In einem Bullshit-Bingo zum Thema Radverkehrssicherheit in Berlin kämen vielleicht folgende Schlagwörter vor: Steigerung des Radverkehrs, Anstieg der Unfallzahlen, Verweis auf den 55-Prozent-Schuld-Anteil der Radfahrer bei Unfällen, Zahl toter Radfahrer, Abbiegeunfälle, Radlerchaoten, rücksichtslose Radfahrer, Bürgersteigradler, nicht verkehrssichere Fahrräder, Fixies.
Nicht unbedingt vor im Bingo käme das Schlagwort Radverkehrsführung. Der Rosenthaler Platz in Mitte, der im folgenden Video des Tagespiegels als gefährlicher Knotenpunkt bezeichnet wird, ist ein Beispiel dafür, wie die Führung des Verkehrs die Radfahrer zu Verkehrsteilnehmern zweiter Klasse degradiert. Am Rosenthaler hat der Autoverkehr Vorrang, alles andere wird hier sprichwörtlich an den Rand gedrängt. Radfahrer werden dort schon mal Dutzende Meter durch dichten Touristenstrom geführt. Bürgersteigradeln, sonst streng sanktioniert, am Rosenthaler Ecke Weinbergsweg ist die von den Verkehrsplanern vorgesehene Form des Radfahrens. Und anders als der Tagesspiegel sagt, müssen sich die Radfahrer den Knoten Rosenthaler in der Tat antun, wenn sie von Pankow nach Mitte fahren.
Der Tagespiegel: Sicher Fahrrad fahren
was immer diese bescheurten 55% sollen? da kann man noch so oft im tsp-forum schreiben, dass da auch alleinunfälle (=100% schuld, weil verursacher und zu schaden gekommener die selbe person sind) miteingerechnet sind
Der ADFC unterstützt diesen Warnwestenwahnsinn, ich kann es nicht verstehen. (ab 3:20)
„Und anders als der Tagesspiegel sagt, müssen sich die Radfahrer den Knoten Rosenthaler in der Tat antun, wenn sie von Pankow nach Mitte fahren.“
Nein, müssen sie nicht, ich mache es nicht mehr…man kann auch sehr gemütlich über die Choriner fahren und dort die Torstraße kreuzen (oder andersherum). Das geht um einiges entpannter und man umgeht auch die Touristen 😉
@der radler…
Der ADFC unterstützt diesen Warnwestenwahnsinn, ich kann es nicht verstehen. (ab 3:20)
Über Sinn oder Unsinn von Warnwesten kann man sicher trefflich streiten….
Fahrschulautos sind auch als solche gekennzeichnet.
Hier nun mal Radfahrer mit einer Warnweste, die den Kfzlern darüber hinaus den einzuhaltenden Überholabstand signalisieren!
Zum besseren Verständnis: In den ADFC Fahrkursen fahren immer nur 2 TeilnehmerInnen mit einem ÜbungsleiterIn. Nicht wie zu DEMO-Zwecken fürs Fernsehen, wie hier zu sehen ist als Gruppe mit Weste.
ich bin immer wieder froh, dass ich die touristenverseuchten mitte-nahen bezirke weitgehend meiden kann.
@rbt: Amen!
Wenn ich da unterwegs bin, mit Rad, per Pedes oder ÖPNV, ich könnt immer nur .. gern woanders sein. Echt schlimm.
@Bernd Z
am hellichten Tag? Unterschwellig ist doch die Botschaft ganz klar: Man hat Wahnwesten zu tragen hat.
Der Autlerclub ist ja auch so verstärkt um die Sicherheit der Radfahrer bemüht.
Es dauert nicht mehr lange dann werde wir solche Meldungen lesen:
http://velowahnsinn.wordpress.com/2011/10/13/weil-der-radfahrer-keine-warnweste-trug/
Übrigens fahren die Schüler auf der Seite beim ADFC ohne Wahnwesten.
http://velowahnsinn.wordpress.com/2012/04/17/macht-sich-der-adfc-jetzt-zum-handlanger/
für viele radler sind die westen eh quatsch. mal nen größeren rucksack auf und schon sind die schönsten reflektoren versteckt.
Warnwesten sind für die leute wichtig, die nicht fähig oder bereit sind, die augen aufzumachen und zeitgleich das hirn für die aktive wahrnehmung und datenverarbeitung dazu zu schalten.
Was mir spontan bei dem Video aufstößt – ich habs nur die ersten 44 Sekunden ausgehalten – ist die bereits ab Start deutliche Unsachlichkeit und Verwischerei. Das Wetter wird besser, der Frühling beginnt, „die Berliner“ holen ihre Räder wieder raus und fahren nun wieder Fahrrad.
