Der Tagesspiegel wirft eine interessante Frage auf – wie begleitet man Kinder beim Radfahren?
Kinder bis zum 8. Lebensjahr müssen und Kinder bis zum 10. Lebensjahr dürfen Gehwege benutzen. Das schließt eine Benutzung der Fahrbahn oder von Radwegen aus, die wiederum den begleitenden Erwachsenen vorgeschrieben ist. Streng genommen müssten die Erwachsenen auf der Fahrbahn oder dem Radweg fahren und sich dort einerseits auf den Verkehr konzentrieren und andererseits das Kind beaufsichtigen und im Ernstfall eingreifen. Da das nicht möglich ist, könnten sie sich im Falle eines Unfalls eine Verletzung ihrer Aufsichtspflicht vorwerfen lassen.
Der Gesetzgeber hält sich bedeckt – auch in der ab 2013 gültigen STVO kommt das Thema nicht vor. Und so hat man weiterhin die Wahl zwischen drei unbefriedigenden Alternativen – der regelwidrigen Begleitung des Kindes auf dem Gehweg, der Aufsichtspflicht verletzenden Nutzung der Fahrbahn oder dem völligen Verzicht auf das gemeinsame Radfahren mit Kindern, das in der Gesetzeslandschaft irgendwie vergessen wurde.
Tagesspiegel 26.8.2012: Nur nicht in die Quere kommen
Ich gestehe, daß ich meine Kinder auf dem Gehweg begleite (bzw. begleitet habe).
Ich stelle da die Aufsichts- und Fürsorgepflicht höher als ein generelles Gehwegradelverbot für mich als Erwachsenen. Allein die Tatsache, daß ich ein Kind begleite, stellt ja eine niedrige Geschwindigkeit sicher, so daß ich nicht „aus Versehen“ zum Radlerrambo mutiere.
Meine Kinder wären anfangs auch nie alleine auf dem Bürgersteig gefahren, weil sie mich dank der Palette an parkenden Autos auf der Straße nicht gesehen hätten.
Inzwischen sind sie sicher genug, so daß wir abschnittsweise getrennt fahren.
Der Gesetzgeber hat sich mit dieser absurden Gesetzelage in diesem Punkt selbst disqualifiziert.
Daher entscheide in diesem Punkt nur ich was für meine Kinder das Sicherste ist.
Damals mit meinen Kindern und nun mit den Enkeln fahre ich immer auf der Fahrbahn. Wir machen sehr oft längere Radtouren. So etwas wäre garnicht möglich ohne dass man auf der Fahrbahn fährt.
Wer seine Kinder liebt – der schiebt?
Klare Sache, dass man sich hier im Zweifel gegen die StVO entscheiden muss.
Ich fahre auf auf dem Gehweg. Da gab es auch noch nie Konfliktsituationen mit Fußgängern, das wird geduldet.
Wenn ich allein unterwegs bin, fahre ich auf der Straße. Das wird wesentlich seltener geduldet. Ich möchte auch nicht wissen wie Autofahrer reagieren, die mit Schritttempo hinter mir herfahren müssen, weil ich mein Kind nicht auf dem Gehweg begleite, sondern auf der Straße.
@Michael Ich wünschte Autofahrer würden in der von dir beschriebenen Situation so reagieren, wie man als normaler Mensch reagieren sollte, langsam und vorsichtig daran vorbei fahren, aber ich fürchte einige normalen Menschen mutieren im Auto zu irgendwas anderem.
Gehwegfahren finde ich per se schrecklich, wüsste jetzt aber auch nicht wo hin, wenn man ein Kind unter 8 Jahren begleitet, in den Sitz schnüren oder in die Kiste packen geht ja sicher nicht auf allen Strecken, die wollen ja sicher irgendwann auch mal selbst fahren und nicht nur gefahren werden…
Ich habe in solchen Situationen, mit meiner Tochter auf dem Laufrad und jetzt auf einem 16Zoll Fahrrad, nur sehr nette Polizisten erlebt. Das Beste war einer der für uns auf dem Fußweg mit Rädern, den morgentlichen, irrwitzigen Berufsautoverkehr angehalten hat damit wir endlich über die unübersichtliche Kreuzung kommen. da hatte der irgendwie Spass dran.
