In Mitte ist ein etwa 60-jähriger Radfahrer tödlich verunglückt.
Ein in südlicher Richtung fahrender Betonmischer wollte von der Wilhelmstraße nach rechts in die Leipziger Straße abbiegen und überrollte dabei den Radfahrer. Dieser starb noch am Unfallort. Zuvor hatten beide gleichzeitig an der roten Ampel gewartet.
Die Wilhelmstraße ist mit Radfahrstreifen ausgestattet, die Haltelinie ist nur geringfügig (ca. 1 Meter) vorgezogen.
Tagesspiegel, 28.9.2011: Radfahrer von Betonmischer überrollt
Der letzte Unfallbericht aus meiner Region zu einem solchen Vorfall ließ sich darüber aus, dass die gestorbene Radfahrerin keinen Fahrradhelm trug. Leider ist der Bericht wohl nicht mehr online :-/
Das ist zum Kotzen, Malte. In Berlin lässt die Polizei wenigstens diese Geschmacklosigkeit aus.
Aber „ohne Helm“ wird doch auch in den PM der Polizei nach wie vor erwähnt, wenn es zu Verletzungen kam. Umgekehrt wird ein vorhandener Helm aber nicht erwähnt. Malte spricht von einem Unfallbericht – in der Presse? Denn hier bei uns macht ja auch die Presse erst aus der Erwähnung des nicht getragenen Helmes eine indirekte Schuldzuweisung.
@ berlinradler: Hej, beschimpf nicht mich, beschimpf die Leute, die diese Polizeiberichte verfassen. Und wenn ein Polizeibericht zu so einer tödlichen Konfrontation von rechtsabbiegendem Bus und Radfahrerin auf dem Radweg fünf Sätze umfasst und sich drei davon damit befassen, dass die Radfahrerin auf dem Radweg im toten Winkel unterwegs war und nicht einmal einen Helm trug, dann läuft doch was verkehrt und darauf wollte ich hinweisen.
Dieser Unfall zeigt, dass auch Radfahrstreifen mit vorgezogener Haltelinie keinen Schutz vor solchen Unfällen bieten. Das Grundproblem von Radwegen (Rechtsabbieger links von geradeausfahrenden Radfahrern) wird dadurch nicht behoben. Die vorgezogene Haltelinie sorgt nur dann für eine bessere Sichtbarkeit der Radfahrer, wenn diese bei roter Ampel ankommen und somit vor dem Rechtsabbieger stehen. Wenn der Radfahrer ankommt, während die Ampel gerade grün wird und der LKW anfährt, dann ist der Radfahrer nach wie vor im Gefahrenbereich (und weiss oft nicht, ob er gesehen wurde).
Als Lösung sollte man dafür sorgen, dass sich Rechtsabbieger rechts von geradeausfahrenden Radfahrern einordnen können. Dazu müsste man bei Kreuzungen den Radfahrstreifen rechtzeitig aufhören lassen. Auf freier Strecke können Radfahrer dann immer noch gut am Stau vorbeifahren. Bei Kreuzungen muss man dann eben hinter dem Rechtsabbieger bleiben oder links vorbeifahren.
Ich hab mich schon beim lesen des letzten Unfalls dieser typischen Sorte (da allerdings mal ohne direkte Todesfolge), gefragt ob es hierzu eigentlich eine spezifische deutschlandweite Statistik gibt. Weiß da jemand was?
Falls es so eine Statistik nicht gibt, sollte man da mal dringend was dran ändern, finde ich.
Harte Zahlen sprechen besser für sich bzw. gegen den herrschenden tödlichen Wahnsinn, als ein „ich hab mal gehört, dass“ und könnte noch besser helfen, zügiger für Abhilfen und echte Fortschritte zu sorgen.
PS: Malte, der Berlinradler hat Dich nicht angemeckert, sondern nur bekräftigend den Unmut über die Art der Berichterstattung geäussert, die Du erwähnt hast. Dir also beigepflichtet.
Der Polizeibericht lautet: http://www.berlin.de/polizei/presse-fahndung/archiv/360296/index.html
@Jakob: An der Kreuzung Karl-Liebknecht und Mollstraße (http://g.co/maps/eknvt) ist der Radstreifen jetzt nach dem Umbau der Karl-Liebknecht-Straße Richtung Prenzlauer Allee links neben den Rechtsabbiegern angelegt. Dort hält man sich als Radfahrer am Ende der Busspur links und landet auf dem Radstreifen.
Ähnlich wie an der Ecke Otto-Braun und Am Friedrichshain (http://g.co/maps/na9gr).
Bei Google Maps (und Bing) ist leider jeweils noch der Zustand vor dem Umbau zu sehen.
Wahrscheinlich gibt es aber noch keine Vergleichszahlen, was das Unfallgeschehen dort angeht.
@Malte, ich habe Dich nicht beschimpft.
@Jakob, Benno Koch schreibt ja öfters, dass Radfahrer-Haltelinien im Idealfall 5 Meter vorgezogen sein sollen. Das ist in der Wilhelmstraße nicht der Fall – in Streetview sieht es eher nach einem Meter aus. Da können beide warten und sich trotzdem nicht sehen. Laut Polizeibericht war es ja wieder das typische Szenario – beide warten bei Rot und fahren bei Grün los.