Aha. Und das letzte halbe Jahr hat dann kein Radverkehr stattgefunden? Es fehlt an einer Kleinigkeit -> „die Berliner“ fahren nun verstärkt Rad, da im Winterhalbjahr mancheiner sein Rad lieber nicht benutzt. In dem Zusammenhang wären dann mal konkretere Zahlen, also harte Sachlichkeit von tatsächlichem Interesse, aber darum gehts bei solcher Dutzendware, zu der dieses Video gehört, ja nicht.
Ich find Rosenthaler Platz ja verhältnismäßig noch okay, wenn ich daran denke, was aufm Weg von Oberbaumbrücke Richtung Kotti abgeht(da muss man wirklich drauf achten,d ass nicht städnig irgendwelche Verrückten mitm Koffer aufm Weg springen) oder von der Warschauer brücke bis zum Frankfurter Tor, wo man sich nen hartes battle mit den autofahrer liefern muss, die auc nichts besseres zu tun haben, als einen wegzudrängen, find ich den Rosenthaler noch paradiesisch.
„Warnwesten sind für die leute wichtig, die nicht fähig oder bereit sind, die augen aufzumachen und zeitgleich das hirn für die aktive wahrnehmung und datenverarbeitung dazu zu schalten. “
Kinder, alte Leute, …
ist halt nicht jeder anfang 20, frisch wie babypups und reißt 10k km im jahr runter …
rbt, Kinder fahren für gewöhnlich noch kein Auto und alte Leute die nicht mehr fit genug sind, sollten es genauso halten. Ich hatte das mit den Warnwesten nicht in Richtung „wer sie tragen sollte“ gemeint, sondern in Richtung derer, die andere Verkehrsteilnehmer vielleicht nur dann noch rechtzeitig wahrnehmen, wenn sie als Weihnachtsbaum unterwegs sind.
Wer mit einem Kraftfahrzeug am Straßenverkehr teilnimmt, sollte die Fahrweise den Bedingungen anpassen und nicht von anderen fordern sie mögen sich möglichst immer grell kleiden, damit andere weniger gut aufzupassen brauchen.
Schon der Auftakt ist daneben und es geht nicht viel besser weiter. Ich kann durch die Stadt radfahren, ich kann durch die Stadt radeln (gabs hier auch schon Kritik) – aber durch die Stadt „strampeln“ geht ja nun gar nicht.
Fazit am Ende: der tägliche Wahnsinn muss nicht sein, [Radfahrer] nehmt Rücksicht [, denn ihr seid Schuld dran].
@Jochen
So isses.
Im übrigen könnte man das Ganze auch umkehren und für die wesentlich gefährlicheren Autos eine Warnfarbe wie neongelb etc. fordern. Denn vor potenzieller Gefahr muss gewarnt werden, gell?
@Ulrike: Nüchtern betrachtet ist das genau so wie du es sagst. Gefahren müssen besonders gekennzeichnet werden. Und die Radfahrer/innen sind sicher nicht gefährlich
Warum wohl behängt der ADAC Kinder mit Warnwesten? Naaa?
Sehe das Video jetzt erst, was für ein Machwerk.
Es gab zwei Stimmen, die auf Rücksichtslosigkeit von Autofahrern hinwies, immer mit dem entschuldigenden Nachwort, die anderen ja auch…
Vom Vokabular und den beliebten 55% mal abgesehen, wieso wird nie darauf eingegangen dass die tödlichen Unfälle idR. nicht von Radfahrern verursacht werden, sondern von den Leuten die meinen, 1.5t Stahl durch die Stadt bewegen zu müssen um 100kg Mensch von a nach b zu bringen?
Schwerpunktkontrollen, wie sie in Berlin passieren, mit belehrung ausschließlich von Radfahrern und Kontrolle nach Lametta bringt nichts, die Aufklärung muss endlich mal bei den Autofahrern ankommen.
Ist aber auch jedes jahr das selbe, wie das „strampeln“ das uns der Tagesspiegel hier nachsagt.
Warnwesten sehe ich wie Helme, wer sowas tragen will soll es tragen, mir ist das egal, es bringt ja nichts.
Autos in Neongelb möchte ich aber nicht, soviele Autos wie das Stadtbild jetzt schon verschandeln möchte ich nicht auch noch in Signalfarben ertragen müssen.