@Michael, schwierig, da ja die meisten Autofahrer das Kind hinter den parkenden Autos nicht sehen. Wenn Du dann auf der Straße langsam rumeierst, gibt‘ schon mal Probleme. Idiotisch ist auch immer die Kreuzungssituation, wenn man mit dem Rad auf der Fahrbahn/Radweg Vofahrt hat, das Kind aber Vorfahrt beachten muss. Wie oft bin ich da schon unfreiwillig rechts abgebogen und habe den Verkehr irgendwie aufgehalten. Ich bin jedenfalls froh, dass mein Kind jetzt 8 Jahre alt ist und sich meist auch auf die Straße traut. Interessant ist ja auch die Frage: wer fährt zuerst? Ich fahre meist hinter meinem Kind und schiebe mich an der Kreuzung links neben sie. Ich habe das Gefühl, dass sie rel. schnell lernt, die Situationen auszuhandeln. Die meisten Autofahrer nehmen schon mehr Rücksicht auf das Kind als auf einen Erwachsenen.
Ja, auch ich habe meine Tochter fast immer auf dem Gehweg begleitet und tue es auch heute noch meist wenn der Gehweg nicht zu voll ist. Noch sehr selten – jetzt ist sie 6 Jahre alt – nehme ich sie inzwischen auch auf wenig befahrene Fahrbahnen mit.
Aber die Angelegenheit hat mich echt immer angekotzt. Ich will nicht auf dem Gehweg fahren und ich wollte auch nie, dass meine drei- und schon garnicht meine 5-jährige Tochter dort fahren muss. Mein Gefühl geht/ging da immer in die Richtung des berühmten Zitats von Enrique Peñalosa, einem ehemaligen Bürgermeister von Bogotá:
„Eine Stadt wird nicht dann zivilisierter, wenn sie Autobahnen hat, sondern wenn sich ein Kind mit Dreirad überall sicher und einfach bewegen kann.“
…und ein 6-jähriges Kind allemal! Ich bin gestern mit meiner Tochter die A100 stoppen-Demo mitgefahren. Völlig problemlos 22km in 2.5 Stunden (davon 30 Minuten Kundgebung) quer durch die Stadt. @berlinradler kanns bestätigen. Auf irgendwelchen Gehwegen rumeiernd hätte es wahrscheinlich 6 Stunden oder so gebraucht – und wäre 10 mal so gefährlich gewesen. Gehwegzwang für Kinder kommt daher so einer Art Mobilitätsverbot für Kinder gleich.
Schrittgeschwindigkeit für Kfz abseits der Hauptverkehradern und jede, ja jede die Hauptverkehrsadern verbindende Nebenstraße durch Poller auf halbem Weg für den Autodurchgangsverkehr undurchlässig und damit unbrauchbar machen – und gut wärs…da würde ich im Gegenzug dann sogar die A100 akzeptieren 😉
„Schrittgeschwindigkeit für Kfz abseits der Hauptverkehradern und jede, ja jede die Hauptverkehrsadern verbindende Nebenstraße durch Poller auf halbem Weg für den Autodurchgangsverkehr undurchlässig und damit unbrauchbar machen – und gut wärs…da würde ich im Gegenzug dann sogar die A100 akzeptieren“
Also die A100 ist ein Wurmfortsatz einer miesen Stadtplanung und ist völlig unakzeptabel.
Ebenso ist Schrittgeschwindigkeit auf der Fahrban auch für Radler enervierend. 25km/h wäre ok.
Ich hatte auch überlegt, die folgenden Gedankengänge bei der TSP-Diskussion reinzuschreiben.
Man sagt heutzutage einfach, dass die Fahrbahn gefährlich für Kinder ist. Da stimmt jeder zu. Allerdings steht dieser Fakt geradezu unverrückbar da, und keiner fragt nach den wirklichen Ursachen. Wenn ein Ausserirdischer oder ein Computer die STVO lesen würde, dann würde er sofort hinterfragen, warum die Fahrbahn denn so gefährlich sein soll? Fahrzeuge müssen viel Abstand halten und die Geschwindigkeit der Situation anpassen – die Fahrweise gegenüber Kindern muss laut Gesetz ausschließen, dass diese in Gefahr geraten.