@Jochen, wenn man bei der Berliner Polizei anfragt, bekommt man zumindest Zahlen zu den expliziten Rechtsabbiegeunfällen zwischen Kfz und Radfahrern. Deutschlandweit weiss ich gerade nichts, das Statistische Bundesamt hat aber m.E. ganz gute Zahlen.
Soweit man Medienberichte verfolgt, ist das Rechtsabbiegeproblem niemandem unbekannt. Auch der Politik nicht. Wenn man sieht, wie engagiert man Lösungen dagegen sucht, kann man nur resigniert feststellen, dass Verkehrstote im Straßenverkehrssystem akzeptiert werden. Damit unterscheidet sich der Straßenverkehr von Verkehrssystemen wie der Bahn und dem Flugzeug, in denen ernsthaft und glaubwürdig Anstrengungen zur Unfallminimierung vorgenommen werden.
Es kann auch sein, dass der Betonmischer von Nord nach West abgebogen ist. Das sähe bei streetview dann so aus: http://g.co/maps/63ekf – sprich der Radfahrer wäre dann nicht mehr sehr weit vor dem LKW gestanden.
Nett von den Berliner Stadtplanern wären Fahrradschleusen wie in Münster (http://www.muenster.de/stadt/stadtplanung/radverkehr-virtuell_kreuzung.html).
Mein Beileid den Hinterbliebenen.
@ Jakob:
„Als Lösung sollte man dafür sorgen, dass sich Rechtsabbieger rechts von geradeausfahrenden Radfahrern einordnen können. Dazu müsste man bei Kreuzungen den Radfahrstreifen rechtzeitig aufhören lassen.“
Ich glaube nicht an Patentlösungen. Die Mehrzahl der Radfahrer fährt auf Radwegen, auch wenn es nicht vorgeschrieben ist (keine Statistik, sonder eigene – evtl. fehlerhafte – Beobachtung). Gibt es Radstreifen, wird oft der Bürgersteig genutzt (s.o.). Das wird auch geschehen, wenn man Radstreifen „aufhören lässt“ – die meisten Radfahrer werden sich an den rechten Straßenrand oder auf den Bürgersteig „flüchten“. Damit ist niemandem geholfen.
Davon abgesehen: Ich halte auch wenig davon, Ursachen eines Unfalls zu diskutieren, wenn keine oder wenige Details bekannt sind. Das hilft weder dem Opfer noch „uns“ Radfahrern.
Das einzige Fazit, das zur Zeit wohl aus diesem Unfall gezogen werden kann: rechtsabbiegende LKW bleiben eine tödliche Gefahr für Radfahrer – in Berlin muss man sagen: die größte tödliche Gefahr. Hier muss die Politik endlich aktiv werden. Lösungsansätze gibt es bereits viele.
@berlinradler: stimmt, sieht nach wenig aus. Vielleicht wird das ja mal jemand nachmessen.
Ich habe das Bild aus Streetview mal gedreht: http://bikebloggerberlin.files.wordpress.com/2011/09/wilhelmstrac39fe-ecke-leipziger-strac39fe-in-google-streetview.jpg
Man kann gerade so erkennen, dass der vorgezogene Bereich ~ 9 Gehwegplatten lang ist. Das Normmaß für diese Platten beträgt meines Wissens ~ 50 cm (längste Kante).
Guckt man sich das Bild bei der BZ vom Unfallort an, sieht man, dass der Betonmischer von Nord nach West abbog:
Der vorgezogene Bereich ist genau eine Fahrradlänge lang:
http://g.co/maps/6azy3
@Sascha: stimmt. Der Streetview-Link im Artikel oben (und auch mein Bild) zeigen die falsche Stelle.
Schlimmes Bild, das in der BZ gezeigt wird.
den artikel gibt es bei tsp noch mal, leicht variiert. warum auch immer. unter dem weiteren gibt es eine deutlich lebhaftere diskussion. macthepirat scheint ihn aber noch nicht entdeckt zu haben:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/betonmischer-ueberrollt-radfahrer/4670158.html
man findet in den kommentaren beim tsp auch wieder die typischen ausreden: als radfahrer weiß man doch, dass man der schwächere ist, daher muss man zur not auf die vorfahrt verzichten. bei solchen aussagen ballt sich bei mir automatisch die faust.
Naja klar gibt es die wieder. Als Radfahrer ist man automatisch immer Schuld.
Hat man gegen eine Regel verstoßen und in einen Unfall verwickelt, sowieso.
Hat man, wie der Verunglückte, bei Rot gewartet und wurde bei Grün über den Haufen gefahren, ist man auch Schuld. Man hätte nicht auf seinem Recht beharren dürfen.
Dass es bei dieser Zynik um tragische Schicksale geht, ist bei Straßenverkehrstoten egal. Anders als bei Kriegs- oder Terroropfern können Straßenverkehrstote keine Empathie erwarten – vielmehr wird ihnen, selbst von der Polizei, gerne noch ein „Selbst Schuld“ hinterhergerufen. Selbst Kinder, denen man aus gutem Grunde das Autofahren untersagt, gelten als Unfallverursacher, wenn sie „ohne auf den Verkehr zu achten“ die Fahrbahn betreten.