„Warum wohl behängt der ADAC Kinder mit Warnwesten? Naaa?“
Weil die Macher beim ADAC die Monster-AG gesehen haben? *grins*
Och Menno, Kohl, mach dir mal keine Sorgen, Autos in Neonfarben wird’s sicher nie geben, da sei die Autoindustrie, -lobby und der ADAC davor.
Aber ich befürchte, irgendwann wird’s Warnwesten und Helme für alle Radfahrer und Fußgänger geben. Vielleicht auch flächendeckend freiwillig, so wie jetzt schon, nach dem Motto „Kann ja nicht schaden.“
Und das Video konnt ich auch erst ansehen: Uaaah, so flach und falsch und banal; schlechter geht echt nicht mehr.
Wer sich dann mal ohne Warnweste vor die Tür traut ist schon so gut wie tot.
Man sollte besser dafür eintreten, dass es weiterhin möglich bleibt vor die Tür zu gehen ohne sich wie ein Weihnachtsbaum kleiden zu müssen.
Grundvoraussetzung für sicheres Radfahren in der Stadt: Flächendeckendes Tempo 20, alles andere ist Augenwischerei.
Das aber würde voraussetzen, daß Autofahrer nicht nur zum Erwerb ihres Führerscheines auf Fahrtauglichkeit geprüft werden. Das aber ist einer der Hauptpfeiler der Argumentation des ADAC, freie Fahrt und so, und alles, was irgendwie nach Kontrolle klingt, ist gleich Altersdiskriminierung etc.
Auch deswegen findet der ADAC die in sogenannten „Oberklassefahrzeugen“ manchmal zu findenden Nachtsichtgeräte so toll, weil damit auch fast vollkommen erblindete Geronten ohne Rücksicht auf Verluste fahren können.
Irgendwann wird vorgeschrieben, daß jeder Fußgänger und Radfahrer einen Peilsender mit sich führen muss, der von der Fahrzeugelektronik empfangen werden kann und so der vollverblindeten Geronte am Steuer dabei „hilft“, nicht alles umzunieten.
Was es aber niemals geben wird, sind regelmäßige Gesundheits- und Fahrtauglichkeitstests, niemals wird es einen nach 5 Jahren automatisch verfallenden Führerschein geben. Da ist die Gerontokratur des ADAC strikt dagegen.
Klar; müssten die ADAC-Mitglieder sich alle mal so einem Test stellen, dürften gut 50% der Mitglieder sofort ihren „Lappen“ abgeben müssen.
Das sehe ich ganz gegenteilig zu Prokrastes und anderen hier. Man sieht doch schon seit längerem die Entwicklung, dass sich immer mehr Leute vom Auto abwenden und Öffentliche oder Rad fahren. Damit steigt auch das Anerkenntnis von Nichtautofahren als Gleichberechtigte im Verkehr.
Andererseits sind die übrigen Nurautofahrer auch besonders konservativ und lassen sich von Ramsauriern, ADAC usw. beeindrucken. Irgendwann kommt der Punkt, wenn sich immer mehr Radfahrer auf die Fahrnbahnen trauen, davor haben die unheimlich Angst.
Kai
Dito,
das ist meine Rede. Die Geschichte ist auf unserer Seite. Wir müßten mal überlegen, was wir selbst tun können zur Steigerung des Radverkehrs.
Ich freue mich schon sehr auf die Zeiten, wenn hier in Berlin 30% der Fahrten mit dem Rad getätigt werden.
Es ist halt eine organische Entwicklung. Irgendwann haben wir 30% und dann fragen sich manche Zurückgebliebenen, wieso sie nicht gleich mit dem Rad gefahren sind und erst jetzt, wo man sehr viel entspannter radfahren kann.
Das ist das Tragische an der Situation. Wir müssen bis zum absehbaren Wandel noch mit einer autogerechten Stadt vorlieb nehmen. Es könnten eigentlich sofort 20 oder 30 % umsteigen und alle wären glücklich.
Die Straßen wären leergefegt bzgl. Autos und Radfahren wäre viel sicherer und normaler.
Hinweis:
Link des Kommentarschreibers wurde am 20.06.2012 gelöscht.
Rad-Spannerei Blog
Ah. Die Wollkopffraktion.
Meine Güte, für einige Belanglosigkeiten verschwendet ihr schon eure Zeit, oder? Der Begriff „strampeln“ fällt im täglichen Gebrauch oft genug, wenn’s um das in-die-Pedale-treten geht. Und gegen Umgangssprache in den Beiträgen habe ich Nichts.