Wir haben uns so an eine Rücksichtslosigkeit gewöhnt – auch ausgehend von Radfahrern auf Misch- oder Gehwegen – dass wir die als gegeben hinnehmen. Die Fahrbahn ist so gefährlich, dass man Radwege „braucht“ und so gefährlich, dass Kinder sie nicht mitbenutzen können. Aber warum? Weil manche Arten des Fehlverhaltens so etabliert sind, dass es gar keinen sozialen Korrekturdruck mehr gibt.
Und der Rest ist Rumgefrimle, das letztendlich keinen zufrieden macht.
Wir haben uns an die Lüge gewöhnt, dass die Fahrbahn gefährlich ist.
Nicht umsonst schrieb ich…
😉
@siggi, 120.000 Verkehrsunfälle mit ca. 7.000 Verletzten pro Jahr in Berlin sprechen nicht gerade dafür, dass die Fahrbahn ein Paradies ist, auf der man seinen Schaukelstuhl aufstellen sollte.
@Berlinradler
Natürlich im Vergleich zum Wohnzimmersofa ist die Fahrbahn natürlich gefährlicher, darum ging es hier ja auch.
Also meine bald 4-jährige Tochter lasse ich auch nicht auf der Fahrbahn fahren, und das werde ich so schnell auch nicht ändern. „Sicher“ ist für mich kein Wort, das den motorisierten Individualverkehr beschreibt. Weitgehend sicher vor Verkehrsunfällen ist man dort, wo gar keine Autos fahren.
1. Die Annahme, das man auf Nebenräumen und Sonderfahrstreifen vor den Autos, oder genauer: den Autofahrern sicher sei ist falsch. Denn dort und an den Kreuzungspunkten passieren sehr viele Unfälle, mehr als in vergleichbaren Situationen auf der Fahrbahn. Selbst Ausserorts werden immer wieder Radfahrer von Umherfliegenden Kfz oder Teilen ‚abgeschossen‘.
2. Unfälle passieren dann, wenn Verkehrsteilnehmer keine Chance haben sich wahrzunehmen. Und dieses ist auf Nebenräumen sehr viel häufiger gegeben als auf der Fahrbahn, wo sich Radfahrer im HAuptwahrnehmungsbereich der Kraftfahrer befinden (so sie nicht gerade versuchen sich rechts irgendwie vorbeizumogeln)
Bewährt hat es sich, wenn man mit Kindern unterwegs ist, dass das oder die Kinder vorneweg fahren, das Elternteil leicht nach links versetzt hinterher. Dort wird die Familie gut gesehen, die Kommunikationswege sind kurz und es ist genügend RAum da falls das Elterteil mal kurz sprinten muß. Die Kinder lernen wie sich das auf der Fahrbahn anfühlt und die Problematik mit dem Anhalten, Schieben und Sichtbeziehungen existiert nicht. Auch fällt es ihnen dann später leichter auf der Fahrbahn zu fahren. Und einen sichereren öffentlcihen Raum werden wir nicht dadurch schaffen, das wir uns entziehen, sondern nur in dem wir im eigenen Verhalten die Fremdgefährdungen abstellen und über die Mechanismen der sozialen Kontrolle die Fremdgefährdungen die andere erzeugen abstellen.
ervin
Ich vermisse bei den Auswahlmöglichkeiten dennoch die regelwidrige Begleitung des Kindes auf der Fahrbahn. Wie soll denn das Kind richtiges Verhalten im Straßenverkehr lernen, wenn es vom Straßenverkehr abgeschottet ist?
Natürlich ist das auch eine Frage des Alters der Kinder und ihrer Erfahrung. Ich werde mit meinen bestimmt nicht auf der vierspurigen Ausfallstraße Fahrübungen absolvieren. Es gibt aber genügend Nebenstraßen, wo das Radfahren auf der Fahrbahn – auch mit Kindern – mMn deutlich sicherer ist als das Rumgurken auf dem Fußweg.
Ich musste die Begleitung der Kinder auf dem Gehweg aufgeben. Bei uns an der Schule – oder irgendwo in der Nähe – steht regelmäßig ein Polizist, der radelnde Eltern vom Fahrrad holt und teilweise auch zur Kasse bittet. Dabei steht er vorsichtshalber mit dem Rücken zur Straße, um die regelwidrig haltenden Pkws nicht sehen zu müssen.
Die Kinder fahren jetzt allein auf dem Gehweg und ich auf der Straße, riskant ist das vorallem an Teifgaragenausfahrten und wenn der Gehweg nur linkseitig geführt wird, man also beim Straßenkreuzen nur brüllend eingreifen kann.
