Schon oft haben wir über Vorstöße berichtet, die das Unfallrisiko durch Kopfhörer mit Verboten beseitigen wollten. Im Januar 2012 behauptete das ZDF-Magazin „heute“, dass die Fußgängerunfälle durch das Tragen von Kopfhörern zunehmen würden. AutoVerkehrsminister Ramsauer polemisierte im selben Monat: „Mit lauter Musik schlafwandeln sie über Straßen und Bahnsteige„. Ja, sehr gefährlich, die ständigen Bahnsteigunfälle.
Ein neuer Vorstoß für ein Verbot von Kopfhörern für Fußgänger und Radfahrer kommt nun von der MDR Umschau. Auch hier behauptet man unter dem ausdrücklichen Hinweis auf fehlende gesicherte Zahlen (!), dass Unfälle, die von Fußgängern oder Radfahrern mit Kopfhörern verursacht werden, zunehmen würden. Man stützt sich dabei auf Protokolle der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB), nach denen Gefahrenbremsungen von Straßenbahnen wegen Kopfhörerträgern zunehmen.
Nach Aussagen einer Wissenschaftlerin kommt es dabei nicht auf die Lautstärke an. Auch leise Musik hätte die Reaktionszeit von Probanden in einer Studie um etwa 20% erhöht. Der MDR zieht daraus seine Schlüsse: Aus der Gruppe von Autofahrern, Motorradfahrern, Radfahrern und Fußgängern greife man die beiden letztgenannten heraus und verbiete ihnen die Musik während der Fortbewegung. Konsequent und logisch, oder?
Und da die aufgesetzte Krone bisher fehlt, lässt man noch Staatssekretär Mücke zu Wort kommen, der – sollte sich wirklich ein Problem darstellen – das Verkehrsministerium in der Pflicht sieht, eine Regelung zu schaffen. Genauso beherzt, wie man das bei anderen, in den Unfallursachen wirklich auftretenden Problemen, Stichwort „Rechtsabbieger“, tut?
MDR Umschau: Unfallrisiko Kopfhörer, 21.8.2012 (Kommentare ohne vorherige Registrierung möglich)
Das ist schon wieder so bescheuert, dass man wohl ernsthaft mit einem solchen Verbot rechnen muss.
Wäre doch gelacht, wenn man den Radfahrern irgendwann nicht auch noch das kleinste bisschen Freiheit nehmen könnte.
„Die ist das Land der begrenzten Unmöglichkeiten.“
Der Fahrer muss also stets das an ihn in normaler Face-to-Face-Lautstärke gerichtete, gesprochene Wort verstehen können, sonst ist sein Gehör illegal beeinträchtigt?
Das wird die dann bald völlig arbeitslosen Hersteller von Autofensterscheiben nicht freuen.
Herr lass Hirn regnen auf auf die MDR-Redaktion und das Verkehrsministerium. Mal wieder alles nur zum Fremdschämen.
Ich hör zwar nur Podcasts und keine Musik über Ohrstecker, aber ich habe schon darauf geachtet, daß es eben keine sind, die die Aussengeräusche wegfiltern. So höre ich auch Vogelgzwitscher und (wichtiger) Reifenabrollgeräusche von aussen. Können Autofahrer das auch? Nein!
Zusätzlicher Vorteil: Weil mich die Podcasts interessieren, bleibe ich nicht dauernd stehen, um dumme Autofahrer zu beschimpfen, sondern fahre einfach weiter 🙂
Wenn ihr alle durchblicken lasst, dass ihr gerne mit Ohrsteckern rumfahrt und das erlaubt sein soll, dann solltet ihr auch das Handytelefonieren von Autofahrern (etwa beim Rechtsabbiegen über Radfahrer hinweg) gutheißen. Also: Verbündet euch mit dem ADAC etc. und plädiert dafür, dass jeder Verkehrsteilnehmer alles machen kann, um sich nicht auf seine Umwelt einlassen zu müssen.
Ohrstöpselfahrer sind Autisten!
