rbb: Auto gegen Fahrrad – Krieg auf der Straße?

In der rbb-Sendung „Klipp & Klar“ vom 3.4.2012 wurde über Radfahrer im Straßenverkehr diskutiert.  Bernhard Brink (Schlagersänger und Autofahrer), Christian Gaebeler (SPD-Staatssekretär beim Senator für Stadtentwicklung), Kerstin Emma Finkelstein (ADFC, Chefredakteurin radzeit) und Gunnar Schupelius (bz-Redaktion) stellten ihre unterschiedlichen Perspektiven dar.

Während Schupelius (Co-Autor des Buches „Deutschland schafft das Auto ab“) die Ansicht äußerte, dass der Autoverkehr schon heute durch die Radverkehrspolitik benachteiligt würde, indem ihm Platz weggenommen wird, verteidigte Gaebler unter anderem das Anlegen von 1,20-1,50 Meter breiten Radstreifen, da diese die Sicherheit gegenüber Rechtsabbiegern erhöhen würden. Brink unterstellte den Radfahrern, „keine Regeln“ einzuhalten, um später in der Sendung zuzugeben, es früher als Autofahrer auch nicht allzu genau genommen zu haben. Finkelstein wies u.a. darauf hin, dass ein großer Teil der im letzten Jahr getöteten Radfahrer von Rechtsabbiegern umgefahren wurde, der notwendige Überholabstand in Berlin „von keinem“ Auto eingehalten würde, und die von den Kontrahenten als „vernünftig“ empfundene Helmpflicht auch negative Folgen hätte.

Die Sendung ist in der rbb-Mediathek bis zum 10. April 2012 abrufbar.

30 thoughts on “rbb: Auto gegen Fahrrad – Krieg auf der Straße?

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  1. Der Schupelius war echt der Knaller. Ich glaub, ich spiel mir ein paar O-Töne von dem als Klingelton auf, vielleicht weine ich dann ab und zu eine Träne für die benachteiligten Autofahrer, wenn ich dauerhaft an ihr Leid erinnert werde.

    Kerstin Finkelstein hat sich wie ich finde wacker geschlagen. Selbst der größte Mist ist von ihr charmant gekontert worden, die Frau konnte wirklich nix aus der Ruhe bringen.

    Wirklich geärgert hat mich das selektiv radfahrerunfreundliche Material und ein Radprofi, den man zum Helmtragen befragt.

  2. Stimme Michael zu. Bewundere K.E. immernoch für ihre Gelassenheit.

    Schupelius ist echt ne Zumutung. Aber ich denke, dass er keine Ahnung hat, hat er auch wunderbar bewiesen.

  3. Schupelius … war das der Hampel, der Funktionär beim ADAC ist? Oder war das der andere Autor von dem unsäglichen Buch „Deutschland schafft das Auto ab“? Über das Buch wurde in der ADAC Motorwelt noch vor erscheinen berichtet und mir ist da schon der Mageninhalt rebellisch geworden.
    Leute die auf solche Art ticken, dass sie dann derartiges veröffentlichen und auch noch ihren Namen dafür hergeben, sind in der Sache nicht ernstzunehmen.

    Weshalb schaut man sich sowas überhaupt an? Ist nicht gut für den Blutdruck und damit nicht gut für die Volksgesundheit.

  4. Die Befürchtung mir dem Blutdruck hatte ich auch, war dann aber bei der Sendung wirklich positiv überrascht wie sehr der BZ-Heini rund gemacht wurde.
    Selbst die Helmnebelkerze wurde in der Sache entkernt, aber das kam glaub ich nicht bei allen beteiligten an, subjektive Wahrnehmung und so 😉

  5. Ich hatte auch überlegt, ob ich mir das antue. Letztendlich hatte ich aber auch das Gefühl, dass Frau Finkelstein die größte Sachlichkeit reingebracht hat. Herrn Gaebler fand ich realistisch, im Detail fand ich seine Ausführungen aber etwas seltsam. Insbesondere, wie ein 1,20-Meter-Streifen Sicherheit bringen soll und dass Radstreifen vor Rechtsabbiegern schützen – der sollte sich mal die letzten tödlichen Unfälle genauer ansehen! Bernhard Brink wurde zwar als Hardcore-Autofahrer eingeleitet, zeigte sich doch aber relativ versönlich und zurückhaltend.