@Ervin Peters, Du beziehst Dein „Die Annahme, das man auf Nebenräumen […] sicher sei ist falsch“ vielleicht auf mein „sicher vor Verkehrsunfällen ist man dort, wo gar keine Autos fahren“. Ich meine mit autofreien Räumen nicht Rad- oder Gehwege, sondern beispielsweise Parks oder Wälder. Die Anzahl der Verkehrsunfallmeldungen aus solchen Bereichen tendiert gegen Null. Rad- und Gehwege sind, wie Du richtig feststellst, keine wirklich autofreien Räume, da sie eine ständige Kreuzung von Fahrbahnen nötig machen.
Fahrbahnen sind für Radfahrer sicherer als Radwege. Aber noch sicherer für Radfahrer sind eben die völlig autofreien Bereiche. Auch ohne Radwege wäre der Hauptunfallgegner und -verursacher für Radfahrer sicherlich das Auto.
Ob man nun Kinder jeden Alters auf jeder Fahrbahn fahren lassen sollte – ich würde das nicht unbedingt bejahen. Meine Tochter hält z.B. ständig an oder wechselt unbedacht die Seite des Gehwegs. Ein schneller unerwarteter Seitenwechsel auf der Fahrbahn birgt Gefahren, denen „größere“ Radfahrer deshalb nicht ausgesetzt sind, weil sie i.d.R. kontinuierlich und geradeaus fahren. Auf die Seitenwechsel meiner Tochter, so realistisch muss man sein, würde sich kaum ein Autofahrer durch angemessene Geschwindigkeit einstellen.
Das Kinder-Radfahr-Thema kann man m.E. nicht in das Radwege-sind-böse-Thema einmischen. Ich finde die Pflicht zur Benutzung des Gehwegs durch radfahrende Kleinkinder weitgehend sinnvoll, zumal die Kreuzungsgefahren zumindest von gesetzgeberischer Seite dadurch entschärft sind, dass die Kinder eigentlich absteigen müssen.
Prinzipiell stimme ich natürlich zu, dass Kinder ausreichenden Alters auf die Fahrbahn sollten. Wann dieses erreicht ist, kann ich mangels Erfahrung schwer sagen.
@Christiane: Das wär doch mal ein Grund, die Kinder direkt auf der Fahrbahn zu begleiten. Irgendwann müssen sie es ja lernen.
Mit vier Jahren sollte man Kinder schon mal in Nebenstrassen vor sich her fahren lassen.
Bedingung ist dabei immer, dass Kinder ihr Rad sicher beherrschen. Da gehört schon mal ein vernünftiges Rad dazu. Man kann sich dazu irgendwo im Park oder im Wald einen kleinen Parcour suchen den man immer wieder mal abfährt.
Ab einer Laufadgrösse von 16 Zoll (etwa ab 4 Jahren) sollten Knder keinen Rücktritt mehr haben. Das perfekte Bremsen mit Hinter- und Vorderradbremse lernen Kinder in kürzester Zeit. Leider bekommt man in dieser Grösse kaum vernünftige Räder.
Mein kleinster Enkel ist jetzt sechs. Das Fahren auf der Fahrbahn (natürlich in Begleitung) ist für ihn absolut kein Thema mehr.
Auch längere Radtouren (über 50km) durch das Kölner Umland können wir mit ihm problemlos auch auf Fahrbahnen fahren.
Anfang Juli sind wir den kompletten Ruhrtalradweg gefahren mit Tagesetappen zwischen 45 und 75 Kilometern. Ganz ohne Unfall oder Ausfall und ganz ohne Helm.
Nein, das Gehweggebot für Kinder halte ich nicht für sinnvoll. Die Eltern können doch am besten beurteilen, ob wo ihr Kind am besten aufgehoben ist. Die derzeitige Regelung ist jedenfalls weltfremd und führt zu einem Normenkonflikt: Laut StVO dürfen die Eltern nur zu Fuß hinter ihren Sprösslingen auf dem Fußweg her, die ihnen auferlegte Aufsichtspflicht verlangt aber, im Zweifel eingreifen zu können, was je nach Tempo unmöglich ist.
Und was das Absteigen und Schieben beim Queren der Fahrbahn angeht: Wie viele Kinder machen das tatsächlich? Wie viele Eltern achten darauf?
