Rad-Rambo-Diskussion geht weiter

Hintere Autotür aufmachen, Aufkleber auf die Windschutzscheibe pappen, Spiegel abtreten, den Wagen anspucken, ein Schlag mit der flachen Hand aufs Fahrzeugdach oder Air Zound einsetzen, so fasst Andrea Reidl bei Spiegel Online die wichtigsten Kampfmittel von Radfahrern gegen Autofahrer zusammen. So etwas erlebt sie zwar nicht auf den Straßen Hamburgs oder Berlins, es sind lediglich „die gängigsten Kampfmethoden, die im Web genannt werden“.

Spiegel Online ist natürlich fair und hat sich ebenfalls in Internetforen für Autofahrer umgesehen. Auch hier wird Reidl fündig und listet einige Rüpeltricks auf: anhupen, vor der Ampel dicht an den Straßenrand fahren oder Abstand zum Vordermann gering halten, damit dort kein Radler durchkommt.

spiegel-online-rad-rambos-update.jpg

Also steht es irgendwie pari. Die Überschrift weist aber nur in eine Richtung: „Rad-Rambos blasen zur Auto-Hatz“. Kein Wort davon, dass es fundamentale Unterschiede bei Konflikten zwischen Radfahrern und Autofahrern gibt. Nur die eine Seite hat die Konsequenzen zu tragen.

Spiegel Online: Rad-Rambos blasen zur Auto-Hatz

38 thoughts on “Rad-Rambo-Diskussion geht weiter

Comments-Feed
  1. Im ersten Augenblick klingen die aufgezählten Sachen bei den Radlern einiges radikaler – Wenn man es aber genauer betrachtet, dann sind es bei den Autofahrern AKTIONEN, bei den Radlern aber REAKTIONEN.
    Kein Radler schlägt einem Auto aufs Dach nur weil es „da“ ist – aber die reine Präsenz des Radlers führt eben bei manchen schon zum Hupen.

  2. Tja, das Thema garantiert Klicks und Kommentare ohne Ende. Die Überschrift bezieht sich nur auf die Radelrambos, im Text selber kommen die Autisten aber auch nicht ungeschoren davon.
    Ich bin’s leid, das ist echt nur abgedroschen. Mir persönlich kommen bei jeder Fahrt mehrere Verfehlungen von Autofahrern unter, dabei ist Überholen mit zu wenig Abstand der Klassiker.

  3. was mir noch auffällt: radfahrer sind schon ganz doll böse, wenn sie mit 30 sachen in der 30-zone den (dann freilich gegen die höchstgeschwindigkeit verstoßenden) autofahrer nicht vorbeilassen…

    und: tötungsphantasien wurden in dem artikel nur von kampfkraftfahrern formuliert. nicht, dass mich das überraschen würde. nur entspricht das ganze so gar nicht dem titel des artikels…

  4. Lasse schreiben …

  5. @Madriz: Wieso sind die Sachen der Radfahrer radikaler? Bei keiner der Aktionen außer Spiegel-Abtreten und (gefüllte) Wasserflasche werfen wird irgendwas zu Schaden kommen, erst Recht kein Leben. Bei allen Aktionen der Autofahrer kann es zu ganz erheblichen Schäden vor allem an Leben kommen, bei manchen wie Bespritzen mit giftiger Scheibenwaschlösung kommt es auf jeden Fall zu Schäden.

    Am drolligsten ist der Hinweis auf den abnormen Schallpegel der Airsound, die fieserweise gegen arme, wehr- und schutzlose Autofahrer eingesetzt wird: 115db. Eine Autohupe darf in 7m Abstand noch einen Pegel von 105db haben. Das macht 160db direkt an der Quelle. Eine Autohupe, die gegen ungeschützte Radfahrer eingesetzt wird, ist also 40% lauter als die Airsound, die gegen geschützte Autofahrer eingesetzt wird. Autofahrer haben wirklich den vollen Schutz der Spiegel-Presse verdient.

