In der Reihe „Phänomene des Alltags“ hat sich Rigoletti.tv die Radwege in der Pappelalle in Prenzlauer Berg angesehen. Die Pappelallee ist ein krasses Beispiel dafür, wie man mit viel Geld eine drastische Verschlechterung der Fahrradverkehrsbedingungen bauen kann. In der Straße wurden 2010 drei Haltestellencaps für die Straßenbahn errichtet. Dadurch werden die Radfahrer gezwungen, immer wieder die Straßenbahngleise zu überqueren.
Zuletzt stürzte eine 31-jährige Frau am 20. Oktober ins Straßenbahngleis. Als sie versuchte, das dabei verloren gegangene Fahrradschloss zu bergen, gerieten ihre Beine zwischen den Bordstein und eine einfahrende Bahn. Die Frau wurde mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert.
Laut Vor Ort, Zeitschrift für Stadterneuerung in Prenzlauer Berg und Pankow, fehlen dem Bezirk die Mittel für eine Umgestaltung der Straße: „Einschließlich Stahlheimer Straße umfasst der Abschnitt 1,5 Kilomer, das würde zwei Millionen Euro kosten. Das Geld haben wir nicht“ erklärt der Stadtrat für Stadtentwicklung Jens-Holger Kirchner kürzlich im Sanierungsbeirat (Vor Ort, Dezember 2011, Seite 8).
Rigoletti
[via Michael S]
Das stimmt so nicht. Ich für meinen Teil, habe diese Wege noch nie benutzt. Sie sind auch nicht benutzungspflichtig.
Völlig sinnfrei und gefährlich für diejenigen, denen sie attraktiv erscheinen sind sie aber natürlich dennoch.
Kann reclaim nur zustimmen. Ihr habt noch richtig Glück, bei uns sind solche Konstrukte benutzungspflichtig: http://g.co/maps/yhz8n
„Bitte, bitte liebe Fußgänger, seid doch so nett und wartet woanders auf eure Bahn, ich muss jetzt durch die Schulklasse radeln.“
Wobei man jetzt mal fragen könnte, wieso jemand ein Fahrradschloss unbedingt direkt vor einer einfahrenden Straßenbahn vom Gleis holen muss.
Ich fand besonders den Teil mit dem schnell vorgespulten Abschnitt und den trockenen Radweg-geht-unter-den-Autos-weiter-Hinweis gut. Das Problem scheint für die Rigoletti aber eher in dem Bedrohungsgefühl durch eine nahende (lärmende) Straßenbahn zu liegen. Tatsächlich überholen wird eine Tram dort nicht. Wir haben hier auch so einen Abschnitt: in der Ehrlichstraße in westlicher Richtung zwischen Parkreihe und rechter Schiene ist nicht genug Platz für Sicherheitsabstand zu beidem. Also müsste man dort zwischen den Schienen fahren, das ist dann wirklich mitten auf der rechten Spur der Fahrbahn – Ihr könnt euch denken, wie das ein Autofahrer sieht…
@ Dieter: Tja. Das ist das Ding mit dem „trat ohne auf den Verkehr zu achten auf die Fahrbahn“. Wie siehst Du das denn, mal so nach deiner Erfahrung: Machen Menschen eher mal einen Fehler oder machen Sie sowas absichtlich?
wenn man sie nicht benutzen möchte (siehe schulklasse) … muss man aber auf die straße und damit über die gleise. macht auch mit 35er Schlappen nicht immer freude …
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mit dauerklingeln und Wheelie durch die „Fussgängers“ ist in meinen augen auch keine moralisch einwandfreie Lösung.
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bei solchen Kunstparkern wie am Ende der Haltestelle hoffe ich immer auf mutige Künstler, die kurz mit Edding oder Dose den weiteren Verlauf des Weges auf dem Altmetall skizzieren (rechtlich nicht einwandfrei 😉 ).
@ rbt: Ja, aber Vorsicht. Selbst rechtlich verträgliches ist nicht immer gefahrlos praktizierbar. Stichwort „Autogeher“. Schon selbst ausprobiert 😉
„Also müsste man dort zwischen den Schienen fahren, das ist dann wirklich mitten auf der rechten Spur der Fahrbahn – Ihr könnt euch denken, wie das ein Autofahrer sieht…“
Das ist genau das, was ich tagtäglich auf meinem Arbeitsweg in der Pappelallee tue. Und die Autofahrer sind in der Beziehung wirklich besser als ihr Ruf. Wegen Fahrens zwischen Schienen statt rechts daneben habe ich mein Lebtag weder in der Pappelalle, noch in der Kastanienallee, noch in der Alten Schönhauser Straße je einen Huper „abbekommen“.
