Ein schwerer Verkehrsunfall hat sich heute Vormittag an der Klosterstraße Ecke Ruhlebener Straße ereignet. Ein 50-Jähriger wollte mit seinem Lkw gegen 9:20 Uhr aus der Klosterstraße nach rechts in die Ruhlebener Straße abbiegen. Zur selben Zeit war ein 51-jähriger Radfahrer auf dem Radweg der Klosterstraße in Richtung Rathaus Spandau unterwegs. Er geriet unter den Lastwagen und erlitt so schwere Verletzungen, dass er kurz darauf starb. Der Lkw-Fahrer wurde wegen eines Schocks im Krankenhaus behandelt. Wegen der polizeilichen Unfallermittlungen kam es zu Sperrungen und Verkehrsbeeinträchtigungen.
Pressemeldung der Berliner Polizei Nummer 1354 vom 28.05.2013 – 19:30 Uhr
Und bei der Straßen- und Kreuzungsgestaltung wundert man sich dann noch. 3 Spuren pro Richtung – im Kreuzungsbereich sogar 4 (!!!) reichen nicht aus, dass Radfahrer noch mit auf die Fahrbahn können. Nein, sie müssen auf dem Radweg fahren und sich rechts neben zwei Rechtsabbiegerspuren begeben.
Dabei wäre es hier so einfach. Die rechte Spur ohne Abbiegegebot, die zweite Spur dann noch noch geradeaus. Und wenn Autofahrer Verständnisprobleme damit hätten, dann ggf. noch Fahrradpiktogramme in der rechten Fahrspuren oder Hinweistafeln mit STVO-Basics.
Aber nein, man spielt lieber Kaspertheater, benennt Radfahrer in der STVO um, geht in keiner Weise auf deren Bedürfnisse ein und schmiedet dann Aktionspläne gegen untergeordnete Unfallursachen.
Die derzeitige Situation regt mich sehr auf. Überall wenn jemand zu Tode kommt, wird das sehr ernst genommen, untersucht und in den Medien ausführlich kommentiert. Aber im Straßenverkehr zählt ein Menschenleben überhaupt nichts, stattdessen werden die Angehörigen des Getöteten wieder einer unsäglichen Selbst-Schuld-Häme in den Onlinekommentaren ausgesetzt. Es muss doch mal etwas passieren, es kann doch nicht einer nach dem anderen sterben!
Die durch gefährliche Verkehrsführungen getöteten Radfahrer sind leider nicht die einzigen Todesfälle, die verschwiegen oder ignoriert werden, Berlinradler. Es gibt da zum Beispiel auch die 20.000 bis 30.000 Toten pro Jahr durch Krankenhauskeime oder die 10.000 Toten durch ärztliche Kunstfehler. Die interessieren die Öffentlichkeit seltsamerweise ebenfalls kaum. Aber wenn mal ein oder zwei Personen bei einem Terroranschlag ums Leben kommen, ist das eine ganz große Nummer …
@Frederich, also die Krankenhauskeime werden aber zumindest medial erwähnt und Ursachen und Wirkung werden – zumindest aus meiner Sicht – realistisch dargestellt. Das ist ein großer Unterschied zum Radverkehr, bei dem dieses Hauptproblem medial fast keine Rolle spielt und Radfahrer, entgegen jeder Unfallstatistik, für den überwiegenden Teil der Unfälle verantwortlich gemacht werden.
Man sollte die verantwortlichen in der Stadt die solche Radwege benutzungspflichtig ausschildern zur Verantwortung ziehen.
Wenn man auf die Mitte der Kreuzung klickt, sieht man an der Ecke der Bio Company eine dieser tödlichen Situationen: Radfahrerin befindet sich auf Höhe der Ampfel und 5m davor biegt ein Kieslaster ab. Traurig aber wahr. Mein Beileid.
Aber 500 Millionen für (Luft-)Schlösser und (A)100 Autobahnen raushauen … Und trotzdem werden sie wiedergewählt! Sehr lesenswerter Artikel im Tagesspiegel dieser Tage zum „Krieg“ auf den Straßen (Berlins):
http://www.tagesspiegel.de/meinung/wie-das-berliner-verkehrschaos-beheben-die-autofahrer-muessen-die-verlierer-sein/8240748.html
@Kai
Das ist aus meiner Sicht ein Artikel, der Verständnis für die armen Autofahrer wecken soll. Wieder wird der gehbehinderte Rentner als Beispiel angeführt. Dabei ist der MIV im Wesentlichen Berufsverkehr. Zudem ist er überwiegend unnötig, was man an den gefahrenen Strecken sehen kann: Etwa 50% der Fahrten haben eine Distanz von max. 6km und noch etwa 30% der Fahrten eine Distanz von max. 1km! Die im Artikel angeführte große Fläche von Berlin ist nicht das Problem.
Es wird leider sehr oft übersehen, dass „mehr Radverkehr“ gleichzeitig „weniger anderer Verkehr“ bedeutet. Es fährt ja niemand morgens zwei Mal zum Brötchen holen. Da der Radverkehr sehr wenig Platz benötigt, verschärfen Maßnahmen zur Erhöhung des Radverkehrs nicht das Platzproblem sondern sind das Gegenteil, nämlich genau die Lösung dafür.
Separation ist Mord.
Hochbord“radwege“ sind Mord.
Hi,
zum Verständnis: lest Ihr die Mitteilung auch so, dass der Radfahrer dem LKW entgegen fuhr, also kein toter-Winkel-Unfall, sondern entgegenkommenden Radfahrer übersehen?
Ekkart.
Ekkart, beide sind auf der Klosterstraße in Richtung Norden, also in Richtung Rathaus Spandau unterwegs gewesen.
Ah, der LKW kann auch in die gleiche Richtung gefahren sein, hatte ich übersehen.