    Schupelius nutzte die typischen Autofahrer-Argumente. Radfahrer hätten ein Sendungsbewusstsein und wären auf Kampf getrimmt. Das wird die Radfahrer-Seite wohl auch andersherum so empfinden müssen – anhupen, anschreien und abdrängen sind ja nun auch nicht unbedingt neutrale, aber durchaus normale Verhaltensweisen motorisierter Verkehrsteilnehmer.

    Den Radsportler fand ich total interessant. In Brandenburg fühlt er sich sicher, in Berlin hat er sogar Angst. Das zeigt die unterschiedliche Wahrnehmung – ich hab z.B. auf Landstraßen, also dort, wo Rennradler hauptsächlich trainieren, viel mehr Angst, insbesondere wegen der gefahrenen Geschwindigkeiten. In Berlin traue ich mich zwar auch nicht auf jede Straße, habe mit meiner persönlichen Fahr- und Streckenphilosophie hingegen tatsächlich eher selten wirklich Angst.

    Interessant finde ich auch die Grundfrage, ob man einen „Kampf“ auf der Straße empfindet. Ich sehe den nicht, und ich sehe eine drastische Verbesserung der Situation seit den 90er Jahren, in denen ich mit dem regelmäßigen Radfahren anfing. Misstände gibt es dennoch viele, Radfahrer werden von der Verkehrsplanung oft vergessen und benachteiligt. Autofahrer halten sich überwiegend nicht an die Regeln und unterscheiden sich damit gar nicht so sehr von ihren „Kontrahenten“, sehen sich aber als Saubermänner. Das kann man wohl nur als massenpsychologisches Phänomen erklären – wenn die Mehrheit manches immer falsch macht, wirkt es weniger schlimm, als wenn eine Minderheit das tut.

    Zu einem Kampf gehört aber der Vorsatz, den anderen zu verletzen oder umzubringen – und einen solchen würde ich weder der Mehrheit der Auto- noch der Radfahrer unterstellen. Viele gefährliche Fehler werden aus Unwissenheit und Gewohnheit gemacht, das ist ein großes Problem. Der Straßenverkehr zivilisiert sich zwar langsam, hinkt aber der gesellschaftlichen Entwicklung um Jahre hinterher. Dennoch, ein Kampf oder Krieg ist was anderes.

  6. „Kampf“ und Wahrnehmung:
    Ich denke schon, dass was auf ‚den Straßen‘ häufig aufzutreffen ist, läßt sich mit Kampf schon recht treffend umschreiben. Dazu passt ja auch eine andere allg. sehr verbreitete Begrifflichkeit, die des „Wettrüstens“.

    Beispiel:
    Bei den Neuwagen wird TFL verpflichtend eingeführt, bei den Fahrrädern wird dazu geraten ebenfalls auf TFL Scheinwerfer aufzurüsten, um den bekannten Nachteil der schlechter werdenden Wahrnehmung von am Tage unbeTFL’ten Fahrzeugen wieder auszugleichen und um nicht zu denen zu gehören, die dann die Unfallstatistik bei Fussgängern und Radfahrern in die Höhe treiben.

    Ich für mich stelle aber auch fest, seit Jahren nun erlebe ich es immer öfter, inwzischen sogar fast bei jeder Ausfahrt, dass Autofahrer deutlich mehr Rücksicht auf Radfahrer nehmen. Es wird eher und länger gewartet, auch mal zurück gesetzt usw.
    Nur nimmt man negatives Verhalten ja eher wahr und behält es auch länger in Erinnerung, als eben positives, weshalb manche vielleicht auch denken und sagen, es würde sich nichts ändern.

    Das kann aber von Ort zu Ort auch recht verschieden sein. In einer Großstadt wie Berlin herrscht ja doch auch ein anderer Gedrängefaktor, bestehen andere Zwänge und Umstände und das beeinflusst zumindest auch die eigene Wahrnehmung.

    Insgesamt finden Veränderungen aber zumeist sehr langsam statt und damit kommt der Art und Weise der eigenen Wahrnehmung und Bewertung eine überdurchschnittlich große Bedeutung zu.

