Ab morgen geht das kalte Winterwetter seinem Ende entgegen. Damit wird wohl auch eine Diskussion auf den Kommentarspalten des Tagesspiegel beendet, in der nicht wenige Leser forderten, bei winterlichen Bedingungen komplett auf das Radfahren zu verzichten. Nachdem der Tagesspiegelleser fsiggi gemeldet hatte, dass die Straßen für Radfahrer gut befahrbar seien, brach ein Sturm der Entrüstung los: „Ich kann nicht umhin mein Unverständnis darüber zu äußern, warum man bei Schnee und Eis überhaupt Rad fährt. Diese Selbstgefährdung und Gefährdund Anderer halte ich für vermeidbar.“ Leser vinzenz pflichtet dem Vorposter bei: „Mir ist grad vor ner Stunde so dödeliger, rumeiernder Radfahrer vor den Kühler gefallen. Das ich diesen Mann NICHT überrollt habe grenzt an ein Wunder, es fehlten cm. Und wegen so einem Dödel, der sich Maßlos überschätzt, der Gefahr aber wie ein Mann 1:1 ins Auge blickt, hätte ich wohl eine Menge Ärger bekommen. Das regt mich auf. Und hätte im Ernstfall mein Mitleid arg in Grenzen gehalten.“ Auf die Rückfrage eines anderen Lesers, ob der Sicherheitsabstand möglicherweise zu gering war, antwortet vinzenz: „Sicherheitsabstand war völlig ausreichend. Nur wenn urplötzlich der Fahrradpilot die Hoheit über sein Verkehrsmittel verliert, abrupt nach links eiert und dabei noch nach links auf meine Spur fällt ? Nun bin ich durchaus Menschenfreund, aber in dieser Situation ausreichend Egoist NICHT in den Gegenverkehr auszuweichen.“
Ähnliche Bedenken hatten offenbar auch die Stadtväter von Bologna in Italien. Dort wurde das Radfahren zwischen dem 1. Dezember 2012 und dem 15. März 2013 selbst bei leichtestem Schneefall verboten. Wer dennoch Fahrrad fährt, zahlt eine Strafe von 39,- Euro.
Kommentare aus Tagesspiegel: Achtung, heute Nacht wird es richtig rutschig
Corriere di Bologna: Con la neve vietati scooter e bici, per i trasgressori multa da 39 euro
[via]
@ Johann: Öh, geliebtes Klischee. Da muss ich mal eine Lanze für den TSP brechen. Zumindest seit über einem Jahr sind die Artikel deutlich fundierter, im Sinne von Abwägungen und Informationen. Eine Ausnahme sind naturgemäß die Beiträge unter „Meinung“. Schau dir bei deinem Straba-Artikel, der unter „Meinung“ eingestellt worden war die Kommentar-Anzahl und die „Empfohlenen Kommentare“ an. Da hat der TSP offenbar ein Thema getroffen, das bewegt und der Tenor ist eindeutig. Ähnlich ist es mit den Radthemen, wo ebenfalls durchweg hohe Kommentarzahlen erreicht werden. Das Meinungsbild ist da allerdings gemischter, das hängt immer vom Anlass selbst ab. Hat gerade ein Radfahrer auf einen Fußgänger eingestochen, gibt es halt mehr Leute, die Lichtkontrollen und Helme für Radfahrer fordern, ist gerade wieder eine Dame mit dem Einkaufsrad von nem Rechtsabbieger überfahren worden, haben es die Autisten sehr schwer. Bei allgemeinen Verkehrsfragen würde ich auch sagen, dass die Radler in den Kommentaren mit kräftigem Rückenwind unterwegs sind. Das betrifft auch die andere Seite, die Autothemen. Höhere Strafen, Blitzer, Tempo 30 – das Gejammer geht sofort los, aber es gibt auch sofort noch viel kräftiger eins auf den Deckel. Autothemen an sich bringen von 0 (Regelfall) bis 10 Kommentare (bei Themen wie Elektromobilität und Spritpreis).
Eine ähnliche Bereitschaft einer Redaktion, dem Thema Fahrrad (jenseits von Kampfradler-Artikeln) Raum zu geben, sehe ich in keinem anderen Medium – wäre für Hinweise dankbar. Die Berliner Zeitung hatte mal eine Fahrradwoche, Spiegel Online bringt ab und an noch einen guten Artikel (in der Rubrik „Auto“…)
@ Christoph: An sich finde ich das eine gute Sache. Wenigstens die Leute, die tagtäglich dort langfahren, registrieren da wohl auch mal die neue Lage. Es ist halt besser, einmal explizit auf eine Veränderung hinzuweisen, als einfach nur ein Schild abzubauen. Noch besser wäre in meinen Augen eine regelmäßige Berieselung mit sicherheitsrelevanten Regeln über Fernsehen und Presse. Wäre eigentlich interessant, was die ADAC-Mitglieder da so zu lesen bekommen. Weiß das jemand?
@Christoph
Wenn dort ein Radweg war und die Polizei dir eine Weisung erteilt diesen zu benutzen musst Du der Weisung, im Normalfall, zunächst einmal folgen. Auch wenn der Radweg nicht benutzungspflichtig ist.
Anders sieht es aus wenn sie dich auffordern den Radweg zu benutzen und da ist gar keiner. Sondern z.B. nur ein Fussweg mit „Radfahrer“ frei.