@berlinradler
radfahrer auf der rechtsabbiegerspur mit „sharrows“ wie von dir vorgeschlagen ist besser als die derzeitige lösung. es ist billig und einfach umzusetzen
aber es ist noch nicht gut. dafür fahren kfz zu schnell an solche große kreuzungen heran und biegen zu schnell ab. auch überholvorgänge kurz vor der ampel sind durch farbahnführung von radfahrern nicht ausgeschlossen. es bleibt das problem der gemeinsamen grünphase von geradeausverkehr und abbieger. hinzu kommt die stauproblematik. radfahrer sollten nicht im kfz-ampelstau stehen müssen.
mir wäre lieber, man würde grundsätzliche über kreuzungsgestaltung für radfahrer nachdenken und sich an erfolgreichen erfahrungen orientieren. solchen:
http://bicycledutch.wordpress.com/2011/05/05/state-of-the-art-bikeway-design-a-further-look/
es geht hier u.a. darum, den verkehr im kreuzungsbereich für alle durch verengung und verschwenken zu verlangsamen und durch passende ampelphasen klar zu machen, wer wann fährt. hinzu kommt die sehr klare visuelle gestaltung der radfahrerführung. mit diesen niederländischen kreuzungen gibt es jahrzehnte an erfahrung mit inzwischen sehr niedrigen unfallzahlen.
Epic fail.
Die hier geradeaus fahrenden Radfahrer täuschen einen Rechtsabbiegevorgang an, um erst auf den allerletzten Metern dann doch nicht abzubiegen, sondern geradeauszufahren.
Und durch die in die abbiegende Straße hineinverschwenkte Radfahrerfurt ist bei abbiegenden LKW garantiert, daß bei bereits teilabgebogenem LKW erst recht keine Chance für den LKW-Fahrer besteht, Radwegenutzer zu sehen, weil diese in recht steilem Winkel auf den LKW zufahren.
So etwas ist keine Verbesserung, so etwas ist eine brachiale Verschlechterung.
Daß das in Holland funktioniert, liegt an der vollkommen anderen Ausgangslage, da sind holländische Autofahrer unterwegs, und da sind Radfahrer auch in ganz anderen Mengen unterwegs.
„Wirklich hat sich der Verkehr zu einer Art Moloch entwickelt, der jahraus, jahrein eine Summe von Opfern verschlingt, wie sie nur an denen des Krieges zu messen ist. Diese Opfer fallen in einer moralisch neutralen Zone; die Art, in der sie wahrgenommen werden, ist statistischer Natur.“„Der Arbeiter’“‘, § 30, 1932“
Stirbt ein Radfahrer auf der Fahrbahn, wird nicht nach Tempo 30, Geschwindigkeits- und Alkoholkontrollen gerufen, sondern nach Radwegen. Stirb ein Radfahrer auf dem Radweg, wird dieser Unfall als „Schicksalhaft“ klassifiziert. Damit enthebt man sich von der Bürde, etwas gegen diese Unfälle zu tun – die Natur des Schicksals liegt ja gerade an seiner tragödienhaften Unausweichbarkeit. Mit dem Bau eines Radweges hat man alles Menschenmögliche getan und den Rahmen der Möglichkeiten ausgeschöpft.
@tom
ich gebe dir recht, dass eine solche niederländische kreuzung nicht die einzige bleiben sollte, weil sie bei allen eine gewisse umgewöhnung fordert.
sie hat sich aber bewährt: das steilere abbiegen ist teil des konzeptes, das ein verlangsamen verlangt und gelegenheit zu einem zweiten blick zur seite gibt. die geradeausfahrenden radfahrer täuschen auch nichts an, denn das macht die deutlich sichtbare führung klar. denk auch daran, dass die ampeln anders geschaltet sind.
„da sind holländische Autofahrer unterwegs, und da sind Radfahrer auch in ganz anderen Mengen unterwegs.“
eben! das werden wir nur mit fahrbahnradeln und ohne infrastruktur wohl nicht erreichen. ich meine, fünfzig jahre erfahrung sollte man sich näher anschauen und nicht in 20 sekunden ablehnen, schon gar nicht aufgrund einfacher, emotionaler thesen (für die begriffe ja wie „mord“ ja ein gewisses indiz sind).
@jeremy
die leute sterben nicht auf dem radweg, sondern auf der kreuzung! da wird wahrscheinlich auch die lösung des problems zu suchen sein.
@fab, ich habe nicht die perfekte Lösung im Hinterkopf, aber ich sehe doch die Berichte. Mischverkehr ist an tausenden Kreuzungen normal und Unfälle dieser Art kommen dort zwar vor, aber doch ganz offenkundig um Größenordnungen seltener als auf Straßen mit Radwegen. Man muss hier also unterscheiden zwischen verständlichen Ängsten und realen Unfällen.
An der besagten Kreuzung ist man keinen Millimeter auf Radfahrer und deren Bedürfnisse zugegangen. Nur, weil man das Radfahren dort nicht ganz verbieten kann, hat man den Fußgängern einen Teil des Gehwegs weggenommen und für Radfahrer reserviert, damit sie fahren können, ohne „den Verkehr zu stören“.
@fab meinte: „die leute sterben nicht auf dem radweg, sondern auf der kreuzung!“ Aber nur _weil_ der Radweg als Separationslösung über die Kreuzung führt. Ohne Separation gibt es derartige Unfälle nur, wenn der Radfahrer einen schweren Fehler begeht und nicht hinter dem Abbieger bleibt.
Klar wird genau dort die Lösung des Problems sein und die Lösung ist sehr einfach, nämlich Rechtsabbieger rechts von Geradeausfahrern zu führen.
Warum eigentlich wurden an vielen Straßen in Berlin die Radwegschilder abmontiert, damit dort auch auf der Fahrbahn Fahrrad gefahren werden darf, jedoch die letzten Meter vor der Kreuzung doch wieder benutzungspflichtige Radwege gelassen?
