Der erste Januar bringt für Radfahrer in Dänemark deutlich höhere Bußgelder für verschiedene Verkehrsverstöße. Hamburgize hat die Bußgeldhöhe in Dänemark und Deutschland miteinander verglichen:
- Radfahren ohne Licht im Dunkeln:
Dänemark: 95 €
Deutschland: 10-25 € - Telefonieren mit Mobiltelefon während des Radfahrens:
Dänemark: 135 €
Deutschland: 25 € - Fehlende oder defekte Bremsen oder Reflektoren:
Dänemark: 95 €
Deutschland: 10 € - Rotlichtverstoß:
Dänemark: 135 €
Deutschland: 45-180 € - Radfahren gegen den Verkehr:
Dänemark: 135 €
Deutschland: 15-30 € - Radfahren über Fußgängerüberweg:
Dänemark: 95 €
Deutschland: 40-60 € - Radfahren auf dem linken Radweg:
Dänemark: 95 €
Deutschland: 15-30 € - Freihändiges Fahren:
Dänemark: 95 €
Deutschland: 5 € - Gehwegradeln:
Dänemark: 95 €
Deutschland: 10-25 € - Zwei oder mehr Personen auf einem normalen Fahrrad:
Dänemark: 95 €
Deutschland: 5 €
Hamburgize: Dänemark erhöht Bußgelder für Radfahrer
The Copenhagen Post: Cycling fines to increase dramatically in 2012
Es ist doch egal was es kostet, wenn es nur sporadisch geahndet wird. Wenn mal wieder so eine Schwerpunktkontrolle mit anwesendem Fernsehteam (seht her, die Polizei tut was) gemacht wird, dann fühlt sich jeder „bestrafte“ zunächst mal verarscht und nicht geläutert.
Positiv zu vermerken: Nur zwei Beträge. Kann man sich leichter drauf einstellen 🙂
Die Aufstellung hier ist ja selektiv, interessant finde ich noch, dass auch fehlende Handzeichen unter Strafe stehen. Das ist etwas, was ich in Kopenhagen sehr positiv fand. Selbst zum Anhalten hat man da („zu meiner Zeit“, höhö) die Hand gehoben. Besonders hilfreich, wenn es etwas voller auf dem Radweg, der STraße ist. Mit sowas hat man sich in Hamburg dann schon lächerlich gemacht, in Berlin ist man wohl Vollidiot… oder Avantgarde? Wenn ihr also jemanden seht, der beim Anhalten noch immer den Arm hebt: ich bin’s 🙂
Muss man in Dänemark wirklich 95 Euro für einen fehlenden Reflektor zahlen? Viele Reflektoren (insbesondere Pedalreflektoren mit schrottiger Befestigung) gehen ja doch öfter mal während der Fahrt verloren, ohne dass man das direkt merkt.
Also ehrlich gesagt, fände ich den dänischen Bußgeldkatalog auf berliner Straßen auch ganz hilfreich. *hüstel*
Allerdings würde es mir schon so reichen, wenn sie mehr Geisterfahrer rausfischen würden.
@Michael: zur Ehrenverteidigung, ich zeige zumindest an, wohin ich fahre. Ein Bremszeichen kenne ich (noch) nicht 😉
Da können sich die Dänen ja schon mal warm anziehen… Beleuchtung ist da nicht so wirklich verbreitet.
Die Frage ist dann tatsächlich eher, ob auch kontrolliert wird.
Mikael von copenhagencyclechic scheint übrigens not amused.
Einnahmequellentipp: Polizist springt auf den Radweg, um jemanden zu stoppen. Radfahrer legt Vollbremsung hin. Polizist kassiert 700 Kronen, wegen fehlendem Handzeichen beim Anhalten. Der/die Nächste bitte…
😀
Radfahren über Fußgängerüberweg:
Deutschland: 0 €
Die Preisfrage lautet doch: Welche/Was für Beleuchtung und was für Reflektoren sind in Dänemark zwingendes Minimum?