Und dass Viele ihre Räder erst im Frühling wieder aus dem Keller holen, ist wohl auch kaum zu bezweifeln. Ich vermute mal, dass das in vielen Fällen auch diejenigen sind, die eher weniger Rad fahren als die Ganzjahresfahrer, folglich weniger Routine haben und dadurch auch mehr gefährdet sind. Und genau darum ging es ja in dem Beitrag.
Außerdem beginnen die meisten Beiträge eher mit belanglosem blabla als Einleitung.
Dann beobachte doch mal was mit der Steigerung des Radverkehrsanteils einhergeht.
-relelmässige Hetzkampagnen in den Medien
-grossangelegte Kontrollaktionen, oft von ahnungslosen Polizisten durchgeführt
-absurde Forderungen nach Helm-, Warnwesten, Nummerschild- Versicherungspflicht u.s.w.
-das Geschrei nach Radverkehrsanlagen (z.B. Radstreifen) nimmt wieder zu
Zur Zeit sieht es jedenfalls so aus, dass die Leute, die ihr Rad als vollwertiges Verkehrsmittel nutzen schlechter dran sin als noch vor Jahren.
Mehr und mehr wird man durch Anlagen, die angeblich den Radverkehr fördern sollen, ausgebremst, gefährdet oder gleich ganz verboten.
Ich, für meinen Teil, kann sagen, dass ich vor 15 Jahren besser und unkomplizierter mit dem Rad fahren konnte als heute.
@ Karsten Strupp: Das sind keinesfalls Belanglosigkeiten. Sprache ist wichtig und zur Zeit wird sie in den Medien leider meist noch zum Nachteil der Wahrnehmung des Radverkehrs benutzt. Jemand der seinen Beitrag mit „strampeln“ einleitet, wird keine neutrale oder positive Herangehensweise an den Radverkehr haben. q.e.d.
Das tut mir leid für dich. Wenn die Veränderungen aber – und wenn auch nur leicht – einen Anteil an der Zunahme des Radverkehrs in Berlin haben, kann ich sie nur begrüßen.
Wahnwestenwarnsinn??
Ich trage sie derzeit auch tagsüber (und insbesondere auch in dem ADFC-Radfahrsicherheitskurs, der in dem Video am Schluss zu sehen ist) hauptsächlich, um den Autofahren regelmäßig das Abstandslogo zu präsentieren. Ich habe auch das entsprechende T-Shirt, aber das ist zu dieser Jahreszeit halt noch nicht die angemessene Kleidung.
Wie sehr das die Autofahrer allerdings beeindruckt, kann man z.B. hier sehen:
http://www.karsten-strupp.de/VERKEHR/280312.htm
Die Bilder stammen übrigens von exakt dem Sicherheitskurs, der auch in dem Video des Beitrages zu sehen ist.
Ansonsten sind die Warnwesten durchaus sinnvoll. Wie Jochen ja schon geschrieben hat, sind sie „für die leute wichtig, die nicht fähig oder bereit sind, die augen aufzumachen und zeitgleich das hirn für die aktive wahrnehmung und datenverarbeitung dazu zu schalten“ und zwar „in Richtung derer, die andere Verkehrsteilnehmer vielleicht nur dann noch rechtzeitig wahrnehmen, wenn sie als Weihnachtsbaum unterwegs sind“.
Ich hatte selbst schon mehrere Situationen aus der Reihe „Der muss mich doch gesehen haben, wenn er nicht halb blind ist“. Und an der Stelle hier endete so eine Situation dann auch mit einem Unfall:
http://www.karsten-strupp.de/VERKEHR/tegelerweg_maxdostr.htm
Hätte man, wie Ulrike und der_radler vorschlagen, den PKW, vom dem ja letztlich die Gefahr ausging, fluoreszenzgelb angemalt, hätte das nur leider Nichts an der Situation geändert. Obwohl ich eigentlich auf auffällige, bzw. helle Kleidung achte, bin ich nicht bemerkt worden.
Auch an dem Vorfall, der am Montag dieser Woche an der Ecke Alt Moabit, Gotzkowskystraße passiert ist (vorangegangener Blogeintrag, https://rad-spannerei.de/blog/2012/04/16/radfahrerin-von-lkw-mitgeschleift-2/ ) hätte auch ein fluoreszenzgelber LKW wohl Nichts geändert. Eine Zeitung hatte wohl anschließend mit der Radfahrerin gesprochen, die angab, sich noch gewundert zu haben, dass der LKW nicht anhielt und es dann auch schon zu spät war.
Sie hat den LKW also sehr wohl wahrgenommen, auch wenn er nicht als Weihnachtsbaum unterwegs war.