Diese Einstellung ist Teil des Problems, denn wenn jemand durch „schuldiges Verhalten“ einen Unfall verursacht hat, muss man keine anderen Wege suchen, Unfälle zu verhindern.
off topic: traurige Statistik, traurige Maßnahmen
http://www.tagesspiegel.de/berlin/fahrrad/berlins-radfahrer-und-fussgaenger-leben-gefaehrlich/4066610.html
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BikeBloggerBerlin schreibt:
Mittwoch, 28.09.2011 um 23:09
Das einzige Fazit, das zur Zeit wohl aus diesem Unfall gezogen werden kann: rechtsabbiegende LKW bleiben eine tödliche Gefahr für Radfahrer – in Berlin muss man sagen: die größte tödliche Gefahr. Hier muss die Politik endlich aktiv werden. Lösungsansätze gibt es bereits viele.
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Die Lösung ist die ganz normale Fahrbahn ohne jegliche Radverkehrsführungen.
Solchen Murks wie vorgezogene Halteliien oder Grünvorlauf an Ampeln, kann man sich sparen. So etwas bringt keine objektive Sicherheit. Es befriedigt nur, genau wie Radwege, das sujektive Sicherheitsbedürfnis der Radfahrer.
Der Radfahrer in diesem Fall fühlte sich wahrscheinlich auch in völliger Sicherheit, umgeben von den schützenden weissen Linien der Radverkehrsanlage.
In meiner Heimatstadt gibt es außerhalb der Tempo-30-Zonen so gut wie überall benutzungspflichtige Radwege, die nicht annähernd den Richtlinien entsprechen und größtenteils in beide Richtungen befahrbar sind. Wenn die Verkehrsdichte einigermaßen gering ist, genügt der Behörde auch ein linkseitiger Radweg, auf denen es mittlerweile schon fast jede Woche einmal knallt.
Nun gab es trotzdem ein paar Kreuzungen, an denen man wenigstens von einer Seite auf der Fahrbahn heranfahren durfte. In den letzten Wochen hat man nun zehn bis zwanzig Meter vor den Kreuzungen am jeweils rechten Gehweg ein Zeichen 240 aufgestellt, weil Kreuzungen für Fahrradfahrer und direktes Linksabbiegen ja so furchtbar gefährlich sind. Nun ist natürlich der Witz, dass glatt die Hälfte der Kreuzungen auf der rechte Seite ohne Querungsfurt ausgestattet sind, ich also drei Mal an der Ampel warten muss, um auf die andere Seite der Kreuzung zu kraxeln (natürlich brauche ich Benutzungspflichten nicht beachten, wenn sie nicht dorthin führen, wo ich hin möchte, aber welcher Radfahrer weiß das schon?).
An den anderen Kreuzungen gibt es jetzt immer wieder tolle Situationen, wenn beim Rechtsabbiegen der Radfahrer auf dem Gehweg angerollt kommt und der Autofahrer überhaupt nicht mit ihm gerechnet hat, denn schließlich ist das ja ein Gehweg und dort sind jahrelang keine Fahrräder gefahren. Mal sehen, wann es bei uns den ersten Toten gibt.
Leider — und das ist wirklich traurig und zeugt wieder vom autozentrierten Denken — lernt manche Straßenverkehrsbehörde die richtige Radverkehrsführung erst, wenn der erste Radfahrer tot unter dem Auto liegt. Vorher hört man sich nur irgendeinen Stuss an, wenn man sich beschweren möchte. Wenn ich richtig informiert bin, wurden vor einiger Zeit auch Radfahrstreifen abgelehnt, weil das Fahrradfahren auf der Fahrbahn so gefährlich sei.
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Malte schreibt:
Donnerstag, 29.09.2011 um 19:09
Leider — und das ist wirklich traurig und zeugt wieder vom autozentrierten Denken — lernt manche Straßenverkehrsbehörde die richtige Radverkehrsführung erst, wenn der erste Radfahrer tot unter dem Auto liegt. Vorher hört man sich nur irgendeinen Stuss an, wenn man sich beschweren möchte.
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Falsch!!!
Selbst wenn es dadurch zehn tote Radfahrer gibt, lernen die Behörden nichts daraus.
Man könnte denken es soll so sein. So ist doch gewährleistet, dass Radfahrern nicht zur allgemeinen Gewohnheit wird.
eben. das veranlasst behörden maximal dazu, zu kontrollieren, ob die speichenreflektoren eigentlich auch alle in der richtigen farbe sind,..
oh man, das ist so bitter…
Wieder einer dieser tragischen Unfälle. ;(
Die Lkw sind für das Fahren in Städten einfach eine Fehlkonstruktion. Dabei gibt es Lösungen. Eine wirkt sich allerdings auf das maximale Ladevolumen aus, was leider wichtiger zu sein scheint als der Schutz von Menschenleben. Außerdem auf die Sicherheit des Lkw-Fahrer (was man aber konstruktiv in den Griff bekäme)
Das Problem ist die Sicht aus dem einem Festungsturm gleichenden Lkw-Fahrerhaus. Wer da selbst mal dringesessen hat, weiß, was ich meine.