  6. Wirklich ätzender Artikel.

    Die Aktionen der Radfahrer sind radikaler, weil es Teil der deutschen Kultur ist, dass das Auto unantastbarer Bestandteil der Privatsphäre anderer und unbedingt zu respektieren ist. So jedenfalls habe ich es in meiner Kindheit gelernt, nicht von meinen Eltern, aber von Nachbarn, Schulkameraden des spießbürgerlichen Milieus mit dem man zwangsläufig in Kontakt kommt in diesem Alter. Berührt man es, wird dies als Ausdruck von Respektlosigkeit und Aggressivität gesehen, genauso wie man im Streit niemals jemanden anfasst, weil dies als ein Eindringen in den persönlichen Raum empfunden wird.
    Der Radfahrer, der das Auto nicht als mobile Privatsphäre erkennt, sondern denkt es sei im Wesentlichen ein ineffizientes Fortbewegungsmittel, begeht also eine unverzeiliche Schändung Privateigentums.
    Im Gegensatz dazu wird in Deutschland schon seit längerem Recht und Ordnung höher bewertet, als die persönliche Unversehrtheit. Auch dies ist Teil der deutschen Kultur. So also ist die Bedrohung der körperlichen Gesundheit auf der Grundlage eines mutmaßlichen Rechtsbruches akzeptabel im Sinne der Leitkultur, das Klopfen an Fensterscheiben aufgrund einer als rechtmäßig angesehenen Gefährdung anderer jedoch nicht.

    Seht ihr das auch so?

    Im übrigen schaue ich mir lieber Tagesspiegel.de an, dort gibt es manchmal auch hilfreiche Artikel, wie zB heute die Sammlung an Fotos mit absurden Gefahrensituationen. Sehr schön: Die Laterne mitten auf dem neuen Radweg…

  7. Ist so ein wenig Meta in dem Artikel zu schreiben im Internet gehts rund, schreiben sie doch bitte ihre Erfahrungen…

    Naja wenns Schee macht.

    Die Idee mit der offenen Hintertür find ich übrigens gut, man muss nur gucken wie man das auf die Reihe kriegt.

    Aber ist klar, Flache Hand und mickrige Hupe, das ist Terrorismus im Vergleich zu 2t Stahl in 20cm Abstand vorbei rasen zu lassen und danach schön zu schneiden, das ist ja nicht gefährlich…

  8. Der Artikel liest sich, als wären nur Geistesgestörte im Straßenverkehr unterwegs. Ich find ja manche Fahrt unangenehm und nervig, aber wenn ich lese, was für einen Frust manche Leute so im Straßenverkehr haben, wird mir ganz anders. Dinge locker sehen, das gibt es für manche nicht.

    Ich jedenfalls ärgere mich nicht persönlich über jeden Radwegparker oder Rotlichtradler. Wenn sowas auf mein Gemüt schlagen würde, dann wäre ich am Ende ein unglücklicher Mensch. Es gab Zeiten, da waren solche Hilfssherrifs verschrien. Mittlerweile geben viele gerne offen zu, sich als solche zu verstehen. Ärgern kann man sich, aber mir persönlich reichen dafür die Situationen, in denen ich gefährdet werde.

    @GreenHU, im Wesentlichen sehe ich das so wie Du. Manchmal kann ich mir nicht erklären, warum intelligente Leute, sobald es aufs Thema Auto kommt, alle die gleiche Meinung haben, die letztendlich immer auf eine Bevorrechtigung des motorisierten Individualverkehrs hinausläuft. Ein Erklärungsansatz für mich ist Suchtverhalten. Einige, mit denen ich aufgewachsen bin und die durchaus autokritisch waren, haben sich sofort mit dem ersten eigenen Auto verwandelt. Normal reden konnte man mit denen nicht mehr, es lief dann immer darauf hinaus, dass Radfahrer und Fußgänger sich eben schlechter verhalten und meistens selbst Schuld sind, wenn ihnen was passiert.

    Interessant ist auch, dass Menschen, die im technischen Bereich arbeiten (so wie ich), sich jedweder systematischen und wissenschaftlichen Herangehensweise an Verkehrsthemen verwehren. Wenn man sagt, dass man Kontrollen an Unfallhäufigkeiten ausrichten sollte, wird noch genickt. Zählt man diese Hauptunfallursachen auf, so wird das Thema lieber auf unbeleuchtete Radler und Rotlichtfahrer gelenkt. Dass die meisten Radfahrer bei grüner Ampel verunglücken, wird entweder für einen Scherz gehalten oder – wenns überhaupt als Information aufgenommen wird – nach dem Motto abgewehrt, dass das ja nicht heissen kann, dass einfach jeder bei Rot fährt. Ein systematischer Fehler, der zu dieser kuriosen Situation führt, wird gar nicht erkannt – weil man aus seiner Windschutzscheibenperspektive, in der grüne Ampeln eben freie Fahrt bedeuten, schlichtweg nicht rauskommt.