Noch komplizierter wird es, wenn zum Fahrrad fahrenden Kind auch noch ein weiteres Kind im Fahrradanhänger kommt. Aber mit Streckenkenntnis bzw. sorgfältiger Auswahl derselben und Umsicht geht auch das, natürlich nicht 100%ig Normkonform.
Zumindest in einigen Fällen, wie der Gräfestraße in Kreuzberg (viel Radverkehr, relative schmale Bürgersteige voller Gastronomie, Fahrbahn recht wenig befahren) könnte vielleicht die Ausweisung als Spielstraße den Kindern das legale Fahren auf der Fahrbahn ermöglichen, die Bürgersteige entlasten und den Streß für Eltern reduzieren.
@siggi: ein Kinderrad mit ordentlicher Bremse (inkl. an Kinderhände angepaßter Bremsgriffe!) & etwas Radbeherrschung finde ich auch enorm wichtig. Das hat meinen Kindern schon den einen oder anderen Zusammenstoß erspart – untereinander und u.a. mit einem rücksichtslos in eine Einfahrt einbiegenden Auto.
Also ich würde mir die Dienstnummer bzw. Namen des Beamten geben lassen und eine Beschwerde einreichen und ihn außerdem fragen, ob er es verantworten kann, dass wegen seiner Borniertheit die Gesudnheit deines Kindes gefährdet wird. Ich würde schriftlich richtig Druck auf die Polizeidienstselle ausüben. Die haben viel zu viel Schiss, schlechte Presse zu bekommen, falls da doch mal was passiert und dieser Beamter da wieder rumgestanden und Eltern auf die Straße geschickt hat.
@siggi
„Ab einer Laufadgrösse von 16 Zoll (etwa ab 4 Jahren) sollten Knder keinen Rücktritt mehr haben. “
Kannst du mir den Sinn hinter dieser Aussage mal erklären?
Naja. Ein Weltuntergang ist eine Rücktrittbremse sicher nicht. Aber es spricht schon einiges dagegen, bzw. fehlt es eigentlich an auch nur irgendeinem Grund, der für Rücktritt statt Handbremsen sprechen würde. Denn Rücktritt…
– Bremst schwächer
– bremst undosierter
– bremst später, da nicht aus beliebiger Kurbelposition möglich und auch aus korrekter Position noch mit kleiner Verzögerung
– ist schwerer, was in Relation zu Körpergewicht und Kraft des Fahrers bei einem Kinderrad ungleich nachteilhafter ist, als bei einem Erwachsenen
– erschwert vor Allem das Radfahrenlernen ganz am Anfang – also insbesondere das Anfahren, da sich die Pedale nicht frei in Startstellung positionieren lassen…
– Sollte sich mal was zwischen Kettenblatt und Kette verfangen – z.B ein Schnürsenkel -lässt sich das Verfangene schwieriger wieder befreien, da Rückwärtsdrehen der Kurbeln nur ein winziges Stück weit möglich ist. –> Sturz fast unvermeidlich.
– Und zu Guter Letzt: Warum sollte man sich sein Kind an eine Bremsenart gewöhnen lassen, die es ab in ein- oder zwei Jahren in seinem Leben wahrscheinlich nie wieder brauchen/benutzen wird?
@reclaim
alle gute Argumente, aber besonders der letzte Punkt und siggis „Ab einer Laufadgrösse von 16 Zoll (etwa ab 4 Jahren) sollten Knder keinen Rücktritt mehr haben. ” ergibt keinen Sinn.
Wenn sich Kinder nicht an Rücktritt gewöhnen sollen, warum sollen sie den dann bei Rädern unter 16“ haben? Du schreibst ja selber: „erschwert vor Allem das Radfahrenlernen ganz am Anfang – also insbesondere das Anfahren, da sich die Pedale nicht frei in Startstellung positionieren lassen… “
Ich bin kein fanatischer Rücktrittbremsenverfechter, aber ich sehe vor allem bei meinen jugendlichen Kindern einen entscheidenden Vorteil: Die Rücktritte funktionieren einfach. Wenn ich sehe, wie viele Kinder in der Nachbarschaft zwar eine superduper 21 Gang-Schickimicki Schaltung haben, aber deren Bremsen mangels Wartung einfach nur unbrauchbar sind, dann ist mir Rücktritt allemal lieber…..
