„Zu einem schweren Verkehrsunfall kam es heute Vormittag gegen 11 Uhr 55 in der Greifswalder Straße Ecke Ostseestraße. Dabei wurde eine 60-jährige Radfahrerin schwer verletzt.
Sie war nach ersten Ermittlungen auf der Greifswalder Straße in Richtung Berliner Straße gefahren. Als ein 26-jähriger LKW-Fahrer in die Ostseestraße abbiegen wollte, übersah er offenbar die Radlerin, die geradeaus weiterfahren wollte. Durch den Zusammenstoß stürzte sie zu Boden und erlitt dabei Kopfverletzungen. Sie wurde zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Ostseestraße war bis 14 Uhr gesperrt.“
Pressemeldung der Berliner Polizei # 3386 vom 12.09.2011 – 18:10 Uhr
Die Polizeimeldung von heute Abend ist teilweise unverständlich. Wenn die Radfahrerin auf der Greifswalder Straße in Richtung Berliner Allee (nicht Berliner Straße) unterwegs war und wenn der LKW-Fahrer aus der Greifswalder Straße in die Ostseestraße abgebogen ist, dann kann die Radfahrerin nur auf dem linksseitigen Radweg gefahren sein. Zu viele wenn, um den Unfall beurteilen zu können.
Die Kreuzung Greifswalder Straße und Ostseestraße ist berüchtigt für die häufigen Unfälle mit Radfahrerbeteiligung. Im Jahr 2007 gab es hier drei Rechtsabbiegeunfälle (1, 2, 3) mit zwei toten und einer schwer verletzten Radfahrerin.
Wieso wird darüber berichtet, aber nicht eine Zeile an die 2 Radfahrer verschwendet, die in schwere Unfälle mit einer Straßenbahn verwickelt waren?
http://www.berlin.de/polizei/presse-fahndung/archiv/357244/index.html
http://www.bz-berlin.de/bezirk/umland/radfahrer-von-stra-szlig-enbahn-erfasst-tot-article1243909.html [ja, sorry BZ war der schnellste auffindbare Link]
Ich finde das Thema genauso wichtig, wie rücksichtslose Abbieger.
Laut BZ ein typischer Abbiegeunfall, verursacht durch Unachtsamkeit des LKW-Fahrers:
„Die Radfahrerin wartet an der roten Ampel Richtung Innenstadt. Bei Grün fährt sie los. „Der 26-jährige Lkw-Fahrer bog gleichzeitig nach rechts in die Ostseestraße ein und hat dabei offenbar nicht auf die Radfahrerin geachtet“, so ein Polizeisprecher. Der 40-Tonner überrollte die Frau samt Fahrrad. Als der Lkw-Fahrer das Unglück bemerkt, hat er die Frau schon etliche Meter mitgeschleift. “
http://www.bz-berlin.de/bezirk/prenzlauerberg/40-tonner-ueberrollt-radlerin-sie-lebt-article1270043.html
Diese Unfälle sind so unnötig und passieren leider so häufig. Die Lkw-Fahrer machen ihren Job einfach nachlässig und schlecht! Seit 2009 muss auch der letzte Lkw (> 3,5 t) mit Spiegeln ausgestattet sein, die jeden Winkel rund um das Fahrzeug ausleuchten. Am vergangenen Wochenende konnte man sich auf dem Alex an einem Lkw der VSSB für deren Kampagne zum „Toten Winkel“ davon überzeugen. Für die Kampagne wird extra der Weitwinkelspiegel verdeckt, damit den Schulkindern die Legende vom „Toten Winkel“ weiterhin glaubhaft gemacht werden kann. Weitwinkelspiegel, Rampenspiegel und Frontspiegel zeigen selbst das noch, was von der rechten A-Säule verdeckt wird. Es ist unfassbar, dass die Berufskraftfahrer im Lkw diese Spiegel so häufig nicht benutzen. 75% aller Unfälle mit Lkw-Beteiligung werden von Lkw verursacht, auch gegenüber Radfahrern. Es gibt keine Gruppe von Verkehrsteilnehmern, die eine ähnlich hohe Quote haben. Um sich selbst zu schützen muss man zu Lkw wirklich einen großen Abstand halten!