    Eine Sache, die mir auch tierisch auf den Keks geht: Bin ich bei Verwandten oder Freunden zu Besuch, muss ich tatsächlich energisch darauf hinweisen, dass ich nur dann herumkutschiert werden mag, wenn es keine Alternativen gibt. Die können sich nicht vorstellen, wie ich beispielsweise 5 km vom Bahnhof zu ihnen nach Hause überwinde, trotz Straßenbahn von Tür zu Tür. Ist ein Auto vorhanden, so herrscht sofort ein Gruppenzwang, dort mitzufahren. Wer das nicht mag, wird schräger angesehen als jemand, der ohne Fernseher oder Computer lebt.

  9. Nach meiner Meinung werden da künstlich und absichtsvoll Feindbilder aufgebaut, die in der Realität keine Entsprechung haben. Ich fahre täglich 20-30 km in Frankfurt City und sehe bis auf ganz seltene Ausnahmen weder radfahrende noch autofahrende Rambos. Der einzige Rambo, an den ich mich im letzten Jahr erinnern kann, war ein Taxifahrer, der versucht hat, mich hupend von der Radspur zu drängen. Alles in allem aber ein Thema für Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen, die ein Feindbild brauchen. Und der Spiegel bringt ja leider schon lange keinen „Qualitätsjournalismus“ mehr auf die Reihe.

  10. Kann gar nicht so viel essen wie ich kotzen muss angesichts dieses im wieder aufgerollten abgedroschenen Themas . . . Wo lebt diese Journalisitn überhaupt? Darf die sich überhaupt Journalistin nennen angesichts solchen Mists?

    Mein letzter Vorfall mit einem aggressiven Autofahrer fand in Hamburgs Feldstraße / Neuer Kamp statt, wo die Radwege ohne B-Pflicht sind. Und da fahre ich regelmäßig auf der Fahrbahn. Dort fuhr dann eine Jeep mit Kennzeichen WL-LW xx mit geöffneten Beifahrerfenster parallel zu mir auf der Überholspur, durch das mich der Fahrer anschrie, ich solle doch auf dem Radweg fahren, dafür sei der schließlich da. Ich rief zurück, er solle doch noch mal seine Führerscheinprüfung wiederholen. Das ging dann noch eine ganze Weile so, bis der Autofahrer vorfuhr, ausstieg und auf mich mit breit ausgestreckten Armen auf mich zurannte . . .

  11. Das Problem an dem Artikel sind die reißerische Überschrift und das Foto mit dem absurden Untertitel dazu. Im Artikel selbst geht es ja eher um „Maßnahmen“, die in Foren vertreten, aber glücklicherweise selten in die Tat umgesetzt werden – und das auf eine recht ausgewogene Art.

  12. Ergänzung: auf die Tatsache, dass die Fahrbahnmitte bei schmalen Straßen ungefähr einem Meter Sicherheitsabstand zum Rand entspricht, hätte der Autor ruhig eingehen dürfen.

  13. Unter dem SPON-Artikel steht kein Name mehr. Ich habe deshalb den Screenshot aus SPON aktualisiert. Der alte steht hier.

  14. rosecamp:
    >>Ergänzung: auf die Tatsache, dass die Fahrbahnmitte bei schmalen Straßen ungefähr einem Meter Sicherheitsabstand zum Rand entspricht, hätte der Autor ruhig eingehen dürfen.<<

    Und damit das bereits in der Einleitung/Überschrift manifestierte Feindbild ad absurdum führen? Ne, wie würde das denn aussehen…

    Vor ein paar Jahren hab ich in irgendeiner Zeitungsbeilage mal einen sehr selbstverherrlichenden Beitrag einer Porsche-Testfahrt des für die Beilage verantwortlichen Redakteurs lesen „dürfen“. Er machte mit dem offenbaren Neidfaktor Porsche auf, der offenbar bei manchen Mitmenschen so ausgeprägt wäre, dass ihm Prügel angedroht wurden.

