Die Berliner IHK spricht sich offen gegen den vom Senat in Kürze zu verabschiedenden neuen Stadtentwicklungsplan Verkehr (StEP) aus, der eine kompromissorientierte Teilnahme aller Menschen am mobilen Leben als Ziel definiert. Dabei spielen Umwelt- und Ressourcenschutz, Flächen- und Rohstoffverbrauch und die Steigerung des sogenannten Umweltverbundes aus Fußgängern, Radfahrern und ÖPNV eine Rolle. Erreicht werden soll dies durch die Entwicklung und Umsetzung einer Radverkehrsstrategie, Vorrangschaltungen für ÖPNV, Parkraumbewirtschaftung u.v.m.
Darin sieht die Industrie- und Handelskammer eine Benachteiligung der in ihren Augen allein wirtschaftsrelevanten Verkehrsteilnehmer – der Autofahrer. Offen spricht sie sich gegen „Grüne Wellen“ für Radfahrer und Fahrradstreifen auf Hauptstraßen aus. Dorette König vom ADAC zweifelt an den Verkehrsprognosen des Senates, die von einem Rückgang des Autoverkehrs ausgehen, und fordert daher u.a. den Ausbau der A100 und der TVO sowie eine Trennung der Verkehrsarten, die u.a. durch Fahrradstraßen statt Fahrradstreifen erreicht werden soll. Die stadtweite Einführung von Tempo 30 wird abgelehnt, u.a. weil durch den fehlenden Vorteil der Hauptstraßen dann auch Wohngebietsstraßen stärker genutzt würden und Nutzfahrzeuge ohnehin nicht für dieses Tempo konzipiert seien.
Jeder Gewerbetreibende in Berlin ist (Zwangs-)Mitglied der IHK und zahlt jährlich Mitgliedsbeiträge. Die IHK scheint anzunehmen, dass Gewerbetreibende und Unternehmen grundsätzlich auf Kraftfahrzeuge (und nur auf diese) angewiesen sind. Radfahren steht in einer Schmuddelecke, die der Wirtschaft nicht dient und somit auch nicht zu fördern ist. Und die (meine) Realität? Als Gewerbetreibender im IT-Bereich kenne ich einige Unternehmen. Meist sind Kraftfahrer in der Minderheit, auch Geschäftsführer gut laufender Unternehmen mit hohem Jahreseinkommen fahren gerne mit dem Fahrrad. Viele Angestellte nutzen den ÖPNV oder das Fahrrad, oft ist das Auto nur eine Notlösung für diejenigen, die ungünstig wohnen oder auf die S-Bahn angewiesen sind.
Noch immer haben wir jährlich ca. 40 Verkehrstote in Berlin, eine hohe Subventionierung des motorisierten Verkehrs durch alle Steuerzahler und oft eine ineffiziente und langsame Verkehrsanbindung, die allein durch eine Verbesserung der Kraftfahrersituation nicht zu beheben ist – ja meist sogar durch den Autoverkehr verursacht wird! Mit ihrer Hardcore-Pro-Auto-Haltung gibt die IHK keine Antworten auf diese Probleme. Der Radverkehr hat seinen Anteil daran, dass in Berlin der Kraftverkehr flüssiger läuft als in anderen Städten, eine sinnvolle Förderung müsste also auch im Sinne der IHK sein.
Liebe IHK, überlass die Politik doch einfach den Parteien und kümmere Dich um alle Deine Mitglieder!
IHK: Berlins Verkehrsnetze: Klares Konzept und mehr Investitionen
die haben echt n ding am laufen.
im zugehörigen TAZ-artikel stand, dass auch die möglichkeit mit dem auto fahren eine stadt lebenswerter mache.
die spinnen total.
Das wir Radfahrer nicht erwünscht sind, hat man ja wieder im Winter gemerkt:
– Radwege werden nicht geräumt
– Wird ein Radweg geräumt, ist nur dieser geräumt und die Fußgänger müssen ihn mit benutzen und es wird nicht zugelassenes Streugut verwendet. Natürlich kommt man als Radfahrer auf diesen Radweg nicht rauf, weil die Zufahrten mit meterhohen Schneebergen versperrt sind
– Es wird Schnee auf den Radwegen abgekippt
– Bei Kaufland ist alles geräumt und der Schnee wird auf den Fahrradstellplätzen abgeladen
– Durch Schnee verenkte und glatte Straßen sind eine Einladung, den Radfahrer noch näher als sonst zu überholen. Autofahrer kommt ja sonst nicht vorran. (der Arme)
– Fahrradstraßen dienen als Durchgangsstraßen für den Autoverkehr (sonst muss man ja umwege fahren)
Sorry, musste mich hier grad mal auskotzen. 🙂
das kann ich so nur bestätigen, michael.
