt“, Zitat „In meiner Betrachtung sieht es so aus, als ob der Radfahrer, bevor er zum Überqueren der linken Spur ansetzt, Blickkontakt mit dem heranfahrenden Autofahrer aufnimmt und auch das Heben der Hand diesem gilt und nicht dem Golf-Fahrer, sozusagen als Dank im Voraus.“ und folgert dann „In diesem Fall wäre die Situation wohl völlig anders zu bewerten, denn dann hätte der Autofahrer auf seiner Vorfahrt beharrend den Unfall sehenden Auges in Kauf genommen. Die Reaktion des Radlers nach der Kollision würde dazu auch ganz gut passen.“ Vor Gericht, könnte der Radfahrer diese Annahme nie geltend machen.
Und FAB schreibt: ich verstehe auch nicht, vorher dieses dringende bedürfnis kommt, einem radfahrer der unvorsichtig ist und dabei selbst pech hat, mit moralischen vorhalten vom hohen ross zu kommen.
Und darauf entgegne ich: Weil der Radfahrer durch Zufall auf einen PKW getroffen ist, wäre es ein Motorrad/Roller/S-Pedelec/Pedelec/Fahrrad gewesen, wäre es nicht bei seinem Pech geblieben. Auch die Frau mit Kinderwagen an der Querung hätte bei einer Kollision getroffen werden können.
Was wir alle daraus lernen können ist : Durchwinken etc. ist auf Mehrspurigen Straßen ein falscher Freund. Wenn man mit nur einem Verkehrsteilnehmer kommuniziert und drum herum noch weiterer Verkehr fliesst, kann man sich nicht darauf verlassen, dass dieser andere Verkehr sich an Absprachen mit einem anderen Verkehrsteilnehmer hält. Schon gar nicht, dass der Kommunikationspartner allwissenden Überblick über die Situation hat.
Kohl hat es auf den Punkt gebracht:
„Was wir alle daraus lernen können ist : Durchwinken etc. ist auf Mehrspurigen Straßen ein falscher Freund.“
Nur ist seit Jahrzehnten die so genannte „Lückenrechtsprechung“ legendär. Zahllose Urteile wurden dazu gefällt und veröffentlicht, wie das zu beurteilen sei, wenn jemand jemandem eine Lücke macht oder gar passend dazu winkt und der Lückennutzende dabei übersieht, dass die Lücke nicht „bis nach drüben“ führt und dann eben ein Unfall passiert. Juristische Fachzeitschriften und dicke Kommentare bringen dergleichen immer und immer wieder. Nur sind das – na, wer errät es? – jeweils Autofahrer oder Fußgänger gewesen, die so eine „Lücke“ nutzen wollten und etwas übersehen haben.
Ich verstehe die Aufregung mit dem Film daher nicht. Das ist schlicht keine Meldung wert und noch weniger die daraus abgeleitete Wertung. „Wie Autofahrer sich und andere gefährden“ oder „Wie Fußgänger sich und andere gefährden“ habe ich noch nicht in der Tageszeitung gelesen – weder anhand eines Filmchens mit so einem Lückenunfall mit Autofahrer oder Fußgänger, noch anlässlich eines der unendlich vielen Urteile der bereits vorliegenden Lückenrechtsprechung. Dabei wären die doch auch alle eine Steilvorlage für eine solche Berichterstattung gewesen, oder?
…und weiter geht`s:
http://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/article125540315/Fahrradfahrer-kollidiert-mit-Lkw-und-wird-schwer-verletzt.html
[…] Ein fleißig kommentierter Artikel zu dem filmisch festgehaltenen Unfall eines Radfahrers in Berlin in der Rad-Spannerei. (Link) […]
Was man auf dem Video sieht, ist ein klassischer Unfall mit einem dieser ätzenden Gelegenheits- und Schönwetterradfahrer, wie man sie dieser Tage auch wieder gehäuft sieht.
Ich weiß nicht, warum sich mit dem solidarisiert wird, nur weil er Rad fährt? Eins sollte man mal nicht vergessen, wenn der Daimlerfahrer mit dem Rad unterwegs gewesen wäre, hätte der sich vermutlich gemault, nur weil der Typ mit seinem Rad nicht im Straßenverkehr klar kommt.