    Im Text erfuhr man dann mehr.
    Der „Journalist“ hatte ein Porsche Cabrio geliehen bekommen, seine kleine Tochter (Grundschulalter) auf den Beifahrersitz gepackt (keine Erwähnung von Kindersitz oder dergleichen) und war dann durch die urbanen Lande geporscht. Auf einer Spielstraße, also verkehrsberuhigten Zone, stellte sich ihm ein Passant dann in den Weg und stellte ihn zur Rede. Inhalt der Rede: Raserei. Der tapfere journalistisch eingebildete Superpappi erklärte er hätte sich doch an die Höchstgeschwindigkeit gehalten und sei nicht schneller als 30km/h gefahren.

    …………….

    Ich musste das dann erstmal ne Weile sacken lassen und mehrmals bis 10 zählen.

    Dümmer und bornierter gehts ja eigentlich gar nicht mehr. Oder?
    Aber mit solchen Hampelmenschen haben wir es immer wieder zu tun, wenn man sich dann an Artikeln, wie dem nun wieder vorliegenden, den Blutdruck krank ärgern könnte.

    Dummes Pack! Ignorant, borniert, selbstherrlich, weltfremd. Aber große Fresse.

    Letztens hat jemand nen prima Spruch von Klaus Kinski erinnert.
    „Schlechtes Benehmen halten die Leute doch nur deswegen für eine Art Vorrecht, weil keiner ihnen aufs Maul haut.“

  15. Was macht der Spiegelredakteur wenn er Langeweile hat?
    Er saugt sich ein Scheinthema aus den Fingern. Mausklicks generieren.
    Das ist ein Troll! In Reinzucht. Nicht füttern und schon gar nicht verlinken.

  16. die idee mit dem öffnen der hinteren rechten tür ist schon ziemlich genial, absolut gewaltfrei und nichts kaputtmachend, der verkehr wird grandios entschleunigt, die menschen reden miteinander – und der radfahrer – ist schon ein ganzes stück weiter > http://vimeo.com/19860802

    bleibt immer schön fastlangsam und meidet die radwege > http://commonman.de/wp/?page_id=2974

  17. Ich habe mal auf einer Straße (andere Stadt), wo ein Auto auf dem Bürgersteigradweg parkte und ich auf die Straße ausweichen mußte, ihm voll auf das Dach geschlagen.

    Der Vollidiot von Fahrer ist mir hinterhergefahren, hat mich in Bedrängnis gebracht und mir dann eine geschlagen. Ein absolutes Arschloch. Ich war noch Schüler, ca. 18.

    Das zum Thema Rambo. Die Straße war eine lange wichtige Ader, der Radweg genau am Bürgersteigrand zur Straße hin. Dort parkten ständig Anlieger, weil Industrie-Gewerbe-Gebiet. Immer die gleiche Misere. Ich mußte also abrupt in hohem Tempo auf die Straße runterwechseln bei stark fahrendem morgendlichen Verkehr, bin an ihm vorbei und hab meiner Wut Ausdruck verliehen.

    Ich ließ mich leicht einschüchtern von dem schnell und aggressiv hinterherfahrenden Auto, sodaß ich dann aus Angst angehalten habe. Ich mußte nach einer Kurve sowieso wieder auf Straßenniveau, weil kein Radweg mehr da. (War vorher wieder auf den Radweg gewechselt.)

    So läuft das mit den Fahrrad-Rambos.

    Die Autofahrer sind nun mal die Arschlöcher. Was soll man da sagen?

    Sie sind die Stärkeren, müßten rücksichtsvoll fahren. Meckern dumm rum etc.

    Neulich erst: In der Linienstraße >Fahrradstraße! In beide Richtungen. Nahe Oranienburger. Richtung Osten.

    Ich bin heute nicht mehr so militant, bin gelassen. Fahre in hohem Tempo da lang, steht ein dummer Autofahrer mitten auf der Straße, hat sein Scheiß-fettes Auto (BMW) da rum stehen, während er irgendwo auf dem Bürgersteig was macht. Blockiert die ganze Straße und! DIE FAHRERTÜR IST SPERRANGELWEIT AUF! So daß ich nicht rechts an ihm vorbei kann. Muß stark bremsen. Und sage dann, nachdem er eingestiegen, die Tür zu ist und ich mich vorbeischiebe:“Das ist ne Fahrradstraße“ In ruhigem Ton ohne Aggression.