Naja, Gernfahrer, vielleicht ist die Kritik an dem MDR-Artikel ja nicht ganz angekommen.
1. Trotz eines bundesweit seit Jahren gegenläufigen Trends behauptet man, Fußgänger- und Fahrradunfälle würden zunehmen. Das ist nicht der Fall. Man behauptet zudem, dass der Anstieg am Tragen von Kopfhörern läge und die angebliche Zunahme an Unfällen einzig von Radfahrern und Fußgängern verursacht würde. Das ist nicht nur fragwürdig, sondern offensichtlich an den Haaren herbeigezogen.
2. Bei der „Lösung“ des Problems beschränkt man sich auf Fußgänger und Radfahrer. Autoradios und starke Schallisolierung durch Autofenster blieben davon unberührt.
Diese beiden Kritikpunkte bedeuten im Umkehrschluss durchaus nicht, dass wir „alle“ gerne mit Kopfhörern rumfahren. Im übrigen ist Handytelefonieren bereits verboten.
Und natürlich ist besonders frustrierend, dass immer wieder derartige Nebelkerzen (Kopfhörer, Helm, Leuchtkleidung … ja bishin zur Forderung nach eine Mindestprofiltiefe für Fahrradreifen oder gar Schutzbleche) gezündet werden, während tagein, tagaus Menschen immer wieder den gleichen vermeidbaren Unfallursachen erliegen.
Da hat Berlinradler zwar Recht, dennoch muss man schauen, dass man nicht nach dem Motto argumentiert „WEIL meine Mutter sagt ich soll Handschuhe anziehen, geh ich auch bei -20 Grad ohne“.
Ich jedenfalls weiss warum ich mich mit Kopfhörern körperlich unwohl fühle. Es ist genau wie Gernradler beschreibt: das subtile Aufnehmen der Umweltgeräusche ist ein Teil des „7. Sinnes“ des Radfahrers, der den guten, erfahrenen Radfahrer im Unterschied zum naiven Hans-Guck-in-die Luft ausmacht. Das Stammhirn nimmt so Gefahr wahr, bevor ich sie sehe. Das ist für Radfahrer nötiger als für Autofahrer, weil sie im Unfallfall tot sind und nicht nur betroffen. Ausserdem ist ihr Verkehrsraum (Radwege!) enger und weniger berechenbar. Also: Wenns von der falschen Seite kommt, sind solche Forderungen ein „blame the victim“, dennoch: wenn man an sich den Anspruch hat kompetent, d.h. mit hoher Aufmerksamkeit und maximal sicher für sich und die anderen Verkehrsteilnehmer (Hund, Katze, Kind) zu fahren, sollte man die Ohren lieber unverstöpselt lassen.
also, bei der wahrnehmung audibler informationen im straßenverkehr nehme ich ungern einschränkungen in kauf und wenn die musik so leise spielt, dass sie für mich (bewusst subkjektiv formuliert, das 😉 ) keine einschränkung darstellt, wird es im dichten berliner berufsverkehr witzlos.
der vergleich mit den handies hingegen, @gernfahrer, hinkt gewaltig, da die benutzung eines solchen eine hand in anspruch nimmt und ebenso visuelle aufmerksamkeit vom geschehen auf der straße abzieht.
@SaschaRegensburg, dass Musik hören einen wichtigen Sinn im Straßenverkehr unterdrückt, wird niemand bestreiten. Und auch über die Konsequenz, Musik bei der Teilnahme am Verkehr zu verbieten, kann man durchaus offen diskutieren. Nur bei einem Punkt mache ich nicht mit, nämlich wenn das ausschließlich Fußgänger und Radfahrer betreffen soll.
Wir haben ja zwei Faktoren, nämlich
– die Schalldämpfung und
– die Velängerung der Reaktionszeiten durch die Ablenkung.
Der MDR konzentrierte sich witzigerweise auf den zweiten Faktor, der völlig gleich auf Autofahrer und Radfahrer wirken dürfte, nämlich die Ablenkung durch Musik. Auf die Dämpfung des Lärmpegels ging man gar nicht ein.