  7. Zu erwarten, dass bei so einer Sendung irgendwer überzeugt wird, ist ja immer vergeblich. Und irgendwie ist es ja auch das immer wieder kehrende Frühjahrsthema, mit dem ja auch die Stadtmagazine mindestens eine Ausgabe im Jahr füllen.
    Das Format bringt es ja auch mit sich, dass eigentlich alles nur kurz angerissen wird, ausdiskutieren kann man da ja eh nichts.
    Dass der Schupelius das alles glaubt, was er da sagt, kann ich mir ja auch nicht vorstellen. Der ist ja auch nur Mithelfer einer Lobbyarbeit, die die Autobranche ja auch leisten muss. Schön war, wie er sein Geifern gegen Rotsünder konterkarierte, indem er zugab, dass er in einer 10er Zone nicht 10 fahren konnte. Klar sieht er das nicht ein und macht es dann natürlich nicht. Typisches Beispiel für selektive Wahrnehmung: ich weiß, welche Regeln angemessen sind und welche nicht. Für andere gilt das nicht.
    Im Prinzip ist so eine Sendung nur gut dafür, dass immer mal wieder die Regeln der Radwegbenutzung unter das Volk gebracht werden. Da hätte Frau Finkelstein durchaus noch etwas mehr drauf rumreiten können.
    Und letztlich war ja auch gut, dass außer Herrn Schupelius und vielleicht noch Herrn Bartko keiner etwas von Krieg wissen wollte.
    Ich bleibe dabei, in jedem Verkehrsmittel sitzen viele normale Leute und wenige Idioten, und jeder bricht die Regeln, bei deren Verletzung er wenig wahrscheinlich erwischt wird.
    Jetzt kann man nach mehr Überwachung rufen, und es würde alle treffen, die Frage ist, ob man das will.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich viel entspannter bin, wenn ich mir für die Gewohnheitsstrecken, die ja doch 70-80% ausmachen fahrradgeeignete Routen aussuche, wenn das viell. auch mal 5 min. länger dauert. Den Luxus nehme ich mir.

  8. Was mir in der Sendung negativ aufgefallen ist, ist dass einhellig die vielen Regelverstöße von Radfahrern bemängelt wurden, obwohl die Regeltreue von Autofahrern in der Praxis kaum besser ist. Lediglich die Art der Regelverstöße unterscheidet sich zwischen Autofahrern und Radfahrern. Beispielsweise fahren viele Autofahrer kurz nach Umschalten auf Rot noch über die Ampel, obwohl sie problemlos hätten bremsen können. Auch beim Parken ignorieren viele Autofahrern (und insbesondere Berufskraftfahrern) die Regeln und blockieren Schutzstreifen/Radfahrstreifen oder die rechte Fahrspur.

  9. Herr Bartko sagensemal was ist den mit Ihnen los?

  10. @berlinradler….zur Angst auf der Landstraße in Brandenburg….

    Im Land Brandenburg verunglückten im letzten Jahr
    23 Radfahrer tödlich! (20 in 2010)
    Nicht auf der Landstraße!
    Zu 93% innerhalb geschlossener Ortschaften!

    Hauptunfallverursacher das Kfz. 1. Verletzung der Vorfahrt und 2. Fehler beim Abbiegen

  11. ich kenne sowohl stadt als auch Umland recht gut …

    Draußen auf den Landstraßen gehts auch gefühlt deutlich entspannter zu. Selbst die tieferbreithärterfraktion überholt idr mit gebührendem Abstand. sobald genug platz für alle da ist, sinkt auch der blutruck…

    (Strecken/woche ca 100km innerorts, 150 landstraße)

  12. Das Fahren über die rote Ampel wird ja den Radfahrern immer als besonders häufiger Regelverstoß angekreidet. Wenige wissen anscheinend, dass alein an den 19 überwachten Ampelanlagen in Berlin pro Jahr 38000 Verstöße von Kfz registriert werden. Das sind nach Hochrechnungen der rbb-Abendschau berlinweit täglich 1000 Fahrten über „Rot“ durch Kfz. Insgesamt überlassen Radfahrer und Kraftfahrer dem anderen den Platz 1 bei Regelverstößen nicht, denke ich.