Beispiele: Kurfürstenstraße, unmittelbar vor der Kreuzung Budapester Straße, Klingelhöferstraße, vor der Kreuzung Tiergartenstraße, Skalitzer Straße, vorm Kottbusser Tor , …
Überall dort gibt es die Rechtsabbiegerproblematik, die man vermeiden könnte, wenn man die Radfahrer einfach auf der Fahrbahn lässt.
Übrigens, da ich ja vor geraumer Zeit von Wuppertal nach Berlin gezogen bin: Mir ist da sehr stark aufgefallen, dass es in Wuppertal fast an jeder größeren Kreuzung getrennte Links- und Rechtsabbiegerspuren mit jeweils getrennter Ampelphase gibt. In Berlin gibt es die kaum. Auch damit kann man das Rechtsabbiegerproblem deutlich entschärfen. Wenn Rechtsabbieger Grün haben, haben geradeausfahrende Radfahrer einfach Rot. Wer dann bei Rot drüberbügelt, dem ist dann wirklich nicht mehr zu helfen.
Was man machen kann?
Abschaffung aller Radverkehrsanlagen und das wieder und wieder einfordern.
Auch wenn das hier Einige nicht begreifen.
ob der hochbordradweg an sich im oben beschriebenen unfallgeschehen entscheidend war, weiß letztlich niemand, dazu müsste man genauer wissen, warum der radfahrer nicht gesehen wurde. wegen 20 cm erhöhtem radweg allein sicherlich nicht, sichtbehinderungen gab es offenbar nicht. wegen des unkomfortablen, schlechten belags der radweg-katastrophe auch nicht. also muss an der kreuzungsführung was faul sein.
ich begreife in der tat nicht, warum ein spurwechsel der kfz von die linke auf die rechte seite der radfahrer besonders sicher sein soll. kfz sind auch dort schneller sind und haben ja offenbar schwierigkeiten , in den rückspiegel zu schauen.
die vorgeschlagene führung einer geradeausspur rechts vom rechtsabbieger gibt es z.b. an der ecke kottbuser damm/mariannenstr. ich hoffe, da gibt es keinen unfall, überraschen täte es mich nicht, da sich die kfz dort rücksichtlos über die geradeausspur der radfahrer hinweg drängeln, auch beim überholen. da muss man extrem aufpassen. genauso auf der lindenstraße nach süden, wo in hohem tempo rechts von der geradeausspur in die gitschiner straße abgebogen wird.
ich begreife auch nicht, warum das was die länder mit hohen radverkehrsanteilen und im verhältnis sehr wenigen radunfällen (dänemark, niederlande) machen, schlecht sein soll und das, was die länder mit miesem modal share und vielen unfällen (angelsachsen) gut.
das „hintereinanderherfahren“ im mischverkehr scheint mir genauso mythos wie der vorherige mythos, miese radwege seien für radfahrer sicher. das strikte immer-hintereinanderfahren von kfz und rädern ist doch fiktion. in der praxis werden radfahrer von kfz immer überholt auch und gerade im fließenden verkehr noch kurz vor roten ampeln.
um es klar zu sagen: ich bin absolut gegen radwege-benutzungspflichten und auch gegen schlechte hochbordradwege wie der am unfallort. aber ich bin sehr für eine fahrradfreundliche infrastruktur und dazu gehören für mich durchdachte kreuzungen, nicht einfach sharrows und radfahrer auf verschiedenste spuren einer sechsspurige fahrbahn zu zwingen, auf der real 70 gefahren wird.
ich frage mich bei den anti-infrastruktur-kommentaren auch stark, ob hier korrelation und kausalität richtig abgegrenzt wird. vielleicht fahren einfach erfahrene, jüngere, reaktionsschnelle radfahrer gern auf der fahrbahn. das sind genau die, die unfälle oft durch ausweichen noch vermeiden können.
unsichere radfahrer, die heute radwege benutzen, würden vielleicht auch dann öfter verunglücken, wenn sie auf solche fahrbahnen wie oben beschrieben gezwungen würden – soweit sie dann überhaupt noch rad fahren. wenn sie es allerdings dann lassen sinkt der modal share und der verkehr wird insgesamt UNsicherer für radfahrer.
Wenn ich diesen ganzen Müll lese bestätigt mich das in meiner Meinung, dass es mit der Situation für Radfahrer immer schlechter wird um so mehr Radfahrer meinen etwas für den Radverkehr tun zu müssen.
@siggi,
mir gibt zu denken, dass anti-infrastruktur-proponenten rhetorisch so laut sind – aber schlicht nicht erklären könnt, warum dänemark und die niederlande langfristig so viel erfolgreicher sind als die usa oder uk. sowohl was modal share als auch unfälle pro km betrifft.
Naja, ganze Kommentare pauschal zu „Müll“ erklärt ist doch an einer Diskussion ohnehin nicht interessiert. Sorry, aber sowas hat überhaupt keinen Stil.
@ siggi: „Auch wenn das hier Einige nicht begreifen.“
Ich, Ich! Ich begreifs nicht.
Im übrigen bin ich der Meinung, dass die VLB abzuschaffen ist.
@ fab 17:39 – 100% deiner Meinung.
@ siggi 19:29: Mit Selbstbestätigung hast du ja offensichtlich ohnehin keine Probleme. Wo andere versuchen, Vergleiche zu ziehen, Argumente zu sammeln, auf Praxisbeispiele hinweisen, versuchen sich anzunähern, kommt von dir nur Mantra+Diffamierung.
Inhaltlich nehme ich deine Beiträge eigentlich gar nicht mehr zur Kenntnis, meistens mangels Inhalt, aber auch sonst eigentlich nicht viel anders als ein mac mit 2 Rädern. Wem hilft das?
