Wenn jemand eine 20-minütige Fahrt mit dem Fahrrad zur Arbeit und zurück unternimmt, dann schafft das einen volkswirtschaftlichen Nutzen in Höhe von 21 australischen Dollar, umgerechnet etwa 14,50 Euro. Das sagte der australische Vizepremier und Verkehrsminister Anthony Albanese bei der Vorstellung der Studie „State of Australian Cities 2013“.
Der Nutzen setzt sich aus den Komponenten einer besseren Gesundheit, weniger Stau, geringeren Infrastrukturkosten, geringeren CO2-Emissionen, weniger Lärmemissionen, bessere Luftqualität und eingesparten Parkgebühren zusammen. Aufgrund des hohen Nutzens und geringer Kosten für den Bau eines Kilometer Radwegs von ungefähr 1,5 Millionen AUD (1,03 Mio. €) müssen alle zukünftigen Straßenbauprojekte im urbanen Raum mit einem begleitenden Radweg ausgeführt werden.
Zukunft Mobilität: Wirtschaftlicher Nutzen des Radverkehrs
Sydney Morning Herald: Bike riders save economy $21 on each commute
Department of Infrastructure and Transport: State of Australian Cities 2013
Erstaunlich! Gibt es eine solche Rechnung auch für Deutschland?
O-Mann. Passt genau für meinen Arbeitsweg.
23 Jahre x etwa200 Tage macht etwa 4600 mal 14,50 Euro = 66700 Euro.
Wo kann ich das Geld abholen?????
@siggi
Das ist natürlich in den Ausbau der Radwege-Infrastruktur geflossen… /irony
Und jetzt noch ausrechnen, welche Summe durch Einführung der Helmpflicht verloren gegangen ist.
Sobald man externe Kosten einbezieht, wirds immer etwas abstrakt – empfinde ich zumindest so. Interessant wäre die Frage: Was kostet die Fahrt mit diesem oder jenem Verkehrsmittel den Steuerzahler, was kostet es den Verkehrsteilnehmer selbst. Wobei einem immer klar sein muss, dass alle Verkehrsarten mehr oder weniger subventioniert sind.
Stimmt leider.
Auch eine Sache die ich in den 23 Jahren für meinen Arbeitsweg verfolgen konnte.
Hier in meiner Ecke habe ich in den letzten Wochen gleich 3 für den Radverkehr positive Infrastrukturprojekte feststellen können. So wurde eine Brücke, die seit 2008 nicht mehr für Radfahrer freigegeben wurde, nun endlich wieder freigegeben, bekam sogar einen weiteren neuen Zugang. Die dorthinführende Straße wurde asphaltiert. [Blockdammweg Berlin]
An einer anderen Stelle wurde an einer Sackgasse, an deren Ende man bisher Treppen steigen musste, eine Rampe gebaut, die nicht für den Autoverkehr gedacht ist. Der dahinterliegende Sandweg wurde asphaltiert. [Ilsestraße / Hochspannungsweg Berlin]
Ein von Fußgängern und Radfahrern genutzter Mischweg, der bisher problematisch war (eng und geschlungen), wurde und wird erheblich verbreitert, so dass das Miteinander nun etwas besser funktioniert. [Stralau]
Ich bin begeistert, das sind Radinfrastrukturprojekte der positiven Art. Zwei der Projekte schließen für mich erhebliche Lücken, eines finde ich insbesondere für die Fußgänger, die an der Stelle tatsächlich erheblich benachteiligt waren, positiv. Leider sind solche Projekte aber wohl eher die Ausnahme.
Ich wundere mich immer wie solch immaterielle Dinge wie Lärm, Geruch, CO2 usw. in Geldwerte „umgerechnet“ werden (können).
Steckt da nicht doch ne Menge willkürlicher Zahlenzauber hinter? Oder was wird da als Bezuggröße verwendet, um zu den ja sehr konkreten Zahlen zu gelangen?
@ Jochen: Zur Umrechnung immaterieller Faktoren in Euro und Cent ist die 2012 im Auftrag des Senats erstellte Studie zur monetären Bewertung einer Teilbebauung des Tempelhofer Feldes ganz aufschlußreich – hier werden im Wesentlichen die durch den motorisierten Verkehr hervorgerufenen „negativen externen Effekte“ betrachtet und berechnet (downloadbar unter: http://www.tempelhoferfreiheit.de/ueber-die-tempelhofer-freiheit/aktuelles/nachrichten/empirica-gutachten/ ) Das Gutachten ist echt eine Fleißarbeit! Jede Menge Kennzahlen werden eingesetzt, doch was nützt das alles, wenn das „Bauchgefühl“ bzw. die „Erfahrung“ des Professors über zentrale Annahmen entscheidet (Fußnoten!). Sehr interessant ist u.a. die (unkommentierte) Annahme eines über 50 (!) Jahre konstanten modal split. Ich denke, letztendlich haben alle Gutachten so eine individuelle, subjektive Komponente. Die Qualität liegt dann meiner Meinung nach v.a. in der Nachvollziehbarkeit bzw. Sinnhaftigkeit der einfließenden „Erfahrungswerte“.
| Aufgrund des hohen Nutzens und geringer Kosten für den Bau
| eines Kilometer Radwegs von ungefähr 1,5 Millionen AUD (1,03 Mio. €)
| müssen alle zukünftigen Straßenbauprojekte im urbanen Raum mit
| einem begleitenden Radweg ausgeführt werden.
Radfahrer erwirtschaften einen Nutzen und werden dafür dann auch noch durch gefährliche und behindernde Wege bestraft. Wann kapiert es die Politik endlich?
Worin der volkswirtschaftliche Nutzen eingesparter Parkgebühren bestehen soll, erschließt sich mir nicht. Erhöht allerdings die Summe beträchtlich.
Vielleicht ist das mit den eingesparten Parkgebühren ein Übersetzungsfehler?
Eingesparte Parkplätze haben m.E. einen nachvollziehbaren volkswirtschaftlichen Nutzen, da das Parken in aller Regel auf den hochwertigeren Straßenteilen (Fahrbahn) stattfindet und das Vorankommen des fließenden Verkehrs teils erheblich einschränkt (u.a. durch nötig werdende Einbahnstraßen, Verengung der Fahrbahn etc.)
Hurra…
Endlich noch mehr Radwege. So kriegt man sicher die Radfahrerzahlen noch weiter reduziert…
Sollte sich der Ramsauer mal anschauen.
Klingt schön – aber in Wahrheit sind die Bedingungen für Radfahrer in Australien furchtbar (ich lebe hier). Das viele Gerede soll nur darüber hinwegtäuschen, dass es in Australien de facto keine Radverkehrspolitik gibt (Ausnahme: es herrscht Helmpflicht). Für Fußgänger ist die Situation ebenso beschissen, der öffentliche Verkehr ist auch extrem mies.
Ich freu mich schon, wenn ich wieder in Europa bin.