Sind ja nicht alle Länder so verrückt mit den Vorschriften, wie Schland.
@Peter
Wäre auch schlimm, wenn man für etwas bestraft werden könnte, was nicht verboten ist. ;D
Scheinbar ist den dänischen Politikern der Fahrradanteil zu hoch.
Ich nehme an, @hamburgize meinte an der Stelle eigentlich:
Fehlverhalten an Fußgängerüberwegen (Vorrang von Fußgängern am Zebrastreifen missachtet)
…oder hat es damit verwechselt.
Michael von Copenhagencylechic ist ja generell der Meinung dass alle Radfahrer Engel sind. Empirisch ist es halt so: gefährliche Situationen mit Autos letztes Jahr: ca 15. Gefährliche Situationen mit Radfahrern: 80. Radfahrer nehmen sich m.E. nicht wirklich Ernst. Aber ein 100kg mit Tempo 25 haben auch ganz schön wumms. Warum man partout ohne Licht rumfahren muss und noch nicht mal ein Reflexwestchen für 1,99 überstreifen mag, warum man in der Fußgängerzone die Omas als Slalomstangen benutzen muss und warum man mit Ohrhörer im Ohr aufm Radweg in falscher Richtung um die Hausecke kommen muss: ich verstehs einfach nicht. Allerdings dürfte da die soziale Sanktionierung die Idioten Idioten und Arschlöcher zu nennen mehr bringen, als sie auch noch über ein tägliches Räuber und Gendarm Spiel zu heldenhaften Outlaws zu machen.
Von den 15 gefährlichen Situationen mit Blechdosen hätten Dich wahrscheinlich mindestens 10 schwer verletzten, verkrüppeln oder töten können. Von den 80 Situationen mit Radfahrern höchstwahrscheinlich 0.
Zum Thema Kopfhörer: ich fahre immer Fahrrad mit In-Ohr Köpfhörern, denn ich will mich vom Autolärm nicht terrorisieren lassen. Der Stress durch Huperei und Motorenlärm ist mittelfristig wahrscheinlich gefährlicher als aufmerksames und passives Radfahren mit Musik im Ohr. Gehörlose dürfen ja auch mit der Dose und dem Rad fahren, oder etwa nicht?
Autofahrer in ihren schallgedämpften Fahrkabinen bekommen von der „Außenwelt“ so gut wie nichts mit. Schon gar nicht, wenn sie ihr Radio dabei angeschaltet haben. Warum sollte ich dann nicht auch Musik hören und mich vom Lärmterror der Dosen isolieren dürfen?
@ Alexander: Im Tenor gebe ich Dir Recht, in der Gewichtung und in den Einzelbeispielen nicht.
Die Argumentation von Heinzer zu den Ohrstöpslen passt dazu. Wenn man mal an einer Stauschlange vorbeifährt, gibt es da etliche Autofahrer, deren Musikgeschmack ich problemlos von aussen bestimmten kann. Idiotisches Verhalten (mit Fremdgefährdung) von Autofahrern rechtfertigt nicht unbedingt idiotisches Verhalten (mit Eigengefährdung) von Radfahrern, aber die Relation ist schon wichtig.
Zum Thema Reflexwesten muss ich sagen, das geht in die gleiche Richtung wie Helmpflicht. Wenn man sowas anziehen mag ist das vielleicht eine gute Idee aus der eigenen Perspektive, aber man sollte nicht alle zu Idioten stempeln wollen, die das anders betrachten. Ich empfehle mal Videos aus London, wo alle wie die Christbäume behängt und behelmt fahren. Sicheren Radverkehr gibt es dort trotzdem nicht. Das Problem sind die Gefährder und nicht die Gefährdeten. Oder meinst Du, nur die rücksichtslos Schnellfahrer unter den Radlern sollten die Dinger anziehen? Wäre ein Ansatz.