Ich als Radfahrer sage, dass viele andere Radfahrer einfach eine ätzende Gefahr sind, für sich selbst und andere…..
@Klemmi:
da ist leider sehr viel Wahres dran… Ich will wieder Winter!
@ Klemmi und Icke: Der Radfahrer hat ganz klar einen Fehler gemacht, keine Frage. Aber ihn als „ätzenden“ Schönwetterradler hinzustellen, offenbart eine Arroganz, die man sich genauso von Autofahrern anhören muss, die „30 Jahre unfallfrei gefahren“ sind (ich füge mal spitzfindig hinzu: einen Tag bevor sie jemanden plattfahren).
Der Typ überquert die Straße und vergisst vor lauter Winken und Danke den (nochmaligen? gründlichen?) Blick auf die zweite Spur. Böser Fehler, aber leider nur allzu menschlich. Daraus abzuleiten, dass nur die Vollprofis Rad fahren dürfen, folgt einer automobilen Denkweise.
Ich freue mich über jeden, der sich aufs Rad setzt. Sind es Ärsche oder Deppen, würden sie im Auto noch viel mehr Unheil anrichten. Im Zweifel kommen sie eher selbst zu Schaden und das ist der sicherste Weg, klug zu werden. Mindestens so klug wie ihr beide zusammen.
hast ja recht, Michael S – will trotzdem wieder Winter!
… DAS kann ich wenigstens nachvollziehen 😉
@Kohl fragt, wie man die „50%-Lüge“ aus der Welt schaffen kann. Ich bin da desillusioniert. Das ist ein etwas komplexerer Sachverstand, daher ist meine Erfahrung, dass die Kritik an diesem Wert schlichtweg nicht verstanden wird. Beim ACE gabs ja vor einigen Jahren eine sehr ernüchternde Diskussion über Statistikverständnis, bei der mathematisch verständige Zuschriften auf emotionaler Ebene zurückgewiesen wurden: http://berlinradler.blog.de/2010/08/25/ace-schwer-begriff-9245063/
Witzig ist, dass die Polizei ja, wie im Artikel geschrieben, mittlerweile die gleiche Zahl für Pkw angibt und dabei auf 70% kommt. Den Argumentationsbumerang kann man ja gerne in Diskussionen aufgreifen.
Da es hier nochmals einige Kommentare gab, die darauf schließen lassen, dass einige keine Fahrfehler machen – insbesondere Klemmi und Moppedfahrer verstehe ich so – möchte ich mal die anderen fragen: Empfindet ihr es auch so, dass Ihr fehlerfrei fahrt?
Wo steht diese Zahl denn? Ich kann mir eigentlich kaum vorstellen, dass es sich da um eine Zahl mit analoger „Berechnungs“grundlage wie beim 50%-Getrickse handelt:
70% für PKW hören sich für mich eher an nach sowas wie „Bei 70% aller Verkehrsunfälle in Berlin ist ein Kfz-Führer Hauptverursacher“ oder vielleicht ein Ticken analoger „70% aller Verkehrsunfälle in Berlin werden von Kfz-Führern verursacht oder mitverursacht“.
Dass die 70% allerdings wirklich analog zu den ~50% bedeuten : „70% aller Unfälle mit Kfz-Beteiligung in Berlin werden von einem Kfz-Führer verursacht“, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Würde hier für Kfz wirklich derselbe Nonsense berechnet, wie für Radfahrer, sollte da denke ich eher irgendwas um 90% rauskommen.
Die 70% fallen doch sicher nur so „niedrig“ aus, weil die Zahl durch Unfälle ohne Kfz-Beteiligung „gedrückt“ wird. Sprich: Ein stattfindender Unfall z.B. nur mit Radfahrerbeteiligung mehr und schwupps sinds nicht mehr 70%, sondern 69,99%.
Oder schätze ich das falsch ein?
@Michael S…sicherlich klingt das arogant. Ich sage ja nicht, dass nur Vollprofis, was immer das in dem Zusammenhang sein mag, auf der Straße fahren sollen. Nur wäre es schlich einfacher, wenn Leute, die es nicht so gut können, auch entsprechend fahren würden.
Im vorliegenden Fall, wäre die nächste Ampelkreuzung eine schöne und sichere Alternative gewesen.