hauptsache der autoverkehr rollt zu lasten aller anderen verkehrsteilnehmer.
ja, das macht die stadt doch gleich lebenswerter.
was sagt eigentlich unsere neuer fahrradbeauftragter dazu? hat der sich zum winterdienst schon mal in den medien geäussert?
das selbe in österreich, die wirtschaftskammer (in der mensch als gewerbetreibender auch zwangsmitglied ist), bringt alle paar ausgaben zum thema „wirtschaftsverkehr“, da gehts dann darum das die kleintransporteure doch bitte die busspuren mitbenützen dürfen.
in der zeitung für die fachgruppe handel wird dann gleich mal im editoral von „alle regeln mißachtenden rafahrern“ herumschwadroniert, hier als pdf download: http://sharebee.com/ef7f8858
Das liebe ich an den Kommentaren in diesem Blog. Wenn ein weniger allgemeiner, sachbezogener Artikel veröffentlicht wird, dreht es sich in den Kommentaren gleich wieder um Alles. Was hat die IHK mit dem Nicht-Räumen von Radwegen im Winter zu tun? berlinradler hat zu Recht gefordert, dass die IHK sich aus der Politik heraus halten soll. Da ist es natürlich nicht zielführend, wenn in den Kommentaren allgemein über den Zustand von Radwegen diskutiert wird – das ist Aufgabe der Politik bzw. Verwaltung.
Natürlich ist für eine funktionierende Wirtschaft auch eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur erforderlich. Dass diese vor allem durch (teure) Erweiterungen gewährleistet wird halte ich für überzogen. Ich wage zu behautpen, dass die Wirtschaft mehr dadurch leidet, dass zu viele (private) Wege mit dem PKW zurückgelegt werden, was zu Staus führt, die für den beruflich bedingten Verkehr zu erheblichen Mehrkosten führen. Ebenso ist der erbärmliche Zustand der Berliner Straßen sowohl ein Unfall- bzw. Materialermüdungsfaktor wie auch ein Grund für ein langsameres Vorankommen. Die Behebung dieser Probleme sollten voran gestellt werden, bevor ein Ausbau der Verkehrswege (egal, für welche Verkehrsart) gefordert wird.
Fahrradstraßen (aber auch Radspuren etc.) sind nur dann sinnvoll, wenn ich mit dem Rad ohne Gefahr durch Schlaglöcher in akzeptabler Zeit sicher vorankomme. Darin unterscheiden sich Radfahrer und Autofahrer wohl nicht sonderlich. Da sollte angefangen werden. Was nutzen neue Straßen, wenn die alten verfallen?
Ansonsten ist es prinzipiell nicht verkehrt, Straßen als Fahrradstraßen auszuweisen. Dies darf natürlich nicht dazu führen, dass diese als Regel und Radfahrer auf anderen Straßen als störend empfunden werden. Dies liest man jedoch zwischen den Zeilen des IHK-Kommentar. Also auch hier muss genau hingesehen werden.
Leider sind die Informationen zum neuen Stadtentwicklungsplan Verkehr noch nicht öffentlich zugänglich, so dass die Kritikpunkte der IHK auch nicht im Einzelnen beurteilt werden können.
Stattdessen hier noch einmal der Schlusssatz vom berlinradler:
Wann endlich hören diese Zwangsmitgliedschaften in den diversen Kammern auf. Die IHK ist ein sogenannter Träger öffentlicher Belange (TöB) und mischt sich überall ein, ohne vom Volk gewählt zu sein Ich bin Zwangsmitglied – und man kann nichts dagegen tun 🙁
Hier in Ol hat die besagte Kammer Bauvorhaben in der Innenstadt gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt. Wie? Sie hat ihr Vetorecht als TöB missbraucht, indem sie die Entscheidungs(träger)marionetten vor die Wahl gestellt haben „Entweder Ihr stimmt hier zu, oder wir stimmen bei Euch nicht zu.“
Die besagte Kammer fällt hier nur auf mit dem Spruch „Wir brauchen mehr Autobahnen“ und „ohne Autobahnen kein Wachstum“ ach ja und Parkhäuser überall“ was will man als Radfahrer da noch erwarten?