Das trifft für @Martin LEs Beispiel zu. In der Pappelalle verhält es sich aber genau umgekehrt: Dort ist abseits der Caps wegen parkender Autos nicht genug Platz, um rechts der Schienen zu fahren. Das heißt, man fährt zwischen den Schienen und müsste bei jeder Haltestelle die Schienen extra zweimal Queren, um in den „Genuss“ zu kommen, auf die Straßenbahn Wartende erschrecken und Gefährden zu „dürfen“…
Die Sache ist dort wirklich von vorn bis hinten kompletter Schwachsinn.
cooles video. vorallem die nüchterne erklärung hat mir gut gefallen.
So, wer schreibt die Anzeige? Der Herr aus LDS scheint im absoluten Halterverbrot zu stehen…
Ach nee, bringt ja eh nix, die Staatsanwaltschaft wird schon was finden um es fallen zu lassen, notfalls guckt man ob derjenige der die Anzeige aufgibt einen Führerschein hat *habense jediehnt?“ und lässt per se alles fallen wenn dem nicht so ist.
Nur mal so gefragt, wer denkt sich denn solchen Schwachsinn aus? Also ich meine jetzt den Weg vor der Haltestelle. Das ist ja noch hirnrissiger als hinter dem Wartehäuschen. Ich meine, kuckt denn da niemand vom Amt mal drauf, bevor sie das Geld ausgeben? So, jetzt ist mein Blutdruck wieder oben.
Danke für’s herrliche Video und das Verbreiten hier!
@Michael S, hattest Du in der Ehrlichstraße schonmal Probleme? Ich fahre dort in Ostrichtung immer zwischen den Schienen, weil rechts daneben schlichtweg streckenweise der Platz fehlt.
@Dieter, man könnte aber auch die Frage stellen, warum eine Straßenbahn nicht die Geschwindigkeit verringert, wenn eine Radfahrerin gestürzt ist. Der kurze Hinweis auf den Unfall reicht mir jedenfalls nicht aus, um einen eindeutigen Verursacher festzustellen.
@Ze evil Kohl, Strafanzeige wegen Falschparken? Bin ja kein Jurist, aber ich glaub kaum dass das geht.
Wir beschweren uns nur als Radfahrer über die Haltestellencaps, aber auch für Fußgänger und ÖPNV-Nutzer sind die schlichtweg eine Frechheit. Da möchte man weder Warten noch Aussteigen. Das kann doch nur schiefgehen. Man hat zwar das Auto-fährt-rechts-an-haltender-Tram-vorbei-Problem gelöst, aber einfach durch das gleiche mit Radfahrern ersetzt. Toll.
@ berlinradler
Nein, in Richtung Osten fahre ich immer mittig zwischen den Schienen, in Richtung Westen fahre ich ein kurzes Stück nahe an der rechten Schiene ausserhalb der dooring-Zone. Danach biege ich sowieso links ein und fahre dazu zum Einordnen mittig zwischen den Schienen.
@Berlinradler : Owis kann man doch auch anzeigen, aber die Differenzierung Owi/Straftat sollte man als Nichtjurist eh den Behörden überlassen, falsche Formulierung und ein vergessen von „wegen aller in Frage kommender Vergehen“ ist noch so ein gefundenes Fressen für die Staatsanwaltschaft bei der Anzeigestellung.
Damn you, das erste bitte löschen liebste Radspanner…
Was denn genau löschen?
Also wenn ich jeden Falschparker anzeigen würde, könnte ich mich oft keine 500 Meter bewegen 🙂
Hehe genau so, da war was doppelt, nu isses das nicht mehr 😉
Ja aber wenn man es mal konsequent machen würde, und vielleich nicht nur ein einzelner der dann schnell als Spinner abgestempelt wird, dann würde vielleicht mal was passieren im Straßenverkehr…
Das müssten eben die Behörden tun. Man kann sich auch vorstellen, dass bei entsprechender Massenverarbeitung die Einzelkosten so gering sind, dass die Kontrolleure sich selbst tragen. Im Fehlverhalten von Kraftfahrern sieht man aber – wenn ich die Medien so durchgucke oder Polizeimeldungen lese – kein übermäßiges Problem.