Letztendlich will auch auch nur mein Unverständnis darüber ausdrücken, dass auf Teufel komm raus der/die Radfahrer verteidigt und Autofahrer schlecht gemacht werden, egal in welchen Zusammenhang.
@ berlinradler:
Bin Ganzjahresfahrer und hab seit Jahresbeginn ziemlich genau 880 km in Berlin und Umland zurück gelegt. Ich versuche mich so gut es geht an die Regeln bzw. erkennbare Ausschilderung zu halten, ab und zu passiert dennoch ein Fehler. So kam es bei mir innerhalb der letzten 365 Tage zwei mal vor, dass ich eine rote Ampel übersah. Das war kürzlich vorm Brandenburger Tor etwas kritisch: Bin von der Siegessäule kommend weiter geradeaus gefahren obwohl nur der rechtsabbiegende Verkehr grün hatte. Da meine Konzentration bei den Autos lag, hab ich nur die großen grünen Leuchten wahrgenommen und nicht die kleine rote für den geradeausfahrenden Radverkehr. Bin also bei vollem Verkehr guten Gewissens geradeaus gefahren und wurde von allen Seiten (berechtigterweise) angehupt. Das hatte mich so erstaunt, dass ich nach der Überquerung diesmal regelkonform zurück bin, um die Ampelanlage zu begutachten. Hab daraus gelernt, der Fehler kommt nicht wieder vor.
Ampeln übersehe ich eigentlich nur, wenn meine Aufmerksamkeit vor der Kreuzung anderweitig gebunden ist, was sehr selten der Fall ist.
Schulterblick und Fahrtrichtungsanzeigen sind bei jedem Spurwechseln oder Abbiegen automatisch dabei und Radwege benutze ich grundsätzlich in ihrer vorgegebenen Fahrtrichtung und das auch nur, wenn sie entweder benutzungspflichtig sind, sehr gute Qualität haben oder die Fahrt auf der Straße so stressig wäre, dass ich klein bei gebe. Bei Straßenfahrt gilt für mich je nach Verkehrslage die 1/3- oder die 1/2-Regel. Wobei der Abstand zu parkenden und haltenden Fahrzeugen großzügig gehalten wird.
Licht ist IMMER an (Nabendynamo + Luxos U + Toplight brake plus). Zusätzlich zum Reflektorstreifen am Mantel sind die Speichen doppelreihig mit Reflektorröhrchen versehen, nachts kommen zur besseren Sichtbarkeit meiner „Blinker“ noch Reflektoren an den Handgelenken dazu.
Auf einen Helm wird bewusst verzichtet. Die Satteltasche hängt grundsätzlich auf der Fahrbahnseite. (Wer mich auf der nächsten Critical Mass in Berlin anhand der Angaben erkennt, darf mich gerne ansprechen ^^)
Was auf jeden Fall nervt, sind Radfahrer, die auf der falschen Seite fahren, rote Ampeln in Anwesenheit anderer Verkehrsteilnehmer bewusst ignorieren, ohne Licht unterwegs sind und somit zum Frust der Autofahrer beitragen, welcher folglich mich und andere gefährdet.
@reclaim, die Zahl ist nicht ganz identisch mit der 50%-Zahl für die Radfahrer, denn sie bezieht sich auf alle Verkehrsunfälle. Also so, wie Du schreibst. Man findet sie hier:
http://www.berlin.de/imperia/md/content/polizei/strassenverkehr/unfaelle/verkehrssicherheitslage2013.pdf?start&ts=1392890032&file=verkehrssicherheitslage2013.pdf
Natürlich ist sie für eine ernsthafte Argumentation kaum geeignet – m.E. aber sehr gut, um jemanden, der mit den 50% hantiert, mal Relationen aufzuzeigen.
Leider ist es m.E. nicht möglich, aus den beiden auf Seite 7 befindlichen Diagrammen eine Zahl analog zur 50%-Radfahrerschuldquote zu errechnen. Dazu bräuchte man – analog zur Fahrradunfallstatistik – eine Unfallstatistik, die nur Pkw-Unfälle einbezieht.