Ich kann auch nicht zustimmen, dass der potentiell weniger betroffene (Autofahrer) sich stärker von Umwelteinflüssen abschotten darf als der potentiell stärker betroffene (Radfahrer). Schließlich treten fast alle Straßenverkehrsunfälle unter Beteiligung von Kraftfahrzeugen auf – Radfahrer untereinander oder Radfahrer und Fußgänger geraten weit seltener in Unfälle. Kfz-Fahrten bergen größere Unfallrisiken als andere Fortbewegungsarten, daher ist gerade hier alles zu tun, um Unfälle zu minimieren.
Für mich als Radfahrer gibt es öfters Probleme, die mit Lärm oder Schalldämpfung zu tun haben:
– Ich klingle wegen verträumten Autofahrern nur, wenn die das Fenster runtergekurbelt haben. Andere kann ich prinzipiell nicht auf Gefahren hinweisen, die sie verursachen. Die Notwendigkeit bestünde hingegen regelmäßig. Wie wäre es mit einer Kampagne für lautere Fahrradklingeln?
– Krankenwagen und Feuerwehren haben Sirenen, die auf stark abgeschirmte Kraftfahrzeuge abgestimmt sind. Das ist ein großes Problem, denn wenn sie die einschalten und ich nur wenige Meter davor bin, kann ich gar nicht garantieren, dass ich nicht vor Schreck stürze. Wie wäre es mit einer Kampagne für Sondersignale, die zunächst leise starten, damit man vorgewarnt ist?
DAS sind Probleme, die ich wirklich wahrnehme. Aber der MDR plappert nur was nach, was bis vor einer Äußerung des „Verkehrs-„Ministers niemals in der Öffentlichkeit diskutiert wurde.
Entschuldigung Gernfahrer, aber hast du die vorhergehenden Kommentare überhaupt gelesen? Scheint nicht so, oder vielleicht hapert es beim Schritt danach in der Verarbeitung des Gelesenen? Aber dafür kannste die nicht verstandenen Äpfel mit Birnen bekämpfen, nicht wahr nicht? Denn genau wie beim Führen eines „Kraft“fahrzeuges ist auch beim Führen eines „Muskel“fahrzeuges das Telefonieren per Mobiltelefon am Ohr nicht erlaubt.
Ich persönlich fahre nicht gerne mit Kopfhörern, aber natürlich ist ein generelles Verbot selbiger schlicht und ergreifend nicht begründbar. Interessant auch die Beschränkung auf weniger gefährliche Verkehrsteilnehmer, obwohl *alle* verlängerte Reaktionszeit durch Musik aufweisen. Das wär doch mal was: Musikanlagenverbot in allen Fahrzeugen!
Nach 23 Kommentaren, die allesamt mehr oder weniger die Frage stellten, warum man Autos von einem potentiellen Musikverbot ausnehmen wolle, hat der MDR nun die Kommentarfunktion unter dem Artikel abgeschaltet. Die Kommentare kann man nicht mehr lesen 😉
apropo Klingeln und Geräuschgedämmte Fahrgastzellen:
Mich hat mal eine schusselige/grobfahrlässige Dame in einer Anwohnerstrasse beim Rechtsabbiegen so krass geschnitten (nachdem sie mich gerade erst überholt hatte), dass ich mein Bremsmanöver mit einem derartigen Urschrei begleitet haben muss dass sie es sich doch noch rechtzeitig anders überlegt hat. Die Folgende Heiserkeit hab ich ernstahft über ne Hupe nachgedacht: http://www.airzound.co.uk/
Alternativ wäre auch ein ans Radio angeschlossenes Außenmikrofon mal ein echtes Feature. Wenn nur bestimmte Frequenzen durchgelassen werden (z.B. Fahrradklingeln und Signale der Einsatzfahrzeuge) würden die geliebte Isolation noch nichtmal eingeschränkt. Kann doch in Zeiten von Rückfahrkameras und ParkAssi nicht so schwer sein!