    Einen Krieg auf der Straße kann ich trotz mancher Belehrung durch überholende Kraftfahrer auch nicht empfinden. Dieser Unsinn verstärkt nur die Agressivität einzelner Verkehrsteilnehmer. Damit ist niemandem geholfen, vor allem den ’schwächeren‘ Verkehrsteilnehmern nicht, die ja immer die Leidtragenden sind – unabhängig davon, ob sie nun Unfallverursacher sind, oder nicht.

    Schlimm, wenn die Medien wegen einer besseren Quote reißerische Schlagzeilen bringen und damit verletzte oder getötete Verkehrsteilnehmer provozieren.

  13. Das sind nach Hochrechnungen der rbb-Abendschau berlinweit täglich 1000 Fahrten über “Rot” durch Kfz. Insgesamt überlassen Radfahrer und Kraftfahrer dem anderen den Platz 1 bei Regelverstößen nicht, denke ich.

    Ich fahre allein täglich tausendmal über Rot. Also ich denke, das Rotfahren ist bei Radfahrern schon das größte Problem. Und vielleicht noch das ohne Licht Fahren.

    Ich erlebe auch fahruntüchtige Sonntagsradler als Gefahr für mich selbst. Die teilweise völlig naiv durch die Gegend fahren. So nach dem Motto: Ich fahr jetzt mal auf die Straße da vor mir. Is ja alles so breit und ich bin nur der Radfahrer.

    Ich bin da jedes Mal fassungslos, wie man als Radfahrer ohne Schulterblick vom Bürgersteig aus die Straße „betreten“ kann.

    Diese Sonntagsfahrer sind häufig Leute, die nicht mit dem inneren Hintermann unterwegs sind, ob der nun im Auto oder auf dem Rad sitzt. Da bin ich immer fassungslos.

    Im großen und ganzen sind die Regelverstöße der Radfahrer eher „Nominalverstöße“, während die der Autofahrer häufiger „Realverstöße“ sind, die nur keinem auffallen, weil unsereins stoisch abbremst, wenn mal wieder eine Kreuzung kommt und jemand irgendwie rechtsabbiegt, oder weil unsereins einfach vorbeifährt am parkenden oder sonstwie Murks machenden Auto.

    Mit Nominalverstoß meine ich risikobewußtes und sicheres Ignorieren der StVo.

    So etwas passiert bei Autofahrern naturgemäß eher selten.

    Dieses AntiRadfahrergetrolle ist wirklich dämlich. Ich erkenne da einen Neidkomplex bei Autofahrern.

    Insgesamt ergibt sich, daß das Augenmaß viel stärker beim Autoverkehr liegen muß, wenn man den Verkehr sicherer machen will.

    Hinweis:
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    Rad-Spannerei Blog

  14. Ich fahre allein täglich tausendmal über Rot. Also ich denke, das Rotfahren ist bei Radfahrern schon das größte Problem.

    Aber:

    Dieses AntiRadfahrergetrolle ist wirklich dämlich.

    Widersprichst Du Dir da nicht irgendwie selbst?

  15. Nein.

    Hinweis:
    Link des Kommentarschreibers wurde am 20.06.2012 gelöscht.
    Rad-Spannerei Blog

  16. @ Null-Hock-Borst:

    Wie oft fährst du denn täglich über Rot?

    Was machst du bei kleinen Fitzelstraßen, die deinen Weg queren?

    Was machst du 1 Uhr nachts?

    Hinweis:
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  17. „Was machst du bei kleinen Fitzelstraßen, die deinen Weg queren?

    Was machst du 1 Uhr nachts?“ vs. „Ich fahre allein täglich tausendmal über Rot.“

    Klingt halt nicht nach einer Ausnahme sondern nach Dauerzustand. Und was ist eine Fitzelstraße? Ampel ist Ampel.

  18. James, was du hier betreibst, *ist* Anti-Radfahrer-Getrolle. Mit deinen eigenen Worten. Du übernimmst typische Autofahrerargumente und reitest darauf herum.