Man kann sich z. B. mal an modernen Müllfahrzeugen orientieren. Diese haben den Fahrerplatz nicht auf, sondern vor der Vorderachse und wesentlich tiefer angeordnet. Außerdem ist das Fahrerhaus viel großzügiger verglast. Damit ist der Bereich vor und rechts vom Fahrerhaus direkt einsehbar, was aus den „Türmen“ nicht der Fall ist. Auch die stark gewölbten Spiegel nutzen nicht viel, weil ein Radfahrer da viel zu klein abgebildet wird.
Bevor man sich weiter mit „Gigalinern“ beschäftigt, sollte man sich vielleicht mal über eine konstruktive Änderung vorn am Lkw unterhalten. Übergangsweise könnte auch der „City-Lotse“ (vulgo Beifahrer) helfen. Aber natürlich unbezahlbar…
Wenn man sich ansieht, wie über Raser berichtet wird (Foto, Formulierungen), versteht man auch die Höhe (!) der Sanktionierungen und daraus folgend, welche Priorität Unfallvermeidung jenseits der getöteten Autofahrer hat:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/arthur-abrahams-ferrari-fuhr-150-km-h-schneller-als-erlaubt/4673358.html
Geld, Punkte – nun ja. Aber 3 Monate Fahrverbot sind alles, was hier zur Debatte steht. Nicht „ungeeignet zum Führen eines KFZ“
@siggi:
„Die Lösung ist die ganz normale Fahrbahn ohne jegliche Radverkehrsführungen.“
Gab es vor der „Erfindung“ des Radweges / der Radspuren keine tödlich verlaufenen Unfälle zwischen LKW und Radfahrern? Es ist relativ egal, ob ein Radfahrer auf dem Radweg, der Radspur oder ohne Markierung rechts neben einem LKW hält oder fährt: die Gefährdung bleibt. Ein unaufmerksamer LKW-Fahrer ist immer ein Risiko. Du machst es dir leider zu leicht.
Wobei man schon sagen muss, dass der überwiegende Teil dieser Unfälle eben auf Radwegen oder -streifen geschieht. Tödliche Fahrradunfälle gibts auch manchmal auf der Fahrbahn, subjektiv ist das aber doch eher selten der Fall.
Abgesehen davon kann man den Fahrradanteil ohne Infrastruktur für Radfahrer nicht erhöhen. Die Frage ist also, wie man auch unerfahrenen Radfahrern Angebote macht, die sie nicht in Gefahr bringen.
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berlinradler schreibt:
Freitag, 30.09.2011 um 11:09
Die Frage ist also, wie man auch unerfahrenen Radfahrern Angebote macht, die sie nicht in Gefahr bringen.
„““““““““““““““““““““““““““““
Die Lösung ist die ganz normale Fahrbahn ohne jegliche Radverkehrsführungen.
@BikeBloggerBerlin
Auf einer ganz normalen Fahrbahn kommt es erst garnicht zu solchen Situationen.
Die, hier beschriebene, Unfallkreuzung ist so ein Beispiel.
Genau dort, wo diese vorgezogene Haltelinie für Radfahrer ist, kann ein LKW Fahrer den Radfahrer nicht sehen. Radfahrer stellen sich aber trotzdem dorthin weil die Radverkehrsführung ihnen Sicherheit vorgaukelt.
Ohne jegliche Radverkehrsführungen an dieser Kreuzung gäbe es solche Unfälle dort nicht.
Die Frage, ob der Radverkehrsanteil sich erhöht, wenn Radwege oder -streifen gebaut werden, ist noch nicht geklärt. Selbst auf de.rec.fahrrad konnte noch keiner einen Nachweis nennen.
Radstreifen können genauso gut zu einer Kanalisierung von Radfahrern führen, die vorher andere Strecken gefahren sind. Es wird sogar mittlerweile in der Forschung angezweifelt, ob man überhaupt „einfach so“ nennenswert Leute zum Umstieg auf ein anderes Verkehrsmittel bringen kann.
Äussere Faktoren wie ständige Staus, viele Tempo 30-Zonen und kleinteilige Stadtstrukturen, stark steigende Benzinpreise, schlechtes Nahverkehrssystem (Münster) und eine gewisse Radfahrtradition sind wahrscheinlich wichtiger, um viele Radfahrer auf der Strasse zu sehen, als Radwege. Dazu kommen positive Massnahmen wie Wegweiser, überwachte Parkmöglichkeiten, Duschen beim Arbeitgeber usw…
Hier im Ruhrgebiet kann man das gerade gut sehen. Man versucht den Radverkehrsanteil zu erhöhen durch Radwege und Streifen, aber der Anteil der Radfahrer und auch der Anstieg ist unterdurchschnittlich, verglichen mit benachbarten Städten wie Köln. Das ist keine Überrraschung, da die Strukturen für Autofaher fast nirgenwo so gut ausgebaut sind. Und die Radfahrkultur war zwischen den 60er und 80er Jahren fast vollständig weg und erholt sich erst langsam.
@ Jochen
Bundesweite Zahlen habe ich nicht, aber Berlin (2004 bis 2008).