Einen ähnlichen Witz hat sich dieser Renter-TV Sender auf Bildniveau bereits in der Vergangenheit erlaubt:
http://www.youtube.com/watch?v=P1hEsP2EGw0
In dem ganzen Clip sind mehr StVO Vertöße der Autofahrer zu beobachten – insbesondere mit Gefährdung. Die Message ist aber „Radfahrer Rowdys“ gefährden sich selber und andere im Straßenverkehr.
Ich selber würde nie mit Kopfhörern radeln – und ehrlich gesagt nerven mich immer wieder völlig abgelenkte Radfahrer mit Kopfhörern (die dann meist die ganze breite des Radwegs blockieren). Eine derartige Einseitigkeit ist aber natürlich völlig absurd. Wäre aber schon dafür, dass es einen StVO-Zusatz gibt, der verlangt dass jeder Vekehrsteilnehmer (Fußgänger ausgeschlossen, wir wollen ja Gehörlosen nicht verbieten aus dem Haus zu gehen) in der Lage sein muss Geräusche einer Bestimmten Lautstärke wahrzunehmen – ich denke da so an das Klingeln einer Fahrradglocke 😉
In Wien war grad wieder die wochenlange Sommerlochdebatte zu Fahrradnummernschildern dran… Inkl. sämtlicher (vorwiegend Boulevard-)medien und quer durch alle Parteien. Das ganze sollte sehr offensichtlich von der Parkzonenerweiterung in die Wiener Außenbezirke ablenken…
Straßenverkehrs-Ordnung (StVO)
I. Allgemeine Verkehrsregeln
§23 Sonstige Pflichten des Fahrzeugführers
(1) Der Fahrzeugführer ist dafür verantwortlich, daß seine Sicht und das Gehör nicht durch die Besetzung, Tiere, die Ladung, Geräte oder den Zustand des Fahrzeugs beeinträchtigt werden.
Kopfhörer beim Fahrradfahren sind scheiße, insbesondere dann, wenn die entsprechend ausgerüsteten Damen und Herren deswegen meine Fahrradklingel nicht mehr hören (und eine Autohupe habe ich leider nicht am Fahrrad) bzw. diese so verträumt auf dem Rad unterwegs sind, dass sie ihre Umwelt nicht mehr wahrnehmen.
Die in dem Beitrag aufgeführten Zahlen mögen an den Haaren herbeigezogen sein. Der Fakt selber, dass Personen, die über Kopfhörer beim Fahrradfahren Musik hören, in der erforderlichen Wahrnehmung ihrer Umwelt gestört sind, dürfte unstrittig sein.
Und ich bin mir sicher, dass ein Fußgänger, der in einen Straßenunfall verwickelt wird und dabei Kopfhörer auf hatte, arge Schwierigkeiten haben wird nachzuweisen, dass er umsichtig genug war und sein konnte, um den Straßenunfall durch eigene Aufmerksamkeit eventuell zu vermeiden. Und dieser Argumentation könnte ich mich möglicherweise nicht unbedingt verschließen.
Geschlossene Fenster und/oder Musikhören beim Autofahren sind scheiße, insbesondere dann, wenn die entsprechend ausgerüsteten Damen und Herren deswegen meine Fahrradklingel oder Autohupe nicht mehr hören (und ein Martinshorn habe ich weder am Auto noch am Fahrrad) bzw. diese so verträumt im Auto unterwegs sind, dass sie ihre Umwelt nicht mehr wahrnehmen.
Die in dem Beitrag aufgeführten Zahlen SIND an den Haaren herbeigezogen. Der Fakt selber, dass Personen, die beim Autofahren Musik hören oder mit geschlossenen Fenstern Auto fahren – oder gar beides gleichzeitig, in der erforderlichen Wahrnehmung ihrer Umwelt gestört sind, SOLLTE eigentlich unstrittig sein.