Lieber BikeBloggerBerlin,
ich habe mich bereits dafür entschuldig, dass ich etwas ausschweifend war.
Nichts desto trotz haben die Punkte sehr wohl etwas mit dem Standpunkt der IHK zu tun.
– Die IHK fordert einen Ausbau der Fahrradstraßen
Dieses Konzept scheitert so lange, bis endlich mal jemand den Verkehr
kontrolliert. Dasselbe gilt für Fahrradstreifen auf Straßen, die, solange die
Regelungen nicht forciert werden, keinen Sinn machen.
Was nützt es, wenn auf dem Grabstein steht: Er war im Recht!
– Geschäfte gehen grade im Winter konsequent gegen Radfahrer vor, was
mein Beispiel vedeutlichen sollte. Sprich: Die Einstellungen eines Teils
der IHK Mitglieder bzw. deren Ignoranz ist vorhanden und besteht.
Es muss sich etwas an den Grundeinstellungen der Menschen ändern.
Natürlich wird bei solch einer Einstellung für Autofahrer geworben.
Übersehen wird, dass ich mit dem Fahrrad eine gleichwertige Kaufkraft
besitze und gleiche Mengen an Gütern wie mit dem Auto transportiere
– Ohne benutzbare Radwege werden die meisten Menschen natürlich
das Auto benutzen, da Sie sich nicht mit den anderen Autofahrern
auseinander setzten wollen. Sprich: Nicht geräumte Radwege führen
zu dem Irrglauben, dass der Fahrradverkehr irrelevant ist
Deine Aussagen klingen eher nach pro Auto. Mir ist es eigentlich egal
wie die Straßen mit Schlaglöchern bespickt sind. Ist sogar besser für mich,
da dann der Verkehr langsamer rollt und die Autos nicht so schnell an
mir vorbei fliegen.
Wir müssen endlich mal von dem Gedanken weg, dass die Straße dem Auto
gehört. Wenn das gelingt, brauchen wir auch nicht mehr über Radwege
diskutieren. Alle Verkehrskonzepte helfen nichts, wenn in den Köpfen der
Menschen das nicht ankommt und solange der Polizei die Straßenverkehrs-
verstöße gegenüber Radfahrern egal sind, was sie IMHO zur Zeit sind.
Dies musste ich im letzten Jahr oft miterleben.
Ich spinne einfach mal ein bischen rum, wie diese PM entstanden sein könnte:
Der IHK-Vorsitzende steht jeden Morgen im Stau, wenn er von seinem Häuschen im Umland Berlins in sein Büro in der Büro in der Berliner Innenstadt fährt. Selbstverständlich fährt man in dieser Standesklasse immer mit dem Auto, wegen Status und so. Auch privat ist der Herr immer mit dem Auto unterwegs, auf dem Dorf kein Problem. Irgendwelche Einkäufe macht sowieso die Gattin oder die Sekretärin. Mit anderen Worten: Der hat mit dem realen Leben nix zun tun. Jetzt kommt da so eine Meldung auf seinen Tisch, dass der Senat das Radfahren das Radfahren und Zufussgehen stärker fördern will, indem er ihnen mehr Raum gibt. Und das geht nur, wenn man den Kraftfahrern Raum wegnimmt. Der Herr Vorsitzende sieht sich darauf hin jeden Morgen noch länger im Stau stehen und beschliesst, etwas zu machen.
Und so entstehen weltfremde PMs von weltfremden Leuten.
ach quatsch, der ihk hauptgeschäftsführer ist doch selber passionierter radfahrer:
http://www.stadtvertrag-klimaschutz.de/zum-projekt/mach-mit/beitrag-details.html?tx_dscmitmachtool%5Bauid%5D=19
😉
@Purpur, danke für den Link. Das klingt so wie das Bekenntnis des „Umweltministers“ Röttgen, irgendwann im Sommer auch mal mit dem Rad ins Ministerium zu fahren. Politik und Möchtegernpolitik (IHK) hinken dem Bürger um Jahre hinterher.
hehe… auch von mir danke für den Link („Fahrradtrikot“ – aha). Immerhin kennt der dann die Straßensituation, denn 15km am Stück auf einem Radweg mit entspanntem Fahren sind in Berlin nicht möglich.
