Arnhem und Nijmegen sind zwei nahe beieinander gelegene Städte am Niederrhein in den Niederlanden, beide etwa 150.000 Einwohner groß. In Zukunft wird es einen 15,8 Kilometer lange Fahrradschnellverbindung möglich machen, mit dem Rad in knapp 40 Minuten von Stadtzentrum zu Stadtzentrum zu kommen. Die Städte investieren eine Summe von insgesamt 17 Millionen Euro in den so genannten RijnWaalpad, der 2012 fertig sein wird.
Um dem Fahrradschnellweg qualitative Impulse zu geben, lobten die Stadtverwaltungen einen Wettbewerb von Landschaftsplanern aus. Insgesamt beteiligten sich 85 Büros, studentische Gruppen und Einzelpersonen an dem Architekturwettbewerb und lieferten eine Fülle innovativer Ideen.
Der erste Preis des Ideenwettbewerbs RijnWaalpad ging an das Büro Moore Nijmegen Design. Sie schlugen ein Bündel von Maßnahmen vor, um den Schnellweg unverwechselbar zu machen. Sie kombinierten Infrastrukturmaßnahmen, die die Aufmerksamkeit der Radfahrer auf die Landschaft lenken, mit Merkzeichen, etwa einen Turm auf der Hälfte der Strecke. Im Dunkeln werden die Radler von einem dynamischen LED-Licht glow-in-the-dark begleitet.
Auffällig war, dass viele Konzepte soziale Medien integrierten. So wurden Smartphone-Apps vorgeschlagen, die die Häufigkeit der Nutzung des RijnWaalpads protokollierten und sie mit verschiedenen Vergünstigungen bei örtlichen Cafés, Fahrradläden und Händlern verbanden. Ein weiterer Teilnehmer schlug einen Chip vor, der die nächtliche Beleuchtung des Fahrradschnellwegs aktivierte.
Warum gibts sowas eigentlich bei uns nicht? Hier kann man bei Überlandradwegen froh sein, wenn sie breit genug und durchgängig guter Qualität sind.
Meines Wissens ist es in Berlin nicht üblich, für Fahrradinfrastruktur Architektenwettbewerbe zu veranstalten. Es gab mal einen, aber der liegt schon lang zurück:
https://rad-spannerei.de/blog/2007/06/02/fahrradbruecke-kaisersteg-verbindet-stadtteile/
Wir können ja schon froh sein, wenn die Radwege entlang der stark befahrenen Straßen ordentlich asphaltiert sind. Auf einer Trainingsrunde gestern abend konnte ich den Unterschied zwischen einem Radweg und der Bundesstraße real erleben: auf der Bundesstraße reicht ein schwächerer Scheinwerfer aus, um relativ sicher zu fahren – die Fahrbahnmarkierung hilft hier sehr. Auf dem begleitenden Radweg (auf den ich an einer sehr stark frequentierten Stelle gewechselt bin) konnte ich mit dieser Funzel froh sein, wenn ich den Weg gefunden habe.
Ok, es gibt inzwischen gute Lampen. Aber darum geht es nicht. Es ist nicht allein der Straßenbelag, der einen guten von einem weniger guten Weg unterscheidet. Auch die Markierungen tragen viel zu Komfort und Sicherheit bei.
Um Diskussionen pro / contra Radwege vorzubeugen: es gibt Straßen, die muss man nicht zu Hauptverkehrszeiten bzw. Nachts nutzen. Das Teilstück der B158, um die es mir geht, gehört dazu. Und ich bin ansonsten eher hardcore-ich-fahr-auf-der-straße-radler.
Es wäre schön, wenn in den Köpfen von Vekehrsplanern, Politikern und Autofahrern mal überhaupt ein Problembewusstsein für Ausbremsen von Radfahrern ankäme. Derzeit bekommt man ja immer zu hören man müsse halt langsam fahren wenn die abenteuerlichen Radwegkonstrukte gerechtfertigt werden. Dass man durch ausbremsen des Radverkehrs auf knapp über Schrittgeschwindigkeit den Aktionsradius auf die Hälfte oder noch weniger einschränkt wird ignoriert.
Was mich mal interessieren würde: Was macht denn diesen Schnellweg zum Schnellweg?
I.
Eine Freundin hat mir schon einige bezirksverbindende Schleichwege gezeigt, die durchaus schön belegen, ruhig und direkt sind. Nur nutze ich diese wegen meiner etwas höheren gefahrenen Geschwindigkeiten nicht, da Einsehbarkeiten und Kurvenradien zu oft unter 20 drosseln. (-;
Für den Normalnutzer müssten diese Wege jedoch nur gekennzeichnet und an einigen Stellen entschärft und legalisiert werden, das jedoch wirklich nur punktuell. Ob mir damit ein Ersatz für die breiten Ausfallstraßen geschaffen wird, die man jedenfalls jenseits der 30 ganz gut durchfahren kann, wage ich aber zu bezweifeln. Angelegte Schnellwege kommen für mich wahrscheinlich nur über Land in Frage.
II.
Ich bin öfters mal nachts auch über Land unterwegs, auf Radwegen geht dies bei relativ guten Lampen dennoch nur gedrosselt, dagegen reicht auf der Straße das Mondlicht eigentlich aus. Das liegt an den Erfahrungen mit Radwegführungen und sehr stark an der mangelnden Markierung. Gerade in Kurven ist einfach schlecht zu sehen, wo der Radweg endet und wo der Acker anfängt. Dieses Problem ist zumindest bei Ortsverbindungen sicher auch häufig für andere Menschen vorhanden.
Was Abwrackprämie schreibt, beschreibt den Zustand sehr gut. Und selbst wenn man sich ernsthaft um den Radverkehr bemüht, macht man mangels Expertise und zugunsten des motorisierten Verkehrs oft immer noch viel falsch. Siehe Linienstraße, die man von manchen Nebenstraßen legal gar nicht erreichen kann, weil der Verkehr mit Abbiegepfeilen in die Torstraße geleitet wird.
Und Kruste, teilweise werden genau diese Verbindungen ja ausgeschildert, das sieht man immer mehr in der Stadt. Für schnelles Fahren ist das oft in der Tat nichts, vorrangig sind hier Sicherheitsgefühl und Ruhe. Eine ernstgemeinte Schnellverbindung, also eine kilometerlange für Radfahrer reservierte Straße wär doch mal was. Aber laut Bauchgefühl hierzulande völlig undenkbar.
Ich bin vor einem knappen halben Jahr aus der Lüneburger Heide hier nach Bremen gezogen. Seit dem ist es nicht mehr so einfach mal eben aufs Rad zu steigen und ne kleine Tour zu starten. Bis du hier aus dem Zentrum raus bist und einigermassen schöne Radwege findest, vergeht ne ganz schöne Zeit.
Deswegen finde ich so eine Idee, mal etwas für die Radler zu tun, gar nicht mal so schlecht.
Aber ich muß mich berlinradler leider anschliessen…. „hierzulande leider völlig undenkbar :o( „