Und ich bin mir sicher, dass ein Autofahrer, der in einen Straßenunfall verwickelt wird und dabei Musik hörte oder die Fenster geschlossen hatte, dieselben Schwierigkeiten haben SOLLTE nachzuweisen, dass er umsichtig genug war und sein konnte, um den Straßenunfall durch eigene Aufmerksamkeit eventuell zu vermeiden wie ein Radfahrer, der in einen Straßenunfall verwickelt wird und dabei Kopfhörer auf hatte. Und dieser Argumentation kann ich mich ganz sicher nicht verschließen.
😉 nichts für Ungut
@siggi, Dachte ich mir eigentlich schon. Dann wirds mal Zeit, dass das auch durchgesetzt wird. Ach ja, betrifft ja nicht so sehr die Sicherheit anderer Autofahrer. …dann wird da wohl nix draus…
@berlinradler
Ich kann sie noch lesen. Allerdings waren nach einem Klick auf Deinen Link in der Tat zunächst verschwunden – nach „SHIFT-Reload“ aber wieder da. Seltsame Seite…
Das ist ja nett, dass @MrPorhtnasim Gehörlosen das Führen von Fahrzeugen verbieten will! Vermutlich so ein „nach-Gehör“-Verkehrsteilnehmer mit Nackenstarre… Schon beim mdr-Hörfunk beworben?
@Koch_Lea Na, wenn ich König von Deutschland wäre würden Gehörlose natürlich eine Ausnahmeregelung kriegen. Will da ja mal nicht so sein. Aber, dass Du vorschlägst, dass ich mich beim mdr-Hörfunk bewerben soll ist nun doch eine arg grobe Beleidigung. Der ist ja fast noch schlimmer als das mdr Fernsehen. Auch stößt mir Deine unterschwellige Diskriminierung von Mitmenschen mit Nackenstarre übel auf. Was kann ich denn dafür, dass ich nur mit einem Halswirbel und einem wirklich dicken Hals geboren wurde.
@Reclaim:
Schön, dass sie der Argumentation im wesentlichen folgen können. Nur ein Hinweis noch, der Autofahrer wird bei geschlossenem Fenster und Musik nur dann ein Problem bekommen, wenn er Signalhörner von Einsatzfahrzeugen oder ein warnendes Hupen nicht hören konnte. Und dafür muss dei Musik schon ziemlich laut sein.
Ah, Sommerloch: „die Ablenkung durch die Verarbeitung des Gehörten“ ist heuer das Problem; sogar bei Gesprächslautstärke.
Bevor jetzt aber jemand auf die Idee kommt, diese Behauptung als Vorwand zu nutzen, die gesprächige Ehefrau auf dem Beifahrersitz vorrübergehend ruhigzustellen, sollte er bedenken, dass er dann weder Freisprechanlage, noch Autoradio noch sein Navigationsgerät nutzen sollte.
Oder haben „Wissenschaftler jetzt [auch] herausgefunden“ dass Radfahrer und Fußgänger selektiv „durch die Verarbeitung des Gehörten“ abgelenkt werden, da ihnen das offenbar konzentrationsfördernde Motorgeräusch fehlt?
Ach, was waren das noch für selige Zeiten, als sich das Sommerloch auf Impotenz-auslösende Fahrradsättel beschränkte.
@Jürgen, Autofahrer sind nicht nur gefährdet, sondern gefährden. In der Stadt insbesondere Fußgänger und Radfahrer. Und da ist es mir keineswegs ersichtlich, warum man sich von lauten Rufen oder zulässigen (also leisen) Fahrradklingeln abschotten darf. Es kann schon hilfreich sein, wenn ein blind rückwärts Fahrender wenigstens durch Zuruf, oder ein unachtsam Ausparkender durch eine Fahrradklingel aufgeweckt werden kann – völlig unabhängig davon, dass ER nicht der Gefährdete ist.
Ich höre Musik und Podcasts mit aufliegenden Kopfhören, wenn ich Rad fahre. Ich höre Radio, oftmals laut! wenn ich Auto fahre. Wenn die Verkehrsbedingungen stressig sind, mache ich die Dudelei bei beiden Verkehrsmitteln aus.