Sie hatte, wie man auf einigen Fotos ja gut sieht, selbst eine dunkelbraune Jacke an, nicht wirklich auffällig. Leider ist von dem Unfallhergang nicht so viel beschrieben. Ich will aber nicht ausschließen, dass der LKW-Fahrer sie bemerkt hätte, wenn sie so eine Warnweste getragen hätte, und zwar nicht erst beim Rechtsabbiegen, sondern vielleicht schon früher, als er sich der Kreuzung genähert hat.
Schlussfolgerung: Mode ist beim Radfahren irrelevant, die Kleidung soll zweckmäßig sein, halt so, dass man gesehen wird, ggf. mit Warnweste.
Ist mir eigentlich egal wie hoch der Radverkehrsanteil ist, ich will vernünftig Rad fahren können.
Leider wird, zumindest in den Gegenden wo ich unterwegs bin, mit steigendem Radverkehrsanteil auch das Geschrei nach Radverkehrsanlagen grösser. Fast 100% von diesen Dingern machen es dann einfach nicht mehr möglich das Rad als normales Verkehrsmittel zu benutzen.
Viele trauen sich erst aufs Rad wenn sie einen roten Streifen oder ein blaues Schild vorfinden.
Dazu könnte man jetzt sagen, „ist uns egal, wie siggi gerne radfahren will, wir wollen Radwege“.
Die Situation ist im Fluß und es wird noch einige Jahre dauern, bevor man sagen kann, wo die Reise letztendlich hingeht. Niederländisch wirds nicht mehr werden können, kopenhagenartig vieleicht, vielleicht aber auch was ganz anderes, berlinerisches. Einer Situation hinterherzutrauern, die man für sich persönlich als gut empfunden hat, wenn sie es offensichtlich für viele andere nicht war, bringt jedenfalls nix.
@ Karsten Strupp: Ich verstehe nicht, was du mit deinem Beitrag jetzt sagen willst. Warnwesten gut oder schlecht oder nix von beidem?
Ich fordere garnix.
Dort wo auch Autos fahren können komme ich mit meinem Rad vorzüglich voran.
Für mich muss also nicht erst etwas in Fluss kommen, das was mir zum Radfahren reicht ist bereits vorhanden.
Leider ruft der grössere werdende Radverkehrsanteil auch immer mehr Gutmenschen vom Typ „Ich fahre auch Fahrrad“ oder „Ich bin Rad und auch Autofahrer“ auf den Plan die ihre Vorstellung von Radfahren durchsetzen wollen.
Wie Du schon sagst. Ihnen ist es egal wie Siggi Radfahren will sie fordern Radwege.
Dabei wird keine Rücksicht darauf genommen, dass ihre Forderungen dann auch meist für alle Radfahrer verpflichtend werden.
Das ist Egoismus Pur.
@ siggi: Ich kann eigentlich nicht feststellen, dass es schwieriger geworden wäre, auf der Straße zu fahren. Dort wo ich mich ausgebremst fühle, sind es alte verpflichtende Scheißwege aus den (gefühlt) 80igern im Westen.
Das Problem ist, dass massenweise neue Radfahrstreifen/Schutzstreifen angelegt werden, die zu schmal sind, um einen ausreichenden Abstand zu parkenden Fahrzeugen (und eventuell plötzlich geöffneten Autotüren) zu halten.
Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Müllerstraße. Dort wurde kürzlich ein Schutzstreifen eingerichtet. Vorher gab es einen Parkstreifen und zwei Fahrstreifen pro Richtung. Jetzt wurden die Fahrspuren etwas schmaler gemacht und zusätzlich ein Schutzstreifen eingerichtet. Es wurde zwar ein (viel zu schmaler) Sicherheitsstreifen zwischen dem Schutzstreifen und dem Parkstreifen markiert. Allerdings parken viele Autofahrer teilweise auf dem Sicherheitsstreifen (entweder weil das Auto zu breit für den Parkstreifen ist oder weil der Fahrer nicht einparken kann). Wenn man dann als Radfahrer einen ausreichenden Abstand zu den parkenden Autos halten will, dann ist die Fahrlinie knapp rechts von der Markierung des Schutzstreifens. Durch die Markierung des Schutzstreifens verzichten viele Autofahrer auf einen ausreichenden Abstand beim Überholen, da der Radfahrer ja auf einer anderen Spur fährt. Vor dem Umbau konnte man problemlos auf der rechten Spur fahren.