  19. @brandenburger landstraßen:

    im vergangenen sommer bin ich von berlin nach kostrzyn geradelt und hatte vorher auch ein bisschen bauchschmerzen wegen der abschnitte auf landstraßen: schließlich hatte ich viele der krasseren nahüberholungserfahrungen etc. mit leuten, die den roten adler auf ihrem kennzeichen trugen (was zugegebenermaßen so ganz fair nicht ist, so ohne in relation gesetzte zahlen…), und dann eben die höheren geschwindigkeiten…
    aber ich konnte mich -auf landstraßen- nicht beklagen: es wurde fast immer wie selbstverständlich möglichst weit links überholt, auch wenn ich im gegensatz zu berlin einen recht geringen abstand zum rechten fahrbahnrand hatte.

    sobald aber mehr als drei häuser um einen herum waren, konnte das auch schon mal ganz anders aussehen…

  20. Kai:

    James, was du hier betreibst, *ist* Anti-Radfahrer-Getrolle. Mit deinen eigenen Worten. Du übernimmst typische Autofahrerargumente und reitest darauf herum.

    Sind „Autofahrerargumente“ etwas Schlechtes? Ich fände es gut, wenn man mal auf inhaltlicher und nicht auf formaler Ebene argumentieren würde.

    Mit etwas Paranoia könnte ich dir jetzt unterstellen, daß Autofahrer für dich Untermenschen sind, da deren Argumente offenbar nicht zählen.

    Ich fahre häufig über Rot.

    Und deshalb wollte ich mal wissen, wie das bei Euch ist. Wenn ich nachts um 1 irgendwo fahre, fahre ich auch auf Hauptverkehrsstraßen über Rot.

    Am Tag gibt’s halt immer wieder kleine Straßen, wo nichts passiert oder nur ein Auto rechts einbiegt und dergleichen. Da fahre ich auch über Rot.

    Seid ihr noch nie über Rot gefahren?

    Gebt mal ein paar Erfahrungsberichte.

    Hinweis:
    Link des Kommentarschreibers wurde am 20.06.2012 gelöscht.
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  21. Ich fahre häufig über Rot.

    Du Held.
    Wenn man von anderen fahrzeugnutzenden Verkehrsteilnehmern erwartet, daß die sich doch gefälligst an Regeln zu halten haben, dann hat man das verdammt noch mal auch selbst zu tun.

    Solange Du das nicht hinbekommst, ist eine Beteiligung Deinerseits an Diskussionen über Verkehrspolitik reichlich daneben.

  22. Ich fahre selten über Rot. Zwei regelmäßige Ausnahmen: Auf meinem Weg zur Arbeit gibt es ne Bettelampel extra für Fahrradfahrer. Manchmal parkt aber der ein oder andere Dödel auf dem Radstreifen direkt vor dem Drückknopf. Dann fahre ich über die Haltelinie zur Fußgängerampel und drücke da. Ich könnte absteigen, aber bin zu faul. Gleiches Spiel in der Donaustraße. Auch ne Bettelampel. Fast immer zugeparkt. In der Regel löst aber ein Auto das Signal im Boden aus. Kommt kein Auto, fahre ich über Rot auf’m Bürgersteig. Da habe ich kein Unrechtsbewusstsein. Ist ja auch nur technisch ein Misachten der roten Ampel, da ich trotzdem auf Grün warte.

    Also Bettelampeln und Bodenspulen, die ich nicht auszulösen vermöge.

    Ansonsten hoffe ich, dass ich immer halte, sonst hätte ich ne Ampel übersehen.

  23. @Linda

    Danke für deine Antwort.

    Also ab und zu fährst du auch mal. Da bin ich ja doch nicht so böse. Ich leg es halt ein bißchen weiter aus.

    @Nullbockhorst

    Gut, daß du eingesehen hast, daß ich ein Held bin. Das habe ich erwartet.

    Ich beteilige mich trotzdem an Verkehrsdiskussionen. Ich widersetze mich einfach resolut Deinem Verdikt.

    Du irrst dich. Ich erwarte von anderen Verkehrsteilnehmern keine Regelkonformität, sondern Rücksichtnahme. Ich fahre auch sehr rücksichtsvoll und bewußt.

    Reg dich einfach mal ein bißchen ab, dann wird das wieder mit der Verkehrsdiskussion.

    Es ist doch ein Unterschied, ob man bewußt und kontrolliert über Rot fährt oder ob man durch Schludrigkeit und Ignoranz seine Mitmenschen gefährdet, wie es Autofahrer häufig tun.