Was Deine Gefährdungsbilanz angeht, deutet da einiges auf ein Wahrnehmungsproblem hin. 15 Gefährdungen durch Autofahrer kann ich bei einer Fahrt durch die Stadt zusammenbekommen, allein durch Nahüberholen, 80 Gefährdungen von Radlern nicht in einer Woche, wobei das schneller zusammenkommt, wenn man Radwege benutzt. Dort sind Radfahrer gegen die Fahrtrichtung die Hauptgefahr und je nach Gegend kann das schon mal ein beträchtlicher Anteil des Gesamtradwegverkehrs sein. Die Auswirkungen der jeweils möglichen Unfälle hat Heinzer auch beschrieben.
Von daher: Ja, auch Radfahrer sollten mal an ihrer Regeltreue arbeiten – besonders wenn der Radverkehr weiter zunimmt ist das sehr wichtig (gerade auch mit Rücksicht auf Alte, Kinder, anders unsichere Radler). Nein, ich finde nicht, dass man da mit dem Finger besonders drauf zeigen muss, solange die Hälfte der Haushalte in Berlin legal tödliche Verletzungsmaschienen benutzt.
@kl
Ich möchte nicht ausschließen, dass es sich hier um eine Retourkutsche von Politikern handelt, denen die Fahrradförderung in Dänemark zu weit gegangen ist.
Nüchtern betrachtet, muss Radfahrer damit rechnen, dass er auch schärfer behandelt wird, wenn er als Verkehrsteilnehmer endlich ernst genommen wird.
Ich ignoriere öfters schikanöse beutzungspflichtige Radwege und benutze auch verbotene Akku-Lampen. Andererseits bin ich wahrscheinlich der einzige Radfahrer weit und breit, der tatsächlich beim Stop-Schild auch stehenbleibt, ohne das die Verkehrssitiuation das erzwingt.
@Alexander: Du fährst zu oft auf Radwegen. Auf einem Radweg, wo mir andere Radfahrer um die Häuserecke auf Kollisionskurs entgegenkommen, fahre ich genau ein Mal. Dann wird der für alle Zeiten gemieden. Fahrbahnfahren senkt sowieso generell die Zahl der Konfilkte mit allen Parteien um gefühlte 80%.
wieso ist eigentlich freihändiges radfahren verboten ????
„Eventuell“, weil es bei Gefahrenbremsungen den Zeitraum zwischen Warhnehmen der Gefahr und Stillstand des Fahrzeugs beträchlich verlängert.(„?“)
Und wieso nur beim Radfahren.
Wenn man beobachtet wieviele Autofahrer mit dem Zeigefinger lenken, beim Abbiegen ins Lenkrad greifen und ganz cool das Handgelenk oben drauflegen und daran denkt wieviele Unfälle dadurch verursacht werden, glaub ich, man müßte bei anderen Fahrzeugen als Räder ansetzen
@stevens67: Weil sich nicht nur der Dämel selbst auf den Arsch legt, sondern auch in andere reinknallt. Besonders beliebt die Variante in falscher Richtung auf dem Radweg entgegenkommend oder während der Fahrradsternfahrt in Massenfahrt im Tunnel. Da könnte ich jedesmal Kotzen.
@ Heinzer: an einem tödlichen Unfall zwischen zwei Radfahrern auf einem (von der Straße getrennten Musterradweg) war ich leider selber beteiligt (wenn auch schuldlos), ansonsten kann ich aus dem Bekanntenkreis mit 2 Schlüsselbeinbrüchen, 1 Schädel Hirn Trauma und 2 gebrochenen Armen aufwarten. In Nürnberg hat es auf dem straßengetrennten Radwegenetz zahlreiche tödliche Unfälle gegeben weil Radfahrer hirnlos aus beiden Richtungen durch Unterführungen gekachelt sind. Ich hab das mal überschlagen: ein Aufprall mit Tempo 25 entspricht nem Kopfsprung aus 4 m (ohne Wasser) @ andere: klar, das Problem sind die Radwege, wobei das hier wirklich die Wahl zwischen Pest und Cholera ist, weil die Automobilisten komplett Amok laufen wenn man Radwege nicht benutzt. Regensburg hat zudem (wenige) Brücken, was die unangenehme Wirkung hat dass einige Nadelöre unvermeidlich sind. @ Westen Pflicht: von Pflicht hat keiner was gesagt. Aber anderen ne Chance zu geben einen wahrzunehmen, durch Licht oder Weste oder was auch immer ist einfach eine Frage der Höflichkeit. Und wenn es nur ist damit ich mich nicht erschrecke 🙂
Also wenn man sich Unfallstatistiken ansieht, ist die Einschätzung, durch Radfahrer stärker gefährdet zu werden als durch Autos, unrealistisch. Das gilt auch für Fußgänger, trotz nerviger Gehwegfahrer.