Die IHK ist eine Lobby-Gruppe, genauso wie der ADAC und der ADFC. Beschäftigen sich die beiden letzteren einäugig mit ihrer eigenen Verkehrswelt, hat die IHK einen breiteren Anspruch, Verkehr gehört da aber natürlich als wichtige Komponente mit rein. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass das Gros der Mitglieder, ob Zwang oder nicht, sich mehr über die Verkehrsprobleme des Autoverkehrs beklagt als Verbesserungen für den Radverkehr einfordert. Ist doch schizophren, sich beim Stadtvertrag Klimaschutz zu beteiligen (das ist nicht nur der GF: die sind einer der 4 Träger!) und dann mit so einer Stellungnahme aufzuwarten. Immerhin handelt es sich beim STEP Verkehr ja um eine Planung die auf Verkehrsprognosen basiert. Da gemeinsam mit dem ADAC zu behaupten, man glaube nicht an die Zahlen ist doch ein bisschen dünne. In so einem Fall sollte man sich tatsächlich zurückhalten. Fundierte Kritik – gerne, Lobbyarbeit für die Wirtschaft die in der IHK vertreten ist – sicher, alte Parolen – nein danke.
Ein interessanter Beitrag. Wenn sie nicht an die Zahlen glauben … belehren wir Sie einfach eines besseren. Schwingen wir uns wieder auf die Räder!
Ach bin ich froh, dass ich nicht in der IHK sein muss.
Meint
Johann
beispiel oranienstraße:
links und rechts parkende autos. und alle paar meter autos die in zweiter reihe parken. mit dem rad kein problem, da man zum vorbeifahren nicht viel platz benötigt. das auto allerdings benötigt beim überholen mehr platz, muss also mehr auf den gegenverkehr achten. so kommt es das sich die autos stauen und dann selbst mit dem rad kein vorankommen mehr möglich ist.
beispiel fahrradstreifen als zusatzspur für linksabbieger breitestraße:
linksabbieger fahren oft auf dem fahrradstreifen bis es zu eng wird oder vor ihnen nicht mehr weiter geht und sie stehen bleiben müssen. mit dem rad stehst du dann auf dem zugestellten radstreifen hinter den autos bis die ampel grün wird.
Konsequenz für mich: wenn ich die situation schon von weitem erkenne, weiche ich selbsverständlich auf den fußweg aus.
so, das musste jetzt mal niedergeschrieben werden
viele grüße
in der breitestraße meine ich natürlich die rechtsabbieger, nicht linksabbieger
„Konsequenz für mich: wenn ich die situation schon von weitem erkenne, weiche ich selbsverständlich auf den fußweg aus.“
Definitiv die falsche Konsequenz. Was können denn die durch Dich dann belästigten Fußgänger dafür, das die Autos die Fahrbahn dicht machen?
Einfach links vorbei, ist in solchen Fällen der richtige Weg.
Meine Frau sagt übrigens immer: „Radfahrer auf dem Fußweg sind irgendwie keine richtigen Männer“ 😉
@chris
der fußweg ist dort sehr breit und viele fußgänger laufen dort nicht.
Kann mir jemand erklären, wie „grüne Wellen“ für Radfahrer funktionieren? Ist das nichts weiter als ’ne grüne Welle für Autos, nur dass die Durchschnittsgeschwindigkeit zur Berechnung der Ampelphasen auf Radfahrerniveau herabgesenkt wird? Welche Geschwindigkeit wird da angesetzt? Auf welchen Straßen soll das realisiert werden? Gibt es da schon konkrete Pläne?
Ich glaub für ne grüne Welle ist der Radverkehr zu heterogen was die geschwindigkeit angeht.
Was sagen eigentlich die Fahrradläden, die ja bestimmt Mitglieder bei der Ihk sind, zu diesem starken Stück von pm…
deren meinung zaehlt wohl nicht, da ihr teil des umsatzes am gesamtumsatz aller ihk mitglieder auch in ner strukturschwachen region wie berlin eher marginal sein dürfte.
Meiner Meinung nach ist die Grüne Welle für Radfahrer ein Widerspruch in sich. Radverkehr benötigt eigentlich keine Ampeln. Die Ampeln gibt es nur wegen dem motorisiertem Verkehr.
Eine einfache Vorfahrtsregelung per Schild würde völlig reichen.