Micheal S: Trotz der tödlichen Unfällen, die dieses Jahr ja fast ausschließlich auf Radwegen stattfanden, trotz der wissenschaftlicher Studien und trotz alltäglicher schlechter Erfahrungen mit Radwegen haben weder du noch fab eure eigene Meinung jemals in Frage gestellt oder sogar geändert?
Stattdessen wird ein selten dämlicher Vergleich des Flächenlandes USA mit der Niederlande gebracht.
Derzeit fahre ich viel nach Charlottenburg. Dabei fahre ich erst Unter den Linden oder Seitenstraßen, dann den Bremer Weg im Tiergarten (ein asphaltierter Weg für Fußgänger und Radfahrer) und dann unter anderem Hardenbergstraße mit dem Spaß, von dort nach links in den Steinplatz einzubiegen.
Ich fahre also sowohl Mischverkehr als auch wirklich separierte Verkehrswege, die mit sogenannten Radwegen nichts zu tun haben.
Die Fahrt durch den Tiergarten ist so ein Genuss, dass ich diejenigen, die am liebsten auf vielbefahrenen Hauptstraßen fahren wollen und dies zur ultimativen Lösung machen, nicht verstehen kann. Der Bremer Weg (und anmdere dieser Art) ist in meinen Augen die perfekte Maßnahme für den Radverkehr, und solche Wege kann man mit etwas Willen stadtweit schaffen. Dieser Weg weist einen enormen Verkehrsanteil auf, er wird von tausenden Radfahrern am Tag genutzt.
Ob ich und andere wegen solcher Meinungen von Radwegkritikern wie Siggi beleidigt werden, ist mir da dann auch egal. Kaum einer befürwortet hier Radwege, dennoch wagen viele es, weiterzudenken. Um diese weitergehenden Gedanken zu überdenken, braucht es vielleicht auch einfach mal Gegenargumente statt Phrasen und Beleidigungen, die in so primitiver Form ja nicht mal in Zeitungskommentaren zu finden sind.
berlinradler: Klar sind Autofreie-wege besser als Hauptstrassen, das bestreitet doch keiner. Keine Ahnung warum uns Radweg-Radspur-ablehnern immer unter geschoben wird. Wir sind nur der Meinung, dass solang Autos unterwegs sind es besser ist mit diesen so fahren als getrennt von diesen.
Das man solche Wege aber Stadtweit schaffen kann bezweifel ich: In Berlin hat fast jeder einen anderen Weg, wirklich Hauptachsen sind für Radfahrer eher selten. Außerdem müsste dafür auch die Bereitschaft her, die Autos aus zu sperren.
Komme grad aus Tokio wieder, wo auf der Strasse parken verboten ist. Macht eine Stadt gleich viel angenehmer wenn nicht überall Blech herumsteht.
@Till, ehrlich gesagt weiss ich nicht, was hier bestritten wird und was nicht, denn die „Gegenseite“ beschränkt sich auf beleidigende 1-Satz-Floskeln. Das ist das, was Michael und ich monierten,
Hallo zusammen !
Viele Emotionen, gute Betrachtungen (Danke: berlinradler!), unterschiedliche Sichten.
Meine Gedanken …
A) Schuldzuweisung:
„Althergebrachtes“ „Problemlösen“.
B) System-Analyse:
„Moderner“, der Flugunfalluntersuchung ähnlicher.
Gedanke hinter B): Vorbeugen / verhindern durch Erkennen der Schwachpunkte eines Systems. Schwachpunkte, welche einzelnen zum Verhängnis wurden und wieder werden können. Und zwar den Opfer und den Tätern. Nota bene: Täterbegriff als nüchternes Konstrukt. Zunächst einmal: Verstehen wollen.
Gestern hatte ich große Runden durch die Stadt pedaliert.
Viele Erlebnisse mit Rezeption unter der Kategorie A):
Radwegzuparker, Drängler, dicht-Auffahrer und -Überholer, kurz: Gefährder. Warum wird so eine „offene Autofahrer-Psychiatrie“ nicht stärker kontrolliert und geahndet? Die Gesetze dazu gibt es doch längst!
Dann ein Erlebnis der Kategorie B):
Hauptstraße Ecke Dominicusstraße in Schöneberg, ich bei Rot wartender Radfahrer an der Haltelinie, schaue mich um. Die Dominicusstraße aus Süden kommend ein Vierachser Betonmischer LKW, will rechts abbiegen nach Osten in die Hauptstraße. Auf dem Radweg rechts neben dem LKW, deutlich später die Kreuzung erreichend, eine komplette Familie auf Rädern. Der LKW bereits ein wenig abgebogen stehend, dies die Außenspiegelsituation verschlechternd. Die Familie fährt weit auseinander gezogen langsam (trödelnd). Die Kinder dazu in großen Bögen. Keine sichtbare Komunikation zu der gefährlichen Kreuzungssituation, die Kinder vorneweg. Der LKW Fahrer beugt sich in seiner Kabine weit nach rechts, versucht die Situation einzuschätzen, wartet, wartet. Derweil hupt die Autokolonne hinter ihm. Es wird in zweiter Spur neben dem LKW rechts abgebogen und wild gestikuliert. Der Fahrer behält dennoch die Ruhe. Die Familie beginnt sich für einen Laden an der Ecke zu interessieren und wechselt vom Rad- auf den Gehwg, fährt noch Kreise direkt an der Ecke. Dann stellen alle die Räder ab, zuletzt die kleinen Kinder, ohne die Kreuzung passieren zu wollen. Der nun langsam vortastende, abbiegende LKW gerät in den durch Grün freigegebenen Querverkehr von der Hauptstraße. Erneut: Hupen, Fluchen, „kannst Du nicht fahren, oder was?“, „Arschloch“. Hinter mir heult der BVG Doppeldecker auf der Busspur auf, ich trete in die Pedale.
Au weh! Wie lange hielte ich so einen bescheuerten, gefährlichen Job wie innerstädtisches LKW-Fahren durch?