Was nicht bedeuten soll, dass alle Radfahrer sich korrekt verhalten. Dennoch produzieren sie vergleichsweise wenige Unfälle – selbst, wenn man sie pro Kilometer aufschlüsselt.
Das Nürnberger Thema (viele tödliche Unfälle auf autofreien Radwegen) finde ich interessant, gibts dazu Quellen?
Das war Thema in den frühen 90er Jahren als ich dort gewohnt hab. Quellen kann ich nicht aus dem Ärmel schütteln. Ggf. wüsste der ADFC dort (Heinz Gieselmann) mehr. Die Unterführungen sind aufgrund der Erfahrungen mit verschränkten Baken gegen schnelle Durchfahrt gesichert worden. Mir fallen immer viele unübersichtliche Stellen durch Büsche etc auf plus enge Kurvenradien etc. Angesichts heute locker erreichbarer Geschewindigkeiten von 30 ist der Verkehrsraum einfach zu eng und die Reaktionszeit zu kurz. Man müsste also langsam fahren, was aber nicht alle tun. Zugegeben: Beobachtungen und Erfahrungen, nicht statistisch abgesichert. M.E. kann man das ganze Thema eh nur sinnvoll diskutieren wenn man zumindest 2 Gruppen von Radfahrern trennt: Schnellfahrer – sie sind im Bewegungsmuster Autos ähnlicher und gehören deshalb auf die Straße – und Langsamfahrer (Ältere, Kinder) – sie sind Fußgängern ähnlicher und stellen für diese sowie untereinander wg der geringen Geschwindigkeit keine Gefahr dar.
http://www.nordbayern.de/nuernberger-nachrichten/nuernberg/polizei-bremst-radler-aus-1.33362
Hier wird im Rahmen des Berichts zu einem alten Unfall einer der „Alten“ Unfälle erwähnt. Meine Erinnerung nach waren es aber mehrere. Nunn weiss ich auch dass verschränkte Baken „Umlaufsperren“ heissen 🙂
@Alexander, verstehe mich nicht falsch – die Nachfrage war wirklich aus Interesse, nicht etwa um die Aussage zu überprüfen. Ich war nur so überrascht, weil ich derartige Unfallschwerpunkte hier in der Region nicht kenne. Klar gab es auch mal einen tödlichen Unfall z.B. auf der Flämingskate, Unfallschwerpunkte wie auf von Kfz befahrenen Straßen kenne ich anderswo aber schlichtweg nicht.
Der Link ist interessant – wenn innerhalb von 2 Stunden 80 Radfahrer belehrt werden müssen, scheint ja ein Bedarf an einem befahrbaren Weg zu bestehen.
Sehr interessanter vergleichender Artikel, besonders wenn Sie in Dänemark leben. Ich habe nie gegen das Gesetz verstoßen, da es Konsequenzen haben kann. Wenn Sie ein Fahrrad als Transportmittel zum Pendeln benutzen, dann rate ich Ihnen, auf solche Strafen vorbereitet zu sein oder ernsthaft zu nehmen und Geld für alle Arten von Ausrüstung auszugeben webseite besuchen . Ein vernünftigerer Ansatz, da Probleme mit dem Gesetz für niemanden unnötig sind.