    Der Typ labert aggressiv durch die Tür, also recht laut:“Das ist ne Einbahnstraße!“ (Er hat mich wahrscheinlich nicht wörtlich verstanden, sondern nur gemerkt, daß ich was sage.)

    Solche Vollidioten fahren nur auf Deutschlands Straßen.

    Wahrscheinlich müssen alle Journalisten erst mal Radfahrer werden, dann wissen sie, wie die Verhältnisse wirklich sind.

    Hinweis:
    Link des Kommentarschreibers wurde am 20.06.2012 gelöscht.
    Rad-Spannerei Blog

  18. Ich rief zurück, er solle doch noch mal seine Führerscheinprüfung wiederholen. Das ging dann noch eine ganze Weile so, bis der Autofahrer vorfuhr, ausstieg und auf mich mit breit ausgestreckten Armen auf mich zurannte . . .

    Und? Wat hadder jemacht? Azähl mal!

    Das ist auch Beklopptheitsnormalität. Ist mir auch schon ein paar mal passiert. Nur mit ohne Gewalt. Autofahrer sind wirklich das dümmste Pack auf Erden.

  19. Bei allem Verständnis für die Verärgerung – aber mit solcher Konfrontation erreicht man doch nichts. Das sind dann doch – verzeih mir die etwas arrogante Bemerkungen – die niederen Niveauklassen unter sich.

  20. Watt meinste denn jetz?

    Als ick 18 war? Oder den Hamburger mit seine Jeep-Sache?

    Wenn ick 18 bin, darf ick dit. Jemand, der noch nich nem Auto uffs Dach jehauen hat, ist fahrradtechnisch noch Jungfrau. Ick hab doch jeschriem, daß ick längst zivilisatorisches Spitzenniveau habe.

    Und Hamburgers Reaktion is durchaus okay. Watt meinste denn nun?

    Hinweis:
    Link des Kommentarschreibers wurde am 20.06.2012 gelöscht.
    Rad-Spannerei Blog

  21. Es muss ja jeder selbst wissen. Egal wie man sich verrenkt – es gibt Dinge, die kann man nicht verändern. So lange es Straßenverkehr gibt, wird es Verstöße gegen Verkehrsregeln geben. Nun kann man bei jedem Verstoß seinen Puls auf 180 schrauben und es dem anderen mal so richtig zeigen. Und dann kommt der nächste, und der nächste, und der nächste. Man wird sich, wenn man sich nicht entwickelt, täglich bis ins hohe Alter total aufregen. Tolle Lebensqualität.

    Das nennt man Kampf gegen Windmühlen – einen solchen hat noch nie jemand gewonnen.

    Gelassenheit ist keine Schwäche, im Gegenteil – dazu braucht es oft mehr Kraft, als seine Urinstinkte einfach durchzulassen.

  22. Das Problem hierbei ist, daß hier des Deutschen innerstes Selbst angegangen wird: Sein Gefühl, Recht zu haben, und das Verlangen, dieses Gefühl ausleben zu müssen.

    Deswegen ist es in Deutschland ja auch so stressig im Verkehr. Wer schon mal in den zivilisierten Teilen Europas unterwegs war (also alles, was westlich, südlich und nördlich Deutschlands liegt), der weiß, daß Verkehr auch ein Miteinander sein kann.

    In Deutschland, und wohl auch dem ehemaligen Ostblock ist das Miteinander durch ein Gegeneinander ersetzt.

    Das ist zumindest in Deutschland ein Gesinnungsproblem, das sich durch alle(!) Verkehrsteilnehmer zieht – nicht nur durch Autofahrer, sondern eben auch durch Radfahrer und sogar Fußgänger. Ideologisches auf-seinem-Standpunkt-beharren und oberlehrerhaftes Vermitteln desselben ist eben nicht nur eine Eigenschaft von Autofahrern, sondern, wie man in diesem Forum/Blog hier auch oft sieht, auch von Radfahrern.