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Zahlendreher schreibt:
Montag, 12.09.2011 um 22:09
Um sich selbst zu schützen muss man zu Lkw wirklich einen großen Abstand halten!
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Oder direkt neben ihnen fahren, denn dort sehen die Fahrer dich. Aber dazu müsste man ja auf der Fahrbahn radeln.
LKW Fahrer wissen das und trotzdem habe ich noch keine Aktion der LKW Fahrer gesehen die sich gegen diesen tödlichen Radwegeunsinn richtet.
Hab selbst schon neben einem LKW gemeinsam linksabbiegend auf zwei Spuren gestanden, mit soviel Platz neben mir, dass ich den Fahrer sehen konnte. Der hat mich aber trotzdem nicht gesehen, als er sich um-entschied und den Blinker rechts setzte. Hab mich dann schnellstens zur Seite begeben, sonst wär ich Matsche gewesen. Ich weiß nicht, LKWs sind einfach im nahen Kontakt mit anderen Verkehrsteilnehmer zu gefährlich. Macht die Dinger kleiner, nicht die Spiegel größer.
Mal angenommen, ich stehe mit dem Rad auf der Straße (nicht auf dem Radweg) an einer Kreuzung und warte, dass es grün wird. Ich bin die erste und habe mich brav rechts einsortiert. Während die Ampel noch rot ist, kommt nach mir ein Lkw und stellt sich links neben mich.
Bei Grün fahre ich als Radfahrer geradeaus, der Lkw biegt rechts ab. Wenn er mich nicht gesehen hat oder nur, als er sich der Kreuzung näherte, und es bis zum Abbiegevorgang wieder vergessen hat, wird er mich überfahren.
Wenn ich auf der Straße fahre und einer einer Ampel halten muss, ordne ich mich mittlerweile immer mittig ein, um auf jeden Fall gesehen zu werden. Dann entfallen auch diese blöden Überholmanöver direkt bei Grün, um anschließend geschnitten zu werden.
Ich hoffe nur, dass es auch hilft.
Das ist eigentlich ganz fix zu lösen:
LKW dürfen am Stadtverkehr nur noch teilnehmen, wenn sie einen Beifahrer dabei haben, der vor jedem Abbiegen aus dem Fenster guckt und sicher stellt, dass weder Radfahrer noch Fußgänger oder Mopedfahrer gefährdet werden.
Da brauchts auch keine Spiegel, der LKW Fahrer wird entlastet und ich als Radfahrer sehe den Kopf des Beifahrers und weiß ganz genau, ich wurde gesehen.
@ Ulrike: Das mache ich auch so, wenn ich als erster an einer Ampel ankomme. Ich stelle mich zwar nicht mittig hin, aber nur soweit rechts, dass keiner mehr links neben mir halten kann. Stellt man sich mittig hin, werten Autofahrer das als bewusstes blockieren. Stellt man sich „rechts“ auf, aber so dass eben nicht mehr genug Platz daneben ist, empfinden die Fahrer das als eigene Entscheidung, hinter mir stehen zu bleiben. 😉
Wenn ich an einer Ampel mit blinkenden Rechtsabbiegern ankomme, stelle ich mich nicht vorne an der Ampel an, selbst wenn es da eine dieser Pseudo-Aufstellmarkierungen gibt (- eine echte vorgezogene Haltelinie VOR den Autos ist natürlich was anderes). Statt dessen ganz links dahinter, so dass mich der abbiegende Fahrer im linken Spiegel sehen kann (wenn er denn gucken sollte), dann weiß er, dass ich ihm rechts nicht in die Quere komme. Die Sekunde habe ich dann auch noch Zeit. Für die Fahrer hinter mir gibts dann auch kein Vertun, und ich kann während des Abbiegevorgangs des Vordermanns wieder so weit nach rechts ziehen (die hinter mir müssen warten, bis der Abbieger die ganze Spur freimacht), wie es mir sicher scheint. Das macht dann auch wieder den Eindruck, ich blockiere nicht die Fahrbahn – obwohl natürlich trotzdem kein Platz zum Vorbeidrängeln bleibt.
Die Polizeimeldungen sind zur Zeit generell schlecht geschrieben, ich denke, der sonstige Autor ist im Urlaub.