Wahrscheinlich wäre schon längst etwas von Seiten der innerstädtisch fahrenden LKW-Kutscher inittiert worden um die Rechtsabbiegesituation zu entschärfen, wären diese nicht in einer dermaßen prekären Arbeitssituation. Austauschbar, als nahezu ungelernte Tätigkeit betrachtet, oft unterbezahlt, eigentlich immer unter Zeitdruck. Alle Ärgern sich über die LKW, auch und gerade die PKW Fahrer. Schnelle Lieferungen will aber jeder.
Der Systemfehler ist einfach erkennbar. Hochbordwege oder nicht. Natürlich sind viele „unnötige“ Gefährdungen von anderen LKW in anderen Situationen und vor allem von vielen PKW Fahrern unter dem Beobachteten nicht zu subsummieren. Es gab mir dennoch zu denken.
Man kann keine guten Lösungen finden, wenn man nicht die Gesamtsituation im Auge behält. Emotionen sind verstehbar und müssen auch raus. Ich selbst bin gestern 99% der Zeit mit Kategorie A) Schuldzuweisungen beschäftigt gewesen. Aber es muss auch Raum für nüchterne Betrachtungen und allfällige Perspektivwechsel geben.
Euch allen Gute und sichere Fahrt! Mehr Tiergarten-Paradies-Straßen!
Danke für die Erfüllung Eurer unermüdlichen, traurigen Chronistenpflicht!
Andere Großstadt-Bike-Blogs blenden solche entsetzlichen Ereignisse gerne komplett aus und berichten mit fadenscheiniger Begründung erst gar nicht darüber.
Ihr macht es richtig: Nicht verschweigen, sondern sachlich darstellen. Wertfrei, ohne Persönlichkeitsverletzung und mit einem sinnvollen Street View. der den Unfall für den Leser sehr plastisch und real macht.
Denn nur so wird man immer wieder aufs Neue im Sattel daran erinnert, „Aufpassen – mitdenken – vorsichtig sein! Du bist einer der Schwächsten auf der Straße, umzingelt von Idioten und hüte dich auch vor dem eigenen Wahnsinn!“
Anteilnahme! Allen eine gute und sichere Fahrt! Und: Mehr CPN in HH!
@fab:
Zitat: „warum dänemark und die niederlande langfristig so viel erfolgreicher sind als die usa oder uk. sowohl was modal share als auch unfälle pro km betrifft.“
Wie man hier zu objektiven Antworten gelangen könnte, weiß ich nicht. Ich habe jedoch eine Meinung bzw. eigene Sichtweise und dabei spielt die Mentalität, Kultur und v.a. auch Erziehung eine zentrale Rolle.
In Dänemark werden Kinder schon sehr früh mit gesunder sozialer Kompetenz ausgestattet, ihr Gruppenbewußtsein und die Rücksichtnahme aufeinander gefördert.
Die Niederlande sind seit langer Zeit gesellschaftlich sehr liberal ausgerichtet (jetzt nicht mit dem Verwechseln, was die FDP hierzulande abzieht!) und das Radfahren ist von kleinauf ein integraler Bestandteil des täglichen Lebens. Leben und leben lassen, ist nicht bloß eine Floskel. Gleichwohl das Land natürlich erhebliche Probleme hat.
In UK konzentriert sich extrem viel auf den GROßraum London und auf die anderen traditionellen Industrieregionen. Dort ist der Gedrängefaktor sehr hoch, aber es ist nicht leicht flott und verhältnismäßig stressarm von A nach B zu gelangen.
Die USA klammer ich mal aus, weil ist mir jetzt zu komplex und emotionsgeladen, die Besonderheiten mit wenigen Worten zu abstrahieren.
In Schland ist es aber leider so, dass jeder dazu erzogen und darauf getrimmt wird, sich nur um seinen Kram zu kümmern. Treten, Hauen und Stechen, das sich Abheben aus der Masse, nehmen was man nehmen kann, ehe es Andere tun und dazu eine über viel zuviele Jahrzehnte höchst einseitige Verkehrspolitik und der Nationalstolz „Wir sind Auto, wir haben es erfunden!“, fördern ignorantes und intolerantes Verhalten enorm. Wer sich nicht wie ein Ego-Arsch benimmt, wird mitleidig belächelt.
Gestern Nachmittag wurde ich mal wieder sehr knapp überholt, von einem Fahrschulwagen. Er parkte kurz darauf, ich konnte den Fahrer ansprechen, es war der Fahrlehrer (mit Mädel auf dem Beifahrersitz). Meinen Versuch ihn zu fragen, was das eben sollte, „beantwortete“ er mit „Es gibt eine Radwegbenutzungspflicht“ und war zu keinerlei Gespräch, geschweige denn dem Anhören der Info zu Mindestsicherheitsabstand bereit.
Zu einem gefährdendem Überholmanöver kommt also wohl noch Vorsatz hinzu und erschwerend muss ich anmerken, entlang jener Straße existiert kein benutzungspflichter Radweg.
Und solcherlei galoppierende Inkompetenz, Ignoranz und Dreistheit, bildet also legal den Nachwuchs aus.
Und wir wundern uns über die erheblichen Unterschiede bei den Zuständen auf den Straßen und die Unfallzahlen???
Nö, mich wundert da gar nichts mehr.
@Jochen, welche Fahrschule war das? Kann man ja mal „Werbung“ dafür machen.
Ein Fahrlehrer kommentierte mein auf-der-Fahrbahn-fahren auch schon mal mit „Da halten Sie lieber den Verkehr auf!“
Ich weiß nicht mehr, ob das Fahrzeug mich vorher knapp überholt hat oder wie ich sonst dazu gekommen bin, ihn anzusprechen. Aber er hat offenbar zur Kenntnis genommen, dass der Radweg am Spandauer Damm nicht mehr benutzungspflichtig ist (mit Ausnahme der letzten Meter vor der Kreuzung mit der Kaiser-Friedrich-Straße, gestern in der Liste vergessen).