Jakob, mit den Schutzstreifen und dem Abstand hast du Recht. Eigentlich müsste er so breit sein, dass auf beiden Seiten des Fahrrades der volle Sicherheitsabstand, also 1 bis 1,5m Platz hat. Damit dürfte er so breit werden, wie eine normale Fahrbahn. Der Autofahrer richtet sich nach der Linie, sobald eine da ist, nach dem Motte: „Das ist mein Tanzbereich, das ist dein Tanzbereich.“ Kennen wir von irgendwoher, ne?
Auch deswegen fahre ich ja meistens die Warnweste mit dem Abstandslogo durch die Gegend.
Allerdings darf auf dem Schutzstreifen niemand parken, also auch nicht teilweise. Leider ist es in Berlin aber mit dem Abschleppenlassen etwas komplizierter als in manchen anderen Städten, z.B. Wuppertal, wo ich ursprünglich herkomme.
Und Michael, zur Klarstellung: Ich will möglichst gut gesehen werden. Also bin ich absolut dafür, diese Warnwesten zu tragen. Ich halte aber Nichts davon, sie zur Pflicht zu erklären, auch nicht für Fußgänger, obwohl die gerade in der dunklen Jahreszeit oft noch dunkel gekleidet sind und in der Regel auch noch unbeleuchtet vor einem auf den in den Gehweg integrierten Radweg tapern.
Für den Winter habe ich übrigens eine orange Jacke, die schon alleine Warnweste genug ist. Da streife ich das gelbe Ding natürlich nicht drüber.
Aber dann gibt es ja noch die Fraktion (von Autofahrern), die einen gar nicht sehen will. Das kleine Interview, das ich da am Ende des Videoclips gegeben habe, handelt genau von so einem und zwar an der Stelle (Kurfürstenstraße, Ecke Schillstraße):
http://www.karsten-strupp.de/VERKEHR/260511.htm
Da wird man vor der Kreuzung auf einen extra Fahrradstreifen gezogen, auf dem über die Kreuzung geführt und landet dann auf der rechten Fahrspur. Die ist noch ein paar Meter Bushaltestelle und wird dann zum Parken genutzt. Also muss man sich wieder auf die Spur einfädeln, von der man ja eigentlich kam.
Im besagten Fall hatte ich nach ein paar PKW eine größere Lücke, die ich aber erst abwarten musste. Nach der kam noch ein Nachzügler über die Kreuzung. Ich steige also voll in die Pedale, um diesen Nachzügler nicht unnötig auszubremsen und dann nach dem letzten PKW flüssig in die Lücke einzuscheren. Der Nachzügler ist offensichtlich so schnell über die Kreuzung gebrettert, dass die Lücke dann allerdings schon fast keine mehr war.
Ich weiß nicht, ob der Fahrer erwartet hat, ich würde vor den parkenden Autos auf meiner Spur noch schnell das Höhenruder ziehen. Zum Bremsen war es jedenfalls auch schon zu spät, ich musste in die Lücke vor ihm. Das war schon ziemlich brisant.
Zu allem Überfluss hat der Verkehrsermittlungsdienst mir auch noch eine Ordnungswidrigkeit im Wert von 10€ angehängt, da ich kein Handzeichen gegeben habe, weil ich für das Beschleunigen beide Hände am Lenker brauchte.
Das hat man also davon, wenn man versucht, kooperativ zu Autofahrern zu sein.
@ Jakob: Ja, das sehe ich auch an einigen Stellen, besonders die „Schutzstreifen“ sind da manchmal ein fragwürdiger „Schutz“, räumen sie doch meistens nur so wenig Platz ein, wie ein ohnehin dort am Rand fahrender Radler ohne ausreichenden Sicherheitsabstand ohnehin benötigt. Andererseits gibt es auch gute Umsetzungen und die Gesamttendenz ist die, sichtbar Platz für Radverkehr einzuräumen und das finde ich eine ausbaufähige Situation. Es ist halt der ewige Streit zwischen Mischverkehr-Anhängern und Befürwortern getrennter Infrastruktur. In meinen Augen gibt es keine wirklich überzeugende Grundlage dafür, das eine oder das andere für pauschal besser zu halten, es kommt immer auch auf die Nutzergruppe und auf die Umsetzung an. Ich habe mich daher gegen die Haltung gewehrt, „für mich war früher alles besser, es soll daher so bleiben“. Was wirklich funktioniert werden wir erst sehen können, wenn in jeder Straße die Notwendigkeit der Berücksichtigung von Radfahrern aller Art anerkannt ist. Die Berücksichtigung von Siggis, Jakobs und Michaels im Mischverkehr der 80er und 90er finde ich da keinen befriedigenden Endzustand.