Oft wird Radfahrern in dieser Situation ja unterstellt, auf ihrem „Recht“ beharrt zu haben. Dieser Unfall – Radfahrer wartet bei Rot und fährt gleichzeitig mit dem abbiegenden Lkw bei Grün los – ist aber ziemlich typisch.
Dass eine Kreuzung ständig solchen Unfällen ausgesetzt ist und darauf schlichtweg nicht reagiert wird, ist bezeichnend für die Verkehrspolitik dieser Stadt.
@berlinradler: ich meine vor ein paar Monaten gab es einen Personalwechsel in der Pressestelle, dort wurde in den Polizeimeldungen der alte Schreiberling mit einer Glosse verabschiedet, der teils wirklich lustige Stil (nicht bei den „übersehen“ Meldungen versteht sich) ist jedoch beibehalten worden.
@michael S: In Gedanken bin ich auch oft versucht den Rechtsabbieger „normal“ links zu überholen wie ich es im Auto gelernt habe, chaotisch wird es aber wenn andere Radler an die Ampel vorfahren und sich „normal“ rechts neben/vor ihm stehen bleiben, dann wird die gesamte Situation kritisch.
Also aus dem Fließverkehr bei grüner Ampel, Schulterblick – keine Radler hinter mir – zieh ich links vorbei. Bei Rot, bleib ich nun wieder rechts, sonst wird aus gut gemeintem Verhalten flott ein Kuddelmuddel an der Ampel, und LKW´s lass ich schön in Ruhe, bleibe aber ganz rechts um anderen Träumerradlern den Weg ins Bermudadreieck zu versperren.
Gute Besserung, den Opfern, es ist schlimm was die letzten Wochen hier wieder passiert, mindestenz jede Woche wird ein Kind überrollt. Wer braucht Terroristen wenns so viele Autos gibt.
@Michael S
OK, sagen wir mal, tendenziell mittig, je nach Straßenbreite. 🙂
@qx87, das mag sein, aber so etwa seit letzter Woche ist der sprachliche Stil der Polizeimeldungen besonders schlecht. Wörter werden wiederholt, die Überschriften stimmen nicht mit den Meldungen überein, die Aussagen sind noch unschärfer als sonst …
Ich überhole Rechtsabbieger auf der Fahrbahn auch eher links. Die meisten Radfahrer überholen sie tatsächlich rechts – kann man nicht ändern, ist dann auch nicht mein Problem. Generell verstehe ich nicht, warum so viele Radfahrer sich das rechte Vorbeiquetschen antun. Manchmal steht sogar auf einmal jemand rechts neben mir, wenn ich mich an der Ampel auch etwas mehr in die Fahrbahnmitte einsortiert habe. Nervig, aber damit muss man leben-
@qx87: Meistens fahr ich nicht da, wo massenweise andere Radfahrer an der Ampel auflaufen. Wenn es denn mal passiert, dass dann neben mir einer „richtig“ rechts neben dem Auto steht, zieht der halt vorbei, der Abbieger (und damit ich auch) steht und wartet, bis die Bahn frei wird. Ein Chaos habe ich da noch nicht gesehen. Autofahrer scheinen damit sehr gut klar zu kommen und ich habe nicht immer das ungute Gefühl, im nächsten Moment umgenietet werden zu können. Vielleicht besteht ne Chance, dass ich mit meinem Verhalten andere indirekt gefährde, indem der Rechtsabbieger mich wahrnimmt, dadurch aber mit dem Bahn-frei-Gedanken die rechts stehenden/ankommenden Radler nicht mehr beachtet. Ich werd‘ das mal genauer beobachten, ich will ja auch nicht neue Regeln einführen, die dann verwirren.
@Shugga … was müssen das für goldene Zeiten gewesen sein, als Beifahrer noch mit derben Witzen, schlecht riechend oder einfach schlafend unsere Lkw-Fahrer begleiten durften!
Zum Beispiel im Jahre 1953 mit 12.631 Verkehrstoten in Deutschland – vorausschauend mit vier Augen den nächsten Baum, den nächsten Fußgänger oder was auch immer exakt angepeilt.
Oder im Jahre 1978, als auf dem Höchststand der tödlichen Fahrradunfälle in Deutschland 1.595 Fahrradfahrer die Zwillingsreifen letztmalig von unten angucken durften – das Paradies!