@Klemmi, ich habe im gesamten Beitrag nicht einen Autofahrer schlecht gemacht und auch keinem die Schuld gegeben. Ich „solidarisiere“ mich mit dem Radfahrer, weil er den Fehler offenbar versehentlich begangen hat. Als Radfahrer ärgere ich mich zudem, dass so ein alltäglicher Unfall, der, wäre er zwischen zwei Autos passiert, als Bagatelle abgetan würde, zu einer fahrradfeindlichen Hetze missbraucht wird.
Es würd suggeriert, als verursachten Radfahrer im Straßenverkehr besondere Gefahren, insbesondere auch für Unbeteiligte. Und es wird suggeriert, als würden Radfahrer häufiger die Regeln brechen als andere.
Das führt dann dazu, dass ich, wenn ich mal wieder mit Fahrrad zur autofahrenden Verwandschaft oder ins Büro radle, kopfschüttelnd empfangen werde und nochmal extra darauf hingewiesen werde, dass die Verkehrsregeln „auch“ für Radfahrer gelten. Wenige Minuten später wird dann stolz erzählt, dass Man(n) immer die Bußgelder von Frau bezahlt und dass man hier und da wieder einen gemeinen Blitzer gesehen hat.
Natürlich ist diese Wahrnehmung subjektiv, aber ich behaupte, dass fast alle Verkehrsteilnehmer die Regeln hin und wieder übertreten, und das manchmal auch ganz heftig. Die Wahrnehmung hingegen ist gespalten – Regelübertretungen mit dem Auto sind gesellschaftsfähig und werden schmunzelnd untereinander ausgetauscht. Regelübertretungen durch Radfahrer erzeugen hingegen schwere Hassgefühle.
Durch ihre nicht objektive Berichterstattung tragen die Medien stark dazu bei. Dass jährlich 40 Menschen im Berliner Straßenverkehr – und zwar fast NUR durch Unfälle in Zusammenhang mit Kfz – sterben, wird hingenommen. Dass auch Radfahrer jemanden anfahren können – ich will nicht bestreiten dass das passiert – wird als unnötige, von Rowdies verursachte Gefahr dargestellt.
Zudem kritisiere ich die Ausrichtung des Straßenverkehrs auf starke Verkehrsteilnehmer. Ich lese hier davon, dass es dumm und sogar verboten sei, mehrspurige Straßen zu überqueren – ungeachtet der Tatsache, dass das nunmal in der Realität nötig ist, weil man von solchen Straßen umschlossen ist. Die Ausrichtung auf die Starken und Aufmerksamen bringt mit sich, dass die Schwachen und körperlich Eingeschränkten gefährdet sind – ein kausaler Zusammenhang. Wenn man übermäßig aufmerksam sein muss, um selbst bei regelkonformen Verhalten nicht unter die Räder zu kommen, dann sind Kranke und körperlich Eingeschränkte die Leidtragenden. So jedenfalls, wenn man den Selbst-Schuld-Gedanken zu Ende denkt. Natürlich bringt Fundamentalopposition da wenig und man muss in einem so angelegten Verkehrssystem, wie wir es nunmal haben, nach Kräften aufpassen. Der Weisheit letzter Schluss ist das aber sicher nicht.
@ berlinradler
die deliquenzquote ist afaik tatasächlich für alle verkehrsteilnehmer in etwa gleich, die art der delikte weicht aber durchaus von typ zu typ ab. während KFZ tendenziell eher weniger rotlichtverstöße begehen, haben sie dafür vergleichsweise mehr geschwindigkeits und abstandsverstöße auf dem kerbholz (alles relativ zum rad)
bagatellisierungstendenzen gibts dann auch überwiegend in der eigenen peergroup. hier dürften rotlichtverstöße durch radfahrer (war schon spät, eh kein auto da, usw) eher akzeptiert werden als im ADAC forum … während dort geschwindigkeitsverstöße lockerer gesehen werden dürften (straße völlig frei, guter asphalt, freie fahrt für, überholvorgang …)
berlinradler schrieb am Freitag, 14.03.2014 um 13:52
Zitat:
„Ich lese hier davon, dass es dumm und sogar verboten sei, mehrspurige Straßen zu überqueren – ungeachtet der Tatsache, dass das nunmal in der Realität nötig ist,….“
Dann mache es bitte so wie ein Motorradfahrer, umsehen , Lücke suchen (Blickkontakt suchen), Handzeichen geben, nach Links einordnen.