Soweit mir bekannt, gibt es die Grünen Wellen in Kopenhagen, ich glaube für 20 km/h ausgelegt. Mag langsam klingen, könnte die Durchschnittsgeschwindigkeit an beampelten Hauptstraßen aber durchaus erhöhen.
Warum die IHK das aufgegriffen hat, weiss ich nicht. Wenn das in Berlin diskutiert wurde, ist es mir neu.
Das mit dem Umsatz würde mich sehr interessieren. Zwar werden Fahrradläden ansich nicht die Haupteinnahmequelle der IHK sein. Die Frage ist aber, inwieweit die IHK darauf angewiesen ist, dass nach Möglichkeit nur Auto gefahren wird. Den entsprechenden Industrien würde das ja durchaus gefallen. Negativ für die Wirtschaft ist der Autoverzicht aber doch nur, wenn das gesparte Geld nicht woanders ausgegeben wird. Einzelhandel u.ä. müssten sich doch freuen, wenn das Geld ihrer Kunden nicht in Benzin, Reparaturen und Bußgelder, sondern lieber in Produkte fließen würde.
Zur Grünen Welle in Kopenhagen gibt es hier Informationen:
http://www.nationaler-radverkehrsplan.de/praxisbeispiele/anzeige.phtml?id=2150
aber ein großteil der einzelhändler geht wohl davon aus, das ihre kunden bevorzugt mit dem auto vor die tür fahren. das gleiche gilt für die angestellten vieler betriebe.
die grüne welle für radfahrer sagt mir atm nicht so zu. meistens kann ich auch die grüne welle für autofahrer mitnehmen, da würde mich ne schnittgeschw. von 20kmh vermutlich ziemlich ausbremsen.
Heute hat mich die Fahrerin des Smart „B-RD 9806“ beinahe absichtlich angefahren, ich musste ausweichen. Grund: Zwischen zwei Hindernissen auf dem Engeldamm bin ich nicht auf den Radstreifen eingeschert. Da die Kfz kaum schneller waren als ich, hätte ich sonst ewig warten müssen, um wieder einscheren zu können.
Na Hauptsache der Wirtschaft gehts gut, und solche Straftäter wissen noch nicht mal, dass sie überhaupt welche sind.
> meistens kann ich auch die grüne welle für autofahrer mitnehmen,
Du fährst also einen Schnitt von 65 km/h? Respekt, Mann, Respekt.
Wenn ich nach meinen morgentlichen 10 Kilometern auf Arbeit angekommen bin, steht auf meinem FC bei Durchschnittsgeschwindigkeit meistens 15 km/h. Im Sommer werden es auch mal 18 km/h. Muss ich mich jetzt schämen? Ich trau mich nicht, meinen Namen zu sagen.
Ich habe Herrn Kaden (den Autor des besagten IHK-Artikels) per Mail gefragt, seine Ausführungen genauer zu erläutern. Hier seine Antwort, die grüne Welle betreffend:
„[…] Eine grüne Welle für Radfahrer ist dann nachteilig für den Wirtschaftsverkehr, wenn sie die Grüne Welle für den Kraftfahrzeugverkehr stört, dessen Stetigkeit auch wichig für die Emissionsreduktion ist. Überdies stört sie die Bevorrechtigung von ÖV-Fahrzeugen und die Anforderungsschaltungen für Fußgänger. Radfahrer haben sehr unterschiedliche Geschwindigkeiten, was diesem Ansatz zuwiderläuft. Fahrradstraßen, wie die Linienstraße sind da u.E. der bessere Ansatz.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Lutz Kaden“
Wenn ich das richtig verstanden habe, sind das sämtliche Bedenken, die auch schon in dem Beispiel aus Kopenhagen widerlegt wurden (Danke an berlinradler für den Link).
Die Antwort setzt ja voraus, dass eine bereits vorhandene Kfz-Grüne-Welle durch eine für den Radverkehr ersetzt wird. Ich kann schwer einschätzen, wie viele grüne Wellen es so gibt.
Zudem setzt sie voraus, dass die Vorrangschaltungen für den ÖPNV auch genutzt werden, was meist nicht der Fall ist. Der Senat hat zwar viele Ampeln entsprechend umgerüstet, nutzt diese aber nicht. Was übrigens zu Mehrkosten bei der BVG führt, die bei schnellerer Fahrzeit Fahrzeuge einsparen könnte.
Und wenn die Linienstraße in der betriebenen Ernsthaftigkeit ein „guter Ansatz“ ist, dann haben wir auch sonst keine Probleme. Schlechter gehts nämlich kaum.