    Hier mal wieder eine Verkehrsstory von mir:
    Neulich bin ich die Hofjägerallee nach Norden Höhe Tiergartenstraße gefahren, auf dem Radweg, hatte grün und ein nach Süden fahrender Reisebus bog nach links ab und nahm mir die Vorfahrt, bog in die Tiergartenstraße, ich wollte nach Norden. Der Busfahrer bremste aber leicht ab und gab mir ein Zeichen der Entschuldigung. Er hat halt meine Geschwindigkeit oder überhaupt den Radverkehr nicht berücksichtigt.

    So etwas finde ich schon gut, wenn so eine Mentalität im Verkehr herrscht. Damit konnte ich leben. Ich ließ den Bus vor mir vorbei bzw. mußte es ja. Ich bremste ab und fuhr irgendwie drumrum.

    Na ja, immerhin. Ich finde so etwas fast wichtiger, als sich sklavisch an Regeln zu halten. Ich mache auch ab und an für Autofahrer platz, wenn ich sehe, daß sie hinter mir her zuckeln müssen und ich problemlos ausweichen kann.

    Also Leute, immer locker bleiben und über Rot fahren. Dann wird das schon.

    Hinweis:
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  24. Es ist doch ein Unterschied, ob man bewußt und kontrolliert über Rot fährt oder ob man durch Schludrigkeit und Ignoranz seine Mitmenschen gefährdet, wie es Autofahrer häufig tun.

    Das ist es zwar, aber hinzu kommt Selbstüberschätzung und eine fatale Vorbildfunktion.

    Die meisten Autofahrer glauben von sich auch, daß sie ganz toll, bewusst und kontrolliert fahren können. Können sie aber nicht.

    Warum sollte das bei Radfahrern anders sein? Warum sollte das bei Dir anders sein?

  25. Solange Du das nicht hinbekommst, ist eine Beteiligung Deinerseits an Diskussionen über Verkehrspolitik reichlich daneben.

    Sagt mal, was geht denn hier ab? Sind Beiträge von JTK jetzt per se nicht mehr diskussionswürdig? Hab nicht den Eindruck, dass der ein „ich fahre auch Fahrrad“-Fahrer wäre.

    In der Regel versuche ich mich auch an Verkehrsregeln zu halten, insbesondere an die Regel, nicht auf dem Fußweg zu fahren. Auch rote Ampeln gehören durchaus dazu. Das hält mich aber nicht 100% davon ab, unter bestimmten Umständen selbst solche Regeln zu übertreten. Dadürch fühle ich mich keineswegs disqualifiziert, weiter Rad zu fahren oder mich an Verkehrsdiskussionen zu beteiligen. Mir ist jemand, der im Zweifel ohne Zeter-und-Mordio auch mal unserem Lieblingsfeind einen Fehler durchgehen läßt tausendmal lieber, als ein StVO-Fetischist, der sich dafür aber im permanenten Kriegszustand wähnt. Oder habe ich hier was falsch verstanden?

  26. Sagt mal, was geht denn hier ab? Sind Beiträge von JTK jetzt per se nicht mehr diskussionswürdig? Hab nicht den Eindruck, dass der ein “ich fahre auch Fahrrad”-Fahrer wäre.

    Das ist jetzt schon die zweite Diskussion, wo der sich so trollig verhält. Ich kann mir gut vorstellen, wen der Ramsauer so im Blick hatte. 😉 Und *das* war jetzt mal polemisch, lieber JTK! 😉 Das oben war ganz anders gemeint, aber ich hab jetzt keinen Bock mehr hier.

  27. Kai

    Das ist jetzt schon die zweite Diskussion, wo der sich so trollig verhält.

    Das ist eine Auslegung von dir. Man könnte auch sagen, manche verhalten sich hier etwas paranoid. Aber na ja.

    Wenn einem unterstellt wird, man sei Autofahrer oder wolle Radfahrer in Mißkredit bringen. Es ist nun mal die Realität, daß viele Radler über Rot fahren. Ich wußte nicht, daß hier offenbar viele zu den Puristen gehören.

    Ich muß ehrlich gestehen, daß ich darüber sogar sehr verwundert bin, in einem solchen Blog so eine Haltung anzutreffen.

    Es gibt nun mal ziemlich häufig Ampeln, die quasi nur für Fußgänger relevant sind und wo es völlig absurd ist, dort korrekt anzuhalten und zu warten.