So erging es mir einmal und ich sollte zahlen weil ich der Anweisung nicht gefolgt bin. Ich fragte dann wie ich etwas benutzen soll was garnicht da ist.
Diese Schilder, wie in München, stehen in Köln auch. Ich denke dadurch entsteht noch ein ganz anderes Problem. Vele werden denken, dass man nur dort auf der Fahrbahn radeln darf wo dieses Schild steht.
Gerade jetzt im Winter, wenn viele Radwege nicht befahrbar sind und Radfahrer legal auf die Fahrbahn ausweichen, entsteht da noch ein grösseres Problem für die Radfahrer.
Daher kann das Schild nur so aufgestellt werden.
http://www.siggis-seiten.de/DE-Rad.jpg
Das ist ein Argument…
@Christoph: Freundlich bleiben, sich die Namen geben lassen und den Namen des Vorgesetzten. Diesen anschliessend anschreiben oder anrufen und mal nett nachfragen, warum man „nur“ 15 Jahre alte Vorschriften nicht kennt. Kannst auch „entsprechende Massnahmen“ verlangen. Nachschulung, Anschiss etc. bleibt ihm dann überlassen. Anweisungen vor Ort ist erstmal Folge leisten. Dass du an der nächsten Einmündung wieder auf die Fahrbahn wechelst, interessiert sowieso keinen. Ich kann sogar verstehen, dass man sich als Polizist nichts sagen lässt, da man jeden Tag überwiegend Bullshit und Ausreden hört. Wenn dann mal jemand tatsächlich etwas besser weiss, geht das im sonstigen Rauschen unter.
Es gibt inzwischen schon seit einigen Jahren die technische Möglichkeit winterliche Innenstädte fürs Rad in wahre Wintersportfunparadiese zu verwandeln 🙂
Ich meine grob profilierte Spikereifen.
Eine Übersicht gibt es hier (danke für die tolle Übersicht, Komponentix)
http://www.komponentix.de/onlineshop/index.html?reifen_winterreifen.htm
Für europäische Winter mit möglichen nackten Asphaltintermezzos (im Gegensatz zu nördlichen Ländern) schrumpft die Auswahl für meine 28″ (für die 26er gibts mehr) bis auf einen zusammen.
Wegen der Asphaltzeiten ist ein durchlaufender Mittellaufstreifen angesagt und zwingend! Hartmetall!spikes.
Spikes aus gehärtetem Stahl (hab ich im Moment auf den ansonsten wirklich optimalen Conti Nordic Spike 240) nutzen sich zu schnell ab was den teuren Reifen schnell tendentiell (an Alternativen forsche ich gerade ;)) zum Luxusschrott macht.
Dazu muß er ein grobes und hohes Profil haben.
Schwalbe Marathon Winter und Snow Stud (mit einer Modifikation -> höheres Profil wäre er mein hiesiger Spitzenreiter gewesen…) scheiden wegen zu flachem Profil aus (hab beide gefahren und wieder verkauft) Weil man in Schnee und Eis zu wenig Grip/Traktion damit hat.
Reine Stollenreifen (in Finnland etc wohl optimal) haben zuviel Widerstand auf Asphalt und so bleibt als hartmetallbewhrter 28zöller nur der Nokian Hakkapeliitta W240.
Mit solchen Reifen verwandelt sich jede Winterfahrt in einen Spaßevent 🙂
Man vergißt das meiste was einem bisher Angst gemacht hat und kann problemlos umherrutschenden Autos ausweichen ;).
Auf welligem spiegelglattem Eis, wo man nicht mehr laufen lkann, ist fahren, lenken und bremsen (mit ein bißchen Feingefühl, Grobmotorik ist beim Radeln meistens schlecht) problemlos möglich.
Tendentiell schwierig sind weiterhin zB unterschneeische gefrorene hohe Spurrillen und, natürlich widerstandsmäßig, hoher Schnee.
Bei allem anderen ist nicht mehr die Frage ob sondern wie schnell 🙂
Das Konzept des Schwalbe Snow Stud war imho für Deutschland optimal. Per Luftdruck konnte man regeln ob die eigentlich optimal angebrachten Hartmetallspikes 😉 Bodenkontakt auf Asphalt haben oder nicht.
Aber mit dem bißchen Gummi drauf…. 🙁 , ok den gibts inzischen auch nicht mehr.
PS ich meinte natürlich daß man mit dem zu flachen Profil des Marathon Winter in Schnee und Schneematsch zu wenig Grip hat.
Für den Grip auf Eis sorgen ja die Spikes….
Offtopic aber interessant: Jedes Auto in Deutschland wird mit 2000 € von der Gesellschaft subventioniert.
http://m.heise.de/tp/blogs/8/153423
Offtopic, da kein Schnee und Eis involviert, aber ganz recht erst so richtig Scheiße:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/mitte-radfahrer-nach-zusammenstoss-mit-taxi-lebensgefaehrlich-verletzt/7571852.html
es ist wieder winter!
gestern nacht wars schön: frisch gefallener neuschnee, luft aus den big apples gelassen – instant fatbike – und mit schmackes durch den pulverschnee auf fast leeren straßen nach haus.
heute morgen: naja. mischverkehr im schnee ist mist. radspuren sind nicht geräumt. bis 10.00 uhr meldet die lokalpresse über 200 unfälle. ich hab jedenfalls kein bock, zu hoffen, dass mein jeweiliiger vierrädriger hintermann sich nicht bei geschwindigkeit und abstand leider verschätzt. für ihn ist es ja nur ein blechschaden…