Und wenn man über eine Fußgängerfurt quert, steigt man ab und schiebt!
Dann hätte man auch Zeit gehabt vor dem stehenden Fahrzeug nach links zu sehen. Außerdem ist es äußert lebensgefährlich vor Bussen die Fahrbahn zu überqueren.
Zitat:
„Die Ausrichtung auf die Starken und Aufmerksamen bringt mit sich, dass die Schwachen und körperlich Eingeschränkten gefährdet sind …“
Die Ausrichtung auf die Starken und Aufmerksamen ?!
Wer lehrt denn so was ? In der StVO steht es nicht . Es zeigt eher, das einige unserer Mitbürger sich asozial verhalten, ob Fußgänger, KFZler oder Radler.
Es gilt: Mitmenschlichkeit lernen, Regeln akzeptieren und Werte prüfen und leben .
base
base:Fussgaengerfurten? Motoradfahrer? Links einordnen?
Kann es sein, dass Dein Beitrag im falschen Thread gelandet ist? Irgendeinen Zusammenhang zum Thema hier kann ich jedenfalls nicht erkennen….
p.s.: Gut das der Radfahrer im Video keinen Helm trug. Sonst hätte ihm der resultirende Hebel sicher eine ordentliiche HWS-Verletzung eingehandelt und er waere nicht so gut davon gekommen. 😉 Aber vor Allem gut, dass er sich nicht den Fuss gebrochen oder gar den Kopf verletzt hat. Denn so ist uns hier nun immerhin ein Weiteres „base, ohne Helm nie)“ erspart geblieben
Das kann man halten wie ein Dachdecker. Auch unter Fußgängern ist dieses Verhalten eine häufige Unfallursache.
Es ist doch schlicht so, dass das Queren von 2-spurigen Fahrbahnen bei Stillstand auf der ersten Spur sehr viel Aufmerksamkeit erfordert. Eingeschränkte Sicht und Ablenkung durch die Kommunikation mit den zunächst stehenden sorgen schnell dafür, dass man sich nicht mehr richtig verhält. Man könnte jetzt berechtigterweise sagen, mit dem Rad fahrend verringert sich die Reaktionszeit weiter, dafür hat man im allgemeinen aber auch den Blick über die stehenden Autos hinweg. Dass das hier nicht geklappt hat, zeigt nur, dass der RF die Situation falsch eingeschätzt hat. Fehler, Punkt. Kamikaze war das eben nicht und das ist alles, was berlinradler hiermit aussagen wollte.
Wo es um Fehler und Fehlerkompensation geht… Wo doch bei RF und Fußgängern immer so argumentiert wird, könnte ich mir auch sehr gut vorstellen, dass es zum fahrtechnischen Grundwissen gehört, dass man an einer stehenden nur langsam vorbeifährt, weil dazwischen immer jemand mit genau diesem Fehler hervortreten kann. Öfter halt mal auf sein Vorrecht verzichten, auf freier Spur durchzusausen.
Ich will damit jetzt nicht den schwarzen Peter dem Autofahrer zuschieben, sondern klar machen, dass wir alle Fehler machen, dabei die Folgen für RF und Fußgänger aber meistens massiv sind, bei KFZ im Stadtverkehr dagen meistens nur materieller Schaden entsteht. Trotzdem ist die mediale Wahrnehmung stark zugunsten des KFZ-Verkehrs verschoben und darauf immer wieder hinzuweisen finde ich nicht nur legitim, sondern dringend geboten. Wir haben ohnehin nur Blogs und Kommentarseiten dafür und können nicht gegen den Schwall an Dünnsinn anstinken, der sich tagtäglich durch die „richtigen“ Medien ergießt. Warte dazu mal allein die „Fahrradsaison“-Artikel ab.
der offtopic Beitrag von base enthält aber wie ich finde, doch noch einen interessanten Punkt: Er empfiehlt Blickkontakt zu suchen. Eine Empfehlung, die man häufiger liest.
Im Zusammenhang zum Unfall hier, erscheint sie zwar natürlich völlig fehl am Platz, da dem Radfahrer ja ganz offenbar eine zu grosse Dosis Blickkontakt mit dem Fahrer des Autos auf der ersten Spur genau zum Verhängnis geworden ist, weil er durch diese Kommunikation abgelenkt war, als er besser mal die zweite Spur überblickt hätte.