Noch eine Bemerkung:
„- Sollte sich mal was zwischen Kettenblatt und Kette verfangen – z.B ein Schnürsenkel -lässt sich das Verfangene schwieriger wieder befreien, da Rückwärtsdrehen der Kurbeln nur ein winziges Stück weit möglich ist. –> Sturz fast unvermeidlich.“
=> die offenen Ketten sind ja wohl ein Problem der Kettenschaltungen. Mit einem vernünftigen geschlossenen Kasten hast du mit Rücktritt nämlich überhaupt kein Problem mit Dreck und verfangenen Schnürsenkeln. 🙂
@handwerker:
Da hast Du bezüglich der Fragwürdigkeit von Siggis Aussage natürlich Recht. Selbstverständlich gilt alles zum Rücktritt von mir Gesagte für Räder jeder Größe.
Ich nehme an, dass @siggi auch nur deshalb ab 16″ schrieb, da darunter zumindest bis vor ein paar Jahren rücktrittlose 16″ Räder kaum zu finden waren – und es unter 16″ auch heute im Laden um die Ecke sowas eigentlich nicht gibt.
Bei 16″ sind mir da eigentlich nur bekannt:
– Islabikes CNOC 16 (die Referenz)
– Kokua Like2Bike 16 (auch ziemlich gut. Nur hat sich die Firma bei mir damit sehr unbeliebt gemacht, dass sie die erste Charge dieser Räder nicht zurückgerufen hat, obwohl sie eine kaum fahrbahre Gemetrie mit viel zu hohem Tretlager hatte)
– Orbea Grow 1 (noch sehr neu auf dem Markt. Erfahrungsberichte sind mir noch nicht bekannt)
Unter 16″ kenne ich rücktrittlos nur das Islabikes CNOC 14. Ein Traum von einem ersten Rad.
Übrigens werden fast alle Islabikes im Frühjar 2013 nochmal je nach Modell zwischen knapp einem Kilo und 1,5 Kilo leichter – aber dabei auch nochmal 50 Pfund teurer (und Achtung Versand nach D liegt je nach Modell auch bei nochmal 40-70 Pfund). Im Vergleich zu jedem beliebigen Puky, Specialized, Cube, Stevens, Scott etc. Kinderrad hat das Kind dann ein ca. 2 bis 4kg leichteres Rad bei identischer Größe. Und was 2 bis 4kg für ein Kind bedeuten, würde ich so ungefähr analog 10kg Mehr-/wenigergewicht bei einem Erwachsenenrad einschätzen.
Naja. Von Schaltung vorne an einem 16″ war ich natürlich nicht ausgegangen. Halte für nicht Alpenbewohner auch an einem 20″ und meist auch noch bei 24″ für Mumpitz.
Aber auch bei vorne 1-fach kann sich ein Schnürsenkel oder sonstwas natürlih aufwickeln. Aber klar: ein Kettenkasten löst das Problem. Nur ist das wieder zusätzliches Gewicht und füher oder später doofes Rumgeklapper. Dann m.E. doch lieber etwas minimalistischer ein Bashguard.
@reclaim: ich hatte auch eines der ersten Kokua Like2bike gekauft (Frühjahr 2010), weil es laut Werbung ideal als Fortsetzung des (phantastischen) Likeabike Jumper sein sollte, aber dann aus genau dem von Dir genannten Grund zurückgegeben und in England ein Islabike CNOC 16 bestellt. Ist schon ein feines Rad, das jetzt schon (mit dem neuen ca. 250g leichteren Alulenker) das zweite Kind erfreut.
Die aktuellen Kokuas in 20″ haben mMn zu viele Spezialteile (Schaltung, Naben), die Zweifel an der Ersatzteilbeschaffung in ein paar Jahren aufkommen lassen. Schick sind sie aber und leicht auch!
Schön ist auch, daß sich langsam ein gewisses Angebot an Kinderrädern, die auch zum Fahren von Strecken >2km geeignet sind, entwickelt.
bei decathlon.de gibts ab 14“ ohne rücktritt und mit kettenkasten
Ja. Ich hab die Teile mit dem zu hohen Tretlager hier noch bis letztes Jahr vereinzelt in den Schaufenster hängen sehen. Ich hab echt Mitleid mit jedem Kind, dass damit fahren sollte. Das grenzte m.E. schon fast an Körperverletzung und es dürfte so ziemlich jedem Kind, dass damit fahren musste/muss unerklärlich sein, was am Radfahren praktisch sein oder Spaß machen soll.