  23. „Das nennt man Kampf gegen Windmühlen – einen solchen hat noch nie jemand gewonnen.“

    Die Lobby der Großkraftswerksbetreiber in Baden-Württemberg über verdammt lange Zeit schon. *örgs*

    Ne, stimmt schon, was Du sagst. Ich kenne aber auch beide Extreme. Aufregen bis zum geht nicht mehr, in manchen Fällen, wo man nur um die sprichwörtliche Haaresbreite nicht per Auto ermordet worden ist
    ==Einschub==
    – ich nenne es Mordversuch, weil das z.B. Überholen mit Tempo 80 auf einer schmalen innerörtlichen Wohnstraße, wenn man sich selber bereits als Linksabbieger eingeorrdnet hat und keine 10m mehr hat, um abzubiegen, nichts mehr mit reiner versehentlicher Fahrlässigkeit zu tun hat, sondern ein billigendes inkaufnehmen ist, bei solch einem Manöver andere Menschen zu töten –
    ==Einschubende==
    habe ich mich noch lange Zeit danach genauso aufgeregt. Aber inzwischen lasse ich das, denn es ist genau das was Du meinst, ein massiver Verlust an Lebensqualität!

    Anzeigen bringt allerdings auch nichts, wenn nicht zumindest die normalen sogenannten Ordnungskräfte mitspielen. So habe ich mal einen rücksichtslosen Raser, der kurz darauf am Zigarettenautomaten anhielt, gefragt was das solle und letztlich sagte er mir, es wäre doch sein Problem, wenn er jemanden durch seine Fahrweise töten würde. 100%ige Gleichgültigkeit.
    Ich bin direkt zur Polizei und wollte ihn anzeigen, dass er erheblich zu schnell war, war für mich klar (auf der Straße galt 30, ich fuhr 30, er mehr als 50) und mir ging es darum, dass der Hampel einfach mal merkt, dass es manchen Menschen eben nicht egal ist.
    Auf der Wache wurde ich dann aber mit entnervender Konstanz immer wieder mit der Begründung „das würde ja sowieso eingestampft, bräuchte man daher gar nicht erst aufnehmen“ bedacht und letztlich erfolgreich abgewimmelt, weil ich keinen Bock hatte dort die halbe Nacht zu stehen und von Göttern in Grün wie den letzten Dämel behandeln zu lassen.
    Immerhin erfuhr ich dabei, wieso in einer ortsbekannten Raserstraße nie kontrolliert würde: „Aber wir müssen sie doch auch anhalten können!“ „Ach und deswegen kontrollieren sie dort erst gar nicht?“ *verlegenes Gucken, dann: „DAS habe ich jetzt nicht gesagt!“ und weiter sagte der Herr Kommissar dazu dann auch gar nichts mehr, er hatte wichtigeres zu tun.

    Von vergleichbarem hört man unerfreulich häufig. Ich kann daher absolut verstehen, wenn manche Radfahrer eben zu etwas anarchisch angehauchten „“Bestrafungs-“ und sonstigen Gegenmaßnahmen greifen.
    Das Gefühl, vielleicht sogar die Überzeugung, mit dem alltäglichen Wahnsinn auf deutschen Straßen von der Obrigkeit komplett alleingelassen zu werden, vielleicht sogar hintenrum noch ausgelacht zu werden, erzeugt nunmal Hilflosigkeit und daraus kann dann Wut und Zorn entstehen und das führt dann rasch auch in Eskalation.

  24. Ich denke, man muss unterscheiden. Versuchte Körperverletzung oder fahrlässige Gefährdung wird oft gleichgesetzt mit einfachen Verkehrsverstößen. Auch von der Polizei – denn die nimmt eine Anzeige wohl eher dann auf, wenn die Gefährdung mit einem Messer statt mit dem Auto erfolgte. Sich nicht gleich über jeden Radwegparker aufzuregen bedeutet ja nicht, Gefährdungen gegenüber ebenso gleichgültig zu sein.

    Prokrastes beschreibt die deutsche Belehr-Mentalität ganz gut. Was mich wundert, ist dabei aber die brutale Inkonsequenz. Seien wir mal ehrlich, von den 35 allgemeinen Verkehrsregeln gibt es:

    – zwei, die immer als wichtig erachtet werden (Ampeln, Beleuchtung)
    – eine, die meistens als wichtig erachtet wird (Vorfahrt, Ausnahme: Abbieger)
    – eine, die eher locker gesehen wird (Parken),
    – eine, die flächendeckend nicht akzeptiert wird (Geschwindigkeit)

    Dann gibt es Spezialfälle, die weitgehend bekannt sind (fehlender Radfahrervorrang an Zebrastreifen) und andere „Spezialfälle“, die weniger bekannt sind (Radwegbenutzung).