@berlinradler: Anzeigen funktioniert. Musste auch schon mal löhnen, weil mich ein Blockwart wegen einfachen Falschparkens angezeigt hatte. Hätten wir Radler Nummernschilder, müssten wir wohl öfter mit Anzeigen selbsternannter Ordnungshüter rechnen. Im übrigen möchte ich die Knöllchen, die sich der im Video gezeigte (gewohnheitsmäßige) Falschparker im Jahresdurchschnitt einhandelt, nicht bezahlen.
Blockwart am Arsch, wenn die Polizei und Ordnungsämter ihre Arbeit nicht machen muss ich es also hinnehmen, na herzlichen Dank…
Ich erwarte nach derartigem aus dem Fenster hängen aber mindestens nen eigenen besseren Vorschlag, lieber kl….
Wenn das Falschparkerproblem beseitigt ist, ist es der Alkohol in Bussen und Bahnen, der Raucher, die laute Musik, der Schmutz, die Grafittis … Wo viele Menschen zusammenleben, geht man sich immer auf den Keks. Letztendlich sind die alten Weisheiten a la „gib mir die Kraft zu ertragen, was ich nicht ändern kann“ durchaus hilfreich. Ich versuche, mich nicht über jeden Idioten aufzuregen – natürlich bin ich auch nur ein Mensch, und es gelingt nicht immer. Dennoch denke ich, dass dieser Weg ganz sinnvoll ist.
Gegen etwas mehr und etwas sinnvollere Verkehrsüberwachung hätte ich aber dennoch nichts einzuwenden.
Als ob man solche „Probleme“ beseitigen kann, mir geht es eher darum die Leute auf ihr Fehlverhalten aufmerksam zu machen, zugeparkte Straßenecken behindern den Verkehr, wer schonmal einen Rollstuhl an einem Gehwegparker vorbeidrängeln durfte weiss auch wie toll sowas ist.
Den Falschparkern ist es aber, vermutlich dank Jahrelangem nichtstrafen (und wenn dann isses ja eh abzocke, siehe Geschwindigkeitsübertretungen) nicht bewusst das ihr „einfaches Falschparken“ ggf. Leute behindert oder gefährdet.
An ein Beseitigen glauben wir doch alle nicht, kann ja auch keiner wollen, nur vielleicht die ein oder andere Synapse anfeuern, kiek mal, war scheisse, machste das nächstemal lieber nicht. Und das Mittel der Wahl in einem kapitalistischen Rechtsstaat ist nunmal der Geldbeutel und die Anzeige, eben weil ich selbst kein Ordnungshüter bin.
Den Kreis zu Musik, Schmutz,Rauch etc. zu ziehen lasse ich als ad hominem nicht durchgehen, es geht hier nicht um Misantropie 😉
Ich weiß nicht, klar steht der Autofahrer direkt an der Rampe und behindert ein bißchen, aber 5 meter weiter dürfte er ja dann stehen und würde genauso behindern, da man sich nach links wieder in den laufenden Verkehr einordnen muß, das ist ja auch der Hauptgrund für mich, diese komischen Rampen nicht zu benutzen: ich verschwinde kurzzeitig aus dem Verkehrsraum um die Schienen herum und tauche plötzlich wieder auf. Das ist letztendlich genauso bescheuert wie die Radspuren an der Greifswalder, die kurz vor der Kreuzung auf den Gehweg gezogen werden, um die Linksabbiegerspur zu ermöglichen; über die danach wieder eingeschwenkte Radspur fährt immer ein Auto drüber.
Überhaupt ist doch der Schrei nach dem Staat da unangemessen. Wenn mehr überwacht wird, müßte jeder mehr blechen. Und im Endeffekt macht jeder das falsch, wobei das Risiko, erwischt zu werden gering ist, da nehmen sich alle nichts: Autler, Radler und Füßler
@Ulf, ich kann nicht behaupten, keine Fehler zu machen. Aber im Großen und Ganzen hätte ich vor mehr Überwachung keine Angst und denke nicht, dass ich da viel blechen müsste.
Als Fußgänger wären allerdings öfters Rotlichtverstöße drin, zugegeben.