Unfallursachen von Radunfällen mit Verunglückten, getrennt nach Fehlern der Radfahrer und Fehler der nicht-Radfahrer (Andere sind fast ausschließlich Kfz):
19,5 % Fehler beim Abbiegen (Andere)
9,4 % Benutzung der falschen Fahrbahn (Rad)
8,8 % Nichtbeachtung der Vorfahrt (Andere)
8,6 % Fehler beim Ein-/Aussteigen oder Be-/Entladen (Andere)
8,2 % Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr (Rad)
6,0 % Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr (Andere)
5,5 % Nicht angepasste Geschwindigkeit (aber kleiner als erlaubt) (Rad)
Man sieht, Fehler beim Abbiegen sind mit Abstand die häufigste Unfallursache für Radunfälle mit Verunglückten (die Verunglückten sind fast ausschließlich Radfahrer).
Wenn Lkw ganz allgemein an einem Unfall beteiligt sind, ist der Unfall zu 75% durch den Lkw verursacht (Brandenburg, 2010). Zum Vergleich: Radunfälle werden zu etwa 50% von Radfahrern verursacht (Berlin). Unfälle mit Kindern werden zu 29% durch Kinder verursacht (Brandenburg, 2010).
@ Siggi
Die subjektive Sicherheit spielt eine große Rolle, wenn Menschen auf das Rad umsteigen sollen. Auf der Fahrbahn fühlst Du Dich wohl und ich mich oft auch. Wenn Eltern ihre Kinder mit dem Rad fahren lassen sollen, sieht das schon anders aus. Die Niederländer trennen deshalb den Radverkehr strikt vom Kfz-Verkehr durch gesondert geführte Radverkehrsanlagen. Es gibt dort nur wenige Schutzstreifen oder Radfahrstreifen, weil die subjektive Sicherheit nicht hoch genug ist. Das funktioniert dort deshalb, weil die Radwege nicht irgendwo im Nichts enden sondern dort, wo man hinfahren will.
An Kreuzungen kann man den Radverkehr nicht räumlich vom Kfz-Verkehr trennen. Daher findet in den Niederlanden die Trennung in der Zeit statt. Der Radverkehr hat schlicht eine eigene Grünphase (alle Richtungen gleichzeitig), in der alle Kfz für alle Richtungen Rot haben. Habe ich benutzt, funktioniert super, glaubt man erst nicht, ist aber so. Das System eliminiert das Problem der abbiegenden Kfz vollständig und unabhängig vom Faktor Mensch. Das bisschen geringerer Durchsatz an der Kreuzung wird locker durch die Verlagerung des Kfz-Verkehrs auf das Rad überkompensiert.
Dass Angebote an Radfahrer immer gleich als Radweg oder Radstreifen missverstanden werden, ist wohl das Vermächtnis jahrzehntelanger Nur-Auto-Politik, die ja bis heute andauert. Man bekommt aber z.B. keine Eltern dazu, ihr Kind auf eine vielbefahrene Straße zu schicken. Umd wer mit Auto schnell, effektiv und ohne mulmiges Gefühl von A nach B kommt, hat keinen Anreiz, aufs Rad umzusteigen. Eine Lösung sind echte eigene Routen für alle, die sich nicht übermotorisiert fortbewegen „müssen“ oder wollen. Ich fahr jedenfalls am liebsten auf autofreien Wegen, erst dann kommen Fahrbahn, ausgesuchze Radstreifen umd weit abgeschlagen die sogenannten Radwege.
@ berlinradler: Stimmt. Wer einmal den direkten Vergleich zwischen gewohntem Straßendenken und einem kleinen Schlenker auf einer ruhigen Route machen konnte, fängt an, ganz anders über unsere autogerechte Infrastruktur nachzudenken. Radfahren macht einfach mehr Spaß, wenn man allein schon den Lärm los ist, der vom Autoverkehr ausgeht. Das soll nicht heißen, dass man die Bedingungen auf den Hauptstrecken nicht sicherer machen soll und den Radverkehr auf Nebenrouten abdrängt. Aber manchmal sollten wir auch daran denken, dass wir als Radfahrer die Chance haben, uns Wege zunutze zu machen, die für den Autoverkehr unmöglich oder unattrakiv sind. Ein Autofahrer hätte schließlich nix davon, wenn er durch den Landschaftspark Herzberge führe, hehe.
@zahlendreher:
„Wenn Lkw ganz allgemein an einem Unfall beteiligt sind, ist der Unfall zu 75% durch den Lkw verursacht (Brandenburg, 2010). Zum Vergleich: Radunfälle werden zu etwa 50% von Radfahrern verursacht (Berlin). “
Hier bist Du einem Klassiker augesessen. Die Zahlen taugen nicht zum Vergleich. bzw. taugt die 50%-Zahl eigentlich zu garnix:
Die 75% sind der Anteil an Unfällen zwischen einem LKW-Fahrer und einem Fahrradfahrer, bei denen der LKW-Fahrer nach Ersteinschätzung der den Unfall aufnehmenen Polizisten der Hauptverursacher des Unfalls war.
Diese Zahl ist nicht irgendwie spezifisch für Brandenburg, sondern entspricht dem bundesweiten Schnitt, wie er alljährlich vom Deutschen Statistischen Bundesamt für ganz Deutschland angegeben wird.Auch in Berlin wird es nicht anders sein.