Und dann sollte man noch hinzufügen, dass die Führung dann möglichst kontinuierlich sein sollte, als nicht vor der Kreuzung raus, danach wieder rein, ein Streckenabschnitt benutzungspflichtiger Radweg, dann wieder freiwillig.
Das verwirrt den Radfahrer eher und für den Autofahrer ist es auch nicht nachvollziehbar, warum er den Radfahrer erst los ist und dann ein paar Meter weiter doch wieder vor sich auf seiner Spur hat.
Nur noch schlimm wenn man so etwas hier lesen muss.
In Deutschland hat man einfach vergessen, dass eine ganz normale Strasse reicht um Fahrrad zu fahren.
In Deutschland entdecken gerade erst viele wieder, dass man überhaupt Fahrrad fahren kann. Schlimm dass man das hier erst erklären muss.
Gab es immer, und es sind eher weniger geworden, ausserdem gibt es auch immer mehr Berichte, die Radfahren im Alltag positiv darstellen, wenn auch meist mit blöden Radwegforderungen verbunden.
scheint ja auch langsam besser zu werden, siehe einige Berichte hier im Blog aus Berlin, hier im Ruhrgebiet wird man (noch?) mit sowas in Ruhe gelassen
Da muss ich dir leider Recht geben. Die Forderungen nach Helm usw. sind aber zum Teil auf gezielte Kampagnen der Autolobby zurückzuführen, um Radverkehr als etwas gefährliches dastehen zu lassen. Wird leider von den wenigsten erkannt.
Auch was Radwegeforderungen und deren Zusammenhang mit irrationalen Ängsten, überfahren zu werden, angeht, müsste man da endlich mal ganz anders rangehen. Anstatt da seit Jahrzehnten auf Kindergartenniveau irgendwelche Sonderlösungen zu fordern, könnte man dem auch mit Fahrkursen begegnen und mit Massnahmen, die den Autofahrer als Gefährder betreffen. Der ganze Sicherheitswahn führt doch nur zum gegenseitigen Hochrüsten, die Ursachen werden aber nicht angegangen.
Und für deren Kindergartenniveau soll man nun alle Strassen umbauen? In Obwohl das erwiesenermassen sogar weniger sicher ist?
2 Wochen mal im Mischverkehr mitfahren, dann hat man sich an die Anwesenheit von Kfz gewöhnt, sieht nicht mehr jeden Überholvorgang als lebensbedrohlich an und freit sich über glatte Oberflächen und breite, übersichtliche Fahrspuren. Ängste kann man überwinden.
Wat mut, dat mut. Oder machtst Du die 2-wöchige Eingewöhnung für die doofen anderen Radler mit ihrem Kindergartenniveau? Vielleicht ne Geschäftsidee.
Was sich hier manchmal an Arroganz auftut, geht echt auf keine Kuhhaut.
@Karsten Strupp
Ich plädiere weder für neongelbe Autos noch für neongelb verkleidete Radfahrer. Aber du plädierst dafür, dass derjenige, der gefährdet wird, sich neongelb anzieht, um bei denjenigen Dosenlenkern, die nicht bewusst schauen, ob da was kommt, das Denkvermögen und die Fähigkeit zur Rücksichtnahme noch weiter runterzusetzen. Und wenn dann alle Radfahrer und Fußgänger mit Warnkleidung ausgestattet sind, machen wir uns daran, sie mit Blinklichtern auszustatten.
M. E. ist es viel wichtiger, seine Aufmerksamkeit zu schulen oder meinetwegen schulen zu lassen, so dass jeder am Verkehr Teilnehmende in der Lage ist,, auch Verkehrsteilnehmer ohne Warnfarben zu erkennen.
Logisch ist in diesem Zusammenhang auch deine Bemerkung, die mitgeschleifte Radlerin hätte ja eine braune Jacke getragen, sei also schlecht sichtbar gewesen.
Erinnert mich fatal an den Reaktionsreflex bei sexueller Anmache oder Schlimmerem nach dem Motto „Was trägt die auch so einen kurzen Rock“.
Arrogant das zu fordern was letztendlich für alle das Sicherste ist und letztendlich wirklichen Radverkehr zulässt????
Mach mal die Augern auf.
Bei nem früheren Post hast Du noch gesagt, Du forderst gar nix (obwohl ich da auch gar keine Forderungen sehen konnte, noch sie unterstellt habe) und jetzt forderst Du etwas, was sehr viele Radfahrer nicht wollen. Das kannst Du lange fordern, deshalb werden die das trotzdem nicht machen. Vielleicht haben die ja auch nur die Augen weiter aufgemacht und wundern sich über „Ich bin ein Fahrzeug und fühl mich deshalb sicher neben Bussen, LKWs, SUVs und 5 % zugedröhnt oder Führerscheinlosfahreren“-Radfahrer.