Eigentlich sollten gerade Fahrlehrer wissen, warum dies neuerdings so geregelt wird.
Ich hoffe, du hast das Kennzeichen und lässt die Polizei es ihm erklären (30€)!
Berlinradler, ich weiß nicht ob es die Berliner sonderlich interessiert, dass die Fahrschule *Spaß Fahren* aus Herne, die als Autokennzeichen denn auch ein FD führt, sich solcherlei Fahrlehrer leistet. *flöt*
Nachdem ich eben aber einen Artikel aus der Fahrradzukunft von 2006 gelesen habe, vom Berliner Arzt Horst Basler, scheinen die Verhältnisse in Berlin dbzgl. aber nicht sonderlich besser zu sein.
http://fahrradzukunft.de/2/fahren-neben-radwegen/
Eigentlich müsste einem die Spucke wegbleiben, aber irgendwann liest sich dieser alltägliche Wahnsinn leider nur noch normal.
@Jochen, naja die Berliner vielleicht nicht. Aber wenn die Fahrschule öffentlich mit solchen Meinungen auftritt, warum dann nicht auch (unfreiwillig) im Internet?
@joshua
Sowas Ähnliches wie mit dem LKW habe ich vorgestern am Aegi hier in Hannover auch erlebt.
Hier ist ne Bausstelle, wo über den temporär zusammengelegten Rad/Fußweg noch eine Gerüst gebaut wird. Rechts direkt ein Holzzaun, links noch etwas Baukram. Es ist also etwas dunkler und allgemein unübersichtlich dort.
Natürlich folgt am Ende der Baustelle sofort eine Kreuzung. Ein Rechtsabbieger hat sich hier vorbildlich vorsichtig rangetastet und alle Fußgänger und Radfahrer vorbei gelassen.
Er stand da vielleicht 5 Sekunden und da ging auch hinter ihm das Gehupe los. Zwei Autos wollten ihn dann links überholen um ebenfalls rechts einzubiegen. Immerhin haben die dann doch noch geschnallt, dass das aus Gewissen Gründen nicht klappen wird.
Meiner Meinung gibt es hier im Straßenverkehr (und im Allgemeinen natürlich auch) eine solche Mentalität der Ungeduld, die einfach nicht mehr Gesund ist.
Es wird soviel Stress gemacht, dass sich die wenigen Minuten Zeitersparnis mit Garantie mit einem Vielfachen von der Lebenszeit abgezogen werden können.
Und ganz davon ausnehmen kann ich mich davon aber auch nicht. Ich finde es auch häufig nervig, wenn ich irgendwie ausgebremst werde. In vielen Fällen gelingt es mir einigermaßen gelassen zu bleiben, in manch anderen Fällen werde ich stinkig. Das dann aber eher durch dummes und ggf. auch noch gefährliches Verhalten anderer (z.B. sind mir ebenfalls vorgestern innerhalb von 10 Minuten, 4 Fußgänger vom breiten Fußweg direkt auf den benutzungspflichtigen Radweg gesprungen).
Ebenfalls kann ich auch nicht nachvollziehen, wieso so schnell ein Dauerhupen auftritt, wenn mal jemand nicht 0,5 Sekunden nachdem die Ampel von Rot auf Gelb gesprungen ist schon losgefahren wird. Wenn nach paar Sekunden grün, die Hupe nur ganz leicht angetippt wird, dann könnte das ja noch als relativ freundliches „Hallo du da. Es wurde grün, bitte losfahren.“ intepretieren, aber ein 2 Sekunden Hupen klingt schon eher nach „Du Wichskind davorne, fahr endlich los, sonst hau ich dir was in die Fresse!!!111ELF“.
Wurde auch schonmal von einem Radfahrer hintermir angeklingelt, weil ich bei gelb noch nicht losgefahren bin. Als ich mich verweundert umgedreht habe (ich wurde deswegen noch nie angeklingelt), hat er mit mit Schläge gedroht. Richtig witzig fand ich dann im Nachhinein,
dass er nach dem Überfahren der Straße wieder angehalten hat, da er beim Linksabbiegen ja gerade mal die Hälfte der Kreuzung geschafft hat und nun auf die nächste Grünphase warten musste. : D
Naja… wie dem auch sei…
Ich glaube, die Straßen wären schon um einiges sicherer, wenn die Leute einfach etwas gelassener wären und dafür ganze 2 Minuten Zeit pro Tag opfern würden. ; )
Hallo hansi! „Mentalität der Ungeduld“ trifft es gut. Meistens entwaffnet Freundlichkeit am meisten. Gelingt mir aber auch nicht immer. LG Joshua
Hallo,
… da ich auf die Schnelle nicht herausgefunden habe, wie
ich einen neuen Thread aufmache, post ich das mal hier…
To: fahrradbeauftragter@senstadt.berlin.de
Cc: Kontakt
Subject: Fahrradkatastrophe Mitte.
Date: Fri, 31 May 2013 12:54:35 +0200
Sehr geehrte Damen und Herren
Leider muss ich Sie hiermit erneut auf die katastrophale
Verkehrssituation für Fussgänger und Radfahrer im Bereich Schlossplatz
hinweisen.
Auf
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/verkehr/mobil/fahrrad/radrouten/de/routennetz_uebersicht.shtml
ist der Schlossplatz als zentraler Knotenpunkt im
Fahrradroutenhauptnetz verzeichnet. Darüber hinaus konzentriert sich
der Ost-West-Verkehr auf der Straße Unter den Linden und auf der
Burgstraße, der Abzweig über Hausvogteiplatz nach Kreuzberg ist auch
stark von Radfahrern frequentiert.