In der Greifswalder und in der Ostseestraße ist aus meiner Sicht vor allem auch das Problem, dass die Regelpläne des Landes Berlin für Radverkehrsanlagen nicht angewandt werden:
– Radspuren nur noch links vom Rechtsabbieger markieren
– um fünf Meter vor dem Kfz-Verkehr über die gesamte Fahrbahnbreite vorgezogene Haltelinien für Radfahrer markieren
Im letzten Jahr lag die Zahl der in Deutschland im Straßenverkehr getöteten Radfahrer bei 381 – dem niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen oder 76 Prozent weniger als in der guten alten Zeit der Beifahrer
Außerdem könnte die Polizei ja mal die korrekte Einstellung der neuen Toter-Winkel-Spiegel überprüfen – da dürfte eigentlich fast kein Toter Winkel übrig sein, wenn man sich an die StVZO oder gar den Stand der Technik hält.
@berlinradler:
Ich denke mal, dass sich viele freiwillig rechts von Rechtsabbiegern einordnen hat mit dem jahrelangen Einprügeln vom Rechtsfahrgebot zu tun.
Und viele, ich nenne sie mal Schönwetterradler, haben Angst oder halten es schon für zu offensiv sich links von den Rechtsabbiegern einzuordnen.
Ich glaube, dass es für viele dieser LKW-Rechtsabbiegeunfälle überhaupt nicht nötig ist, dass ein Radfahrer – wie in vielen Artikeln, vor Allem aber Leserkommentaren dazu vermutet bzw. suggeriert- auf seinen Vorrang besteht und bei Grün losfährt.
Auch stehenbleiben reicht aus, um zu sterben. Stichwort “Schleppkurve”.
Gut zu sehen unter http://www.schulalltage.de/lkw_abbiegen.swf (Links unten auf “Film ab” klicken)
Wer relativ weit vorne neben einem solchen LKW steht und auch “brav” stehenbleibt, statt “auf seinen Vorrang zu bestehen”, der ist trotzdem tot, wenn der LKW rechts abbiegt. So schnell wie sich der Auflieger da schwer vorhersehbar und schwer berechenbar nähert, kommt da niemand noch einfach schnell zur Seite weg.
@benno: meinst Du nicht wir vergleichen hier gerade Äpfel und Birnen?
Wenn ein LKW rückwärts fahren will, muss er doch auch von irgendjemanden eingewiesen werden? Warum also nicht auch im Stadtverkehr einen Begleiter, der dafür verantwortlich ist, seinen Job zu machen, anstatt zu schlafen?
Ich sehe das so.. Anscheinend sind die armen LKW Fahrer mit der Verkehrssituation in Großstädten hoffnungslos überfordert. Genügend Autofahrer zwar auch, aber bei einem LKW kann man ja von Glück reden, wenn man einen Unfall überlebt. Kollisionen enden fast immer mit schweren Verletzungen oder Tod. Also sollte man die Verantwortung über Leben und Tot nicht länger in die Hand eines Lenkers übertragen.. Ein zweiter, der ihn entlastet wäre doch sinnvoll oder?
@shugga
die meistens lieferfahrer in berlin arbeiten unter unmöglichen bedingungen. verstöße gegen das arbeitsschutzgesetz und arbeitszeitgesetz seitens der arbeitgeber sind an der tagesordnung. die logistikunternehmen werden mit sicherheit keine zusätzlichen beifahrer einstellen, da das die transportkosten erhöht und für sie keinen nutzen hat. ob es realistisch und sinnvoll ist einen beifahrer per gesetz vorzuschreiben weiß ich nicht.
Verkehrserziehung vom Feinsten:
http://www.schulalltage.de/swf/losfahren.swf
Welcher Autofahrer schiebt sein Auto vom Stellplatz und stellt es dann parallel zur Fahrbahn am Rand auf? Traurig, das Kinder in der Grundschule auf diese Weise Fahrradfahren lernen sollen……
@handwerker, das ist ja ein Schwachsinn. Am besten finde ich, den Arm vor dem Abfahren auszustrecken. Lustig auch, dass der Junge offensichtlich die ganze Zeit auf einer Straße / Ausfahrt ist. Tipps von irgendwelchen Theoretikern, die nie auf dem Fahrrad sitzen, sind ganz schön gefährlich.