    Paranoid finde ich es hier auch deshalb, weil man offenbar vor Rampensauer ein gutes Bild abliefern möchte.

    Ich bin übrigens sehr gerne im Blick von Ramsauer.

    Ich fahre auf meine Weise sehr umsichtig und rücksichtsvoll.

    Gestern abend, 22.30: Alt-Tempelhof. Null Verkehr auf Straße. Ich Fußgänger. Erwachsener Radfahrer fährt auf Bürgersteig ohne Licht mit Tempo 20 sehr dicht an mir vorbei. Ich ein bißchen erschrocken, weil versunken.

    Das ist die Realität. So was würde mir nie einfallen. So fahren leider viele Radler. Erlebe ich immer wieder.

    Mangelndes Bewußtsein für die rechtliche Situation der Verkehrsteilnehmer. Bzw. für die Situation als solche. Darauf kommt es an und nicht auf StVo-Fetischismus.

    PS: Der Begriff Troll ist übrigens totalitären Charakters. Das ist sozusagen das digitale „entartet“, „konterrevolutionär“, „ungläubig“ oder „antifeministisch“.

    Hinweis:
    Link des Kommentarschreibers wurde am 20.06.2012 gelöscht.
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  28. Ich würde mal gern zum Kern der Rotlicht-Kontroverse zurückkommen. JTKs Ausgangspunkt mit dem

    Ich fahre allein täglich tausendmal über Rot. Also ich denke, das Rotfahren ist bei Radfahrern schon das größte Problem. Und vielleicht noch das ohne Licht Fahren.

    bezog sich ja wohl polemisch auf die 1000, die von Zahlendreher als rbb-Zahl ins Rennen geschmissen wurden. Ich finde es schon eine Überlegung wert, ob man sich wirklich im Alltag durch Regeln behindern lassen muss und jeder entscheidet das ja scheinbar etwas anders.

    Ich bin da nicht so richtig konsequent und handhabe das phasenweise anders. Im allgemeinen würde ich gerne allen Regeln auch folgen wollen, in der Annahme, dass sie für einen Ausgleich der unterschiedlichen Bedürfnisse der VErkehrsteilnehmer und einen sicheren Ablauf des Verkehrs aufgestellt wurden. Verstoße ich gegen die Regeln, muss ich zunächst annehmen, dass ich jemand anderen in seinen Rechten beschneide/übervorteile oder gar jemanden gefährde. Diese Übervorteilung/Gefährdung muss ich nicht unbedingt immer erkennen können, so dass ich sehr vorsichtig wäre zu behaupten, diese oder jene Regel an dieser oder jener Stelle dürfte ich getrost ignorieren, da störe das keinen. Insoweit muss ich JTK widersprechen und halte das – zumindest mal so dargestellte – massenweise und regelmäßige Ignorieren von Ampelregelungen für schlechtes Verkehrsverhalten.

    Auf der anderen Seite erlebe ich die Verkehrsregelungen in der Praxis in Berlin in der Tat als wenig ausgleichend und sicher. Die StVO ist das zugrundeliegende Regelwerk, das vorschreibt, wie ich mich bei Rot zu verhalten habe. Das kann ich nachvollziehen und stelle diese Regel nicht in Frage. Wo, in welcher Ausführung mit welcher Schaltung zur Verhütung welcher Gefahren und zur Regelung welchen Verkehrsflusses zum Beispiel eine Ampel aufgestellt wird, hat aber unmittelbar nichts mit der StVO zu tun. Ein gerade ja immer noch aktuelles Beispiel sind die vielen benutzungspflichtigen Radwege, die die Voraussetzungen nicht mal ansatzweise erfüllen (war gerade bei meinen Eltern auf dem Land: GRUSELIG, was da ausgeschildert ist). Mein Vertrauen in und damit einhergehend mein Respekt vor den Regeln ist dadurch soweit beeinträchtigt, dass ich nicht immer bereit bin, die Regeln zu 100% zu befolgen.

    Davon unterscheiden würde ich Verkehrsteilnehmer, denen Regeln an sich schnurz piepe sind, weil sie ohnehin nicht vorhaben, die Interessen anderer in ihr Verhalten mit einzubeziehen. Dieses Verhalten findet sich selbstredend unabhängig von der Art der Fortbewegung, aber auch hier sollte man nicht vergessen, dass es vom Gefährdungspotential her einen wesentlichen Unterschied macht, ob man mit dem KFZ, mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs ist.