Und die entsprechende Zahl für PKW vs. Fahrrad liegt seit Jahren bei knapp 70% Hauptverursachern auf Seiten der PKW-Fahrer.
Die 50% Radunfälle, an denen Radfahrer die Schuld tragen, sind völlig anders gezählt. Beispiel:
1000 Radunfälle
->100 Radfahreralleinunfälle (Stürze ohne Fremdeinfluss)
->100 Radfahrerunfälle allein zwischen Radfahrern
->150 Unfälle zwischen Radfahrer und einer andern Verkehrsart (z.B Fußgänger oder Kfz), bei denen der Radfahrer zwar nicht Hauptverursacher, aber Mitverursacher war*
->150 Unfälle zwischen Radfahrer und einer andern Verkehrsart (z.B Fußgänger oder Kfz), bei denen der Radfahrer Hauptverursacher war
->500 Unfälle, bei denen den Radfahrer nicht der Hauch einer Mitschud trifft
===> Radfahrer sind zu 50% an Radunfällen schuld.
Daher kommen die 50%. Statistischer Nonsense. Würde man das mal entsprechen für Kfz berechnen, käme man sicher auf 85% oder so.Einfach weil Autos einfach öfter gegen Autos stoßen, als sonstwogegen.
*In München fließt dieser Mitschuld-Quatsch jedenfalls regelmäßig in die „Eadfahrer-sind-an-ihren -Unfällen-selbst-schuld“-Zahl ein. Ob dies in Berlin auch mitgezählt wird, weiß ich grade nicht. Aber Allein- und Rad- vs. Rad-Unfälle auf jeden Fall.
Schon wieder ein tödlich verlaufener Unfall sowie einige schwere Radfahrunfälle: http://www.berlin.de/polizei/presse-fahndung/archiv/360423/index.html
Der erste genannte Unfall führte in Folge zum Tode des jungen Mannes: http://www.berlin.de/polizei/presse-fahndung/archiv/360554/index.html
Noch schlimmer als diese Tatsache finde ich, dass insgesamt 40 tödlich verlaufene Verkehrsunfälle in Berlin zu verzeichnen sind. Das vergessen wir mitunter, wenn wir Todesfälle bei Radfahrern beklagen.
Durch den Einsatz moderner Technik ließen sich viele Unfälle (nicht nur Unfälle mit Radfahrern) vermeiden: http://www.adfc.de/news/Daimler-Trucks-praesentiert-innovative-Verkehrssicherheitssysteme
Nur traut sich die Politik nicht, entsprechende Vorschriften zu erlassen.
Eine Änderung bei der Ausbildung von Fahrschülern in Hinblick auf sinnvolles Verhalten – gerade beim Abbiegen – wäre eine andere Maßnahme. Fahrsicherheitstraining und Schulung von Fahrradfahrern in Bezug auf das richtige Verhalten im Straßenverkehr eine weitere.
Aber wie soll man denn in einer Großstadt autofrei Fahrrad fahren können? Ich fahre fast nie mit dem Rad durch Berlin, damit ich „Spaß“ daran habe, ungestört durch Landschaftsparks zu fahren. Sondern weil ich von A nach B kommen will. Das möglichst einfach, sicher, kurz und komfortabel. Da ich mitunter zu verschiedenen Orten in der ganzen Stadt muss, kann ich auch gar nicht durch ein Netz von kleinen Nebenstraßen, Parks, Schlechwegen und sonstwas fahren. Dann weiß ich nämlich nach ein paar Kilometern nicht mehr, wo ich bin.
Dazu kommt: Hätte ich nicht vor einer Weile von der Linienstraße gelesen, wüsste ich bis heute nicht, dass es die gibt. Ausgeschildert ist die glaube ich gar nicht. Und wie man die sinnvoll vom einen bzw anderen Ende erreichen soll ist mir noch immer schleierhaft.
Ich glaube es würde schon helfen, wenn die Ampelphasen so geregelt werden, dass wenn Fußgänger und Radfahrer nur dann grün haben, wenn Autofahrer Rot haben.
Es hat ja diese Woche dank Autofahrern, die es wie immer übersehen haben, auch verletzte Fußgänger gegeben, die bei grün einfach über die Straße wollten. Also so langsam müsste doch auch der doofste Verkehrsplaner mal begriffen haben, wo das Problem liegt.
Und mein persönliches Sicherheitsgefühl würde auch steigen, gerade an Mittelinseln meinen viel zu viele Autofahrer, dass ich gefälligst stehen zu bleiben habe, weil sie ja links abbiegen und die 5sec Warten unmöglich sind.
@reclaim
Ja, Du hast recht und die Hintergründe sehe ich auch so, wie Du es darstellst. Lkw verursachen übrigens genau so 75% der Unfälle zwischen Lkw und Radfahrern wie auch 75% der Unfälle zwischen Lkw und anderen Verkehrsteilnehmern insgesamt.
Die Aussage, dass 50% der Radunfälle von Radfahrern verursacht werden, schließt die Eigenunfälle und Alleinunfälle ein und dadurch wird der Anteil von Radfahrern höher. Betrachtet man beispielsweise nur Radunfälle mit Verunglückten und dabei die Hauptverursacher, werden diese Unfälle noch zu knapp 40% von Radfahrern verursacht und zu knapp 57% von Kfz (überwiegend Pkw).