Mir ist es SEHR wichtig, dass der Radverkehr zunimmt. Nur dann werden sich nach meiner Meinung Wahrnehmung, Gesetzgebung und Infrastruktur dauerhaft ändern. Du kannst das gerne anders sehen, aber bitte, bitte komm von der großkotzigen „Nur noch schlimm wenn man so etwas hier lesen muss“-Haltung runter.
Der Punkt ist doch, daß es nicht um’s sicher fühlen geht, sondern um’s sicher sein.
Und für die gefühlte Sicherheit gibt es eine ganz pragmatische Lösung:
Endlich aufhören mit dem Gefährlich-Reden des Radfahrens, einsehen, daß Radwege keine Sicherheit bringen und dies auch so kund tun.
Dann werden sich auch recht schnell alle Radfahrer wieder auf der Fahrbahn sicher fühlen und dort fahren und „nebenbei“ auch sicher sein.
@Michael S: Die anderen Radfahrer sind keinesfalls doof, aber sie werden von irrationalen Ängsten gesteuert, die ihnen oft nicht mal bewusst sind. Solche Ängste muss man rationalisieren und dann bekämpfen, statt ihnen immer weiter auszuweichen. Viele Alltagsradfahrer machen das auch, indem sie irgendwann mehr und mehr auf Fahrbahnen wechseln. Andere werden immer ängstlicher und fordern immer mehr „Infrastruktur“.
Wenn Radwege wenigstens sicherer als Fahrbahnfahren wären, aber das sind sie nachweislich nicht. Diese Erkenntnis scheint aber immer noch nicht opportun zu sein, selbst in weiten Teilen des ADFC nicht.
Mal ein Vergleich: Stell dir mal vor, die meisten Menschen wären Nichtschwimmer. Die wenigen Schwimmer wollen den anderen das Schwimmen beibringen. Die Nichtschwimmer lehnen das aber vollkommen ab, bezeichnen die Schwimmer sogar noch als lebensmüde und völlig verrückt. Stattdessen fordern sie von der Stadt Haltestangen in jedem Fluss oder See und von der Industrie bessere Schwimmflügel. Und von den Schwimmern, sie sollen gefälligst immer die Schwimmflügel anlegen. Der Schwimminister beschimpft die Schwimmer als Chaotenschwimmer und Kampfschwimmer, die die Nichtschwimmer bedrohen würden und ruft indirekt dazu auf, diese zu bekämpfen. (So kommt mir die heutige Situation oft vor, ist nicht speziell auf die Diskussion hier bezogen)
Ich empfinde solche Warnwestendiskussionen bestenfalls als nicht zielgerichtet, schlimmstenfalls als Ablenkungsmanöver.
Wenn ich meine Bedürfnisse mal betrachte, dann will ich normal gekleidet sein und trotzdem mobil. Wenn ich auf Arbeit ankomme, will ich nicht anders gekleidet sein als die Kollegen, die mit Auto oder Bahn ankommen. Warum auch? Fahrradkleidung habe ich noch nie getragen und werde das wohl auch nicht tun. Dennoch habe ich in den 15 Jahren, die ich nun recht regelmäßig fahre, meine Sicherheit stark erhöht. Nicht durch Warnwesten, nicht durch Helme. Sondern durch Fahrstrategien. Wenn man Radfahren sicherer machen möchte, hat man m.E. zwei Ansatzpunkte:
– Fahrverhalten der Gefährder ändern (Kontrollen, bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der Übersichtlichkeit, geringere Geschwindigkeit) – auf diese Maßnahme kann der einzelne Radfahrer nur (lange) warten
– eigenes Fahrverhalten so anpassen, dass die Gefährder weniger Chancen haben. Die zwei Hauptmechanismen sind hier Radwegverzicht und ausreichende Sicherheitsabstände.
Irgendwann Kilometer später in meiner Auflistung kämen bei mir dann solche Sachen wie Warnweste etc.
Was aber auch mich ratlos macht, sind die vielen Radstreifen, die so denkbar dumm angelegt sind und auch auf meinen eher ruhigen Routen immer mehr Einzug halten. Sicherheitsmechanismen, die jeder erfahrene Radfahrer kennt und einzuhalten versucht (Abstand, Umgang mit Rechtsabbiegern) werden hier einfach aus Unkenntnis ausser Kraft gesetzt, sicheres Fahren delegitimiert.