    Der Rest ist den meisten egal oder unbekannt.

    Jemanden, der konsequent für die Einhaltung aller Regeln eintritt, kenne ich nicht. Letztendlich beschränkt sich das Getue auf 3 von 35 Regeln. Dazu kommen dann gerne noch frei erfundene Regeln gegenüber Fußgängern und Radfahrern, beispielsweise die Bekleidung oder das Rechtsfahrgebot betreffend.

  25. @Berlinradler

    Das nennt man Kampf gegen Windmühlen – einen solchen hat noch nie jemand gewonnen.

    Gelassenheit ist keine Schwäche, im Gegenteil – dazu braucht es oft mehr Kraft, als seine Urinstinkte einfach durchzulassen.

    Mann, ey. Ick hab do jesagt, daß ich zivilisatorischet Spitzennivoh erreicht hab.

    Also noch mal für Schwerbegriffliche:

    Ick hab ja ne Sitoation jeschildat, wo nen Autofahra doof war. Dann hab ick noch ne Sitoation jeschildat, wo ooch nen Autofahra doof war – und ick zivilisiert.

    Et geht um doofe Autofahrer. Und nicht daß ich mein Verhalten als Postpubertant rechtfertige und zur Norm erkläre.

    Also: Kampf gegen Windmühlen.

    Nur krasse Sitoation schildern, wolltick. Dit mit der Linienstraße. Da geht’s ja mehr darum, daß dieser Typ auch noch die Tür aufhatte, also völlig unnötig die Straße für Radler blockierte.

    Darum geht’s nämlich auch. Daß viele Autofahrer null Sensibilität für Fahrräder aufbringen.

    Die wissen auch gar nicht, was sich in Deutschland alles Radweg nennt und was uns zugemutet wird. Sprich: Die wissen gar nicht, daß wir die Parias des Verkehrs sind. Ganz unabhängig vom Verhalten der Autofahrer.

    Hinweis:
    Link des Kommentarschreibers wurde am 20.06.2012 gelöscht.
    Rad-Spannerei Blog

  26. Ist ja auch egal, oder? Was ich schreibe, klingt sicher manchmal biernernster als es gemeint ist 😉

  27. @James T. Kirk:

    Verdammt. Jetzt schreibe ich hier schon so lange und hab keinen blassen Dunst, wie man Zitate so hübsch formatieren kann, wie Du hier in Deinen Beiträgen. Verrätst Du mir/uns, wie das geht?

  28. Zitatformatierungstest

    > ich bin ein Zitat

    [quote]ich bin ein Zitat[/quote]

    und ich wäre auch gerne eines, wenn ich mal darf

  29. Ah! Die Wortpresse ist es also.

    {blockquote}Zitat{/blockquote}

    und die geschweiften Klammern durch Spitzklammern ersetzen.

    So sieht ein Zitat aus

    Mehr Tips zur Textauszeichnung, äh, -„Formatierung“ gibt’s hier:

    http://codex.wordpress.org/Write_Post_SubPanel#Quicktags

  30. vielleicht machen wir uns auch manchmal zu viele Gedanken übers Radfahren und die Bedingungen. 90% aller Alltagsradfahrer machen sich darüber gar keinen Kopf. Ich beobachte z.B. öfters mal Mütter mit Kinderanhänger wie sie sich qualvoll an einem Radwegparker vorbeiquetschen müssen und dabei seelenruhig bleiben. Während ich das beobachte, wünsche ich mir auch so eine entspannte Einstellung.

    Aber wenn man erstmal begriffen hat, dass sich alles aber auch wirklich alles dem Auto in der Stadt unterzuordnen hat ist das schwer. Für sehr viele Radfahrer und alle anderen erstrecht, ist die Übermacht der Autos eine völlige Selbstverständlichkeit. Aber das wird sich in den nächsten 20 Jahren ändern. Da bin ich zuversichtlich.

  31. @ Christoph: Vermutlich hast du da recht. In so richtig beknackten Situationen frage ich mich manchmal, warum jetzt nicht alle drumherum, die genauso gefährdet oder behindert werden nicht kollektiv aufschreien und das Schild abreißen, anfassen und den Radwegparker auf die Straße kippen oder im Pulk um so ein armes Würstchen herumstehen und „Schäm dich“ rufen. Die Erklärung ist wohl tatsächlich die, dass die meisten Menschen lieber dem Druck ausweichen als Gegendruck aufzubauen. Vermutlich bin ich in anderen Bereichen genauso drauf und andere rollen innerlich mit den Augen, warum zum Teufel ich jetzt nicht auch… Da bin ich dann aber trotzdem dankbar, wenn sich was ändert, auch wenn ich selbst nicht für die Änderung eintreten mag.