Man muss beim Verlgeich dieser Verursacherquote aber beachten, dass nur Gruppen von Verkehrsteilnehmern mit ähnlichem Anteil an den Verkehrsunfällen insgesamt miteinander verglichen werden können. Der Vergleich geht also bei Lkw und Fahrrad, nicht aber beim Vergleich von Pkw und Fahrrad da der Anteil der Eigenunfälle beim Pkw viel höher liegt, als beim Fahrrad ober beim Lkw.
Die Verursacherquote liegt bei Lkw mit etwa 75% so viel höher als bei Radfahrern mit etwa 50%, dass man sich nur wundern kann. Die Berufskraftfahrer im Lkw sind offensichtlich die wahren Rüpel im Straßenverkehr und nicht die vielgescholtenen Radfahrer.
Dieser tödliche Unfall vom 2.10.2011 ist etwas seltsam. Die Polizei schreibt, dass fehlendes Licht und Helm den Unfall verursacht hätten. Beides kann ich nicht nachvollziehen.
Links in die Schillingbrücke abbiegende Fahrzeuge warten in der Mitte der Straße eine eigene Signalisierung ab. Sie können damit nicht auf Fahrzeuge oder Radfahrer treffen, die aus der Holzmarktstraße kommen.
Das kann nur passieren, wenn einer der beiden bei Rot fährt. Wenn diese „Kleinigkeit“ in der Pressemeldung fehlt, wer von beiden wird dann wohl bei Rot gefahren sein?
> Ich glaube es würde schon helfen, wenn die Ampelphasen
> so geregelt werden, dass wenn Fußgänger und Radfahrer
> nur dann grün haben, wenn Autofahrer Rot haben.
Eine andere Lösung wäre es, mit dem Unfug des NEBEN der Straße-Fahrens aufzuhören. Solange Radfahrer am rechten Straßenrand NEBEN der eigentliche Fahrspur unterwegs sind, fahren sie auch rechts von Rechtsabbiegern, was den Konflikt programmiert.
Würden Radfahrer sich wie andere Fahrzeuge auch HINTER den Fahrzeugen einordnen, käme es nicht zu diesen Situationen. Allerdings müsste man dann als Radfahrer auch hinnehmen, nicht vorne an der Ampel zu stehen zu kommen und nicht als erster losrollern zu können, sondern erst dann, wenn alles vor einem losgefahren ist.
Das Argument, man wäre da den Abgasen ausgesetzt, zieht nicht, weil Abgase gasförmig sind und in der Innenstadt daher praktisch überall sind, ob man nun hinter oder neben einem Auto steht, macht dabei exakt keinen Unterschied. Das /fühlen/ zwar einige Leute anders, aber damit das so wäre, müssten die Abgase sich sofort ganz schnell verdünnisieren – was sie ganz offensichtlich nicht tun, hätten wir doch sonst bereits neben einer Straße viel bessere Luft.
Die Reform der StVO aus den 80er Jahren, die das Rechtsüberholen stehender Fahrzeuge durch Radfahrer erlaubte, ist m.E. ein riesiger Fehler gewesen. Wenn nicht gar ein gezielter Versuch, die lästigen Radfahrer loszuwerden.
@Prokrastes: Meinst Du, Radfahrer sollten Ampelstaus dann einfach links in der Gegenspur – sofern grade frei natürlich – überholen, wenn das rechts an stehendem Verkehr vorbeifahren verboten wäre? Oder vertrittst Du ernsthaft die Auffassung Radfahrer sollten dann künftig gefälligst auch jeweils 20 Minuten und 8 Ampelphasen lang an diversen verstopften Knotenpunkten warten bzw. in Horden 150 Meter über den Gehweg schieben, bevor sie die jeweilige Kreuzung (z.B. sowas wie die am Rosa-Luxemburgplatz) passieren können?
@Prokrastes
„Das Argument, man wäre da den Abgasen ausgesetzt, zieht nicht, weil Abgase gasförmig sind und in der Innenstadt daher praktisch überall sind“
Vielleicht ist ja in Berlin die Luft im allgemeinen „dreckiger“, aber es nicht nur ein gefühlter Unterschied, ob ich hinter einem Auspuff stehe, und die Abgase aus diesem sozusagen direkt einatme, oder ich stehe vor dem Auto bzw. daneben. Die Konzentration ist hier schon deutlich wahrnehmbar geringer. Ob es dann „gesünder“ ist, darf bezweifelt werden. 😉
Die Lichtzeichenanlage an der Holzmarktstraße/Stralauer Platz war zum Zeitpunkt des Unfalls abgeschaltet. Der Pkw hat insofern die Vorfahrt des Radfahrers missachtet.
@Prokrastes, @reclaim:
Ich stimme Prokrastes im wesentlichen zu, resultierend aus meinen täglichen Erfahrungen.
Da gibt es eine Menge Radfahrer und Radfahrer/innen, die sich im wahrsten Sinne des Wortes rechts an stehenden Autos „vorbeiquetschen“, um dann noch schnell bei Beginn der Grünphase am ersten Auto (oder auch LKW, das rechts abbiegen möchte) vorbei auf die Kreuzung zu flutschen.