Aber eigentlich ist diese Empfehlung ja nachvollziehbar: Man stellt durch Blickkontakt sicher, dass einen der Andere wahrgenommen hat und verständigt sich durch Mimik und evtl. Gesten.
Nichtsdestotrotz verfolge ich für meinen Teil da immer eine komplett konträre Strategie und meine damit besser zu und sicherer zu liegen: Ich vermeide Blickkontakt völlig, schaue sogar vol absichtlich stets in eine komplettandere Richtung, als in die, in der ich einen VT ausgemacht habe, mit dem gleich eine Konfliktsituation eintreten könnte und beobachte nur unauffällig aus dem Augenwinkel – vor allem bei Abbiegern und Radweggeisterfahrern.
Denn Blickkontakt kann m.e. auch Missverstaendnisse auslösen. Allzuscbnell meinen nach Blickkontakt doch beide, „der hat mich gesehen“ und halten weiter drauf. In Abbiegesituationen, deutet der Radfahrer „Der hat mich gesehen, und wird mir daher meknen Vorrang gewähren und wenns doof läuft deutet der Autofahrer: „Der hat mich gesehen. Da wird er mir jetzt sicher nicht mehr vors Auto fahren. Wär ja lebensmüder Wahnsinn… und Peng.
Ungefährlich ausprobieren kann man das wunderbar mit Geisterfahrern auf dem Radweg: Nimmt man Blickkontakt auf, wird man wenige Sekunden später mit wenigen Zentimetern Abstand aneinandervorbeifahren.
Faengt man aber sobald man einen Geisterfahrer nahen sieht an, mal kurz ausgiebig hinter sich zu schauen oder irgendwie konzentriert an irgendwas am Fahrrad rumzufummeln oder sich fahrend ein Hosenbein hochzukrempeln oder so, dann ist der Geisterfahrer stets beiim naechsten Aufblicken nach 3 Sekunden Rumgefummel „wie durch ein Wunder“ vom Radweg verschwunden.
Nein. In klar geregelten Verkehrssituationen halte ich Blickkontakt für kontraproduktiv bis gefährlich.
Nachtrag: das ist natürlich keine Erfindung von mr, sondern dürfte unter das Label des ebenso oft empfholenen Leitspruchs „Äußerlich offensiv, innerlich defensiv“ gehören. Denn selbstrdend gehört dazu, die Situation trotz angetäuschten Wegschauens im Blick zu behalten und jederzeit auch noch einen Plan B, Bremsen/ Ausweichen Verwirklichbar zu halten. (wie oft bin ich schon ,mit Rechtsabbiegern ein Gutes Stück weit rechts abgebogen, statt geradeauszufahren, wie eigentlich geplant(oft).)
@ reclaim: Die generelle „Blickkontakt suchen“-Empfehlung halte ich auch für falsch. Meistens wird sie zu Rechtsabbiegeunfällen vorgetragen, wo das ganze wegen unterschiedlicher Sitzhöhen entweder gar nicht zu verwirklichen ist, oder während der konkreten Zuspitzung des Abbiegeprozesses wie von dir geschildert zu gefährlichen Missverständnissen führen kann. Oft hört man dann so Aussagen wie: „Wenn ich keinen Blickkontakt herstellen kann, fahre ich nicht“. Mit der Methode käme ich über keine Kreuzung.
In der Situation hier finde ich den Blickkontakt dagegen schon sinnvoll, man muss es aber auch dabei belassen. Ich hab den Eindruck, der RF hat sich mehr auf den Kontakt zum ihn durchlassenden Fahrer konzentriert und nochmal nett gewunken, statt die zweite Fahrbahn im Blick zu behalten.
Antwort auf Michael S schreibt: Sonntag, 16.03.2014 um 13:03
Zitat
„Wo es um Fehler und Fehlerkompensation geht… dass man an einer stehenden nur langsam vorbeifährt, weil dazwischen immer jemand mit genau diesem Fehler hervortreten kann. “
Das ist richtig.