Im Einzelfall von Reklamation hat Kokua die verunglückte Geometrie ja auch tatsächlich voll eingeräumt und die Räder zurückgenommen und irgendwann dann ja auch die Geometrie geändert. m.E. hätten die Räder aber allesamt zurückgerufen werden müssen, weil es m.E. einfach fies ist, Kindern sehenden Auges den Spaß am ersten Fahrrad zu verderben.
So viel Fachkompetenz – ich muss mir echt mal einen von Euch mitnehmen, wenn ich demnächst das erste Kinderfahrrad kaufe 😉 Ist es überhaupt empfehlenswert, bei Stadler o.ä. nachzuschauen, oder bestellt man besser im Netz?
Stimmt. Und sogar für einen Apfel und ein Ei. Allerdings hinten mit Trommelbremse und nicht v-Brake und natürlich insgesamt mit recht hohem Gewicht – sowie einer recht fragwürdigen Lenkgeometrie angesichts Vorbaulänge 0cm ?!
@berlinradler: es kommt (wie fast immer) darauf an, was genau Du haben willst, wieviel Aufwand Du treiben willst und wie groß das Budget ist. Bei Kinderrädern kommt noch die Frage der potentiellen Nutzungszeit dazu, also ob man lieber mehrere möglichst gut passende Räder kauft oder so ein „mitwachsendes“ Rad (gibts von Froschrad und Patria), das mMn wohl nie richtig paßt und viel zu schwer ist.
Einen Laden (in Berlin), der für Kinderräder uneingeschränkt zu empfehlen ist, kenne ich nicht. Ich habe mich allerdings auch nicht explizit in Läden diesbezüglich beraten lassen – mich hat schon das nicht vorhandene Angebot abgehalten.
Nach ausgiebiger Internet-Recherche kam für mich deshalb nur die Bestellung bei Islabikes in Frage (das Cycletech Moskito ist oberhalb meines Budgets), obwohl ich kein großer Freund des Versandhandels bin. Das Risiko, ein Montagsprodukt zu erhalten, bin ich eingegangen, habe aber 2 mal schon keinen Grund zur Reklamation gehabt.
Das Konzept von Islabikes ist eben der Direktversand bzw. die Abholung vor Ort in England – wohl aus Kosten- und Kontrollgründen (ist ne kleine Firma, spezialisiert auf Kinderräder).
Im 20″-Bereich gibt es neuderdings von Orbea ein Rad ohne (unnütze) Federgabel, das man wohl über einen lokalen Händler beziehen kann.
Ansonsten gibt es auch Leute, die nehmen einen leichten Rahmen und bauen dann mit edlen und z.T. per Handarbeit angepaßten Teilen (Tretkurbel) individuelle Räder für ihre Kinder auf. Dazu gibt es im Kinderrad-Forum von mtb-news.de (http://www.mtb-news.de/forum/forumdisplay.php?f=191) einen sehr inspirierenden und ultralangen thread (http://www.mtb-news.de/forum/showthread.php?t=325656).
Übrigens: Die Verkehrswacht empfiehlt Radfahren für Kinder auf der Straße erst ab 14 (!) Jahren. Das passt dann überhaupt nicht mehr zu diesen absurden Gesetzen. Aber ziemlich gut zur eingeschränkten Wahrnehmung von Kindern.
Ab 16 Zoll ist die Auswahl grösser und da sollte man dann besser Fahrräder ohne Rücktriit kaufen.
Wenn man darunter ein gutes Rad ohne Rücktritt bekommt ist das natürlich auch gut. Gibt es aber kaum.
Oder selber aufbauen.
Hab einen brauchbaren Stahlrahmen vo einem alten Kinderrad genommen
-Aheadset Adapter dran
-gekürzten MTB Lenker dazu
-Kindgerechte Bremsgriffe dran
-ein paar alte LX Cantileverbremsen auf die Sockel
-verstellbares Seildreieck zur Anpassung der Hebelwirkung
-aus einer alten 36 Loch Dreigangnabe den Rücktritt ausgebaut
-und die Nabe dann in eine 20-Loch 16″ Felge eingespeicht.