Auf Rad und im Auto schaue ich links, rechts, hinten, wie ein Weltmeister. Manchmal sogar vorne.
Wäre ich gehörlos, wäre ich von dieser Diskussion beleidigt, weil sie unverschämt ist.
Sehen und Hirn ist das, was zum Autofahren befähigt. Man braucht nicht mal alle Gliedmaßen.
Wenn ich potentiell andere gefährde, sollte ich nach Möglichkeit alle verfügbaren Sinne einsetzen. Das ist beim Auto eher als beim Radfahrer gegeben. Gehwegradler gefährden allerdings mehr als Straßenradler. Zahlen fehlen mir dazu leider. Ist so ein Gefühl.
Auf Gehör fahren ist lebensgefährlich! Radfahrer und Elektroautos hört man kaum. Einfach mal mehr gucken. Kopf drehen und so hat selten geschadet. Und Martinshorn hört man natürlich, aber woher die Wagen kommen, muss man mit den Augen herausfinden.
Die haben demnach immer noch nicht gelernt selber zu denken.
Wie haben die eigentlich ihr Studium bestanden.
Immer noch geben sie nur das wieder was ihnen die Obrigkeit in die Kladde diktiert.
Lieber MDR keine Angst die Mauer ist weg und Erich Mielke ist schon seit über 12 Jahren tot.
@siggi, das ist ja kein Ost-Phänomen. Auch, wenn das überheblich klingt, aber ich erkläre mir sowas eher mit Suchtverhalten. Ich habe schon oft erlebt, dass Leute, die vorher kein Auto hatten und dies geändert haben, vorher durchaus kritisch oder zumindest nachdenklich waren.
Das äußert sich dann bei Themen wie Ressourcenverbrauch (es geht eben nicht anders, die Autohersteller tun doch, was sie können), Vorurteilen (nur die Radfahrer halten sich nicht an die Regeln) und Platzhirschphilosophien (Tempo 30 geht nicht, weil man da ja nicht rechtzeitig ankommt, ausserdem sollen die Fußgänger eben mehr aufpassen).
Ich denke, dass so ein Journalist, der den Artikel geschrieben hat, in anderen Gebieten nicht dumm sein muss. Da er aber, wie viele, das Auto als Teil seines Körpers betrachten wird und aus seinen subjektiven Erfahrungen schließt, dass Fußgänger und Radfahrer sich ständig selbst gefährden, wird er wirklich nicht darauf gekommen sein, dass der Artikel eine riesige Logiklücke beinhaltet.
Wenn zwanghaftes Verhalten – und sorry, das ist bei den meisten Autofahrern so – das Denken gegen Argumente und sogar gegen jede Empathie abschottet, dann ist das für mich einfach Suchtverhalten. Mediziner mögen mir widersprechen, aber ich kanns mir manchmal anders nicht erklären.
Mein erster von 2 in meinem Leben selbst verursachten Autounfällen war vielleicht 1 Jahr nach der Fahrprüfung. Aufs Autoradio gestarrt, um den Sender zu suchen, alle 3 Mitfahrer starrten ebenfalls drauf, um mein Bemühen zu begutachten. In der Rechtskurve bin ich konsequent geradeaus gefahren, habe die Gegenfahrbahn überquert und bin im Graben gelandet. Das war zu Zeiten, als ein Auto ein Radio hatte und fertich. Heute gibt es ein „Cockpit“ aber kaum einer hat die Pilotenlizenz, Handys mit und ohne Freisprech (schaut mal im Stop-and-Go der Gegenfahrbahn auf die Hauptbeschäftigung der Fahrer), Navis, CD-Spieler samt Wechsler, iPod-Schnittstellen, Getränkehalter und einen Beifahrersitz, den man für alle weiteren Ablenkungen noch benutzen kann, z.B. die Excel-Tabelle noch mal anschauen, oder die Präsentation an der Ampel überarbeiten.