    Ohne Sichtbarmachung von Konflikten gibts halt keine Änderung. Man muss schon sagen/zeigen, was einem nicht passt – das haben ja die Autofahrer auch getan, um die Infrastruktur und die Vorrechte zu bekommen, die sie heute haben.

  32. In den Augen der Mehrheit werden aber die Radfahrer als Rowdies angesehen. Wer als Radfahrer einen Autofahrer anspricht, der was falsch macht, hat da schon schlechte Karten … soll er doch erstmal selbst die Regeln einhalten. Ich denke, dass man mit keiner Ansprache im Straßenverkehr irgendjemanden erreichen kann. Allenfalls eine gewisse Nerv-Quote kann dazu führen, dass der eine oder andere auf sein Fehlverhalten verzichtet.

    Trotz dieses aussichtslosen Einzelkampfes mit einzelnen Merkbefreiten beobachten wir – nach meinem Empfinden – eine Verbesserung der Situation. Ich werde zumindest immer seltener angefeindet, früher wurde man als Radfahrer gerne mal angepöbelt.

    Die Verbesserung wird an anderen Stellschrauben erreicht. Nicht an Aufklärung oder Bestrafung, sondern an Angebot. Und auch wenn wir hier viel über Einzelmaßnahmen streiten – das Angebot für Radfahrer verbessert sich langsam und sorgt für mehr Radverkehr.

    Wenn man hier – nach seinen Kräften und Möglichkeiten – für Verbesserung kämpft, ist das meines Erachtens die effektivste Vorgehensweise.

    Und an manches muss man sich auch einfach gewöhnen, Falschparker etc. wird es immer geben.

  33. Gegen den Autoverkehr muss man sich als Radfahrer massiv zur Wehr setzen, sonst hat man verloren. Seit ich eine Eisenkette an einem Holzgriff am linken Lenkergriff baumeln lasse halten Autofahrer plötzlich Abstand, statt mich gefährlich zu schneiden.

    Manche Autofahrer stellen ihre Scheibendüsen so ein, dass sie einem direkt ins Gesicht spritzen. Wenn ich so einen Autofahrer an der nächsten Ampel erwische, dann kann er sicher sein, dass ich ihm kräftig gegen das Blech trete.

    Autofahrer, die absichtlich dicht rechts ranfahren. Kein Problem. Da drücke ich mich notfalls dran vorbei. Ich habe Lenkerhörnchen, die dabei meine Hände schützen.

    Die Welt ist klein, und so manches Auto sieht man wieder. Bei Minusgraden sollte man daher immer ein Pipettenfläschchen mit Wasser dabei haben.

  34. Und ich vergaß: Ein Formularblock und einen Fotoapparat für das Anzeigen von Falschparkern habe ich immer dabei. Ich zeige nämlich jeden Falschparker an, den ich sehe, auch wenn ich dadurch manchmal ein paar Minuten zu spät zur Arbeit komme, aber das ist es mir wert.

  35. Autofahrer, die absichtlich dicht rechts ranfahren. Kein Problem. Da drücke ich mich notfalls dran vorbei. Ich habe Lenkerhörnchen, die dabei meine Hände schützen.

    So etwas wie Verkehrsregeln ist Dir anscheinend scheißegal. Was anderes als Dein jämmerliches kleines Ego zählt im Verkehr nicht, alle anderen sollen sehen, wo sie bleiben, denn Autofahrer sind ja sowieso alle immer und ausschließlich Arschlöcher und Verbrecher …

    Du solltest dringend mal den Filz aus dem Ding rausholen, wo die Ohren dran befestigt sind.

  36. Felix, du hast wohl einmal zu oft Mad Max gesehen. Das mit der Eisenkette hätte ich gerne mal gesehen, bevor ich das glaube. Stell doch mal ein Foto hier ein.

  37. Wenn ich wollte, dass sich jemand aufregt, würd ich sowas schreiben wie Felix. Ernst gemeint wäre es bei mir nicht … Trollen halt 😉

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