Bei 16″ Zoll ist meine „Beratung“ ganz einfach: Islabikes CNOC 14 oder 16 und sonst nix. Sozusagen alternativlos. Zurückschrecken vorm Preis ist nicht nötig. Wiederverkauswert eingerechnet kosten die auch nur EUR ca. EUR 150.-
Bei 20″ wird es komplexer – aber immernoch recht übersichtlich. Wenn es um 20″ Zoll geht, schreib mir einfach ne Mail und wir treffen uns auf einen Kaffee mit Internetzugang zum Kinderräderfachsimpeln. 🙂
Und: Richtig vermutet: Beim Stadler schauen, kannst Du Dir im Kinderradbereich – wenigstens bis 16″ – komplett sparen. Da lohnt ein Besuch höchstens zur Abschreckung. Bei 20″ kannst Du Dir den Stadlerbesuch aber eigentlich auch sparen, denn da lässt sich voraussagen, dass dann genau zwei Räder zunächst interessant erscheinen könnten. Nämlich die (Starrgabel)-20″ Zoller von Cube oder Stevens (wenn es die da tatsächlich gibt, was aber gut sein könnte). Und vielleicht noch ein Marin, was aber unwahrscheinlich ist, dass Stadler es im Programm hat. Aber auch da gibt es halt Besseres anderswo. Abgesehen von Islabikes z.B bei Orbea oder Kaniabikes (wobei mir die aus gänzlich anderen Gründen noch tausendmal unsymphatischer sind, als Kokua wie oben beschrieben).
(MTB-Cycletech Moskito – obwohl supergut – lass ich mal als 20″ außen vor, da trotz 20″ doch eher für größere/ältere Kinder tauglich und obendrauf auch nochmal einen ganzen Zacken teurer.)
@sigggi: Was hast Du bei Deinem Aufbau als Kurbel genommen?
@Petra:
Hast Du einen Link zu einer Seite der Verkehrswacht, wo das mit den 14 Jahren steht?
War missverständlich: Das „unsymphatisch“ bezog sich auf allein auf Kania. Nicht im Geringsten auf Orbea.
@reclaim: was Kaniabikes betrifft: volle Zustimmung! Tip: mal die konkurrierenden (?) Web-Präsentationen (kaniabikes.de vs. kaniabikes.eu) ansehen und dabei auch einen Blick ins jeweilige Impressum werfen.
Du glaubst nicht, wieviele ungläubige Blicke ich in den letzen zwei Jahren vor Allem ins Impressum von kaniabikes.de und andere Seiten mit identischem Impressum geworfen habe 😀
@reclaim: joo, und dann noch die schönen „Erfahrungsberichte“ 🙂 Aber das ist denn doch schon sehr off-topic. Gute Nacht!
Weils gerade mal so passt.
http://www.youtube.com/watch?v=qGaLL-iQ7VU&feature=youtu.be
@reclaim
Das mit dem Impressum scheint auch schon anderen aufgefallen zu sein 🙂
http://www.mtb-news.de/forum/showthread.php?t=385698&page=12
@ reclaim
ich war zwar nicht gefragt und vielleicht kennst Du die auch schon, aber falls nicht hilfts Dir vielleicht (ich hatte ziemlich lange gebraucht um die zu finden). Hab zwar keine Kinder aber eine recht kurz geratene Freundin. Es gibt für kleine Frauen einfach keine(!) sinnvolle Alltagsfahrräder. Konnte es selber kaum glauben.
Damals standen
AC Mini LE – viele Größen, bunt ist cool 😉 in d schlecht zu bekommen
Miche Young – ok, seltener lochkreis
Sinz Expert – kA
Sugino XD – ists geworden in 152mm, da
– günstig (50euro in d bekommen)
– gute Qualität, Standard Lochkreis 110mm, Standard JIS Vierkant Innenlager
Von den Lösungen alte 175mm Kurbeln zu Kürzen und ein neues Gewinde zu Schneiden halte ich nichts:
– damit das was wird und hält braucht man einiges an gutem Werkzeug
– Kurbeln werden schon seit Jahrzehnten gewichtsoptimiert, sehr Wahrscheinlich dass nicht nur die Materialverteilung sondern auch die Struktur inhomogen ist
@all ich kann den von rowerzysta erwähnten thread auch nur empfehlen für einen ruhigen Abend(!), sehr viele Inspirationen für von der Industrie vernachlässigte „Sonderfälle“.