    Alles in allem: Gerade das strikte Regeln-sind-Regeln hat für mich oft den leichten Beigeschmack der Autofahrerperspektive, wo dieses Argument tatsächlich seine Berechtigung hat, weil Autos nun mal eine allgegenwärtige tödliche Gefahr darstellen, die nur durch strikte Regeln und deren Überwachung im Zaum der gesellschaftlich tolerierten Verkehrstoten gehalten werden kann.

  29. Ich war ein paar Tage nicht in Berlin und möchte nochmal in die Diskussion einsteigen. Sehr interessant finde ich, wie viele schreiben, dass sie versuchen, sich überwiegend an die Regeln zu halten, es aber nicht immer zu 100% tun.

    Ich finde die Regeln ebenfalls sehr wichtig, wenn auch teilweise diskussionswürdig. Ampeln, Vorfahrtegeln etc. halte ich sehr strikt ein. Was ich aber regelmäßig tue, ist Fußgängerampeln zu benutzen an Stellen, wo Kfz nicht fahren können.

    Wenn ich von A nach B fahre, dann habe ich folgende Bedürfnisse:

    – durchgängige Befahrbahrkeit ohne Absteigen
    – hohe Sicherheit
    – hohes Sicherheitsgefühl
    – Schnelligkeit und Leichtigkeit
    – angenehmes Fahren (Spaßfaktor)

    Die ersten drei Punkte führen auch mich manchmal dazu, einige Regeln nicht einzuhalten. So wird z.B. bis heute mittels Richtungspfeilen oft dafür gesorgt, dass der Verkehr in Hauptstraßen geleitet wird. Das war (ist?) bei Zufahrtstraßen zur „Fahrradstraße“ Linienstraße der Fall, bei denen man oft in die Torstraße geführt wird. Entweder, man lässt sich irgendwohin entführen, wo man gar nicht hinwill, sucht langwierig Ausweichrouten (die es manchmal nicht gibt) oder ignoriert mal einen Richtungspfeil. Nicht schön, aber effektiv von A nach B kommen sollte in der Verkehrsplanung schon vorgesehen sein.

    Auf meinen Hauptwegen habe ich zwei Beispiele:

    1.) Ich fahre oft auf der Revaler Straße, weiter auf der Marchlewskistraße. Von der Revaler Straße kommend werde ich aber nach links oder rechts in die Warschauer Straße geleitet. Das ignoriere ich und fahre auf der Fußgängerquerung. Alternativen? Hier muss ich gestehen, dass ich nicht genau weiss, ob ich es mal mit der Kopernikusstraße probieren könnte.

    2.) Ich will oft vom Alexanderplatz in die Dircksenstraße. Das ist straßenbautechnisch aber nicht vorgesehen. Hier nutze ich immer die Fußgängerquerung. Alternativen? Die vielbefahrene Karl-Liebknecht-Straße nutzen und mich entweder dort zum Linksabbiegen einordnen oder der Radverkehrsführung folgen und auf 3 Ampelphasen abwarten. Radfahrer dürfen zwar auf dem Alex und in der Dircksenstraße bzw. den anliegenden Fahrradstraßen fahren, eine Verknüpfung hat man jedoch vergessen. Der Fahrradstreifen auf der Alexanderstraße ist chaotisch (hin- und hergeschwenkt in sensiblen Bereichen) und extrem warteintensiv (viele Ampelphasen auf wenigen Metern), das ist keine Alternative.

  30. Auch von mir ein spätes Lob an Frau Finkelstein: souverän, alle wichtigen Argumente genannt (Regeleinhaltung – insbesondere Tempolimit – und Regelkenntnis von Autofahrern? Helmpflicht? Vergleich Berlin – Brandenburg) – humorvoll dazu. Ich teile auch ihre Einschätzung, dass es sich in Berlin äußerst entspannt radelt. Langfristige Vergleiche habe ich mit Bielefeld und Dublin. Beides ist lange her, und es ist seitdem noch besser geworden. Aber auch Herr Gaebler in seiner sachlichen Art hat mir gut gefallen.

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