Also auf den meisten Hauptverkehrsstraßen existiert eine grüne Welle. Die ist meistens auf 50-65km/h geeicht, also für Radfahrer heißt das meist viele Rote Ampeln.
@ schimmel. die geschichte mit der emissionsreduzierung würde mich dann schon interesseiren. dazu habe ich im kopenhagenartikel nichts gefunden. die sache mit der nur scheinbaren heterogenität des radverkehrs finde ich hingegen sehr interessant. das ist idt ein oft vorgrebachtes argument der gegner der welle. (auch wenn es meinen eigenen fahrgewohnheiten widerspricht ists ja eine durchaus unterstützenswerte sache.)
@ prokrastes
viele ampeln scheinen eher für einen durchschnitt von 40- max 50 kmh ausgelegt zu sein. sprich mit knapp 40 kmh erwischt man sie noch so gerade. das gilt besonders für strecken mit recht kurzen teilstücken aber auch auf der b96 (tdamm usw) sind die takte eher für diese unrealistischen werte ausgelegt.
Die Emissionsreduzierungs-Geschichte hab ich so auch schon an anderer Stelle gelesen. Damit kann man natürlich wunderbar die allergrößten Einschränkungen für alle anderen Verkehrsteilnehmer begründen. Und jede Autobahn, die zwar die Stadt durchschneidet, aber stetig befahren werden kann. In dieser Logik stört jede Ampel, jeder Zebrastreifen …
Ein stetiger Punkt-zu-Punkt -Verkehr ist ein Widerspruch, den insbesondere die Städte spüren, die fast nur aufs Auto gesetzt haben. Peking ist z.B. eine sehr autofreundliche Stadt – für 10 km braucht man hier teilweise eine Stunde mit dem Auto. Stetigkeit funktioniert nur durch Kreuzungsfreiheit – das kann man im Flug- oder Bahnverkehr erreichen, eben aber nicht im Autoverkehr.
Die 70er-Jahre-Autostadt-Fantasien sind eigentlich zu überholt, als dass die IHK sie wieder rauskramen sollte. Effizienten Autoverkehr erreicht man nicht, indem man ihn für jeden so attraktiv macht wie möglich, sondern indem man denen, die eigentlich auch anders fahren könnten, ernsthafte Alternativen anbietet. Selbst wenn diese mal eine Benachteiligung des Autoverkehrs nach sich ziehen, was ja eher selten der Fall ist, ist die Bilanz am Ende doch eher positiv.
In Berlin funktioniert der Autoverkehr relativ gut. Das liegt aber nur marginal an der übermäßigen Bevorzugung, sondern eher daran, dass viele mit ÖPNV oder Fahrrad fahren können.
@ Schimmel: Danke für deine Nachfrage bei der IHK.
Der straßengebundene Nahverkehr ist tatsächlich oft ein Argument, eine Tempo-30-Strecke nicht einzurichten, das würde natürlich umso mehr gelten, wenn es um noch niedrigere bevorzugte Geschwindigkeiten im Sinne einer grünen Welle für Radler ginge. Die Ampelschaltungsfrage für Fußgänger ist dagegen ein Witz, die werden ohnehin wie die letzten Verkehrsteilnehmer behandelt, warten ewig auf Grün und kommen teilweise oft nicht mal bei einer Phase über eine Querung mit Mittelinsel. Ich glaube nicht, dass die bei Grüner Welle für Radler schlechter fahren …äh gehen würden. Ist ja auch irgendwie Wurst, wie man solche Ströme am besten regelt. Letztlich gibt es dafür genug Untersuchungen, Modelle, Beispiele. Da sollen die Verkehrsplaner mal ruhig ihre Arbeit nach bestem Wissen machen. Entscheidend sind doch die politischen Vorgaben. Welche Verkehrsträger gibt es momentan in der Stadt, welche will man in der Stadt zukünftig in welchem Mix haben. Und da ist doch ganz klar, dass ein starker Wandel nötig ist, um auf die gewandelten Mobilitätsbedürfnisse (… und -möglichkeiten) einer zukünftigen GEsellschaft reagieren zu können. A100 und Co sind da definitiv reine Geldverschwendung.
Sehr Interessant find ich das die Ihk bei dem Stadtvertrag Klimaschutz mit macht, scheint ja der Ihk sehr wichtig zu sein mit der Umwelt…