Jau, jetzt hat der WDR in seiner „markt“-Sendung auch noch nachgelegt, zufällig vorhin gesehen, zielte auch nur auf Fußgänger und Radfahrer. Hier http://www.wdr.de/tv/markt/sendungsbeitraege/2012/0827/uebersicht.jsp ist zwar die Sendung, aber den Beitrag kann ich da nicht finden, war direkt nach dem Kopfhörertest. Vermutlich dachten die sich spontan, das die das Thema dann doch auch gleich da anhängen könnten.
Der Wunsch: „Herr! Lass Hirn vom Himmel fallen!“, reicht wohl nicht.
Es sollte eher lauten: „Götter dieser oder angrenzender Erden! Lasst endlich mal wieder zur Vernunft fähige Politiker aus den Sümpfen der Gedankenlosigkeit entsteigen! Und nehmt den Rest mit ins Endlager, allen voran diesen Ramsauer.“
Ich mach mir nicht mehr die Mühe und denke über den immer gröberen Unsinn nach, der aus den Kreisen der „zuständigen Politik“ abgesondert wird. Es tut einfach zu weh. Eher würde ich dem Interview eines Fußballers über die 56.Minute lauschen…
@Michael S und die anderen: Der Beitrag vom WDR ist nun online:
http://www.wdr.de/tv/markt/sendungsbeitraege/2012/0827/05_kopfhoerer_verkehr.jsp
Den Beitrag finde ich *noch* schwachsinniger als den im mdr vor einer Woche. Ja, das geht, hätte ich auch nicht gedacht.
Beschwerden bitte hier: http://www.wdr.de/tv/markt/kontakt/
Mein Schreiben ist raus. Man bekommt dort idR nach ein paar Tagen eine persönliche Antwort.
Bitte dort auch hinschreiben, damit sie es vielleicht endlich mal merken. Die bringen im Zusammenhang Radfahrer und Verkehr in letzter Zeit nur noch Bashing-Beiträge.
Die Kollegen vom Privatfernsehen können es übrigens wesentlich besser. Wahrscheinlich deswegen, weil das hier in Berlin aufgenommen wurde ;):
http://www.sat1.de/ratgeber/irrtuemer-beim-radfahren
Erfrischender Beitrag von Sat1. Danke dafür @Kai und Sat1!
Tja, man sollte eben niemals nur stumpf irgendwelche §§ zitieren, denn erst aus den Kommentaren zu den jeweiligen Gesetzten geht die tatsächliche Anwendung des selbigen hervor….
Medien halt….
Ich selbst fahre fast immer mit Musik auf den Ohren und wirklich beeinträchtigt fühle ich mich dardurch nicht. Ganz im Gegenteil, wird ein Verkehrssituation mal unübersichtlich belende ich die Musik oft aus, so dass ich über weite Strecken nicht mal mehr sagen kann, welche drei Songs in den vorangegangen Minuten gelaufen sind.
Übrigens, eine kleine Sache zum Nachdenken zu diesem Thema….hat schon mal jemand einen Hörtest zum Führerschein gemacht? 😉
Die einzigen *Fußgänger*, mit denen ich als Radfahrer ab und an Beinahe-Unfälle habe, sind solche mit Knöpfen in den Ohren UND Augen irgendwo anders. Das ist schon reichlich dämlich wenn mensch im Straßenverkehr auf zwei siener wichtigsten Sinne mehr oder weniger freiwillig verzichtet und sich dann auch noch eher unvorhersehbar bewegt. Hab den Direktkontakt bislang verhindern können.
Mit Verboten ist dem wohl kaum beizukommen, siehe all die vorausgehenden Kommentare.
Und zum Thema Klingel hören: Klingeln bringt eh nichts. Ein Schrei ist lauter und – vor allem! – viel schneller raus. Und das zählt. Mit Schreien habe ich schon einige Autofahrer davon abhalten können, gefährlichen Unsinn zu treiben…
Klingeln sind… nett.
Gruß, svenski.