Im Lokalteil der taz erschien heute ein Artikel, der sich mit den widrigen Bedingungen des Radfahrens in Berlin beschäftigt. Beiläufig erwähnt wurde folgende Nachricht: „Zudem ist der ehrenamtliche Posten des Fahrradbeauftragten derzeit unbesetzt. Für den zum Ende der vergangenen Legislaturperiode ausgeschiedenen Arvid Krenz wurde bisher kein Nachfolger gefunden.“
Die Stadt hat also seit mehreren Monaten keinen Radverkehrsbeauftragten mehr und niemand hat es bemerkt. Auf der Internetseite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt wird als Fahrradbeauftragter noch Arvid Krenz genannt, auf einer weiteren wird gar noch der Name Heribert Guggenthaler angegeben, ehemals kommissarischer Fahrradbeauftragter des Senats.
[…] einigen Dingen zumindest auf dem gleichen Level sind wie unsere Bundeshauptstadt: Rad-Spannerei: Berlin ohne Fahrradbeauftragten … Die Stadt hat also seit mehreren Monaten keinen Radverkehrsbeauftragten mehr und niemand […]
Wer so Farblos wie der Krenz in Aktion trat (tat er das überhaupt merklich?),
der wird halt auch nicht vermisst wenn er fehlt.
Ich wäre ja dafür wir fragen den Fahrradbeauftragten der Herzen, Benno Koch, aber der wird auch seine Gründe gehabt haben das Amt nicht mehr zu bekleiden?
Wie siehts mit Aufwandsentschädigung aus? Ich mach’s sofort 😉
Ich weiß nicht, ob man das Arvid Krenz wirklich anlasten kann. Wenn Berlin diesen Posten ernst nehmen würde, wäre er bezahlt, Vollzeit besetzt und einer offensiven, zumindest aber öffentlichkeitswirksamen Persönlichkeit besetzt. Eine Beruhigungspille, mehr nicht. Viel schlimmer finde ich, dass sich noch nicht mal der ADFC für eine ernstzunehmende Fahrradbeauftragten-Stelle stark macht.
Soviel zur Fahrradstadt. Solange in Verwaltung und Politik die alten Autolobbyisten den Ton angeben, braucht man sich keine Illusionen auf Unterstützung fürs Rad zu machen. Das werden wir als Radfahrer alleine ausfechten müssen. Ich schätze mal, noch 100 Tote, dann sind wir durch.
Frankfurt/Main hat vier bezahlte Vollzeit-Fahrradbeauftragte bei weniger als einem Fünftel der Einwohner – auch wenn die leider als Hauptaufgabe die Einrichtung neuer Radverkehrsanlagen ansehen.
Der Job des ehrenamtlichen Fahrradbeauftragten hat sich m.E. vollkommen überholt. In Berlin bräuchte jeder Bezirk einen Vollzeit bezahlten Fahrradbeauftragten. Das Thema hat doch mittlerweile eine ganz andere politische Dimension…
Wie wäre es mit bezirksweit je einer neuen Blitzanlage, deren Einnahmen nach Amortisierung der Anlage den Bezirksfahrradbeauftragten finanzieren könnte? Viel gefährlicher Autoverkehr: Viel Fahrradbeauftragter. Viele disziplinierte Autofahrer: Wenig Fahrradbeauftragter. Wäre doch ein Anfang 🙂
http://www.tagesspiegel.de/berlin/verkehr-polizei-erhoeht-den-druck-auf-raser-und-rotlichtfahrer/6340762.html
(zum An-den-Kopf-Fassen)
Krenz hat zu seinem Amtsantritt mehrere ausführliche Zeitungsinterviews gegeben. Danach hat man von ihm nichts mehr gehört. Kann sein, daß er intern versucht hat, Dinge zu regeln, allerdings gehört zu diesem Amt m.E. zwingend auch Öffentlichkeitsarbeit.
Das interne Engagement ist in der Tat der Fall. Ich hatte für urbanophil vor einem Jahr auch mal ein Interview mit Arvid Krenz geführt (das ich aus Zeitgründen leider nie veröffentlicht habe). Dort hat er von seiner Arbeit im Fahr-Rat berichtet, wo die neue Radverkehrsstrategie diskutiert wurde. Außerdem hat er regelmäßig an Sitzungen teilgenommen, wo die Umgestaltung besonders gefährlicher Kreuzungen besprochen wurde. Dafür, dass das ein Ehrenamt ist, fand ich das schon eine ganze Menge.
Dass das ein ehrenamtlicher Job ist, ist nur noch historisch begründet, weil es bei der Einführung des Beauftragten überhaupt keine Fürsprecher für den Radverkehr gab. Mittlerweile ist das Thema als Politikfeld doch nicht mehr wegzudenken. Es wird jetzt also Zeit, das ganze eine Stufe höher zu stellen und zu professionalisieren.
Vielleicht sollte man bei der „Blogger-Konferenz“ auf der VELO nächstes Wochenende mal überlegen, wie und ob man irgendwie einen „politischen“ Druck erzeugen kann?!
Klaus Reindl äußert sich in nahezu jedem Fernsehbeitrag über Radfahr-Themen. Vielleicht wär der ne gute Wahl? 🙂