Die aktuelle Situation in dieser Gegend ist jetzt wie folgt:
1. Verengung von Schloßplatz – Unter den Linden in Richtung Westen
wegen U5-Baustelle. Radfahrer und Autos werden auf eine gemeinsame
Spur gezwungen. Es gibt Busspuren, die von Radfahrern mit benutzt
werden, und keinerlei Maßnahmen, um den Radverkehr nach deren
Verschwinden sicher zu kanalisieren.
Dankenswerterweise gibt es hier jetzt eine Fußgängerampel, die aber
die Situation des Radverkehrs nicht verbessert hat.
2. Unter den Linden-Schloßplatz in Richtung Osten: Aufweitung von 1
auf 2 Autospuren. Hier gäbe es die Chance, den Fahrradverkehr mit
entsprechender Beschilderung/Makierung auf sicher auf die rechte
Spur zu kanalisieren.
3. Baustelle auf der Brücke Burgstraße – für Radfahrer faktisch nicht
befahrbar
4. (das wäre die Alternative zu 1. oder 3. wenn man in Richtung
Hausvogteiplatz unterwegs ist) Spandauer Straße neben
Marx-Engels-Forum: Verengung der Fahrbahn auf eine Spur, die
Radspur verschwindet einfach, Autofahrer werden nicht darauf
hingewiesen, dass sich die Radfahrer mit einfädeln müssen.
5. Baustelle Staatsoper: Sperrung der Oberwallstraße zwischen Unter
den Linden und französischer Straße (das war mit der Burgstraße die
beste Route aus Prenzlauer Berg richtung Hausvogteiplatz … XBerg)
6. (der Anlaß, warum ich heute schreibe) Am 31.5. 2013 Sperrung von
Niederlagstraße UND Schinkelufer wegen eines Events (oder neuer
Baustelle).
7. Baustelle der Staatsoper auf dem Bebelplazt – damit ist die in
Richtung Westen nächste Verbindung Unter den Linden – frz. Straße
gekappt.
Insgesamt stellt sich mir die Frage, wer eigentlich kontrolliert und
koordiniert, dass Baustellenabsperrungen für alle Beteiligten
ausreichend sicher sind.
Es sollte Ihnen auch bewußt sein, dass in dieser Gegend gerade in der
Sommerzeit große Zahlen von Touristen unterwegs sind, darunter auch
immer mehr auf Fahrrädern, die mit solchen Verkehrssituationen nur
schwer umgehen können.
„Mehr Radverkehr in der Stadt bedeutet mehr Lebensqualität für Berlin:
Daher fördert der Senat die Entwicklung des Radverkehrs mit
zahlreichen Instrumenten. Gleichzeitig sorgen wir dafür, dass die
Sicherheit der Radfahrer gewährleistet wird.“
(http://www.stadtentwicklung.berlin.de/verkehr/politik_planung/rad/)
An dieser Stelle besteht dringender Handlungsbedarf!
Ich weise Sie darauf hin, dass ich dieses Schreiben im Internet
öffentlich zugänglich mache. Wenn es meine Zeit erlaubt, werde ich die
Situation fotographisch dokumentieren.
Mit freundlichen Grüßen
Radler Rost [Klarname im Original]
fahrradbeauftragter@senstadt.berlin.de ist ein Symlink für /dev/null 🙂
Es gibt derzeit keinen Fahrradbeauftragten.
Ok, danke für den Hinweis.
cat beschwerde > BezirksamtMitte 😉
rr
Auch wenn es viele nicht hören wollen: Aktuelle Untersuchungen in den Niederlanden zeigen, dass das Risiko als Radfahrer verletzt zu werden, bei Fahrradstreifen neben der Autofahrbahn 2,7 mal höher ist als bei separaten Radwegen mit Hochbordkante.
Und bei der Kreuzungsgestaltung ist der sicherste Abstand zwischen Autofahrbahn und Radweg 5 Meter. Bei diesem Abstand ist der tote Winkel bei LKW deutlich geringer und muss der Autofahrer zuerst um die Kurve fahren, wodurch der den Radfahrer von vorne sieht. Natürlich braucht man dafür Platz, aber wer Holland kennt, weiß dass es in dem Ländchen signifikant weniger Platz gibt als in Deutschland. Es geht also viel um den Willen und das Geld solche Strukturen zu schaffen.
@Quirinus, hast Du da mal eine Quellenangabe?
Ich sehe es auch so wie Du, letztendlich fehlt der Wille. Ein paar Pinselstriche auf der Fahrbahn machen noch keine Verkehrspolitik aus, die allen gerecht wird.
Die Niederlande waren bis in die Siebziger auf genau dem selben Weg wie alle anderen automanen Länder. Aber anders als die Länder drumrum haben sich die Bürger mehrheitlich nach Stoppt den Kindermord und Ölkrise in relativ kurzer Zeit breit für einen Paradigmenwechsel entschieden. So etwas ist bei uns bis heute ausgeblieben und da Politiker zwangsläufig bei uns vom Wählerwillen abhängen, geht das wohl nur über den langsamen gesellschaftlichen Wandel. Der spricht fürs Rad, Abwehrkämpfe a la Ramsauer werden das nicht verhindern. Aber es würde viele Menschenleben retten und noch manches andere gute bewirken, wenn die verantwortlichen Politiker ein bisschen mehr Mühe investierten, selbst zu überzeugen, statt immer nur Trends hinterherzuhecheln. Gutes Beispiel finde ich die Grünen. Die waren erfolgreich (im Sinne von Verändern, nicht im Sinne von Prozenten) mit Überzeugung und Konsequenz. Heute hört man selbst von Berliner Grünen so etwas wie „Radwege, aber nur wenns keinen Autoplatz kostet“ (total OT: ganz zu schweigen von Meinungen zu Fracking aus der Bundespartei, wo ich mir nur die Augen reiben kann – da ist ja selbst Gabriel weiter).