Da ich nicht alle Regeln automatisch für sinnvoll halte, würde ich keine moralischen Ansprachen machen .. aber die Selbsteinschätzung, dass es jeden viel Geld kosten würde, lässt einige Schlüsse zu 😉
Für wichtig und richtig halte ich einen simplen Ansatz in der Verkehrsüberwachung:
– man nehme die Hauptunfallursachen und arbeite diese von oben nach unten durch
– was mehr Unfälle verursacht, wird stärker überwacht
@berlinradler, ich habe meine wilden Jahre hinter mir und empfinde es als Luxus, in der Regel die Zeit zu haben, Regeln einzuhalten, ich habe auch das Gefühl, meine Rechte im Verkehr besser durchsetzen zu können, wenn ich selbst nicht bei Rot über die Ampel scheppere… insofern mache ich mir da weniger Gedanken um mich. Aber ich habe wenig Hoffnung, dass die Verkehrsüberwachung sich jemals an den von Dir postulierten Ansätzen orientieren wird. Es geht doch immer nur darum, wie mit dem geringsten Aufwand das meiste Geld eingesammelt werden kann
Das war doch noch harmlos. Kann man doch noch gut fahren. In Düsseldorf ist es viel schlimmer. Wenn ich da mal hinfahre, finde ich mich überhaupt nicht zurecht mit den Radwegen. Am Rheinufer ist es noch besser. Da liegen gewellte Steine. Wenn da drauf schaut, wird einem beim fahren schlecht! Außerdem waren bei dem gezeigten Radweg keine Pöller!
Die Haltestellenkaps mit den „Lanelights“, diesen gelben Leuchtdiodenreihen drauf, wurden ja damals vom Bezirk und von der Senatsverwaltung als tolle neue Errungenschaft gefeiert. Ich denke man wird bei den zuständigen Stellen schnell merken, dass die Dinger (so wie sie bisher angelegt wurden) doch nicht das gelbe vom Ei sind. Das Konfliktpotential zwischen Fahrgästen und Radfahrern ist einfach zu hoch.
Grundgedanke war ja, dass die Straßenbahnhaltstellen behindertengerecht ausgeführt werden, gleichzeitig Radfahrer, die eigtl. rechts der Schienen fahren sollen, irgendwie ohne die Gleise überqueren zu müssen, über diese Haltestellenkaps kommen. Rausgekommen ist dieser halbgare Quatsch.
Der Bezirk Pankow wollte ja eigtl., dass Radfahrer in der Pappelallee auf benutzungspflichtigen Radfahrstreifen geführt werden und diese überfahrbaren Haltstellenkaps auch benutzungspflichtig sind. Dieses Ansinnen wurde aber wegen rechtlichen Bedenken (Zulässigkeit Radwegbenutzungspflicht) fallen gelassen.
@berlinradler und the evil Kohl:
Hallo liebe Leute,
von Autos anzeigen kann ich Euch was erzählen. Ich hatte ja mal meine militante Fahrradphase, so zwischen 16 und 20. Damals hatte ich auch so ungefähr 200 Autofahrer angezeigt und bin sogar z.T. bedroht worden, weil ein Angezeigter meine Telefonnummer herausgefunden hatte.
Ich wurde auch ein paar Mal mit Gewalt bedroht, als ich mir die Nummernschilder aufschrieb.
Also das geht so: Geht zum Ordnungsamt und fragt, was genau die verlangen.
Bei mir war’s Uhrzeit, Straße + Nummer, Nummernschild, Fahrzeugtyp, Farbe. Das war’s.
Das hab ich einfach aufgezeichnet auf ne tabellarische Liste und hab es dann regelmäßig in den Briefkasten vom Ordnungsamt reingeworfen.
Irgendein Formsatz am Anfang: Blabla zeige ich wegen Parkens auf dem Radweg an.
Geht alles ohne Zeuge. Waren allerdings nur Radwegparker.
Hinweis:
Link des Kommentarschreibers wurde am 20.06.2012 gelöscht.
Rad-Spannerei Blog
@James, und wurde die Liste tatsächlich bearbeitet?
Normalerweise achten die Behörden darauf, den Verstoß auch nachweisen zu können – denn gegen ein Bußgeld kann jeder einfach widersprechen.
@Berlinradler
das hat geklappt.
Redet einfach mit dem Ordnungsamt.
Hinweis:
Link des Kommentarschreibers wurde am 20.06.2012 gelöscht.
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