Und ehrlich, in einer solchen Situation muss man als Autofahrer verdammt wach sein, um a) den von hinten rechts kommenden Radfahrer mitzubekommen (man kann beim Abbiegen mit dem Auto nicht permanent in den rechten Spiegel schauen, was aber eigentlich notwendig wäre, da Radfahrer immer wieder ganz plötzlich auftauchen) und b) auch noch entsprechend reagieren zu können.
Zu meinem eigenen Verhalten: Bin ich mir absolut sicher, dass
a) rechts von den stehenden Autos/LKWs wirklich ausreichend Platz ist, ohne Probleme vorbeizukommen,
b) vorne im Bereich der Ampel ein Aufstellplatz für Radfahrer zu finden ist, der auch frei ist, und
c) ich diesen Platz erreiche, bevor es grün wird,
erst dann fahre ich vorsichtig rechts an den Autos vorbei nach vorne, immer darauf bedacht, über den rechten Seitenspiegel des Autos/LKWs Blickkontakt zum Fahrer/in zu bekommen. Ansonsten bleibe ich gerne hinter dem Fahrzeug stehen, und zwar so, dass ich über den Spiegel den jeweiligen Fahrer/in sehe. Und wenn es dann mal zwei Ampelphasen dauert. Dafür habe ich Zeit und dafür ist mir meine Gesundheit zu lieb.
Aufgrund der von mir beschriebenen Erfahrung bin ich bei Unfällen wie hier in der Ausgangsnachricht dargestellt mittlerweile äußerst vorsichtig mit einer Aussage zur Schuldfrage oder gar dem Ruf nach mehr „Sicherheits“maßnahmen.
„Und wenn es dann mal zwei Ampelphasen dauert.“
…und bei absehbar dreien? Bei 4? Oder 6?
@reclaim:
Oder 7? Oder 8? Man kann die Zahl der möglichen Ampelphasen auch ins treiben.
Also wenn das Ihr einziger Einwand ist, ist ja alles bestens!
@Jürgen: Eigentlich machts in dem Tonfall keinen Spaß zu diskutieren.
Aber es ist doch so: Zumindest in Städten gibt es Tag für Tag Zeiten, da braucht man mit dem Auto von A nach B Eine Stunde und mit dem Fahrrad 15 Minuten. Einziger Grund für diesen Vorteil: Das nicht Betroffensein von (Ampel-)Staus. Würden Radfahrer nun zum Mitmachen bei sämtlichen dieser Staus verdonnert, bräuchte man dann mit dem Rad für dieselbe Strecke plötzlich vielleicht 80 statt 15 Minuten. Denn abseits der (Ampel-)Staus (die ja nun dann von Radfahrern exakt genauso langsam durchfahren würden, wie von PKW/LKW) – also auf grader, freier Strecke – sind PKW/LKW nunmal i.d.R. deutlich schneller. Und wenn die also z.B von A nach B 60 Minuten brauchen, wären es dann für einen Radfahrer zur selben Zeit eben leicht 80 Minuten, wo es vorher 15 waren.
Das kanns doch wohl nicht sein.
Noch konkret: Für die Berliner: Ich fahre jeden morgen einen Teil der Schönhauser stadteinwärts und quere dabei zwei große, Tag für Tag auf jeweils min 100m ampelgestaute Kreuzungen (Eberswalder und Rosa-luxemburg-platz). Meine Gesamtfahrzeit beträgt ungefähr 10 Minuten. davon vielleicht 6 auf der Schönhauser. Würde ich also auf meinem Weg zur Arbeit auch nur an diesen Beiden Kreuzungen hinten an die Kfz-Schlange stellen, wäre ich zwischen 20 und 30 Minuten auf der Schönhauser unterwegs.
Das hielte ich nicht für akzeptabel. Ich denke, mit dieser Einschätzung bin ich bei weitem nicht alleine. Entsprechend nahe Null wäre auch die Akzeptanz einer Gesetzesänderung, die hinten anstellen am Ampelstau vorschreibt.
Ich muss da reclaim zustimmen.
Das Fahrradfahren in Berlin würde für mich deutlich an Wert verlieren, wenn ich mich nicht rechts am Autoverkehr vorbei schlängeln dürfte. Z.B. jeden Abend auf dem Kudamm. Früher T-Damm.
Aber ich stimme Jürgen zu. Dann muss man sich auch bewusst machen, dass man sich nur vorbei schlängeln sollte, wenn A genug Platz ist und B die Autokolonne sich nicht gerade in Bewegung setzt. Und sich auch bewusst sein, dass die Autofahrer einen eben nicht immer sehen können und den Rechtsabbieger mal abbiegen lassen.
Ist halt alles extremst situationsabhängig. Immer schon aufpassen und sich in die Situation der anderen Verkehrsteilnehmer hinein versetzen.
Es müssen ja nicht mal lange Schlangen sein, bei manchen Ampelphasen + Trantütigkeit + Warten beim Abbiegen reichen 3-4 Pkw aus, damit man die Ampelphase nicht schafft. Das muss man sich wirklich nicht antun.