Der Zug für eine Infrastruktur wie in Holland ist bei uns längst abgefahren. Damit hätte man spätestens in den 80iger-Jahren beginnen müssen als noch viel Geld da war. Gleichwohl registrieren die Politiker erheblichen Druck seitens der Radfahrerschaft und verfallen in einen teuren und sinnlosen Aktivismus. Plötzlich ist die Pinselwut ausgebrochen. Ein Spaghettiwirrwarr von aufgemalten Spuren und von Radampeln, die nichts sicherer und vor allem den Radverkehr komplexer und für Ängstliche noch unattraktiver machen.
Dabei müsste man bloß schauen, wer die Probleme verursacht. Die Autos nämlich, die nach wie vor manuell und nach Belieben von Menschen gesteuert werden, die nun mal Fehler machen oder auch nicht immer charakterlich geeignet sind.
Den richtigen Weg beschreitet z.B. Daimler mit seiner S-Klasse, die ein automatisches Antikollisionssystem bietet. Die Zukunft liegt dort, wo Autos soweit zwangsweise automatisch gesteuert werden, dass sie gar keine Kollisionen mit Radfahrern und Fußgängern verursachen können.
Dann genügt es, Kreuzungen und Einmündungen einfach nur übersichtlich und mit Ausweichräumen zu gestalten. Und Mischverkehr könnte sich, von einigen sinnvollen Fahrradschnellstraßen einmal abgesehen, durchaus als das richtige Konzept erweisen.
Und ganz nebenbei fallen deutlich geringere Kosten für die Infrastruktur an, weil die Verursacher die Hauptkosten erhöhter Sicherheit berappen. Und die für uns so wichtige Autowirtschaft wird ebenfalls erheblich profitieren.
Vergl.:
http://www.radverkehrspolitik.de/die-neue-s-klasse-faehrt-schon-beinahe-selbst/
@ faxe: Bei den ersten 2 Absätzen kann ich dir voll zustimmen, bei der These, dass Antikollisionssysteme die Zukunft sind leider nicht. Generell bin ich sehr skeptisch, wenn unsere Autoingenieure die Lösung für grundsätzliche Probleme in noch besserer Autotechnik zu sehen meinen. Wenn die Gedanken in Richtung leichtere, kleinere, langsamere Fahrzeuge gingen, die zusätzlich automatisierte Schutzeinrichtungen aufwiesen – ok. Autos sind Mahnmale einer resourcenverschleudernden, platzraubenden, menschenfeindlichen Vergangenheit, es wird Zeit für einen wirklichen Wandel.
Bei hochkomplexen Softwarelösungen bin ich auch skeptisch, allerdings nicht nur im Straßenverkehr. Dennoch muss man natürlich feststellen, dass z.B. die Hauptgrundlage des um Größenordnungen sichereren Bahnverkehrs automatische Sicherheitssysteme darstellen – hier allerdings großenteils mit Technik, die in den 30er Jahren entwickelt wurde und somit gut nachvollziehbar, weil wenig komplex, arbeitet.
Andererseits gibt es wohl ziemlich gut funktionierende selbstfahrende Kfz-Prototypen. Wenn deren Fehlerhäufigkeit bedeutend geringer ist als die des heutigen, freiwillig einzuhaltenden Sicherheitssystems, könnte das ein Fortschritt sein. Das ist natürlich Zukunftsmusik, die noch ferner ist als das von der Regierung propagierte Elektroauto. Bis dahin muss man mit den heute verfügbaren Mitteln gegen die Fehlerhäufigkeit im Straßenverkehr antreten.
@berlinradler: Hallo, ja die Quelle dafür ist eine Untersuchung des „Fietsberaad“: (frei übersetzt:)“Unfälle von Radfahrern mit motorisierten Fahrzeugenn in den Griff bekommen“ (http://www.fietsberaad.nl/index.cfm?lang=nl§ion=Kennisbank&mode=detail&repository=Fietsberaadpublicatie+19b)
Als Holländer ist das für mich natürlich leicht zu lesen. Eine Zusammenfassung werde ich vielleicht bei Gelegenheit mal in meinem Blog posten, hier reicht der Platz dafür nicht. Es geht aber um folgende Themen:
1. Trennung von Radfahrern und anderen Verkehrsteilnehmer erhöht die Sicherheit der Radfahrer.
2. Unfälle mit Radfahrern, die auf oder neben einer Vorfahrfahrtstraße fahren.
3. Unfälle mit Radfahrern, die eine Vorfahrtstraße überqueren
4. Toter-Winkel-Unfälle
Beim Lesen fielen mir übrigens 2 grundsätzliche Unterschiede zwischen NL und D auf, obwohl die gar nicht explizit beschrieben wurden:
A. In den Niederlanden gibt es eine sehr sinnvolle Straßenmarkierung mit „Haienzähnen“, die wirkungsvoll an jeder Vorfahrtkreuzung anzeigt, wer Vorfahrt hat und wer warten soll. Das fehlt in Deutschland. Verkehrsschilder stehen zwar mehr als ausreichend herum, aber oftmals nicht and der Stelle wo in Sekundenbruchteilen reagiert werden muss.
B. In den Wohngebieten bzw. Tempo-30-Zonen ist der Straßenbelag in den Niederlanden grundsätzlich gepflastert. Und zwar gut gepflastert. Der Effekt ist automatisch, dass der Autoverkehr langsamer fährt. Außerdem ist die Straße nach einer Baustelle wieder gut und glatt, nicht so ein Asphaltflickenteppich wie hier in der Straße.
Könnte es sein, daß hier der massive Unterschied zwischen dem Verkehr innerorts und außerorts unterschlagen wird?
Beim Verkehr innerorts haben eigentlich genug auf „Radwegen“ getötete Radfahrer in den letzten paar Jahren sehr deutlich bewiesen, daß die erste These schlichtweg gelogen ist.