Ich hätte mich auch anders als KFZler verhalten. Also runter mit dem Tempo. Fahren auf Sicht! Außerdem war da noch ein Kinderwagen, dicht an der Straße. Und wenn der plötzlich losrollt….. Aber das ist halt ein Stück Erfahrung, das man sich über Jahrzehnte erfährt, auf dem Rad, im dem Auto, im Werkstattwagen. Ob in dem Benz ein junger Spund (Erfahrung) saß, ich weiß es nicht.
Zitat:
„Ich will damit jetzt nicht den schwarzen Peter dem Autofahrer zuschieben, sondern klar machen, dass wir alle Fehler machen, dabei die Folgen für RF und Fußgänger aber meistens massiv sind, …“
Das ist Richtig! Daher halte ich mich auch als Radler an die Regeln, um berechenbar zu bleiben und nicht noch zusätzliche Unruhe in den Verkehr zu bringen. Unruhe lenkt die Verkehrsteilnehmer ab, so dass man wesentliche Dinge übersehen kann.
Zitat:
„Trotzdem ist die mediale Wahrnehmung stark zugunsten des KFZ-Verkehrs verschoben “
Gerade weil die Radler am gefährdetsten sind, sollten sie sich besonders korrekt verhalten. Gehts schief, ist man tot. Das trifft meistens auf schwere LKW zu. Bei PKWs ist es meist harmloser, falls man nicht mit dem Kopf auf die Bordsteinkante fällt.
base
@reclaim
Tja,
Reclaim ist zu sehr in seiner Radfahrerideologie gefangen. Daher versteht er nicht, wie Verkehr in der Stadt funktioniert. Ich hatte auch mal so eine Phase als grüner Radler. Irgendwann musste ich erkennen, das ich nicht der Mittelpunkt bin. Das andere auch Interessen haben. Den Druck, z. B den Beton rechtzeitig zur Baustelle zu bringen, als Bauleiter den Besprechungstermin zu schaffen.
Und das alles ohne durch den Verkehr zu hetzen, ohne andere zu gefährden, Rücksicht zunehmen auf Behinderte und Alte.
Ja, es geht, wenn wir alle uns etwas zurücknehmen, uns nicht beschimpfen – Off Topic – es auch akzeptieren, im Verkehr Vereinbarungen zu treffen (Absprache durch Blickkontakt), Lücke aufmachen wenn der Blinker links zeigt.
Viele dieser schrecklichen (tödlichen) Unfälle mit schweren LKWs hätten sich vermeiden lassen, wenn der Radler als nun mal das schwächste Glied einen gehörigen Abstand von diesen todbringenden Maschinen gehalten hätte.
Ich muß nicht in jede Lücke einfahren, ich kann auch mal auf dem Rad bremsen, wenn mein Bauchgefühl Gefahr anzeigt. Radler haltet Abstand von parkenden Fahrzeugen. Ihr (ich) verlangt von Autofahrern, das sie euch mit einer Körperlänge Abstand überholen oder passieren, also nutzt den gleichen Abstand, auch wenn ihr von vorne kommt.
Reclaim, nochmals: auch ein Fahrradhelm kann schützen. Ich bin überzeugt, das er bei kleinen Ursachen (Fahren gegen die Beifahrertür, Sturz, Poller) Schäden im Hirnbereich verhindern kann.
________ Sie dürfen! – Sie müssen nicht.
Im Auto habe ich Airbag und Sicherheitsgurt – trotzdem rase ich nicht – weil mir bewusst ist, das das Ding Grenzen hat. In der Jugend (Kleinkraftrad) hätte der Helm Leben retten können.
Sterben, …tun immer nur die anderen!
base
Ich denke dennoch, dass es schlichtweg nicht möglich ist, sich vollkommen fehlerfrei im Straßenverkehr zu bewegen. Da finde ich die Kommentare hier und die Realität auch nicht im Einklang: In Kommentaren gibt eine Mehrzahl der Leute an, keine Fehler zu machen und alle Situationen richtig einzuschätzen. In der Realität beobachte ich Fehler über Fehler. Und mache auch selbst manchmal welche. Glücklicherweise seltener als am Anfang, aber ich mache sie und gebe das hier zu. Daraus mögen Aggressionen resultieren – aber ganz ehrlich, ich denke, einige hier überschätzen sich, ohne das zu merken.